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Nr. 117

 

Herrscher im Unsichtbaren

 

von Peter Terrid

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Mythor, der Sohn des Kometen, begann seinen Kampf gegen die Mächte des Dunkels und des Bösen in Gorgan, der nördlichen Hälfte der Welt. Dann, nach einer relativ kurzen Zeit des Wirkens, in der er dennoch Großes vollbrachte, wurde der junge Held nach Vanga verschlagen, der von den Frauen beherrschten Südhälfte der Lichtwelt. Und obwohl in Vanga ein Mann nichts gilt, verstand Mythor es nichtsdestoweniger, sich bei den Amazonen Achtung zu verschaffen und den Hexenstern zu erreichen, wo er endlich mit seiner geliebten Fronja zusammenkam.

Gegenwärtig befinden sich der Sohn des Kometen und seine Gefährten, zu denen inzwischen auch Fronja, die ehemalige Erste Frau von Vanga, zählt, inmitten der Schattenzone. Mythor hat mit seiner Schar Carlumen betreten, die fliegende Stadt des legendären Caeryll.

Dieses einstige Gefährt des Lichts ist jedoch zum Spielball dunkler Kräfte geworden und hat eine Irrfahrt angetreten, die ausweglos erscheint.

Zwar hat Mythor mit Hilfe einiger seiner magisch begabten Gefährten die Schlange Yhr, der Carlumen die Irrfahrt verdankt, bändigen können – doch nur scheinbar, denn sonst würde sie nicht mit Orphal, dem Zauberer, paktieren. Orphal ist der HERRSCHER IM UNSICHTBAREN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mythor – Der Sohn des Kometen wird verwandelt.

Fronja – Die Tochter des Kometen scheint Mythor untreu zu werden.

Gerrek, Scida, Sadagar und Joby – Mythors Begleiter.

Orphal – Herrscher des Reiches Nebenan.

Bastraph – Orphals Hofnarr.

Hiide – Eine junge Amazone von Vanga.

1.

 

»Nein, Herr, ich bitte Euch, nicht schon wieder!«

Flehentlich hatte Bastraph beide Arme gehoben, sein Gesicht drückte Verzweiflung aus.

»Schwätz nicht, Narr, handle, wie ich es dir befohlen habe. Rüste alles für einen kleinen Ausflug.«

Gegen das Gebot des Herrschers gab es keine Widerrede. Bastraph ließ die Arme sinken und machte ein niedergeschlagenes Gesicht. Es half alles nichts, es ging schon wieder los.

Bastraph kannte seinen Herren. Wenn der ein solches Gesicht schnitt, dann stand Ungemach ins Haus – und zwar speziell für Bastraph, der die Launen und Grillen seines Gebieters mehr als einmal hatte teuer bezahlen müssen.

Wenn Orphal, den man den Herrn des Unsichtbaren zu nennen pflegte, auch König im Reich Nebenan, sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann führte er es auch aus. Und was diesmal ins Haus stand, ahnte Bastraph sehr genau. Dieses lüsterne Grinsen und Augenfunkeln kannte er bereits.

Seufzend und leise Verwünschungen murmelnd, machte sich Bastraph an die Arbeit, ein paar Gepäckstücke vorzubereiten – jedenfalls pflegte Orphal diesen Vorgang so zu nennen. Da er nicht im Traum daran dachte, sich während seiner Raubzüge mit Brotkanten und trockenem Speck zufriedenzugeben, war allerhand zusammenzustellen und aufzuladen. Schläuche vom besten Wein, frisch gebackene Brote, Käse und Süßigkeiten und natürlich eine bequeme Lagerstatt.

»Womit habe ich das verdient?«, klagte Bastraph leise. Garum, seines Zeichens Leibkoch des hohen Herrschers, sah ihn von der Seite an.

