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Hans-Christian Kirsch

On the Road

Die Beat-Poeten

Allen Ginsberg · Neal Cassady

William S. Burroughs · Jack Kerouac

FUEGO

- Über dieses Buch -

Das wilde Leben und die impulsive, rebellische Literatur der Beat-Generation glichen nicht selten einer Höllenfahrt. Hans-Christian Kirsch porträtiert die Leitfiguren der literarischen Untergrundbewegung der 50er und 60er Jahre in den USA und setzt der Beat-Literatur mit liebevoller, aber keineswegs unkritischer und bisweilen ironischer Reverenz ein sehr persönliches Denkmal.

›Hans-Christian Kirsch hat in seinem spannenden Buch die Biographien der vier Hauptrepräsentanten der Bewegung - Cassady, Kerouac, Ginsberg, Burroughs - so atmosphärisch lebendig nacherzählt, dass man einen präzisen Einblick in Entstehung und Entwicklung einer Kulturrevolte erhält, deren seismische Wellen noch heute unsere Lebensweise beeinflussen.‹

(Die Weltwoche)

›Hans-Christian Kirsch ist den ›beat poets‹ auf ihren langen Reisen durch Amerika gefolgt. Kunstvoll hat er die Lebenswege der vier Schriftsteller zu einer Biographie verschlungen, die nicht nur Literatur-, sondern auch Sozial- und Sittengeschichte eines großen Landes ist, das sich seines Anspruchs von (God’s own country) nur noch so lange sicher sein könnte, bis es mit dem Eingreifen in den Vietnam-Krieg endgültig seine Unschuld verlor.‹

(Die Welt)

›Eine Monographie, die ebenso material- wie kenntnisreich und noch dazu spannend zu lesen ist.‹

(Hans Christoph Buch in der FAZ)

Constantly risking absurdity

and death

whenever he performs

above the heads of his audience

the poet like an acrobat

climbs on rime

to a high wire of his own making

and balancing on eyebeams

above a sea of faces

paces his way

to the other side of day

performing entrechats

and sleight-of-foot tricks

and other high theatrics...

Lawrence Ferlinghetti*

I. BUCH

Die Kinder der großen amerikanischen Wüste

1

Ein Kind der Straße

(1926-1946) Neal Cassady

... and I am waiting

for a rebirth of wonder

and I am waiting for someone

to really discover America

and wail

and I am waiting

for the discovery

of a new symbolic western frontier

and I am waiting

for the American Eagle

to really spread its wings

and straighten up and fly right...

Lawrence Ferlinghetti1

... geboren am 8. Februar 1926 in Salt Lake City auf der Durchreise.

Die Eltern, Neal Cassady sr. und dessen Ehefrau Maude, sind auf der Fahrt nach Kalifornien.

Für Maude ist es die zweite Ehe. Sie stammt von einer Farm in der Nähe von Duluth, Minnesota. Sie war mit dreizehn als Dienstmädchen zu einer wohlhabenden Familie in Sioux City in Iowa geschickt worden. Damals war sie drall und hübsch wie eine gutgeratene Süßkartoffel, aufgeweckt und charmant. Sie hat es verstanden, ihre Arbeitgeber für sich einzunehmen. Sie haben sie behandelt wie ihre eigene Tochter. Maude hat James Kenneth Daly geheiratet, einen wohlhabenden Mann irischer Abstammung, der als Lokalpolitiker Karriere gemacht hatte und 1919 unter dem Motto ›Mit eisernem Besen gegen Bürokraten mit Ärmelschonern und die Stadträte mit den weiten Taschen‹ Bürgermeister wird. James Daly liebte dicksämiges Bier, Hammelbraten und die Entenjagd.

1922, er muss sich demnächst wieder zur Wahl stellen, stirbt er nach einem Schlaganfall, noch nicht ganz vierzig...

In den fünfzehn Jahren Ehe hat er mit Maude acht Kinder gezeugt. Das letzte der Kinder wird geboren, als sein Erzeuger schon unter der Erde ist. Die junge Witwe verträgt sich nicht mit ihrer Schwiegermutter, deswegen zieht sie schließlich um nach Des Moines. Hier lernt sie Neal Cassady kennen, einen Mann Anfang dreißig, Vagabund und Trunkenbold, der des Lebens Höhen und Tiefen gesehen hat. Als sie ihn trifft, ist er kurzfristig wieder einmal obenauf und führt gerade den größten Friseursalon am Ort. Zehn Stühle. Die örtliche Prominenz seift er selbst ein, verpasst ihr eigenhändig einen Fassonschnitt. Zu seinen Kunden gehört ein Golflehrer. Der verschafft ihm Zutritt zum örtlichen Country Club. Dort begegnet Neal Maude. Maude hört gern Musik. Neal sr. führt sie zu den sonntäglichen Platzkonzerten aus. Er macht Maude den Hof, schläft ein paarmal mit ihr.

