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Herwig Silber
3 zu viel für diesen Job

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Herwig Silber

3 zu viel
für diesen Job

Roman

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über >http://dnb.ddb.de< abrufbar.

ISBN 978-3-937717-48-7

© Dittrich Verlag GmbH, Berlin 2010
Umschlaggestaltung: Guido Klütsch
Fotos: Männerbeine: zazou, Frauenbeine:
Nenuphar, PHOTOCASE

www.dittrich-verlag.de

»Robert, ich muss dir eine unglaubliche
Geschichte erzählen.« Er warf die Zeitschrift auf
den Tisch, nahm die Sonnenbrille ab und
legte den Kopf erwartungsvoll in den Nacken
.

HERZBERGS GEWERBE

Fasziniert, kein bisschen besorgt, blickte Artur Herzberg auf den schwarzen Revolver in seiner rechten Hand. Mit leichtem Druck presste er die Waffe gegen seine Schläfe und beobachtete aufmerksam sein Mienenspiel im großen Wandspiegel des Flurs. Während der Zeigefinger sich unmerklich um den Abzug krümmte, verklärte sich sein Gesichtsausdruck. Es schien, als durchströmte ihn ein erlösendes Einvernehmen mit einer lang geplanten Entscheidung. Jäh verfinsterte sich der Blick und der markante Schädel mit den abstehenden Ohren mutierte zu einer einzigen, wild entschlossenen grimmigen Fratze. Genau so würde er es machen, genau so! Atemlos würden sie zuschauen, kein Wort würde sich auf ihre verängstigten Lippen verirren. Wie scheue, in einen Käfig gepferchte Kaninchen würden sie dem inszenierten Schauspiel ausgeliefert sein. Genießen würde er diesen Augenblick des Entsetzens, der Ohnmacht, des stummen Versagens seiner Geiseln. Und dann … Herzberg riss den Revolver herum, zielte in Sekundenbruchteilen auf eine weiße Porzellanvase, die der ohrenbetäubende Schuss in Einzelteile zerlegte.

Herzberg schob den aus der Mündung dampfenden Trommelrevolver vorsichtig zurück auf den Glastisch. Die werden sich ducken und sich ängstlich fragen, ob ich noch alle beieinanderhabe. Aber spätestens ab diesem Moment ist auch dem Dickfälligsten klar, wo die Musik spielt: ausschließlich bei mir. Wer aufmuckt, dem geht es an den Kragen. Also Vorsicht, Herrschaften, mit mir ist nicht zu spaßen, ich bin unberechenbar.

Herzberg sammelte die Scherben ein, die durch eine winzige, mittels akustischem Zünder ausgelöste Explosion von der Vase übrig geblieben waren. Mit derlei frivolem Nervenkitzel wusste er seine Kundschaft immer neu zu überraschen, in der Hoffnung, dass der Name Herzberg dauerhaft und werbewirksam in deren Gedächtnis haften bliebe.

Nachdem er die Scherben entsorgt hatte, widmete er sich wieder der To-do-Liste. Aufmerksam ging er die aufgeführten Positionen nochmals durch, Nichts durfte fehlen, alles musste ineinandergreifen, nur so war sichergestellt, dass die geplanten Aktionen wie am Schnürchen abliefen. Zufrieden legte er die randlose Brille beiseite, stand auf, dimmte das Licht und trat hinaus auf die Terrasse. Er schätzte das frische Waldklima, den Blick auf den Brocken und das beschauliche Leben in diesem Städtchen. Klein, stämmig, aber nicht fett, eher athletisch, näherte sich Personaldienstleister Herzberg seinem fünfzigsten Geburtstag. Den quadratischen Schädel mit den bemerkenswert großen, ein wenig abstehenden Ohren umkränzte ein leicht gewellter Haarsaum. Im Business pflegte er schwarze oder nachtblaue Maßanzüge zu tragen, von seinem Düsseldorfer Herrenschneider aus wertvollen Stoffen auf das sorgsamste gefertigt. Die Schuhe, weich und bequem, ließ er sich in Paris von Berluti anpassen. Fünf Paar, gut gefettet und glanzpoliert, standen stets griffbereit im Schuhschrank. Die Seidenkrawatten – keine unter zweihundert Euro –, gedeckte Farben, dezent gemustert, lagerten staubgeschützt in Folie verpackt. In weiteren Schubladen der geräumigen Kommode befanden sich die akkurat gebügelten, weißen, ausschließlich mit Manschettenknöpfen zu tragenden Hemden. So penibel wie er auf seine Kleidung achtete, so gewissenhaft war er auch im Job. Nur ausgeruht und voller Spannkraft präsentierte er sich seinen Klienten. Last-Minute-Aufträge – zum Vielfachen seines Tagessatzes – hatte er mehrfach abgelehnt, weil er sich nach einem anstrengenden Einsatz dafür nicht fit genug fühlte. Seine konsequenten Geschäftspraktiken hatten ihm nicht geschadet, im Gegenteil, er war für Monate im Voraus ausgebucht.

Aber es gab auch andere Zeiten, an die er sich nicht so gerne zurückerinnerte. Vor Jahren war er gezwungen, in einem beinharten Verdrängungswettbewerb gegen seine Konkurrenten anzukämpfen. In dieser Phase lief sein Organismus ständig auf Hochtouren. Wie von sich, so forderte er auch von seiner Frau, der Filmschauspielerin Laura Bernadotte, professionelle Höchstleistungen. Sie war zunächst sehr angetan von seinem ausgeprägten Interesse an ihrer Karriere. Doch als er sie immer häufiger und schließlich bei der geringsten Kleinigkeit kritisierte und dabei ständig ihr schauspielerisches Talent infrage stellte, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. Klatschjournalisten bekamen Wind von den Zerwürfnissen und schürten zusätzlich das Feuer. Der folgende Scheidungskrieg verursachte ein ziemliches Tamtam in der Boulevardpresse. Herzberg wurde öffentlich als Vampir diffamiert, dem es nur um das Geld und die Popularität der Diva gegangen sei. Sie behauptete, sie habe wegen all der Beleidigungen und Demütigungen nicht mehr arbeiten können, und forderte Schadenersatz in beträchtlicher Höhe. Dass es vorwiegend sein Geld war, das sie in Gourmet-Restaurants, Schmuckgeschäften, Edelboutiquen und auf Luxusreisen gemeinsam verjubelten, wurde in der Presse nicht erwähnt. Man hatte sich auf ihn, als den allein Schuldigen eingeschossen. Als das öffentliche Interesse nachzulassen und das Gerichtsverfahren auf einen, für sie ungünstigen Vergleich hinauszulaufen drohte, dichtete Laura ihrem Noch-Ehemann sexuelle Gewalt an, die er ihr im Suff zugefügt haben sollte. Als die wenigen verbliebenen Kunden davon hörten, kündigten auch sie die Geschäftsverbindung. Die Anwälte empfahlen, durch eine Gegendarstellung den letzten Rest an Reputation zu retten, aber die Rufschädigung war bereits nachhaltig eingetreten und auch der Freispruch aus Mangel an Beweisen brachte keine Kunden zurück. Noch heute fuhr Herzberg beim Gedanken an die Pressefotos, die ihn bleichgesichtig mit einem Karton Habseligkeiten auf der Freitreppe seiner zwangsgeräumten Münchener Villa zeigten, ein eiskalter Schauer über den Rücken.

