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Nr. 229

– ATLAN exklusiv Band 90 –

 

Das Geheimnis von Perpandron

 

Sie geben nicht auf – Atlan und seine Gefährten im Untergrund des Planeten der Heiler

 

von Kurt Mahr

 

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Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, die in ihrer Habgier und Korruption das Gemeinwohl völlig außer acht lassen.

Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge oder unvorhersehbare Hindernisse entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Diktator und Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

In diesem Kampf hat Atlan mit dem wiederbelebten Körper Gonozals, seines Vaters, gegenwärtig eine neue Waffe gegen Orbanaschol, die bereits mehrmals erfolgreich zum Einsatz gelangte.

Aber Gonozal, der ehemalige Imperator, ist im wahrsten Sinne des Wortes nur ein lebender Toter, eine Marionette ohne Geist und Seele, der selbst die Wunderheiler von Perpandron kein echtes Leben mehr einzuhauchen vermochten.

Doch anstatt Gonozal wieder in Atlans Obhut zu entlassen, geben die Heiler den lebenden Toten nicht frei.

Der Kristallprinz, Ra, der Barbar, und Karmina Arthamin, die Sonnenträgerin, versuchen daher, Gonozal mit Gewalt zu befreien. Sie stoßen dabei auf DAS GEHEIMNIS VON PERPANDRON ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Kristallprinz ist dem Geheimnis von Perpandron auf der Spur.

Ra und Karmina Arthamin – Atlans Begleiter.

Klemir-Theron – Oberster Heiler von Perpandron.

Fartuloon – Ein Helfer in der Not.

Gonozal VII. – Ein Vermisster taucht wieder auf.

1.

 

Hinter mir hörte ich den Lärm der Verfolger. Sie kamen schnell heran ... durch das milchige, unwirkliche Halbdunkel, das die unterirdischen Räume erfüllte. Vor mir war der Gang zu Ende.

Das heißt – nicht ganz zu Ende.

Ich stand am Rand eines Loches. Es hatte einen kreisförmigen. Querschnitt, und aus der Tiefe schimmerte es geheimnisvoll herauf, als gebe es unten irgendwo eine Lichtquelle, deren Strahlung sich tausendfach in den glatten Wänden brach. Das Schimmern machte es unmöglich, den Verlauf oder die Tiefe des Loches zu erkennen. Wenn ich diesen Ausweg nehmen wollte, dann musste ich mich auf Gedeih und Verderb den lebenserhaltenden Fähigkeiten meiner Kampfmontur anvertrauen.

Ich zog die Helmkapuze über den Kopf und schloss sie am Hals. Summende Geräte erfüllten das Innere der Montur mit Leben. Ich hatte den Strahler noch immer schussbereit in der Hand. Ich wandte mich um.

Da sah ich sie durch den breiten Gang herankommen – mindestens zwanzig von ihnen, Goltein-Heiler, die überall sonst gewohnt waren, würdevoll einherzuschreiten und die Wichtigkeit ihres Berufs durch gravitätische Haltung zu unterstreichen. Hier, in diesem unterirdischen Stollen, waren sie weder würdevoll, noch gravitätisch. Sie schrien einander zu, dass sie mich entdeckt hatten.

»Dort ... Atlan ...!«, hörte ich.

Es waren ihrer zu viele. Sie waren entschlossen, mich zu töten, das wusste ich. Mir dagegen lag nichts daran, ihnen ein Leid zuzufügen ... es sei denn, es böte sich mir eine Aussicht, mich erfolgreich zu verteidigen.

Also blieb das Loch als letzter Ausweg. Noch einmal musterte ich die Stollenwand jenseits des Lochs. Sie erschien mir undurchdringlich, und wenn ich einfach über das Loch hinübergesprungen wäre, in der Hoffnung, doch irgendeine verborgene Öffnung zu entdecken, hätte der Fels mich wahrscheinlich zurückgeschleudert, und ich wäre dennoch in die Tiefe gestürzt.

Also wählte ich das Loch.

