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Nr. 247

– ATLAN exklusiv Band 108 –

 

Befreiungsaktion Tekayl

 

Er sitzt im sichersten Gefängnis des Imperiums – der Hinrichtungsroboter wartet auf ihn

 

von H. G. Francis

 

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Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums schwer zu schaffen machen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, deren Habgier und Korruption praktisch keine Grenzen kennen.

Gegen diese inneren Feinde ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Diktator und Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

USO-Agent Sinclair M. Kennon, der Mann, der aus ferner Zukunft kam, unterstützt diesen Kampf seines späteren Chefs von Arkon aus.

Unter dem Namen Lebo Axton ist es dem Terraner gelungen, sich in unmittelbarer Nähe des Imperators zu etablieren und zu einem As der arkonidischen Geheimpolizei zu werden.

Offiziell arbeitet Kennon also für Orbanaschol III., doch in Wirklichkeit tut er alles, um die Position des Imperators zu schwächen.

Das zeigt auch die BEFREIUNGSAKTION TEKAYL ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

S. M. Kennon alias Lebo Axton – Atlans Mann auf Arkon.

Kelly – Kennons seltsamer Roboter.

Myro Havvaneyn – Ein Todeskandidat soll befreit werden.

Avrael Arrkonta und Kirko Attrak – Kennons Helfer.

Ervolt Far – Ein betrogener Betrüger.

Orbanaschol III. – Imperator von Arkon.

1.

 

Der gehörnte Kopf der Schlange hing regungslos in der Luft. Der blauschimmernde Leib schien zu Stein erstarrt zu sein.

»Passen Sie auf, Lebo«, sagte Avrael Arrkonta. »Gleich greift sie an.«

Lebo Axton richtete sich etwas höher auf, damit er besser sehen konnte. Der Arkonide, dem sein Interesse galt, stand vor einem gläsernen Kasten, in dem die Schlange gefangen gehalten wurde. Er hielt die rechte Hand zwischen die Steine, die der Schlange als Versteck dienten.

»Keine andere Schlange stößt beim Angriff so schnell vor wie die Esupam«, flüsterte Arrkonta. »Für die meisten Männer wäre es purer Wahnsinn, sich ihr zu stellen. Nicht aber für Myro Havvaneyn.«

Im Raum war es still. Niemand sprach. Alle Männer und Frauen blickten gebannt auf Havvaneyn und die Schlange. Alle warteten auf den entscheidenden Moment, in dem die Schlange zustoßen würde. Bis dahin rückte sie so langsam auf die Hand des Arkoniden zu, dass ihre Bewegung schon fast nicht mehr wahrnehmbar war.

Lebo Axton wusste nicht, was der Anlass für die Mutprobe gewesen war. Myro Havvaneyn hatte mit anderen Arkoniden an einem Tisch gesessen und getrunken. Plötzlich hatte jemand lautstark nach einer Esupam-Schlange gerufen, und Havvaneyn hatte keine Sekunde gezögert, sich auf ein Duell mit ihr einzulassen.

»Was passiert, wenn sie ihn beißt?«, fragte Axton leise.

»Dann sieht es schlecht aus für ihn. Das Gift wirkt außerordentlich schnell. Havvaneyn müsste das Gegengift innerhalb von zwanzig Sekunden injiziert bekommen, sonst ist es zu spät. Sie sehen also, es ist ein Duell, das es in sich hat.«

Axton glaubte, es in den Augen der Schlange aufblitzen zu sehen. Alles weitere geschah so schnell, dass niemand es verfolgen konnte. Plötzlich befand sich die Hand Havvaneyns über dem Behälter, und der Kopf der Schlange stieß gegen die Glaswand.

Tosender Beifall brach los. Die Freunde Havvaneyns umringten diesen und beglückwünschten ihn.

»Ich wünschte, Orbanaschol, der Feigling, würde sich einmal mit dieser Schlange einlassen«, brüllte Havvaneyn. »Der Fettwanst würde seine Hand nicht einmal in die Nähe des Schlangenkopfes bringen. Darauf gehe ich jede Wette ein.«

»Sei still«, riet ihm einer seiner Freunde.