Was nach dem Fiasko übrig blieb, bestand im Wesentlichen aus zwei goldenen Rolex-Uhren, ein wenig Bargeld und dem Angebot eines Freundes, ein ziemlich heruntergekommenes Häuschen am Rande des Harzes bis auf weiteres mietfrei bewohnen zu können. Später kaufte er es ihm ab, befreite das Interieur vom verstaubten Charme des Nutzlosen und ließ im hinteren Teil des Grundstücks einen gediegenen Anbau errichten. Aber zuvor durchmaß er ein tiefes Tal der Agonie, in dem er in fatalistischer Sturheit die Tage mit Chips und Bier vor einem angejahrten Röhrenfernseher verdämmerte, bis die Getränkevorräte und sein Selbstmitleid so weit aufgezehrt waren, dass die Entscheidung im Raum stand, sich entweder wieder aufzurappeln oder bis zum Ende aller Tage in der Rumpelkammer trauriger Erinnerungen zu verharren. Er entschied sich fürs Aufrappeln, versetzte eine der wertvollen Uhren, kaufte sich einen weit geschnittenen, die Kummerschlacke im Hüftbereich kaschierenden Anzug, dazu elegante Schuhe sowie ein dezent duftendes, den persönlichen Gesamteindruck vorteilhaft abrundendes Rasierwasser.

Es war an einem wohltemperierten Sommernachmittag in Hannover, an dem Herzberg im Café »georxx« in den ausliegenden Zeitungen nach geeigneten Stellenangeboten forschte. Eine ihm bis dato unbekannte Personalagentur warb mit sofortiger Festanstellung, Voraussetzung: mehrjährige Berufserfahrung und erfolgreiche Teilnahme an einem Eignungstest. Herzberg rief ein Taxi – von der verpfändeten Uhr war genug Geld für bescheidenen Luxus übrig – und ließ sich zu der angegebenen Adresse bringen. Das Viertel, in dem das Taxi hielt, zählte nicht zu den besten der Stadt. Inmitten von alten, restaurationsbedürftigen Wohn- und Geschäftshäusern wirkte dieses von Grund auf renovierte Bürogebäude, vor dem er stand, merkwürdig deplatziert. Neugierig trat er ein in das repräsentative, von rötlichem Dämmerlicht durchglühte Treppenhaus mit prächtigem Holzdekor an den Wänden. Sich auf seinen Auftritt konzentrierend, stieg er langsam hinauf in die erste Etage. »Personalagentur Valander« stand auf einem blank gewienerten Messingschild. Als er die Klingel betätigte, öffnete sich die Tür durch einen elektrischen Mechanismus. Eine Blondine im Rüschenrock, verziert mit Kettchen an den Armen, Fußgelenken und am Hals, starrte Herzberg über den Schreibtisch hinweg ungnädig an.

»Sind Sie angemeldet?«

»Nein, aber Sie waren so freundlich, mir zu öffnen.«

»So«, entgegnete sie. »Ich wollte eigentlich nur die Kollegin reinlassen.« Eine schlanke Frau schlängelte sich hinter Herzberg in den Empfangsbereich.

»Wir haben bereits geschlossen«, sagte die Kollegin schnippisch und rauschte erhobenen Hauptes an ihm vorbei, in eines der angrenzenden Büros.

»Ich hatte heute geschäftlich in Hannover zu tun.« Herzberg ließ sich nicht beirren, sein Bariton vibrierte sanft, während er sich liebenswürdig lächelnd auf das Empfangsfräulein konzentrierte. »Vorhin, beim Durchblättern der Zeitung, fiel mir Ihre Annonce in die Augen.« Er wedelte mit seiner Visitenkarte. »Und da ich über langjährige Erfahrungen in der Personalberatung verfüge, habe ich mich spontan entschlossen, mal bei Ihnen vorbeizuschauen.« Er blinzelte munter mit den Augendeckeln. Das blonde Gift schien zu zögern.

»Wir sind heute eigentlich schon ausgebucht. Außerdem ist gleich Feierabend.« Herzberg holte Luft, wollte gerade eine Kostprobe seiner bewährten Überredungskünste geben, als sich links von ihm eine gepolsterte Tür öffnete. Ein junger Mann mit hochrotem Kopf kam heraus, von einem älteren Herrn jovial hinauskomplimentiert.

»Herzlichen Dank, Sie haben sich redlich bemüht. Aber leider«, der Ältere zog bekümmert die Stirn in Falten, »es hat nicht gereicht. Ich sage Ihnen das ganz offen. Warum sollten Sie sich falsche Hoffnungen machen?« Der Kandidat war dabei, seinen Mantel von der Garderobe zu nehmen, als der Ältere Herzberg bemerkte.

»Wir haben geschlossen, kommen Sie morgen wieder«, befand er schroff.

»Guten Abend, Herr Valander.« Herzberg ging aufs Ganze. »Ich bin freier Unternehmensberater, Persönlichkeitstests sind meine Spezialität und da ich ganz zufällig heute in der Stadt bin«, er strahlte mit dem gewinnendsten Lächeln, das ihm zu Gebote stand, »würde ich mich Ihnen gerne vorstellen.«

»Kennen wir uns?«, wunderte sich der Ältere.

»Der spannende Artikel in der Fachzeitschrift, dazu Ihr Bild, ich habe Sie sofort wiedererkannt.« Glück gehabt, dachte Herzberg, dieser Schuss ins Blaue saß. Valander war bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, dass er sich geschmeichelt fühlte. Nur die Hemdknöpfe spannten jetzt noch ein wenig stärker über seiner Brust.

»Also gut, wenn Sie schon mal da sind, dann zeigen Sie, was Sie auf dem Kasten haben. Aber ich muss Sie vorwarnen«, Valanders Miene überzog ein Hauch von Strenge, »die Prüfung ist nicht leicht. Deshalb seien Sie nicht enttäuscht, wenn Sie den Test vergeigen, Herr …?«

»Herzberg! Weshalb sollte ich enttäuscht sein, Herr Valander? Im Gegenteil, ich bin stets beeindruckt von ausgeklügelten Testmethoden, von solchen, die den Kandidaten fordern, anstatt ihn zu langweilen.«

»Ach ja, tatsächlich? So was hört man selten. Alle, die bis jetzt dran waren, schienen mir davon überhaupt nicht begeistert, eher nervlich strapaziert. Aber meine Kundschaft erwartet Berater, die über eine tipp-topp Performance verfügen, verstehen Sie? Darauf richte ich mein ganzes Augenmerk, bevor ich mich für jemanden entscheide.« Er rieb die Fingerspitzen leicht aneinander. »Ehe wir uns hier im Vorzimmer weiter verplaudern, können wir auch gleich zur Tat schreiten, das heißt, wenn Sie das möchten.« Valanders Augen huschten prüfend vom breiten Scheitel bis zu Herzbergs blank gewienerten Schuhen.

