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Nr. 769

 

Die Stelen von Torquan

 

Die Psi-Sonne wird gezündet

 

von Arndt Ellmer

 

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Der Anfang des Jahres 3820 bringt eine einschneidende Veränderung der Machtkonstellation der Galaxis Manam-Turu. Atlans Hauptgegner, der Erleuchtete, der vor Jahresfrist Alkordoom verließ, um hier, an seinem Ursprungsort, sein Kunstgeschöpf EVOLO zu vollenden, ist nicht mehr.

Auch wenn Atlans größter Gegner nicht mehr existiert, die Lage in Manam-Turu hat sich dadurch nicht entspannt. EVOLO ist im Frühjahr 3820 bereits stärker, als der Erleuchtete es jemals war. Welche Gefahr das Psi-Geschöpf darstellt, hat sein Wirken bereits mehrfach bewiesen. Und selbst das zweite Konzil, bestehend aus Hyptons und Ligriden, bleibt durch EVOLOS Aktivitäten nicht ungeschoren.

Allerdings ist ein eindeutiger Trend noch nicht erkennbar, was den Ausgang des Machtkampfs um Manam-Turu betrifft. Zu viele unbekannte Faktoren sind im Spiel. Einer davon ist EVOLOS Instabilität, ein anderer die wachsende Feindschaft zwischen Hyptons und Ligriden, ein dritter das Wiederauftauchen von Dschadda-Moi, der alten Herrscherin der Krelquotten.

Atlan bringt Dschadda-Moi in ihre angestammte Heimat zurück. Doch alle Beteiligten dieser Reise werden bei Erreichen des Zielorts mit unglaublichen Vorgängen konfrontiert.

Wie es dazu kam, das berichten DIE STELEN VON TORQUAN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan, Mrothyr und Chipol: Sie sind erneut auf dem Weg nach Cirgro.

Dschadda-Moi – Herrscherin der Krelquotten.

Yopta, Lixter und Pjusto – Dschadda-Mois Zofen.

Don Quotte – Ein Wesir ernennt sich zum Großwesir.

Ladynborg und Dschamo – Zwei wichtige Torquanturs.

1.

 

Die Eherne Tafel der Vermittler:

Der achte Name lautet Chkudda-Nai.

Der siebenundzwanzigste Name lautet: Nnortor-Hen.

Der sechshundertdreiundsiebzigste Name ist: Bpaima-Tui.

Der viertausendfünfhundertsechsundneunzigste Name heißt: Vwannan-Shei.

Der elftausenddritte Name lautet: Tderog-Vay.

Der sechzehntausendneunhundertste Name fehlt noch.

2.

 

Stelen gehen umher. Sie haben keine festen Standorte, aber Lieblingsplätze. Sie orientieren sich an den positiven Ausstrahlungen ihrer Umgebung. Stelen können so in ihrem Weg beeinflusst werden. Manchmal gelingt es, sie in feste Gebäude, in Höhlen oder andere umschlossene Bezirke zu locken. Trotz aller Versuche, sie zum Sprechen zu bringen, bleiben sie dann stumm.

Stelen sprechen auf ihre eigene Art und Weise. Sie tun es lautlos, aber manchmal geht ein Seufzen von ihnen aus, als würden sie die Vergangenheit oder die Zukunft betrauern. Dann wenden sich die Torquanturs verwirrt von ihnen ab. Sie weichen ihnen aus, und die Stelen tun es ihnen nach, weil ihnen das Positive fehlt, an dem sie sich orientieren können. So ist das Leben auf Torquan ein ewiges Wechselspiel der Stimmungen und Ausstrahlungen. Das eine bedingt das andere.

Die Stelen taugen nur etwas, wenn die Torquanturs etwas taugen. Niemand weiß, warum es die Stelen gibt. Sie wissen es nicht einmal selbst. Sie wissen auch nicht, warum es die Torquanturs gibt. Diese sind auf Torquan entstanden und bilden ein großes und mächtiges Volk.

Die Stelen kennen das. Sie berichten über dieses Volk und seine lange Geschichte. Immer wenn sie bei guter Laune sind.

Stelen gehen ihre Wege und sind im Idealfall sehr geschwätzig.

3.

