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Nr. 239

– ATLAN exklusiv Band 100 –

 

Duell der Agenten

 

Es geschieht unter fremder Sonne – ein Mörder wird gestellt

 

von H. G. Francis

 

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Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums schwer zu schaffen machen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, deren Habgier und Korruption praktisch keine Grenzen kennen.

Gegen diese inneren Feinde ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Diktator und Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

USO-Agent Sinclair M. Kennon, der Mann, der aus ferner Zukunft kam, unterstützt diesen Kampf seines späteren Chefs.

Unter dem Namen Lebo Axton ist es dem Terraner gelungen, auf Arkon festen Fuß zu fassen und mit geheimdienstlichen Aufträgen betraut zu werden.

Offiziell arbeitet Kennon für Orbanaschol III., doch in Wirklichkeit tut er alles, um die Position des Imperators zu schwächen.

Das beweist auch das DUELL DER AGENTEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

S. M. Kennon alias Lebo Axton – Der USO-Agent verfolgt einen Mordplan.

Kelly – Kennons skurriler Roboter.

Quertan Merantor – Chef des Geheimdienstes von Arkon I.

Orbanaschol III. – Der Imperator feiert den Geburtstag eines Freundes.

Faylein Nokoskhgan – Ein junger Adliger.

Fieps – Ein Ureinwohner von Ophistur.

1.

 

»Gib mir den Metallkleber«, befahl Lebo Axton.

Er kauerte auf dem Boden seiner Wohnung. Schweiß rann ihm über die Stirn in die Augen, aber er konnte ihn nicht wegwischen, weil er die Metallteile, die er verbinden wollte, mit beiden Händen halten musste.

Gentleman Kelly ergriff die Tube mit der Spezialmischung und reichte sie dem Verwachsenen.

»Du Ausgeburt der Dämlichkeit«, rief Axton kreischend vor Wut. »Siehst du nicht, dass ich keine Hand frei habe? Du sollst den Klebstoff auftragen. Und beeile dich, du Fehlkonstruktion. Ich kann die Teile kaum noch halten.«

»Ich gebe mir die größte Mühe, Liebling«, erwiderte der Roboter. »Etwas oder viel?«

Lebo Axton antwortete nicht auf diese Frage, weil für ihn ganz selbstverständlich war, dass man nicht zuviel von der Masse nehmen durfte. Gentleman Kelly interpretierte die ausbleibende Auskunft auf seine Weise. Er drückte kräftig auf die Tube, so dass etwa doppelt soviel hervorschoss, wie benötigt wurde. Danach merkte er selbst, dass zuviel Klebstoff auf den Kontaktstellen lag. Er streckte seine freie Hand aus, um etwas davon wegzuwischen.

Lebo Axton schrie auf.

»Untersteh dich, du Dummkopf«, brüllte er. »Das ist Metallkleber! Ein Tropfen davon genügt, deine Finger unlösbar miteinander zu verbinden.«

Die Metallhand des Roboters zuckte zurück.

»Ich habe einen Fehler gemacht, Liebster.«

»Einen Fehler?« Axton stöhnte. »Wann machst du einmal keinen Fehler?«

Er presste die Metallteile einige Sekunden zusammen und ließ sie dann los.

»Es passt«, sagte er befriedigt. »Alles sitzt so fest, wie es sein soll.«

»Was ist das?«, fragte Kelly.

»Kannst du es nicht sehen?«, forschte Axton.

»Nein, Schätzchen. Wirklich nicht.«

»Tatsächlich, Kelly«, sagte Axton. »Das hätte ich nicht erwartet. Du kannst doch sehen, dass dies ein Bein ist, das mit einem breiten Fuß versehen ist. Die gesamte Konstruktion hängt jetzt an einem Hebelwerk. Sollte dir das wirklich entgangen sein?«

»Das alles habe ich gesehen, Liebster, aber ich weiß nicht, was das soll.«

»Liebling! Schätzchen! Liebster!« Lebo Axton schleppte sich mit schleifenden Füßen zu einem Sessel. Ächzend kroch er in die Polster. Er massierte sich seinen Nacken und wischte sich den Schweiß mit beiden Händen aus dem Gesicht. Seine Hände zitterten vor Schwäche. »Das alles werde ich dir noch austreiben, Kelly.«

Fast schien es, als grinse der Roboter. Axton blinzelte. Ihn schwindelte. Doch dann beruhigte er sich rasch. Er wusste, dass er einer optischen Täuschung erlegen war. Das »Gesicht« Kellys war unbeweglich. Nur die optischen Linsen als Teil seines Wahrnehmungssystem konnten ihre Brennweiten verändern, damit aber auf gar keinen Fall einen Gesichtsausdruck nachahmen.