»Ich wüsste nicht, was mich davon abhalten sollte«, erklärte Herzberg forsch. Valander griente hintergründig.

»Also gut, dann zeigen Sie mal, was in Ihnen steckt.« Der Alte schob den Kandidaten in sein, mit schweren englischen Möbeln ausgestattetes Büro. Ein schäbiger Beistelltisch voller Akten und ein altersschwacher Drehstuhl im hinteren Eck wirkten seltsam fremd inmitten des noblen Interieurs.

»Kommen wir zum Rollenspiel.« Valander ließ sich in den gewaltigen Ledersessel hinter dem klotzigen Schreibtisch fallen, schob die Beine auf die Schreibunterlage und faltete gemütlich die Hände vor der Brust. »Sie heißen Waldemar Mops.« Valander musste bezüglich seiner Namenskreation ein wenig grinsen. »Sie sind ab sofort mein Assistent, den ersten Tag im Einsatz und gleich für alles verantwortlich.« Er beobachtete Herzberg, der gespannt zuhörte. »Eingestellt hat Sie meine Frau, gegen meinen Willen. Aber was soll ich machen, sie ist die Inhaberin und ich nur der leitende Angestellte.« Im Raum war es unerträglich heiß, obwohl die Fenster weit offen standen und kühle Abendluft hereinwehte. »Noch irgendwelche Fragen?« Valander schubberte mit dem Hinterteil auf dem Drehsessel herum. Herzberg blickte sich im Zimmer um.

»Wo ist mein Arbeitsplatz?«

»Da hinten.« Valander deutete mit herablassender Geste auf einen schäbigen Beistelltisch, auf dem bereits unablässig das Telefon schnarrte.

»Was ist los, Herr Mops«, Valanders Stimme schrillte wie eine hochtourige Kreissäge, »sind Sie taub? Telefon!«

»Wie heißt die Firma, auch Valander?« Herzberg war in die Ecke gesaust und hielt bereits den Hörer in der Hand.

»Wie kommen Sie auf Valander, Mops? Fiedel heißen wir ab jetzt. Also, ran an den Speck, Kundschaft.« Winzige Lachfältchen in Valanders Gesicht verrieten sein diebisches Vergnügen an dem Spiel. Herzberg meldete sich artig.

»Agentur Fiedel, guten Abend, was kann ich für Sie tun?« Am Ende der Leitung schnaufte ein Rhinozeros.

»Was Sie für mich tun können, Sie Armleuchter? Mir endlich den Bericht schicken, auf dem Sie sich seit einem Monat Ihren pickligen Arsch breitsitzen … Mit wem, zum Teufel, spreche ich eigentlich?«

»Mops, ich bin der neue Assistent von Herrn Fiedel.«

»Mops – Fiedel? Wollen Sie mich verarschen?«, schnappte das Tier an Herzbergs Ohr gurgelnd nach Luft. »Aber die gute Laune wird Ihnen noch vergehen. Geben Sie mir Ihren Chef, Mops oder wie immer Sie heißen.« Herzberg deutete stumm auf den Hörer. Valander wehrte heftig ab, schloss in Windeseile sämtliche Fenster und eilte aus dem Büro. Herzberg widmete sich wieder dem Teilnehmer.

»Ich werde mich sofort um alles kümmern. Wenn Sie mir bitte das Thema des Berichts, Ihren Namen und Ihre Telefonnummer nennen würden.«

»Ach so, Sie wollen mich abwimmeln, verstehe. Aber, so haben wir nicht gewettet. Sie sagen mir jetzt auf der Stelle, was mit dem Bericht los ist, klar.«

»Herr Mops«, krächzte eine weibliche Stimme aus der Gegensprechanlage. »Der Chef muss dringend zum nächsten Termin. Er braucht die Akte Schweikart. Ist die schon abschließend bearbeitet?«

»Moment, ich habe hier einen Kunden …«

»Der Chef braucht den Vorgang jetzt!«

»Sofort, ich schau gleich nach.«

»›Ich schau gleich nach, ich schau gleich nach‹, was ist das nur für eine Trantüte«, grummelte es aus dem Telefon. »Haben Sie überhaupt kapiert, wovon ich rede, Meister? Das ist doch nicht zu fassen!«

»Ich verstehe Ihre Ungeduld, aber es dauert noch einen klitzekleinen Moment.« Herzberg begann, den Hörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt, fieberhaft erst seinen, dann Valanders Schreibtisch abzusuchen. In einem mit Schriftstücken vollgestopften Pultordner wurde er fündig. Herzberg schnappte sich die Akte »Schweikart«, stürzte mit dem Telefon am langen Kabel aus dem Raum und drückte sie dem nervös auf und ab laufenden Valander in die Hand.

»Seien Sie versichert, mein Herr«, flötete Herzberg in die knisternde Leitung, »wir alle tun unser Möglichstes. Aber ich muss zumindest einen Anhaltspunkt haben, wonach ich suchen soll.« Aus dem Hörer gurgelten Laute, die wie »Qualm« klangen. »Aha, Sie sprechen vom Ergebnis der Raucherkampagne?«, bemerkte Herzberg arglos.

»Ich habe Qualm gesagt«, schepperte es ihm entgegen. »Qualm! Los Mops, such!« Ein mühsam unterdrücktes vielstimmiges Kichern waberte aus dem Hörer. Offensichtlich erfreute sich die gesamte Agentur an Valanders Foltermethoden. Saubande, stöhnte Herzberg unhörbar. »QUALM«, das konnte ein Tarnname, eine Abkürzung oder sonst was sein. Bloß was? Die Luft im Büro schien zu kochen. Herzberg rüttelte an einem der Fenstergriffe, aber Valander hatte die Sicherungsschlüssel abgezogen.

»Was ist los, hat’s Ihnen da drüben die Stimme verschlagen?«

»Moment, ich …« Das Getöse einer Höllenmaschine ließ Herzberg zusammenfahren. Er blickte hinter sich, sah wie ein museales Staubsaugerungetüm hingebungsvoll über den dunkelbraunen Teppichboden geschoben wurde. Herzberg riss das Stromkabel aus der Steckdose, der Lärm fiel in sich zusammen.

»Ich hier saubermachen, sagt Chef. Dann, wenn er nicht da.« Die kompakte türkische Putzfrau näherte sich kampfbereit.

»Besser, Sie machen jetzt mal eine Pause«, erklärte Herzberg mit sanfter Stimme.

»Nix Pause, muss arbeiten.« Sie umklammerte das Saugrohr, als wollte sie damit auf ihn einprügeln.

»Mops, sind Sie eigentlich noch da?« Das Rhinozeros schnaubte hinterhältig.

»Ja, bin gleich wieder bei Ihnen, muss hier nur ein kleines Problem lösen.« Herzberg fingerte einen Fünfeuroschein aus der Tasche. »Trinken Sie in Ruhe einen Tee, bis ich Sie wieder rufe«, flüsterte er ihr eindringlich zu.