»Warum sollte ich das tun?«, brüllte Havvaneyn. »Ich erkläre hiermit aus tiefster Überzeugung, dass Orbanaschol ein ausgemachter Feigling ist.« Einer seiner Freunde drückte ihm einen Becher in die Hand. Havvaneyn trank, und seine Begleiter nutzten die Gelegenheit, ihn dabei zu ihrem Tisch zu drängen und abzuschirmen. Für einige Zeit wurde es ruhiger.

»Wer ist dieser Mensch?«, fragte Lebo Axton. »Es gehört Mut dazu, Orbanaschol in der Öffentlichkeit so zu beschimpfen. Ist dieser Mann nun mutig, oder ist er verrückt?«

»Myro Havvaneyn ist ein alter Kampfgefährte Gonozals VII. Mit ihm zusammen hat er die tollsten Schlachten geschlagen«, berichtete Arrkonta. »Er ist ein glänzender Stratege. Auf militärischem Gebiet hat er Großartiges geleistet, und auch jetzt gehört er noch zu den erfolgreichsten Offizieren der Flotte.«

»Aber er ist ein Gegner Orbanaschols«, stellte Axton fest.

»Das lässt sich nicht leugnen«, entgegnete Arrkonta.

»Ein interessanter Mann, finden Sie nicht auch, Avrael?«

»Unbedingt. Sie denken an die Organisation Gonozal?«

»Natürlich. Glauben Sie nicht, dass Havvaneyn hervorragend für uns geeignet sein könnte?«

»Nein, eigentlich nicht«, erwiderte der Industrielle, nachdem er kurz nachgedacht hatte.

»Sie meinen, weil öffentlich bekannt ist, dass er ein Gegner des Imperators ist? Sie meinen, weil er aus diesem Grunde bereits beobachtet wird?«

»Eben, deshalb.«

»Er kann dennoch ein äußerst wichtiger Mann für uns werden. Wer sich so offen gegen Orbanaschol ausspricht, kann doch unmöglich tatsächlich gegen ihn kämpfen. Das ist die Ansicht des Geheimdienstes, und dies kann man sich durchaus zunutze machen.«

»Vielleicht haben Sie recht, Lebo.«

Axton nickte. Er war davon überzeugt, dass Havvaneyn für seine Pläne geeignet sein konnte. Dieser Arkonide gefiel ihm auf Anhieb. Er erinnerte ihn an Männer wie Mentro Kosum oder Reginald Bull. Sie waren Kämpfer, die eine gerade Linie verfolgten.

Havvaneyn war etwa 1,90 m groß. Er hatte die breitesten Schultern, die Axton je bei einem Arkoniden gesehen hatte. Er hatte ein scharfgeschnittenes, kantig wirkendes Gesicht und auffallend schmale Hände, die eher zu einem Künstler passten. Das weiße Haar reichte ihm bis auf die Hüften herab und wurde durch ein netzartiges, silbrig schimmerndes Gebilde zusammengehalten.

Plötzlich wurde es wieder laut am Tisch Havvaneyns.

»Orbanaschol ist fett, faul und falsch«, rief der Offizier. »Warum sollte man das nicht öffentlich sagen dürfen?«

Seine Freunde versuchten vergeblich, ihn zum Schweigen zu bringen. Axton spürte instinktiv, dass Havvaneyn im Begriff war, eine Dummheit zu begehen. Er überlegte fieberhaft, was er tun konnte, das zu verhindern, doch bevor ihm etwas einfiel, war es bereits zu spät.

»Und ich sage dir«, schrie Havvaneyn wütend. »Orbanaschol ist der Mörder Gonozals VII. Wir alle wissen das. Orbanaschol hat Gonozal umbringen lassen, um selbst an die Macht zu kommen.«

»Sei still«, bat ein Arkonide.

»Warum sollte ich still sein? Ich sage doch nur die Wahrheit. Orbanaschol ist ein Mörder. Wäre es nicht so, würde er den rechtmäßigen Thronfolger, den Kristallprinz Atlan, zum Zuge kommen lassen.«

An einem der anderen Tische erhoben sich zwei Männer. Sie gingen zu Havvaneyn und zeigten ihm etwas. Axton konnte nicht erkennen, was es war, aber er wusste auch so Bescheid. Havvaneyn lachte verächtlich.

»Na und?«, rief er. »Verhaftet mich doch. Morgen bin ich wieder frei.«

»Das glaube ich nicht«, flüsterte Arrkonta.

