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Marc Lelky

Herrscher der Fantasy-Welt

Gay Fantasy





BookRix GmbH & Co. KG
81371 München

Das Buch

 

Dieser seltsam gekleidete und komisch sprechende Mann ist wohl nicht der, mit dem er sich treffen wollte. Er führt ihn tiefer in den Wald und offenbart ihm, dass er der lange gesuchte neue Herrscher dieser Parallelwelt ist. Nur er kann die feindlich besetzte Hauptstadt befreien. Allein und ohne Bewaffnung, wie es scheint.

 

Jemand möchte ihm zur Begrüßung „Vergnügen bereiten“ – und ihm kommt etwas bekannt vor. Bald muss er sich fragen, ob er ihn oder diesen „Abgesandten“ anziehender findet – oder womöglich diese Frau? Bevor er losziehen kann, zeigen sich dunkle, bedrohliche Formen am Himmel. Soll er in direkten Kontakt mit dem Universum treten, so wie beim Ritual dieses Volkes?

 

*

 

Kann Spuren von heterosexuellen Begegnungen enthalten.

 

Inhalt

 

Kapitel 1 – Das Treffen

Kapitel 2 – Die Ersatzstadt

Kapitel 3 – Der Herrscher

Kapitel 4 – Das Universum

Kapitel 5 – Der Aufbruch

Kapitel 6 – Das Gasthaus

Kapitel 7 – Das Lager

Kapitel 8 – Die Fernen Lande

Kapitel 9 – Aus heiterem Himmel

Kapitel 10 – Die Kleinstadt

Kapitel 11 – Die Stärkung

Kapitel 12 – Aufbruch ins Gebirge

Kapitel 13 – Das Tal

Kapitel 14 – Der Kampf und der Wunsch

Kapitel 15 – Die Blockade

Kapitel 16 – Das Hindernis

Kapitel 17 – Der Einmarsch

Kapitel 18 – Das Angebot

Kapitel 19 – Die Herrschenden

Anhang / Personen / Kontakt

Impressum

 

Kapitel 1 – Das Treffen

 

 

Immerhin hatte er überhaupt geantwortet. Vom westlichen Stadtrand aus war es zu diesem Treffpunkt nicht sehr weit gewesen. Doch ich erwartete mir nichts. Nur dieses gewisse Gefühl in meiner Magengegend sagte mir, dass ich mir Großes erwarten sollte. Auch schwitzten meine Hände wahrscheinlich nicht nur wegen des schwülen Wetters.

 

Eine Straße zweigte ab, die wohl dort vorne am Waldrand endete. Dieses Gefühl wurde für einen Moment stärker, als ich den Straßennamen las. Hier und ein Stück weiter, hatte er gemeint. Es waren noch mehr als zehn Minuten bis zur vereinbarten Zeit, und ich sah mich um. Die Wohnhäuser verfügten alle über einen großen Garten. Was, wenn er mich von einem Fenster aus beobachtete? Ich hätte ebenfalls niemand meine genaue Hausnummer verraten.

 

An einer schattigen Stelle sah ich nochmals nach der Zeit, und es waren noch drei Minuten. Es wurde immer klarer, dass er nicht auftauchte. Sollte unser Treffpunkt doch das Ende der Straße direkt am Waldrand sein? Sollte ich ihm noch eine Nachricht schreiben und fragen? Dieses Bauchgefühl wandelte sich in eine andere Richtung und sagte mir, dass ich das nicht machen sollte. Höchstens der Form halber einige weitere Minuten warten. Niemand war hier, schon gar niemand, auf den die Beschreibung passte. Eine, bei der mir recht heiß geworden und wo das kribbelige Gefühl geblieben war.

 

Was hatte ich mir wirklich erwartet? Dass mich jemand mit einem süßen Lächeln begrüßte und sich wenig später um meine männliche Anspannung kümmerte? Das auch gern öfters machen wollte, während wir an einem lauen Sommerabend herumlagen? Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und spürte, wie sich dieses Drücken oder Kribbeln von Sekunde zu Sekunde löste. Der leichte Wind ließ die Blätter der Bäume dort vorne rascheln. Ein anderes Gefühl erfasste mich. Eines, das mich in Richtung Wald zog. Konnte er tatsächlich diese Stelle gemeint haben? Egal. Ich hatte mir nichts erwartet und war nicht enttäuscht worden.

 

Ein schmaler Wanderweg führte vom Ende der Straße aus in den Wald hinein. Was auf dem Wegweiser stand, konnte ich nicht lesen. Er schien uralt zu sein, und ich fühlte die raue, verwitterte Oberfläche. Bereits nach einigen Metern ließ die Schwüle des Tages deutlich nach, oder es kam mir so vor. An manchen Stellen schaffte es grelles Sonnenlicht auf den Waldboden, und ich ging weiter. Schließlich hatte ich den ganzen Tag Zeit.

 

Irgendwie veränderte sich das Licht. Je nachdem, wie ich die Hände vor das Gesicht hielt, um mich vor der direkten Sonnenstrahlung zu schützen. Dieses Gefühl, ungefähr wie bei meiner Anreise, kam wieder auf. Ein Schauer lief über meinen Rücken. Wenn ich mich ein wenig konzentrierte, schien sich wirklich alles zu verändern. Klar, und die richtigen Lottozahlen würden mir auch gleich einfallen.