»Es liegt an deinem Mundwerk«, sagte Garum trocken. »Du bist zu gewitzt, aber gleichzeitig nicht gewitzt genug, deinen vorlauten Schnabel zu halten, wenn es nötig wäre.«

»Du hast recht«, jammerte Bastraph. »Hätte ich damals den Mund gehalten, ich säße jetzt wohlbehalten im eigenen Haus, anstatt die Plünderzüge dieses nimmersatten Lüstlings vorzubereiten.«

Garum konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Es war ein seltsamer Anblick, diese beiden Männer fortreiten zu sehen. Bastraph war hochgewachsen, muskelprall und kräftig. Das Gesicht war frei und offen, die dunklen Augen konnten je nach Stimmung schwärmerisch oder schwermütig blicken. Das helle, dichtgelockte Haar trug Bastraph kurzgeschnitten, der rötliche Bart war bestens gestutzt. Er bewegte sich mit kraftvoller Anmut, war in Schrift und Sprache gleichsam wohlgewandt, vermochte witzige Verse zu schreiben, mit Bogen und Schwert umzugehen und einen feurigen Renner zu zügeln.

Ganz anders Orphal. Gerade mittelgroß, die Glieder vom Nichtstun erschlafft und verfettet, geziert mit einer Leibeswölbung, die in seinem Reich seinesgleichen suchte, die Augen nicht selten gerötet vom übermäßigen Zuspruch des Weines, der Schädel fast kahl, von einem handbreiten Kranz strähniger schwarzer Locken abgesehen, mit schlaffen Gesichtszügen und einer Trägheit von Geist und Leib, die ohnegleichen war.

Während Orphals Zunge ausnahmslos Schlüpfrigkeiten entsprangen, vermochte Bastraph seine Zunge einer Degenklinge gleich zu benutzen. Seine Bemerkungen waren treffsicher und nadelspitz.

Vor sieben Jahren waren sich diese beiden Männer begegnet. Auch damals hatte Bastraph seiner flinken Zunge nicht Zügel anlegen können, und während sich Orphals Hof über seinen bissigen Witz amüsierte, hatte der Herrscher geschwind über Bastraphs Kopf entschieden. Entweder legte er dem frechen Spötter den Schädel vor die Füße – oder er legte ihn an die Kette und ließ ihn seine geschliffenen Bissigkeiten an anderen Opfern erproben. Seither diente Bastraph dem Herrscher des Unsichtbaren als Hofnarr.

»Hat er denn nicht längst genug?«, jammerte Bastraph. Er schaffte es vorzüglich, den weinerlich gelangweilten Tonfall seines Herrn zu imitieren. »Was will er denn noch? In den Gewölben stapeln sich die Leckerbissen, Krüge und Schläuche voll besten Weins, und Gespielinnen hat er mehr als Krieger.«

»Du wirst sehen, was er noch will«, antwortete Garum. »Hier, für dich beiseite gelegt. Luftgetrocknete Wurst, vom besten.«

»Ob das hilft?«, versetzte Bastraph mürrisch.

Draußen vor dem Palast des Herrschers standen drei Pferde gesattelt, dazu zwei Lasttiere, die gerade beladen wurden. Offenbar trug sich Orphal mit dem Gedanken an einen längeren Ausflug.

Bastraph packte seine wenigen Habseligkeiten zusammen und holte das Schwert vom Schleifer ab, der es wieder zu makelloser Schärfe geführt hatte. Bei Ausflügen wie diesem setzte es nicht selten Hiebe, und da war es ratsam, eine gehärtete und geschärfte Klinge griffbereit zu halten. In der Regel war es Bastraph, der sich seiner Haut zu wehren hatte – Orphal kam nur selten in Verlegenheit.

Die Stunde bis zur Abreise verging rasend schnell, Bastraph kam mit den Vorbereitungen kaum nach. Orphal, der wusste, was er an seinem Narren hatte, drängte ausnahmsweise nicht. Er wartete, bis alles bereit war, dann ließ er sich von Bastraph in den Sattel heben.

Sein Gesicht zeigte jenes schmierig-anzügliche Lächeln, das Bastraph so gut an dem Herrscher kannte.

»Wir werden nach Vanga vorstoßen«, verkündete Orphal. »Mich gelüstet es nach einer Amazone.«

»Oh weh«, entfuhr es Bastraph.

