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Nr. 248

– ATLAN exklusiv Band 109 –

 

Eine Botschaft für Arkon

 

Wahlen im Imperium – der programmierte Sieg wird zur Niederlage

 

von H. G. Francis

 

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Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums schwer zu schaffen machen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, deren Habgier und Korruption praktisch keine Grenzen kennen. Gegen diese inneren Feinde ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Diktator und Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

USO-Agent Sinclair M. Kennon, der Mann, der aus ferner Zukunft kam, unterstützt diesen Kampf seines späteren Chefs von Arkon aus.

Unter dem Namen Lebo Axton ist es dem Terraner gelungen, sich in unmittelbarer Nähe des Imperators zu etablieren und zu einem As der arkonidischen Geheimpolizei zu werden.

Offiziell arbeitet Kennon also für Orbanaschol III., doch in Wirklichkeit tut er alles, um die Position des Imperators zu schwächen.

Das zeigt sich besonders deutlich in dem Moment, als die Wahlen im Imperium beginnen. Kennon ergreift die Chance, den von Orbanaschol vorprogrammierten Sieg in eine Niederlage zu verwandeln, indem er den Imperator als Betrüger entlarvt durch EINE BOTSCHAFT FÜR ARKON ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

S. M. Kennon alias Lebo Axton – Atlans Mann auf Arkon.

Kelly – Kennons seltsamer Roboter bekommt neue Beine.

Avrael Arrkonta und Kirko Attrak – Kennons Freunde und Helfer.

Laudan Borakin – Ein Opfer des Imperators.

Orbanaschol III. – Der Imperator erleidet eine schwere persönliche Schlappe.

Skaranore Schankkou – Ein enger Freund Orbanaschols.

1.

 

»Ich will Avrael Arrkonta sprechen«, sagte Lebo Axton, als er die Hygienekabine seiner Wohnung verließ. Er streifte sich einen Morgenmantel über. Er fühlte sich so frisch und gelöst wie schon lange nicht mehr.

Gentleman Kelly drückte die Wahltasten am Videogerät. Nur Sekunden verstrichen, bis das Gesicht des Arkoniden auf dem Bildschirm erschien.

»Guten Morgen, Avrael«, grüßte Axton heiser.

»Lebo, was ist mit Ihnen?«, fragte der Industrielle.

»Ich habe gut geschlafen. Weiter nichts.«

»Dann wissen Sie es noch nicht?« Avrael Arrkonta blickte Axton ernst an.

»Was sollte ich wissen?«

»Laudan Borakin ist verhaftet worden«, antwortete Arrkonta. »Man hat sie vor ein Schnellgericht gestellt. Das Urteil ist mir nicht bekannt.«

Lebo Axton war unfähig, irgend etwas zu sagen. Sein Herz schien stillzustehen. Er hatte das Gefühl, sich nicht mehr auf den Beinen halten zu können. Sein linkes Lid begann zu zucken.

»Beruhigen Sie sich«, sagte Avrael Arrkonta besorgt. »Vielleicht ist alles gar nicht so schlimm. Wie ich gehört habe, wirft das Sicherheitsministerium Laudan vor, sie habe einer oppositionellen Studentenvereinigung eine nicht unwesentliche Summe für eine Druckschrift gestiftet.«

»Ist die Gerichtsverhandlung gesendet worden?«, fragte Axton mühsam. Seine Stimme klang heiser und krächzend. Avrael Arrkonta schüttelte den Kopf.

»Ich muss sofort ins Ministerium«, sagte der Verwachsene. Er schaltete das Gerät ab und kleidete sich hastig an. Dann kletterte er auf den Rücken Kellys und trieb diesen zu höchster Eile an. Der Roboter trug ihn zur Parknische, in der der Gleiter stand. Axton überließ Kelly das Steuer der Maschine.

Während des Fluges versuchte Axton, Verbindung mit einigen maßgeblichen Männern zu bekommen, die ihm Auskunft geben konnten, doch niemand schien über den Fall Laudan Borakin informiert zu sein. Schließlich gab ihm einer der Beamten den Rat, sich direkt an das Informationsbüro Orbanaschol III. zu wenden. Zögernd ging Axton darauf ein.

Ein ihm gut bekannter Arkonide meldete sich.

»Axton, was kann ich für Sie tun?«, fragte er.