 

Der Wald lichtete sich, und alles endete erst einmal an einem Abhang. Sollten von hier aus nicht Häuser zu sehen sein? Oder eine Straße? Stattdessen tat sich vor mir ein weites Tal auf, das von bewaldeten Hügeln umgeben war. Ich hatte keine Lust, auf dem Plan nachzusehen. Absolut niemand war hier – und diese Stelle dort drüben, von dichtem Grünzeug umgeben, war sicher kaum einsehbar.

 

Einige Male hatte ich bereits allein mitten im Wald getan, was mir nun vorschwebte. Wäre dieser Typ aufgetaucht, hätte ich das in diesem Moment vielleicht mit ihm gemacht. Schnell sah ich nach links und rechts und fühlte durch den Stoff meiner kurzen Hose, was sich dort gerade tat. Ach, wenn schon, dann gab es sicher noch bessere Stellen. Noch besser, ich ging zurück und sah mich zuhause ganz gemütlich nach Alternativen um. Nach Leuten, die sich vernünftig anhörten und wo ich das Gefühl verspürte, dass sie tatsächlich beim Treffpunkt auftauchten. Nicht nach solchen, die spannend klangen und mit einem schlichten „Nein“ auf die Frage nach ihrem Interesse an mir antworteten.

 

War es nicht hier gewesen? Ein leicht kühler Luftzug traf mich, und nur in diesem T-Shirt fühlte es sich in diesem Moment fast zu kalt an. Aber nur fast. Ich bog in eine Abzweigung, die anscheinend in die richtige Richtung führte. Nach einigen Metern begannen grobe, abgerundete Steine den Boden zu bedecken. Noch deutlich größere waren mit Moos bewachsen und begrenzten den Weg auf beiden Seiten. Ich hatte im Moment wirklich keine Ahnung, wo ich war. Da meldete es sich wieder, dieses Bauchgefühl.

 

Nach einem leichten Anstieg tauchte auf einer Seite eine Mauer aus kleineren Steinen auf, mit der eine steile Böschung verbaut war. Sah zumindest nicht so aus, als wäre das natürlich entstanden. Obwohl es noch nicht so spät sein sollte, kam es mir dämmrig vor. Ich wollte nach der Zeit sehen – aber mein Smartphone hatte sich abgeschaltet. Der Akkupack in meinem Rucksack sollte voll sein, aber mit diesem tat sich ebenfalls nichts. Somit fiel auch die Möglichkeit flach, auf dem Plan nachzusehen. Das Gefühl in meinem Magen verstärkte sich weiter.

 

Ich ging schneller, rannte fast, kam erneut zu dieser Stelle mit der Aussicht. Hier müsste es doch zurück auf diese Straße gehen – ging es aber nicht. Was zum …? Meine Atmung beschleunigte sich, ich schloss kurz die Augen, blickte nach oben in die Baumkronen. Ganz ruhig, noch einmal überlegen. Bilder bauten sich in mir auf, wie manchmal im Halbschlaf. Der Weg aus groben Steinen setzte sich darin fort, nur war er nun von hohem Gras und irgendwelchen Blumen umgeben. Im Hintergrund ragten schroffe, felsige Berge hunderte Meter in die Höhe. Ich schreckte auf, weil ein Geräusch die fast völlige Stille störte.

 

Nichts war da, nicht vor mir, hinter mir und auch kein Vogel oder sonst etwas über mir. Ein enges Gefühl im Hals sollte mir die Luft abschnüren, ein Kribbeln sich durch meine Arme und Beine ziehen. Aber das geschah nicht. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich war einen halben Kilometer gegangen und hatte mich verlaufen? Sollte ich hier übernachten oder was? Die kleine Mulde mit dem Moos und den Farnen fiel mir auf. Klar. Ganz ruhig, ganz ruhig – und da waren die Geräusche wieder.

 

Diesmal hörte ich Schritte und zuckte zusammen. Aber vielleicht konnte ich fragen, wie ich zurückkam. Jemand drückte einige Zweige zur Seite und trat hervor. Es war … ein eher großer Mann mit langen und trotz seines jüngeren Alters eher schwarzgrauen Haaren. Und ein paar roten Strähnen? Bei seiner Kleidung blieb mir kurz der Mund offen. War das ein Trachtenanzug? Nein, sah ziemlich … alt aus. An seinem Gürtel suchte ich … ein Schwert, aber da war keines.

 

Augenblicklich erstarrte auch er, nachdem er mich bemerkt hatte. Nur ganz leicht schienen seine Finger zu zittern, sein ganzer Körper, während das bei mir irgendwas verhinderte. Ja, etwas lag auf einmal in der Luft. Vielleicht schon die ganze Zeit, und nun spürte ich es deutlicher. Er sah mich ganz genau an, ganz langsam von oben bis unten, und sagte nichts.

