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Nr. 236

– ATLAN exklusiv Band 97 –

 

Station der Geister

 

Atlan auf der Flucht – und in der Gewalt des Magnortöters

 

von Marianne Sydow

 

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Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums schwer zu schaffen machen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, deren Habgier und Korruption praktisch keine Grenzen kennen.

Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Diktator und Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

In diesem Kampf hatte Atlan mit dem wiederbelebten Körper Gonozals, seines Vaters, kurzfristig eine neue wirksame Waffe gegen Orbanaschol. Doch dann, nach dem Abflug von Perpandron, der Welt der Goltein-Heiler, kommt es auf Atlans Raumschiff zu folgenschweren Ereignissen, von denen alle Besatzungsmitglieder der ISCHTAR betroffen werden.

Akon-Akon, der mysteriöse junge Mann, der auf Perpandron an Bord genommen wurde, entpuppt sich bei seinem Erwachen als Psycho-Tyrann. Mit seinen unheimlichen Fähigkeiten beherrscht er die Männer und Frauen der ISCHTAR. Er zwingt sie erst, auf dem Planeten Ketokh zu landen, und dann, als seine Kolonisierungspläne sich nicht realisieren lassen, zwingt er sie wieder zum Start.

Atlan und Fartuloon werden dabei zurückgelassen. Die beiden Männer erreichen die STATION DER GEISTER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan und Fartuloon – Die Gestrandeten der ISCHTAR werden abgeholt.

Akon-Akon – Herr der ISCHTAR.

Klinsanthor – Der Magnortöter fordert seinen Preis.

Orbanaschol III. – Imperator von Arkon.

Scolaimon Nove – Ein Gestaltwandler.

1.

 

Etwa fünf Meter unter uns breitete sich der Buschwald wie eine dichte, graugrüne Decke aus. Ab und zu stachen einzelne Stämme aus dem Gewirr der Zweige fast bis zu uns herauf. Fünfzig Meter weiter rechts glänzte das Wasser eines Flusses im Sonnenschein. Es war – wenn wir uns nicht gründlich verirrt hatten – jener Wasserlauf, der aus dem Tal kam, in dem die ISCHTAR noch immer stehen musste.

Optimist!

Ich ignorierte den Einwurf des Logiksektors. Bewusst verdrängte ich jeden Gedanken daran, dass Akon-Akon inzwischen den Planeten Ketokh verlassen haben könnte. Vorläufig hoffte ich noch, das Raumschiff rechtzeitig zu erreichen. Selbst die Tatsache, dass Gerlo Malthor und ich dann wieder dem psychischen Bannkreis des Jungen von Perpandron unterlagen, war mir jetzt gleichgültig. Hauptsache, wir kamen von Ketokh weg.

Gerlo Malthor, ein korpulenter, sehr besonnener Mann, drückte die Flughöhe noch etwas herunter. Eine weite Flussschleife kam in Sicht.

»Geradeaus?«, fragte er. »Oder umfliegen wir diesen Bereich?«

Nachdenklich musterte ich das Gelände.

Der Fluss war hier sehr breit, das Land flach und nahezu lückenlos vom Wald überzogen. Wir rechneten nicht damit, verfolgt zu werden, waren aber trotzdem vorsichtig genug, um uns vom Wasser fernzuhalten. Zwar wussten wir, dass die Julkas Landfahrzeuge besaßen und ausgedehnte Raubzüge ins Landesinnere veranstalteten, aber die Wagen machten genug Krach und hielten sich außerdem an die von ihnen gebahnten Schneisen. Sie würden wir auf jeden Fall rechtzeitig bemerken. Anders war es mit Eingeborenen, die den Fluss selbst als für sie ideales Transportmittel benutzten – ideal deshalb, weil sie sich beliebig lange im Wasser aufhalten konnten und wie die Fische schwammen.

Andererseits hatten wir es eilig. Wir kamen nur langsam voran, denn das eine Fluggerät, das wir besaßen, musste uns beide tragen. Die Flussschleife war riesig. Kilometerweit dehnte sich die Landzunge aus. Sie war an einigen Stellen kaum hundert Meter breit.

