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Cover

Nr. 1400 – Götter der Nacht

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

Nr. 1401 – Herr der Trümmer

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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6.

7.

8.

Nr. 1402 – Die Drachenwelt

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Nr. 1403 – Die fliegenden Menschen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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9.

Nr. 1404 – Diebe aus der Zukunft

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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9.

Nr. 1405 – Die Erben der Posbis

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

Nr. 1406 – Barriere im Nichts

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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7.

8.

Nr. 1407 – Der Eremit von Satrang

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

Nr. 1408 – Ein Tropfen Ewigkeit

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

Nr. 1409 – Sucher in M 3

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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Nr. 1410 – Der Droide

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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7.

Nr. 1411 – Eiswelt Issam-Yu

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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8.

Nr. 1412 – Der Pirat von Magellan

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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9.

Nr. 1413 – Enklave Chronopuls-Wall

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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8.

Nr. 1414 – Der letzte Aufbruch

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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9.

Nr. 1415 – Die Spur des Propheten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 1416 – Das Gebot der Götter

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 1417 – Flug in Richtung Ewigkeit

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

Nr. 1418 – Die Höhle des Giganten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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8.

Nr. 1419 – Der Tod eines Cynos

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Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 1420 – Sternentore

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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8.

Nr. 1421 – Zeitzeugen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

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11.

Nr. 1422 – Die Tage der Cantaro

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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6.

Epilog

Nr. 1423 – Wer ist Advok?

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

Nr. 1424 – Revolte auf Phönix

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 1425 – Eine Falle für die Cantaro

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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8.

Nr. 1426 – Daarshol, der Cantaro

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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8.

Nr. 1427 – Die Reise nach Ardustaar

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 1428 – Wächter der BASIS

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

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6.

Nr. 1429 – Hamillers Herz

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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7.

Nr. 1430 – Hamillers Puzzle

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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7.

Nr. 1431 – Das Humanidrom

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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8.

Nr. 1432 – Fluchtziel Gevonia

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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8.

Nr. 1433 – Blockadebrecher

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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5.

Nr. 1434 – Station der Rätsel

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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10.

Nr. 1435 – Im Halo der Galaxis

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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8.

Nr. 1436 – Die Bionten von Kyon

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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Nr. 1437 – Der Weg nach Bentu-Karapau

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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7.

Nr. 1438 – Kinder der Retorte

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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9.

Nr. 1439 – Agenten weinen nicht

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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9.

Nr. 1440 – Deckname Romulus

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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10.

Nr. 1441 – Schwarze Sternenstraßen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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6.

Nr. 1442 – Die grauen Eminenzen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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5.

Nr. 1443 – Die Flucht der BARBAROSSA

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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5.

Nr. 1444 – Legende und Wahrheit

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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5.

Nr. 1445 – Gensklaven für Uulema

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

Nr. 1446 – Robotersporen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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8.

Nr. 1447 – Sturmwelt am Scheideweg

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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11.

Nr. 1448 – Der Kaiser von Karapon

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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10.

Nr. 1449 – Die Perle Moto

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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7.

8.

9.

10.

Leseprobe PR 2700 - Andreas Eschbach – Der Technomond

Vorwort

Prolog

1.

2.

3.

Gespannt darauf, wie es weitergeht?

Die Welt des Perry Rhodan

Vorwort

Die Welt des Perry Rhodan

Ein kleines Who's Who des Perry Rhodan-Universums

Häufig gestellte Fragen

Neu im PR-Universum?

Die PR-Produktpalette

Impressum

Impressum

 

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Nr. 1400

 

Götter der Nacht

 

Versprengt in Zeit und Raum – und gefangen in der Sternenwüste

 

von Kurt Mahr

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Der Kosmos gerät aus den Fugen – so muss es zwangsläufig einem unbeteiligten Beobachter erscheinen, der die Dinge, die sich vollziehen, mit gebührendem Abstand betrachtet.

Wir meinen das Geschehen im März des Jahres 448 NGZ, das dem Jahr 4035 unserer Zeitrechnung entspricht. Es begann im Vorjahr mit dem stückweisen Transfer der Galaxis Hangay aus Tarkan, dem sterbenden Universum, in die Lokale Gruppe unseres heimatlichen Universums.

Als das letzte Hangay-Viertel bei uns materialisiert, bedeutet das ebenfalls die Rückkehr der wiedergeborenen Superintelligenz ESTARTU sowie die Rückkehr all der Galaktiker wie Perry Rhodan, Atlan, Reginald Bull, die sich nach Tarkan wagten bzw. dorthin verschlagen wurden.

Die Rückkehr wird jedoch in dem Augenblick problematisch, als der aus 14 Raumschiffen bestehende galaktische Verband die Welt Narna verlässt und sich auf den Weg zum Raumsektor X-DOOR macht. Die Schiffe geraten in den Einflussbereich von Strukturverdrängungen und werden in einem Stasisfeld gefangen.

Nachdem dies ausgestanden ist, landet man auf einer Welt der Hauri. Dort verehrt man die GÖTTER DER NACHT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Terraner findet sich in einem Kerker wieder.

Benneker Vling – Ein Abgesandter verabschiedet sich auf dramatische Weise.

Sattavankual – Ein Glaubenslehrer.

Der Mamoch von Zuul – Herrscher über eine Stadt.

Salaam Siin – Der Ophaler »singt« sich seinen Weg in die Freiheit.

1.

 

Alarm!

Das dritte Mal in zwei Stunden!

Auf dem Video brütete das konturlose Dunkel des Hyperraums. Mit einem Überlichtfaktor von 60,8 Millionen eilte die CIMARRON auf ein fernes Ziel zu, das am Rand des äußersten Spiralarms der Galaxis Hangay lag. Irgendwo im undurchdringlichen Dunkel des Bildes bewegten sich die anderen 13 Schiffe des Verbands: elf Einheiten des Galaktischen Expeditionskorps unter Atlans Kommando, die SORONG und die HARMONIE.

Perry Rhodan hatte vergessen, wie lange er schon auf den Beinen war – gewiss mehr als zwei Tage. Mit Medikamenten bemühte er sich, die Müdigkeit zu vertreiben. Der Geist war willig, und die Gedanken flossen mit gewohnter Schnelle. Es war das Fleisch, das nicht mitmachte. Bleierne Schwere lag in den Gliedern, und die belebenden Impulse des Zellaktivators zeigten kaum noch Wirkung.

Sein Blick fraß sich an der kleinen Bildfläche fest. Was hatte den Alarm ausgelöst?

In der rechten Bildhälfte tauchte ein haarfeiner grüner Strich auf. Er bewegte sich mit mäßiger Geschwindigkeit in Richtung der Bildmitte. Zweimal zuvor hatte Perry Rhodan eine solche Anzeige gesehen. Er wusste sie zu deuten und brauchte die Ansage des Syntron-Verbunds nicht mehr: »Strukturverdrängung ab- und heckseits, mit mäßiger Geschwindigkeit aufschließend.«

Das grüne Echo war das Produkt des Transponders, des einzigen Geräts, das die Fähigkeit besaß, im Hyperraum Messungen anzustellen. So stolz seine Erfinder auch sein mochten – der Transponder war ein klobiges, unempfindliches Instrument, das nur die energiereichsten Ereignisse im 5-D-Kontinuum zu erfassen vermochte.