»Davon bin ich überzeugt, mein Häschen«, erwiderte Kelly.

Axton wurde blass.

»Das hast du bisher noch nicht gewagt«, sagte er mit heiserer Stimme. Dann schrie er: »Ich verbiete dir mich mit irgendwelchen Kosenamen zu belegen. Hast du das jetzt endlich verstanden?«

»Ja, mein Schatz.«

Sinclair Marout Kennon alias Lebo Axton sank tiefer in die Polster. Seine Augen glühten. In diesen Sekunden war er nahe daran, zu vergessen, welch wertvolle Dienste ihm dieser eigenartige Roboter schon geleistet hatte. Er drängte bis weit an die Grenzen seines Bewusstseins zurück, dass Gentleman Kelly absolut nicht dafür verantwortlich war, dass sein früherer Besitzer ihm diese Unarten einprogrammiert hatte.

»Kelly«, befahl er flüsternd. »Stell dich an die Wand. Nein, nicht mit dem Gesicht zur Wand. Sieh mich an, mein kleiner Schatz, ja?«

Er wedelte mit den Händen.

»Tritt noch etwas zur Seite. So ist es gut. Und jetzt bücke dich ein wenig.«

Gentleman Kelly gehorchte. Er blickte Axton an und wartete auf weitere Befehle.

»Ich tue alles, was du anordnest. Das ist doch selbstverständlich«, erklärte er.

»So, wirklich?«, fragte Axton lauernd.

»Ja, natürlich. Ich bin ein Roboter und muss tun, was du willst.«

»Kelly, dann möchte ich, dass du jetzt Liebling zu mir sagst?«

»Tatsächlich?«

»Stell keine dämlichen Fragen, du wildgewordenes Stück Blech!«

»Liebling, du erstaunst mich«, sagte Kelly.

Lebo Axtons Gesicht verzerrte sich. Er hieb seine Hand auf einen Schalter herunter, den er an der Armlehne des Sessels angebracht hatte. Im gleichen Moment zuckte das Bein an der Wand mit außerordentlicher Wucht nach vorn, und der stählerne Fuß schlug krachend gegen den unteren Teil des Ovalkörpers von Gentleman Kelly. Der Roboter hob ab und flog bis vor Lebo Axtons Füße. Er landete auf dem Boden, richtete sich rasch wieder auf und blickte den Terraner an.

»Nun?«, fragte Axton. »Hast du es gespürt?«

»Das hab ich«, antwortete Kelly.

»Gut, dann stell dich wieder an die gleiche Stelle.«

Der Roboter gehorchte.

»Wenn du noch einen Tritt ins Hinterteil haben möchtest, mein Schatz«, sagte Axton, »dann brauchst du mich nur noch einmal Liebling zu nennen.«

»Ich erkenne, dass du zu Erziehungsmaßnahmen gegriffen hast«, sagte der Roboter.

»Es haut mich um. Du hast es begriffen«, rief Axton. »Nun, wie wär's mit einem Liebling, Schätzchen, Herzchen oder so?«

»Lieb ...«, begann Kelly, doch ein Schrei Axtons unterbrach ihn.

»Ruhe«, brüllte der Terraner. Er rutschte aus seinem Sessel und schaltete sein Video ein. Die dreidimensionale Projektion eines bekannten Gesichts entstand im Bildfeld.

»Vortoik«, sagte Axton überrascht. Er lächelte und strich sich das verschwitzte Haar aus der Stirn. »Was kann ich für Sie tun?«

»Lebo Axton«, antwortete der Arkonide. Er war ein Mann von etwa siebzig Jahren. Sein Gesicht war von den Spuren schwerer Entscheidungen gezeichnet. »Ich muss Sie unbedingt sprechen. Können Sie zu mir kommen? Jetzt gleich?«

»Selbstverständlich«, erwiderte der Terraner. »Geben Sie mir einen Tipp. Worum geht es?«

»Ich bin in Schwierigkeiten. Verstehen Sie, ich möchte nur unter vier Augen offen sein.«

»Ich bin schon unterwegs. Bis gleich.« Axton gab Kelly mit einem Zeichen zu verstehen, dass er den Apparat ausschalten sollte. Der Roboter gehorchte.

