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Nr. 506

 

Bordnomaden

 

Ein Magnide verfolgt eigene Pläne

 

von Hubert Haensel

 

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Es geschah im Dezember des Jahres 3586, als Perry Rhodan mit seinen Gefährten die SOL verließ und zur BASIS übersiedelte, nachdem er den Solgeborenen das Generationenschiff offiziell übergeben hatte.

Die neuen Herren der SOL sahen sich somit endlich in die Lage versetzt, ihre Wünsche zu realisieren. Sie trennten sich von der Menschheit, um ihre eigenen Wege zu gehen. Sie betrachteten den Weltraum als ihren eigentlichen Lebensbereich und das Schiff als ihre Heimat – und die meisten von ihnen scheuten davor zurück, das Schiff zu verlassen und einen Himmelskörper zu betreten.

Seit der Zeit, da die SOL unter dem Kommando der Solgeborenen auf große Fahrt ging und mit unbekanntem Ziel in den Tiefen des Sternenmeeres verschwand, sind mehr als zweihundert Jahre vergangen, und niemand hat in der Zwischenzeit etwas vom Verbleib des Generationenschiffs gehört.

Im Jahr 3791 ist es jedoch soweit – und ein Mann kommt wieder in Kontakt mit dem verschollenen Schiff. Dieser Mann ist Atlan. Die Kosmokraten entlassen ihn, damit er sich um die SOL kümmert.

Die chaotischen Verhältnisse an Bord des Schiffes zwingen den Arkoniden, das Leben eines Gejagten zu führen. Und so kommt es, dass Atlan bei seinen Streifzügen durch die SOL auch auf eine ganz spezielle Gruppe von Solanern stößt – die BORDNOMADEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide bei der Gruppe der Bordnomaden.

Horm Brast, Mira Willem und Mark Hartem – Drei Bordnomaden.

Chart Deccon – Schiffsführer der SOL.

Homer Gerigk – Ein verräterischer Magnide.

Marra – Die Mutter eines Monsters.

1.

 

Sie hatte gewusst, dass es eines Tages so kommen musste, und doch hatte sie sich immer davor verschlossen.

Ein Monster!

Welch schrecklichen Beigeschmack besaß dieses Wort. Welche Grausamkeiten konnten sich darin ausdrücken.

Sanft strich ihre Hand über weiches, schulterlanges Haar. Ein Blick aus tiefgründigen blauen Augen dankte es ihr – ein Blick, der eine einzige stumme Frage war.

In all den langen Jahren hatte sie nie die Hoffnung aufgegeben. Nächtelang hatte sie wach gelegen, von Albträumen immer wieder aufgeschreckt, sobald die Müdigkeit sie übermannte. Sollte wirklich alles vergebens gewesen sein?

Zehn Jahre hatte sie ihre ganze Liebe geschenkt, weil sie wusste, dass eines Tages alles vorbei sein würde. Jetzt war die Zeit gekommen, aber sie weigerte sich, das einzusehen.

»Marra ...« Fast flehentlich sah das Mädchen zu ihr auf. »Mutter!«

Sie wischte dem Kind die Tränen ab und das Blut, das aus einigen Platzwunden sickerte.

»Warum? – Warum nur ist diese Welt so schlecht?«

Marra bemerkte nicht, dass sie ihre Gedanken laut aussprach. Erst als sie eine Hand sanft auf ihrer Schulter spürte, wurde sie sich dessen schlagartig bewusst.

»Nicht unsere Welt ist schlecht. Es sind die Menschen, die in ihr leben.«

Überrascht sah Marra auf. Das waren die Worte eines Kindes, dennoch steckte in ihnen mehr Weisheit und Lebenserfahrung, als das Alter vermuten ließ.

Sie konnte stolz sein auf ihre Zwillinge.

Sylva, die ältere von beiden war schon eine richtige kleine Dame, ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Die großen, hellen Augen, das blonde, gelockte Haar – wenn Marra ihre Tochter ansah, glaubte sie, in einen Spiegel zu blicken. Sylva hatte gelernt, Schläge einzustecken aber auch auszuteilen, wenn andere ihr zu nahe traten. Sie hing sehr an ihrer jüngeren Schwester.