›Du könntest mich eigentlich heiraten‹, hat sie an einem Sonntagnachmittag lachend gesagt. ›Ich bin nämlich schwanger.‹

›Wird gemacht, Darling.‹

Neal gibt sich als Gentleman.

›Aber ich will auch ein Dach über dem Kopf. Das bin ich meinen Kindern schuldig.‹

Neal kauft einen Ford-Lastwagen und errichtet auf der Ladefläche eine Art Haus.

In diesem Gefährt bricht das Paar, begleitet von den zwei jüngsten Kindern, der fünfjährigen Betty und dem dreijährigen Jimmy, mitten im Winter nach Hollywood auf. Die älteren Kinder bleiben zurück, sich selbst überlassen.

In Salt Lake City bringt Maude das Baby zur Welt. Man hält sich nur so lange in der Stadt auf, bis die Wöchnerin wieder reisefähig ist.

In Hollywood angekommen, kauft das Paar einen Friseursalon. Es dauert nicht lange, und Neal verfällt wieder in seine, alten Gewohnheiten. Er öffnet und schließt den Laden, wann es ihm passt, stromert herum, spielt, schwadroniert, trinkt.

1928 verkauft er das Geschäft für weit weniger, als er seinerzeit dafür bezahlt hat. Er geht nach Denver. Dort lebt ein Bruder von Maude. Der Schwager arbeitet bei der Railway Express Company und findet, Denver sei für seine Schwester und Neal gerade der rechte Ort, um sich niederzulassen.

Ein alter Schuster vermietet für ein Jahr sein kleines Haus an Neal, der in der Schuhmacherwerkstatt zwei Friseurstühle aufstellt.

Die beiden winzigen Hinterzimmer füllen sich. Die Kleinen, Jimmy, Betty und Neal jr., sind von Anfang an dabei. Dann rückt die Brut der Älteren aus Des Moines an: Bill, Ralph, Jack und Mae. Die dreizehnjährige Evelyn hat sich schon selbständig gemacht.

Für neun Personen sind die zwei Räume hinter dem geteilten Ladengeschäft zu klein. Es gibt nicht genügend Betten. Überall liegen Kleider herum. In der Küche muss in zwei Schichten gegessen werden.

Die älteren Jungen sind sich bald darüber im klaren, dass der Stiefvater ein Versager ist. Sie machen sich selbständig.

Bill, der Älteste, zu diesem Zeitpunkt einundzwanzig, heiratet die Witwe eines reichen Mannes. Sie bringt ein Speise- und Tanzlokal außerhalb von Denver mit in die Ehe. Er bildet sich selbst zum Barkeeper aus.

Ralph, der Zweitälteste, ist ein hübscher, aber zu Gewalttätigkeiten neigender Junge. Er ist achtzehn und ist bald für einen Mann tätig, der nur Sam genannt wird und in der Larimer Street in downtown Denver schwarz Schnaps brennt.

Zu Ralphs Aufgaben gehört es unter anderem, die Getränke auszufahren. Einer der besten Kunden der illegalen Destille ist ein gewisser Black Barlow, der im Gebirge eine hübsche Ranch besitzt. Dort wird der sechzehnjährige Jack, eines der Kinder aus Maudes erster Ehe, Wachmann.

Kaum hat sein großer Bruder ihm diesen Job verschafft, kommt es auf der Ranch zu einer Razzia der Bundespolizei. Die Schnapsfahnder nehmen Jack fest und stecken ihn für einige Zeit ins Gefängnis. Kaum ist er wieder in Freiheit, nimmt er seinen Job beim Alkoholschmuggel wieder auf. Jack und Ralph bringen es zu einem neuen Ford und versorgen Bill mit dem schwarzgebrannten Whiskey.

In der Ehe von Maude und Neal sr. kriselt es. Die älteren Söhne verdienen mehr Geld als der Stiefvater. Sie stecken hin und wieder der Mutter etwas zu, aber Neal sr. verachten sie.

Im Sommer 1929 sieht es noch einmal ganz gut aus. Jack und Ralph haben ein neues, ordentliches Haus gekauft. Neal sr. hat Arbeit in einem Friseursalon mit wohlhabender Kundschaft. Er übernimmt nun sogar die Zahlung der monatlich fälligen Hypothekenzinsen. Ralph und Jack verdienen weiter nicht schlecht beim bootlegging. Die beiden Mädchen Mae und Betty gehen in eine ordentliche Schule. Neal jr. ist nun drei Jahre alt.

Dann, im Oktober 1929 wird alles anders. Nach dem großen Börsenkrach hat niemand mehr Geld in Denver. Neal sr. wird arbeitslos. Das Geschäft mit dem Schwarzgebrannten bricht zusammen. In Bills Speise- und Tanzlokal bleiben die Kunden aus. Der Barkeeper und seine Frau ziehen auf einen Autohof.

Neal, Maude und die Kleinen wohnen jetzt in einer Zweizimmerwohnung über einer lärmenden Molkerei. Mae und Betty werden in ein katholisches Waisenhaus gesteckt. Maude ist wieder schwanger. Im Mai 1930 bringt sie ihr zehntes Kind zur Welt, ein Mädchen, Shirley Jean.