Ich sprang wie einer, der seinem Mut nicht richtig traut: mit den Füßen voran. Der erste Aufprall, der unmittelbar nach dem Absprung kam, war wie ein Schock. War das Loch wirklich nur mannstief? Dann bemerkte ich, dass mein Fall nur verlangsamt worden war. Irgendeine Masse, die im ersten Augenblick klebrig wirkte, schloss sich mir um den Körper. Sie schob sich an der Sichtscheibe des Helmes empor, und es wurde finster ringsum.

Dann verlor ich die Orientierung. Ich glaubte zu sinken, aber ich war meiner Sache nicht sicher. Rings um mich war ein stetiges Raunen und Wispern, aber ich wusste nicht, ob das Geräusch von meiner Bewegung herrührte oder nur einer der vielen merkwürdigen Effekte war, von denen es in dieser unterirdischen Anlage nur so wimmelte. Falls ich wirklich noch sank, dann tat ich es ohne Beschleunigung; denn mein Magen spürte nichts von dem unangenehmen Gefühl, das der freie Fall hervorruft.

Treibsand ...!, meldete sich mein Extrasinn, der außergewöhnliche Beobachtungen leichter zu kombinieren wusste, als das Normalbewusstsein.

Plötzlich hatte ich Angst. Wie tief war dieses Loch? Wie weit reichte der Sand? Die kleinen Triebaggregate meiner Montur waren für die Fortbewegung in vielerlei Medien geeignet, aber Treibsand gehörte nicht dazu! Je tiefer ich sank, desto größer wurde der Druck, der auf mir lastete. Würde ich mich jemals wieder aus diesem Sandloch befreien können?

Ich hatte auf einmal nur noch einen Wunsch: hinaus aus dieser Dunkelheit! Die Finger tasteten nach der kleinen Schaltleiste innerhalb des Handschuhs, mit der die Treibaggregate bedient wurden.

Sie warten noch oben, warnte mich der Extrasinn.

Die Finger glitten wieder in ihre ursprüngliche Lage zurück. Welche Wahl hatte ich schon? Dort oben zu sterben oder hier unten. Die Angst wich. Gleichgültigkeit hüllte mich ein.

Während ich weiter durch die Finsternis sank, rollten vor mir die Ereignisse des vergangenen Tages noch einmal ab.

 

*

 

Ich hatte meinen Vater verloren.

Gewiss, er war nur noch ein Wrack von einem Menschen. Aus eigenem Antrieb sprach er weder, noch bewegte er sich. Seine Seele war erloschen. Aber er war mein Vater. Gonozal, der rechtmäßige Herrscher des Reiches, den Orbanaschol heimtückisch hatte ermorden lassen und den ich, der rechtmäßige Erbe des Reiches, aus dem Reich der Toten zurückgeholt hatte.

Nur ich war dafür verantwortlich, dass wir auf Gonozals unverständliches Lallen geachtet hatten – das einzige Geräusch, das ihm seit seiner Wiedererweckung über die Lippen gekommen war –, als wir uns anschickten, die Sonne Teifconth zu passieren. Nur ich hatte zu verantworten, dass die ISCHTAR, unser Raumschiff, von ihrem Kurs abgewichen war und den vierten Planeten des Teifconth-Systems angeflogen hatte, die Welt Perpandron, die die Heimat der Goltein-Heiler ist. Fartuloon hatte mich einen Narren gescholten und mich beschworen, den ursprünglichen Kurs wieder einzuschlagen. Aber mich hatte das erregte Lallen meines Vaters mit der Hoffnung erfüllt, dass die Goltein-Heiler ihm womöglich helfen könnten.

Die Heiler waren Ärzte der Seele. Man sagt, sie befreien den Menschen von den unreinen, unheilsamen Gedanken, die seine Seele bedrängen, und pflanzen ihm statt dessen reine, heilsame ein. Die schlechten Gedanken aber sammeln sie auf Perpandron, wo sie seit altersher ihr Hauptquartier haben. Als vernünftiger Mensch kann man dieses Sammeln natürlich nur symbolisch verstehen; aber die Goltein-Heiler bestehen darauf, dass sie tatsächlich die Substanz der Gedanken – was immer das sein mag – aus dem Bewusstsein des Menschen entfernen und nach Perpandron bringen.