 

*

 

Lebo Axton verließ die Hygienekabine seiner Wohnung und blickte voller Skepsis auf den Frühstückstisch.

»Wie appetitlich«, sagte er abfällig. »Weißt du wandelnder Schrotthaufen eigentlich, was Phantasie ist?«

»Das ist ein Begriff, der mir aus der Musik bekannt ist«, antwortete Gentleman Kelly, der neben dem Tisch stand, während der Terraner sich ankleidete.

Axton stutzte.

»Was weißt du denn schon von Musik?«

»Es wird dir erinnerlich sein, dass du nicht mein erster Geliebter bist«, antwortete der Roboter. »Mein erster ...«

»Ruhe«, kreischte Axton. Er schleuderte einen Becher nach dem Roboter und traf ihn am Kopf.

Kelly blieb stehen, wo er war, und schwieg. Der Verwachsene atmete schwer. Er kämpfte mit dem spontan in ihm aufbrechenden Roboterhass, den er schon fast vergessen hatte.

»Erstens verbiete ich mir, dass du in einer derart geschraubten Weise mit mir sprichst. Ich will klare und verständliche Worte hören. Zweitens wirst du dir niemals wieder erlauben, mich Geliebter zu nennen. Wenn du dich nicht an dieses Verbot hältst, werde ich dich vernichten. Hast du verstanden?«

»Ich habe verstanden. Ich hatte lediglich den Wunsch, meinem tiefempfundenen Sympathiegefühl für dich Ausdruck zu verleihen.«

Axton lief rot an.

»Irgendwo ist eine Grenze, du metallene Bestie«, sagte er drohend. »Ich will jetzt wissen, was du von Musik verstehst. Heraus damit.«

»Ich habe alle wichtigen Informationen über dieses spezielle Gebiet der Kunst erhalten und in mir gespeichert. Wenn es dir recht ist, werde ich dir eine Probe meines Könnens geben.«

»Eine Probe deines Könnens?« Sinclair Marout Kennon – Axton entspannte sich. Er setzte sich an den Tisch und nahm ein paar Bissen zu sich. Dabei beschloss er, sich durch nichts provozieren zu lassen. Selbstverständlich wusste er, dass Gentleman Kelly ein hochwertiger Roboter mit einem beispielhaften Leistungsvermögen war. Er wäre mit ihm absolut zufrieden gewesen, wenn Kelly nicht auch seine Fehler gehabt hätte, die vermutlich in seiner Basisprogrammierung lagen. »Warum solltest du mir keine Probe deines Könnens geben? Also, bitte.«

Kelly hob seine Arme und winkelte sie nach innen hin ab. Er drehte den Kopf leicht zur Seite und richtete seine Linsen zur Decke.

»Bist du bereit?«

»Natürlich, du Esel. Ich warte die ganze Zeit, dass es endlich losgeht.«

»Esel? Was ist das?«

»Ein extremer Ausdruck für Dämlichkeit.«

»Dieser dürfte im Zusammenhang mit mir unangebracht sein.«

»Ich will keine Diskussion über deine Dämlichkeit oder Intelligenz«, brüllte der Terraner wütend. »Ich will endlich etwas Vernünftiges von dir hören.«

»Also gut. Ich beuge mich deinem Wortterror.«

»Na endlich«, sagte Axton seufzend. Dann aber zuckte er zusammen, als sei er von einem Peitschenhieb getroffen worden.

Gentleman Kelly begann zu singen! Dabei befasste er sich mit einem auf Arkon I außerordentlich populären Kunstwerk der gehobenen Unterhaltung. Leider gerieten ihm die Töne grundsätzlich um einen halben Ton zu tief oder einen halben Ton zu hoch. Außerdem fehlten ihm einige Höhen und einige Bässe. Dazu zeigte sich, dass einige Positronen auch noch falsch getrimmt waren.

So ergab sich ein unerträgliches Kreischen und Quietschen. Lebo Axton sprang vom Stuhl.

»Halt«, schrie er aus Leibeskräften, um Kelly zu übertönen, doch der Roboter unterbrach seinen Vortrag nicht, sondern steigerte seine Stimme noch weiter.

Axton nahm den Aufstrichtopf und schleuderte ihn gezielt auf die Lautsprecheröffnungen des Roboters, so dass Kellys Stimme vorübergehend in einem kläglichen Gurgeln erstickte.

