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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

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6.

7.

8.

9.

10.

11.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2111

 

Die Malische Mole

 

Die SOL erreicht Wassermal – eine Begegnung am Rande der Galaxis

 

von Arndt Ellmer

 

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Seit die SOL zum ersten Mal in die Unendlichkeit aufgebrochen ist, hat das Hantelraumschiff geradezu unglaubliche Reisen durch Raum und Zeit zurückgelegt. Daran hat sich auch nichts geändert, nachdem Perry Rhodan »sein« Schiff aus den Händen Shabazzas befreien konnte.

Unter der Expeditionsleitung des Arkoniden Atlan wurde die SOL mit ihrer Besatzung zuletzt in die Galaxis Segafrendo verschlagen – und zugleich 18 Millionen Jahre in die Vergangenheit. In dieser Zeit wurden die Menschen an Bord des Raumschiffs Zeugen eines grauenvollen Krieges und der Geburt einer Superintelligenz.

Im Land Dommrath, in das die SOL anschließend durch einen Mega-Dom transportiert wurde, lernten Atlan und seine Begleiter eine Kultur kennen, die eine ganze Galaxis umspannt und sich dem Frieden verschrieben hat. Sie stießen auf die Dunkle Null und stellten fest, dass dieses seltsame Gebilde namens ZENTAPHER als Chaotender zu den mächtigen Waffen der Chaosmächte gehörte.

Nachdem die gigantische Bedrohung des Landes Dommrath und auch der Milchstraße abgewehrt werden konnte, steht eine neue Reise bevor: in die ferne Galaxis Wassermal und zu den Pangalaktischen Statistikern. Sie erreichen nach einigen Problemen und nach einer jahrelangen Reise die Galaxis und treffen dort auf DIE MALISCHE MOLE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide nimmt an der geheimnisvollen LOTTERIE teil.

Mohodeh Kascha – Der letzte Kimbaner weiß mehr über Wassermal, als er preisgeben mag.

Icho Tolot – Der Haluter wird zum wichtigen Verbündeten bei der LOTTERIE.

Sfonoci – Der Graue Marlite ist für die Malische Mole verantwortlich.

1.

 

Etwas über fünf Stunden ist es her, dass die Ereignisse um Tagira ihr Ende nahmen. Die Feste Tagirathem zieht hinaus in den Kosmos. Sershan hält sich in ihr auf. Als er sich mit Tagira vereinigte, überrollte eine euphorisierende Welle die SOL – und mir floss entscheidendes Wissen zu. Ich weiß nun, was ihm und dem Guten Geist von Wassermal bevorsteht. Aber welche Bedeutung der Vorgang für unseren Aufenthalt in Wassermal haben wird, kann ich höchstens erahnen.

Wir werden es sehen. Der Datensatz, der übergangslos in SENECAS Speichern aufgetaucht ist, stammt ohne Zweifel vom Guten Geist von Wassermal. Er entscheidet darüber, wohin die Reise geht. Unser Ziel heißt GISTUNTEN-3. Dort bietet sich uns die Möglichkeit, an der LOTTERIE teilzunehmen.

Meine Augen tränen. Die Anspannung der letzten Stunden und Tage entlädt sich. Die Niedergeschlagenheit, kurzzeitig überlagert von der mentalen Euphorie der Entität, weicht gesundem Misstrauen.

Was erwartet uns? Ist wirklich alles friedlich, wie der letzte Kimbaner uns gegenüber seit Jahren beteuert? Es gibt keinen Grund, an ihm zu zweifeln, er hat seine positiven Seiten auch während des Fluges oft genug bewiesen, trotzdem bleiben die Bedenken. Lauert hinter der Maske der Freundlichkeit ein Gegner?

Wir werden es erfahren. In wenigen Minuten oder erst viel später. Mein Misstrauen wächst, je näher das Flugziel rückt.

Frieden ist ein ausgesprochen subjektives Empfinden. Es gibt Wesen und auch Völkerschaften, die ihre Vorstellung von Frieden und Glückseligkeit über den gesamten Lebensraum auszudehnen versuchen und dabei keineswegs friedliche Mittel einsetzen. Dem muss jeder in diesem Universum Rechnung tragen.

Leichtsinn können wir uns nicht leisten.