Nun – ich hatte auf Fartuloons teils wütende Vorhaltungen nicht geachtet. Die ISCHTAR war auf einer Parkbahn hoch über Perpandron geblieben. Mit einem Beiboot waren Ra, der Barbar, Karmina Arthamin, Gonozal und ich auf dem Planeten gelandet. Die Heiler wohnten und arbeiteten in kuppelförmigen Gebäuden, die auf einer riesigen Platte aus rötlichem Gestein gebaut waren. Die Platte zeigte halb erodierte Spuren einer Bearbeitung, die in grauer Vorzeit erfolgt sein musste. Die Goltein-Heiler hatten uns nur widerwillig empfangen. Ihr Anführer, Klemir-Theron, ein ungewöhnlich großer Mann mit leuchtenden Augen und einer seltsam rollenden Stimme, hatte uns zwar zunächst versprochen, er werde sich des Kranken annehmen. Schließlich jedoch, nach einigen Untersuchungen und Behandlungen, die insgeheim durchgeführt wurden, erklärte er, Gonozal sei nicht heilbar.

Wir wurden aufgefordert, Perpandron zu verlassen. Ohne Gonozal. Er sei nicht fähig, sich unter normalen Menschen aufzuhalten. Ich verlangte meinen Vater zurück, aber Klemir-Theron fuhr fort, die Herausgabe zu verweigern. Da taten wir so, als beugten wir uns dem Unausweichlichen. Wir starteten. Aber als die Nacht hereinbrach, landeten wir wieder in der Nähe der Steinplatte und durchsuchten das Hauptquartier der Heiler. Alles, was wir entdeckten, war, dass Gonozal sich in der Tat nicht mehr dort befand.

Ich war entschlossen, meinen Vater wiederzufinden. Ra und Karmina unterstützten mich. Die ISCHTAR wurde benachrichtigt, dass wir vorläufig nicht zurückkehren würden und das Schiff weiterhin auf Parkbahn zu halten sei. Fartuloon schalt mich abermals einen Narren.

Aber auch diesmal hörte ich nicht auf ihn.

 

*

 

Die Goltein-Heiler hatten Gonozal erkannt. Sie mussten von den Unruhen gehört haben, die das Auftauchen des ehemaligen Imperators bei verschiedenen Gelegenheiten und an verschiedenen Orten des Reiches hervorgerufen hatte. Gonozal war, auch in seinem seelenlosen Zustand, ein wichtiger Mann, ein brisantes politisches Werkzeug. Ich kannte die Klugheit der Heiler ... und ihre Abneigung allem äußeren Zwang, allen dirigistischen Tendenzen der Regierung gegenüber. Sie hatten Gonozal nicht getötet, das stand für mich fest.

Es musste irgendwo auf dieser Welt, so sagte ich mir, eine zweite Heiler-Siedlung geben, wenigstens noch eine! Nirgendwo anders als dort konnte sich mein Vater befinden. Ich beschloss, die Oberfläche dieser Welt, soweit sie bewohnbar war, Quadratmeile um Quadratmeile abzusuchen. Das war ein Unterfangen, das sich in die Länge ziehen konnte ... aber Karmina und Ra versicherten mich ihres Beistands.

Irgendwann einmal würden die Goltein-Heiler merken, dass wir nicht, wie uns von Klemir-Theron aufgetragen worden war, Perpandron verlassen hatten. Schließlich schwebte die ISCHTAR nach wie vor in ihrer Parkbahn. Ich wusste nicht, wie die Heiler reagieren würden; aber Gefahr, meinte ich, drohte uns keine. Sie waren bei weitem in der Überzahl. Ihnen Widerstand zu leisten, hätte für uns keinen Sinn gehabt. Ich erwartete nicht, dass sie mehr tun würden, als uns endgültig zu vertreiben. Wer wir waren, wussten sie nicht. Wir hatten falsche Namen angegeben. Es hätte schon ein verrückter Traum sein müssen, in dem einem von ihnen der Gedanke kam, ich sei der Kristallprinz, auf dessen Kopf Orbanaschol, der Usurpator, einen hohen Preis ausgesetzt hatte.