»Wenn Sie jetzt auflegen, Mops, dann bekommt ihr eine Konventionalstrafe übergebraten, von der sich euer Laden nicht mehr erholt.« Wie auf Kommando stampfte Valander durch die Tür, schmiss die Akte »Schweikart« auf den schwankenden Beistelltisch und baute sich gebieterisch vor Herzberg auf.

»Der Termin ist geplatzt«, giftete er los. »Alles Ihre Schuld, Mops. Wenn dieser wichtige Kunde abspringt, sind Sie schneller gefeuert, als meine Frau Sie eingestellt hat.«

»Na, Herr Mops …«, tröpfelte es scheinheilig aus dem Hörer, »schon wieder Scheiße gebaut? Fiedel ist sauer, stimmt’s?« Es folgte ein kaum wahrnehmbares Rauschen. »Und ich auch, Mops!«, explodierte die Stimme unvermittelt im Hörer.

»Beruhigen Sie sich, bitte …« Herzbergs Hemd klebte am Körper. Diese Hitze, woher kam nur diese unerträgliche Hitze? »Sie wollen den Sachstand zum Projekt ›Qualitäts-Management‹ wissen, richtig?« Eine spontane Eingebung lenkte seinen Blick auf das Deckblatt einer der Unterlagen auf Valanders Schreibtisch. Nun klärte sich für ihn, was das Rhinozeros unter der Abkürzung »QUALM« verstand.

»Der Bericht liegt vor, es fehlt nur noch die Freigabe des Chefs. Ich werde Herrn Fiedel umgehend darauf ansprechen. Sie bekommen sofort Bescheid, sobald … Hallo?« Das Rhinozeros hatte wortlos eingehängt.

»Sie schwindeln Mops, Sie haben gar keinen Bericht. Sie wollten nur diesen lästigen Kunden abwimmeln, stimmt’s?« Valanders Augen blitzten tückisch.

»Sie irren sich …«

»Ach ja, dann zeigen Sie mir doch mal den Bericht.«

»In Ihrer aufgeschlagenen Unterschriftenmappe liegt er.« Valander stutzte, dann entspannte sich sein Gesicht.

»Donnerwetter, so weit hat es vor Ihnen noch niemand gebracht.« Valander riss alle Fenster wieder auf, dann stellte er die Ventile der kochenden Heizkörper ab. »Wann können Sie anfangen?« Herzbergs Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.

»Wenn wir heute den Vertrag machen, sage ich bei der Konkurrenz ab und stehe Ihnen ab sofort zur Verfügung.«

Valander war einverstanden, dieses Talent wollte er unbedingt für sich gewinnen.

Herzberg erinnerte sich, wie er rundum zufrieden in sein schäbiges Häuschen zurückgekehrt war. Statt Bier gönnte er sich ein Siegerfläschchen Prosecco. Und Valander? Der war ebenfalls bester Laune. Erst einige Zeit später erfuhr er, ganz beiläufig im Kundengespräch, wen er sich da eingekauft hatte. Doch Vertrag war Vertrag, außerdem, so beruhigte sich Valander, warum sollte man es nicht mit diesem Herzberg versuchen, ihm eine faire Chance geben? Sollte dennoch etwas schieflaufen, als Angestelltem auf Probe konnte man dem Neuen problemlos kündigen. Aber nichts lief schief, im Gegenteil, Valanders Auftraggeber waren voll des Lobes über diesen umsichtig handelnden und im entscheidenden Moment knallhart ergebnisorientiert zupackenden Berater. Dessen Fähigkeiten sprachen sich in der Branche schnell herum. Besonders in kniffligen Personalangelegenheiten vertrauten Chefs der überwiegend mittelständisch geprägten Kundschaft auf Herzbergs persönlichen Rat. Valanders Agentur nahm spürbar Aufschwung und bald bezog die Firma neue, verkehrsgünstig gelegene Räume im Zentrum von Hannover.

Eines Tages meldete sich die Personaldirektorin eines pharmazeutischen Unternehmens direkt bei Herzberg, fragte an, ob er – nebenberuflich – einen delikaten Auftrag übernehmen könne. Zwar musste er, mit Hinweis auf bestehende arbeitsvertragliche Regelungen, ablehnen, zugleich bestätigte sich seine Hoffnung, dass die alten Geschichten vergessen waren. Nun konnte er einen Neustart als selbständiger Personaldienstleister wagen.

Als Valander erfuhr, dass Herzberg kündigen wollte, bekniete er ihn zu bleiben, bot, neben besserer Bezahlung, eine Beteiligung am Unternehmen an. Herzberg bedankte sich für das großzügige Angebot, aber sein Entschluss, wieder in die Selbständigkeit zu gehen, stand fest.

Zum Abschied floss viel Alkohol und auch die eine oder andere heimlich geweinte Träne. Als sich weit nach Mitternacht die Belegschaft sektselig in den Armen lag, verließ er die Räume der Agentur in der festen Überzeugung, den richtigen Schritt für seine weitere berufliche Zukunft getan zu haben.

Während Herzberg versonnen auf die Nebelbänke im fahlen Dämmerlicht starrte, verblassten die turbulenten Erinnerungen langsam in seinem Kopf. Er wandte sich ab, ging zurück ins Wohnzimmer und schloss mechanisch die Terrassentür. Ob er Valanders Test heute noch bestehen würde? Er war froh, den Beweis nicht antreten zu müssen. In jedem Fall hatte er manch Nützliches von seinem ehemaligen Brötchengeber gelernt. Zum Beispiel wie man Schwächen aufdeckt, Schwächen, die angehende Stelleninhaber hinter schönfärberischen Arbeitszeugnissen, sprühendem Fachwissen oder exzellenten Umgangsformen zu verbergen suchen. Er hatte Valanders Test zu einem umfassenden Prüfungsszenario fortentwickelt, und ein Verfahren kreiert, das den Probanden ein Höchstmaß an Geschick, Nervenstärke und Durchhaltevermögen abverlangte. Aufgrund dieser speziellen Methodik war er nunmehr mit fast hundertprozentiger Sicherheit in der Lage, am Ende eines entsprechenden Bewerbungsmarathons den richtigen Mann beziehungsweise die geeignete Frau für den jeweils ausgeschriebenen Job zu präsentieren. Nicht zuletzt wegen dieser Erfolgssicherheit war sein Tagessatz in eine Höhe geklettert, den nur noch kapitalkräftige Unternehmen bereit waren zu zahlen.