»Geradeaus«, entschied ich. »Geben Sie mir den Impulsstrahler.«

Ich hing in einer Seilschlinge, die an Malthors Gürtel befestigt war. Der Navigator reichte mir die Waffe und widmete sich dann der Aufgabe, uns möglichst schnell über das gefährliche Gelände zu bringen. Ich beobachtete sorgfältig die Umgebung und hielt die Waffe schussbereit. Die Julkas waren keines von den Völkern, bei denen man sich auf lange Verhandlungen einlassen durfte. An sich mochten sie ganz friedlich sein, aber sie trugen Symbionten, über die sie mit den Gnohlen in Verbindung standen, und diese monströsen Wesen hatten für Fremde nichts übrig. Vielleicht hatten sie sogar erfahren, dass dank unserer Mitwirkung einer der ihren gestorben war, so dass nun eine ganze schwimmende Stadt dem Einfluss der heimlichen Herrscher entzogen war.

Malthor ging so tief hinab, dass die obersten Zweige mich fast streiften. Gleichzeitig erhöhte er unsere Geschwindigkeit. Zwischen dem Buschwald und dem Wasser gab es nur einen schmalen Streifen sumpfigen Geländes. Dann schwebten wir über dem Fluss.

Das Wasser unter uns war trübe. Pflanzenteile trieben mit der schwachen Strömung dem Meer entgegen. Ab und zu tauchten die dunklen Rücken riesiger Wasserbewohner auf und versanken seufzend wieder. Luftblasen stiegen hoch und zerplatzten unter uns.

»Schneller!«, sagte ich nervös.

Malthor schwieg. Er nutzte die Kapazität des Fluggeräts bereits voll aus. Uns war nicht damit geholfen, wenn wir den Apparat überlasteten.

Das andere Ufer näherte sich scheinbar gar nicht. Ein schuppiger Kopf tauchte aus den schmutzigen Fluten, starre, rote Augen blickten zu uns hinauf, dann setzte das Tier sich in Bewegung und schwamm uns nach. Malthor drehte nervös den Schalter, und wir stiegen um ein oder zwei Meter. Gerade noch rechtzeitig, denn das Wesen unter uns hatte soeben beschlossen, sich diese fette Beute nicht entgehen zu lassen. Das Biest spuckte eine wahre Fontäne von Wasser nach uns. Sein breiter Schwanz peitschte wütend die Oberfläche auf, als es merkte, dass wir entkommen waren. Der breite Kopf hob sich erneut. Ich sah, wie ein silbern glänzender Kehlsack sich dehnte. Gleichzeitig glitt das Tier mit ungeheurer Geschwindigkeit näher an uns heran. Bevor es die nächste Ladung Wasser gegen uns einsetzte, schoss ich. Der Fluss brodelte an dieser Stelle auf, eine dicke Dampfwolke stieg auf und nahm uns sekundenlang die Sicht. Als wir diesen Bereich verlassen hatten, war von dem Tier nichts mehr zu sehen.

Falls noch andere Wasserbewohner mit dem Gedanken gespielt hatten, uns zu verspeisen, so war ihnen nach diesem Ereignis wohl der Appetit vergangen. Wir erreichten endlich das Ufer, überflogen den schmalen Waldstreifen und sahen uns dann wieder dem Fluss gegenüber. Unsere Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt, und als wir endlich auch diese deckungslose Strecke hinter uns gebracht hatten, atmeten wir erleichtert auf. Unsere Freude war verfrüht.

Ich sah das Blitzen zwischen zwei rotblühenden Büschen am Ufer und zielte. Aber ich erfasste das Ziel zu spät.

Es krachte, dann heulte ein Geschoss durch die Luft. Malthor schlug einen Haken und steuerte in steilem Winkel eine Lücke zwischen den Zweigen an. Wenige Meter von uns entfernt explodierte das Geschoss. Metallfetzen flogen uns um die Ohren, Flammen loderten auf, und die Druckwelle schleuderte uns zur Seite.

»Runter!«, schrie ich.

Malthor reagierte schwerfällig. Er schien Mühe zu haben, das Fluggerät unter Kontrolle zu halten. Für einen Augenblick flogen wir sogar steil nach oben. In diesem Moment entdeckte ich die Julkas.

Es waren mindestens hundert. Sie mussten durch den Schuss auf das wasserspeiende Ungeheuer auf uns aufmerksam geworden sein und hatten sich bis zum letzten Moment unter den Zweigen verborgen gehalten. Jetzt rannten sie auf dem sumpfigen Uferstreifen umher. Wieder krachte es, und diesmal waren es mehrere Geschosse. Aber inzwischen hatten wir durch Malthors unberechenbare Flugmanöver erneut die Richtung gewechselt, und der Angriff der Fremden ging ins Leere.