 

*

 

»SENECA an Besatzung. In wenigen Augenblicken erreichen wir die Zielkoordinaten.«

Ich sah mich unauffällig um. Die letzten, halblaut geführten Gespräche verstummten. Fee Kellind zupfte ihre Uniformjacke zurecht. Myles Kantor kämpfte mit seiner Haarsträhne, die ihm bis fast zur Nasenwurzel reichte. Der Wissenschaftler strich sie ein halbes Dutzend Male zur Seite, aber immer wieder fiel sie zurück.

Lediglich Ronald Tekener und Dao-Lin-H'ay ließen sich nichts von der Spannung anmerken, die sie erfüllte. Und natürlich Icho Tolot. Wie ein Fels in der Brandung stand der Haluter zwischen den Sesseln, die beiden Armpaare verschränkt und die drei rot glühenden Augen auf den Panoramaholoschirm gerichtet.

Und du?, stellte ich mir die Frage. Entscheide dich für Frieden oder Krieg!

Wieder stand mir schmerzhaft die Entscheidung des Guten Geistes von Wassermal vor Augen. In mir steckte zu viel Kampf und Krieg. Deshalb hatte die seltsame Entität den Krieger Sershan mir vorgezogen. Als Verlierer war ich vom Schlachtfeld im Leerraum heimgekehrt.

Verstohlen musterte ich mich in der spiegelnden Sensorfläche meines Terminals. Nein, so sah kein Verlierer aus.

Narr!, meldete sich der Extrasinn. Es ging nicht um Sieg oder Niederlage. Wann begreifst du es endlich?

Ich riss mich von den Gedanken los. Noch immer übten sie eine starke, autosuggestive Kraft auf mich aus. Kein Wunder, die Erlebnisse lagen nur wenige Stunden zurück.

Viena Zakata schloss seine Checks der Ortungs- und Tastersysteme ab. Der Blick aus den hellblauen Augen des ehemaligen TLD-Agenten fraß sich förmlich an den Skalen der Anzeigegeräte fest.

»Nichts«, flüsterte er. »Da ist rein gar nichts, was auf Krieg und Unruhen hindeutet, alles Frieden. Ortungstechnisch liegt ein Hort der Glückseligkeit vor uns.«

Die Kommandantin wandte den Kopf nach rechts. Ihr Blick streifte den letzten Kimbaner. Anschließend blieb er auf mir ruhen.

»Sicherheitsstufe Eins!«, sagte sie leise. »Hat jemand Einwände?«

Ich schüttelte fast unmerklich den Kopf. Der Schutz des Schiffes und seiner Bewohner hatte Vorrang vor allen anderen Erwägungen.

Mohodeh Kascha erhob sich mit einer fließenden Bewegung. »Ja, ich! Ihr irrt euch tatsächlich. Und Viena Zakata hat Recht: Die Galaxis Wassermal ist eine Insel des Friedens. Für die SOL besteht keinerlei Gefahr.«

Seit unserer Abreise in Dommrath wies er uns immer wieder darauf hin. Aber auch der letzte Kimbaner wusste nicht zu sagen, ob sich seit seinem Besuch in Wassermal nicht doch etwas geändert hatte. Unabhängig vom Einfluss des Guten Geistes von Wassermal.

Ein halblauter Gong kündigte an, dass das Hantelschiff den Hypertaktflug beendete. Auf dem Panoramaschirm tauchte das endgültige Hologramm der Spiralgalaxis auf. Wassermal war ein Sa-Typ, wie wir schon seit Millionen von Lichtjahren wussten. Der Zeitraffer unterschiedlicher Ortungsabbilder, die SENECA alle Million Lichtjahre erstellt hatte, brachte uns die Sterneninsel der Pangalaktischen Statistiker im Wandel der Zeitalter nahe. Bezogen auf das Alter des Lichtes am Beginn unserer Reise waren wir der Gegenwart dieser Galaxis immer näher gekommen, hatten ihre Verjüngung täglich und stündlich mitverfolgt.

Nach 680,5 Millionen Lichtjahren Wegstrecke und siebeneinhalb Jahren Flugzeit waren wir endlich da. Die letzten 41.000 Lichtjahre nahmen sich da wie ein Spaziergang zum Nachbarn aus.

An den drei Fragen, die wir den Pangalaktischen Statistikern stellen wollten, hatte sich in der langen Zeit von Dommrath hierher nichts geändert.

Was sind die wahren Ziele der Thoregons?

Wer sind die Helioten?

Wer hat die Brücke in die Unendlichkeit erbaut?