Entschlossen nahm er den Pilotenkoffer und stellte ihn in den Flur, zu den anderen Reiseutensilien. Er wollte früh loszufahren, um gegen Mittag im gebuchten Hotel in Berlin einzutreffen. Lauenroth, sein Assistent, besaß genaueste Anweisung, wie er die Seminarräume auszustatten hatte. Vor Ort würde man gemeinsam alles noch einmal überprüfen und letzte Details besprechen. Herzberg widerstand der Versuchung, zum Hörer zu greifen, um sich nach dem Stand der Vorbereitungen zu erkundigen. Lauenroth sollte sich an eigenverantwortliches Handeln gewöhnen. Wie es wohl wäre, dachte Herzberg, wenn er diesen Lauenroth nicht im Rahmen einer Dozententätigkeit an der Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel kennengelernt und später als Mitarbeiter eingestellt hätte? Er erinnerte sich noch ziemlich genau an die Abschlussarbeit mit dem Thema: »Aggressive Methoden der Personalauswahl«. Äußerst bemerkenswert, was dieser Lauenroth mittels akribischer Recherche damals alles zutage gefördert hatte: brutale Inquisitions-Interviews bei großen Softwarefirmen, hinterhältige Fallenstellerfragen in der Pharmaindustrie sowie subtile Psychotests im Bankgewerbe. Was der Bursche in kompakter Form damals ablieferte, war keine der üblichen Fleißarbeiten, sondern eine umfassende, methodisch saubere Recherche, die dem Kandidaten ein »Sehr gut« eingebracht hatte. Und dann bewarb sich der frischgebackene Bachelor als Assistent und entpuppte sich vom Start weg als unermüdliches Arbeitstier, überzeugte durch Fantasie, Einfühlungsvermögen, technischen Sachverstand und moderate Gehaltsforderungen.

»Wie gut, dass ich diesen kleinen Wuselknecht habe«, dachte Herzberg, wie zufällig im Schlafzimmer angelangt, wo er noch einen routinemäßigen Blick auf die Zusammenstellung der Garderobe warf. Neben zwei dunklen Anzügen und dazu passenden Seidenkrawatten hatte er ein leichtes Sommerjackett ausgewählt. Entschlossen zog er den Reißverschluss des Kleidersacks zu, löschte das Licht und begab sich in den Salon. Wohlig streckte er sich auf sein Lieblingssofa, kam noch mal hoch, um sich einen alten französischen Cognac einzugießen. Im Liegen startete er mit der Fernbedienung den Player, worauf zwei Sekunden später Count Basie beherzt in die Tasten griff. Im Anschluss vielleicht noch eine Prise Moody Blues oder eher etwas Klassisches, vielleicht ein Stück von diesem exzentrischen Berlioz? – Man würde sehen, in welche Richtung dieser wundervolle Cognac den Musikgeschmack lenken würde. Der Abend war lang und das Auswahlverfahren – wie immer – sorgfältig vorbereitet.

DER ENGERE KREIS

Herzberg hatte sich gleich zu Beginn seiner wiedergewonnenen Selbständigkeit bei einer Bürogemeinschaft in Goslar eingemietet. Es gab keine festen Bürozeiten, nur wenn Projekte vorzubereiten, Bewerbungen zu sichten und sonstiger dringender Papierkram zu erledigen war, traf er sich mit seinem Assistenten in dem zweckmäßig eingerichteten Arbeitsraum. Die ständige Erreichbarkeit der Agentur wurde durch ein zentrales Sekretariat gewährleistet. Auf diesem Wege erfuhr Herzberg, dass ihn ein Herr Samuel Fischer von der CarNet-Development dringend sprechen wollte. Herzberg kannte den Personalleiter und wusste, dass die CarNetDev mit seinen bisherigen Stellenbesetzungsvorschlägen stets zufrieden gewesen war. Fischer wollte über einen neuen Auftrag verhandeln und vereinbarte zu diesem Zweck einen Termin im Stammhaus der Firma.

»Kommen Sie, nehmen Sie Platz.« Fischer, ein rundlicher, agiler Mittfünfziger, sprang aus seinem ledergepolsterten Drehsessel, eilte Herzberg entgegen und geleitete seinen Gast in die elegant möblierte Besucherecke seines großen Büros: »Kaffee, Cognac?«, fragte er mit unüberhörbar norddeutschem Einschlag.

»Gern.«

Fischer gab seiner Mitarbeiterin, die wie auf ein geheimes Kommando erschienen war, einen knappen Wink. Man mochte sie nicht als sonderlich hübsch bezeichnen, aber was sie tat – nein, wie sie es tat, musste bei jedem, der ihren Handgriffen folgte, unweigerlich Wohlgefallen hervorrufen. Mit minimalistischer Eleganz deckte sie den Couchtisch und gab Cognac in die bauchigen Gläser. Nicht zu viel, nicht zu wenig.

»Greifen Sie zu«, knusperte Fischer, der bereits das zweite Krokanttäfelchen in den Mund geschoben hatte. Die Mitarbeiterin glitt mit palmenschlanker Biegsamkeit aus dem Raum, zog geräuschlos die Tür zu und hinterließ einen Duft, als hätte sie in einem üppig blühenden Seerosenteich gebadet. Herzberg konnte gar nicht anders, als ihr hinterherzustarren.

»Mein Job ist eine Katastrophe«, schmatzte Fischer. Der einzige Lichtblick besteht darin, dass ich Zugriff auf sämtliche Personaldaten habe und mir so die fähigsten Leute für meine Abteilung herauspicken kann.« Fischer zupfte ein weiteres Schokoladentäfelchen aus der Umhüllung. »Wir haben Ihr Buch mit großem Interesse gelesen«, fuhr er übergangslos fort. Herzberg hatte es längst entdeckt, es lag unübersehbar auf dem Couchtisch. »Haben Sie alles, was Sie darin beschreiben, schon mal ausprobiert?« Fischer deutete auf den Einband, der einen matt schimmernden Revolverlauf zeigte, den eine sehnige Hand gegen einen kahl rasierten Schädel presste. Herzberg haderte noch immer mit dem Umschlagmotiv, wenngleich er sich den Marketingargumenten des Verlags kurz vor Drucklegung zähneknirschend gebeugt hatte.

»Nein, nicht alles, manches muss ich noch einem Praxistest unterziehen.« Herzberg machte Anstalten, nach dem Buch zu greifen, hielt sich dann aber doch zurück. »Einige der Episoden sind ziemlich aufwändig, zugegeben. Und wegen der anfallenden Kosten entscheiden sich viele Kunden dann doch für ein konventionelles Assessment-Center. Obwohl ich mir den Mund fusselig rede und erkläre, dass man von einem Standardverfahren auch nur ein Standardergebnis erwarten kann.« Herzberg schloss theatralisch die Augen. »Qualität hat eben ihren Preis, und wer an der falschen Stelle spart, der darf sich nicht beschweren, dass auch mal eine Niete in seiner Firma landet.« Fischer betrachtete ihn amüsiert, nahm das Buch vom Tisch und blätterte darin.

»Millionen Arbeitslose suchen einen Job, gleichzeitig stöhnen die Firmen, dass sie keine Leute kriegen, Wahnsinn.« Er legte das Buch zurück und erhob das Glas. Herzberg nippte und verzog anerkennend das Gesicht. Fischer strich mit dem Handrücken über sein Kinn. »Wissen Sie, wer schuld ist an diesem offensichtlichen Missverhältnis zwischen überzogener Erwartungshaltung und realem Angebot? Es sind die Frauen.«

»Ach ja?« Herzberg schmunzelte, Fischer war bei seinem Lieblingsthema.