»Ich habe gehört, dass Laudan Borakin, die Leiterin des Hyperphysikalischen Instituts der Elmas-Bucht, verhaftet worden ist.«

»Allerdings«, antwortete der Arkonide bereitwillig. »Sie ist vor vier Stunden wegen imperiumsfeindlicher Aktivität zum Tode verurteilt worden. Das Urteil wird in einer halben Stunde vollstreckt werden. Haben Sie sonst noch Fragen?«

»Nein, danke«, erwiderte der Terraner mit schwankender Stimme. Der Schock warf ihn fast um. Er fühlte, dass sein Herz wild und schmerzhaft in der Brust schlug. Während der Robot das Videogerät ausschaltete, sank Axton in die Polster zurück. Er konnte sich nicht gegen die Tränen wehren, die ihm aus den Augen schossen.

»Wohin?«, fragte Kelly, als etwa eine Minute vergangen war.

Axton richtete sich auf. Er presste die Lippen zusammen und fuhr sich mit dem Ärmel über das Gesicht.

»Zu Orbanaschol«, befahl er. Seine Stimme wurde schrill und kreischend. »Los doch, warum tust du nicht, was ich dir befehle?«

Gentleman Kelly hatte den Gleiter längst auf einen neuen Kurs gebracht. Die Maschine raste auf den Hügel der Weisen zu, auf dem sich der Kristallpalast des Imperators erhob. Axton versuchte zu begreifen, was geschehen war, aber er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Er zitterte am ganzen Körper. Sein Atem ging schwer und keuchend, und das linke Lid zuckte so heftig, dass er seine Hand dagegen drückte.

Ihm wurde klar, dass er sich in die Gewalt bekommen musste, wenn er vor den Imperator treten wollte. Wenn er überhaupt etwas für Laudan Borakin erreichen wollte, dann musste er Orbanaschol das Bild eines in sich ruhigen und gefassten Mannes bieten.

Als Gentleman Kelly den Gleiter vor dem Kristallpalast landete, wurde Axton sich dessen bewusst, dass er es aus eigener Kraft nicht schaffte. Er nahm sich aus der Bordapotheke ein starkes Beruhigungsmittel, wartete einige Minuten, bis er die einsetzende Wirkung fühlte, und stieg aus. Er kletterte auf den Rücken des Roboters.

»Beeil dich«, befahl er. »Du kennst den Weg.«

Lebo Axton war mittlerweile genügend bekannt im Kristallpalast. Die Kontrollorgane ließen ihn passieren, ohne ihn aufzuhalten, da er zu den wenigen Privilegierten gehörte, die Zutritt auch zum engsten Sicherheitsbereich des Imperators hatten.

Ein Adjutant teilte ihm schließlich mit, dass Orbanaschol III. sich mit einigen Freunden in seinen Privaträumen aufhielt.

»Bitte, melden Sie mich an«, sagte Axton. »Ich muss den Imperator sprechen. Es ist wichtig.«

»Ich hoffe, dass es wirklich wichtig ist«, erwiderte der Arkonide. »Sie wissen, dass der Imperator höchst ungehalten sein kann, wenn er wegen einer Nichtigkeit gestört wird.«

»Ich weiß es«, beteuerte Axton.

»Nun gut. Ich will es versuchen.«

Kennon-Axton blickte dem Adjutanten nach, als er durch eine breite Tür verschwand.

Die Minuten gingen dahin. Axton wurde immer unruhiger. Er kannte Orbanaschol III. Daher wusste er, wie sehr es vom Zufall abhing, ob dieser bereit war, ihn zu empfangen oder nicht. Bisher hatte er sich noch niemals mit Kleinigkeiten oder Problemen an den Imperator gewandt, die diesen nicht interessierten. Darauf beruhten seine ganzen Hoffnungen. Der mächtigste Mann des arkonidischen Imperiums musste wissen, dass Axton wichtig meinte, wenn er wichtig sagte.

Die Tür öffnete sich wieder. Der Adjutant kam heraus.

»Sie können hineingehen, Axton«, sagte er.

Die Worte kamen dem Verwachsenen wie eine Erlösung vor. Er glaubte schon jetzt, von einer unerträglichen Last befreit zu sein.

»Los doch, Kelly«, befahl er.