Neal sr. findet oft nur am Samstag Arbeit. Auch jetzt noch stecken Jack und Ralph der Mutter hin und wieder ein paar Dollar zu, aber es gibt Tage, an denen nur eine Mahlzeit auf den Tisch kommt. Einen Block weiter liegt eine Kuchenfabrik. Am Sonntag schneidet Neal dort hinter heruntergelassenen Vorhängen den mittleren Angestellten die Haare und wird dafür mit Kuchen bezahlt.

Anfang 1932 ist Neal sr. eigentlich ständig ohne Arbeit; wann immer er einen Cent in die Hände bekommt, gibt er ihn für Alkohol aus. Ein paarmal stiehlt er das Geld, das die großen Jungen der Mutter gegeben haben. Als es herauskommt, verprügeln sie ihn. Maude ist das Zusammenleben mit ihm endgültig leid. Die Eheleute trennen sich.

Die Mutter zieht mit dem neunjährigen Jimmy und dem Baby Shirley ins Snowden, einen Block mit Sozialwohnungen in der Innenstadt. Der große Neal haut ab in die Slums und nimmt den kleinen Neal mit. Bald residieren sie in einem Nachtasyl an der Ecke 16th und Market Street, dem Metropolitan.

Das Gebäude ist vom Einsturz bedroht. Seine Bewohner sind Säufer, Landstreicher, Schwachsinnige und Invaliden, die sich mit Betteln in der Innenstadt durchs Leben schlagen.

Es gibt keine Zimmer, sondern nur Gelasse: zwischen dreißig und vierzig Schlafzellen, die man pro Nacht für zehn oder fünfundzwanzig Cent mietet.

Vater und Sohn hausen in einem der größeren Räume, für die man pro Woche einen Dollar zahlt.

Untervermietet haben sie einen Schlafplatz auf einer Plattform über dem Knie einer Rohrleitung.

Dort haust der Krüppel Shorty, der keine Beine mehr hat, ein erschreckend hässlicher, aber sanftmütiger Mensch. Die Haut ist überkrustet von Schmutz. Das Gesicht hat keine Stirn. Sein Mund zeigt beim Grinsen die Stümpfe schwarz gewordener Zähne. Er hat einen schmalen Körper und überschlanke Arme.

Mit einem Brett auf Rädern, auf dem er sich mit Stöcken abstößt, fährt er jeden Morgen zu seinem Platz vor einem Restaurant in der Larimer Street. Seine täglichen Einnahmen als Bettler reichen gerade hin, um sich etwas zu essen und billigen Fusel zu kaufen. Heimgekehrt in sein Gelass, trinkt er sich in den Schlaf. Sind seine Einnahmen schlecht, masturbiert er. Sein verspritzter Same erinnert den kleinen Neal an auf dem Flur verschüttetes Eiweiß.

Geweckt wird Neal jr. jeden Morgen von dem Schlag der Turmuhr des Kaufhauses Daniels and Fisher.

Während der Vater in dem Bett ohne Laken weiterpennt, taumelt der Junge in den Waschraum, wo sich ein Dutzend Männer duschen und sich über die Plätze vor dem Spiegel streiten.

Kaffee, Brot und Haferflocken, sein Frühstück, erhält der Junge im Haus der Bürgermission, wo man an die zweihundert Obdachlose speist, die dafür zweimal in der Woche am Gottesdienst teilnehmen müssen.

Von der Armenspeisung läuft Neal zur Schule, die etwa eine Meile entfernt liegt. Während die Schulstunden meist ohne besondere Zwischenfälle verlaufen - er besitzt eine rasche Auffassungsgabe, ist an Wissen interessiert und keiner von denen, die die Lehrer auf dem Kieker haben -, ist der Weg in die Schule und wieder heim jedesmal ein Abenteuer. Da gibt es Abkürzungen über die Feuerleitern der Slumgebäude, Spaziergänge über Dächer, durch Zwischenräume, an Spukhäusem vorbei. Gewandtheit, Ausdauer und Willensanstrengung sind dabei erforderlich. Balancieren auf den Randkanten der Bürgersteige. Wassertrinken an einem hohen Brunnen, ohne dass dabei die Schuhe nass werden. Einen alten schmutzigen Tennisball immer in Bewegung halten, und bei all dem sich die Zeit unterwegs so einteilen, dass man auf dem Hinweg auf die Sekunde beim Läuten der Glocke zur Stelle ist.

Er gewöhnt sich daran, draußen ständig zu rennen und nur noch normal zu laufen, wenn er mit einem Erwachsenen unterwegs ist.

Aber am liebsten ist er doch im Metropolitan. Die Insassen des Asyls sind alle nett zu dem Jungen. Sein Auftauchen bedeutet eine Ablenkung, einen Lichtblick in ihrem desillusionierten, trübseligen Leben.