»Männer sind anspruchslos, achten bei der Partnerwahl nur auf die schnuckelige Verpackung, Frauen wollen mehr. Die wollen den großen, starken, durchsetzungsfähigen Alphamann, den Strategen, Problembeseitiger, Nestbauer und Beschützer. Zugleich den treuen, zärtlichen, verantwortungsvollen Windelwechsler und Sämtliche-Wünsche-von-den-Augen-Ableser. Und wenn das alles stimmt, dann muss er, bitteschön, mit Gardemaß und Waschbrettbauch ausgestattet sein. Ja, Sie freuen sich, Herr Herzberg, dieses gigantische Anspruchsniveau haben sich die Betriebe von den Frauen abgeguckt. Und nun fragen sich die Bosse, warum sie sich mit Halbheiten zufriedengeben sollen, wenn es irgendwo im Universum einen potentiellen Mitarbeiter gibt, der höchsten Ansprüchen genügt. Und weil jeder pieselige Unternehmer so einen haben will, sind sämtliche Personalfritzen auf der Suche nach dem erfahrenen, intelligenten, durchsetzungsfähigen, kreativen, nimmermüden, jungen Mitarbeiter, der wenig kostet, sich dennoch heldenhaft für die Belange der Firma aufopfert.« Fischer ließ die bernsteinfarbene Flüssigkeit im Glas rotieren, nahm einen kräftigen Schluck, blickte Herzberg mit tränendem Auge an und krächzte. »Und weshalb sollten gerade wir mit unseren Anforderungen da zurückstehen? Wir zählen in unserem Segment zur Spitze und wollen es bleiben.« Fischer strich sich die Augenbrauen glatt. »Ich teile im Übrigen Ihre Meinung, dass man die Fähigkeiten von Top-Leuten nicht mittels Standardverfahren beurteilen kann. Die gebräuchlichen Methoden Ihrer Kollegen Personaler sind viel zu grobmaschig, da flutscht mir viel zu viel Beifang durch. Und wenn man so eine Niete erst mal an Deck gehievt hat, kriegt man diesen stinkenden Fisch kaum mehr von Bord.« Fischer fletschte die Zähne. »Also, Herr Herzberg, Sie wissen, wir sind bereit, gutes Geld auszugeben, wenn Sie es schaffen, aus dem trüben Meer der Mittelmäßigkeit die Perle herauszuangeln, die wir haben wollen. Ob Mann oder Frau, egal. Gut ausgebildet, Führungserfahrung, Auslandsaufenthalt, stressresistent und natürlich im besten Lebensalter, so was suchen wir.« Fischers buschige Brauen wackelten im Gleichtakt. »Im Gegenzug bieten wir ein Spitzengehalt, Prämienzahlungen, Firmenwagen der Oberklasse, ein schickes Büro und …«, Fischer senkte die Stimme, »bei entsprechender Eignung ist mittelfristig der Aufstieg in die Geschäftsleitung drin. Sie sehen, in diesem Job steckt mächtig Musik. Und wir sind nicht irgendwer, wie Sie wissen, sondern mit unseren Produkten das führende Unternehmen in der Branche.« Fischer beugte sich über den Tisch. »Fühlen Sie dem Bewerberkreis gründlichst auf den Zahn. Wählen Sie aus Ihrem Folterrepertoire die Methode, die Ihnen am geeignetsten erscheint. Maximaler Erfolg bei freier Mittelwahl, so lautet die Vorgabe, von ganz oben.«

»Sie sprechen von Frau Karrt?« Fischer nickte und deutete mit verschwörerischer Geste hoch zur Zimmerdecke. Herzberg presste sein Rückgrat wohlig in das Lederpolster. Das Plazet der einflussreichen Dame würde ihm Gelegenheit verschaffen, endlich die Dinge auszuprobieren, die bisher an zu schmalen Budgets und/oder am fehlenden Wagemut seiner Auftraggeber gescheitert waren. Und da hatte er so einiges an kreativen Konzepten in der Pipeline.

Während Fischer sich über den – aus seiner Sicht – idealen Stellenbewerber verbreitete, begann Herzberg im Geist bereits den Text für die Stellenausschreibung zu skizzieren:

»Multinational operierendes mittelständisches Unternehmen der Automobilzulieferindustrie, das sich auf innovative und hochwertige Fahrzeugkomponenten spezialisiert hat, sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt engagierte Führungskraft (m/w) für die Leitung des Ressorts:

Unternehmensplanung/strategisches Controlling. Erwartet wird, neben den entsprechenden fachlichen Voraussetzungen, ein hohes Maß an interkultureller Kompetenz (Auslandstätigkeit), gepaart mit überdurchschnittlichen analytischen und kommunikativen Fähigkeiten. Sollten Sie sich von dieser außergewöhnlichen, darüber hinaus ausbaufähigen Aufgabe angesprochen fühlen und idealerweise Mitte dreißig bis Anfang vierzig sein, so senden Sie bitte Ihre ausführlichen Bewerbungsunterlagen mit Gehaltsvorstellungen an:

Personalberatungsagentur Herzberg in 38640 Goslar, Postfach.«

Kurz nachdem das Stellenangebot in den wichtigsten überregionalen Zeitungen erschienen war, stapelten sich prall gefüllte Kuverts im Posteingangskorb der Agentur. Herzberg und Lauenroth machten sich an die Arbeit. Mit Systematik und professionellem Gespür wurden aus der Flut der Bewerbungen zunächst diejenigen herausgefiltert, die das Anforderungsprofil hinreichend erfüllten. Hieraus formten sich zwei kleine Häufchen: »Gut geeignet« und »Akzeptabel«, sowie ein voluminöser Papierberg, dem das Attribut: »Ungeeignet« anhaftete. Mit den Unterlagen der »gut geeigneten Kandidaten«, traf sich Herzberg erneut mit Fischer. Nach einigem Hin und Her verständigte man sich auf die beiden männlichen Bewerber, Dr. Michael Marr und Robert von Kampen, sowie auf Rita Sessinger, deren Teilnahme am Bewerbungsverfahren Personalchef Fischer ausdrücklich wünschte. Bereits am nächsten Tag wurden die drei informiert, dass sie die erste Hürde erfolgreich genommen hatten:

Rita Sessinger hatte überhaupt nicht mehr damit gerechnet und deshalb versetzte sie die Nachricht aus der Heimat in höchste Euphorie. Sie hatte nach dem juristischen Staatsexamen – ein Fach, das sie auf Wunsch ihrer Adoptiveltern nur zähneknirschend absolvierte – in einem Aufbaustudium noch den ›Master of Business Administration‹ erlangt. Gute Noten und eine lebensbejahende Ausstrahlung verhalfen ihr zu einem fulminanten Karrierestart bei einer angesehenen Consultingfirma. Zügig stieg sie zur Projektleiterin auf, doch falscher Ehrgeiz, Fehler bei der Projektabwicklung und in der Folge Ärger mit ihrem Vorgesetzten, stürzten sie in eine Krise. Nach Therapie und Kur rappelte sie sich wieder auf, aber an die Leitung eines eigenen Projekts war nun nicht mehr zu denken. So begann sie, sich erneut zu bewerben, auf attraktive Positionen, auch außerhalb Europas. Alsbald erhielt sie ein Beschäftigungsangebot aus Kanada, von einem mittelständischen Holzverarbeitungsunternehmen. Sie zog nach Ottawa, krempelte die Ärmel hoch und es gelang ihr wieder, eine Leitungsposition zu erringen. Der Job war spannend, die Kollegen nett und das Gehalt stimmte, aber die endlosen einsamen Wochenenden gerieten für sie zur Qual. Es gab einige ernst zu nehmende Avancen, aber mit den naturverbundenen und hemdsärmeligen Kandidaten wusste sie nur wenig anzufangen. Im Pick-up durch unwegsame Landschaften zu holpern, um irgendwo in der kanadischen Wildnis ein Zelt aufzuschlagen, traf so gar nicht ihre Vorstellung von kultiviertem Freizeitvergnügen. Zu allem Überfluss schien die Damenwelt in ihrer Umgebung die eher schöngeistig orientierten Männer bereits vollzählig unter ihre Fittiche genommen zu haben. Und da keine Veränderung zum Besseren in Sicht war, breitete sich in ihr das schleichende Gift der Melancholie aus. Mehr und mehr begann sie, sich nach Europa zurückzusehnen, vor allem nach den großen Städten in Deutschland, nach München, Berlin, Hamburg und nach Nürnberg, ihrer Heimatstadt. Vom Heimweh geplagt, offenbarte sie sich ihren Eltern. Ihr Vater setzte daraufhin alle Hebel in Bewegung, sprach Mandanten seiner Rechtsanwaltskanzlei an, schaltete Stellengesuche und versorgte seine Tochter mit sämtlichen Angeboten, die ihm passend erschienen. Nach ersten Absagen bot Rita Sessinger an, Flug und Unterkunft aus eigener Tasche zu zahlen. Aber auch das half nicht, niemand schien sich ernsthaft für sie und ihren beruflichen Werdegang zu interessieren. Frustriert, aber auch geläutert gab sie schließlich auf und fasste den Vorsatz, sich mit der bestehenden Situation zu arrangieren.

Eines Tages lag ein Kuvert ohne Absender in ihrem Briefkasten. Darin befand sich eine zusammengefaltete Zeitungsseite mit aktuellen Stellenangeboten aus Deutschland. Die Annonce der Agentur Herzberg war rot umrandet, irgendeinen Hinweis, eine Erklärung oder einen Kommentar gab es nicht. Sie rief ihren Vater an, aber der hatte ihr nichts geschickt. Möglich, dass sie im privaten Kreis mit dem einen oder anderen über ihre Absichten gesprochen hatte, aber warum gab sich der Adressant nicht zu erkennen? Dem offensichtlichen Wink des Schicksals folgend, bewarb sie sich. Drei Wochen später erhielt sie die Aufforderung, an einem Auswahlverfahren teilzunehmen. Ihre Mitarbeiter erlebten in der Folge eine völlig verwandelte Teamchefin. Sie war wie umgewandelt, ausgelassen, lustig, voller Esprit. Als sie wenig später verkündete, dringend für ein paar Tage nach Deutschland zu reisen, stand für alle fest, dass nur ein Mann hinter diesem geheimnisvollen Aufbruch stecken konnte. Über eine baldige Hochzeit mit einem wohlhabenden Europäer wurde spekuliert; allein Rita Sessinger wusste es besser. Auf dem Flug nach Frankfurt gelobte sie, so sie den Job bekäme, eine bombastische Abschiedsfeier auszurichten, von der ihre Mitarbeiter noch Jahre später schwärmen würden.

Dr. Michael Marr gelang es nur mit Mühe, seine Anspannung zu unterdrücken. Er saß vor dem Fernseher, konnte sich aber nicht auf die polternden Politprofis in der Talkrunde konzentrieren. Seine Gedanken kreisten um den Inhalt des Schreibens, das er morgens in seiner Post vorgefunden hatte. Normalerweise brachte den achtunddreißigjährigen Diplomkaufmann nichts so schnell aus der Ruhe, doch seit einiger Zeit lastete ein ungewohnter Druck auf ihm. Und so war es nicht verwunderlich, dass Herzbergs Einladung zum »Auswahlwettbewerb« Marrs Fantasie beflügelte.

Schon vor der beruflichen Krise hatte er hin und wieder über einen Wechsel nachgedacht. Seine Tätigkeit als Marketingleiter bei der Firma Sanitech bot Sicherheit und ein gutes Einkommen, andererseits hatte er keine Lust, sich ewig für Mullbinden, Bruchbänder und Heftpflaster ins Zeug zu legen. Irgendwann wollte er wieder Neues wagen. Vielleicht bei einem international tätigen Unternehmen einsteigen wie damals in Kalkutta, als er für Bosch im Controlling arbeitete. Was er nicht ahnte, war, dass aus diesem »Irgendwann« schon sehr schnell eine konkrete berufliche Option werden würde, und das kam so: Professor Weidenfels, Marrs Chef, verschaffte ihm Gelegenheit, an einer Tagung der »Stiftung für transatlantische Begegnungen« teilzunehmen. Die Seminarthemen im Programmheft klangen anspruchsvoll, entpuppten sich jedoch in den Vorträgen und Diskussionsrunden als klägliche Luftnummern. Mit Inbrunst wurden Modebegriffe wie Innovation, Ressourcen und Globalisierung mit dem Zusatz »Management« zu aberwitzigen Worthülsen verquirlt. Natürlich wusste auch Marr, dass derartige Veranstaltungen weniger dem Erkenntnisgewinn als der persönlichen Profilierung und Netzwerkbildung dienten, aber etwas mehr an fachlicher Substanz hatte er dann doch erwartet. Aus Verärgerung über das leere Wortgeklingel provozierte er einen heftigen Disput mit einem namhaften Referenten und trieb ihn vor versammelter Mannschaft mit messerscharfen Argumenten in die Enge. In der Pause stellte er sich mit seiner Kaffeetasse demonstrativ an einen leeren Stehtisch und wartete auf mögliche Reaktionen. Einige Jüngere schlichen um ihn herum, blickten verstohlen auf das Namensschildchen an seinem Revers, wagten aber nicht, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Ein graumelierter Herr gesellte sich schließlich zu ihm und sogleich entspann sich eine angeregte Unterhaltung. Am gleichen Abend wollte es der Zufall, dass Marr wieder mit demselben Herrn – einem Vorstandsmitglied des Verbandes der Automobilindustrie, wie sich herausstellte – zu Tisch saß. Das Gespräch vom Mittag wurde vertieft. Man plauderte über Politik, über Weltwirtschaft, die Zukunft der Automobilindustrie und kam, vom Gesprächspartner geschickt eingefädelt, auf das Thema »berufliche Veränderung« zu sprechen und zur Frage, was Marr diesbezüglich für Vorstellungen habe. Beim Abschied versprach man, in Kontakt zu bleiben. Für Marr eine reine Höflichkeitsfloskel, gänzlich unverbindlich.

