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Inhalt

Teil 1

Berlin, Halleluja, Berlin

Kapitel 1. Gründerzeit auf der Silicon Allee

„Jedem, der gründen will, sollte bewusst sein, dass er nicht Mark Zuckerberg ist, sondern Mustafa’s Gemüse Kebab.“

Darius Moeini, Managing Director bei Berlin Startup Consulting

Die Spitznamen Silicon Allee und Berlin Valley hat sich die deutsche Hauptstadt erst kürzlich in der internationalen Presse verdient. Die Anfänge dieser Erfolgsgeschichte, die immer mehr Start-ups aus dem Berliner Sand sprießen lässt und weltweit immer stärkere Beachtung findet, liegen schon einige Jahre zurück. Für viele gelten die Gründung des Online-Auktionshauses Alando 1999 und der schnelle Verkauf an den US-Handelsriesen eBay als Startschuss für den neuen Mut am Gründen in Berlin. „Zu diesem Zeitpunkt entstand eine neue Generation digitaler Unternehmern, die noch heute den Markt aufmischt. Sie kamen damals zu Geld und sind weiterhin in der Branche aktiv“, sagt der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Startups, Florian Nöll. Schließlich verziehe sich ein erfolgreicher Gründer nach dem Exit in der Regel nicht auf die Seychellen, sondern investiere sein frisch erworbenes Vermögen lieber wieder in Start-ups.

Hinter Alando stand neben den heute berühmt-berüchtigten Samwer-Brüdern Alexander, Marc und Oliver auch Jörg Rheinboldt, der nun den Accelerator Axel Springer Plug & Play des bekannten Medienhauses leitet. Kurz nach dem Alando-Verkauf starteten die Samwers den damals sehr erfolgreichen Klingeltonanbieter Jamba, bei dem der derzeitige Chef und Gründer des Spieleanbieters Wooga, Jens Begemann, sein Handwerk lernte.

Damals wie heute ist die Branche eng vernetzt und doch hat sich seit diesen Tagen vieles getan. Zunächst platzte die Dotcom-Blase, der Neue Markt ging unter und eine Zeitlang wollte eigentlich niemand mehr mit Informationstechnologie zu tun haben. Gegen Ende der Nullerjahre ging es dann mit Zalando und Co. wieder los und die Start-up-Branche schöpfte Hoffnung.

„Eigentlich ist nichts gleich geblieben, außer dass sich weiterhin alles ums World Wide Web dreht“, findet Christoph Räthke, der sein erstes Start-up 1999 gründete und damit baden ging.

Rheinboldt nennt diese Episode gern den „nuklearen Winter“.

Trotzdem blieb er der Branche treu. Seit 2012 leitet er den Accelerator Berlin Startup Academy. Laut Räthke hat sich die gesamte Start-up-Szene mit der zweiten Gründungswelle rund um Zalando und Rocket Internet enorm professionalisiert und an Erfahrung gewonnen. „Alles ist viel vernetzter und man kann sich über das Internet viel besser informieren. Als wir früher Alando gegründet haben, gab es noch nichts davon“, sagt Rheinboldt. Ähnliche Veränderungen macht auch Shoepassion-Gründer Tim Keding aus: „Als ich 2008 hier anfing, kannte in der Branche noch jeder jeden. Diese Zeiten sind längst vorbei. Heute ist die Berliner Start-up-Welt genauso groß und kunterbunt wie die Stadt selbst.“

Es gibt nicht mehr nur Autodidakten als Gründer, sondern auch welche, die das gelernt haben.

Das weckt Ambitionen. Einige sehen Berlin auf dem Weg zum Silicon Valley Europas. Der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Berlin Partner, Stefan Franzke, der schon aufgrund seiner Position zum Optimismus verpflichtet ist, sagt: „Ich bin zutiefst überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Hauptstadt einmal mit Tel Aviv oder New York gleichzieht. Dafür benötigen wir ein Ökosystem, was auf Gründer eingestellt ist. Dazu gehören Anwälte, die sich auskennen und Banken sowie Sparkassen, die nicht nur den Handwerker finanzieren, der gerade seinen Meister gemacht hat, sondern auch die Gründung im digitalen Bereich. Auch Hauseigentümer sollten der Meinung sein, dass man auch mit Start-ups einen guten Mietvertrag abschließen kann.“ Allein die Liste von Franzke zeigt, dass noch genügend Arbeit vor Berlin liegt. Zwar gehören Start-ups längst zum Stadtbild, und Namen wie Wooga oder Zalando sind auch dem Otto Normalverbraucher vertraut, doch die Frage ist, ob sie bereits so ernst genommen werden wie Großkonzerne. Immerhin überwiegt derzeit die positive Grundstimmung. Franzke geht sogar so weit zu behaupten, dass die aktuelle Gründergeneration in Berlin schneller und flexibler als ihr Pendant im Silicon Valley ist.