 

„Äh, hallo, guten Tag“, sprach ich ihn an. „Wissen Sie vielleicht, wo hier …“

„Ihr seid es tatsächlich“, unterbrach er meine halblaute Frage, und dieses leichte Zittern schwang in seiner Stimme mit. „Wir hatten nach all der langen Zeit Erfolg.“

„Ja, aber, Moment … wer bitte?“

„Entschuldigt mein unvermitteltes Auftreten, mein Herr, aber … es … ist so eine Ehre, nach all der Zeit …“

 

Ich nutzte das Schweigen, um ihn näher zu betrachten. Er wirkte eher schlank und war unter der Kleidung wahrscheinlich trotzdem von kräftigem Körperbau. Sagte mir das nur sein Gesicht? Seine Hose hatte eine dunkle, moosgrüne Farbe, das Hemd oder was das war eine hellere. Beinahe musste ich beim Gedanken daran lachen, dass das dieser Typ sein könnte. Aber die Beschreibung passte nicht wirklich. Und warum redete er so, wie er redete? Was war an mir so besonders? Noch immer war es fast still. Eine Mischung aus diesem leichten, nun wieder wärmeren Luftzug und dem Duft des Waldes erfüllte die Umgebung.

 

Jetzt gab es zwei Möglichkeiten: Ich war in ein Zeitportal geraten – klar. Oder jemand trieb einen sehr großen Aufwand, ein Spiel mit mir zu spielen. Das Gesicht dieses Mannes verzerrte sich immer noch nicht, schien nicht etwa ein Lachen unterdrücken zu wollen. So ein Kostüm ließ sich wohl wo ausborgen, aber dann musste er auch ein guter Schauspieler sein. Doch wahrscheinlich war er keiner. Vielleicht … sollte ich mich einfach am Deutsch früherer Jahrhunderte versuchen.

 

„Äh“, begann ich, „so sprecht, wer seid Ihr und was ist mit der langen Zeit?“

„Ich“, antwortete er und schnappte schnell nach Luft, „bin der Abgesandte. Bitte entschuldigt die Eile, doch ich ersuche Euch, mich zügig zu begleiten.“

„Wohin begleiten?“

„Ihr wisst es also noch nicht?“

„Was soll ich wissen?“

„Auch wir hätten bei Euch … ein etwas anderes … Auftreten erwartet. Doch bitte habt nun die Güte, mir zu folgen.“

„Ja, also …“

 

Dieser Abgesandte drehte sich halb zur Seite und wandte sich wieder dem verwachsenen Weg zu, von wo er erschienen war. Wer waren die? Die hatten ihn ausgeschickt, um nach mir zu suchen? Warum war es wichtig und so eilig? Seine Gesichtszüge veränderten sich ein wenig. So, als … würde er mir jeden Wunsch erfüllen, wenn ich nur mitkommen würde. Klar – und meine Gedanken meldeten sich zurück. Er sah für mich aber nicht wie jemand aus, der schnell und einfach so im Gebüsch jemand befriedigen wollte. Das war wahrscheinlich auch gut so. Etwas länger als notwendig sah ich ihm direkt in die Augen, zuckte mit den Schultern und machte einen Schritt auf ihn zu. Ich merkte bei ihm ein starkes Ausatmen, und er hielt für mich die Zweige zur Seite.

Kapitel 2 – Die Ersatzstadt

 

 

Der Duft des Waldes hatte sich weiter verändert. Vielleicht lag es daran, dass die Eichen und Buchen zunehmend von anderen Bäumen abgelöst wurden. Sie sahen knorriger aus, und da und dort bemerkte ich Pilze in unterschiedlichen Farben. Jene der Blüten am Rande des Weges erschienen mehr leuchtend. Er war breiter geworden, und einzelne Stellen mit diesen Steinen erinnerten mich an eine antike römische Straße.

 

Vielleicht beruhigte mich der Anblick dieses Mannes zwei Meter vor mir. Immer wieder drehte er sich um und wollte sich offenbar vergewissern, dass ich noch hinter ihm ging. Konnte es doch der sein, den ich hatte treffen wollen? Dann zog er hier aber sehr viel ab, und seine Selbstbeschreibung war sehr fantasievoll gewesen. Ich bemerkte, dass sich während meiner Gedanken eine Art Schleier über mich legte. Ungefähr wie jener, wenn ich zu schnell aufstand und es für einige Sekunden beinahe schwarz wurde.

 

Ich blieb kurz stehen, hielt mich an einem Baumstamm fest. Die Rinde war nicht einfach nur rau, sondern fühlte sich … feiner strukturiert an. So, also konnte ich beeinflussen, was ich genau mit meinen Fingern spürte. Das Gefühl ging in jenes über, völlig klar und scharf sehen zu können. Das Gegenteil von angestrengten Augen. Dabei schien das Tageslicht rasch zu verschwinden.

 

Mein Beschützer, wenn er es war, war ebenfalls stehengeblieben. Wahrscheinlich wollte er gerade fragen, ob es mir gut ging. Ich versuchte diesen Gedanken zu verdrängen, meinen Handrücken auf seine Haut zu legen. Ob sie so weich war, wie sie aussah? Lieber bemühte ich mich, ihm ein verhaltenes Lächeln zuzuwerfen, und setzte mich wieder in Bewegung.