Nach zwei Monaten erhielt Marr einen Brief mit der Kopie einer Stellenanzeige. Der handschriftliche Text auf dem Kopfbogen des Kraftfahrzeugverbandes enthielt nur einen einzigen Satz: »Herr Dr. Marr, sollten Sie ernsthaftes Interesse an der ausgeschriebenen Position haben, so könnte ich mich mit einer persönlichen Empfehlung für Sie verwenden.« Wenige Tage später schickte Marr seine Unterlagen an die Agentur Herzberg sowie eine Kopie der Bewerbung mit Danksagung an seinen Mentor. In seiner Firma waren die Verkaufszahlen zwischenzeitlich derart in den Keller gestürzt, dass Krisensitzung auf Krisensitzung folgte. Seine ehedem erfolgreichen Kampagnen zogen nicht mehr. Von Marr wurden tiefgreifende Lösungen erwartet, aber er hatte keine. Er fühlte sich ausgebrannt, fand kein schlüssiges Marketingkonzept, um die Umsatzzahlen wieder auf ein halbwegs befriedigendes Niveau zu stemmen. Kein Wunder also, dass er in Herzbergs Einladung zum »Auswahlwettbewerb« die rettende Chance sah, sich aus dieser Zwickmühle zu befreien und außerdem einen Karrieresprung zu machen.

Robert von Kampen hatte ebenfalls Herzbergs Schreiben erhalten. Gespannt riss er das Kuvert auf und überflog die Zeilen:

»… dass Sie als Professional Ihr Fach beherrschen, konnten wir den eingereichten Unterlagen entnehmen. Die ausgeschriebene Position verlangt von dem zukünftigen Stelleninhaber bzw. der zukünftigen Stelleninhaberin jedoch auch ein besonderes Maß an körperlich-geistiger Fitness. Bitte, stellen Sie sich darauf ein, dass wir Ihre physischen und mentalen Fähigkeiten, mittels eines von unserer Agentur entwickelten Testverfahrens, prüfen.«

Nach allem, was da geschrieben stand, war kein normales Assessment-Center mit den üblichen Postkorbübungen, Teamspielchen und Fachgebietsplaudereien zu erwarten, eher musste man wohl auf eine Art Seelenstriptease gefasst sein. Ernüchtert las er den Brief zu Ende:

»Sollten Sie sich entschließen, nicht an diesem Auswahlverfahren teilzunehmen, bitten wir um rechtzeitige Absage. Sie eröffnen damit einem anderen Bewerber, einer anderen Bewerberin die Chance zur Teilnahme.«

Grübelnd wendete er das Schreiben hin und her. Sollte er trotz aller Vorbehalte den Versuch wagen? Was konnte schon schiefgehen, sagte er sich. Es blieb ihm ja unbenommen, jederzeit auszusteigen, falls ihm die Sache zu dämlich wurde.

Objektiv betrachtet, gab es für Robert von Kampen keinen zwingenden Grund, sich zu bewerben. Aber er war es leid, sich wegen fundamental unterschiedlicher Ansichten weiter diesem zermürbenden familiären Dauerzwist auszusetzen. Noch gelangte nicht allzu viel Sand ins Firmengetriebe, weil der Vater die hochemotional geführten Auseinandersetzungen zwischen den Geschwistern vom Geschäftsbetrieb abzuschirmen wusste. Aber die Macht des Patriarchen bröckelte. Um die Streitenden auseinander zu halten, erfand der Senior den Job des »Generalmanagers für Auslandsbeteiligungen«. Robert, der Jüngere, dem die Aufgabe zugeordnet wurde, fühlte sich kalt abserviert, denn außer Inspektionsreisen zu einer Handvoll Servicestationen gab es in dieser Funktion wenig zu managen. Währenddessen Reiner, der Ältere, weiter den Juniorchef in der Firma für PKW-Zubehörteile, spielen durfte. Nach mehreren zermürbenden, hochemotional geführten Aussprachen gab der Alte schließlich klein bei und erklärte, er würde kurzfristig aus der Firmenleitung aussteigen, wenn die Söhne folgende Kompetenzaufteilung akzeptierten: Robert sollte technischer, Reiner kaufmännischer Geschäftsführer des Unternehmens werden. Da platzte Reiner der Kragen. Nur einer, nämlich er, als der mit den älteren Rechten, könne das alleinige Sagen in der Firma haben, andernfalls würde er seinen Pflichtteil am Erbe fordern, was unweigerlich die Liquidierung der Firma zur Konsequenz hätte. Der Vater appellierte an den Familiensinn und beschwor den Älteren, sich doch mit seinem Bruder zu einigen. Robert, der talentierte Maschinenbauingenieur mit betriebswirtschaftlichem Zusatzstudium, sei doch der ideale Geschäftspartner. Gemeinsam an einem Strang ziehend, könnten die Söhne den Betrieb zu neuer Blüte führen. Doch die Argumente des Seniors erstarrten im Frost der Unvereinbarkeit. Die Fronten verhärteten sich derart, dass der Betriebsablauf in Mitleidenschaft gezogen zu werden drohte. Robert zog sich daraufhin aus dem Tagesgeschäft zurück und begann, nach einer Beschäftigungsalternative zu suchen. Die Einladung zu diesem Auswahlverfahren verschaffte ihm endlich wieder Genugtuung und stärkte sein Selbstvertrauen.

ERSTES ZUSAMMENTREFFEN

Die Agentur hatte drei Räume im Hotel Steigenbach in Berlin gemietet. Einen großen, fast saalartigen Raum, durch Stellwände in kleinere Einheiten gegliedert, einen zweiten für das »Monitoring« und zusätzlich noch einen kleinen als Büro. Assistent Lauenroth hatte in den vorausgegangenen Tagen diverse technische Vorbereitungen getroffen (unter anderem eine Deckenplatte mit einem akustischen Zünder präpariert). Herzberg wusste nicht, ob er den Schreckschussrevolver tatsächlich benutzen würde, er wollte abwarten und schauen, wie sich die Teilnehmer generell verhielten.

Wie immer bei derart aufwändigen Veranstaltungen hatte Herzberg zusätzlich eine Fachkraft bei einer spezialisierten Zeitarbeitsvermittlung angeheuert. Evelyn Skrotzki kannte das Geschäft von ähnlichen Einsätzen bei anderen Personalagenturen. Dass sie wusste, worauf es bei dem Job ankam, merkte man der jungen Frau an. Zudem hatte Lauenroth sie bereits Tage vorher in den Ablauf eingewiesen, so dass alles zum Besten bestellt schien.

Kurz vor der Veranstaltung hatte die CarNetDev – ohne mit Herzberg Rücksprache zu nehmen – per Faxschreiben noch einen weiteren Kandidaten angekündigt, Dr. Harald Stein. Eine Begründung, weshalb dieser Mann als vierter Bewerber dazukommen sollte, und nähere Angaben zu seiner Person fehlten. Herzberg schäumte.

»Marc, Sie rufen jetzt bei der Firma an. Ich will wissen, was das zu bedeuten hat. Ich brauche Unterlagen, Zeugnisse, den Lebenslauf von diesem Stein, und zwar plötzlich. Was denkt sich dieser Fischer, so kann man doch nicht arbeiten.« Unbeherrscht knallte er einen Stapel Papiere auf den Tisch. Lauenroth huschte aus dem Raum. In dieser Situation war es angeraten, nicht in Gegenwart des Chefs zu telefonieren.