»Hör auf«, brüllte der Verwachsene. »Schluss, ich will nichts mehr hören.«

Gentleman Kelly strich den Brei von den Lautsprechern, bis die volle Stimme wieder durchbrach. Doch jetzt griff Axton zu seinem Energiestrahler.

»Aus. Vorbei. Schluss!«

Kelly senkte seinen Kopf und blickte ihn an.

»Was ist denn los, Schätzchen?«, fragte er. »Für einen Beifallssturm ist es doch noch viel zu früh. Ich bin noch längst nicht fertig.«

Er hob den Kopf. Bevor er jedoch weitersingen konnte, rief Axton: »Ich verbiete dir, weiterzusingen. Schluss mit dem Unsinn.«

»Du bezeichnest die hohe Kunst, der du teilhaftig werden durftest, als Unsinn, Süßer? Ist vielleicht mit deinem Hörsystem etwas nicht in Ordnung? Solltest du nicht in der Lage sein, alle Frequenzen dieses beispielhaften Werkes zu erfassen?«

»Doch, doch«, entgegnete Axton. »Bei mir ist alles in Ordnung. Ich fürchte nur, dass du das Werk in einer so modernen Weise interpretiert hast, dass deine eigene Positronik bei diesem Klangbild durcheinandergerät.«

»Du glaubst also, dass ich falsch gesungen habe?«

»Aber nicht doch, Kelly. Falsch war das nicht. Ich fürchte nur, dass bei diesen Geräuschen, die du von dir gegeben hast, alles Leben in der Umgebung dieser Wohnung vernichtet wird. Und das wollen wir doch nicht – oder?«

»Ist die Klangfülle meiner Stimme so gewaltig?«

»Geradezu unfasslich. Du solltest schon aus diesem Grund nie wieder singen. So, und jetzt schalte das Videogerät ein. Das ist ein Befehl.«

»Welches Programm? Unterhaltung, Kultur, Politik, Sport, Medizin oder Justiz?«

»Justiz. Ich will wissen, welche Fälle heute verhandelt werden.«

»Es geht dir um Myro Havvaneyn.«

»Du bist ein kluges Kerlchen«, antwortete Axton spöttisch.

Der Roboter schaltete das Gerät ein und forderte das Tagesprogramm ab. Eine Liste der Fälle, die abgehandelt werden sollten, erschien auf der Projektionsfläche.

»Verdammt«, sagte Axton. »Havvaneyn wird ja schon verhandelt. Schnell, schalte um.«

Die Gerichtsverhandlungen auf Arkon I waren öffentlich. Die Zuschauer konnten jedoch nicht direkt daran teilnehmen, sondern nur am Bildschirm verfolgen, was geschah. Dabei wurde nur ein Bruchteil der Verhandlungen übertragen, da die Zeit nicht ausgereicht hätte, alle Prozesse in einem Programm unterzubringen. Sämtliche Fälle wurden jedoch elektronisch aufgezeichnet. Die Aufzeichnungen blieben für sechs Jahre im Archiv, wo sie jederzeit von jedem eingesehen werden konnten.

Axton begrüßte das System. Der besondere Vorteil lag für ihn darin, dass er sich anonym über den Ausgang der Verhandlung informieren konnte. So konnte niemand auf den Gedanken kommen, dass ihn das Schicksal dieses Offiziers berührte.

Der Vorsitzende des Gerichts fasste die Anklagepunkte zusammen. Dabei erhob er Beschuldigungen, die mit den Vorfällen des vergangenen Abends nichts zu tun hatten. Kelly war überzeugt davon, dass sie aus der Luft gegriffen waren.

Der Vorsitzende warf Havvaneyn nicht nur Verleumdung des Imperators vor, sondern auch die Beteiligung an einem Mord an einem hohen Politiker.

»Angesichts dieser Fakten«, fuhr der Vorsitzende danach fort, »ist die Möglichkeit einer geringen Strafe ausgeschlossen. Das Gericht verurteilt den ehemaligen Offizier der Raumflotte Myro Havvaneyn hiermit zum Tod durch Erwürgen. Das Urteil soll durch einen Hinrichtungsroboter vollstreckt werden. Der Roboter wird den Verurteilten in dreißig Tagen töten. Havvaneyn soll diese Frist bleiben, damit er Zeit hat, über seine Verbrechen nachzudenken.«

Lebo Axton hatte mit einem harten Urteil gerechnet, nicht aber mit einem Todesurteil. Dieses ging weit über alles hinaus, was vertretbar war, und konnte nur durch ein direktes Eingreifen Orbanaschols erklärt werden.

