Die gesellschaftliche Wahrnehmung der NS-Verbrechen in den vergangenen 70 Jahren unter kritischer Hinterfragung auch der Rolle des ITS. Unmittelbar nach der Befreiung begann ein bis heute andauernder Prozess der Definition des Nazi-Unrechts und seiner Abgrenzung z. B. von einer normalen"e; Kriegsfhrung oder Kriminalittsbekmpfung. Im Zusammenhang mit der Strafverfolgung der Tter, der Entschdigung der Opfer und im ffentlichen Gedenken wurde das Bild des Nazi-Unrechts, und mit ihm der Kreis der anerkannten NS-Verfolgten, immer wieder neu bestimmt - und ausgeweitet. Als wichtigste Institution bei der Erteilung von Ausknften ber einzelne Verfolgte war der International Tracing Service (ITS) in diese Prozesse eingebunden - und stand beim Erwerb und der Erschlieung neuer Dokumente stets zugleich selbst vor der Herausforderung, den Kreis der NS-Verfolgten zu definieren. Diese Entwicklung in der Wahrnehmung der NS-Verbrechen und ihrer Opfer - in der Gesellschaft wie im ITS - wird hier kritisch betrachtet. Vor allem am Beispiel der als Asoziale"e; Verfolgten zeigt sich, wie stark der ITS das jeweils gesellschaftlich vorherrschende Bild des Nazi-Unrechts bernahm, oder wie weit er sich von diesem mitunter auch entfernte - oft zum Vorteil, manchmal aber auch zum Nachteil der betroffenen Menschen.