 

„Wo gehen wir hin?“, fragte ich.

„In die Ersatzstadt. Es ist nicht mehr weit.“

 

Sofort wollte ich fragen, was er meinte. Doch ich beschloss, mich überraschen zu lassen. Fragen konnte ich am Ziel immer noch stellen. Der Weg vollführte eine leichte Biegung entlang eines sanften, besonders dicht bewaldeten Berghanges. Auch hier gab es eine Mauer aus kleinen Steinen – und jemand war damit beschäftigt, etwas daran herumzubauen. Der Abgesandte warf ihm einen grüßenden Blick zu, oder eher umgekehrt, und ich sagte ebenfalls nichts.

 

Vor uns tat sich eine etwas größere Lichtung auf. Das hohe, saftig grüne Gras bewegte sich dann und wann im Wind. Er ging weiter – und ich bemerkte ein größeres Zelt. Dunkelrote und schwarze Flächen wechselten sich ab, und es schien fest wie eine Mauer und vom leichten Luftzug unbeeindruckt dort zu stehen. Dieser Mann setzte seinen Weg fort, und noch viel mehr Zelte waren dort aufgebaut. Einige in einem tiefen Schwarz, andere schienen aus hellgrauem, dunklem Stoff zu sein. Sie standen so, dass sich kleine Gassen und Plätze bildeten. Die Ersatzstadt? Ersatz wofür?

 

Einige Leute gingen auf und ab oder irgendwelchen Tätigkeiten nach. Manche davon waren ähnlich wie der Abgesandte angezogen. Andere trugen so etwas wie ein weites T-Shirt und ein großes Umbindetuch, das von einem breiten Gürtel gehalten wurde. Auch diese bunten Blumen fielen mir wieder auf, und ihre Farben schienen noch mehr zu leuchten. Als hätte jemand den Kontrast hinaufgedreht.

 

Nach und nach kamen immer mehr von den Leuten näher. Der Abgesandte stand mir gegenüber, atmete tief und ruhig und sah sich um. Er nahm mit jemand Blickkontakt auf, der ebenfalls gerade in unsere Richtung lief. Sein Gesichtsausdruck, der die ganze Zeit recht gefestigt gewirkt hatte, verzog sich nun ein wenig.

 

„Die Vorbereitung wird noch ein wenig Zeit in Anspruch nehmen“, erhob er seine Stimme. „Doch habt die Güte, mein Herr, in der Zwischenzeit unser höchst geschätzter Gast zu sein.“

„Ja, aber …“

 

Er blickte auf ein großes, eckiges Zelt, das mehr am Rand dieser Ersatzstadt aufgebaut war. Vielleicht bestand die Plane aus grobem Stoff, aber sie sah so aus, als würde sie auch einem größeren Regenschauer oder Sturm standhalten. Die Anwesenden wichen zurück, als ich einen Schritt darauf zu machte. Der Abgesandte ging voraus, und ich folgte ihm. Er hielt die schwere Zeltplane für mich auf – und drinnen schien es heller als draußen zu sein.

 

Das hier sah mehr wie ein großes Bett als eine Campingmatte aus, nur dass es ebenfalls direkt auf dem Boden lag. Stoffbahnen in unterschiedlichen, leuchtenden Farben hingen von oben herab und unterteilten den Raum. Leuchteten sie so sehr, dass es hier ausreichend hell war? Irgendwelche Lampen fielen mir nicht auf. Mein Mund sollte offen stehen und meine Augen weit aufgerissen sein – aber ich sah mich erst einmal hier um.

 

Der Abgesandte stand immer noch am Eingang und es sah so aus, als wartete er auf etwas. Klar, vielleicht auf ein Trinkgeld wie ein Angestellter eines Hotels. Aber die wollten doch etwas von mir – und außerdem waren sie bis jetzt sehr freundlich und nicht bewaffnet gewesen. Was war wahrscheinlicher – intensiv zu träumen oder in ein Spiel geraten zu sein? Ich schloss für einen Moment die Augen und nahm mir vor, meine Fragen auf später zu verschieben. Zuhause erwartete mich niemand und wichtige Termine hatte ich ebenfalls keine.

 

„Bitte lasst es mich umgehend wissen, falls wir Eure Wünsche nur unzureichend erfüllen.“

„Ja, das kann ich gern machen, aber …“

 

Fast wollte ich ihn fragen, was hier nun tatsächlich gespielt wurde. Doch ich bemerkte nur noch seinen direkten Blick, bevor er sich umdrehte und sich zurückzog. Als wäre er mehr von mir beeindruckt als ich von ihm und dieser Sache hier. Was wollten die nur von mir? Ich stellte meinen Rucksack ab und sah mich genauer um. Auf der anderen Seite schien ebenfalls ein Ausgang zu sein.

 

Ich schob die Zeltplane zur Seite und blickte auf eine Fläche zwischen dem Zelt und dem Waldrand. Niemand war hier, es war dunkel, und nur von der anderen Seite her drangen einige gedämpfte Geräusche zu mir. Eine Art Überdachung führte zu einem kleineren Aufbau dort drüben. Klar, vielleicht auch noch ein eigenes, privates Bad.