Die üblichen Raubzüge waren schon schlimm genug. Es tat weh, ansehen zu müssen, wie Orphal seine Opfer schikanierte und ausplünderte. Das Reich Nebenan – überall und nirgends zu finden – war für manch einen Bewohner anderer Weltgegenden zu einem wahren Albtraum geworden. Überall erschien Orphal mit ein paar Kriegern, drohte mit Waffenlärm und niederträchtiger Zauberkunst und erreichte stets, was er wollte. Waren von überallher strömten ins Reich Nebenan. Fischer opferten ganze Fänge, um nicht dank Orphals magischer Kunst beim nächsten Auslaufen die Netze mit stinkendem Schleim angefüllt vorzufinden. Bauern leerten Fass und Scheuer, mal aus schlichter Gutgläubigkeit an den göttlichen Orphal, mal aus purer Angst vor Hagelschlag, Hitze und anderen Ereignissen, die verheerende Missernten zur Folge haben konnten. Wo immer Reben am Stock hingen, tauchte Orphal als Gott der Rebe auf und ließ sich weidlich opfern.

Die solcherart Geschundenen zahlten in der Regel gerne – schon um ärgerem Ungemach zu entgehen. Denn Orphals Sinnen und Trachten zielte nicht allein darauf ab, sich mit Wein vollaufen zu lassen oder zu fressen, bis ihm die Gänseschlegel nicht mehr durch den Schlund wollten. Er war hinter den Weibern her wie keiner sonst und er war, ungeachtet seines Auftretens und Gebarens, außerordentlich erfolgreich. Bastraph hatte bei Antritt seines Narrendiensts einmal versucht, eine Liste anzulegen, hatte aber aufhören müssen, als der Gänsekiel begonnen hatte zu rauchen.

»Muss das denn wirklich sein, Herr?«, fragte Bastraph behutsam an.

»Mir ist danach«, versetzte Orphal. Die Aussicht auf ein Abenteuer – bei dem er in der Regel die Trophäen und Bastraph die Keile davontrug – hatte ihn gemütlich gestimmt. Während er genüsslich eine reife Feige nach der anderen verspeiste, trieb er sein Reittier einer jener magischen Brücken entgegen, die er zum überraschenden Auftauchen in den unterschiedlichsten Landen verwendete.

»Meine Schrammen vom letzten Ausflug dieser Art sind noch nicht verheilt«, wagte Bastraph einzuwerfen.

»Was schert das mich, Narr. Sieh selber zu, dass du nicht verbläut wirst.«

Hinter Orphals Rücken schnitt Bastraph eine Grimasse.

Es war stets das gleiche Spiel. Kam ein ahnungsloser Ehemann oder Vater dahinter, dass ein reißender Lustwolf im Unschuldsgarten seiner Familie wilderte, sah er in begreiflichem Irrtum natürlich den schmucken Bastraph als Übeltäter an. In etlichen Fällen mochte das auch zutreffen, denn Orphal entblödete sich nicht, Bastraph gleichsam als Lockvogel einzusetzen – und während der unglückliche Narr dann alle Mühe hatte, sich seiner Haut zu wehren, suchte Orphal mit wohlfeiler Beute das Weite.

»Ach«, seufzte Bastraph. »Es geht ungerecht zu auf der Welt.«

»Hähä«, machte Orphal zufrieden.

 

*

 

Ausgerechnet Vanga. Bastraph begriff einfach nicht, was Orphal an den waffenklirrenden Amazonen fand. Bastraph hätte es vorgezogen, keiner dieser muskelbepackten Frauen mit ihren schrecklichen Waffen zu begegnen, aber Orphal gierte geradezu danach. Ob es etwas damit zu tun hatte, dass Frauen von Vanga ihm vor geraumer Zeit beträchtliche Teile seines Reiches entrissen hatten?

Bastraph jedenfalls hatte keine Lust, mit einer Amazone anzubändeln, weder mit Waffen noch mit Minne. Entsprechend scheu sah er sich immer wieder um.

Der Landstrich, den sich Orphal für sein Unternehmen ausgesucht hatte, lag im Einflussbereich der Zaubermutter Zeboa, mit der sicherlich nicht gut zu tafeln war, wenn man sich an ihre Frauen heranmachte.