Im Innenhof wird es am Abend lebendig. Die Runde der Glücksspieler versammelt sich. Der kleine Neal kiebitzt mal hier, mal dort, oder er zielt mit seinen aus Stricknadeln selbstgemachten Wurfpfeilen auf die Sprünge im Steinfußboden oder die Sitzflächen leerer Stühle.

Am Samstag arbeitet der Vater am dritten Stuhl in Zazas Friseursalon in der Larimer Street. Es ist dem jungen Neal erlaubt, dort herumzusitzen, den Duft von Talkum und Pomade einzuatmen und in den Illustrierten zu blättern, die für die Kunden ausliegen. Gleich nebenan liegt das schmutzige Zaza-Filmtheater, in dem es ranzig riecht und dessen verbilligte Vorstellungen Neal besucht. Er sieht Western, Tanzfilme mit Fred Astaire und Ginger Rogers, er sieht King Kong und lernt von den älteren Jungen den Reim ›King Kong plays Ping Pong with his Ding Dong‹. Samstag, das bedeutet eine üppige Mahlzeit in einem Schnellimbiss, der für sein schmutziges Besteck berüchtigt ist. Samstag, das bedeutet, dass der Vater sich Fusel kauft und schon angetrunken mit dem Jungen in die Nachtvorstellung des Kinos geht.

Und am Sonntag im Winter gibt es in der Halle des Metropolitan genug zu erleben, aber lass es Frühling werden, dann ziehen Vater und Sohn jeden Feiertag hinunter in das halbverfallene Industrieviertel von Denver. Ihr Weg führt vorbei am Singer-Nähmaschinenwerk, an einem Möbelspeicher, an der Union Train Station und dem ausgedehnten Gleisgelände zwischen der 1st und der 14th Street. Und dann kommen sie an den South Platte River, der sich unter der Brücke aus Eisen und Holz dahinschlängelt. Stundenlang kann Neal jr. dort stehen und flache Steine über die Wasserfläche hinflitzen lassen.

Am Fluss, unter den Brücken, findet der Junge auch allerlei Abfall: Flaschen, für die man ein paar Cent bekommt, Speichen von alten Fahrrädern, rostige Metallteile von aufgegebenen Maschinen, die man beim Altwarenhändler los wird. Einmal findet er dort einen ganzen Stapel alter Tageszeitungen, zweihundert Nummern von einem bestimmten Tag, noch mit Schnur darum.

Mehr noch beschäftigen die Phantasie des Jungen die Szenerien der riesigen, allmählich verfallenden Industriebauten. Beispielsweise das Gebäude der Pride-of-The-Rocky-Getreidemühle mit seinen gewaltigen Kellern und den drei Stockwerken voller Maschinenungetüme, die so eng zusammengerückt stehen, dass die Durchgänge wie Löcher für die Gespenster von Maulwürfen wirken. Noch viele Jahre später wird er sich an die unheimliche Atmosphäre in diesen Industriebauten mit magischer Eindringlichkeit erinnern können:

›...Über den in Unordnung geratenen, teilweise zerbrochenen Maschinenteilen... und über dem gesamten, wie schlafend daliegenden Gebäude lag eine Staubschicht, die sich über ein Dutzend Jahre hin angesammelt hatte. Erschreckenderweise war es toter Staub, und obwohl er knöcheltief war, wirbelte ich weder ein Körnchen davon auf, noch drang etwas davon in meine Schuhe, während ich in meiner bestürzten Traumverlorenheit da herumschlich. Alles war tot, still, keine Bewegung, kein Laut, außer einem einzigen, dem von Hunderten durch die Sonne ihre Energie beziehenden Fliegen, die um mich summten. Ich kam mir vor wie in einem Grab, so isoliert war ich durch die dicken Mauern des von Zügen überratterten Viadukts in der 20. Street, der nur ein paar Yards entfernt lag. Am bedrückendsten aber war vielleicht der Gedanke, dass die Hitze hier bis in den Sommer immer mehr zunehmen würde, bis ihre Schwere so übermächtig wäre, dass es kein Entkommen mehr gab.‹2

In den nächsten Jahren seines Lebens wandert Neal zwischen Vater- und Mutterwelt hin und her. Auch das Snowden ist alles andere als ein ordentliches Haus. Im Metropolitan hausen Vagabunden, im Snowden kleine Gauner. Typen, die mal gesessen haben, Perverse, Prostituierte, Süchtige. Und im Keller haben Ralph und Jack ihr Lager, Freizeit-Mafiosi, die sich der Horde Kinder im Haus für Diebstähle bedienen und die Leute aus der Nachbarschaft nach ihrer Pfeife tanzen lassen.

Noch schlimmere Erfahrungen macht Neal jr. mit Jim. Der Bruder stachelt den Kleinen an, sich zu prügeln, wobei Neal meist den kürzeren zieht. Jim tötet einen Wurf junger Katzen, indem er sie in der Kloschüssel hinunterspült. Oder er heißt Neal auf ein unbebautes Grundstuck mitkommen. Unterwegs fangen sie Katzen ein, die dort der Kleine am Schwanz packen und in die Luft werfen muss, als Zielscheibe für Jims Schüsse.