Energiereich, das war das Wort! Strukturverdrängung, das war weiter nichts als eine hochkonzentrierte Ballung fünfdimensionaler Energie, eine hyperenergetische Schockfront, die sich mit variabler Überlichtgeschwindigkeit bewegte. Perry Rhodan starrte auf den dünnen grünen Strich, der sich unaufhaltsam dem Bildmittelpunkt näherte. Das Zentrum des Bildes markierte den Standort der CIMARRON. Wenn der Strich das Zentrum berührte, dann ... Ja, was dann? Zweimal schon hatte sich die CIMARRON in ähnlicher Lage befunden. Zweimal hatten sich die Schockfronten aufgelöst, bevor sie das Schiff erreichten. Doch diese hier war hartnäckig.

Als wüsste sie, dass ihr Opfer nicht entrinnen konnte, näherte sie sich langsam, aber unbeirrbar.

»Kontakt in zehn Sekunden«, meldete der Syntron.

Der Teufel mochte die Maschine holen mitsamt ihrer emotionslosen und absolut sachlichen Synthesizer-Stimme. Was kümmerte es sie, wenn die CIMARRON zerfetzt wurde? Sie hing nicht am Leben. Sie bestand aus Metall, Hochpolymeren, Halbleitern und ein paar Milliarden hyperenergetischen Mikrofeldern. Der biotronische Zusatz befähigte sie zwar Gefühle zu verstehen und zu simulieren, aber nicht, selbst welche zu empfinden.

Der linke Flügel des Striches war nur noch zwei Millimeter von der Bildmitte entfernt. Perry Rhodan beugte sich weit nach vorne. Im Zentrum des Bildes glomm ein winziger orangefarbener Punkt. Er stellte die CIMARRON dar. Eine Sekunde lang sah es so aus, als wolle das Ende des grünen Strichs haarscharf am Punkt vorbeistreichen. Sah er richtig, oder spielte ihm die vom Überlebenswunsch beflügelte Phantasie einen Streich?

Eine unsichtbare Faust griff nach ihm und stauchte ihn tief in die Polster des Sessels. Schreie gellten auf. Krachende, berstende Geräusche erfüllten die Luft. Eine zentnerschwere Last lag ihm auf der Brust und hinderte ihn am Atmen. Der Spuk dauerte vier Sekunden. Dann endete er so plötzlich, wie er begonnen hatte. Perry Rhodan wischte sich die Tränen aus den Augen und musterte das Video. Das Dunkel des Hyperraums war noch da. Das Grigoroff-Feld hatte standgehalten. Der grüne Strich war weitergewandert. Das linke Ende stand fast schon einen Zentimeter über der Bildmitte.

»Schadensanzeigen!«, rief Rhodan; das Wort hörte sich an, als hätte ein heiserer Hund gebellt.

»Keine ernsthaften Schäden«, antwortete der Syntron-Verbund ohne Zögern. »Die Struktur des Schiffes ist unversehrt; kein Ausfall bei den lebenswichtigen Aggregaten. Der Hyperflug kann unbedenklich fortgesetzt werden.«

Gott sei Dank! Jetzt kam es nur noch darauf an, wie die anderen dreizehn Einheiten die Begegnung mit der Schockfront überstanden hatten. Im Hyperraum gab es keine Schiff-zu-Schiff-Kommunikation. Man würde warten müssen, bis der Zielpunkt erreicht war. Hyperion-Alpha hatte man den imaginären Punkt am Rand der Galaxis Hangay genannt. Um 02.00 Uhr am 10. März 448 sollte er erreicht sein. Perry Rhodan warf einen Blick auf die Kalenderuhr. Der 10. März hatte soeben begonnen. Es war 00.13 Uhr.

Er ließ die Gurthalterungen aufschnappen und stand schwerfällig auf. Reginald Bull, der neben ihm an der großen Kommandokonsole saß, nickte beifällig.

»Hast recht, Alter«, sagte er. »Leg dich eine Stunde aufs Ohr. Du bist schon ganz grün um die Nase.«

»Anderthalb Stunden«, konterte Rhodan mit müdem Grinsen. »Darunter tu ich's nicht.«

Sein Quartier lag nur ein paar Dutzend Schritte vom Kontrollraum entfernt. Die Tür öffnete sich selbsttätig, als der Sensormechanismus den Herannahenden erkannte. Durch einen kurzen Flur gelangte Perry Rhodan in den Wohnraum. Als er die hagere, hochaufgeschossene Gestalt erblickte, die sich ausgerechnet in seinem Lieblingssessel räkelte, blieb er unvermittelt stehen. War der Albtraum immer noch nicht zu Ende?

»Steh auf, Benneker Vling!«, herrschte er den ungebetenen Besucher an. »Und wenn sich's irgendwie einrichten lässt: Scher dich zum Teufel!«

 

*

 

Gehorsam stand Vling auf.

»Ich rechne es deiner Erschöpfung an, dass du den Abgesandten einer Superintelligenz schon wieder wie einen Landstreicher behandelst«, klagte er.

Perry Rhodan ließ sich in den soeben freigewordenen Sessel fallen.

»Deine eigene Schuld«, brummte er. »Du tauchst zu den ungeeignetsten Zeiten auf, verschwindest wieder, kommst wieder zum Vorschein ... und so weiter. Ich nehme an, dass ES dir irgendeinen Auftrag gegeben hat. Wenn wir nur wüssten, was du noch vorhast, wärest du uns schon viel sympathischer.«

Auf solche Vorhaltungen hatte Benneker Vling sonst mit einem seiner verworrenen Sprüche geantwortet. Diesmal jedoch blieb er ernst.

»Meine Aufgabe hätte auf Narna beendet sein sollen«, sagte er. »Ich war der Sensor, durch den ES die Wiedergeburt seiner Schwester beobachten wollte. Aber ES ist in Sorge und trug mir auf, noch eine Zeitlang bei euch zu bleiben.«

»In Sorge? Hat die Sorge etwas mit den Strukturverdrängungen zu tun?«

»Ja. ES befürchtet eine großmaßstäbliche Erschütterung des Raum-Zeit-Gefüges im Bereich der Lokalen Gruppe, möglicherweise weit darüber hinaus.«

»Hat ES einen Rat für uns?«, erkundigte sich Perry Rhodan.

»Forscht nach der Ursache der Verdrängungen«, antwortete der Robotwartungsspezialist.

