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Nr. 270

– ATLAN exklusiv Band 131 –

 

Doppelgänger des Mächtigen

 

Orbanaschols Duplo an der Macht – nur ein Terraner kann Arkon retten

 

von H. G. Francis

 

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Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums schwer zu schaffen machen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, deren Habgier und Korruption praktisch keine Grenzen kennen. Gegen diese inneren Feinde ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine rund 12.000 Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

Atlans geheime Zentrale, von der aus alle seine Aktionen gegen Orbanaschol ihren Anfang nehmen, ist der Planet Kraumon. Aber auch in Arkon selbst, wo es im Volke gärt und der Usurpator sich nur noch mit Gewalt am Ruder halten kann, sind Männer und Frauen insgeheim für die Sache des Kristallprinzen tätig.

Einer dieser Männer ist S. M. Kennon alias Lebo Axton, der USO-Agent, der in die ferne Vergangenheit verschlagen wurde. Er spielt inzwischen im Geheimdienst des Imperators eine führende Rolle und schwächt Orbanaschols Position, wann immer er nur kann.

Um ein mögliches Zeitparadoxon zu verhindern, muss Kennon diesmal jedoch zugunsten des verhassten Imperators eingreifen, denn es geht um den DOPPELGÄNGER DES MÄCHTIGEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

S. M. Kennon alias Lebo Axton – Der Terraner kämpft für das Imperium.

Kelly – Kennons seltsamer Roboter.

Orbanaschol III. – Der Usurpator wird gekidnappt.

Avrael Arrkonta – Kennons bester Freund erfährt dessen Geheimnis.

Poolpok Treibarkoron und Waramayl Grishkan – Ein Verbrecher und ein Duplo.

1.

 

Ermed Trelgron legte überrascht den Löffel aus der Hand, als er durch die großen Scheiben des Raumhafenrestaurants hindurch den Dreifachen Sonnenträger Waramayl Grishkan sah, und erhob sich.

Grishkan bemerkte ihn nicht. Er schob sich durch die Menschenmenge in der Abfertigungshalle. In beiden Händen trug er schwere Koffer. Deutlich konnte Trelgron die Aufkleber von Mekra-Titula erkennen. Schon vor mehr als einem Jahr hatte Grishkan ihm gesagt, dass er eine vollrobotische Satellitenüberwachung für diesen Planeten einrichten sollte. Damit sollte eine bessere Absicherung für die alljährlichen Jagdausflüge des Imperators nach Mekra-Titula erreicht werden. Offenbar hatte der Dreifache Sonnenträger diese Aufgabe erledigt und kehrte nun nach Arkon I zurück.

Ermed Trelgron wollte den Freund nicht aus den Augen lassen. Er eilte quer durch das Lokal, wurde jedoch am Ausgang durch einige Offiziere behindert, die sich hereindrängten. Trelgron wartete ungeduldig ab, bis der Weg frei war. Er musste vorsichtig sein und durfte nicht auffallen. Mit Hilfe einer raffinierten Maskentechnik war sein Äußeres zwar verändert worden, dennoch durfte er kein Risiko eingehen. Er wurde nach wie vor von der Militärpolizei der arkonidischen Raumflotte gesucht.

Als Trelgron in die Halle hinaustrat, war Grishkan verschwunden. Etwa fünfhundert Menschen befanden sich zwischen Trelgron und dem Ausgang der Abfertigungshalle. Unter ihnen musste der Gesuchte sein. Der ehemalige Kommandant von Karaltron stürzte sich in die Menge. Er wollte Grishkan auf gar keinen Fall verfehlen. Von ihm erhoffte er sich weitere Hilfe. Außerdem war Grishkan der geeignete Mann, Verbindung zu Delgola, seiner Frau, aufzunehmen.

Plötzlich entdeckte Trelgron den Sonnenträger. Er hatte seine Koffer vor einem robotischen Zeitschriftenkiosk abgestellt und suchte sich einige Informationsschriften heraus. Trotz moderner Video- und 3-D-Technik waren Zeitschriften immer noch beliebt, weil in ihnen Nachrichten geboten wurden, die kein anderes Medium bringen konnte.