»Ich liebe Germa«, hatte sie einmal gesagt. »So wie sie ist.«

Das war vor vielen Wochen gewesen.

Aber wie weit würde ihre Liebe gehen? Würde sie sich den Ferraten entgegenstellen, wenn diese Jagd auf das Monster machten? In den nächsten Tagen mussten die Brüder und Schwestern der sechsten Wertigkeit von Germas Existenz erfahren.

Sylvas Schwester war immer kränklich gewesen. Und gerade in letzter Zeit schien sie von einer schnell fortschreitenden Auszehrung betroffen zu sein. Fiebrig glänzend lagen ihre Augen tief in den Höhlen, über ihren Wangenknochen spannte sich eine langsam verhärtende Haut.

Marra befürchtete, dass bald auch Germas Gesicht ebensolche rissige Schuppen aufwies wie ihr übriger Körper. Lange genug hatte sie es vor den anderen aus ihrer Gemeinschaft verbergen können. Und niemand hatte je bemerkt, dass das Mädchen außer ihren beiden dürren Armen zwei weitere besaß, jeder etwa dreißig Zentimeter lang. In Höhe der Hüftknochen wuchsen sie aus dem Körper.

Das machte Germa zum Monster, zur Ausgestoßenen, die von nun an immer auf der Flucht sein würde.

Wie ich jene hasse, dachte Marra, die nur stumpfsinnig in den Tag hinein leben, denen drei Mahlzeiten bereits die Erfüllung bedeuten. Sie merken nicht, dass sie immer tiefer in einen Sumpf gezerrt werden, dem sie nicht entrinnen können.

Sie fühlte es heiß in sich aufwallen. Plötzlich musste sie nach Luft ringen. Ein eiserner Ring schien sich um ihren Brustkorb zu legen.

»Mutter!«

Wie aus weiter Ferne drang die Stimme in ihr Bewusstsein.

Zwei Hände, die ihr über die Schläfen strichen, holten die Frau in die Wirklichkeit zurück. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn; ein stechender Schmerz in ihrer Brust, der bis weit in den linken Arm ausstrahlte, machte das Atmen zur Qual.

In letzter Zeit häuften sich Anfälle dieser Art. Allerdings war es nie so schlimm gewesen wie diesmal.

Es ist das Herz, dachte Marra. Ich werde sterben.

Sie fühlte keine Trauer, nur Mitleid mit ihren Kindern. Was sollte aus Germa werden, die vor wenigen Stunden erfahren hatte, was es hieß, anders zu sein als die anderen?

Das Mädchen schluchzte leise vor sich hin. Marra fühlte Sylvas Blick auf ihr ruhen und wusste plötzlich, was sie zu tun hatte.

Es gab einen Ausweg.

Sie tastete hinter sich. Ihre Finger glitten über das glatte, kalte Metall des Bodens. Dann fühlte sie den Griff aus Plastik, der sich weich in ihre Hand schmiegte. Die Klinge des Messers war lang genug, um ein schnelles Ende zu machen. Erst Germa, dann sie selbst.

Ich hasse euch!, schrien Marras Gedanken. Euch alle, die ihr aus den Zuständen an Bord der SOL Profit zieht.

Aber sie meinte vor allem einen Mann, der ihr vor nunmehr fast elf Jahren begegnet war. Den Vater ihrer Kinder. In der Hierarchie des Schiffes stand er ganz weit oben. Er besaß die Macht, über Tod und Leben zu entscheiden. Und sie, Marra, hatte damals das Leben gewählt. Doch zu welchem Preis?

Tränen traten ihr in die Augen, während sie das Messer langsam an sich zog. Germa war jetzt völlig ruhig.

»Nicht, Mutter!« Sylva fiel ihr in den Arm. Zwei Kinderhände umklammerten ihr Handgelenk. Aber Marra stieß dennoch zu. Sie wusste, wenn sie zögerte, würde sie nie wieder den Mut dazu aufbringen.

Im letzten Moment entriss Sylva ihr das Messer und schleuderte es an die Wand. Marra sackte haltlos in sich zusammen.

