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Über das Buch

Es gibt eine Art von Komik, die nur spontan und unfreiwillig entsteht. Und dann gibt es Formulierungen, auf die nur junge Menschen kommen können. Beides vereint der »Klub der jungen Dichter«, ein Schreibwettbewerb für Schüler vom 5. bis 9. Schuljahr, den die »Neue Luzerner Zeitung« und ihre Regionalausgaben seit 1994 jedes Jahr ausschreiben. Bis heute sind dabei über 100 000 Texte entstanden, etwa tausend von ihnen, die besten, wurden in der Zeitung publiziert, erschienen teilweise sogar in Buchform oder als vertonte Fassungen im Schweizer Radio. Jedes Jahr war die Jury aufs Neue ob der Qualität der Texte erstaunt. Ebenso große Freude bereiteten zugegebenermaßen aber auch die vielen unfreiwilligen Highlights. Und so sammelt die Redaktion seit 1995 neben den besten Geschichten auch die buntesten Stilblüten. Die witzigsten finden sich nun im Buch »Der Hund starb, was er nicht überlebte – Ein Sammelsurium von Blüten mit Stil«. Beste Unterhaltung für jedermann, die auch Schulklassen anschaulich und amüsant die Nuancen und Tücken unserer Sprache vor Augen führt – unterhaltsamer kann sprachliches Training garantiert nicht sein.

Eine Auswahl

Warm-up

«Französisch kann ich nicht. Aber schlecht Englisch kann ich gut.»

In der Schule

«Die Lehrerin teilte mir mit, dass ich die Klasse überholen muss.»

Alles über die Liebe

«Da dachte Nina nach, ob sie biosexuell ist.»

Ordokrafih

«Am Tatort eingetroffen war bereits die Mordkuhmission.»

Alles logisch, oder was?

«Keiner war gestorben. Aber drei waren tot.»

Das Leben beobachtet

«Sie diskutierten miteinander über Golf und die Welt.»

Schlusssätze

«Die Schlacht bei Morgarten endete ohne Zwischenfälle.»

Über Arno Renggli

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Arno Renggli, geb. 1965 in Luzern, ist Redaktor bei der «Neuen Luzerner Zeitung» und ihren Regionalausgaben und leitet das Ressort «Kultur & Gesellschaft». Seit über zwanzig Jahren zeichnet er zudem nicht nur für die Redaktion des Schreibwettbewerbs «Klub der jungen Dichter» verantwortlich, sondern ist auch Jurymitglied. Arno Renggli ist Vater von drei Kindern und lebt in Luzern.

Alle Rechte vorbehalten, einschliesslich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks und der elektronischen Wiedergabe.

© 2015 Wörterseh Verlag, Gockhausen

Lektorat: Claudia Bislin, Zürich

Korrektorat: Andrea Leuthold, Zürich

Umschlaggestaltung: Thomas Jarzina, Holzkirchen

Foto Umschlag vorn: www.istockphoto.com

Layout, Satz und herstellerische Betreuung: Rolf Schöner, Buchherstellung, Aarau

Druck und Bindung: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

Print ISBN 978-3-03763-063-1
E-Book ISBN 978-3-03763-587-2

www.woerterseh.ch

Arno Renggli

Der Hund starb –
was er nicht überlebte

Ein Sammelsurium von Blüten mit Stil

In Zusammenarbeit mit der
«Neuen Luzerner Zeitung»
und ihren Regionalausgaben

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«Deutsche Sprache, schwere Sprache»
Gewidmet allen Schülern dieser Welt

Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Eine Auswahl

Über Arno Renggli

Vorwort

Warm-up

In der Schule

Familie und Co.

Alles über die Liebe

Shit happens

Klassische Stilblüten, Teil 1

Dein Freund und Helfer

Ordokrafih

Alles logisch, oder was?