Wir flogen den langgestreckten Kontinent in Richtung Süden. Unter uns erstreckten sich endlose Wälder ohne jegliches Anzeichen von Zivilisation. Perpandron spielte in der altarkonidischen Mythologie eine wichtige Rolle. In grauer Vorzeit waren zwei junge Menschen unseres Volkes, Caycon und Raimanja, von Fremden in den Weltraum entführt worden. Man sagte, die Fremden haben es nicht zulassen wollen, dass Raimanja ihren Sohn, ein »waches Wesen«, zur Welt brachte. Caycon und Raimanja aber gelang es, aus der Gefangenschaft der Fremden zu entkommen und auf eine unbesiedelte, paradiesische Welt zu entkommen. Dort schenkte Raimanja dem »wachen Wesen« das Leben.

Diese Welt war Perpandron, so berichtete die Sage.

Ich hatte in den letzten Stunden oft über die alte Legende nachgedacht. Sie endete merkwürdig. Sie berichtete nichts darüber, was aus Caycon, Raimanja und dem wachen Wesen geworden war. Hatten sie ihr Leben auf Perpandron beendet? Oder waren sie in die Heimat zurückgekehrt? Alte Sagen haben immer einen gewissen Wahrheitsgehalt und eine Beziehung zur Geschichte. Diese Beziehung fehlte jedoch in der Caycon-und-Raimanja-Sage. Wussten die Goltein-Heiler mehr? Hatten sie Perpandron wirklich nur deswegen als ihren Sitz erwählt, weil das Aushängeschild »Caycon und Raimanja« ihrem ohnehin mysteriösen Gewerbe einen noch geheimnisvolleren Anstrich gab?

Ra, der Barbar, führte das Steuer. Vor wenigen Jahren noch hatte er auf irgendeiner wilden, namenlosen Welt Steinkeile gegen riesige Tiere geschleudert, die sein Volk je nach Jahreszeit als Götter verehrte oder als Nahrung verspeiste. Seine gedrungene Statur, die fliehende Stirn, die stark entwickelte Kieferpartie – das alles waren Anzeichen jungen, primitiven Menschentums. Aber Ra war längst ein Wissender. Ischtar, die Varganin, hatte ihn dazu gemacht. Bis auf den heutigen Tag hatte Ra die Varganin nicht vergessen, und das einzige, was uns zu entzweien vermochte, war der Gedanke, dass wir beide dieselbe Frau begehrten.

Auf der anderen Seite der gläsernen Kuppel saß Karmina und beobachtete nachdenklich das Land, das unter uns vorbeizog. Bei der Schlacht von Marlackskor war Karmina, die Kommandantin eines Raumschiffs der regulären Flotte, meine erbitterte Feindin gewesen. Ihre Halsstarrigkeit hätte mir um ein Haar das Leben gekostet. Der Umschwung ihrer Gesinnung geschah erst, als sie erkannte, dass ich nicht der verräterische, verderbensäende Opportunist war, für den sie mich gehalten hatte.

Karmina war eine merkwürdige Frau – jung noch, kaum siebenundzwanzig Jahre alt und doch schon Sonnenträgerin. Sie war groß, fast hager, und wenn sie sprach, tat sie es wie ein Mann: beherrscht, sachlich, hart. Das Merkwürdigste an ihr aber war das Gesicht, dessen sanfte, zarte Züge von einem Paar kalt blickender Augen beherrscht wurden. Ich war erst seit kurzem mit Karmina zusammen, wenn auch die gedrängte Fülle der Ereignisse die Zeit länger erscheinen ließ. Mit Karmina kannte ich mich noch längst nicht aus. Was war sie? Kalt berechnende Sonnenträgerin, karrierebewusster Spross einer adeligen Familie oder ... Frau?

Ich wurde abgelenkt. Das Gelände unter uns begann, seinen Charakter zu ändern. Wir näherten uns der Südspitze des Kontinents. Der Wald zeigte Lücken, die immer größer und breiter wurden. Buschwerk vermischte sich mit den hochstämmigen Gewächsen des Dschungels. Gras bedeckte die Lichtungen. In der Ferne erschien die Küste, um die die Spitze des Kontinents sich rundete. Sie wirkte gezackt und zerrissen, steil ins Meer abfallend, als sei der Kontinent früher größer gewesen und sein südlicher Teil plötzlich in den Ozean abgesackt.

Und plötzlich entdeckte Ra die Zeichnungen.