 

Der Berg ragt steil in den Himmel, ein wabernder Kegel aus Gesteinspsionik. Er überragt alle Landschaften dieser Welt und ist doch klein. Es gibt nur einen einzigen Eingang in diesen Berg, und er ist nicht sichtbar. Man muss ihn sich erschließen, und die Torquanturs sind die einzigen, die das können.

Optisch gesehen, ruht der Berg als winziges Modell einer fruchtbaren Landschaft unter einem gläsernen Dach mitten im Garten des Freundlichen Propheten. Der Freundliche Prophet gibt Auskunft über das Wetter und sieht seine Lebensaufgabe darin, das kleine Modell regelmäßig zu gießen, damit es nicht austrocknet. Trockenheit wäre tödlich für den Berg.

Und nicht nur für ihn. Für den ganzen Planeten, für das Volk der Torquanturs mit all seiner Macht und für die Stelen mit ihrem Wissen.

Denn im Berg ruht die Eherne Tafel der Vermittler.

4.

 

Irgendwo zwischen dem Planeten Africanis in einem der Randgebiete von Manam-Turu und dem Zentrumssektor, nach Abschluss einer Überlichtphase:

Yopta, eine der drei Zofen, stolperte unversehens und schlug der Länge nach hin. Sie brach in ein Wehgeschrei aus. Don Quotte eilte beflissen auf sie zu und wollte ihr aufhelfen.

»Unhold!«, fauchte die Zofe. »Nimm deine Finger von meinem dunklen Pelz. Was unterstehst du dich, mich auch nur anzufassen. Du bist ein Subjekt aus der Rumpelkammer, und ohne dieses komische Ding, das wir aus dem All gefischt haben, wärest du ein Nichts!«

»Yoooptaaa!« Die Stimme Dschadda-Mois unterbrach das Keifen der Zofe. Sie versteifte sich, stieß den Wesir mit den Armen von sich und kam jammernd in die Höhe. Sie wankte auf ihre Herrscherin zu und hielt ihr ein buntes Tuch vor die Augen.

»Nehmt das, meine Chadda!«, säuselte sie wie verwandelt. »Ihr seid allein würdig, es zu tragen!«

»Was soll ich damit!«, fauchte Dschadda-Moi. »Wie geht ihr mit mir um? Eine Schande ist das, wie ihr eure Herrscherin behandelt! Gib es Atlan zum Naseputzen oder Mrothyr für seinen Hals. Chipol soll sich sein Wattehaar damit einbinden. Aber was soll ich damit! Es gibt nichts an meinem Körper, was bedeckt werden müsste!«

»Jawohl, jawohl. Da hast du es!«, wandten sich Lixter und Pjusto an Yopta. »Du bist zu dämlich, so etwas zu erkennen. Du willst unsere Chadda verunzieren!«

»Iiiich?«, fauchte die Zofe. »Verunzieren? Wartet, ich will euch gleich verunzieren, wenn ihr nicht euer freches Mundwerk haltet. Ich und verunzieren!« Sie fuhr herum. »Chadda, liebste Chadda, bin ich nicht eure beste und liebste Zofe? Das könnt ihr mir doch bestätigen, nicht wahr?«

Die Krelquottin hatte sich von den Zofen abgewandt. Ihre Augen suchten meine Gestalt. Ich hatte mich in den hintersten Winkel der ovalen Zentrale unserer STERNSCHNUPPE zurückgezogen, um das Schauspiel zu beobachten.

»Damals muss ein Fehler unterlaufen sein«, sagte Dschadda-Moi. »Die drei sind aufsässig, streitsüchtig und erinnerungslos. Sie haben alle Fehler, die man sich nur denken kann. Und sie wollen sich bei mir einschmeicheln. Es ist schade, Atlan, dass ich dir den Wesir abgetreten habe. Er war für die kurze Zeit seit meinem Erwachen mein einziger Lichtblick, meine einzige Hoffnung. Zu vieles ist in den Fängen des psionischen Tiefschlafs hängengeblieben. Könnte ich es nur zurückholen.«

»Vielleicht kehrt es mit der Zeit von allein zurück«, machte ich ihr Hoffnung. »Vielleicht können dir Wesen wie die Daila helfen, deine Fähigkeiten zu reanimieren!«

Nach dem Desaster auf Africanis, bei dem Dschadda-Moi zwei ihrer Zofen verloren hatte, hatten wir uns bereiterklärt, die Herrscherin und ihren Anhang nach Cirgro zu bringen. Viel wussten wir nicht über sie. Ihre Erinnerung war getrübt, und die Zofen legten ein regelrecht gestörtes Verhalten an den Tag, was auf den langen Tiefschlaf zurückzuführen war, in dem sie auf dem Planeten der Jopper gelegen hatten.