Ich entdeckte ein Geschütz, das auf uns gerichtet wurde. Es widerstrebte mir, die Eingeborenen zu töten, denn ich wusste ja, dass sie für ihre Handlungen nur bedingt verantwortlich waren. Aber hier ging es um unser Leben.

Das Ziel hüpfte und tanzte vor meinem Augen. Die Druckwellen zahlreicher Explosionen in der Umgebung warfen uns hin und her. Aber es gelang mir wie durch ein Wunder, die vorsintflutliche Kanone zu treffen. Sie explodierte mitten zwischen den Julkas und setzte auf diese Weise eine Anzahl von Gegnern außer Gefecht. Die anderen ließen sich dadurch nicht einschüchtern, sondern richteten ihre Handfeuerwaffen auf uns.

Mit Malthor schien etwas nicht zu stimmen. Wir hingen immer noch in der Luft. Bis auf die Ortsveränderungen, die die Explosionen uns aufzwangen, bewegten wir uns kaum vorwärts. Noch waren wir im Schussbereich der Spitzköpfe. Wenn sie uns bis jetzt nicht getroffen hatten, dann lag das einzig und allein daran, dass ihre Waffen nicht gut genug waren. Aber allmählich wurde die Lage brenzlig. Man schoss sich auf uns ein.

Ich schrie den Navigator an, aber Malthor reagierte gar nicht. Zehn Meter neben uns schoss eine Stichflamme hoch. Die Äste fingen Feuer. Fetter Rauch stieg auf. Wieder traf uns eine Druckwelle. Ich sah einen etwas höheren Baum auf uns zukommen, zog den Kopf ein und fing mich mit Armen und Beinen an einem dicken Ast ab. Malthor blieb dicht über mir hängen. Atemlos zog ich mich näher an ihn heran. Jetzt erst sah ich das Loch in seinem Rücken.

In fliegender Hast befreite ich den Navigator aus den Zweigen, an denen er sich verfangen hatte. Eine neue Explosion ließ meine Trommelfelle fast platzen. Unerträgliche Hitze hüllte mich ein, dann hatte ich Malthor gepackt und konnte mit der freien Hand seine Gürtelschnalle erreichen. Dabei bemerkte ich, dass Malthor seinen Impulsstrahler nicht mehr trug.

Mit hoher Geschwindigkeit flog ich mit meinem bewusstlosen Begleiter aus der von Rauch erfüllten Zone hinaus. Schrille Pfiffe bewiesen, dass die Julkas uns wieder entdeckt hatten. Ehe die Schüsse loskrachten, konnte ich noch einmal unsere Richtung ändern. Dann brach die Hölle um mich herum aus. Es krachte, blitzte, heulte und pfiff. Flammen griffen nach mir, ein Zweig peitschte über mein Gesicht und hinterließ eine blutende Spur auf meiner Stirn. Ein scharfer Schmerz durchzuckte das linke Bein, aber ich biss die Zähne zusammen und verringerte weder unsere Geschwindigkeit, noch die Flugrichtung. Die Flucht nach unten, in die sichere Deckung der Zweige, war längst sinnlos geworden. Der Wald brannte an unzähligen Stellen.

Mit mehr Glück als Verstand entkam ich schließlich dem Inferno. Die Eingeborenen merkten schnell, dass sie mich mit ihren Waffen nicht mehr erreichen konnten. Sie stellten den Beschuss ein. Aber fast gleichzeitig hörte ich das dumpfe Rumoren starker Motoren.

Sie gaben nicht auf.

Gerlo Malthor stöhnte leise. Ich biss mir auf die Lippen und überlegte, wie ich ihm helfen konnte.

Zuerst musst du weg von hier, bemerkte das Extrahirn warnend.

Vor mir tauchte eine Schneise auf. Der Boden zwischen den Büschen war zerfurcht. Ich überquerte die Straße, auf der die Eingeborenen uns verfolgen würden, und flog weiter über den Buschwald hinweg, bis ich zwischen den Bäumen ein paar Felsen entdeckte. Dort landete ich und legte den Navigator vorsichtig auf einen weichen Grasflecken. Der Arkonide wälzte sich stöhnend herum.