Einer der wenigen wissenschaftlichen Beobachter der Start-up-Branche, Professor Tobias Kollmann, bestätigt: „Wir haben inzwischen eine substanzielle Gründerlandschaft, die sich gut entwickelt.“ Allerdings schwingt in diesem Satz auch gleich ein großes ‚aber‘ mit. Denn Kollmann sagt auch: „Das genügt noch nicht.“ Vor allem im Vergleich zum Silicon Valley laufe Deutschland hoffnungslos hinterher. Das liege unter anderem daran, dass es immer noch zu wenig Gründer gebe und das Unternehmertum in Deutschland zu wenig ausgeprägt sei, betont der Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik an der Universität Duisburg-Essen. Das könne für eine Volkswirtschaft zu einem Problem werden, kritisiert Kollmann und fordert, aktiv zu werden. „Ohne neue Unternehmen verliert ein Land die Fähigkeit zur Innovation und es werden weniger Jobs geschaffen. Man hat keine Chance mehr, die Weltmarktführer von morgen aufzubauen. Die kommen dann aus anderen Staaten.“ Die derzeit dominanten Schlüsselkonzerne, die ganze Industrien aufmischen – nämlich Apple, Google, Amazon und Facebook – kommen allesamt aus den USA und zwar eben aus dem Silicon Valley. Ähnlich klangvolle Namen hat kein anderes Land zu bieten.

Es gibt viele Gründe, warum es sich für eine Volkswirtschaft lohnt, Start-ups den Boden zu bereiten.

Neben den positiven Effekten für die künftige Wettbewerbsfähigkeit spielt dabei vor allem der Arbeitsmarkt eine wichtige Rolle.

Dies zeigt auch eine entsprechende OECD-Studie. Demnach waren im vergangenen Jahrzehnt bei Firmen, die erst fünf Jahre alt oder jünger waren, ein Fünftel aller Menschen angestellt, die außerhalb des Finanzsektors arbeiten. Entscheidend ist, dass in diesen jungen Firmen fast die Hälfte aller neuen Jobs kreiert wurde1.

Problematisch in Deutschland ist, dass die Mehrheit der Bevölkerung mit dem Thema Gründen überhaupt nicht vertraut ist und es damit dem Einzelnen entsprechend fern liegt. Der TEA-(Total Early-Stage Entrepreneurship Activity)-Index, der sich auf die Gründungsaktivitäten der Gesamtbevölkerung bezieht, hält alarmierende Zahlen parat. Deutschland belegte 2013 mit 5 Prozent den 22. Platz von 26 innovationsbasierten Volkswirtschaften. Im Jahr 2012 hatte der Wert noch bei 5,3 Prozent gelegen2. Noch drastischer fällt das Ergebnis des Europa-Barometers aus, einer Umfrage unter Europäern zwischen 16 und 30 Jahren. Demnach sind 72 Prozent der befragten Deutschen nicht an einer Unternehmensgründung interessiert. Damit belegt Deutschland europaweit den letzten Platz3. Bitter für die Start-up-Branche ist, dass auch für diesen Sektor die Zahlen kläglich ausfallen. Laut einer Studie des Vodafone Instituts wollen ein Drittel der Deutschen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren auf keinen Fall eine Karriere in der digitalen Wirtschaft beginnen. 70 Prozent können sich nicht vorstellen, für ein Start-up zu arbeiten oder ein Unternehmen in der digitalen Wirtschaft zu gründen (77 Prozent). In Ländern wie Spanien und Italien ist die Bereitschaft hingegen höher4. Diese Zahlen findet auch Bitkom-Geschäftsführer Niklas Veltkamp alarmierend:

„Wenn wir mehr gute Start-ups in Deutschland haben wollen, benötigen wir eben auch einfach erstmal mehr Start-ups.“

Natürlich zeichnen diese Statistiken ein einseitiges Bild. Vielen Deutschen ist das Gründen so fern, weil ihre Arbeitsplätze vergleichsweise sicher und die Aussichten, einen guten Job zu finden, hoch sind. Zugleich sind Fachkräfte gefragt wie nie.

Im Jahr 2012 kam es laut der Studie des Bundeswirtschaftsministeriums ‚Gründerland Deutschland‘, die sich auf Daten des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM Bonn) bezieht, zu 346.400 Existenzgründungen. Da allerdings deutlich mehr Unternehmen Insolvenz anmeldeten, war der Saldo am Ende negativ. Deutschland zählte zum Jahresausklang rund 24.000 weniger Firmen als Ende 2011. Auch die Gründungen aus der Arbeitslosigkeit nahmen ab – und zwar im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Drittel.