»Die Ursache ist das unvermittelte Auftauchen des letzten Hangay-Viertels«, behauptete Rhodan. »Strukturverdrängungen sind die unmittelbare Folge der Materialisierung großer Sternenmengen, die in eine fremde Raumzeit eingebettet sind.«

»So las man es vor Tische«, zitierte Benneker Vling aus dem unerschöpflichen Reservoir seiner Kenntnisse der terranischen Literatur. »Strukturverdrängungen hat es unmittelbar nach dem Auftauchen eines jeden Hangay-Viertels gegeben. Aber sie klangen recht schnell ab. Hier haben wir die umgekehrte Situation. Es ist gut neun Tage her, seit das letzte Hangay-Viertel im Standarduniversum materialisierte. Die Verdrängungen klingen nicht ab, sie nehmen zu – an Zahl ebenso wie an Intensität. Das sollte zu denken geben.«

»Denk du für mich«, gähnte Rhodan. »Ich bin zu müde.«

»Die Aktivität der Strukturverdrängungen wird von außen angeheizt«, erklärte Vling. »Die ersten Verdrängungen entstanden auf natürliche Weise. Sie waren quasi die Initialzündung des Vorgangs, der jetzt durch einen künstlichen, von außen kommenden Einfluss aufrechterhalten und intensiviert wird.«

»Woher sollte dieser Einfluss kommen?«, fragte Perry Rhodan verwundert.

»Ich habe dir einen Fingerzeig gegeben«, antwortete Benneker Vling kühl. »Du hast deine Fachleute, die der Sache nachgehen können.«

Er wandte sich ab und trat durch die Tür, die sich bereitwillig vor ihm öffnete, hinaus auf den Korridor.

 

*

 

Er wusste jetzt, dass er so bald keine Ruhe finden würde. Auf dem Weg zu Sato Ambushs Labor machte er in der Medoklinik halt. Die Untersuchung durch den Testautomaten nahm nur wenige Augenblicke in Anspruch. Sedge Midmays, der Bordarzt, studierte die Daten.

»Falls du zu mir um Rat gekommen bist«, sagte er, »leg dich ins Bett und schlafe mindestens fünf Stunden.«

»Solchen Rat kann ich nicht brauchen«, antwortete Perry Rhodan und schwang die Beine von der Liege. »Ich muss wenigstens noch zehn Stunden wach bleiben, nicht nur geistig wach, sondern auch physisch beweglich. Gib mir was.«

»Unter Vorbehalt«, sagte Midmays.

»Was für Vorbehalt?«

»Nach zehn Stunden kommst du zu mir und lässt dich entgiften.«

»Einverstanden.«

Er erhielt eine Injektion, und schon wenige Sekunden später spürte er, wie die Kräfte zurückkehrten. Die Muskeln hatten wieder Spannkraft, und der Druck auf die Augen war gewichen. Es war 00.30 Uhr, als er Sato Ambushs Labor betrat. Der Pararealist war nicht alleine. Eine schlanke Mädchengestalt beugte sich über ein aus Kugeln und dünnen Streben bestehendes Modell.

»Eirene!«

»Darf ich dich meiner Assistentin vorstellen?«, lächelte Sato Ambush. »Eine äußerst begabte junge Frau. Soeben erst hat sie mich auf einen Fehler in meinem Modell aufmerksam gemacht.«

Eirene begrüßte den Vater mit einem Kuss auf die Wange.

»Ich hoffe, du weißt, was du tust«, spottete er freundlich.

»Eine Momentaufnahme der Verteilung der Strukturverdrängungen in unserer Umgebung«, antwortete Eirene stolz. »Du musst dir das Modell als ein Gebilde des Hyperraums vorstellen ...«

Perry Rhodan hob die Hand.

»Ich unterbreche dich ungern«, sagte er. »Aber der Arzt gesteht mir nur zehn Stunden zu. Ich muss also jede Sekunde nutzen.«

Er berichtete in knappen Worten von der Unterhaltung mit Benneker Vling.

»Er weiß etwas«, schloss er, »aber er weiß es entweder nicht genau, oder er will es uns nicht sagen. Standardverfahrensweise für die Manifestation einer Superintelligenz. Frage an dich, Sato: Versprichst du dir etwas davon, nach einer äußeren Ursache der Strukturverdrängungen zu suchen?«

Sato Ambushs und Eirenes Blicke kreuzten sich.

»Es ist merkwürdig«, sagte der Pararealist, »aber wir hatten Ähnliches gedacht. Wenn das Auftreten der Strukturverdrängungen so sehr vom früher beobachteten Muster abweicht, dann liegt womöglich ein äußerer Einfluss vor.«

»Und? Lässt sich der Einfluss nachweisen?«

»Wir wissen es noch nicht«, antwortete der Pararealist. »Das Strukturmodell dort soll uns beim Nachdenken helfen. Wenn es tatsächlich einen bestimmten Punkt im Universum gibt, von dem der Einfluss ausgeht, dann müsste dies an der hyperräumlichen Verteilung der Strukturverdrängungen erkennbar sein. Wir haben erste Hinweise gefunden, dass es tatsächlich eine gewisse Ordnung gibt. Eirenes – und nun auch Benneker Vlings Theorie – scheint Hand und Fuß zu haben.«

»Sucht weiter«, bat Rhodan. »Und wenn ihr eine Spur habt, lasst es mich wissen.«

Ohne weitere Verabschiedung verließ er das Labor und machte sich auf den Weg zum Kontrollraum.

 

*

 

Die Minuten unmittelbar vor der Rückkehr ins 4-D-Kontinuum waren von schier unerträglicher Spannung erfüllt. Die vergangenen anderthalb Stunden waren ereignislos verlaufen. Zweimal noch waren auf dem Transponder-Bild die dünnen, grünen Striche von Strukturverdrängungen aufgetaucht; aber sie hatten einen Kurs genommen, der weit an der CIMARRON vorbeiführte. Sicher war jedoch immer noch nicht, ob die Verdrängung, die unmittelbar nach Mitternacht aufgetreten war, eines der anderen 13 Schiffe beschädigt hatte.

Von einer Sekunde zur anderen füllten sich die großen Videoflächen mit funkelndem, strahlendem Leben. Weggewischt war das trübe Dunkel des Hyperraums. Die Sterne der Galaxis Hangay tummelten sich in dichtem Gedränge. Mit raschem Blick überflog Perry Rhodan das Bild. Der Syntron hatte grelle, grüne Punkte eingezeichnet, die Orte markierten, von denen das Ortungssystem einen Reflex empfing. Es waren dreizehn Punkte. Rhodan atmete auf.

Der Hyperkom sprach an. Die Kommandanten der 13 Einheiten erstatteten in der zuvor vereinbarten Reihenfolge ihre Meldung. Jedes Schiff hatte während des mehrstündigen Flugs insgesamt drei Strukturerschütterungen registriert, die bedenklich nahe gekommen waren. Aber nur die PERSEUS und die LIBRA waren auf ähnliche Weise gebeutelt worden wie die CIMARRON. Julian Tifflor, der noch vor dem Transfer aus Tarkan zusammen mit Nia Selegris, Fellmer Lloyd, Ras Tschubai, Stronker Keen und Lavoree an Bord der PERSEUS gegangen war und dort das Kommando übernommen hatte, berichtete:

»Es dauerte nur ein paar Sekunden. Wir wurden kräftig durchgerüttelt, und es war ein Lärm überall, als wolle das Schiff auseinanderbersten. Ernsthafter Schaden entstand jedoch nicht.« Er grinste. »Sind halt gut und solide gebaut, diese alten terranischen Kähne.«

Messungen wurden vorgenommen. Der angezielte Punkt, Hyperion-Alpha, war mit einer Toleranz von plus/minus fünf Lichtsekunden erreicht worden. Das war eine beachtenswerte Leistung, wenn man berücksichtigte, dass der Verband mit kartanischen Sternkatalogen arbeitete, deren Angaben sich durch Umfang und ein Streben nach Vollständigkeit, aber nicht immer durch Präzision auszeichneten. Der Verband stand am Rand der Galaxis Hangay. Wer das große Bild aufmerksam musterte, der sah, wie die Dichte der Sterne zum oberen Bildrand hin rapide abnahm. Jenseits der letzten Sternengruppen begann der Halo. Die Entfernung vom Raumsektor X-DOOR betrug 19.000 Lichtjahre. Die letzte Etappe des Fluges würde drei Stunden in Anspruch nehmen.