»Wir sind in Sicherheit«, sagte ich beruhigend. »Keine Sorge, das bringen wir schon wieder in Ordnung.«

Malthor öffnete die Augen und sah mich an. Sein Blick ging mir durch und durch. Dieser Mann wusste, wie es um ihn stand. Mit gutgemeinten Lügen war ihm nicht zu helfen.

Sekunden später verlor er wieder das Bewusstsein. Ich vergewisserte mich, dass um mich herum alles ruhig war, dann löste ich die Gurte und bettete den Arkoniden so bequem wie möglich. Vorsichtig untersuchte ich die Wunde. Mir wurde klar, dass ich überhaupt nichts unternehmen konnte.

Ein Splitter der ersten Bombe hatte Gerlo Malthor unterhalb der linken Knochenplatte getroffen. Der Wundkanal verlief eindeutig schräg nach oben. Es war ein äußerst unglücklicher Treffer. Der Splitter musste zwangsläufig wichtige Organe, vielleicht sogar die Lunge verletzt haben. Wäre dieses Stückchen Metall nur wenige Zentimeter weiter oben eingeschlagen, so wäre es von der Knochenplatte abgelenkt worden und hätte nur eine vergleichsweise harmlose Fleischwunde hinterlassen.

Deprimiert setzte ich mich neben dem Navigator auf einen Stein. Ich hatte nicht einmal ein schmerzmilderndes Medikament zur Verfügung. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu warten.

Diesem Mann hilfst du durch Warten auch nicht weiter, meldete sich das Extrahirn. Nimm das Fluggerät und die Waffe und fliege weiter. Die Julkas werden weiter nach dir suchen, und Akon-Akon wird wegen deiner sentimentalen Regungen nicht den Start verschieben – falls er nicht längst diesen Planeten verlassen hat.

»Halt den Mund, du gefühlloses Monstrum!«, schrie ich. Ich war außer mir vor Wut. Wie konnte dieses Ding von mir verlangen, dass ich einen Sterbenden einfach liegen ließ!

Der Logiksektor schwieg.

Schwerfällig erhob ich mich, und bei dieser Gelegenheit wurde ich daran erinnert, dass auch ich nicht ganz ungeschoren davongekommen war.

Flüchtig untersuchte ich die Wunde am linken Bein. Es war nichts Gefährliches, aber das Gehen fiel mir schwer. Humpelnd durchsuchte ich das Gelände zwischen den Felsen, fand eine kleine Quelle und stürzte mich auf das eiskalte Wasser. Ich stillte meinen Durst, wusch Dreck und Blut aus meinem Gesicht und reinigte auch die tiefe Schramme an meinem Schienbein. Das linke Hosenbein war bis zum Knie aufgerissen. Ich trennte einen breiten Stoffstreifen heraus und tauchte ihn in das Wasser der Quelle.

Gerlo Malthor rührte sich nicht, als ich ihm vorsichtig das Gesicht abwischte. Er war sehr blass, sein Atem ging unregelmäßig.

Von einem Busch riss ich etliche Zweige ab. Die großen Blätter rochen aromatisch. Ich bastelte einen primitiven Sonnenschutz, um den Navigator vor der sengenden Hitze zu schützen. Dann setzte ich mich erschöpft neben ihn, stützte den Kopf in die Hände und versuchte, jeden Gedanken auszuschalten. Es gelang mir nicht. Ich war an einem absoluten Tief angelangt. Zu viele Enttäuschungen reihten sich aneinander. Der Kampf gegen Orbanaschol und dessen Schergen, der Mikrokosmos mit den hochmütigen Varganen, der wahnwitzige Versuch, meinen ermordeten Vater ins Leben zurückzurufen – immer hatte es Rückschläge gegeben, immer Tote und Verletzte, Männer, die mit mir und für mich gekämpft hatten und ihre Treue mit dem Tod bezahlten. Zwei Frauen hatte ich geliebt – Farnathia war auf einem wilden, ungastlichen Planeten gestorben, Ischtar und mein Sohn Chapat waren spurlos verschwunden. Und die tapfere, mutige Crysalgira hatte alle Gefahren unserer Irrfahrt im Mikrokosmos überstanden um ausgerechnet auf einem arkonidischen Stützpunktplaneten ein schreckliches Ende zu finden.

Die blaue Sonne Ketokhs senkte sich dem Horizont entgegen, als Gerlo Malthor ebenfalls starb.