Der Imperator saß mit einigen Freunden zusammen an einer langen Tafel, die mit Speiseresten, Weinkrügen und Blumen übersät war. Alle standen deutlich unter Alkoholwirkung. Im Hintergrund des luxuriös eingerichteten Raumes flimmerte ein wandhoher 3-D-Videoschirm. Auf ihm war ein Hinrichtungsroboter zu erkennen. Er bewegte sich auf eine Arkonidin zu, die mit einem Arm an eine Wand gefesselt war. Es war Laudan Borakin.

»Axton«, brüllte Orbanaschol lallend. »Was führt Sie zu dieser Stunde zu mir?«

Der Imperator trug enge Hosen und eine weite Bluse. Sein Gesicht sah aufgeschwemmt aus, und die Mundpartie glänzte vor Fett. Die Augen waren unter den Fettwülsten kaum zu erkennen.

»Imperator«, sagte Axton und stieg vom Rücken Gentleman Kellys herunter. »Sie kennen meine Verdienste um das Imperium. Sie wissen, was ich für Sie getan habe.«

»Das weiß ich alles, Axton«, erwiderte Orbanaschol. Mit weitausholender Armbewegung winkte er den Verwachsenen zu sich heran. Er griff nach einem Becher mit Wein und hielt ihn Axton hin. »Sie brauchen mich nicht daran zu erinnern. Hier, trinken Sie.«

Axton nahm den Becher entgegen. Seine Augen richteten sich voller Entsetzen auf den Bildschirm. Der Hinrichtungsroboter war nur noch etwa zehn Meter von Laudan Borakin entfernt.

»Bitte, Imperator, schonen Sie das Leben dieser Frau dort.« Er zeigte mit zitternder Hand auf den Bildschirm.

Orbanaschol drehte sich langsam herum. Er trank seinen Krug leer.

»Freunde«, rief er. »Es geht los. Wir hätten es beinahe verpasst, wenn Axton nicht gekommen wäre.«

»Orbanaschol, schonen Sie das Leben dieser Frau«, wiederholte der Verwachsene verzweifelt.

Der Imperator wandte sich ihm zu. Seine Augen verengten sich noch weiter, so dass Axton nur noch schmale Schlitze sah.

»Der Roboter soll warten«, befahl der Imperator. »Schankkou, sorgen Sie dafür, dass er wartet.«

Einer der Gäste erhob sich und eilte zu einem Videogerät. Axton kannte ihn. Skaranore Schankkou war ein Verwandter des blinden Sofgart. Er war dem Verwachsenen durch seine Beteiligung an der Jagd auf Atlan aufgefallen. Schankkou stand bei Orbanaschol in hohem Ansehen und wurde im Stil dieses Herrschers für seine Taten belohnt. Orbanaschol räumte ihm – wie anderen Freunden auch – Ausbeutungsmöglichkeiten ein. Das bedeutete, dass Schankkou durch Korruption und Erpressung reich geworden war. Axton stufte ihn als absolut zuverlässigen Mann Orbanaschols ein. Von ihm wusste er, dass er mit einer Rücksichtslosigkeit vorging, die bereits an Brutalität grenzte. Der Befehl Schankkous erreichte den Hinrichtungsroboter. Etwa vier Meter vor der Delinquentin blieb die Tötungsmaschine stehen.

»Nun, Axton? Warum sollte ich das Leben dieser Verräterin schonen?«

»Weil ich sie liebe«, antwortete der Verwachsene mit erstickter Stimme.

Im Raum war es still geworden. Die Arkoniden blickten ihn entgeistert an. Orbanaschols Kinnlade sackte nach unten.

»Weil ich sie liebe«, sagte er leise, als könne er nicht begreifen, was Axton ihm eröffnet hatte.

Schankkou grinste.

»Weil er sie liebt«, bemerkte er.

Orbanaschol prustete plötzlich vor Lachen. Er ließ sich in die Polster zurückfallen und hielt sich den Bauch.

»Habt ihr gehört?«, fistelte er. »Dieses Ungeheuer liebt die schöne Verräterin. Wer von euch kann sich das vorstellen?«

Die Freunde des Imperators bogen sich vor Lachen. Die brüllten sich gegenseitig Worte zu, die Axton die Tränen in die Augen trieben. Der Schock traf ihn noch heftiger als zuvor die Nachricht von der Verurteilung Laudan Borakins. Ihm war, als versinke die Welt um ihn herum. Er wusste, dass er verloren hatte. Mit keinem Argument würde er den Hohn und Spott der Arkoniden noch überwinden können.

Er konnte Laudan Borakin nicht mehr retten.