Aus Unternehmersicht kam es zuletzt sogar zu traurigen Rekorden. Laut KfW-Gründungsmonitor wurde 2012 mit 775.000 Gründern der niedrigste Stand seit Beginn der Erhebung in 2000 erreicht. Demnach lagen die Ursachen neben den bereits genannten Gründen in bürokratischen Hürden bei der Firmeneröffnung, finanziellen Belastungen und Problemen bei der Finanzierung. Doch KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner macht eine positive Entwicklung aus: „Ausgehend vom Tiefpunkt 2012 ist die Anzahl der Gründer 2013 deutlich auf 868.000 gestiegen. Der Anstieg beruht zwar ausschließlich auf so genannten Nebenerwerbsgründern.“ Aber insgesamt hätten deutlich mehr Gründer angegeben, mit ihrer Selbstständigkeit einer expliziten Geschäftsidee zu folgen. Im Gegensatz zu Notgründern, die eine Selbstständigkeit aufgrund fehlender Alternativen angingen, seien Chancengründer typischerweise innovativer und brächen ihr Gründungsprojekt seltener ab.

AUSNAHME BERLIN?

Angesichts dieser Erhebungen scheint es eher überraschend, dass es in Deutschland überhaupt eine Stadt gibt, die mit einem Start-up-Hype in Verbindung gebracht wird. Doch in Berlin hat sich die neue Gründergeneration Deutschlands niedergelassen. „Endlich gibt es Unternehmer, die schon gegründet haben und es nun erneut tun“, lobt der Chef des Angel VCs Point Nine, Christoph Janz. Schlüsselfaktor für den Erfolg eines Standortes sei, dass es einen Talentpool an Leuten gibt, die in einem Start-up arbeiten wollen. Und genau dies ist für Berlin der Fall. „Es zieht offenbar immer mehr Absolventen von Top-Universitäten in die Berliner Start-up-Szene, die vorher mit dem Internet gar nichts zu tun hatten. Sie schätzen die Chance hier am meisten Geld zu verdienen am höchsten ein“, sagt Shoepassion-Chef Tim Keding. Die Mitgründerin des Coworkingspace Betahaus, Madeleine Gummer von Mohl, beschreibt die Beweggründe einiger junger männlicher Hochschulabsolventen, eine Firma aufzubauen, mit einem knackigen Satz: „Der schnellste Weg zum Porsche kann schon mal die Gründung eines Start-ups sein.“ Dass sich nun anscheinend auch Geld mit Start-ups verdienen lässt, erhöht wohl den Wunsch, ebenfalls zu gründen. Doch es ist auch genau diese Haltung, die Investoren gern mal abschreckt. Schließlich geht es vor allem bei Start-ups darum, den Entrepreneur-Geist zu leben. Und dieser verliert sich schnell, wenn es nur darum geht, das eigene Konto zu füllen. Konstantin Guericke, der an der Stanford-Universität lehrt und Partner beim VC (Venture Capital) Earlybird ist, bevorzugt Gründer mit der Einstellung: „Meine einzige Exit-Strategie ist der Tag, an dem ich sterbe.“ Der Gründer sollte seiner Meinung nach sehr traurig sein, wenn eine große Firma anklopft und einen Batzen Geld auf den Tisch legt. Meist bedeute dies nämlich, dass die Produkte in ein, zwei Jahren mehr oder weniger verschwunden seien. Wirklich mehrheitsfähig unter Gründern scheint der Run aufs Geld dann auch nicht zu sein. Und wenn, dann wollen sie ihre Konten zumindest nicht über einen Ausstieg füllen. Fast 72 Prozent gehen laut Startup Monitor 2014 davon aus, dauerhaft in ihrer Firma zu verbleiben und planen nicht gleich an der ersten Ampel den Ausstieg. So ist bisher auch das Berliner Vorzeige-Start-up Soundcloud verfahren. Mitgründer Eric Wahlforss: „Wir sind Anhänger der Auffassung, dass man ein Unternehmen nur gründen sollte, weil man das, was man tut auch liebt und nicht weil man darauf fixiert ist, an den Höchstbietenden zu verkaufen. Wir fahren mit diesem Mantra bisher sehr gut.“ Soundcloud ist eins der vielen Beispiele dafür, dass sich die Start-up-Branche in Berlin gewandelt hat.

Kerstin Bock, Kommunikationschefin des Branchentreffs Tech Open Air, ist der Meinung, dass die Start-up-Szene in Berlin deutlich nüchterner geworden ist. Derzeit werde „gearbeitet“. „Es wird viel mehr in Produkten und Dienstleistungen gedacht, die sich am Ende des Tages rentieren können. Man stellt sich häufiger die Frage, was auch außerhalb der Start-up-Welt vom Kunden angenommen werden könnte“, sagt Bock. Diejenigen, die längst arbeiten‘, kennen die Fallhöhe. „Ein Start-up zu haben, ist eine wahnsinnige Herausforderung. Während in der Ideenphase alles nach Plan verläuft, merkt man im Tagungsgeschäft schnell, wo es überall hakt. Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist einfach gewaltig.