Aufmerksame Sensoren hörten den Hyperfunkäther ab. Aber außer abgerissenen Fetzen von Funksprüchen, die aus weiter Ferne kamen, wurde nichts empfangen. Der Raumsektor Hyperion-Alpha barg offenbar keine höherentwickelten Kulturen. Anderthalb Stunden lang hielt sich der kleine Verband im 4-D-Raum auf. Der Start in Richtung X-DOOR war auf 03.30 Uhr festgelegt worden. Perry Rhodan versuchte sich auszumalen, wie es sein würde, wenn die CIMARRON um halb sieben aus der Hyperflugphase auftauchte. Der Raum ringsum wäre schwarz und sternenleer. Nur ein paar verwaschene Lichttupfer könnte man sehen: Andromeda, Pinwheel und IC 1613 heckwärts, die Milchstraße vorab und, wenn man die Augen ein wenig zusammenkniff, das Fornax-System und die beiden Magellan-Wolken. Hangay bliebe unsichtbar. Das Licht, das von dort kam, hätte noch keine Zeit gehabt, sich weit genug auszubreiten. Und auf dem Orterschirm würde ein dickes, grelles Echo zu sehen sein: die BASIS.

Seine Gedanken drifteten weiter. Von X-DOOR aus ging's endgültig nach Hause. Wie würde es sich anfühlen, das Pflaster von Terrania wieder unter den Füßen zu haben? Hatten die Roboter sich anständig um den Bungalow am Ufer des Goshun-Sees gekümmert? Was würde Eirene zu ihrem neuen Heim sagen?

»Verzeih, wenn ich dich störe ...«, sagte eine zaghafte Stimme.

Perry Rhodan schrak auf. Vor ihm stand Sato Ambush. Er hatte ihn nicht kommen sehen, so sehr war er in seine Gedanken vertieft gewesen.

»Du störst nicht«, lächelte er. »Was sagt deine Theorie? Du hast Ergebnisse, nicht wahr?«

»Eirene und ich haben über eine Stunde lang gemessen und gerechnet«, antwortete der Pararealist. »Das Resultat beunruhigt mich ...«

 

*

 

Er erteilte dem Servo einen Auftrag, und der Syntron produzierte ein Hologramm, das eine Gruppe von Galaxien zeigte.

»Das Herz des Virgo-Haufens«, sagte Sato Ambush. »Hier ist die Mächtigkeitsballung Estartu.«

Die hypothetische Kamera rückte näher an das Bild heran. Zwölf Galaxien blieben übrig. Perry Rhodan erkannte Erendyras Riesenellipse und die Siamesischen Zwillinge, Absantha-Gom und Absantha-Shad.

»Wenn unsere Theorie richtig ist«, fuhr der Pararealist fort, »dann gibt es tatsächlich einen einzelnen Punkt, von dem der Einfluss ausgeht, der für die ungewöhnliche Aktivität der Strukturverdrängungen verantwortlich ist. Dieser Punkt liegt hier!«

Das Bild veränderte sich abermals. Zehn Galaxien der Mächtigkeitsballung verschwanden. Übrig blieben nur die Zwillinge. Sie rückten in den Bildmittelpunkt, und eine gehörige Strecke von Absantha-Shad entfernt begann ein roter Leuchtpunkt zu blinken.

»DORIFER«, stellte Rhodan fest.

»So ist es«, bestätigte Sato Ambush. »Hieraus ergibt sich nach meiner Ansicht auch ein Hinweis auf die Richtigkeit der Theorie. Wenn die Resultate unserer Rechnungen einen irgendwo im Nichts gelegenen Punkt bezeichnet hätten, dann wäre man geneigt gewesen zu sagen: Vielleicht stimmt die Ausgangshypothese nicht. So aber fragt man sich: Wenn die Theorie falsch ist, warum kommt sie dann ausgerechnet auf DORIFER?«

»Was geschieht dort, Sato?«, fragte Perry Rhodan. »Auf welche Weise heizt DORIFER die Strukturverdrängungen an?«

»Es gibt einen starken, hyperdimensionalen Energiefluss, der sich von DORIFER über diesen Abschnitt der Lokalen Gruppe ergießt«, antwortete der Pararealist. »Die Struktur der Energie habe ich noch nicht entschlüsseln können. Ich weiß auch nicht, wie die Wechselwirkung zwischen dem Energiefluss und den Erschütterungen des Raum-Zeit-Gefüges hier in der Umgebung von Hangay beschaffen ist. Aber es scheint mir, dass DORIFER überschüssige Energie abstößt, und damit kann er eigentlich nur einen Zweck im Sinn haben ...«

»Welchen Zweck?«

»Er macht dicht. Er kapselt sich ab, schließt DORIFER-Tor und zieht sich in die Tiefe zurück.«

Ungläubig starrte Perry Rhodan den kleinen Mann an.

»Warum sollte er das tun, Sato?«, fragte er.

Sato Ambush breitete die Arme aus und drehte die Handflächen nach oben.

»Woher soll ich das wissen, Perry Rhodan? DORIFER hat sich schon immer dagegen gewehrt, dass Dinge aus anderen Kosmen in unser Universum eindringen. Erinnerst du dich an das Getöse, das er aufgeführt hat, als der KLOTZ erschien? Für DORIFER muss es ein kataklysmischer Schock gewesen sein, als Hangay im Standarduniversum zu materialisieren begann. Ich sprach zu dir von der kritischen Masse, die überschritten wurde, als das letzte Hangay-Viertel auftauchte. Die Analogie erscheint mir jetzt noch zwingender als zuvor. DORIFER benimmt sich wie ein fühlendes Wesen. Er ist der Experimentiererei mit großmaßstäblichen Massetransfers von einem Universum ins andere überdrüssig. Jahrmillionenlang hat er es als seine Aufgabe betrachtet, das Standarduniversum gegen fremde Eindringlinge zu schützen, und jetzt kommt eine Superintelligenz und macht all seine Anstrengungen zunichte. Mit diesem Universum will er nichts mehr zu tun haben. So sehe ich die Sache.«

»Das nenne ich ein bisschen viel Emotionalität in die Verhaltensweise eines Kosmonukleotids hineinspekulieren«, sagte Perry Rhodan nachdenklich.

»Natürlich ist es das«, pflichtete Sato Ambush ihm bei. »Es soll ja auch nur ein Denkmodell sein.«

Rhodan sah den Pararealisten an. Sato Ambush begegnete seinem Blick voller Erwartung.