Und dann ist da das Geheimnis des Wandbettes. Ein Bett, das aus einem Holzgestell besteht, das man im Mittelteil eines Schrankes verschwinden lassen kann. Jim empfindet eine teuflische Freude daran, den Kleinen darauf festzubinden und ihn gegen die Wand zu kippen. Dreißig Zentimeter Zwischenraum bleiben. Ein Grab. Der Geruch von Kalk; verschwitztem Bettzeug. Die Dunkelheit. Bis zu einer Stunde lässt Jim ihn in diesem Gefängnis, und wehe, Neal würde versuchen, sich zu befreien oder mit einem Klagelaut die Mutter auf sich aufmerksam zu machen. Das würde ihm hinterher nur eine Tracht Prügel von Jim eintragen. Also sitzt er seine Zeit in dem Wandgefängnis eingeschüchtert und geduldig ab. Manchmal wird ihm schwindlig, alles dreht sich, bis er einem schönen Nichts entgegentreibt. Er lernt, diesen Zustand bewusst herbeizuführen, indem er über längere Zeit den Atem anhält. Einen Augenblick zu lange, und er wäre hinüber. Aber das ist gerade der Spaß dabei. Hilflos zu sein und dabei doch Macht zu haben über Leben und Tod. Da ist Neal sieben, acht Jahre alt. Die Eltern haben sich darauf verständigt: Während der Schulzeit soll der Junge bei der Mutter bleiben und nur die neunzig Tage im Sommer beim Vater sein.

In den Sommerferien nimmt ihn Neal sr. zu einer seiner Tausend-Meilen-Sausen durch den Westen mit, nach Nebraska, bis nach Kalifornien. Immer wieder erlebt der Junge Augenblicke panischer Angst. So, als Vater und Sohn wieder einmal auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit auf dem Gleisfeld- eines Rangierbahnhofes herumlaufen. Eine Lokomotive taucht vor ihnen auf, und der Alte hat den einen Fuß in einer Weiche eingeklemmt; Um nicht überrollt zu werden, bleibt ihm schließlich nichts anderes übrig, als den Schuh zu opfern, und an einem Fuß nur noch den Strumpf, davonzuhumpeln.

Der Vater will sich in San Jose, Kalifornien, als Gelegenheitsarbeiter für die Pflaumen- und Aprikosenemte anwerben lassen. Er wird abgewiesen, weil er ein Kind bei sich hat.

›Ein hässlicher Italiener um die fünfzig, in schmierigen Hosen, schmutzigem Unterhemd und abgetretenen, fettbespritzten Schuhen (in der Hitze war das alles, was er trug, denn er besorgte das Braten in seiner Grillbar selbst), tippte Vater leicht an und teilte ihm mit, dass er von unserer Notlage gehört habe. Er erbot sich, so lange für mich zu sorgen, wie Papa brauchte, um ein Sümmchen zusammenzubringen. Vater war von einer solchen günstigen Lösung sehr entzückt und ganz dafür, aber ich sträubte mich auf das heftigste, trotz wortreicher Bitten und Beruhigungen mit begleitendem Klaps auf Kopf und Schultern, während der verzweifelte Vater stärker zu einer Entscheidung drängte, weil er sah, dass die Arbeitsabteilung schon zum Abmarsch bereit war - der angehende Samariter meinte, er würde uns zu seiner Taverne auf der anderen Straßenseite begleiten, und dort begann ich, als ich unter den Blicken fremder Leute zu einer Brauselimonade genötigt wurde, zu schwanken. Danach war es für sie leicht, also aßen Papa und ich ein paar eilige Bissen einer tränenverschwommenen Mahlzeit miteinander, gratis, wobei der Gastgeber, mein neuer Papa, mit Lächeln und Segenssprüchen um uns herumschwebte, dann bestieg Papa den Lastwagen mit der Männerfracht, und mit einem schwachen Winken seiner Hand hatte ich ihn für einen Monat verloren.‹3

Zwar hat der Junge Sehnsucht nach seinem Vater, aber Sehnsucht und Freude über das Leben wie auf einem Schloss aus einem Film schließen einander nicht aus. Der Adoptivvater fährt zudem einen funkelnagelneuen Cadillac V-16, und als Neal zum ersten Mal neben ihm Platz nehmen darf, entzündet sich seine lebenslange Begeisterung für Automobile.

Im Haus des Italieners gibt es eine den Jungen verhätschelnde Haushälterin, die schmackhafte, Neal nach dem Hobo-Leben geradezu üppig erscheinende Mahlzeiten auf den Tisch bringt.

Sein Bett kommt ihm enorm groß und ›zu weich und sauber, um wahr zu sein‹, vor.

Er wird einer bettlägrigen Frau mittleren Alters vorgeführt.