 

Jemand schien am vorderen Eingang zu sein, sich vorsichtig zu räuspern, um sich bemerkbar zu machen. Vielleicht würde er mir nun doch sagen, was hier los war. Was das alles hier sollte. Ich schritt hinüber – und sah eine Frau dort stehen. Wie sah die bitte aus? Sie hielt etwas in der Hand – was zu essen für mich?

 

„Ist es mir erlaubt?“, fragte sie und machte nur einen halben Schritt in meine Richtung.

„Äh, ja.“

 

Sie trat ein und stellte einige Sachen auf eine kleine, erhöhte Fläche ab. Einen Becher und einen Teller, wohl ebenfalls aus Metall. Zuerst warf sie mir einen Blick so wie der Abgesandte zu – dann lächelte sie kurz und wurde sofort wieder ernst. Sie trug eine Art dunklen Rock – der vorne offen war. Was trotzdem ihren privaten Bereich verhüllte, war entweder aus glattem, grauem Stoff oder aus Metall. So sah es auch an ihrem Oberkörper aus.

 

Sie blieb in der Nähe des Eingangs und spazierte langsam auf und ab. Als ich einen näheren Blick auf die Sachen warf, blieb sie stehen. Sah wie etwas aus, das ich essen würde. Gegrilltes Gemüse oder so, Fladenbrot und eine leuchtend rot wirkende Sauce?

 

„Für mich?“, fragte ich. „Oh, danke!“

 

Außer mit einem neuerlichen kurzen Lächeln reagierte sie nicht darauf, und ich probierte von dem Abendessen. Diese Sauce war nicht scharf, sie war würzig. Irgendwie hatte es mir der Duft schon angekündigt. Heiß wurde mir dennoch, und ein starkes Kribbeln zog sich durch meinen Mund. Diese Frau plante offenbar nicht, zu gehen. Noch einen Schritt machte sie auf mich zu und beugte sich zu mir hinab. Meine Atmung wurde irgendwie schneller.

 

Schnell probierte ich von dem Getränk, das nach klarem Wasser aussah. Trotzdem bemerkte ich ein starkes Prickeln, fast wie das auf meiner Haut. Zuerst schmeckte es ein bisschen nach Weißwein, dann … nach Tonic? Ich nahm einen weiteren Bissen, und sie kam noch näher.

 

„Ich bin hier, um Euch Vergnügen zu bereiten“, hauchte sie beinahe.

 

Sofort verschluckte ich mich, hustete und bekam wieder Luft. Trotzdem atmete ich schneller – und warf wieder einen Blick auf sie. Auch ihre Haarfarbe war ungefähr wie die des Abgesandten, inklusive der roten Strähnen. Vielleicht war das hier in Mode – und die Vorstellungen von Gastfreundschaft ziemlich umfassend. Wenigstens hatte sie nicht „Mein Herr“ gesagt.

 

Sie saß nun direkt neben mir auf den gefalteten Stoffbahnen auf dem Boden. War sie angespannt oder ich? Wollte sie gerade ihre Hand auf meine Schulter legen, oder wartete sie einfach auf eine Reaktion von mir? Ich wusste, dass ich auch mit Frauen konnte, und manchmal konnte mich eine ein wenig kribbelig machen. Aber …

 

„Ja, das ist alles nett und so“, sprach ich sie an und legte eine Hand auf ihre, „aber ich glaube, das … ist jetzt nicht … so passend.“

 

Fast augenblicklich sprang sie auf, stellte sich wieder zum Ausgang und sah mich an.

 

„Es herrschte leichte Unklarheit bezüglich Eurer Präferenzen“, sprach sie nun ein wenig lauter, „aber … ich kann für eine Behebung dieses Missgeschicks sorgen. Bitte entschuldigt vielmals, mein Herr!“

 

Kurz warf sie mir noch dieses Lächeln entgegen, um dann die schwere Zeltplane zur Seite zu schieben und zu verschwinden.

 

„Aber warte einen Moment!“, rief ich ihr fast nach. „Wartet, meine Dame … wie auch immer.“

 

Meine Stimme wurde immer leiser, und ich sprach es kaum noch aus. Wenigstens konnte ich nun wieder ruhiger atmen und machte mich an den Rest des Abendessens. Dafür blieb ein leichtes Drücken in meinem Magen, und es lag nicht am Essen.

 

Das fließende Wasser dort draußen war wärmer als gedacht. Ich kehrte nur in ein großes, weiches Tuch gewickelt zurück. Klar, ich war mir bis heute vielleicht nicht ganz sicher, wie meine Vorlieben genau aussahen. Aber das ging doch nicht, mich einfach so mit einer Frau zu vergnügen, die jemand dafür zu mir geschickt hatte. Vielleicht, wenn ich sie ein bisschen gekannt hätte, sich die richtige Stimmung dafür ergeben und …

 

Erneut hörte ich ein lautes Räuspern beim vorderen Eingang, und diesmal klang es anders.