Als er das erkannt hatte, erinnerte er sich wieder daran, wie er die Arkonidin kennen gelernt hatte.

 

*

 

»Das ist Laudan Borakin«, sagte Avrael Arrkonta, als er Axton in den Salon seiner Luxuswohnung führte. »Sie ist Hyperphysikerin an der Akademie in der Elmas-Bucht.«

Der Verwachsene blickte auf die Arkonidin herab, die sich aus einem Sessel erhob. Er stützte seine Arme auf den Kopf des Roboters und nickte ohne großes Interesse. Laudan Borakin war eine schöne Frau. Sie hatte silberweißes Haar, das ihr bis auf die Schultern herabfiel.

»Ich habe viel von Ihnen gehört, Lebo Axton«, erklärte sie und musterte ihn zurückhaltend. »Wenn Avrael von Ihnen spricht, dann ist er stets ...«

»Bitte, Laudan«, unterbrach Arrkonta sie. »Lebo mag Schmeicheleien nicht.«

»Ich hatte nicht vor, ihm zu schmeicheln«, entgegnete sie. Ihre Art zu sprechen, gefiel ihm. Ihre Schönheit aber beeindruckte ihn nur wenig, da er wusste, dass sie für ihn unerreichbar war. Deshalb ließ er ihr gegenüber eine gewisse Abwehr erkennen, so wie er es bei allen Frauen unwillkürlich tat. Er wollte, dass von vornherein eine Distanz gewahrt blieb, die persönliche Gefühle gar nicht erst aufkommen ließ.

Er stieg vom Rücken Kellys herunter und setzte sich in einen Sessel. Auch Arrkonta nahm Platz.

»Laudan Borakin gehört zur Organisation Gonozal VII. Sie unterstützt unsere Ziele in jeder Hinsicht.«

»An der Akademie brodelt es«, sagte sie. »Die Studenten sind unruhig. Die bevorstehende Wahl lässt sie nicht in Ruhe. Sie möchten dagegen protestieren, um diesen Volksbetrug unmöglich zu machen.«

»Sie werden nichts erreichen«, entgegnete der Terraner. »Orbanaschol duldet keinen offenen Widerstand. Notfalls wird er die Anführer der Studierenden vom Studium ausschließen.«

»Sie meinen, dass die Wahl sich nicht verhindern lässt?«, fragte sie.

»Entschuldigen Sie, Avrael, aber ich weiß immer noch nicht genau, was diese Wahl eigentlich zu bedeuten hat, und was sie beinhaltet«, sagte er. »Können wir nicht darüber sprechen, bevor wir überlegen, was wir gegen sie tun sollen?«

»Gern«, erwiderte der Industrielle. »Die Wahl wird am 17. Jahrestag der Inthronisation Orbanaschols III. stattfinden. Mit ihr will sich Orbanaschol vom Volk bestätigen lassen, dass er hoch in seiner Gunst steht. Das Wahlergebnis soll demonstrieren, dass seine Politik ebenso wie die Politiker, die sie machen, von einer überwältigenden Mehrheit befürwortet werden.«

»Selbstverständlich ist diese Abstimmung ein ungeheuerlicher Betrug«, erklärte Laudan Borakin. »Orbanaschol denkt gar nicht daran, ablehnende Stimmen dort zur Geltung kommen zu lassen, wo er es nicht will. Das Abstimmungsergebnis steht schon jetzt fest. Ich vermute, dass Orbanaschol 97,5 Prozent Plusstimmen erhalten wird. Damit wird das Resultat noch günstiger für ihn sein als beim letzten Mal. Der Imperator wird also vor die Öffentlichkeit treten können, um ihr zu sagen, dass er noch beliebter geworden ist, und dass seine Erfolge anerkannt werden.«

»Gleichzeitig kann er politische Persönlichkeiten, die er gerne abhalftern möchte, dabei loswerden«, ergänzte Avrael Arrkonta. »Der auf Arkon III entstehende Riesenroboter wird für Politiker, die Orbanaschol unbequem geworden sind, miserable Ergebnisse ausweisen. Jeder weiß zwar, dass die Abstimmung nicht mit rechten Dingen zugeht, dennoch aber bleibt die gesamte Aktion ein wertvolles und wichtiges Instrument für den Imperator. Mit ihr will er darüber hinaus Atlan den Mut nehmen.«