Logik hoch zwei

Das Leben beobachtet

Der Körper und seine Funktionen

Begegnungen der dritten Art

Klassische Stilblüten, Teil 2

Tierisches

Die hohe Kunst der Literatur

Was es nicht alles gibt

Gesagt ist gesagt

Unterwegs

Mörderisch und makaber

Männer und Frauen

Klassische Stilblüten, Teil 3

Schlusssätze

Dank

Vorwort

Der «Klub der jungen Dichter», ein Schreibwettbewerb für Schülerinnen und Schüler vom 5. bis zum 9. Schuljahr, existiert seit 1994. Jedes Jahr freuten wir Juroren uns über die vielen guten Texte, die uns der «Klub der jungen Dichter» beschert hat. Aber bereits vor zwanzig Jahren begannen wir auch, die unfreiwilligen Highlights zu sammeln: die Stilblüten. Und jeweils nach der Preisverleihung haben wir die besten davon publiziert. Diese zusammenzustellen, gehörte zu meinen absoluten Lieblingsbeschäftigungen. Die Bürotür musste ich dafür jeweils schliessen, sonst hätten meine Arbeitskollegen ob des Gelächters wohl gedacht, ich sei nun endgültig durchgedreht.

Nun fand ich, es sei höchste Zeit, die Stilblüten gesammelt herauszubringen, sozusagen «best of the best» aus zwanzig Jahren. Besonders spannend war es dabei, die älteren Stilblüten wieder zu lesen und mit den neuen zu vergleichen. Darin zeigt sich ein Spiegel gesellschaftlicher und technischer Entwicklungen: Vor zwanzig Jahren spielte das Internet noch keine Rolle, und dann taucht es Ende der Neunzigerjahre auf, später kamen die Handys und SMS hinzu, dann die Apps. Spürbar war auch eine sich allmählich entwickelnde kritischere Haltung gegenüber Lehrpersonen oder anderen Autoritäten. Wobei die Schule immer zu den Dauerbrennern gehörte, welche die jungen Autorinnen und Autoren in jedem Jahrzehnt beschäftigt hat, genauso wie die Familie oder die Liebe, die in den letzten Jahren indes mitunter etwas körperlicher geprägt war. Immer hoch im Kurs waren Morde sowie die Polizei, welche sich an deren Aufklärung machte. Der Einfluss des Fernsehens war in allen diesen Jahren stark spürbar.

Ich habe mich entschieden, Ihnen die besten Stilblüten aus zwanzig Jahren «Klub der jungen Dichter» nicht chronologisch, sondern thematisch geordnet zu präsentieren. Die meisten von ihnen sind eben doch von zeitloser Gültigkeit und Komik. Wie Sie sehen werden, kam ich nicht umhin, regelmässig kleine Kommentare hinzuzusetzen. Ich hoffe, Sie haben auch daran Spass. Auch wenn die Stilblüten der jungen Dichter auf unübertreffliche Art für sich selber sprechen.

Nun wünsche ich Ihnen bei der Lektüre viel Vergnügen.

Arno Renggli, im Juli 2015

Warm-up

Was überhaupt ist eine Stilblüte? Um das zu zeigen, führen wir Sie gleich mitten hinein ins sprachliche Getümmel:

Ich öffnete die Kiste, und ein Buch kullerte heraus.

Vater hatte uns eine Woche Las Vegas gebucht.
Was für eine Überarschung!

Der Geruch roch nach einer toten Leiche.

Der Käse fiel aus dem zweiten Stock und zersplitterte.

Das muss ein Hartkäse gewesen sein. Gewisse Dinge klingen wohl übler, als sie gedacht sind:

Nach der Schule schaute er mir unter die Unterlage.

Wir flohen einfach zum Altersheim, gaben uns für geistesgestört aus und wurden aufgenommen.

Ich bin ein Naturschutzbekämpfer.

Na ja, Ökologie ist eben nicht jedermanns Sache:

«Weisst du, das liegt an der Klimaerkältung.»

Doch bei anderen Feststellungen merkt man genau, was gemeint ist. Wäre. Eigentlich:

Sein Bauch knurrte und hatte Hunger.
Aber sein Glust hatte Lust auf ein Eis.