»Was sollen wir jetzt tun, Sato?«, fragte Perry Rhodan und war sich der Hilflosigkeit, die in der Frage zum Ausdruck kam, durchaus bewusst.

Der Pararealist setzte ein unergründliches Lächeln auf und antwortete mit sanfter Stimme:

»Dies sind Dinge, Perry Rhodan, die wir weder verstehen noch beeinflussen können. Daher müssen wir uns so verhalten, als gäbe es sie nicht.«

Perry Rhodan dachte lange über diese Worte nach. Schließlich nickte er und sagte halblaut:

»Rück beiseite, Salomon ...«

 

*

 

Es ging auf halb fünf, als Benneker Vling im Kontrollraum erschien. Perry Rhodan hatte inzwischen von seiner Begegnung mit dem Robotwartungsspezialisten berichtet. Man wusste, dass er sich wieder an Bord befand. Rhodan winkte ihn zu sich.

»Deine Theorie hat sich als richtig erwiesen«, sagte er. »Die Strukturverdrängungen werden zentral gesteuert, und zwar von DORIFER aus.«

Benneker Vling nickte. Er nahm die Eröffnung gelassen auf und machte dazu ein Gesicht, als wolle er sagen: Das hatte ich mir fast schon gedacht.

»Wenn du jetzt von deinem Auftraggeber in Erfahrung bringen könntest«, fuhr Rhodan fort, »was DORIFERS Aktivität zu bedeuten hat, wären wir dir alle sehr dankbar.«

»Das geht nicht«, antwortete Benneker Vling, ohne die Miene zu verziehen. »ES steht mir als Informationsquelle nicht zur Verfügung.«

»Das alte Spiel also«, sagte Perry Rhodan ärgerlich. »Ich frage mich immer öfter, warum Superintelligenzen sich überhaupt die Mühe machen ...«

»Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden«, unterbrach ihn Vling. »Diesmal möchte ich es offiziell machen. Ihr werdet mich nicht mehr zu sehen bekommen.«

Rhodan musterte ihn überrascht.

»Einfach so? Du wurdest zurückgerufen?«

»Ja.«

»Warum?«

»Das weiß ich nicht.«

Perry Rhodan hatte eine weitere Frage auf der Zunge; aber in diesem Augenblick schrillte der Alarm. Er schwang im Sessel herum und prüfte das Video. Was er sah, erfüllte ihn mit Schrecken. Drei grüne Streifen zeichneten sich gegen das Dunkel des Hyperraums ab. Ihr Verlauf war nicht geradlinig, sondern gekrümmt. Sie verkörperten Bogenstücke dreier konzentrischer Kreise, deren Mittelpunkt mit dem Zentrum des Bildes identisch war.

»Diesmal geht es uns an den Kragen«, murmelte Reginald Bull düster.

Der Syntron wurde gesprächig. Er berichtete über Ausmaß und Geschwindigkeit der Strukturverdrängungen.

»Geschätzte Ankunftszeit am Standort des Verbands in achtzehn Sekunden«, meldete er.

Perry Rhodan spürte, wie die Muskeln im Leib sich verkrampften. Das war die instinktive Reaktion des Körpers auf die Erkenntnis einer Gefahr, der er hilflos ausgeliefert war. Der Verstand des Menschen ist nicht dafür gemacht, dem unerwarteten Tod gelassen ins Auge zu sehen. Verzweiflung krallte nach dem Bewusstsein. Gibt es denn gar nichts, was wir tun können?

»Zehn Sekunden«, sagte der Syntron.

Perry Rhodans Blick glitt zur Seite. Benneker Vling stand noch da. Seine Augen waren unnatürlich groß, der Mund stand halb offen. Es war eine groteske Vorstellung, dass ein Wesen wie er, die Manifestation einer Superintelligenz, Angst empfinden könne. Und dennoch war es so! Das hagere, kantige Gesicht war eine Grimasse der Furcht.

»Fünf Sekunden.«

Das Entsetzen brachte die Tränendrüsen in Tätigkeit. Die Luft im Kontrollraum schien sich mit nebligem Dunst zu füllen, in dem bleiche Gesichter mit angstverzerrten Zügen schwammen. Dumpfes Gemurmel rollte einher. Jemand betete.

»Kontakt – jetzt!«

Ein donnernder Krach. Danach an- und abschwellendes Dröhnen wie von einem heftig geschlagenen Gong. Perry Rhodan fühlte sich in den Sessel gepresst und gleich darauf wieder in die Höhe gerissen. Die Gurte bewahrten ihn davor, davongeschleudert zu werden. Metall kreischte, Schreie gellten. Auf der Konsole flackerten rote Warnlichter auf und bezeichneten Orte, an denen Schotte sich in Erwartung eines Vakuumeinbruchs selbsttätig geschlossen hatten. Die Videos flackerten, stabilisierten sich jedoch nach wenigen Sekunden. Das Syntron-System war mit so vielfältiger Redundanz ausgelegt, dass es erst dann versagen würde, wenn das ganze Schiff explodierte.

Und dann – plötzlich – war alles vorbei.

Verwirrt starrte Perry Rhodan auf das Video-Display, das eine unglaubliche Fülle von Sternen zeigte. Sogleich aber wurde er abgelenkt. Jemand schrie auf. Es war ein gequälter, von Schmerz erfüllter Schrei. Rhodan fuhr herum. Er sah Benneker Vling stürzen und sich auf dem Boden winden. Rhodan sprang auf und kniete neben dem Gestürzten nieder. Behutsam bettete er Vlings Kopf in die Armbeuge. Benneker Vling beruhigte sich ein wenig. Aus verschleierten Augen sah er zu Rhodan auf. Seine Lippen zuckten. Er wollte etwas sagen.

»Das ist ... das Ende«, brachte er schließlich hervor, mühsam und kaum hörbar. »Lebt wohl, ihr werdet mich nicht mehr ...«

Mehr zu sagen, hatte er keine Kraft. Fassungslos starrte Perry Rhodan auf den schlaffen Körper, der plötzlich transparent wurde. Die Umrisse verschwammen. Der Druck, den das Gewicht des Kopfes auf Rhodans Arm ausgeübt hatte, wich von einer Sekunde zur anderen. Er kniete noch da, den rechten Arm ausgestreckt, als böte er jemandem eine Stütze, da war Benneker Vling schon längst verschwunden.

 

*

 

Die Stimme des Syntrons brachte ihn auf die Beine. Fahrig eilte er zu seinem Platz an der Konsole zurück und registrierte, ohne sich dessen zunächst bewusst zu werden, dass das Video die Flotte inmitten eines Sternengewimmels zeigte.

»Die LEDA ist verschwunden!«, meldete der Syntron-Verbund.

Rhodan wurde blass.

»Hangar Foxtrott zwo«, sagte er in Richtung des Servos, der als flimmerndes Energiegebilde über der Konsole schwebte. »Ein Bild!«

Im Hangar F 2 war die LEDA untergebracht, Rhodans DORIFER-Kapsel, die ihm die Vereinigung der Gänger des Netzes zur Verfügung gestellt hatte, nachdem er mit dem psionischen Imprint, dem Abdruck des Einverständnisses, versehen worden war.