 

„Darf ich bitte?“, fragte eine männliche Stimme. „Ich bin hier, um …“

 

Ich kontrollierte nochmals, ob dieses umgebundene Tuch wirklich saß, bevor ich zum Eingang hetzte. Beinahe stolperte ich, bevor ich nachsah, wer da war.

 

„Oh, danke, mein Herr“, sprach er mich an und ließ seinen Blick schnell von oben bis unten über mich schweifen. „Unglaublich, Ihr seid es tatsächlich, Marcellus? Oder wie lautet nun Euer Name?“

„Äh, ja, an sich ja.“

 

Es war zumindest der Künstlername, den ich zuletzt und auch für dieses geplante Treffen verwendet hatte. Ein starkes Kribbeln erfasste mich, vielleicht deshalb, weil sein Oberkörper komplett nackt war. Nun ja, bei mir genauso. Wahrscheinlich war er vor ein paar Jahren erwachsen geworden. Bei einem genaueren Blick auf seine Bauchmuskeln blieb mir kurz die Luft weg. Seine Haare waren tiefschwarz, und er lächelte mich nun direkt an.

 

„Oh, und wenn ich das sagen darf“, setzte er fort, „ich finde diesen Kult nicht so gut. Ich finde, wir sollten …“

„Ja?“

„… ein wenig lockerer sein, privater.“

„Oh, das ist gut, kein Problem … setz dich ruhig dort hin.“

 

Toll, ich hatte zu diesem Bett geblickt – und er bewegte sich darauf zu. Mit einer Hand stützte er sich dort ab und setzte sich an die Kante. Mein Puls hatte sich deutlich erhöht, und ich blieb erst einmal dort stehen, wo ich war.

 

„Haben die dich auch geschickt …“, begann ich langsam, „um … mir Vergnügen zu bereiten?“

„Exakt so ist es.“

„Ja, gut, aber ich kann doch nicht …“

„Jetzt wird es aber schwierig“, änderte sich seine Stimme, und er blickte auf. „Also was … deine … Präferenzen angeht.“

„Oh, das ist schon in Ordnung“, entgegnete ich sofort. „Ich hätte auch mit … deiner Kollegin, aber …“

 

Erneut lächelte er, strahlte, und diesmal hatte er eine Hand an seine Brust gelegt. Auch ich versuchte so wie er zu lächeln und trat näher. Langsam beugte ich mich nach unten, und er machte mir sofort Platz. Nur ein bisschen streifte ich an seinen Händen.

 

„Kannst du mir bitte erklären“, fragte ich ihn, „was die alle von mir wollen? Was ist so toll an mir? Ich meine, ich schaffe es nicht einmal, dass sich Leute mit mir treffen wollen, und …“

„Wir haben so lange versucht, dich zu finden. Du hast wirklich nie etwas gespürt?“

„Was soll ich gespürt haben? Und warum … heißt es überhaupt Ersatzstadt?“

„Weil unsere Hauptstadt besetzt ist.“

„Oh, aber … darf ich etwas sagen?“

„Aber natürlich steht dir das frei.“

„Genau jetzt spüre ich schon etwas.“

 

Sein Mund stand offen, und er drehte den Kopf langsam zu mir. Genauso langsam wanderten seine Hände auf meine Oberschenkel, oder eher auf das Tuch, das sie halbwegs verhüllte. Wenn es so weiterging, konnte es bald nicht mehr viel verbergen.

 

„Was ich sagen wollte“, setzte ich fort, „ich kann doch nicht … also die schicken dich einfach so zu mir und …“

„Aber es wäre mir eine sehr große Ehre!“, unterbrach er mich und zog die Hände nicht wirklich weg.

 

Meine Atmung war immer noch schnell und mein Puls sowieso. Ein Zucken fuhr nicht nur durch meine männliche Ausstattung, sondern durch meinen ganzen Körper. Die Beschreibung von dem, der sich mit mir treffen hatte wollen und nicht aufgetaucht war, passte auf ihn! Wie er ungefähr aussah, sogar die Haarfarbe. Auch dieses Gefühl, das mich an diesem Vormittag erfasst hatte, war ziemlich gleich.

 

„Darf ich nur ein bisschen?“, fragte ich ihn und ließ meine Hände über seinen Schultern schweben.

„Aber natürlich …“

„Ja, ich weiß“, unterbrach ich ihn.

 

Seine Haut fühlte sich weich und völlig glatt an. Schmierte der etwas drauf? Fühlte sich aber nicht ölig an. Ich konnte auf einmal nicht anders, als auch seinen Rücken zu erkunden. Waren da von Natur aus überhaupt keine Haare? Langsam strich ich die Wirbelsäule entlang und glaubte ein leises Stöhnen zu hören. Oh, toll, nun hatte ich ihm Vergnügen bereitet. Dabei war noch überhaupt nichts passiert, oder? Bis auf die heftige Erektion, die nun endgültig an mir aufragte.