Der Alltag ist eingekehrt. Es geht darum, das eigene Unternehmen voran zu bringen, sich immer stärker zu internationalisieren und professionalisieren.

Am Anfang waren wir nicht darauf vorbereitet, dass wir an unserem Theoriemodell noch so viel anpassen und verbessern müssen“, erzählt die Mitgründerin von Original Unverpackt, Milena Glimbovski, von ihren eigenen Erfahrungen.

Praxis ist zehnmal schwerer.

Von den Herausforderungen und der großen Ungewissheit im Zusammenhang mit dem Gründen lassen sich nach Meinung von Shoepassion-Chef Tim Keding zumindest in Berlin weniger als früher abschrecken: „Ich denke, die große Medienaufmerksamkeit hat dafür gesorgt, dass Gründer aktuell ein hohes Ansehen genießen. Bisher galt doch eher ein Konzernjob als erstrebenswert.“ Florian Nöll vom Bundesverband Deutsche Startups rät denn auch allen Gründungswilligen gemäß des amerikanischen ‚Let‘s-Do-It-Spirits‘, einfach loszulegen. In Deutschland werde häufig noch zu lange gehadert, geprüft und gewartet:

Eine Haltung, die in Deutschland, wenn überhaupt, dann wohl in Berlin anzutreffen ist. Hier ist es en vogue, sich mit

„Amerikaner sind hingegen Experten in Power-Point und verkaufen auch schon mal eine Software, die noch gar nicht existiert.“

dem eigenen Unternehmen zu profilieren. Aus dem KfW-Gründungsmonitor 2013 geht hervor, dass Berlin im bundesdeutschen Vergleich eine der höchsten Gründerquoten vorweist. Der Anteil der Gründer an der Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 65 Jahren lag in der Hauptstadt bei 2,55 Prozent. Dahinter folgte Hamburg auf Rang zwei mit 2,3 Prozent. Schlusslicht unter den 16 Bundesländern war 2012 Brandenburg, wo lediglich rund ein Prozent zu den Unternehmern gehörten. Laut Bundeswirtschaftsministerium versuchen sich eher jüngere Menschen am Aufbau einer Firma.

INFOKASTEN – WAS IST EIN START-UP?

Start-ups unterscheiden sich maßgeblich von herkömmlichen Gründungen. Während der überwiegende Teil der Gründer auf bewährte Geschäftsideen oder erprobte Konzepte setzt, geht es bei Start-ups um Innovationsfähigkeit.

Hochgerechnet brachten 2012 nur knapp 18 Prozent der Neugründungen ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung auf den Markt. Bei Start-ups gehört dies per Definition zum Geschäft, auch wenn es nicht immer gelingt. „In der Start-up-Szene leiden viele an Hybris. Ich habe schon Uni-Absolventen erlebt, die einem die x-te Power-Point-Präsentation mit einem weiteren Wein-Onlineshop präsentieren und eine Bewertungssumme von zwei Millionen Euro verlangen“, plaudert der Chef des Company Builders M Cube, Jan Dzulko, aus seinem Alltag.

Nach den Kriterien des Bundesverbandes Deutscher Startups (BVDS) gilt eine Firma als Start-up, wenn sie jünger als zehn Jahre ist, ein signifikantes Mitarbeiterwachstum oder ein Wachstum anderer wichtiger Kennzahlen aufweist und ihr Geschäftsmodell oder ihre Technologie hoch innovativ ist. Damit ist der Begriff Start-up sehr weit gefasst. Simon Schaefer, Gründer der Start-up-Residenz Factory in Berlin, hält es für nötig, ein Start-up per Gesetz zu definieren. Zusammen mit anderen Branchenkennern erarbeitete er bereits Kriterien, die deutlich enger gefasst sind als die des BVDS: „Demnach ist eine Firma ein Start-up, wenn sie zu 80 Prozent risikofinanziert, seit maximal zwei Jahren am Markt ist und weniger als 15 Mitarbeiter besitzt. Diese spezielle Unternehmensform sollte im Prinzip Narrenfreiheit haben – auch rechtlich gesehen.“

Der BVDS geht anhand seiner Definition davon aus, dass es zwischen 4000 und 5000 Start-ups in Deutschland gibt. Ein Großteil davon dürfte sich in Berlin befinden. Die Industrie- und Handelskammer schätzt die Zahl auf 2500. Glaubt man den Zahlen, hätte die Hälfte aller Start-ups ihren Hauptsitz in der Hauptstadt. Gemessen an den etwa 260.000 Unternehmern in Berlin, die IHK-Mitglieder sind, ist dies zwar ein verschwindend geringer Anteil5. Aber in der Start-up-Branche kommt Berlin damit eine Bedeutung zu, die es nirgends sonst in Deutschland gibt. Laut der Studie „Berlin gründet“6 des Beratungsunternehmens McKinsey gehen in der Hauptstadt täglich zwei neue Start-ups in innovativen Bereichen wie beispielsweise dem E-Commerce oder Software-Sektor an den Start. Einer anderen Erhebung zufolge entstanden 2012 in der Digitalwirtschaft 500 Gründungen7. Insgesamt werden danach nun 5800 Firmen gezählt.