Das verlangte Bild leuchtete auf. Die Hangarhalle war leer. In dumpfer Verwunderung starrte Rhodan die Halterungen an, die bis vor kurzem noch die LEDA umklammert hatten. Was war geschehen? Benneker Vling, die Manifestation des Superwesens ES, hatte sich auf ungewöhnliche Weise verabschiedet – fast hätte man sagen mögen, er sei hinweggerafft worden –, und die DORIFER-Kapsel war verschwunden. Wahrscheinlich würde sich sehr bald auch Atlan melden.

Als hätte es nur des Gedankens bedurft, meldete sich der Hyperkom. Das Bild des Arkoniden materialisierte. Er wirkte ungewöhnlich ernst.

»Ich nehme an, ich erzähle dir keine Neuigkeit«, sagte er. »Die NARU hat sich in nichts aufgelöst.«

Perry Rhodan nickte.

»Die LEDA ist ebenfalls verschwunden«, erwiderte er.

»Was ist geschehen?«, fragte Atlan. »Vor allen Dingen: Wo sind wir?«

»Niemand weiß es«, antwortete Rhodan. Er wurde allmählich müde, immer wieder sein Unwissen beteuern zu müssen. »Sprich mit Sato Ambush. Er hat eine Theorie. Bei euch an Bord alles wohlauf?«

»Kleine Schäden«, sagte der Arkonide. »Die Robottrupps sind schon an der Arbeit.«

»Wo auch immer wir sein mögen«, seufzte Rhodan, »wenigstens sind wir alle beisammen. Das Weitere wird sich ergeben.«

Atlan blendete sich aus. Das Warten auf die ersten Messergebnisse und deren Auswertung begann.

 

*

 

Im Lauf der Stunden ergab sich ein groteskes Bild. Der von dichtgedrängten Sternenmassen erfüllte Raum war ein Hexenkessel hyperenergetischer Strahlung. Der Strahlungspegel war annähernd gleichmäßig über sämtliche Wellenlängenbereiche des Spektrums verschmiert und so hoch, dass die Geräte der Fernortung kläglich versagten. Was weiter als zwölf Lichtjahre vom Standort des Verbands entfernt war, erfassten sie nicht mehr.

Die mittleren Sternabstände im optisch erfassbaren Bereich betrugen wenige Lichtwochen. Es gab zahlreiche Sterne, die nur Lichttage voneinander entfernt waren. Die Mehrheit der selbstleuchtenden Himmelskörper gehörte der Population II an: Es waren Sonnen von durchschnittlicher Größe, den Spektraltypen K und M zugehörig, die schon seit 10 bis 13 Milliarden Jahren brav vor sich hin gefunkelt hatten. Es gab allerdings auch ein paar blaue Giganten der Spektralklasse O. Insgesamt 36 wurden in einem Umkreis von wenigen Lichtjahren gezählt. Die blauen Supersterne waren die Quelle der starken Hyperstrahlung.

Eine Standortbestimmung war infolge der versagenden Fernortung nicht möglich. Die geringen Sternabstände und die Klassifizierung der Sterne nach Spektraltyp wiesen darauf hin, dass man sich im Innern – wahrscheinlich nahe dem Zentrum – eines Kugelsternhaufens befand. Sternenballungen dieser Art waren bekannt dafür, dass sie in erster Linie aus alten Sonnen bestanden. Versuche, die Strangeness des umgebenden Raumes zu bestimmen, lieferten zweideutige Ergebnisse. Werte von 0 bis 0,18 wurden gemessen; der Mittelwert lag bei 0,06. Die Messungen wurden durch den hohen Störstrahlungspegel beeinflusst und verfälscht. An jedem Ort außerhalb Hangays hätten die Messwerte, so unzuverlässig sie auch sein mochten, sich zu Null gemittelt. In Hangay dagegen, selbst im 1. Viertel, hätte der Mittelwert mehr als das Zwanzigfache, nämlich 1,24, betragen müssen. Auch fehlte dem Raum das für Hangay charakteristische düsterrote Hintergrundleuchten.

Die Experten kamen überein, dass man nicht wisse, wo man sich befinde. Die Möglichkeit, dass man in ein anderes Universum verschlagen worden sei, wollte vorläufig jedoch niemand ernsthaft in Betracht ziehen.

Der nächste Stern war nur neun Lichtstunden entfernt. Es handelte sich um einen K2-Körper, dessen Strahlung dem menschlichen Auge als eine Mischung von Gelb und Orange erschien. Es gab fünf Planeten, wie die Messgeräte ohne sonderliche Mühe ermittelten. Der zweite leuchtete wie eine Fackel, wenn man ihn im langwelligen Bereich des elektromagnetischen Spektrums betrachtete. Das war ein zuverlässiger Hinweis, dass dort eine Zivilisation existierte, die sich einigermaßen moderner Kommunikationsmethoden bediente. Hyperenergetische Tätigkeit konnte nicht nachgewiesen werden. Das mochte indes an den intensiven, alles überlagernden Störgeräuschen liegen. Auch fand sich kein Anzeichen, dass die Bewohner des zweiten Planeten Raumfahrt betrieben.

Perry Rhodan aktivierte eine Konferenzschaltung und besprach die Lage mit Reginald Bull, Atlan, Julian Tifflor, Nikki Frickel und Salaam Siin. Zwei Verfahrensweisen standen zur Debatte. Man konnte versuchen, den Weg aus dem Sternhaufen hinaus zu finden, und die Reise nach X-DOOR fortsetzen, sobald der Standort mit hinreichender Genauigkeit bestimmt war. In diesem Zusammenhang wurde die Beobachtung, dass es seit fünfeinhalb Stunden nicht die Spur einer Strukturverdrängung mehr gegeben hatte, als unerheblich zurückgewiesen. Bei der geringen Reichweite der Fernortung war sie ohne Bedeutung. Ob es Strukturverdrängungen noch gab oder nicht, ließ sich im Augenblick nicht feststellen. Die andere Möglichkeit war, den zweiten Planeten anzufliegen und sich von den dortigen Bewohnern Informationen zu beschaffen. Wenn sie elektromagnetische Kommunikation betrieben, waren sie vermutlich auch auf dem Gebiet der Astronomie tätig. Vielleicht konnte man von ihnen erfahren, wo dieser Kugelsternhaufen lag und in welche Richtung man sich wenden musste, um dem Sternengewimmel mit möglichst wenig Anstrengung zu entkommen.

Nach behutsamem Abwägen des Für und Wider entschied man sich schließlich für die letztere Vorgehensweise. Hätte man sich für die erstere entschlossen, wäre es ohnehin notwendig gewesen, die hyperenergetischen Störfelder bis ins Detail zu vermessen. Eine solche Vermessung würde Tage, wenn nicht gar Wochen in Anspruch nehmen. Die Zeit mochte man ebenso gut auf der Oberfläche einer zivilisierten Welt zubringen.