 

Sicherlich tat er so, als hätte er nichts bemerkt. Was wäre, wenn ich mich einfach bequem hinlegen würde? Schließlich hatte ich dieses Bett noch überhaupt nicht ausprobiert. Ich ließ mich zurückfallen, rückte mich zurecht und dachte erst nachher an das Tuch. Hatte es noch einen Sinn, darin eingewickelt zu bleiben? Nicht immer stand so sehr etwas wie in diesem Moment – und ich versuchte, das unter dem Stoff zu verbergen. Hatte ich das jetzt gerade wirklich getan?

 

Ich sah kurz nach oben, bevor ich tief durchatmete und die Augen schloss. Genau, vielleicht war er ein Masseur. Warum musste ich immer gleich an andere Dinge denken? Wenn die ahnten, was mir gefiel, sollte er tatsächlich talentiert sein und vielleicht auch ein Massageöl mithaben. Diese Liegefläche fühlte sich anders als mein Bett zuhause an. Nicht noch weicher, und trotzdem wie … das Liegen in flachem Wasser an einem Sommertag.

 

Nur ganz leicht musste ich stöhnen, als ich seine Handflächen an meinen Oberschenkeln spürte, unter dem Tuch. Durch seine Ankündigung und mein Hinlegen war alles gesagt. Ich beschloss, ihm einfach freie Hand zu lassen – wenn es dabei blieb. Ob er diese abgerissene Hose noch trug? Ich wollte nicht hinsehen und nicht zu viel in die leisen Geräusche um mich interpretieren.

 

Mein Stöhnen und Atmen wurde etwas lauter und kam zerhackter, als er seine Reise fortsetzte. Nach und nach versuchte ich, dieses Tuch um mich zu lockern. Immer noch besser, als würde er mich danach fragen. Zweimal hintereinander fuhr ein starkes Zucken durch meine Männlichkeit, obwohl er nicht einmal in der Nähe war. Aber fast.

 

Ein feines Prickeln legte sich auf meine Haut und blieb dort. War ich schon komplett nackt? Was machte er da? Ich riss die Augen auf und bekam mit, wie er nun etwas schwerer atmete. Meine zuckende Verhärtung ragte steil auf, und seine Zunge war leicht herausgestreckt. Ohne mich anzusehen, kam er noch näher – und ich spürte seine Zungenspitze an der Spitze meiner Lust. Völlig weich und zart und dennoch schwer damit beschäftigt, mir ein Stöhnen zu entlocken.

 

Kurz blickte er zu mir auf, und ich glaubte ein Lächeln zu erkennen. Dann stülpten sich seine Lippen über mich. Vielleicht hörte sich mein Stöhnen zart an, und vielleicht ging das alles viel zu weit. So hektisch er mich in sich aufgenommen hatte, so langsam ließ er mich weiter in seinen Mund gleiten. Ich versuchte das Zittern in meinen Beinen zu beherrschen – aber warum sollte ich hier irgendwas unter Kontrolle halten? Außer vielleicht, er würde …

 

Dieses feine Prickeln war zu einem Gefühl tief in mir geworden. Wie etwas, das mich fest packte. Dabei hielt er sich überhaupt nicht an mir fest, höchstens ein bisschen. Ich wollte mich an ihn klammern, ihn ein wenig streicheln, aber er war viel zu beschäftigt dafür. Viel zu schnell machte er das nun und hielt sich auch mit seiner Zunge nicht zurück. Ich musste tiefer atmen, und er sollte merken, dass ich …

 

Als ich fast etwas wie „Ich komme bald“ hervorstöhnen wollte, hörte er für einen Moment auf und vollführte eine Geste. Als wollte er etwas sagen wie „Ganz ruhig, lass mich das nur machen“. Ein weiteres Mal atmete ich tief durch und ließ mich in den Stoffballen hinter mir fallen. Etwas lag in der Luft, nicht nur auf meiner Haut oder tief in mir. War es nur der Duft von ungezähmter Lust? Noch immer fühlte sich alles bei mir völlig hart an. Lag das nur an ihm?

 

Dieser Mann beugte sich nach unten, und sanfter als zuvor legten sich seine Lippen an meine Lustspitze. Doch nun hielt ihn nichts mehr auf. Rasant machte er weiter, und trotzdem war mir, als konnte ich jedes Detail von ihm spüren. Meine Beine konnte ich wirklich nicht mehr ruhig halten. Hatte ich vorhin noch Geräusche von draußen gehört, so wurde es nun völlig still. Ich lag nicht mehr auf dieser Matte, ich schwebte leicht darüber.

 

Dieser Schleier legte sich wieder über mich, aber es war anders. Mehr dieses Gefühl, alles völlig klar sehen zu können. Die Kontraste wurden noch stärker – und es geschah! Ich riss den Mund auf, doch kein Laut entkam mir. Dafür hatte sich diese Empfindung gerade völlig befreit und durchflutete mich. Augenblicklich bahnten sich meine Säfte ihren Weg – direkt in seinen Mund. Meine Finger krampften sich in die Unterlage, und da kam noch mehr. Er machte einfach weiter, ließ nicht von mir ab. Nur langsam kehrte dieses leichte Prickeln zurück – und lief ganz langsam aus.