Übergangslos erfüllten Tausende von Funksprüchen den Hyperäther. Man hatte uns kommen sehen und beobachtete unseren Anflug. Dass das Stijssen-System bewohnt sein würde – wir wussten es aus ein paar spärlichen Andeutungen Kaschas. Der blaue Riesenstern vom Typ A4 besaß 22 Planeten. Die Taster und Orter meldeten, dass mehrere davon dünn besiedelt waren. Der nächste Fixstern zog, mehrere hundert Lichtjahre entfernt, seine Bahn.

Wir befanden uns im äußersten Halo der Galaxis.

Vor dem glitzernden Sternenvorhang zoomte die Aufnahmeoptik unter Steuerung von Major Zakata das eigentliche Ziel des Fluges heran, eine Station am Rand des Systems. Der Abstand der Umlaufbahn zum Stern betrug 1,3247 Milliarden Kilometer.

»Der Gegenstand ist hauptsächlich zylindrisch«, erklang die Stimme des Orterchefs. »Die Länge beträgt 21 Kilometer, der Durchmesser 1,15 Kilometer. Zwei Kugeln von 1,75 Kilometern Durchmesser teilen das Gebilde in gleich lange Drittel auf.«

Von der Walze ragten in unregelmäßigen Abständen Ausleger in den Weltraum, hundertzwanzig Meter dick und drei Kilometer lang.

Zweifellos handelte es sich bei dieser Station um GISTUNTEN-3, die schon der Gute Geist von Wassermal erwähnt hatte.

Rings um das Gebilde kreiste ein Schwarm aus rund sechshundert Raumschiffen. Viele hielten den Kontakt zu den Auslegern. Der Anblick erinnerte an einen Yachthafen. Uns bot sich eine ungeheure Vielfalt an Formen und Konstruktionen dar, meist zwischen einem und drei Kilometern lang. Es handelte sich anscheinend um Fernraumschiffe aus anderen Galaxien.

Kleinere Einheiten gab es nicht. Kein Wunder, denn die Völker von Wassermal mussten sich wohl kaum dieser Prozedur unterziehen, wenn sie Kontakt zu den Pangalaktischen Statistikern herstellen wollten.

Ich erhob mich. »Das ist also unser Ziel«, wandte ich mich an den letzten Kimbaner. Sein Gesicht war von intensiverem Blau als gewohnt. »Du erkennst es wieder?«

»Natürlich. Es handelt sich um die Malische Mole«, bekräftigte er. Seine Stimme klang etwas zaghafter als in den vergangenen Wochen und Monaten. »Eine von 54 Stück. Die Einheimischen nennen diese Gebilde in ihrer Sprache Zabaroo-Alzo. Die Weltraumbahnhöfe dienen der Abfertigung der Besucher. In ihrem Innern findet die LOTTERIE statt.«

Mohodeh Kascha legte die Fingerspitzen seiner Hände zusammen. »Von hier aus werden wir mit einer Malischen Dschunke nach Wassermal vordringen.«

»Du hast uns am Beginn des Fluges mitgeteilt, dein Wissen über die Thoregons nicht von den Pangalaktischen Statistikern, sondern von so genannten Mittelsleuten erhalten zu haben«, sagte ich. »Das hast du uns mehrfach berichtet, ohne weitere Aussagen zu treffen. Soll das heißen, du hast die LOTTERIE nicht mitgemacht?«

»Ich habe in der LOTTERIE verloren und Wassermal nie betreten«, gestand er. »Und das konnte und durfte ich euch nie sagen.« Das intensive Blau seines Gesichts ließ nach.

»Du glaubst, es diesmal zu schaffen?«, ergriff Fee Kellind das Wort.

»Sie werden es in GISTUNTEN-3 nicht riskieren, einen Ritter der Tiefe zurückzuweisen«, lautete die Antwort des letzten Kimbaners.

 

*

 

»Nanu, was kommt denn da? Ein komisches Gerät, fast wie ein Doppelknoten. Damit kann man höchstens zwei Trabanten aneinander hängen, aber keine LOTTERIE gewinnen. Zickzack, wurde das Schiff schon einmal gesichtet?«

»Ergebnis negativ«, summte die binäre Präferenz.