 

*

 

»Öffne«, befahl Axton, als das Besuchersignal an der Tür ertönte.

Der Roboter ging zur Tür und öffnete. Avrael Arrkonta trat in Begleitung eines dunkelhaarigen Arkoniden ein. Axton blieb in seinem Sessel sitzen.

»Ich habe mit Ihnen gerechnet«, sagte er.

»Sie haben die Sendung gesehen?«, fragte Arrkonta.

»Allerdings«, erwiderte der Verwachsene. »Setzen Sie sich, Avrael.«

Er blickte den zweiten Arkoniden durchdringend an und nickte ihm danach freundlich zu.

»Ich hatte gehofft, dass sie auch kommen würden. Kirko Attrak. Wir haben wichtige Dinge zu besprechen. Kelly, bringe etwas zu Trinken auf den Tisch.«

Kirko Attrak war ein schlanker, zurückhaltend wirkender Mann. Er trug das Haar kurz, so dass es ihm nur bis in den Nacken herabreichte, und er kleidete sich unauffällig. Seine Jacke war weit und trapezförmig, ebenso wie die graublauen Hosen und die Stiefel. Das einzig Auffallende an ihm waren die Armbänder und Ringe, mit denen er sich schmückte. Kirko Attrak arbeitete als Makler und verfügte daher über die besten Verbindungen zu einflussreichen und reichen Arkoniden auf vielen Planeten des Imperiums.

Lebo Axton vertraute ihm ebenso wie Avrael Arrkonta, der sich als zuverlässiger Freund erwiesen hatte. Daher hatte der Terraner Attrak die Leitung der Untergrundorganisation Gonozal VII. übertragen.

»Ich habe bereits gestern Abend befürchtet, dass Havvaneyn dieses Mal zuviel gewagt hat«, sagte Avrael Arrkonta. »Nun müssen wir ihn wohl vergessen. Reden wir über etwas anderes.«

»Über die bevorstehenden Wahlen«, bemerkte Attrak.

»Was für Wahlen?«, fragte Axton zerstreut.

»Der 17. Jahrestag der Inthronisation Orbanaschols III. nähert sich«, erklärte Arrkonta. »Wie schon zweimal zuvor wird Orbanaschol sich fraglos auch dieses Mal in demokratischer Weise bestätigen lassen, dass er hoch in der Gunst der Arkoniden steht, und dass seine Politik von einer überwältigenden Mehrheit vorbehaltlos befürwortet wird.«

Attrak machte eine abfällige Handbewegung.

»Selbstverständlich wird das Ergebnis ganz im Sinne Orbanaschols ausfallen, ganz gleich, wie abgestimmt wird«, sagte er.

»Natürlich«, erwiderte Axton geistesabwesend. Er richtete sich auf und blickte die beiden Freunde abwechselnd an. Dann erst schien er zu begreifen, was er gehört hatte. Er hob abwehrend die Hände. »Aber das ist ein Problem, das uns noch nicht interessieren soll. Wir werden später sehen, ob wir Kapital aus diesem Ereignis schlagen können.«

»Woran denken Sie?«, fragte Avrael Arrkonta argwöhnisch.

»Ich denke an Myro Havvaneyn.«

»Dachte ich es doch«, entgegnete der Industrielle. »Was soll es denn, Lebo? Der Mann ist verloren. Er hat sich dem Henker selbst in die Hände gespielt.«

»Er ist ein Gonozal-Anhänger.«

»Na und? Es ist zu spät. Wir können nicht jeden retten, der sich durch Leichtsinn und Selbstüberschätzung dem Henker ausgeliefert hat. Und Havvaneyn schon gar nicht.«

»Warum nicht?«

»Wie können Sie so fragen, Lebo?« Arrkonta schien ehrlich empört zu sein. »Havvaneyn sitzt im Tekayl-Gefängnis, und aus diesem gibt es bekanntlich kein Entrinnen.«

»Wirklich nicht?«, fragte Kennon ironisch lächelnd.