Sekundenlang herrschte völlige Stille. Dann erklang von irgendwoher das Wimmern auf Volllast laufender Aggregate. Eine Erschütterung durchlief die SZ-1. Ein zweiter, weitaus heftigerer Stoß folgte. Die Wände der Kabine schienen in Schwingung zu geraten. Aber der seltsame Vorgang hielt nicht einmal eine Minute an. Danach war alles wieder wie vorher. Nur aus der Ferne erscholl das Schrillen einer Sirene.

»Warum«, herrschte Marra ihre älteste Tochter an, »hast du mich daran gehindert?«

»Ist der Tod eine Lösung?«, fragte Sylva zurück. »Willst du Germa die letzte Hoffnung nehmen?« Für ihr Alter war das Mädchen erstaunlich reif und verständig.

»Die letzte Hoffnung?« Marra lachte schrill. »Hoffnung ... worauf? Dass einer der Brüder sie erwischt, vielleicht gar dieser Aksel von Dhrau? Lieber soll sie durch meine Hand sterben. Glaube mir, ich weiß, was es heißt, mit der SOLAG konfrontiert zu werden.«

»Unser Vater ...«, begann Sylva unverhofft. »Du hast nie mehr von ihm erzählt, als dass sein Name Homer ist.«

Marra schreckte auf.

»Schweig!«, zischte sie. »Ich will nichts davon hören.«

Aber Sylva bohrte weiter.

»Du hast ihn nicht geliebt?«

»Liebe, Kind – was ist das noch?« Bitterkeit schwang in ihrer Stimme mit. »Sieh dir Germa an, dann weißt du, was du von deinen Mitmenschen zu erwarten hast.«

»Alle können nicht böse sein.«

»Die, deren Befehl Gesetz ist, schon.«

»Unser Vater ist einer der Brüder?«

Marra schwieg.

»Ich muss die Wahrheit wissen, Mutter. Hat er schuld daran, dass Germa ein ... ein Monster ist?«

Die Frau schluckte krampfhaft.

»Mag sein«, nickte sie nach einer Weile. »Er wollte nichts als sein Vergnügen, und ich musste gehorchen.«

»Geh zu ihm. Er soll Germa helfen.«

»Sie beschützen womöglich? Oh nein, diese Demütigung würde ich nicht überleben. Homer Gerigk ist ein Mann, der sich nimmt, was er haben will und dich schon nach einer Stunde zum Teufel jagt, wenn er deiner überdrüssig ist.«

»Welche Wertigkeit ...?«

»Er ist ein Magnide.«

»Dann«, ein Lächeln huschte über Sylvas Züge, »kann er Germa helfen. Niemand wird es wagen, sich ihm zu widersetzen. Er muss sie ganz einfach bei sich aufnehmen, denn sie ist sein Fleisch und Blut.«

Traurig schüttelte Marra den Kopf.

»Du bist zu jung, um das zu verstehen«, sagte sie. »Aber Homer hat bestimmt mehr Kinder als euch beide.«

»Lass uns zu ihm gehen, Mutter. Bitte. Wir sollten es wenigstens versuchen.«

»Die Wachen werden uns daran hindern, den Mittelteil des Schiffes zu betreten.«

»Du warst einmal bei ihm«, platzte Sylva heraus, »und kannst es wieder schaffen. Aber du willst nicht. Dir ist egal, was aus Germa wird. Gib es doch zu, du bist nicht anders als alle.« Das Mädchen steigerte sich in einen zornigen Redeschwall hinein.

Marra machte den zaghaften Versuch einer Rechtfertigung.

»Nein!«, schrie Sylva sie an. »Wenn du Germa nicht hilfst, will ich nichts mehr von dir wissen.«

Mein Gott, dachte die Frau. Meine eigene Tochter klagt mich an. Was habe ich bloß falsch gemacht?

Damals vor elf Jahren, war sie jung gewesen, schön und begehrenswert. Homer Gerigk hatte sie trotzdem schon nach kurzer Zeit weggeschickt.

Und heute ...?