Der Verband setzte sich in Bewegung. Mit 97 Prozent Lichtgeschwindigkeit stieß er bis auf die Höhe der dritten Planetenbahn vor und trat dort in eine Phase mäßiger Bremsbeschleunigung ein. Während die 14 Raumschiffe sich mit allmählich sinkender Geschwindigkeit der zweiten Welt näherten, waren Sonden und Sensoren damit beschäftigt, aufgefangene Fetzen der planetaren Kommunikation zu analysieren und womöglich zu entschlüsseln. Letzteres erwies sich als in der Kürze der Zeit nicht durchführbar. Perry Rhodan gab daraufhin Salaam Siin den Auftrag, eine seiner Kompositionen auf gängiger Frequenz auszustrahlen. Es wurde eine Melodie gewählt, die nach Rhodans Dafürhalten von jedem mit Gehör begabten Wesen als freundlich und friedfertig empfunden werden musste. Nachdem er zwei Stunden lang auf diese Weise die Friedlichkeit seiner Absichten den sicherlich verdutzten Bewohnern des zweiten Planeten hatte demonstrieren lassen, ordnete er die Landung an.

2.

 

Langgestreckte, kahle Bergzüge, getrennt von sandigen Tälern, in denen kaum ein Halm wuchs, schwebten gemächlich über die Bildfläche.

»Sieht aus wie die Sahara nach fünf Jahren Dürre«, hatte Lalande Mishkom behauptet.

Zwei große Siedlungen waren inzwischen identifiziert worden. Mehr schien es nicht zu geben. Beide Siedlungen lagen auf der Nordhalbkugel des Planeten, die eine auf 30, die andere auf 42 Grad nördlicher Breite. Voneinander waren sie 2800 Kilometer entfernt.

Wasser war auf dieser Welt eine Kostbarkeit. Eine einzige größere Wasserfläche hatte man bisher gefunden. Sie hatte annähernd den Umfang des Eriesees und lag auf halber Strecke zwischen den beiden Siedlungen. Es gab jedoch Anzeichen dafür, dass subplanetare Wasservorräte existierten. Hier und dort sprossen Wälder scheinbar unmotiviert aus der Eintönigkeit der Wüste, und in den Hochtälern fanden sich nicht selten größere Strecken Buschland.

Langsam sanken die 14 Raumschiffe durch den Glanz der Mittagssonne. Als Landeplatz hatte Perry Rhodan eine vegetationslose Sandfläche im Osten der weiter südlich gelegenen Siedlung bestimmt. Die Entfernung zur Stadt betrug vierzig Kilometer. Die Städter sollten keinen Grund haben, sich bedroht zu fühlen.

Die CIMARRON bildete die Nachhut. Von der Konsole aus beobachtete Perry Rhodan, wie die KARMINA als erstes Schiff auf dem elastischen Kissen ihres Prallfeldes landete. Die TS-CORDOBA, das größte Fahrzeug des Verbands, setzte am östlichen Rand der Sandfläche auf. Dann kamen die HARMONIE, die CASSIOPEIA, die MONOCEROS ... Sand wirbelte auf, und ein hurtiger Wind trieb ihn nach Süden davon. Die Außentemperatur lag nun bei 38 Grad.

Die Stadt, durch teleskopische Aufnahmegeräte betrachtet, wirkte wie ausgestorben. Die Straßen waren leer. An den Straßenrändern abgestellte Fahrzeuge gaben keinen Aufschluss über die physische Erscheinungsform ihrer Benutzer. Der Funkverkehr war indes weiterhin in vollem Gang. Womöglich waren Funksprüche darunter, die den 14 landenden Raumschiffen galten. Man wusste es nicht, und wenn es sich wirklich so verhielt, konnte man nicht darauf reagieren. Die Entschlüsselung des fremden Informationskodes war noch immer nicht gelungen.

Sorgfältig beobachtete Perry Rhodan den östlichen Stadtrand. Neugierige hätten dort zu sehen sein müssen. Fahrzeugkolonnen hätten von dort aufbrechen und sich in Richtung des Landefelds bewegen sollen. Man brauchte sich nur vorzustellen, welcher Rummel vor 2100 Jahren auf der Erde ausgebrochen wäre, wenn dort eine Gruppe von Raumschiffen zur Landung angesetzt hätte. Aber die Bewohner dieser Welt waren offenbar von ganz anderer Mentalität. Die östlichen Stadtbezirke waren genauso ausgestorben wie der Rest der Stadt.

Er fühlte, wie die Müdigkeit sich in ihm breit machte, und sah auf die Uhr. Neuneinhalb Stunden waren vergangen, seit Sedge Midmays ihm die Injektion verabreicht hatte. Der malträtierte Körper verlangte sein Recht. Er blickte zur Seite und stellte staunend fest, dass Reginald Bull eingeschlafen war. Er hatte den Kopf weit nach hinten geneigt und den Mund halb geöffnet. In einer kurzen Weile würde er anfangen zu schnarchen.

Ein leises Zittern lief durch den mächtigen Leib des Schiffes, als es auf dem Prallfeld zur Ruhe kam. Die CIMARRON war im Grunde genommen nicht dafür konstruiert, auf planetaren Oberflächen zu landen. Unter normalen Umständen hätte man sie im Orbit zurückgelassen und den Planeten mit einem der Beiboote angeflogen.

Aber in diesem Fall war die Lage zu unsicher. Man wusste nicht, wo man war. Hyperenergetische Störungen beachtlicher Intensität erfüllten das All. Wenn schon auf diesem Planeten gelandet werden musste, dann war es besser, man hatte das ganze Schiff bei sich und nicht nur ein Beiboot.

Er hatte das schier unwiderstehliche Bedürfnis, sich hinzulegen und zu schlafen. Zum Teufel mit Sedge Midmays und seiner Entgiftung: Das konnte warten. Gleichzeitig überkam ihn das Gefühl wohliger Geborgenheit. Er war sicher hier auf der Oberfläche der fremden Welt. Niemand konnte ihm hier zusetzen, und die Strukturverdrängungen mochten sich draußen im freien Raum austoben. Bis hier herab würden sie nicht durchschlagen.

Irgend jemandem sollte er Bescheid sagen. Einfach einschlafen, das ging nicht. Er sah sich um. Allein das Drehen des Kopfes kostete ihn Mühe. Er sah niemanden. Wohin waren alle verschwunden?

»Ian!«, wollte er rufen, aber die Zunge versagte ihm den Dienst.

Ausruhen! Schlafen! Keine Sekunde mehr wach sein! Zuerst musste er das Schiff sichern: Dieser Gedanke nagte in ihm. Sämtliche Aggregate aus, Syntron-Verbund desaktivieren, Generatoren ausschalten, Generalbefehl an alle Roboter: Inert-Status annehmen!

Er berührte eine letzte Sensorfläche. Die Kontrolllichter der Konsole erloschen, und es war mit einemmal totenstill an Bord der stolzen CIMARRON.

 

*

 

Ein widerlicher Geruch kitzelte ihn in der Nase, eine Mischung von Terpentin, gekochtem Sellerie und Katzenkot. Wenn er sich bewegte, raschelte und knisterte es. Er fror.