»Halt!«, murmelte Orphal. »Von den Pferden.«

Wenn es um Liebeshändel ging, entwickelte Orphal eine bemerkenswerte Gewandtheit. Rasch war er vom Pferd herunter. Die Tiere wurden in einem Wäldchen versteckt. Durchs Unterholz spähend erkannte Bastraph eine Gestalt, die sich auf einem Pferd näherte.

»Lass sehen, was da entlanggeritten kommt«, flüsterte Orphal. Er rieb sich die feuchten Hände.

»Geh du voran«, forderte er Bastraph auf. »Stelle fest, wer es ist.«

Bastraph seufzte. Gegen diesen klaren Befehl gab es keine Widerrede, wenn man nicht Gefahr laufen wollte, von Orphal fürchterlich bestraft zu werden. Mehr als einmal hatte Bastraph erwogen, dem Gierhals die Gurgel durchzuschneiden, aber dazu brachte er den Mut nicht auf.

Zögernd verließ der Narr seine Deckung. Die Gestalt schien in einiger Entfernung vorbeipreschen zu wollen, und Bastraph war nahe daran, einen Seufzer der Erleichterung auszustoßen. Dann aber war er aus der Ferne erkannt worden. Die Reiterin – es musste eine Frau sein, denn sie trug einen Speer über dem Rücken – parierte ihr Pferd durch, riss es herum und jagte nun genau auf das Wäldchen zu, in dem sich Orphal versteckte.

Wie nicht anders zu erwarten, erkannte die Reiterin von weitem, dass da ein Mann stand, und erlaubte sich einen der rüden Späße, mit denen die Vanga-Frauen ihre Männchen zu beeindrucken pflegten. In vollem Galopp nahm sie den Speer zur Hand und jagte damit auf Bastraph zu. Der kannte diese Spiele bereits zur Genüge und blieb stehen. Eine Handbreit vor seiner Brust blieb die Speerspitze in der Luft stehen – es waren ein paar dunkle Flecken darauf zu sehen, die daran erinnerten, wozu dieses Kriegsgerät diente.

»Sieh an, ein wagemutiges Männchen!«

Die Stimme der Reiterin klang jung und frisch, und als sie das Helmvisier hochklappte, erkannte Bastraph mit leiser Trauer, dass Orphal einmal mehr ein besonders hübscher Gimpel ins Netz gegangen war.

Rote Haare umflatterten ein schmales blasses Gesicht mit dunklen Augen. Die dunklen Lippen waren zu einem spöttischen Lächeln verzogen. Die Amazone war noch sehr jung und hatte wohl wenig Kampferfahrung – jedenfalls fehlte der scheußliche Zierrat, mit dem sich die Vanga-Amazonen des Öfteren zu verunstalten pflegten. Auch war diese Frau – das war trotz der Rüstung zu erkennen – erheblich schlanker und wohlgestalter, als Bastraph es bei den grimmigen Amazonen anzutreffen gewohnt war.

»Ach ja«, seufzte Bastraph. Schade um das schöne Kind.

»Was hast du hier zu suchen, Bursche?«, fragte die Amazone. Die Spitze ihres Speeres zielte noch immer auf Bastraphs Brust. Das Leder seines Wamses war schwerlich geeignet, einen kräftigen Stoß abzufangen.

»Offengestanden – Mädchen fangen«, sagte Bastraph und kratzte sich hinter dem rechten Ohr.

Die Amazone lachte, dass sie fast aus dem Sattel gefallen wäre.

»Schon Erfolg gehabt heute?«

»Du bist die erste«, gab Bastraph unumwunden zu.

Nach einem neuerlichen Heiterkeitsausbruch stieg die Amazone vom Pferd. Sie war nur knapp eine Handbreit größer als Bastraph und nur wenig breitschultriger.

»Und wie viel willst du zusammenbringen?«, wollte die Amazone wissen. Sie stand vor Bastraph, die Hände in die Hüften gestemmt und schien sich prächtig zu amüsieren.

»Ich glaube, ein Mädchen am Tag reicht«, antwortete Bastraph.

Wieder schüttelte sich die Amazone vor Lachen. Sie trug zwei Schwerter am Gürtel, und vom Sattelknauf hing noch eine schwere stachelgespickte Keule herab.