 

Ich hörte sein Ausatmen und bekam wieder mit, wie er locker über meinen Beinen saß. Das Badetuch lag irgendwo neben mir. Noch immer trug er diese Hose. War er mehr als ich ins Schwitzen geraten? Erneut warf mir dieser Mann ein kurzes Lächeln zu. Aber es war, als … hätte ich mir gerade die Haare schneiden lassen. Ja, vielleicht war er in dieser Ersatzstadt ein Profi – aber wollte er nicht auch …?

 

Er kletterte von mir und stand auf. Seine Hose schien trocken geblieben zu sein. Wenn sich da was aufgerichtet hatte, dann gut von ihm verborgen.

 

„Möchtest … du nicht auch?“, fragte ich ihn.

„Ja, das war der absolute Wahnsinn! Ja, und … wer hat jetzt überhaupt die andere Stadt besetzt?“

„Ja, aber …“

Nur dort drüben beim Ausgang, wo er hingegangen war, wirkte sein Lächeln nun vielleicht etwas gespielt auf mich. Er deutete mit den Fingern etwas wie ein Winken an und verschwand. Seine Aufgabe war wohl erfüllt, und vielleicht hatte er gleich eine weitere zu erledigen. Oder war es ihm einfach nicht erlaubt, sich von mir ein wenig helfen zu lassen? Was waren das überhaupt für Sitten hier? Ich hatte mir irgendwann vorgenommen, noch besser aufzupassen und hätte schon gar niemand in meinen Mund kommen lassen. Aber so wie er das gemacht hatte, hatte es wahrscheinlich noch niemand bei mir gemacht.

Sollte ich versuchen, bei anderen Leuten hier mehr zu erfahren? Wahnsinn, der Typ hatte gerade alles aus mir herausgesaugt – und ich musste einfach noch eine Weile hier liegen bleiben. Draußen schien es längst dunkel zu sein, soweit ich das vorhin beim Öffnen der Zeltplane gesehen hatte.

Ich raffte mich auf, sah mich nach meiner kurzen Hose um und zog auch mein T-Shirt wieder an. Ein wenig konnte ich mich ja draußen umsehen, oder? Fast kam mir die Luft ein bisschen kühl vor, als ich einen Schritt hinaustrat. Doch es war nur ein Lufthauch, der die Schwüle gerade richtig auflockerte. Niemand war draußen, und ich sah nach links und rechts. Völlig dunkel wirkte es nicht, und es schien ein bläulicher Schimmer am Horizont zu liegen.

Die Gasse hatte einige schmälere Abzweigungen, im Hintergrund waren mächtige Bäume – und vor mir tat sich nun eine größere Fläche auf. Noch über hunderte Meter, wenn nicht viel weiter, verteilten sich viele kleinere Zelte. Aus manchen drang ein Lichtschein, andere waren dunkel. Ja, alles zusammen konnte eine Stadt darstellen. Nur, wo befand ich mich überhaupt?

Dieses Kribbeln wollte bei meinen Gedanken wieder aufkommen, wurde aber von etwas aufgehalten. War ich in der Zeit zurückgereist – oder überhaupt nicht mehr in meiner Welt? Warum sonst hatte ich auf einmal keinen Ausgang aus dem Wald mehr gefunden? War ich tatsächlich etwas Besonderes, jemand, der hier eine wichtige Aufgabe erledigen sollte? Den sie nach langer Zeit endlich gefunden hatten – außerhalb ihrer Welt?

Bei einem der größeren Zelte in einer breiteren Seitengasse bemerkte ich ebenfalls einen Lichtschein. Sogar Gelächter dann und wann und etwas, das wie das Klirren von Gläsern oder Metall klang. Jemand trat gerade hinaus und hielt etwas in der Hand. Am besten, ich ging zurück und versuchte zu schlafen. Sonst würden mich alle wieder ansehen und womöglich Fragen stellen. Vielleicht ließ sich sogar das Smartphone wieder einschalten, und ich bekam irgendwelchen Empfang.

Vor langer Zeit hatte ich manchmal diese Gedanken gehabt, anders als alle anderen zu sein. Ja, das war ich, wenn ich es mir recht überlegte. Ich interessierte mich für Männer, wenn sie die richtige Ausstrahlung hatten und mich in ihren Bann zogen. Wie viele Männer wie mich gab es, die dann auch noch Frauen genauso süß finden konnten, wenn auch nicht so oft? Es hatte mir auch nie behagt, ein Bittsteller sein und mich nach anderen richten zu müssen. Also hatte ich mich irgendwann entschlossen, selbstständig für ein Einkommen zu sorgen. Das halt nur bescheiden ausfiel und reichen musste.

Aber auch all das zusammen gab es sicher unzählige Male. Ja, vielleicht war da wirklich einst dieses tiefe Gefühl gewesen, etwas Besonderes zu sein. Hatte es sich nun bewahrheitet? Ich erkannte mein Zelt wieder und trat ein. Die Liegefläche fühlte sich auf einmal wieder wie eine durchschnittliche Campingmatte an, auch wenn sie sehr groß war. Sollte das nicht eher Stroh sein? Das Licht hier drin war blasser geworden, nur noch ein schwacher Schein wie draußen. Ich sah nach oben – und diese Müdigkeit legte sich über mich.