Dschadda-Moi war eine krelquottische Herrscherin aus der Vergangenheit. Sie war damals dazu ausersehen worden, zum Wohl ihres Volkes zu agieren. Sie war ausgezogen, um etwas zu tun. Sie wusste nicht mehr, was es war. Sie wusste nur noch, dass sie es offenbar nicht geschafft hatte, in ihre Heimat zurückzukehren. Die allerdings kannte sie noch.

Der Planet Cirgro im System der gelbroten Sonne Muruth.

»Er ist ein Daila, nicht wahr?« Sie deutete auf Chipol, und der Junge zog schalkhaft die Augen zu engen Schlitzen zusammen und die Mundwinkel nach oben.

»Einer der stolzen Krieger dieses unüberwindlichen und mächtigen Volkes«, erwiderte er. »Du warst einmal eine Herrscherin. Kennst du noch dein Volk von damals? War es so wie alle deine Zofen? Oder so chaotisch wie die Krelquotten von heute? Was sind wir Daila doch gegen euch! Wir beherrschen die Raumfahrt, und wir haben viele Planeten besiedelt. Unser Volk setzt sich aus Normalen und Mutanten zusammen. Diese haben sich in jüngster Zeit zu einer friedlichen Koexistenz zusammengefunden. Gemeinsam haben sie gegen den Feind gekämpft, der in Gestalt der Ligriden erschien. Was habt ihr dagegenzusetzen?«

»Gemeinsam? O je!«, machte Lixter. »Das kann ja nicht gut gehen. Mutanten sind doch das einzig Wahre auf dieser Welt, nicht wahr, verehrte Chadda? Darf ich euch eine der Speisen aus diesem herrlichen Schiff zubereiten?«

»Ich verzichte. Wir haben das Ziel der Reise sowieso bald erreicht«, entgegnete Dschadda-Moi. »Ein Grund mehr, von diesem Schiff nichts mehr zu nehmen.«

»Früher hätte man dies einen Streik genannt«, meckerte Don Quotte laut. »Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen, sagt ein altes Sprichwort. Da ihr allesamt nur faul herumsteht, bekommt ihr auch nichts. Ich dagegen finde hier die herrlichsten Speisen und Getränke, die einer Positronik schmecken.«

»Es ist gut, Wesir!«, sagte ich.

»Wesir? Wesir?« Der Roboter in seinem weißen Krelquottenpelz fuchtelte mit den Armen. »Mindestens Oberwesir! Ich bin die Leiter hinaufgeklettert. Ich bin der persönliche Gesellschafter dieses herrlichen Schiffes!«

Er redete weiter wie ein Wasserfall, und die Zofen starrten ihn mit offenen Mündern an, wie sie es die meiste Zeit taten. Seit ihr Leben nicht mehr bedroht war und sie das wussten, hatten sie sich beruhigt, dafür aber ein paar neue Register ihrer chaotischen Veranlagung gezogen. Ich konnte von Glück reden, dass es der Chadda ab und zu gelang, sie zu bändigen. Wie gesagt, nur ab und zu. Inzwischen redeten sie ihre Herrscherin nicht mehr mit »du«, sondern mit »euch« an. Normalerweise hätte ich dies als Zeichen einer langsamen Besserung bewertet. In ihrem Fall verstand ich es jedoch als die Äußerung eines neuen Spleens.

Du hast gehört, was Dschadda-Moi über die STERNSCHNUPPE sagt, meldete sich mein Extrasinn. Wieder verhält sie sich ihr gegenüber so merkwürdig.