Beunruhigt fragte der Terraner sich, was Vortoik veranlasst haben konnte, ihn anzurufen. Dafür musste ein gewichtiger Grund vorhanden sein, zumal der Arkonide erklärt hatte, dass er am Video praktisch nichts sagen konnte.

Vortoik war ein Mann, der in der von Axton geschaffenen und gegen Orbanaschol III. gerichteten Untergrundorganisation eine wichtige Position einnahm. Axton erinnerte sich daran, wie es ihm gelungen war, diese Organisation durch raffinierte Schachzüge ins Leben zu rufen. Sie sollte ihm Rückendeckung bei seinen gewagten Aktionen gegen das Regime des Imperators und für Atlan geben, und sie sollte ihm bei seinen Recherchen behilflich sein. Die Männer der Organisation sollten ihm Einsätze abnehmen, denen er aus körperlichen Gründen nicht gewachsen war, und sie sollten die Basis der Macht bilden, auf der eines Tages Atlan aufbauen konnte.

»Knie dich hin, Kelly«, befahl Axton.

Er kletterte auf den Rücken des Roboters und stellte sich auf die Stahlbügel, die er an seinem Körper befestigt hatte. Seine Hände krallten sich um die Bügel auf den Schultern der Maschine.

»Zu Vortoik«, befahl er.

»Mit dem Gleiter?«, fragte Kelly.

»Nein. Es ist nicht weit. Fliege zu ihm hinüber. Wir wollen keine Zeit verlieren.«

Der Roboter trug Axton durch den direkten Zugang zur Gleiterparklücke. Hier schaltete er sein Antigravtriebwerk ein und stieg auf. Es war dunkel draußen, aber das spielte für Kelly keine Rolle. Auch Axton war in der Dunkelheit nicht hilflos. Sein Sonderhirn, das über Jahrhunderte hinweg passiv geblieben war, erwachte allmählich. Wenn er wollte, dann konnte er in der Nacht fast so gut sehen wie am Tag. Jetzt aber schloss er die Augen und überließ sich ganz den technischen Flugeinrichtungen des Roboters. Er dachte angestrengt nach.

Vortoik musste einen Grund gehabt haben, so vorsichtig zu sein. Sollte der arkonidische Geheimdienst der Untergrundorganisation auf die Spur gekommen sein? Dann wäre alles umsonst gewesen, was er in letzter Zeit geleistet hatte. Axton hatte das Gefühl, dass ihm alle Fäden der Macht zu entgleiten drohten, die er während seines Aufenthalts im altarkonidischen Imperium errungen hatte.

Wieder einmal fragte er sich, ob er sich in einer realen Welt befand oder in einer Traumwelt. Hatte Ischtars Traummaschine ihm die Möglichkeit gegeben, manipulierend in die Geschichte Arkons einzugreifen, ohne dabei Zeitparadoxa zu schaffen? Oder hatte er bisher nur das unverschämte Glück gehabt, in das Räderwerk der Macht eingreifen zu können, ohne dabei eine Katastrophe auszulösen?

Von Zweifeln geplagt, öffnete Axton die Augen, als Robot Kelly auf dem Dachgarten eines Trichtergebäudes landete. Sie befanden sich in einem dunklen Parkwinkel, in dem sich sonst niemand aufhielt. In einer Entfernung von etwa hundert Metern saßen mehrere Arkoniden in einem offenen Restaurant. Schwermütige Musik klang zu Axton herüber, die bei einem Großteil der arkonidischen Jugend äußerst beliebt war.

Er lächelte unmerklich. Mit der Faust hieb er Kelly auf den Schädel.

»Schnell«, sagte er leise. »Zum Apartment von Vortoik. Nein, nicht über den Dachgarten. Ich habe es mir anders überlegt. Fliege draußen herunter. Du weißt, wo Vortoik wohnt. Ich will ihn durch die Fenster beobachten. Wir können dann über die unteren Parknischen zu ihm gehen.«

Gentleman Kelly gehorchte wortlos. Er schwebte einige Zentimeter in die Höhe und glitt über die Dachkante des Trichtergebäudes hinweg. Axton blickte in die Tiefe. Das Haus war fast vierhundert Meter hoch. Weit unter ihm flogen einige Gleiter vorbei. Ihre Scheinwerfer schufen grelle Lichtbahnen.