Ihr Gesicht war aufgedunsen, tiefe Falten hatten sich unter ihren Augen eingegraben, und ein Zug von Verbitterung lag um ihren Mund. Ihr Haar war grau geworden und hatte seinen Glanz von einst verloren. Auch die Geburt der beiden Kinder hatte deutliche Spuren hinterlassen.

Wieder fuhr es ihr wie mit glühenden Nadeln durch die linke Brustseite. Kalter Schweiß trat Marra auf die Stirn. Sie fühlte eine stärker werdende Übelkeit in sich aufsteigen, die sie zwang, die Augen zu schließen. Alles um sie her schien mit einemmal in Bewegung begriffen zu sein.

Doch schwanden die Symptome ebenso schnell wie sie aufgetreten waren. Zurück blieb die Furcht, schon der nächste Anfall könne der letzte sein. Diese Angstzustände, verbunden mit dem Gefühl, ersticken zu müssen, traten immer häufiger auf.

»... will ich nichts mehr von dir wissen!«

Wie blanker Hohn klangen Sylvas Worte. In Gedanken glaubte Marra, sie immer wieder zu hören. Hatte sie das verdient?

»Bringe uns zu Homer Gerigk! Zeige, dass du es wirklich ernst meinst!«

Sie sah in Sylvas Augen, erkannte den winzigen Funken, der in ihnen glomm. Kindlicher Trotz war es, gepaart mit der Hoffnung des Unwissenden.

Weshalb wehre ich mich eigentlich dagegen?, schoss es ihr durch den Sinn. Wahrscheinlich habe ich nicht mehr lange zu leben. Soll meine Tochter stets die Enttäuschung spüren, wenn sie an mich zurückdenkt?

Falls sie wirklich die Verbindung zum Mittelteil erreichten, würden sie dort ohnehin zurückgewiesen werden.

»Mag sein, dass du Recht hast«, hörte Marra sich sagen. »Wir werden uns auf den Weg machen.«

 

*

 

Die Bildschirme zeigten einen zerklüfteten Felsbrocken, dessen mittlerer Durchmesser bei fünfhundertsiebenundsechzig Meter lag. Er näherte sich der SOL mit rasender Geschwindigkeit und war deshalb erst vor wenigen Minuten entdeckt worden. Wenn man den augenblicklichen Kurs beibehielt, würde es in weniger als zehn Minuten unweigerlich zur Kollision kommen.

Obwohl dem High Sideryt sämtliche Ortungsergebnisse in seine Klause überspielt wurden, hatte er sich zu dem überraschend aufgetauchten Problem noch nicht geäußert. Glaubte er, dass die Magniden es auch ohne sein Zutun meistern konnten?

»Wie viele Gläserne sind zur Zeit draußen?«, wollte Nurmer wissen und kratzte sich gleichzeitig mit einer Hand den kahlen Schädel. Er zählte immerhin 102 Jahre, war damit der älteste der Magniden und am längsten in Amt und Würden. Schon unter der Herrschaft Tineidbha Daraws und deren Vorgänger hatte er zu den Brüdern der ersten Wertigkeit gehört.

Obwohl sein schlaffes, runzliges Gesicht ihm eher einen Ausdruck von Behäbigkeit verlieh, zeugten seine blassen blauen Augen doch von großer Intelligenz. Ständig waren sie in Bewegung. Ihnen schien nichts von dem zu entgehen, was in der geräumigen Zentrale im Mittelteil der SOL geschah.

»Fünfundzwanzig«, antwortete Ursula Grown, eine aufgedonnerte Frau mit künstlicher, blau gefärbter Haarpracht, aufgesetzten Biogeweben und gestrafften Haut- und Muskelpartien. Sie war 89 Jahre alt und mit 1,70 Meter auf den Zentimeter so groß wie Nurmer. »Die Buhrlos tummeln sich irgendwo in der Nähe des Ringwulsts der SZ-2. Wahrscheinlich genießen sie es sogar, dass die SOL ohne Bestimmung durch den Raum treibt.«

»Einzig und allein dafür wurde das Schiff auch geschaffen«, hakte Curie van Herling sofort ein. »Wir alle sind für den Weltraum geboren.«

»Blödsinn«, winkte Ursula Grown heftig ab. »Was wir betreiben, ist nichts als eine unnötige Vergeudung von Energie und Material. Der Mensch wurde geboren, um seine Umwelt zu erforschen und zu immer neuen Erkenntnissen zu gelangen. Wo wären wir denn ohne unsere Neugierde, die man auch Wissensdrang nennen kann?«

»Das ist überhaupt nicht das Problem«, unterbrach Nurmer schroff.