Wie viele Start-ups sich in Berlin ganz genau am Markt befinden, ist kaum festzustellen. An validen Zahlen mangelt es seit Jahren. Auch das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg stellt keine aussagekräftigen Daten zur Verfügung. Dies liegt zum einen am schwammigen Start-up-Begriff und den fließenden Übergängen von einem jungen Unternehmen zu einem etablierten Marktteilnehmer.

Einer Stadt mit weit mehr als 200.000 Arbeitslosen würde ein solcher Jobboom gut stehen.

Die Wirtschaftsberater von McKinsey malen ein rosiges Zukunftsbild für die Start-up-Szene der Hauptstadt. Ihrer Studie „Berlin gründet – fünf Initiativen für die Start-up Metropole Europas“ zufolge könnten bis 2020 in Berlin mehr als 100.000 neue Arbeitsplätze durch Start-ups entstehen, rund 40.000 in den Start-ups selbst und 60.000 über den so genannten Multiplikatoreneffekt, demzufolge jeder neue Arbeitsplatz die Basis legt für weitere Beschäftigungsverhältnisse8.

Wohl auch deswegen trifft das Thema in der Berliner Politik langsam auf mehr Interesse. Berlins früherer Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit hat für die Stadt das Ziel ausgegeben, zur führenden Start-up-Metropole Europas zu werden. Wie der Weg bis dahin beschriften werden soll und welche Hilfsmittel zur Verfügung stehen, sagte er nicht. Fest steht, dass die 3,4-Millionen-Einwohner-Stadt noch einen weiten Weg vor sich hat. Dies verdeutlicht unter anderem die Studie Startup Ecosystem Report des Startup Genomes und Telefónica Digital über die aktivsten Start-up-Hochburgen der Welt. Dort steht erwartungsgemäß das Silicon Valley ganz vorn, gefolgt von Tel Aviv, Los Angeles sowie Seattle. London kommt als erste europäische Stadt auf Platz sieben. Den elften Rang nimmt Paris ein und Berlin schafft es auf den 15. Platz, noch hinter Moskau und kurz vor dem kanadischen Waterloo9.

Damit ist die deutsche Hauptstadt meilenweit von den ersten Plätzen entfernt, auf denen sie von einigen schon vermutet wird. Der Report empfiehlt denjenigen, die es irgendwann mit dem Silicon Valley aufnehmen wollen, auf Differenzierung und Diversifizierung zu setzen. Und lobt in diesem Zusammenhang Sydney, Sao Paulo und Moskau – nicht aber Berlin. Dafür kommt die deutsche Hauptstadt beim Thema Kunst und Musik ins Spiel: Die Autoren gehen davon aus, dass es einen Zusammenhang zwischen einer lebendigen Künstlerszene und einer boomenden Start-up-Stadt gibt und heben hervor, dass sich dies besonders stark in New York, San Francisco und Berlin gegenseitig bedingt. Jeder, der aus Berlin kommt und jüngst in die genannten Städte gereist ist, dürfte nicht verwundert sein. Die Stadt ist weltweit angesagt, gilt als hip, kreativ, weltoffen und freiheitlich. Dies lockt neben Kreativen und Künstlern auch immer mehr digitale Aktivisten wie die US-Filmregisseurin und Snowden-Vertraute Laura Poitras sowie den US-Hacker Jacob Appelbaum an. Diese bleiben nicht zuletzt wegen der guten Rechtssicherheit.

Schließlich gilt der Wohnort Berlin längst als Qualitätssiegel.

Ob letztlich die Begriffe Silicon Allee und Berlin Valley mehr als nur ein nettes Wortspiel sind, werden erst die nächsten Jahre zeigen. Viel wird davon abhängen, ob es ausreichend Finanzierungsmöglichkeiten und Fachkräfte gibt. Berlin als Start-up-Hochburg hat nur eine Zukunft, wenn es gelingt, die Attraktivität der Stadt zu erhalten und gleichzeitig die Situation junger Firmen zu verbessern. Wirtschaftsprofessor Tobias Kollmann ist der Meinung: „Auch wenn es woanders im Moment einfacher ist, ein Start-up zu gründen, so ist es alternativlos, die Bedingungen dafür auch in Deutschland zu verbessern. Wir sollten und dürfen uns hier im Online-Wettbewerb nicht kampflos ergeben. Wir wollen doch in Zukunft nicht nur zuschauen, sondern auch mitspielen.“