Als es dann Mittagessen gab, frass ich zwei, drei Teller in mich hinein.

Die Liebe kennt keine Horizonte.

Heute schwebte mein Gehirn auf Wolke sieben.

Er versteckte sich unter dem Bett, spitzte die Ohren und lauste.

Jemand hat mir mein Handy gestohlen.

Aber ich weiss nicht, warum es mir jemand machen würde.

Seine Familie war Bauer.

Liebes Tagebuch, heute habe ich ein Tagebuch bekommen.

Sogar Letzteres könnte man noch halbwegs verstehen. Doch wie ist es bei Folgendem?

Lisa spielte Fangen mit sich selber.

Die zwei liefen nebeneinander, Hand in Hand in Hand.

Kathy und Dominic sind unehrlich verheiratet.

Wobei hier zwischen den Zeilen schon fast was scharf Beobachtetes mitschwingt. Kommen wir zu etwas Anschaulicherem:

Vor Schreck wurde er stinkbleich.

Für Sie ist das vielleicht nicht witzig, aber mich verplatzte es fast.

Er zerbrach die Gitterstäbe, als wären sie aus Butter.

Die Menschen bekamen einen sehr grossen Schreck in die Hosen.

Dem Haus wurde eine Bombe unterlegt.

«Was ist geschehen?», wollte ich wissen.

Und Mark schillerte mir seine Geschichte.

Na ja, solange er sie nicht zusammenkleistert. (Diese Pointe ist nur für Literaturfreaks.) Jedenfalls lohnt es sich immer wieder, Klartext zu sprechen:

«Ich habe dir doch gesagt, du sollst nicht Bürstchen sagen, sondern Junge.»

Meine Eltern hatten nie etwas mitbekommen.

Geschweige denn etwas gemerkt.

«Bist du eigentlich nicht ganz gestört?»

Und Selbsterkenntnis ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung:

Französisch kann ich nicht. Aber schlecht Englisch kann ich gut.

In der Schule

Rund 10000 Stunden verbringt ein junger Mensch nur schon während der obligatorischen Schulzeit im Klassenzimmer, betreut von Lehrpersonen. Kein Wunder, werden diese genau beobachtet:

Mein Lehrer ist 69 und gibt seit 40 Jahren Schule: ein Standardmodell.

Lehrer sind so dumm, dass man selber dumm wird.

Er war Englischlehrer. Also war es sehr wahrscheinlich, dass er eine Waffe hatte.

Er hatte sich schon auf eine junge hübsche Dame gefreut. Doch sie sah aus wie eine Lehrerin, die schon dreissig Generationen Schüler hinter sich hatte.

Unsere Lehrerin war uralt, aber noch unerfahren.

Und wenn der Lehrer nicht gestorben ist, lebt er noch heute glücklich im Gefängnis.

Vielleicht hat er ein Staatsgeheimnis verraten:

Der Lehrer erzählte uns vom Bundeshaus und über die vielen Leute, die dort als Bundesräte arbeiten.

Ohnehin verhalten sich Lehrer oft seltsam:

Der Lehrer begrüsste uns, nachdem er das Zimmer eingetreten hatte.

Wieso kündigt Herr Pfunder einen unangekündigten Test eigentlich an?

Die Lehrerin teilte mir mit, dass ich die Klasse überholen muss.

Kein Wunder, gibt es seitens der Schüler eine gewisse grundlegende Skepsis:

Ich habe schon immer vermutet, dass die Schule gesundheitsschädigend ist, aber jetzt kann ich es beweisen!

Am Morgen der Mathiprüfung hatte ich plötzlich das Gefühl, dass an diesem Tag etwas Abstraktes passieren würde.

In der Schule ist es langweilig, weil die Pausen nur fünf Minuten dauern.

In der Schule wartete schon der Mathelehrer, und das verbesserte meine Stimmung nicht gerade.