Grishkan blätterte in einer Zeitschrift. Offensichtlich hatte er etwas gefunden, was ihn ganz besonders interessierte, denn er setzte sich auf einen seiner Koffer und las konzentriert.

Ermed Trelgron war noch etwa zwanzig Meter von ihm entfernt. Er kam nur langsam voran, weil die Menschenmenge zu dicht stand und er durch abgestellte Gepäckstücke immer wieder behindert wurde.

Als Trelgron sich vergeblich bemühte, an einem jungen Pärchen vorbeizukommen, das sich ungeniert in der Öffentlichkeit küsste, beobachtete er, wie ein bärtiger Arkonide von hinten an Grishkan herantrat. Der Fremde beugte sich zu dem Sonnenträger hinab. Grishkan blickte erstaunt hoch. Die Zeitschrift entfiel seiner Hand. Sein Kopf sank nach unten. Es sah aus, als ob er eingeschlafen sei. Der Bärtige drehte sich gelassen um. Trelgron schien es, als ob der Fremde ihn für einen kurzen Moment prüfend ansehe. Er hatte diesen Mann nie zuvor gesehen.

Der Bärtige kam direkt auf ihn zu. Trelgron blieb voller Unbehagen stehen. Er blickte sich suchend um, doch er stand so unglücklich zwischen Gepäckstücken und Reisenden, dass er nicht ausweichen konnte. Sekunden später merkte er, dass das auch gar nicht notwendig war. Der Bärtige hatte ihn nur zufällig angesehen. Jetzt eilte er an ihm vorbei und verschwand in der Menge.

Aufatmend wandte sich Ermed Trelgron wieder dem Dreifachen Sonnenträger zu. Er erstarrte.

Grishkan kippte langsam vornüber. Eine grüne Flamme rollte vom Gürtel her über den Rücken hoch und hüllte den Kopf für einige Sekunden ein. Trelgron beobachtete voller Entsetzen, wie die Hitze Haar und Gesicht Grishkans versengte. Der Freund stürzte auf den Boden und blieb in verkrümmter Haltung liegen. Er war tot. Aus einer Wunde im Rücken sickerte Blut.

Ermed Trelgron drehte sich um. Seine Augen tränten. Bemüht, kein Aufsehen zu erregen, entfernte er sich von dem Robotkiosk. Er wusste, dass er nur noch Sekunden hatte. Dann würde fraglos alles abgesperrt werden, so dass niemand mehr entkommen konnte.

Als er die Laufbänder erreicht hatte und damit in den Tunnel zu den Taxigleitern geriet, vernahm er einige gellende Schreie. Der Tote war entdeckt worden. Ihm erschien es, als sei inzwischen eine Ewigkeit vergangen. Er wunderte sich darüber, dass niemand früher Alarm geschlagen hatte.

Wenig später startete er in einem Gleiter und ließ den Raumhafen hinter sich. Die Spannung fiel von ihm ab, und jetzt erst kam er dazu, seinen Gefühlen über den Tod des Freundes freien Lauf zu lassen.

 

*

 

Lebo Axton zapfte sich roten, zähflüssigen Tsan-Saft aus dem Servomaten und kehrte zum Tisch zurück. Er setzte sich. Ihm gegenüber saß Gentleman Kelly, der Roboter.

»Du bist dran«, sagte der Terraner.

Auf dem Tisch lag ein Imperatorspiel, ein Spiel, das ein hohes Maß an Intelligenz, Entschlusskraft, Konzentration und Einfühlungsvermögen erforderte. Das Spiel war außerordentlich schwierig. Das war der Grund dafür, dass es nur von einem kleinen Kreis von Arkoniden gespielt wurde. Mit dem Großen I, wie es auch genannt wurde, konnte die hohe Politik des Imperiums nachvollzogen werden. Das bedeutete, dass innenpolitische Kenntnisse ebenso vorausgesetzt wurden wie außenpolitische Weitsichtigkeit sowie das Geschick, einen drohenden Krieg zu vermeiden, oder den Mut, einen Angriffskrieg zu führen. Da die Variationsmöglichkeiten bei diesem Spiel unbegrenzt waren, verlief jede Auseinandersetzung mit einem Kontrahenten anders.