Lautlos sank Kelly nach unten. Er hielt sich dicht an die überhängenden Außenwände des Hauses, vermied es jedoch, in die Nähe der Fenster zu kommen. Axton war sich dessen absolut sicher, dass keiner der Bewohner ihn und den Roboter sehen konnte. Die Dunkelheit verbarg sie vollkommen.

Nur wenige Fenster waren erhellt. In einigen Räumen konnte Axton Arkoniden erkennen. Niemand von ihnen richtete seine Aufmerksamkeit nach außen.

»Da ist es«, rief Axton, als er Vortoik entdeckte.

Der Arkonide war allein in einem Salon. Er saß in einem Sessel, der vor einem in den Boden eingelassenen Zierbecken stand. Das 3-D-Visionsgerät lief, aber Vortoik achtete nicht darauf. Seine Hände fuhren unruhig über die Lehnen seines Sessels.

»Dichter heran«, befahl der Terraner.

Gentleman Kelly näherte sich den Fenstern bis auf etwa fünf Meter. Axton war sich dessen bewusst, dass er von vorbeifliegenden Gleitern aus gesehen werden konnte, weil er sich gegen die helle Fläche abhob. Da sich jedoch keine Flugkabine in unmittelbarer Nähe befand, machte er sich noch keine Sorgen.

»Es scheint alles in Ordnung zu sein«, sagte er. »Zur Parknische.«

Gentleman Kelly schwebte bereits zur Seite, als Axton sah, dass sich eine Tür öffnete.

»Halt«, befahl er.

Durch die Tür trat Quertan Merantor ein. Er hielt einen Energiestrahler in der Hand, zielte jedoch nicht auf Vortoik, sondern ließ ihn lässig herunterbaumeln.

»Aufzeichnen«, ordnete Axton geistesgegenwärtig an. Leise surrend lief das Magnetband im unteren Teil des Ovalkopfes von Kelly an.

Vortoik war aufgesprungen. Schweigend blickte er den Geheimdienstchef von Arkon I an.

Quertan Merantor lächelte zynisch. Er hob den Energiestrahler und gab Vortoik einen befehlenden Wink damit. Vortoik hob die Arme über den Kopf und drehte sich zögernd um. Merantor trat von hinten an ihn heran und tastete ihn rasch nach Waffen ab. Als er keine fand, zog er sich einige Schritte weit zurück. Vortoik ließ die Arme sinken, drehte sich um und setzte sich dann wieder in seinen Sessel. Deutlich konnte Axton erkennen, dass seine Augen tränten. Das war ein unübersehbares Zeichen dafür, dass sich der Arkonide in höchster Erregung befand.

Nun war der Terraner überzeugt davon, dass Quertan Merantor der Geheimdienstorganisation auf die Spur gekommen war. Fieberhaft überlegte er, wie er seinem Freund Vortoik helfen konnte. Dieser Mann war ihm in den wenigen Wochen, die er ihn kannte, ans Herz gewachsen. Vortoik war ehrlich, energisch, willensstark und voller Liebe für Kristallprinz Atlan. Bei aller Verachtung, die er für Orbanaschol III. empfand, lehnte er unsaubere Methoden seiner Bekämpfung ab. Er wäre bereit gewesen, eine Bombe gegen den Imperator zu werfen, aber nur, wenn er hundertprozentig sicher sein konnte, dass dabei kein Unschuldiger gefährdet wurde.

Quertan Merantor packte Vortoik und riss ihn hoch. Er schrie auf ihn ein und stieß ihn dann wieder von sich. Vortoik stürzte in den Sessel, richtete sich jedoch sofort wieder auf und wandte sich ab. Axton glaubte, dass er zu einem Schrank gehen wollte. Doch dazu kam er nicht mehr. Der Geheimdienstchef griff unter seine Jacke und holte ein Desintegratormesser hervor.

Lebo Axton schrie unwillkürlich auf, als könne er Vortoik dadurch warnen. Der Freund hörte jedoch nichts, weil die Fensterscheiben die Wohnung gegen jeglichen Lärm von außen abschirmten. Quertan Merantor warf sich auf Vortoik und ermordete ihn auf so grausame Weise, dass Axton vor Entsetzen fast den Halt am Roboter verloren hätte und in die Tiefe gestürzt wäre.