Fast unbeteiligt bettete ich ihn zwischen zwei eng nebeneinander aufragenden Felsen zur letzten Ruhe, wälzte andere Steine heran und deckte seinen Körper damit ab, damit kein wildes Tier ihn davonschleppen konnte. Mit meinem Impulsstrahler brannte ich seinen Namen in den größten der Felsen. Dann schnallte ich das Fluggerät um, steckte den Impulsstrahler ein und machte mich auf den Weg.

 

*

 

Die Julkas hatten es wohl doch aufgegeben, einen fliegenden Fremden verfolgen zu wollen. Es war schon dunkel, und sie bemerkten mich nicht, als ich über das Lager am Fluss hinwegflog. Sie hockten zwischen ihren klobigen Fahrzeugen und unterhielten sich mit pfeifenden Stimmen.

Für einen Augenblick spürte ich die Versuchung, Rache zu nehmen, dann hatte ich mich wieder in der Gewalt. Es war sinnlos.

Ich folgte dem Fluss, der auch in der Nacht leicht zu erkennen war, obwohl ich mich vorsichtshalber in beträchtlicher Höhe hielt. Der Himmel war etwas dunstig, aber die hellen Riesensonnen bildeten grell blitzende Sterne, die sich trotz des leichten Nebels auf dem Wasser spiegelten. Ich flog die ganze Nacht hindurch weiter. Im Morgengrauen erreichte ich hügeliges Gelände. Felsen tauchten neben dem Fluss auf. Ich war fest entschlossen, durchzuhalten und ohne Aufenthalt bis zu Akon-Akons Siedlung zu fliegen, aber die Müdigkeit zwang mich schließlich doch zu einer Rast.

Ein breiter Vorsprung in einer senkrechten Felswand erschien mir als ein relativ sicheres Quartier. Ich näherte mich diesem Felsen vorsichtig und hielt den Impulsstrahler schussbereit, aber bis auf eine kleine Echse war der Platz auf dem Felsen leer. Das Tier starrte mich misstrauisch an, als ich die Füße auf den Boden setzte, dann riss es das Maul auf und zischte mich wütend an. Gleich darauf schien es zu begreifen, dass es sich mit einem Gegner anlegte, dem es nicht gewachsen war. Die Echse huschte zum Rand des Felsens, streckte die Beine von sich und entfaltete dabei hauchdünne, farbenprächtige Flughäute. Lautlos verschwand das Tier.

Du hättest es erlegen sollen, bemerkte der Logiksektor. Für einen Braten war es auf jeden Fall groß genug.

Ich war zu erschöpft, um mich über die verpasste Gelegenheit zu ärgern. Im hinteren Teil des Vorsprungs entdeckte ich eine mit grauem Moos bewachsene Fläche. Ich taumelte vorwärts, sank zu Boden und war Sekunden später bereits fest eingeschlafen.

Das Erwachen war recht unerfreulich. Die Sonne stand hoch und blendete mich. Ich merkte, dass etwas an meinem rechten Bein zerrte und richtete mich mühsam auf. Mir taten alle Knochen weh, denn die dünne Unterlage aus Moos war nicht halb so weich, wie sie ausgesehen hatte. Verblüfft starrte ich die Echse an, die sich in meinem Hosenbein verbissen hatte und mit aller Gewalt daran zog.

Das Tier ließ augenblicklich los, als ich mich bewegte. Es wich einen halben Meter zurück, blieb lauernd stehen und stieß ein durchdringendes Zischen aus. Ich tastete nach dem Strahler. Im gleichen Augenblick regnete es förmlich Echsen. Sie kamen von überall, zischten wütend und ließen sich auf dem Felsen nieder. Ich sprang kampfbereit auf, dann merkte ich, dass die Tiere sich trotz ihrer angriffslustigen Haltung nicht näherten. Einige, die von oben kamen, wichen mir sogar aus, landeten ein paar Meter entfernt, falteten die Flughäute zusammen und blieben dann abwartend stehen.

Mit der linken Hand schaltete ich das Fluggerät ein.

Die Echsen zischelten unruhig.

Ich drehte den Schalter voll herum und raste wie ein Geschoss nach oben, kippte in der Luft leicht nach vorne und zielte nach unten, für den Fall, dass diese flugfähigen Reptilien mir folgten. Aber sie dachten gar nicht daran.

Kaum hatte ich den Moosflecken verlassen, da stürzten sie sich auf die Pflanzen.