»Du bist dran«, wiederholte Axton ungeduldig. »Warum entscheidest du dich nicht?«

»Die Situation ist ungünstig für mich«, erwiderte Kelly.

»Das ist kein Grund, beleidigt zu sein«, stellte Axton fest. »Du musst etwas tun.«

Das intellektuelle Duell mit dem Roboter dauerte nun schon zwei Stunden. Lebo Axton-Kennon war mit sich und seiner Leistung zufrieden. Er hatte Kelly förmlich niedergekämpft. Von den nächsten Spielzügen musste es abhängen, wer siegte. Der Terraner zweifelte nicht mehr daran, dass er es sein würde, denn alle Voraussetzungen sprachen für ihn. Das Positronenhirn Kellys hatte sich im kosmopsychologischen Denken als unterlegen erwiesen.

»Also gut«, sagte Gentleman Kelly mit gedämpfter Stimme. »Ich bestelle den Dreifachen Sonnenträger und erstrangigen Politfaktor des Planeten R-5536 zum Hof.«

»Ein hervorragender Spielzug«, sagte Axton lobend. »Du zwingst mich damit zum Umdenken. Damit hat sich die Situation für mich geändert. Aber das wird dir nichts helfen. Warte mal ...«

Er beugte sich nach vorn und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, und ein eigenartiges Kribbeln machte sich im Nacken bemerkbar. Zunächst machte er sich keine Gedanken darüber. Er versuchte, sich zu konzentrieren, aber es gelang ihm nicht. Er wurde durch das körperliche Unbehagen abgelenkt. Dabei wusste er, dass der nächste Spielzug Kelly endgültig erledigen musste. So gut war die Entscheidung des Roboters doch nicht gewesen. Aber was war zu tun?

Kelly blickte auf. Das Organband am Kopf des Roboters glänzte im Lichtschein der Leuchtplatten an der Decke. Bewegten sich die Antennen?

Unwillkürlich horchte der Terraner in sich hinein. Und plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

Gentleman Kelly sandte Signale im Ultraschallbereich aus, um ihn zu stören und abzulenken.

»Hör auf damit«, schrie Axton.

»Ich verstehe nicht«, entgegnete der Roboter. »Was meinst du, Liebling?«

»Du kannst nicht verlieren, du Blechbestie«, kreischte der Verwachsene in ohnmächtigem Zorn. »Du hast erkannt, dass du das Spiel nicht mehr gewinnen kannst, wenn alles regulär zugeht, und jetzt versuchst du es mit einem dreckigen Trick.«

»Aber, Schätzchen, wie kommst du auf so etwas?«, fragte Kelly und gab seiner Stimme einen beleidigten Beiklang.

»Hör auf damit«, forderte Axton, dem erneut ein Schauer über den Rücken lief.

»Ich weiß wirklich nicht, was du ...«, begann Kelly. Doch er kam nicht weiter. Lebo Axton griff nach seinem Glas Tsan-Saft und schleuderte es dem Roboter an den Kopf. Gentleman Kelly wich nicht aus. Das Glas zerplatzte, und der Saft verteilte sich über seinen Kopf.

Im gleichen Augenblick schlug das Türsignal an.

»Das war das letzte Mal, dass ich mit dir gespielt habe«, erklärte Axton zornig. »Verdammter Betrüger! Geh endlich zur Tür und öffne. Los, oder soll ich dir noch ein paar Tritte versetzen?«

Axton wies auf das Roboterbein, das er an der Wand befestigt hatte. Gentleman Kelly erhob sich.

»Ich beuge mich der Gewalt und dem Terror«, antwortete er würdevoll. Er schritt zur Tür und öffnete sie.

Ermed Trelgron trat ein. Befremdet musterte er den Roboter, dessen Kopf über und über mit dem roten Saft beschmiert war. Lebo Axton tat, als sei überhaupt nichts Ungewöhnliches passiert. Lächelnd ging er Trelgron entgegen.