»Suche in den letzten hundert oder tausend Jahren!«

»Antwort identisch. Ergebnis negativ.«

»Das versteh ich nicht. Mein Genkode wird doch nicht gestört sein? Oje, jetzt kommt das Ding zur Ruhe. Kannst du nicht den vermaledeiten Holoschirm abschalten?«

»Tut mir Leid. Es ist deine Aufgabe, ankommende Schiffe abzufertigen.«

»Aber nicht so was. Mir tun jetzt schon die Facetten weh.«

»Du solltest jetzt Kontakt zu dem Fremden aufnehmen.«

»Kontakt aufnehmen? Schau her! Ich kriege den Arm nicht nach vorn. Den anderen auch nicht und den da und diesen hier sowieso nicht. Eine Muskellähmung oder Nervenstörung. Was weiß ich.«

»Du bist krank. Ich rufe einen Heiler.«

»Ich brauche einen Schaufler, der mich unter die Erde gräbt. Heimaterde, du verstehst? Und wirst du diesen Krach abschalten? Dieses Sirren hält ja kein Schreckstober aus. Geschweige denn ich. Abschalten, sag ich!«

»Du solltest deine plötzlich so gelenkigen Arme von der Schalttafel nehmen. Ja, so ist gut. Das Sirren ist weg. Wieso drehst du dich im Kreis?«

»Zickzack, ich – ich falle ... Alles dreht sich um mich. Wo ist oben und unten? Mittelarme, helft mir. Fangt mich ab! So ist gut. Auf vier Beinen steht sich's doch besser als auf zwei. Wo ist die Wand? Wo die Schüssel? Ich brauche ein Speiloch. Ahhh, das tut gut.«

»Du hast soeben die Dateneingabe verschmutzt. Ich schalte mich ab, bevor Kurzschlüsse auftreten.«

»Eh, mir geht es schon viel besser.«

»Binäre Präferenz mit einer Eilmeldung an die Koordination. Kontakter ausgefallen. Vermutlich ein oxigenisch-epileptischer Anfall. Bitte Abtransport veranlassen.«

»Wird veranlasst, Einheit 38-674. Hier Koordination. Wir schicken einen Grauen Marliten.«

»Sicherheitsabschaltung erfolgt – jetzt.«

 

*

 

Sfonoci zählte nicht nur zu den führenden Oberoffizieren von GISTUNTEN-3, er war auch ein Generalist. Kollegen behaupteten ab und zu im Scherz, sein Gehirn sei in mehrere tausend Schubladen unterteilt, in denen das Wissen für die jeweiligen Aufgaben schlummerte, denen er sich gerade widmete.

Er verstand solche Anspielungen als Lob. Ohne die Vielfalt seiner Kenntnisse wäre ihm der Dienst im Weltraumbahnhof längst langweilig geworden.

»Ich übernehme den Fall«, teilte er der Koordination mit.

Der Ausfall eines Kontakters stellte ein Novum in der Geschichte von GISTUNTEN-3 dar, wie er sie kannte. Was lange vor seiner Zeit gewesen war, wusste er nicht. Ein Oberoffizier hatte keine Zeit, sich mit Ereignissen aus früheren Jahrzehnten zu befassen.

Der dezentrale Steuerautomat blendete das Abbild des riesigen Schiffes ein. Es bestand aus zwei riesigen Kugeln, verbunden durch einen langen, dreigeteilten Zylinder. An Länge übertraf es die schon vor Anker liegenden Schiffe teilweise um das Doppelte. Neben der Zabaroo-Alzo nahm es sich imposant und Respekt gebietend aus.

Fast halb so lang wie der Weltraumbahnhof!

In diesem Schiff, das begriff Sfonoci sofort, reisten keine gewöhnlichen Sterblichen. Schiffe dieser Größenordnung gehörten ähnlich wie GISTUNTEN-3 in die Kategorie der Selbstversorger. Alle paar Jahre benötigten sie einen Weltraumbahnhof oder einen Planeten, um ihre Vorräte an Rohstoffen zu ergänzen. Die Nahrungsmittel und das Wasser daraus produzierten sie selbst.

»Der Ankömmling wird in die Kategorie ›Generationenschiff‹ eingestuft«, diktierte er dem Logbuch. »Möglicherweise lebt in diesem Schiff ein ganzes Volk. Ich versuche das so schnell wie möglich herauszufinden.«

Wissen über die Insassen schadete nie. So hinderlich Kategorien und Schubladen oftmals waren, lieferten sie doch einen wertvollen Beitrag zur Einschätzung der Ankömmlinge. Das wiederum schlug sich in den Liegegebühren und den Preisen für Rohstoffe und Lebensmittel nieder.

Die Reichen zahlten mit den Preisen die Subventionen für die Armen.