»Oh doch«, fuhr Ursula Grown auf. »Wenn alle Menschen nur die Tradition wahren und sich jedem Neuen gegenüber verschließen, würden wir noch in Höhlen leben und mit Pfeil und Bogen auf Mammutjagd gehen.«

Curie van Herling platzte lauthals heraus.

»Lach nur«, wetterte Ursula. »Es wird dir bald vergehen – euch allen.«

»Und dir dazu«, ließ Wajsto Kolsch Vernehmen. »Die SOL hat nun ein Ziel, so wie ihr angeblich Fortschrittlichen es immer fordert.«

»Ja?«, kam es verblüfft und ungläubig zugleich.

»Mausefalle!«, meinte Kolsch zynisch.

»Behaupte bloß nicht, dass wir daran schuld sind.«

»Und ob ich das tue. Wer wollte unbedingt dieses System anfliegen?«

»Nur um die Vorräte zu ergänzen. Außerdem macht sich unter den Pyrriden eine gewisse Unlust breit. Sie waren schon zu lange nicht mehr draußen.«

»Wohin eure blöden Forderungen führen, sieht man nun.« Arjana Joester sah sich veranlasst, für Wajsto Kolsch Partei zu ergreifen. Immerhin war es allgemein bekannt, dass sie intime Beziehungen zueinander unterhielten. »Wir sind in einem Zugstrahl gefangen, gegen den selbst unsere Triebwerke nichts auszurichten vermögen. Der uns verbliebene Aktionsradius von 1500 Kilometern ist geradezu lächerlich gering im Vergleich zu dem, was die SOL zu leisten imstande ist.«

»Hätten wir ein Ziel, eine Aufgabe, wäre es nie nötig gewesen, Mausefalle anzufliegen«, behauptete Ursula Grown.

Lyta Kunduran deutete auf die Bildschirme und die eingespiegelten Entfernungsangaben:

»Falls es noch jemanden interessiert, der riesige Asteroid ist durchaus imstande, die Außenhülle der SOL aufzureißen. Es wird Zeit, ein Ausweichmanöver zu fliegen.«

»Dann muss einer den Befehl geben, dass die Buhrlos eingeschleust werden«, sagte Ursula Grown. Nurmer wandte sich zu ihr um.

»Wie lange sind sie schon draußen?«, erkundigte er sich mit ausdrucksloser Miene.

Die Frau wusste genau, worauf er hinaus wollte. Nurmer war hinter E-kick her wie der Teufel hinter einer armen Seele.

»Knapp vier Stunden«, antwortete sie wahrheitsgemäß. Die Reaktion des Mannes mit dem bis auf die Brust reichenden silbernen Kinnbart interessierte sie.

»Vielleicht können die Gläsernen im Raum bleiben«, meinte er spontan.

Es bedurfte eines Weltraumaufenthaltes von mindestens fünf Stunden, damit die unsichtbare energetische Aura, mit der die Buhrlos sich aufluden, transformierbar wurde.

»Sie stecken irgendwo in der Nähe der Ringwulsttriebwerke der SZ-2«, erinnerte Ursula Grown. »Willst du, dass sie verglühen?«

»Verdammt«, platzte Nurmer heraus. Er hatte nicht die Absicht, auch nur auf ein Quäntchen E-kick zu verzichten. »Sie sollen sich zurückziehen aber auf keinen Fall das Schiff betreten.« Als er Ursulas forschenden Blick auf sich ruhen fühlte, fügte er rasch hinzu: »Vielleicht hilft uns ihre Direktbeobachtung, wenigstens einen Teil des Rätsels zu lösen, das den geheimnisvollen Zugstrahl umgibt.«