Etwas hatte von Anfang an nicht gestimmt. Während wir auf Africanis nach dem Ebenbild dieses Schiffes Ausschau hielten und es auch fanden, hatte die Chadda die STERNSCHNUPPE aufgesucht, in der Chipol zurückgeblieben war. Sie hatte unser Schiff als YTTRAH bezeichnet und versucht, ihm Befehle zu geben. Als sie erkannt hatte, dass das Schiff sich taub stellte, hatte sie ihr Verhalten geändert und getan, als sei sie einem Irrtum aufgesessen. Sie hatte sich damit herausgeredet, dass sie vieles vergessen hatte. Nur dass sie aus der Vergangenheit stammte und zum Volk der Krelquotten gehörte, das hatte sie nicht vergessen.

Man sah ihr die Zugehörigkeit auch nicht auf den ersten Blick an. Krelquotten waren Wesen, die entfernt aufrecht gehenden Bären ähnelten. Sie besaßen einen dichten Pelz in allen möglichen Tönungen von Grau und Braun. Auch ganz schwarze und weiße Krelquotten hatte es schon gegeben, und mit den Zofen hatten wir drei der schwarzbepelzten Vertreterinnen. Die Frage, ob alle Krelquotten mit schwarzem Pelz so streitsüchtig waren wie Yopta, Lixter und Pjusto, interessierte dabei nur am Rande.

Ganz anders die Herrscherin. Dschadda-Moi war mit zwei Metern und zwanzig etwas größer als die normalen Krelquotten. Sie besaß deren Körperform, war jedoch wesentlich kräftiger und robuster, wie die Ereignisse gezeigt hatten. Wesentlichstes Unterscheidungsmerkmal war das Fehlen jeglichen Pelzbewuchses. Ihre lederartige Haut war tiefbraun und runzlig. Wenn sie sprach, dann tat sie es mit rauchiger, leicht verrucht klingender Stimme, allerdings klang dies nur in menschlichen Ohren so. Sie trug einen hochwertigen Raum- und Kampfanzug von dunkelblauer Farbe, der eng an ihrem Körper anlag und dessen Proportionen deutlich zur Schau stellte. Charakterlich war sie ähnlich einzuordnen wie die Zofen, nur besaß sie etwas mehr Würde. Ihre Grobheit wurde gedämpft von einer Portion Gelassenheit. Sie war sich der Tatsache bewusst, dass sie einst eine Herrscherin ihres Volkes gewesen war. Die Eile, mit der sie nach Cirgro kommen wollte, ließ auf einiges schließen.

»Wann beginnt dieses Schiff denn nun endlich die letzte Etappe des Fluges?«, fragte sie deshalb auch, als Don Quotte endlich seinen vorlauten Mund hielt. »Ist es immer so unzuverlässig?«

Don Quotte, der sich uns offenbart hatte, dass in ihm die Positronik von Blödel/Schwiegermutter/Traykon steckte, war längst auf unsere Seite übergelaufen. Er brachte dies auch deutlich zum Ausdruck und zeigte dabei, dass er in der Zeit seines Zusammenseins mit der Chadda und deren Zofen sehr eingehende Studien getrieben hatte.

»Exopsychologie beginnt immer mit einer theoretischen Vivisektion«, dozierte er. »Die Ergebnisse meiner Untersuchungen zeigen mir, dass es eigentlich gar nicht ratsam für euch ist, nach Cirgro zu wollen. Cirgro ist ein Planet voller Psioniker. Die Krelquotten sind, wie ich von der STERNSCHNUPPE erfahren habe, ein Haufen anarchistischer, chaotischer Müßiggänger, die nichts Besseres zu tun wissen, als sich vor dem übrigen Universum abzukapseln. Was sollen sie mit einer Chadda und drei Zofen anfangen, die lediglich über eine Andeutung parapsychischer Fähigkeiten verfügen?«

Seine leicht provokativ gemachten Äußerungen brachten die Zofen in Rage. Sie waren es nicht gewohnt, dass jemand so respektlos mit ihrer Herrscherin sprach, selbst wenn es der ehemalige Wesir war. Sie brachten ihm sowieso eine gute Portion Rachsucht entgegen, weil die Chadda ihn so schnell befördert und zum Wesir ernannt hatte. Damit hatte sie den Roboter ihnen vor die Nase gesetzt. Und das hatten die fürsorglichen und wohlmeinenden Zofen nicht verkraften können. Wie immer suchten sie den Grund nicht bei Dschadda-Moi, sondern bei anderen.