Offenbar hat ihn der Grillbarbesitzer tatsächlich aus keinem anderen Grund als dem mitgenommen, dass er kinderlieb ist. Aber Neal jr. verlässt nie die Angst, der Wohltäter plane seinen Tod. Als der Vater endlich wieder auftaucht, eröffnet der Italiener ihnen, er wolle Neal jr. adoptieren, ihn aufs College schicken und ihn zu seinem Erben einsetzen.

Als erwachsener Mann wird sich Neal nicht mehr daran erinnern können, was seinen Vater veranlasste, dieses Angebot auszuschlagen: Vielleicht wollte er einfach der Gesellschaft seines Sohnes nicht verlustig gehen. Der Italiener schenkt dem Jungen zum Abschied einen echten Degen mit juwelenbesetztem Griff. ›Der wunderliche Gegenstand wird ihm im folgenden Jahr von einem Vagabunden gestohlen, der ihn versetzt, um sich Alkohol zu kaufen.

Auf die Wochen bei dem wohlhabenden Italiener folgt eine Zeit mit einer verwitweten Wanderarbeiterin aus Oklahoma, die der Vater beim Obstpflücken kennengelernt und in die er sich verliebt hat; Das Paar nimmt eine Mietwohnung in Los Angeles. Die Frau hat einen Sohn in Neals Alter. In Erinnerung bleibt Neal, wie er mit dem gleichaltrigen Jungen auf einem Hügel sitzt, von dem aus sie auf die kilometerlangen Lichterreihen der Stadt unter sich hinschauen. Sie unterhalten sich über die ›jeweiligen tödlichen Vorzüge meines schönen neuen Messers und seines rostigen, aber echten 32er Revolvers (einziges Andenken, das ihm von einem unbekannten Vater hinterlassen worden war), und wie hitzig unsere Streitigkeiten auch wurden; als jeder von uns die springenden Punkte unserer Waffen anführte - meine Stärke war die Lautlosigkeit des Messers...‹4

Der Aufenthalt 1933 in Kalifornien dehnt sich dann noch bis kurz vor Weihnachten hin aus. Neal sr. hat sich entschlossen, diesmal nicht als Hobo zu reisen. Er gibt eine Armutserklärung ab und beantragt Reisehilfe. Neal geht unterdessen in Los Angeles auch zur Schule, in eine Schule, in der jeder Tag mit einem Treueid auf die Fahne beginnt und sich im Flirt mit einer bewunderten Mitschülerin herausstellt, dass er farbenblind ist.

Seine ersten sexuellen Erfahrungen sammelt Neal, als er neun oder zehn Jahre alt ist. Doktorspiele mit einem um ein paar Jahre älteren Mädchen im Snowden. Von der Feuerleiter aus beobachtet er, wie eine Amateurprostituierte ihren Kunden empfängt und ihn abfertigt. Dann ist er wieder beim Vater. Eines Abends nimmt Neal sr. den Jungen zu einem seiner Saufkumpane mit, einem schwachsinnigen Deutschen, der mit einem Stall voller Kinder in einer Scheune auf dem Land haust. Spät in der Nacht entwickelt sich ein munteres Treiben. Während der Familienvater sich bewusstlos betrunken hat und wie tot daliegt, klettert Neal sr. mit der Hausfrau ins Heu. Die älteren Jungen fallen über ihre kleinen Schwestern her. Zuerst fürchtet Neal jr., sie würden die Mädchen umbringen, aber dann kommt es ihm so vor, als ob die sogar Spaß an dem hätten, was sich bei diesem Ringkampf nackter Leiber unter Gekicher und Gestöhn abspielt. Gegen Morgen wird es dann ernst. Der Ehemann ist wieder bei Sinnen und überrascht Neal sr. mit seiner Frau beim Beischlaf. Die beiden Männer prügeln sich. Vater und Sohn machen sich hastig davon. ›Spielverderber, murmelt Neal sr.‹

Sein erstes Auto stiehlt Neal jr. - da ist er vierzehn. Im Lauf der nächsten vier Jahre wird er an die fünfhundert Wagen entwenden, mit ihnen eine Spritztour machen und Mädchen oder Jungen, die er mitgenommen hat, auf dem Rücksitz vögeln. Manche Wagen fährt er zu Schrott und lässt sie am Straßenrand stehen, andere bringt er wieder dorthin zurück, wo er sie gestohlen hat. Immer wieder wird er von der Polizei geschnappt und vorübergehend ins Arbeitslager oder Jugendgefängnis eingewiesen. Das kann ihn nicht zähmen. Sex ist für ihn längst zu einem im Kampf ums Überleben verwendbaren Tauschobjekt geworden. Er vögelt das schwachsinnig-gutmütige Dienstmädchen reicher Leute, die in die Ferien gefahren sind, und handelt sich dafür jeden Tag zwei warme Mahlzeiten ein.