Kapitel 2. Wie Berlin seinen Start-ups den Hof macht

„Berlin hat in den vergangenen Jahren mit dem Abbau von Staatsbediensteten und einem ausgeglichenen Haushalt Akzente gesetzt. Vielleicht sollte man jetzt aber investieren. Die Start-up-Welle, die derzeit da ist, sollte abgeritten und genutzt werden, um sich für Zeiten gut aufzustellen, wo es nicht so einfach ist wie im Moment. Man sollte nicht denken, dass es ohne Zutun die nächsten 15 Jahre weiter so gut läuft.“

Stefan Franzke, Geschäftsführer von Berlin Partner

„Es reicht nicht mehr, dass sich Berlin als arm, aber sexy verkauft“, betont CDU-Wirtschaftsratspräsident Kurt Lauk10. Ohne verstärkten Aktionismus könnte also der Ruf von der deutschen Silicon Allee schnell in Gefahr sein. Doch über das, was in die Wege geleitet werden könnte, um den Start-ups in der Hauptstadt auf die Sprünge zu helfen und ihre Probleme zu beseitigen, herrscht große Uneinigkeit. „Es ist niemand da, der die Sache in die Hand nimmt und das Ökosystem strategisch entwickelt und die Macht und Glaubwürdigkeit besitzt, dies durchzusetzen. Ob die neue Startup Unit den gegenseitigen Austausch wirklich fördert und dem Start-up-Ökosystem wirklich hilft, bleibt abzuwarten“, sagt Sven Ripsas, Professor für Entrepreneurship an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. Ähnlich sieht das auch Spendino-Gründer Sascha Schubert: „Es werden viele Dinge parallel gemacht und nicht aufeinander abgestimmt.“

Derzeit läuft es nach dem Motto, viele Köche verderben den Brei.

Nun will Stefan Franzke von der Wirtschaftsförderung Berlin Partner Ordnung in den Wirrwarr bringen. Diskussionsstoff über das Wie und Was lieferte eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey aus dem Jahr 201311. Darin wurden fünf Initiativen ausgerufen. Deren Umsetzung und Weiterentwicklung soll nun die ein Jahr später gegründete Startup Unit von Berlin Partner schultern. „Die Startup Unit ist Berlins erste Anlaufstelle für junge Unternehmensgründer. Sie bietet Information und Beratung, vermittelt aber auch zügig die richtigen Ansprechpartner, zum Beispiel in der Wirtschaftsverwaltung bei administrativen Vorgängen wie Genehmigungen oder bei der Investitionsbank Berlin IBB, wenn es um Finanzierungen geht. Gründer erfahren damit sofort, dass die Verwaltung und die Landesbeteiligungen als Dienstleister für sie bereit stehen“, fasst die Berliner Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer zusammen.

Dabei wurden aus fünf Initiativen die folgenden sieben Säulen:

  1. Ansiedlung von Start-ups in Berlin,
  2. Willkommenskultur,
  3. Wagniskapital,
  4. Gründercampus,
  5. Vernetzung,
  6. Internationalisierung und
  7. Gründungen an Hochschulen12.

Ein Vorschlag von McKinsey versandete trotz vieler Schlagzeilen: der Aufbau eines Start-up-Fonds Berlin mit einem Volumen von 100 Millionen Euro. Diesen wird es so schnell nicht geben. Franzke betont trotzdem: „Wir werden uns daran messen lassen, wie gut wir die Startup Unit kommunizieren und aufbauen.“ In zwei Jahren solle jeder, der gründen wolle, sich zuerst an diese Unit wenden und dort alle Fragen beantwortet bekommen.

In die Ideenentwicklung und Umsetzung sind unter anderem die IHK Berlin, Sascha Schubert vom Start-up Spendino und Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg involviert. Trotz aller Bemühungen muss festgestellt werden, dass die Startup Unit auch zu Jahresbeginn 2015 noch dabei war, erst langsam Fahrt aufzunehmen. Östberg hatte bis dahin beispielsweise sehr wenig mit der Initiative zu tun.

Und natürlich ist es nicht so, dass für die Startup Unit plötzlich eigene Fördertöpfe ausgegraben werden. Laut der Senatsverwaltung für Wirtschaft besteht für die Startup Unit keine eigene Budgetposition. Die Geschäftsstelle wird im Rahmen der institutionellen Förderung von Berlin Partner finanziert. Die Budgetbedarfe der einzelnen Initiativen werden demnach projektabhängig und zum Teil auch von unterschiedlichen Partnern gedeckt. Ob auf diese Art und Weise große Sprünge möglich sind, muss sich noch herausstellen. „Die Mühlen mahlen in der Verwaltung langsamer als in der freien Wirtschaft. Aber ich bin optimistisch, dass die Startup Unit zu einer hilfreichen Institution werden kann“, gibt sich Schubert zuversichtlich.