»Kommen Sie näher«, bat er. »Was führt Sie zu mir?«

Er verzichtete auf Kritik, die durchaus angebracht gewesen wäre. Ermed Trelgron hatte die Anweisung bekommen, sich nur dann in der Wohnung Axtons sehen zu lassen, wenn besondere Umstände dies erforderten.

»Verzeihen Sie mir, dass ich hierher komme«, sagte Trelgron und warf Kelly erneut einen flüchtigen Blick zu. »Ich wurde Zeuge, wie ein Freund von mir heimtückisch ermordet wurde. Er kam von dem Planeten Mekra-Titula. Sie sagten, alles sei extrem wichtig, was ...«

»Schon gut«, entgegnete der Verwachsene besänftigend. »Sie haben keinen Fehler gemacht. Nehmen Sie Platz.«

Er drehte sich zu Kelly um.

»In die Hygienekabine mit dir«, schrie er. »Säubere dich.«

»Mit Wasser?«, fragte der Roboter.

»Womit sonst?«

»Wasser könnte meinem Teint schaden!«

Lebo Axton wandte sich stöhnend an Trelgron.

»Haben Sie eine Waffe dabei, Ermed?«, fragte er. »Wenn ja, dann geben Sie sie mir. Das Maß ist voll. Ich werde diesen Blechkretin vernichten.«

Gentleman Kelly schüttelte in menschlich anmutender Gebärde den Kopf, drehte sich um und ging in die Hygienekabine.

»Entschuldigen Sie, Ermed«, sagte Axton und setzte sich. »Hin und wieder habe ich Schwierigkeiten mit Kelly. Sie sollen uns nicht ablenken. Erzählen Sie, was vorgefallen ist. Jede Einzelheit interessiert mich.«

Ermed Trelgron berichtete. Axton hörte konzentriert zu.

»Sie sind sicher, dass es wirklich Grishkan war?«, fragte der Kosmokriminalist, als er alles vernommen hatte.

»Absolut.«

Lebo Axton überlegte. Trelgron tat ihm leid, weil er hatte zusehen müssen, wie einer seiner Freunde getötet wurde. Doch der Tod Grishkans ließ Axton ansonsten kalt. Er hatte den Dreifachen Sonnenträger nicht gekannt. Für ihn war allein wichtig, dass Grishkan von dem Planeten Mekra-Titula gekommen war.

»Ich danke Ihnen, Ermed«, sagte er. »Ihre Entscheidung, mich sofort zu verständigen, war richtig. Sie können hier in der Wohnung bleiben, wenn Sie wollen.«

»Wohin werden Sie gehen?«

»Ich werde mich mit der Untersuchungsbehörde in Verbindung setzen. Die Mordkommission wird den Tod Grishkans untersuchen. Warten Sie, bis ich zurück bin.«

»Danke«, entgegnete Trelgron schlicht.

Gentleman Kelly kehrte gesäubert aus der Hygienekabine zurück. Er drehte sich vor Axton hin und her.

»Gefalle ich dir so, Schätzchen?«, fragte er. Trelgron verfolgte verblüfft das Geschehen. Er wusste nicht, was er von dem Benehmen des Roboters halten sollte. Er hatte eine ganz andere Einstellung zu Robotern als Lebo Axton, und er kannte die psychischen Schwierigkeiten nicht, die Axton im Umgang mit Robotern zu bewältigen hatte.

»Sie wollten mir eine Schusswaffe geben, Ermed«, sagte Axton und streckte die Hand aus.

Gentleman Kelly kniete sich eilig nieder und gab dem Verwachsenen so Gelegenheit, auf seinen Rücken zu steigen. Axton grinste. Er winkte dem Arkoniden flüchtig zu und verließ die Wohnung. Ermed Trelgron war überrascht und verwirrt. Er hatte sich die Begegnung mit Axton ganz anders vorgestellt. Er glaubte, dass der Kosmokriminalist seinen Bericht nicht so ernst nehme wie er selbst. Doch Trelgron täuschte sich. Tatsächlich war Axton-Kennon wie elektrisiert. Dies war das Zeichen, auf das er gewartet hatte.