Sie stürzten sich auf Don Quotte, der sie packte und in der Luft hängen ließ. Ein Gejammer und Gezeter brach los, das sich erst wieder legte, als ich Blödel die Anweisung gab, sie wieder abzusetzen.

Mir war ein Gedanke gekommen, und der Extrasinn stimmte mir zu. Die Krelquotten hatten irgend etwas, ein Erlebnis aus der Vergangenheit, eine Erfahrung oder etwas Ähnliches, das sie bewog, nach dem Ausfall der Glückssteine noch tiefer in ihr Schneckenhaus zu kriechen und sich noch mehr nach außen abzuschotten. Ich dachte an unseren letzten Besuch in diesem System.

Wenn die Krelquotten von Fremden nichts mehr wissen wollten, waren sie dann wenigstens bereit, Angehörige ihres eigenen Volkes zu sich zu lassen, deren Psi-Fähigkeiten verkümmert waren? Lag hier der Lösungsweg für dieses sich in Selbstquälerei flüchtende Volk?

Ich hatte es plötzlich eilig, nach Cirgro zu kommen und es herauszufinden. Cirgro, das war eine Welt geballter Psi-Macht, etwas, das sich gut gegen EVOLO verwenden lassen würde. Ich hütete mich jedoch, meine Gedanken bereits jetzt preiszugeben und damit bei den Krelquotten eine Art Panikreaktion auszulösen.

Ich trat zu Mrothyr und Chipol. Die beiden Gefährten verfolgten das Treiben mit gemischten Gefühlen. Chipol hätte die Zofen am liebsten irgendwo in eine Kammer gesperrt, und Mrothyr dachte daran, dass es wichtigere Dinge für uns zu erledigen gab, als eine Gruppe verrückter Weiber durch Manam-Turu zu kutschieren. Ich hatte bemerkt, wie er mehrmals in den letzten Stunden den Mund geöffnet hatte, um etwas zu sagen. Dann hatte er jedoch jedes Mal geschwiegen und sich in Geduld geübt.

Es liegt daran, dass er die Ereignisse auf Orgro noch immer nicht ganz verkraftet hat, sagte der Extrasinn. Er ist schweigsamer und zurückhaltender geworden. Er sagt nicht mehr alles, was er denkt. Du musst dich damit abfinden, dass er sich selbst nicht mehr traut, obwohl er weiß, dass EVOLO sich nicht in seiner Reichweite befindet. Es geht ihm jetzt ein wenig wie Chipol, der eine Abneigung gegen alles besitzt, was irgendwie mit Psi zu tun hat.

»Es dauert nicht mehr lange«, sagte ich. »Dann sind wir sie los!«

Mrothyr verneinte.

»Bei meinem Haarschopf, dem Zeichen meiner Jugend«, erklärte er und machte damit deutlich, wie ernsthaft er es meinte. »Dschadda-Moi wird nicht so einfach gehen. Sie wird die YTTRAH nicht verlassen und zusehen, wie wir mit ihr verschwinden. Das andere Schiff, die NOTNAGEL, war das exakte Zwillingsstück zur STERNSCHNUPPE. Sie wird es wieder versuchen, obwohl sie weiß, dass das Schiff nicht auf sie reagiert!«

Auch ich rechnete nicht damit, dass sich die Herrscherin völlig kommentarlos verabschieden würde. Vielleicht würde sie versuchen, schnell Kontakt zu ihrem Volk zu gewinnen und mit dessen Hilfe uns am Start zu hindern suchen. Ohne Schiff waren wir aufgeschmissen, und dabei gab es für uns viel zu tun in Manam-Turu. Zuviel hing davon ab, dass wir beweglich blieben.

Ich fand die Idee nicht mehr so gut, Dschadda-Moi und ihre Zofen auf Cirgro abzusetzen. Wir mussten uns nach einer anderen Möglichkeit umsehen.

»Ich leite die letzte Überraumphase ein«, verkündete das Schiff in diesem Augenblick. Unser Schiff. Ich sah, wie die Chadda zusammenzuckte. Ihre Zofen scharten sich ängstlich und zugleich fordernd um sie, als hätten sie Angst um ihre Herrscherin und müssten sie schützen. Oder als wollten sie einer unausgesprochenen Forderung Nachdruck verleihen.