Dabei ist ein gut funktionierendes Ökosystem das A und O für den Erfolg von Start-ups. Der CDU-Wirtschaftsrat und die Boston Consulting Group konstatieren: „Der Aufbau eines Ökosystems benötigt Zeit und ist ein sich selbstverstärkender Prozess. Je früher damit begonnen wird, desto schneller können Erfolge realisiert werden, die wiederum weitere Erfolge ermöglichen.“

Ähnlich sieht es Berlin-Partner-Geschäftsführer Stefan Franzke: „Wir müssen uns weiter professionalisieren und benötigen weitere Strukturen, die das gewachsene Ökosystem widerspiegeln.“ Hindernisse macht Franzke im starken Start-up-Wachstum aus und dem Bedarf, der daraus entsteht: „Der Run auf Flächen ist bereits riesig. Die einen wollen dort Kultur haben, die anderen wollen alles verhindern, die dritten wollen Wohnungen. Mich interessiert, dass man innerhalb des S-Bahn-Rings Arbeitsplätze schafft.“

Die Attraktivität Berlins speist sich zu einem großen Teil aus Faktoren, die nicht ganz so leicht zu beeinflussen sind.

Und damit trifft Franzke einen wunden Punkt. Das sind die vergleichsweise niedrigen Lebenshaltungskosten, geringeren Gehälter und die hohe Kreativität und Frische in der Stadt. Laut einer Mercer-Erhebung nimmt Berlin im weltweiten Städte-Vergleich Platz 68 bei den Lebenshaltungskosten ein und ist damit deutlich günstiger als New York, Tel Aviv und London, die alle unter den ersten 20 landen13. Im Gegensatz zu anderen Metropolen finden in Berlin Gründer, Künstler und vielleicht sogar Politiker leichter zueinander als anderswo in Deutschland und wohl auch in Europa. Wo es bekanntermaßen jedoch noch wenig Austausch gibt, ist zwischen den Start-ups und der herkömmlichen Wirtschaft. „Wir müssen zusehen, dass wir nicht die etablierten Firmen gegen die Start-ups ausspielen. Es muss ein Miteinander geben. Und in diesem Bereich haben wir noch ganz viel zu tun“, gibt Franzke zu.

Der Gründer von ResearchGate, Ijad Madisch, macht zumindest allererste Früchte aus: „Die Berliner- und die Bundespolitik haben in den vergangenen Jahren immer öfter die Werbetrommel für Start-ups gerührt und das finde ich gut. Der jungen deutschen Wirtschaft Aufmerksamkeit zu verschaffen und für eine Infrastruktur zu sorgen, in der sie wachsen kann – das sind meiner Meinung nach die wichtigsten Aufgaben der Politik für uns. Davon gerne mehr!“ Laut einer Umfrage im Auftrag des Hightech-Verbandes Bitkom sind Start-ups bis heute kaum im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit. Dies beweist, dass der Begriff Start-up noch keinen Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch der Deutschen gefunden hat. Demnach weiß nur jeder dritte Deutsche, dass damit ein junges Unternehmen gemeint ist. Dieses Drittel der Bevölkerung hat dann jedoch eine rechte hohe Meinung von Start-ups und ist der Ansicht, dass diese Arbeitsplätze schaffen (83 Prozent), für Innovationen stehen (82 Prozent) und wichtig für die Zukunft des Standorts Deutschland sind (71 Prozent). Sie halten Gründer für leistungsorientiert, zielstrebig und sehen in ihnen Vorbilder14.

Kapitel 3. Und warum machen in Berlin alle in Software und Internet?

In der Methfesselstraße 7 in Kreuzberg zeugt eine Gedenktafel von einer bedeutsamen Erfindung. Dort baute Konrad Zuse von 1936 bis 1944 die programmgesteuerten Rechenanlagen Z1 bis Z4. Der Z1 war der erste universell programmierbare Rechner weltweit und er entstand in Zusammenarbeit mit Helmut Schreyer mitten in Berlin.

Eine Neuheit im Hardware-Bereich, die aus Berlin kommt und ihren Weg um den Globus macht – dies scheint derzeit fast undenkbar. Schaut man sich die Start-ups in Berlin an, die frisch aus dem Boden gestampft werden, handelt es sich überwiegend um Firmen, die sich im Informations- und Telekommunikationsbereich versuchen wollen. Von Diversifizierung und Differenzierung, zwei wesentlichen Faktoren für den Gesamterfolg eines Start-up-Ökosystems, kann damit kaum die Rede sein. Rund 95 Prozent aller Finanzierungsgelder flossen vom zweiten Quartal 2013 bis zum ersten Quartal 2014 in die Bereiche E-Commerce, Internet sowie Software für Dienstleistungen und mobile Geräte15. Leicht verzerrt wird dieses Bild in diesem Zeitraum von besonders großen Finanzierungsrunden bekannter E-Commerce-Unternehmen wie Zalando und Delivery Hero. Die Monokultur aus Software- und ECommerce-Start-ups birgt laut Factory-Gründer Simon Schaefer Gefahren: „Wenn man sich nur auf eine Sache konzentriert, hat man keine Chance auf Serendipität.“ Mit diesem Begriff sind – vereinfacht gesagt – zufällige und überraschende Entdeckungen gemeint. Und es sind am Ende häufig genau diese verblüffende Erfolge, die eine Industrie umkrempeln können.