»Selbstverständlich weiß er, dass das Recht auf der Seite des Kristallprinzen ist. Er glaubt, dass Atlan dieses nicht geltend machen kann, wenn sich die Arkoniden so eindeutig für ihn, den Imperator, aussprechen.«

»Ich verstehe«, sagte Lebo Axton. »Orbanaschol geht nach der gleichen Methode vor wie alle Diktatoren, die sich gern ein demokratisches Mäntelchen umhängen, unter dem sie ihr wirkliches Gesicht verbergen. Er zieht eine Art Wahl auf, die überhaupt keine ist, und erzielt einen positiven propagandistischen Effekt vor allem bei den vielen Zweiflern, die nicht recht wissen, für wen sie sich entscheiden sollen.«

»So ist es«, bestätigte Avrael Arrkonta. »Tatsächlich konnten wir feststellen, dass sich die Position Orbanaschols nach der letzten Abstimmung gebessert hat. Doch es geht ihm nicht nur darum allein. Die Aktion soll auch der erste, große Leistungsbeweis für den auf Arkon III entstehenden Robotgiganten sein. An ihm sind erhebliche Fortschritte erzielt worden. Der Robotgigant soll das Sammelbecken für die eingehenden Abstimmungsergebnisse sein, und von ihm aus soll später eine große Erfolgsshow für Orbanaschol gestartet werden.«

»Ich vermute, dass die Abstimmung nicht per Zettel erfolgt«, sagte Axton.

»Selbstverständlich nicht«, erwiderte die Arkonidin. »Alles geschieht per Knopfdruck. Von jedem Videogerät aus kann die Stimme abgegeben werden. Dabei wird jeder Haushalt entsprechend seiner Kopfzahl mit Berechtigungen versehen. Ebenso jedes Raumschiff und jede Raumstation. Erfasst werden alle Stimmen des Imperiums. Sie werden auf den verschiedenen Planeten gesammelt und per Hyperfunk an den Roboter auf Arkon III weitergegeben. Da Orbanaschol sich nicht wirklich dafür interessiert, wie das tatsächliche Abstimmungsergebnis aussieht, werden nur die Stimmen selbst gezählt, nicht aber nach Ja und Nein, beziehungsweise nach Plus oder Minus ausgegliedert.«

»Am Stichtag soll dann auf allen Bildschirmen des Imperiums eine elektronische Schautafel zu sehen sein, auf der die Prozentzahlen ausgewiesen werden. Sie werden ständig steigen, bis sie die vorausbestimmte Ziffer von 97 Prozent oder mehr erreicht haben«, ergänzte Arrkonta abfällig lächelnd. »Selbstredend wird eine Flut von Gratulationen über Orbanaschol herabregnen. Er wird Interviews geben und sich feiern lassen. Die Wahl soll also ein einziger Triumph für ihn werden.«

Lebo Axton blickte Laudan Borakin an.

»Ich erinnere mich, dass Sie vorhin indirekt gefragt haben, ob sich die Wahl nicht verhindern lässt«, sagte er.

»Ja, das stimmt. Was meinen Sie dazu?«

»Das Unternehmen ist so riesig, dass es aussichtslos wäre, sich dagegen zu stemmen. Mir ist bereits aufgefallen, dass sich bei den Sicherheitsbehörden allerlei tut. Man bereitet sich auf die Wahl vor. Niemand und nichts wird sie aufhalten können.«

»Ich ärgere mich maßlos über einen solchen Betrug«, sagte die Hyperphysikerin. »Alle Welt weiß, dass die Erfolgszahlen, die Orbanaschol präsentieren wird, nicht stimmen, aber niemand scheint in der Lage zu sein, den für ihn positiven Propagandaeffekt ins Gegenteil umzukehren.«

»Auch ich habe mich mit dem Gedanken befasst, irgendwie in dieses Unternehmen des Imperators einzugreifen«, gestand Axton. »Eigentlich war ich fest davon überzeugt, dass sich etwas machen ließe. Jetzt aber bin ich anderer Meinung. Es wäre Selbstmord, sich gegen diese Maschinerie zu stellen.«

Laudan Borakin blickte ihn unverwandt an. Ihre Augen verdunkelten sich.

»Sind Sie enttäuscht von mir?«, fragte er.

»Ein bisschen.«

Axton fühlte einen Stich in seinem Herzen. Er war überrascht und beunruhigt zugleich, weil er erkannte, dass ihm das Urteil dieser Frau viel bedeutete.