Neal ist ein Gauner, aber seine Gaunereien zeugen von kreativer Phantasie, sind so ungewöhnlich in einem Land, in dem auch noch die Halb- und Unterwelt eisern bemüht ist, gewissen Normen zu entsprechen, dass er immer wieder Erfolg damit haben wird, weil die Menschen von ihm beeindruckt sind.

Mit fünfzehn betritt er in Baumwollhosen, Turnschuhen ohne Strümpfe und in einem khakifarbenen Armeehemd einen Billardsalon im Stadtzentrum von Denver, um den ersten einer langen Reihe eindrucksvoller Bauernfängertricks zu landen.

Über mehr als zwei Wochen hat er in den Salon immer wieder hereingeschaut. Er hat sich dort umgesehen und den besten Spieler seines Alters ausgespäht. Der junge Bursche heißt Jim Holmes. In einer Ansprache, die einem Flibustier im Senat in Washington zur Ehre gereichen würde, macht er dem Billard-Virtuosen einen Vorschlag: Holmes soll ihn all seine Tricks lehren, er wird ihn dafür in Literatur und Philosophie unterrichten. ›Ich kann dir die Handlung aller Shakespeare-Komödien erzählen... oder möchtest du die Sonette hören... Nietzsche? Ich könnte dir erklären, was der verrückte Deutsche gedacht hat. Soll ich? Jetzt sag nur nicht: Das interessiert mich nicht. Es ist scharf, Mann. Irre scharf.‹ Am nächsten Tag spielt tausend Meilen von Denver entfernt ein berühmtes Football-Team. Neal verspricht, als Dreingabe Holmes und seine Freunde die gesamte Strecke hin und zurück zu chauffieren, wenn Holmes für das Benzin aufkommt.

Heller Wahnsinn. Lodernde Lebendigkeit. Die schöne Gewalttätigkeit und Intensität eines Wildfeuers. Später wird Holmes sagen: ›Es ist schwierig, jemandem eine Vorstellung von Neal zu vermitteln! Man trifft nicht häufig solche Leute. Wann begegnet man schon jemandem, der sich so völlig aussetzt.‹ Jim Holmes erzählt später auch:

›Er steckte voller Energie, ein gutaussehender Mann mit einem starken Körper, ehe er ihn zerstörte. Er konnte nächtelang ohne Schlaf auskommen... was ihm gefiel, war, ständig etwas zu tun, in Bewegung zu sein. Er lebte immer voll und ganz in der Gegenwart, in diesem bestimmten Augenblick.‹5

Holmes kommt ihm hinter seine Tricks: ›Gleichgültig, was der Betreffende tat, oder wer er war, Neal ging jeden auf die gleiche Art an. Zum Beispiel, wenn du ein junges Mädchen warst, das aufs College wollte, sagte er sofort: Nun, das ist ja großartig. Das ist das Beste, was dir passieren kann. Es war eine Technik. Er war nicht eigentlich ein Betrüger. Er respektierte das Individuum. Und es begann immer mit ganz trivialen Dingen. Wenn du einen Plattenspieler daheim hattest, sagte er: Würde es dir was ausmachen, mich mit zu dir heim zu nehmen. Ich besitze keinen Plattenspieler. Ich hatte mal einen vor einem Jahr. Ich würde so gern mal wieder Coleman Hawkins hören: Neal hatte eine Art zu reden, mit der er Menschen einfach um den Finger wickeln konnte. Es besaß eine natürliche Begabung, andere auf sich zu fixieren. Ziemlich einzigartig.‹6

Auch Jim Holmes erliegt dieser Faszination. Er nimmt Neal mit heim, gibt ihm etwas zu essen, schenkt ihm einen braunen Tweedanzug und bringt ihm bei, wie man beim Kartenspiel betrügt. Außerdem findet Neal bei Holmes für die nächsten Jahre eine Bleibe.

Aber es gibt nun schon mindestens zwei Neals, den selbstsicheren, dreisten, wild-lebendigen und den verstörten, von Alpträumen heimgesuchten.

Zwischen seinen Auszeiten im Loch wieder einmal auf freiem Fuß, hat Neal einen fürchterlichen Traum. Er sieht sich darin nicht länger jung, sondern als ein Mann um die vierzig, in einem zerrissenen T-Shirt und Bierbauch, spärlichem Haar, aufgedunsenem Gesicht. Es fehlen ihm schon ein paar Zähne. Er betritt ein Pfandhaus, um dort eine Matratze für Schnapsgeld zu versetzen. Plötzlich wird er von seinem Vater verfolgt. Der trägt die übliche alte schwarze Baseballmütze und hat, ganz untypisch, eine eindrucksvolle Erektion. Neal sr. verlangt seinen Anteil aus dem Matratzengeschäft und verfolgt seinen Sohn, bis dieser mit Magenschmerzen aus seinem Traum erwacht.