 

*

 

Sie befanden sich auf einer riesigen Lichtung, die sich mehrere Meilen weit in alle Richtungen zog. Man konnte aus der Höhe nicht erkennen, auf welche Weise sie entstanden waren. Es mochten einfach Verfärbungen des Grases sein, oder schmale Gräben, in denen nichts wuchs. Man sah zunächst Linien, die wirr durcheinanderzulaufen schienen. Aber als Ra das Beiboot in die Höhe steuerte und der Horizont sich weitete, erkannten wir, dass die Linien sich zu Figuren formten.

Es gab geometrische Figuren – Dreiecke, Kreise, Rhomben und Quadrate. Aber es gab auch Zeichnungen von riesigen, unbekannten Tieren. Die Tierzeichnungen waren primitiver Natur: nur die Umrisse waren angegeben. Aber es gab dennoch keinen Zweifel, dass hier eine Intelligenz am Werk gewesen war – vor wie langer Zeit, das vermochten wir in diesem Augenblick noch nicht einmal zu erahnen.

Wir kreuzten lange Zeit über der riesigen Lichtung. Karmina hatte sich inzwischen an den Messinstrumenten zu schaffen gemacht.

»Das unbekannte alte Volk!«, stieß Ra hervor. »Dasselbe, das die Steinplatte der Goltein-Heiler gebaut hat!«

Er sprach impulsiv, als treibe eine innere Kraft ihm die Worte stoßweise über die Lippen.

Ich muss zugeben, dass mir derselbe Gedanke auch schon gekommen war. Perpandron war die Heimat einer versunkenen, ungeheuer alten Zivilisation. Die rote Steinplatte und die Zeichnungen im Gras der Lichtung waren Spuren, die sie hinterlassen hatten.

In ihrer sachlichen Art meldete Karmina:

»Außer den Zeichnungen gibt es eine ziemlich harte radioaktive Strahlung dort unten.« Und als sie meinen fragenden Blick sah, fügte sie hinzu: »Nicht besonders gefährlich. Hart zwar, aber nicht gerade intensiv.«

Beruhigt wollte ich mich abwenden, da fing sie von neuem an:

»Dafür gibt mir etwas anderes zu denken. Außer der Radioaktivität gibt es noch eine Strahlung ...«

Sie ließ das letzte Wort sich einfach verlieren. Ein wenig ratlos blickte sie auf die Anzeigen ihrer Instrumente.

»Was für eine Art von Strahlung?«, wollte ich wissen.

»Wenn ich das erkennen könnte, hätte ich es gesagt«, gab sie zurück. »Irgend etwas, worauf der Polarimeter anspricht, aber nicht der elektromagnetische Sensor.«

»Lässt sich die Quelle erkennen?«

»Nicht sonderlich genau. Die Strahlung kommt von einer recht ausgedehnten Fläche am Südrand der Lichtung.«

Es war eine Art von Strahlung, über die wir nichts wussten. Wir konnten nur feststellen, dass einige unserer Messinstrumente recht heftig darauf reagierten, andere dagegen gar nicht. Ra musterte uns mit besorgten Blicken, während wir die Anzeigen ablasen und uns ein Bild über die Natur des fremdartigen Phänomens zu machen suchten. Er war zwar ein Wissender, aber die atavistische Furcht vor dem Unbekannten, Unerforschlichen schlummerte nur in seiner Seele und war jederzeit bereit, zu erwachen.

Ich befahl ihm zu landen.

»Du hältst die Strahlung nicht für gefährlich?«, fragte Karmina.

Ich wies auf den üppigen Pflanzenwuchs am Rand der Lichtung, der sich in nichts von den Wäldern unterschied, die wir bisher Hunderte von Meilen weit überflogen hatten.

»Ich glaube nicht, dass sie in biologischem Sinne gefährlich ist ... wie etwa die Radioaktivität«, antwortete ich. »Sonst müsste sich an den Gewächsen dort unten etwas erkennen lassen.«

»Du setzt voraus«, hielt sie mir entgegen, »dass diese Strahlung schon seit langer Zeit existiert. Was aber, wenn sie erst vor kurzem entstanden ist und eben erst zu wirken begonnen hat?«