So geschah es seit jener Zeit, als der Besucherstrom für die Galaxis Akhimzabar erstmals geregelt worden war.

»Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Herkunft dieses Schiffes«, fuhr er fort. »Warum kommt es nach Akhimzabar?«

Die einfachste Erklärung musste nicht unbedingt die wahrscheinlichste sein. Wenn es beispielsweise in einem Hypersturm oder aus anderen Gründen die Koordinaten seiner Heimat verloren hatte, benötigte es nicht unbedingt die Hilfe der Pangalaktischen Statistiker. In vielen Fällen reichte das Wissen der Informationshändler aus. Es war also sinnvoll, wenn er die Insassen des Schiffsriesen zunächst auf diese Möglichkeit hinwies.

Aber vielleicht wollten sie etwas ganz anderes. Jede der Einheiten, die an der Zabaroo-Alzo anlegten, besaß einen anderen Grund, an der LOTTERIE teilzunehmen. Ihre Zahl stieg von Stunde zu Stunde. Waren es bis vor kurzem etwas über sechshundert gewesen, so zählten die Automaten der Hyperraumortung inzwischen fünfzig weitere Einheiten, die sich der Peripherie Akhimzabars innerhalb der Himmelsrichtung Gist näherten, in deren drittem Sektor und unterhalb der galaktischen Hauptebene.

GISTUNTEN-3 eben.

Insgesamt kannte das Koordinatensystem der Galaxis neun Himmelsrichtungen oberhalb und unterhalb der Hauptebene, die sich alle in drei Sektoren unterteilten. Das machte zusammen 54 Sektoren, in denen jeweils eine Zabaroo-Alzo ihren Dienst tat.

Mit achthundert Schiffen war deren Kapazität jeweils erschöpft. Weitere Ankömmlinge mussten zu weniger belagerten Molen umgeleitet werden. Im schlimmsten Fall blieb den Kapitänen nichts anderes übrig, als bis zur nächsten LOTTERIE zu warten. Sie fand einmal in jedem Zabarischen Jahr statt. Die nächste war die 22.123ste, vom jetzigen Atemzug an in exakt zwanzig Tagen.

Sfonoci erreichte den Kontaktraum 38-674. Die Heiler hatten den Erkrankten bereits abtransportiert. Spuren einer Verunreinigung oder gar deren Geruch ließen sich nicht mehr feststellen. Der Graue Marlite gab seinen Offizierskode ein. Anschließend hievte er die Schalttafel auf eine für ihn angenehme Höhe.

Eine Beobachtungssonde im All lieferte erste Nahaufnahmen von dem riesigen Gebilde. Es erinnerte ihn an einen Stock mit zwei Knoten, einer an jedem Ende, fast wie ein Baumstamm ohne Wurzelteil. Die Symbolträchtigkeit des Bildes versetzte ihn in Staunen.

Entwurzelte Wesen in einem riesigen Schiff, waren sie das wirklich? Ohne Bindung an eine Heimat?

Der Gedanke an Flüchtlinge tauchte in seinem Bewusstsein auf. In Akhimzabar erhielten sie keine Zuflucht. Dafür bot das Stijssen-System eine Reihe von besiedelten Welten. Jeder, der dort landete, musste sich den Gesetzen der Grauen Marliten unterwerfen. Absolute Friedfertigkeit, gute Nachbarschaft und Rücksicht auf die Natur des Planeten waren die drei wichtigsten.

Die meisten Bewohner des Systems waren Gestrandete. Ihre ursprüngliche Absicht, eine Passage nach Akhimzabar zu erhalten, hatten sie nicht wahr machen können. Für den Rückflug in die Heimat fehlte ihnen das Geld.

Manchen war schon das lange Warten bis zur nächsten LOTTERIE zum Verhängnis geworden. Sie hatten Schulden bei der Zabaroo-Alzo gemacht. Jetzt schufteten sie in den Bergwerken der Planeten, um das Geld nach und nach zurückzuzahlen.

»Welchen Wert hat das Wissen über alle Aspekte des Kosmos und seiner Geschichte für sie?«, fragte sich Sfonoci. »Wie schlimm muss Neugier sein, wenn ganze Familien oder Völker sich verschulden, nur um zu den Pangalaktischen Statistikern vorgelassen zu werden?«

Das Logbuch gab ihm keine Antwort. Es besaß keine derart komplizierte Struktur. Aufzeichnung und Wiedergabe, mehr hatte es nicht zu bieten.