Er ließ sich von Kelly bis zu seinem Gleiter tragen, übernahm das Steuer der Maschine selbst und raste mit der höchsten erlaubten Geschwindigkeit zu dem von Trelgron genannten Raumhafen. Er landete auf dem öffentlichen Parkplatz, stieg wieder auf den Rücken des Roboters und begab sich zum Hafenkommandanten. Sein Weg endete vorläufig an einem Robotportier, der ihn nicht sofort in das Büro des Kommandanten vorlassen wollte.

»Ich komme in der Mordangelegenheit Grishkan«, erklärte Axton ungehalten. »Deshalb ist es wichtig, dass ich mit dem Kommandanten spreche. Und zwar jetzt sofort.«

»Eine Mordsache Grishkan ist unbekannt«, antwortete der Automat nach wenigen Sekunden, in denen er die Informationen des Zentralcomputers abgefragt hatte.

»Das ist unmöglich«, entfuhr es Axton. »Ich weiß, dass der Dreifache Sonnenträger vor etwa einer Stunde in der Abfertigungshalle ermordet worden ist.«

»Das ist ein Irrtum«, erwiderte der Roboter.

»Das muss ich klären. Öffne die Tür. Ich muss zum Kommandanten.«

Axton hielt dem Roboter erneut seine Identifikationskarte hin, erzielte damit jedoch keinen Erfolg. Die Tür glitt nicht zur Seite.

»Kelly, versuch du es«, befahl er seufzend.

Gentleman Kelly bemühte sich mit Hilfe seiner Funkgeräte, den Automaten auszuschalten, doch das gelang ihm nicht. Der Türroboter war offensichtlich gegen solche Versuche abgesichert.

»In die Halle«, sagte der Verwachsene heftig. Kelly gehorchte und trug ihn zu einem Antigravschacht. In diesem ging es nach unten bis direkt in die überfüllte Abfertigungshalle. Hier verlief alles wieder völlig normal, so als sei überhaupt nichts geschehen. Wahrscheinlich wussten die wenigsten Menschen in der Halle, was passiert war. Axton begab sich zu einem öffentlichen Videosprecher und wählte den Raumhafenkommandanten. Eine Robotstimme meldete sich.

»Ich habe den Mord in der Halle gesehen«, log Axton. »Ich weiß, wer der Mörder ist. Deshalb möchte ich den Kommandanten sprechen.«

»Wenden Sie sich an Leitarkran von der Mordkommission«, empfahl der Automat und schaltete ab.

Lebo Axton fluchte laut und anhaltend. Er hatte nicht damit gerechnet, auf derartige Schwierigkeiten zu stoßen. Er stieg wieder auf den Rücken Kellys, ließ sich zum Gleiter bringen und flog zu einem nahen Trichterbau. In diesem arbeitete die für diesen Bereich verantwortliche Mordkommission. Axton wäre gleich dorthin gegangen, wenn er nicht davon hätte ausgehen müssen, dass die Untersuchung des Mordes in diesem Fall über den Raumhafenkommandanten lief. Das war der Normalfall. Von dieser Regelung nahmen die Behörden nur Abstand, wenn es sich um ein besonders prominentes Opfer handelte oder um jemanden, der nicht identifiziert werden konnte. Beides traf bei Grishkan nicht zu.

Der Leiter der Mordkommission, Leitarkran, befand sich in seinem Büro, als Axton sich anmeldete. Er führte jedoch gerade ein Verhör durch und wollte nicht gestört werden.

Axton blieb keine andere Wahl. Er musste warten. Eine Stunde verstrich, dann war es mit der Geduld des Terraners vorbei.

»Holen Sie Leitarkran aus seinem Büro«, forderte er den jungen Offizier auf, mit dem er bisher gesprochen hatte, »oder ich gehe zu ihm.«

Der Arkonide schüttelte hochmütig den Kopf.

»Sie müssen sich gedulden«, erklärte er. »Leitarkran hat zu tun. Da kann nicht jeder herkommen und ihn stören.«