Neal nimmt sich vor, sein Leben zu ändern. Das Reformprogramm, das er aufstellt, sieht vor: Morgens um sieben aufstehen. Danach Putzmann im Zaza-Friseursalon. Ausfegen. Den verstopften Abfluss von Haaren reinigen. Um acht eine Tour Zeitung austragen. Um neun irgendwo ein Frühstück schnorren. ›Süße, dein Honig ist immer noch der beste weit und breit.‹ Mit einer Zuckerschnute: ›Welchen Honig meinst du, den auf dem Tisch oder den aus meinem Spalt?‹ Er leckt genüsslich die beiden Finger ab, mit denen er eben noch in ihr herum gegraben hat.

›Klar doch, der aus deinem Spalt... der beste Honig östlich der Rockies.‹

Um zehn in der Public Library Schopenhauer lesen. Um elf Wagen waschen in der Rocky-Mountain-Garage. Zu Mittag mit dem Fahrrad zum Lunch zu Freunden. Dafür muss er den Abwasch erledigen. Dann wieder in die Bücherei. Ab vier in den Billardsalon (zwecks Entspannung), um elf noch einen Zeitungsstand nach ein paar Münzen filzen und an einem Straßenstand zwei Tacos mit Chilisauce erstehen. Geschlafen wird bei der mitleidigen Schwachsinnigen.

Am Morgen klingelt es, draußen hat sich ein Mann aufgebaut ... in einem Anzug, wie ihn Manager aus den höheren Etagen tragen. Neal steht da - nackt. Er fragte mürrisch-skeptisch: ›Was wollen Sie denn hier?‹ Der Mann hebt einen Schlüsselbund: ›Tut mir leid. Die Wohnung gehört leider mir.‹

Auch eine Art, sich kennenzulernen. Der Mann in dem dunklen Anzug ist ein Hochschullehrer, zur Aufbesserung seiner Bezüge auch als Wohnungsmakler tätig.

Für diesen Justin B. Mannerly ist Neal Cassady ein exotischer Schmetterling, den er sich gern mal unter dem Vergrößerungsglas betrachten möchte, denn diese Spezies steht in keinem Bestimmungsbuch. Was ihn neugierig werden lässt ist eine merkwürdige Eigenart dieser Spezies: der Junge hat einen Bildungseifer, wie ihn Mannerly sich für manchen seiner Studenten wünschen würde. Und Neal merkt sich den Namen eines ehemaligen Schülers Mannerlys, der in New York an der Columbia University studiert. Der Name lautet Hal Chase. Bald ist der seltene Schmetterling wieder davon geflattert. In eine Reformschule, auf eine Straffarm. Das übliche Delikt: Autodiebstahl. Anfang 1945 kommt Neal wieder auf freien Fuß. Er betritt mit dem Mädchen, das ihn zu dieser Zeit aushält, Walgreen’s Drugstore in Denver. Er sieht eine süße, etwas töricht dreinblickende Blondine. Das Honigtopflächeln. Er sagt zu seiner Begleiterin: ›Dieses Mädchen werde ich heiraten.‹ Das Mädchen heißt LuAnne und ist fünfzehn, er ist jetzt neunzehn. Fünf Monate später sind sie tatsächlich verheiratet. LuAnne entzieht sich durch die Eheschließung den Nachstellungen ihres Stiefvaters. LuAnne und Neal laufen aus Denver davon. Sie trampen nach Nebraska, wo LuAnne eine Anstellung als Dienstmädchen bei einem blinden Rechtsanwalt findet und Neal einen Job als Tellerwäscher annimmt. Sie leben in einem winzigen Zimmer, für das sie im Monat zwölf Dollar Miete zahlen. In der Nacht findet Neal häufig keinen Schlaf. Dann zitiert er Shakespeare oder liest seiner jungen Frau Proust vor.

›Und nun, Schatz, möchte ich, dass du mir so genau wie möglich die Wirkung dieser Sätze auf deinen Gefühlszustand beschreibst...!‹

Schließlich siedelt das Paar nach Sidney in Nebraska über, wo LuAnne für eine Tante arbeitet, aber sich bald von der alten Frau ausgenützt fühlt.

Mitte 1946 beschließt Neal, er habe nun vom Mittelwesten entschieden genug gesehen. LuAnne stiehlt ihrer Tante hundert Dollar. Neal schließt den Wagen des Onkels kurz.

Sie nehmen sich vor, auf der Ranch eines Freundes in Sterling, Colorado, Station zu machen. Aber dann erfasst Neal der Reiserausch. Sie fahren durch ein Unwetter. Er bindet sich ein Taschentuch über die Augen, um sich so gegen die sichtbehindernden Hagelschauer zu schützen, lehnt sich aus dem Seitenfenster. Nach einer Weile wendet er sich kurz um und schreit LuAnne zu: ›Ich seh jetzt klar. Wir fahren durch bis nach New York, Schatz! Hab die Adressen von Hal Chase und Ed White. Und, verstehst du: Sie werden uns mit so herrlich poetischen Menschen wie diesem Allen Ginsberg und Jack Kerouac bekannt machen. Yiiippee!‹