»Nur zu«, sagte die Frau. »Wie heißt du eigentlich?«

»Bastraph«, antwortete der Narr des Königs Orphal.

»Ich bin Hiide«, stellte sich die Amazone vor. »Wie hast du dir das Einfangen gedacht?«

Bastraph stieß einen leisen Seufzer aus. Hiide mochte das alles sehr spaßig finden, aber sie ahnte ja auch nicht, wer sich im Gebüsch verbarg, und was für Schliche dieser Jemand kannte.

»Willst du ein paar Stunden hinter mir herlaufen und mich jagen?«, fragte Hiide. »Oder wollen wir die Sache im offenen Schwertkampf austragen?«

»Am einfachsten wäre, du ließest dich von mir fesseln«, sagte Bastraph. Er nestelte die Stricke vom Gürtel. Hiide warf einen kurzen Blick auf die Taue und lachte erneut.

»Damit willst du mich halten?«, fragte sie spöttisch. »Versuche es nur.«

Sie streckte Bastraph die Arme entgegen. Wieder seufzte der junge Mann. Wie sollte Hiide ahnen, dass Orphal die dünnen Seile mit einem starken Zauber versehen hatte?

Lachend ließ es Hiide geschehen, dass Bastraph ihr die Hände zusammenband. Er stellte sich dabei nicht sehr geschickt an, es war auch nicht nötig, denn Orphals Zauberkräfte waren außerordentlich stark. Das Mädchen wusste nicht, dass es in einer Falle steckte, aus der es sich niemals lösen konnte.

»Und nun?«, fragte Hiide grinsend, nachdem Bastraph seine Arbeit beendet hatte. »Jetzt hast du dein Mädchen.«

»Nicht für mich«, wehrte Bastraph ab. Jetzt erst wurde Hiide aufmerksam.

»Was soll das heißen?«

»Dass er in meinen Diensten steht und meine Aufträge ausführt«, sagte Orphal und schob sich aus dem Gebüsch, das ihn bisher verborgen hatte. Hiide betrachtete ihn mit erkennbarer Abscheu.

Sie sah Bastraph an.

»Was hast du mit diesem feisten Widerling zu schaffen?«, fragte sie ergrimmt.

»Er ist mein Herr«, antwortete Bastraph. »Orphal, der Herrscher des Reiches Nebenan.«

Offenbar war Orphals Ruf weithin bekannt. Hiides Gesicht verfärbte sich.

»Lump!«, zischte sie und sah Bastraph wütend an. Der Hofnarr des Königs sah, wie Hiide ihre kräftigen Muskeln spannte, um sich von den Fesseln zu befreien. Mochten die Wicklungen dünn und lose sein – der Zauber hielt sie unverkennbar fest.

»Entzückend«, sagte Orphal. »Das Kätzchen wehrt sich.«

Sein Blick war von einer Dreistigkeit und Ungeniertheit, die mit Worten schwerlich zu erreichen war. Hiides Wut wuchs, mit aller Kraft zerrte sie an den Fesseln, aber es half nichts.

»Du wirst eine echte Bereicherung meiner Sammlung sein«, sagte Orphal fröhlich.

»Noch nicht!«, stieß Hiide hervor.

Mit einem Satz war sie bei ihrem Pferd. Ein schneller Griff, dann lag die schwere Keule in ihren Händen.

»Du zuerst, für deine Feigheit«, stieß Hiide hervor.

Bastraph wusste, dass er nun wieder würde die Prügel einstecken müssen, die von Rechts wegen seinem lüsternen Herren und Gebieter gebührten. Er machte einen weiten Satz, der ihn gerade noch rechtzeitig aus dem Schwungbereich von Hiides Armen brachte. Hätte die Keule ihn getroffen, wäre er ein toter Mann gewesen.

»Bleib stehen und kämpfe!«, schrie Hiide grimmig.

Wie üblich überließ es Orphal seinem Narren, den Kampf auszutragen. Er hielt sich in sicherem Abstand, und ungeachtet seiner Leibesfülle waren seine Beine flink und behände genug, ihn in ausreichendem Abstand von der wütenden Amazone zu halten.