Vorsichtig öffnete er die Augen. Eine quadratische Leuchtplatte verbreitete gelbes Licht. Er befand sich in einem kahlen, fensterlosen Raum mit einem Grundriss von drei mal vier Metern. Wände, Boden und Decke waren aus grob behauenem, natürlich gewachsenem Stein. Das einzige Mobiliar war ein aus Zweigen aufgeschüttetes Lager. An den Zweigen hingen noch die vertrockneten Blätter. Er lag obenauf, und die Zweigenden pieksten ihn ins Fleisch. Es war das Lager, das den unangenehmen Geruch verströmte.

Er war nackt, und es war ganz schön kalt in diesem ... diesem ... Kerker?

Misstrauisch beäugte er die Tür. Sie war aus grauem Metall und wirkte stabil. Ein Schloss oder einen Riegel sah er nicht, nicht einmal einen Türgriff. Verdrossen stand er auf und rüttelte an der Metallfläche. Ganz wie er sich gedacht hatte: Sie rührte sich nicht.

Er setzte sich auf die Zweige und dachte nach. Die Erinnerung kehrte nur zögernd zurück. Die 14 Schiffe waren gelandet, als letztes die CIMARRON. In der Stadt hatte sich nichts gerührt. Er war plötzlich furchtbar müde gewesen. Er hatte das Schiff gesichert, wie man dazu sagt: alle Aggregate, Computer und Roboter ausgeschaltet.

Dann musste er eingeschlafen sein. Ja, richtig: Reginald Bull hatte schon vor ihm geschlafen, und sonst war niemand mehr ihm Kontrollraum gewesen. Es stand für ihn jetzt fest, dass es da nicht mit rechten Dingen zugegangen war. Er war müde gewesen, sicher. Aber er hatte mehr als zweitausend Jahre Übung in der Unterdrückung der Müdigkeit. Niemals wäre er unter normalen Umständen so plötzlich eingeschlafen, und auf keinen Fall wäre er auf die verrückte Idee gekommen, das Schiff zu sichern. Der Ausdruck war irreführend: Wenn sämtliche Aggregate ausgeschaltet waren, hatte das Schiff keine Möglichkeit mehr, sich zu wehren.

Er, der Mentalstabilisierte, war in eine Hypnofalle getappt! Fremder Einfluss hatte ihm unwiderstehliche Müdigkeit suggeriert und ihn veranlasst, die CIMARRON in den Zustand der Wehrlosigkeit zu versetzen. Die Bewohner dieses Planeten mochten noch keine Raumfahrt betreiben und nichts von Hyperenergie verstehen. Aber in den magischen Künsten der Suggestion und der Hypnose kannten sie sich aus.

Wo waren die anderen? Hielt man sie auch gefangen? Aus der Kühle des Raumes und der Abwesenheit von Fenstern schloss er, dass er sich unter der planetaren Oberfläche befand. Er pochte an die Wand; aber schon beim ersten Versuch erkannte er, dass er sich auf diese Weise mit niemandem würde verständigen können. Die Geräusche, die der klopfende Knöchel erzeugte, klangen hell und ohne Echo. Es lag mindestens ein Meter Fels zwischen dieser Zelle und der nächsten.

Die Mutanten! Sie waren die einzigen, die helfen konnten. Fellmer Lloyd und Gucky konnten die Gedanken der Fremden lesen, die sie in die Falle gelockt hatten. Gucky und Ras Tschubai besaßen die Fähigkeit der Teleportation. Man konnte sie nicht einsperren. Auch mit Ge-Liang-P'uo, der kartanischen Mutantin, war zu rechnen.

Es sei denn, dachte er, plötzlich ernüchtert, die hypnotische Beeinflussung hat auch die paranormale Begabung der Mutanten lahm gelegt.

Er horchte auf, als an der Tür ein Geräusch ertönte. Die Tür schwang auf. Ein hageres, hochgewachsenes Wesen erschien in der Öffnung. Perry Rhodan starrte es an, als hätte er ein Gespenst vor sich. Der Fremde hatte kleine Augen, die tief in den Höhlen saßen und ihre Anwesenheit nur durch ein leises Funkeln verrieten. Er trug eine khakifarbene Kutte, und sein Schädel war kahlrasiert.

Das erklärt alles, fuhr es Perry Rhodan durch den Sinn.

Die Hauri waren schon immer Meister des psionischen Handwerks gewesen.

 

*

 

Der Hagere trat in die Zelle und schloss die Tür hinter sich. Perry Rhodan saß noch immer nackt auf dem aus Zweigen aufgeschütteten Lager und sah zu der ausgemergelten Gestalt auf.

Der Hauri sagte etwas, das Rhodan nicht verstand. Er sprach Haurisch zur Not, hatte sich jedoch selbst während des Aufenthalts auf Cheobad zumeist auf seinen Translator verlassen. Was der Hagere sprach, schien ihm ein Dialekt zu sein, der erheblich von der haurischen Hochsprache abwich.

»Ich verstehe dich nicht«, erklärte er auf Hangoll. »Gib mir meine Kleider wieder. Eines von ihnen enthält ein Gerät, das dich mir verständlich macht.«

»Das wird nicht nötig sein«, antwortete der Hauri in derselben Sprache und mit einer guten Portion Hochmut obendrein. »Ich kann auch wie die Ungläubigen sprechen.«

»Das ist gut«, lobte Perry Rhodan. »Dann kannst du mir auch sagen, warum man uns so hinterhältig überfallen hat, obwohl wir doch in Frieden kamen.«

»Ihr seid Ungläubige«, antwortete der Hauri. »Das erkannten wir allein schon an den grässlichen Geräuschen, die ihr über uns ausschüttetet, während eure Raumschiffe zur Landung ansetzten.«

So viel für Friedenspropaganda mit Ophal-Musik, dachte Perry Rhodan grimmig. Zu dem Hageren sagte er:

»Wir sind nicht ungläubig. Wir kennen das Buch Hexameron, und die Gebote des Herrn Heptamer sind uns wichtig.«

Der Hauri verzog das Gesicht.

»Das mag sein«, sagte er. »Aber die Götter der Nacht sind euch fremd.«

»Wer sind die Götter der Nacht?«

»Ich bin hier, um dich im Glauben an die nächtlichen Götter zu unterrichten«, erklärte der Ausgemergelte. »Mein Name ist Sattavankual, mein Beruf Glaubenslehrer. Es ist nämlich so, dass der große Mamoch von Zuul euch erst dann die Freiheit zurückgibt, wenn ihr den rechten Glauben angenommen habt.«

»Das meinst du«, sagte Perry Rhodan auf Terranisch, und als der Hauri ihn verwirrt anblickte, fuhr er auf Hangoll fort: »Erzähl mir also von den Göttern der Nacht.«

Sattavankual blieb unmittelbar vor der Tür stehen. Perry Rhodan nahm's mit Missfallen zur Kenntnis. Der Hagere wirkte wachsam. Es würde nicht leicht sein, an ihn heranzukommen.

»Zuerst musst du ihre Namen lernen«, erklärte der Hauri. »Sie heißen – und ich rate dir, die Namen so rasch wie möglich in deinem Gedächtnis zu verankern –: Malachi, Attu, Selamban, Veturi, Papango, Tetravang, Bonai, Xichamil, Yambar, Ulicham, Fedrak, Domisuur, Feral, Manmatok. Wie viele Namen kannst du wiederholen?«