»Zurück«, befahl er Kelly mit heiserer Stimme. »Schnell weg hier.«

Der Roboter reagierte sofort. Er beschleunigte scharf und flog direkt in die Wohnung Axtons zurück.

Der Terraner war außer sich vor Zorn und Entsetzen. Er setzte sich in einen Sessel und vergrub sein Gesicht in den Händen. Der Hass gegen Quertan Merantor drohte ihn zu überwältigen. Dieses war das zweite Mal gewesen, dass er Zeuge eines Mordes geworden war, den der Geheimdienstchef begangen hatte. Dieses Mal aber war ein guter Freund das Opfer des heimtückischen Anschlags gewesen.

»Auswerten«, befahl Axton nach einiger Zeit, als er sich wieder etwas erholt hatte. »Ich will wissen, worum es ging.«

»Ich habe alles vorbereitet«, antwortete Gentleman Kelly.

Er stellte eine Impulswellenverbindung zum 3-D-Video her, und die Szene, die Axton beobachtet hatte, erschien im Projektionsfeld. Erneut rollte die Auseinandersetzung und schließlich der Mord vor den Augen des Terraners ab. Er schaute mit wachsender Erregung zu. In seinem langen Leben hatte er mehr als einen Mord gesehen, aber noch niemals war ihm ein derartiges Ereignis so nahe gegangen. Er konnte sich selbst nicht erklären, warum das so war. Vielleicht war der Grund in seiner latent vorhandenen Abneigung gegen Quertan Merantor zu suchen, vielleicht aber auch in der Freundschaft und der Sympathie, die er für Vortoik empfunden hatte.

»Noch einmal«, befahl Axton, als der Streifen abgelaufen war. »Aber dieses Mal mit Ton. Ich will hören, was die beiden gesagt haben.«

»Ich kann nur das wiedergeben, was von den Lippen abzulesen war«, erwiderte Kelly.

»Das weiß ich«, schrie Axton gereizt. »Anfangen. Los.«

Gentleman Kelly führte die Aufzeichnung nun langsamer vor. Er unterbrach sie immer wieder, um Axton zu sagen, welche Worte gefallen waren. Der Terraner staunte von Satz zu Satz mehr.

»Es ging also nicht um die Organisation Gonozal VII., sondern um private Dinge«, sagte er schließlich.

»Richtig«, bestätigte der Roboter. »Enrate Kojolskanei war die Geliebte Quertan Merantors.«

»Bis sie Vortoik kennen lernte«, ergänzte Axton. »Ich kenne diese Frau. Sie ist nicht nur ungewöhnlich schön, sondern gehört auch den reichsten Familien von Arkon I an.«

»Die Worte Merantors lassen erkennen, dass er es nicht nur auf die Frau abgesehen hatte, sondern auch auf ihr Vermögen«, erklärte Kelly.

»Das ist mir entgangen«, sagte Axton. »Führe mir die entsprechende Stelle vor.«

Sekunden später rollte die Szene unmittelbar vor dem Mord vor den Augen Axtons ab.

»Kein Zweifel«, sagte er lobend. »Du hast recht. Merantor genügt es nicht, der Chef des Geheimdiensts zu sein. Er will noch höher hinaus. Der Mann ist größenwahnsinnig geworden. Offenbar meint er, dass er sich sogar einen Mord leisten kann, und vermutlich hat er damit sogar recht. Falls die Kriminalisten ihm auf die Spur kommen, kann er die Sache als Geheimdienstangelegenheit erklären, alles selbst in die Hand nehmen und dann vertuschen.«

Der Türmelder schlug an. Axton befahl Kelly hastig, das Band anzuhalten und die Tür zu öffnen. Wenig später trat Avrael Arrkonta ein. Der Industrielle begrüßte Axton herzlich.

»Ich kam gerade vorbei«, sagte er. »Ich bin also ohne besondere Absicht hier. Ich hoffe, ich störe nicht?«

»Im Gegenteil«, erwiderte Axton.

Avrael Arrkonta war ihm ein guter und wichtiger Freund geworden, der ihm durch seine Beziehungen und seine finanziellen Möglichkeiten außerordentliche Dienste geleistet hatte. Ihm vertraute Axton absolut.