Die Einseitigkeit der Ausrichtung der Start-up-Szene zeigt sich auch bei der Vergabe von Risikokapital.

Auch der Berliner Coach Thorsten Harms kritisiert die fehlende Vielseitigkeit: „Wir befinden uns hier in einer Internet-Bubble. Jeder will das nächste große Ding im Internet hervorbringen. Aber viele schätzen das Internet völlig falsch ein. Die sehen nicht, dass man darin vollkommen verschwinden kann. Man ist schlichtweg nicht da, wenn einen die Nutzer nicht sowieso schon kennen. Dann landet man bei Google gern mal auf Platz 50 oder so. Viele Gründer vergessen auch, dass zum Beispiel Marktplätze im Netz immer von den Größten abgeräumt werden und nicht vom x-nächsten, der ein neues Hotelsuche-Angebot etablieren will.“

Es gibt einige Gründe dafür, warum sich die meisten Start-ups auf den Informations- und E-Commerce-Sektor konzentrieren. So orientieren sich junge Firmen gern daran, was in ihrem Ökosystem – also in ihrer Nähe – bereits erfolgreich ist. Und das sind in Berlin eben E-Commerce-Unternehmen wie Zalando, Delivery Hero oder Rockets Möbel-Marktplätze wie Westwing und Home24. Stephan Hoffmann von der IBB führt die Höhe der notwendigen Investitionssummen als einen Grund dafür an, dass die Gelder eher in die Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) fließen: „Die Gründung eines Unternehmens in diesem Bereich ist im Durchschnitt mit weniger Risiken verbunden. Meist zeigt sich innerhalb von drei bis fünf Jahren, ob die Dienstleistung beziehungsweise das Produkt am Markt bestehen kann. Bei Lifescience-Start-ups dauert dies häufig zehn Jahre oder länger. Außerdem ist der Finanzierungsaufwand viel größer.“

Die Summen, die in die Hand genommen werden müssen, um einem Hardware-Start-up einen guten Start zu ermöglichen, sind viel größer als bei einer E-Commerce-Gründung. Zudem versprechen sie nicht auf Anhieb die Rendite, die erfolgreiche Software-Start-ups haben.

Bei der Finanzierung haben es deutsche Start-ups per se schlechter als beispielsweise ihre Konkurrenz in den USA, wo die VC-Fonds größer sind und großzügiger aussichtsreiche Geschäftsideen finanzieren. „Investoren honorieren Kreativität nicht so stark wie in den USA, sondern unterstützen lieber ‚proven business models‘“, kritisiert Niklas Veltkamp von der Bitkom-Geschäftsführung. Dies ist auch die Meinung von M-Cube-Chef Jan Dzulko. Auf Seiten der Kapitalgeber in Deutschland gäbe es kaum Visionäre, die in großen Dimensionen dächten. In den USA hingegen seien Persönlichkeiten wie Ben Horowitz und Marc Andreessen unterwegs, die selbst noch Nerds im Herzen und nicht einfach nur bessere Banker seien, sagt Dzulko. Die genannten Persönlichkeiten haben mit ihren Investitionen unter anderem Facebook, Twitter, Pinterest sowie Foursquare beim Wachsen unterstützt.

Konstantin Guericke von Earlybird meint, dass die im Vergleich zum Silicon Valley noch recht junge Szene in der Hauptstadt ebenfalls dafür verantwortlich ist, dass man sich noch nicht an die riskanteren Hardware-Projekte wagt: „In Berlin haben wenig Gründer Unternehmenserfahrung und wissen daher nicht, welche Bedürfnisse Geschäftskunden haben. Stattdessen kennen sie sich besser mit den Wünschen von Privatleuten aus.

Die Gründer, die diese Erfahrung haben, sitzen eher im Schwabenland. Und die bewegen sich dort nur ungern weg.

Diese Entwicklung hat auch Wolfgang Seibold vom Bundesverband Deutscher Kapitalgesellschaften (BVK) ausgemacht: „Neuentwicklungen in Bereichen wie Clean Technology oder Biotech sind sehr knowhow-intensiv und finden daher eher in der Nähe der entsprechenden Forschungseinrichtungen und Industriezentren statt. Berlin spielt in diesen Bereichen keine dominante Rolle. Hier konzentriert sich die Start-up-Szene eher auf die Bereiche Internet und E-Commerce.