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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2130

 

Der Wurm der Aarus

 

Sie reisen durch das All – und Wasser ist ihr Element

 

von Susan Schwartz

 

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Während sich im Dezember des Jahres 1311 Neuer Galaktischer Zeitrechnung die LEIF ERIKSSON unter dem Kommando von Perry Rhodan auf dem Planeten Jankar versteckt, operiert die arkonidische KARRIBO in den Weiten der Galaxis Tradom. Die Mascantin Ascari da Vivo verfolgt im Sternenmeer des Reiches Tradom durchaus ihre eigenen Pläne. Arkoniden und Terraner haben dennoch ein gemeinsames Ziel: Sie wollen die Invasion der Milchstraße verhindern. Immerhin haben sich 22.000 Katamare des Reiches Tradom am Sternenfenster versammelt, um von dort aus in die Menschheitsgalaxis vorzustoßen und diese ihrem Imperium einzugliedern. Aufgrund einer Manipulation ist das Sternenfenster derzeit nicht passierbar; das aber kann sich bald ändern.

Die kleine Streitmacht aus der Milchstraße muss im Reich Tradom in erster Linie nach Verbündeten suchen und Helfer für ihre Aktionen gegen die Inquisition der Vernunft finden. Aus diesem Grund greift die KARRIBO einen Stützpunktplaneten des Reiches an und befreit Gefangene, bekommt auf diese Weise indirekten Kontakt zum geheimnisvollen Trümmerimperium.

Währenddessen entwickelt sich ein anderer Schauplatz zu großer Bedeutung: Es ist DER WURM DER AARUS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Cheplin – Der junge Aarus träumt von einer Karriere, bei der seine Herkunft nicht als Makel zählt.

Vaikiri – Als Angehöriger der Vika glaubt der Markierte felsenfest an seinen Erfolg.

Susa – Die junge Aarus muss sich zwischen zwei Rivalen entscheiden.

Firanca – Die Neutralität der Lehrerin wird auf eine harte Probe gestellt.

Geytrimm – Der Schwarmer möchte stets das Beste für seinen Wurm erreichen.

Der Wurm, der Wurm.

Er ist unsere Sphäre, zieht seine ewige Bahn.

Durch den weiten Kosmos, das dunkle All.

Erleuchtete sind wir.

 

Prolog

 

»Nicht so hektisch, meine kleinen Quappen! Es ist alles in Ordnung. Seid ohne Furcht! Ich bin es, Kipana, euer Wächter. Ihr sollt jetzt ruhen, doch vorher will ich euch eine Geschichte erzählen. Ja, über Aarus-Jima, unseren Wurm.

Er ist alt. Uralt. In den Legenden sprechen wir von etwa 160.000 Jahren. Damals verließen wir Aar, unsere sterbende Welt, die langsam am Unglaublichen Krieg verblutete. Wir hatten gerade noch Zeit, unsere wertvollsten Güter und Anlagen in den Orbit zu verlegen und die Interstellaren Wurme zu bauen, ein Lebenswerk, denn es ermöglichte den Fortbestand unseres Volkes.

Hört gut zu, ihr kleinen Quappen, lauscht meiner Geschichte!

Unsere Erinnerungen an Aar sind heute verschwommen, nur noch in wenigen Aufzeichnungen enthalten, denn über tausend Generationen sind seit unserem Exodus herangewachsen. Viel altes Wissen ist verloren gegangen, doch einige Bilder sind uns erhalten geblieben – in der Seele unseres Volkes. Es war eine wunderbare Welt! Ein blau leuchtendes, reiches Meer mit blühenden Inseln und schwimmenden Kolonien. Wenn ihr die Augen schließt und euch treiben lasst, werdet ihr dieses Bild vor euch sehen. Es ist euer Erbe, in eurem Kollektivgedächtnis gespeichert, auch nach dieser langen Zeit. Das letzte Bild von Aar, bevor sie starb.

Wir wissen, woher wir kamen, und wir wissen, wohin wir gehen.

Aus dem Meer kommen wir, und ins Meer kehren wir am Ende zurück.

Merkt euch diese Formel gut! Ich werde sie euch jeden Tag vorsprechen. Wir verwenden sie bei vielen Ritualen. Und sie ist uns ein Trost, wenn wir mit einer schweren Bürde beladen sind.

Im Wasser wachsen wir heute noch heran, so wie ihr Quappen, bis ihr euch in den Kokon einspinnt. Das Wasser ist unser wahres Element, ohne das wir nicht fortbestehen können. Haltet das Wasser immer in Ehren – jedes Wasser, ihr Glasfischchen. Jeder einzelne Tropfen ist kostbar. Für uns ist Wasser ein Synonym für Leben.

Wie einst durch den Ozean, so treiben wir nun durch das All. Der Wurm ist unsere Heimat. Er gibt uns Nahrung und Unterkunft, Schutz und Sicherheit. Der Wurm ist unsere Welt, die wir steuern und lenken. Wir brauchen Aar nicht mehr zu vermissen, denn wir haben sie mit uns genommen, um uns herum neu errichtet. Längst schon haben wir hier unsere Bestimmung gefunden.

Merkt es euch gut, meine Brut, es gibt nur wenige Wurme. Einst wurden sechs von ihnen gebaut, und sechs sind es auch heute noch. Drei sind frei, so, wie wir freie Aarus sind. Es sind die Wurme Aarus-Jima, Aarus-Zorm und Aarus-Lufficim.

Wir kreuzen durch das Reich Tradom, angesehen und bedeutend. Wir sind keine Sklaven. Wir beteiligen uns nicht am Sklavenhandel. Freiheit ist unser höchstes Gut. Dafür zahlen wir Tribut.

Die anderen drei Wurme nennen wir nicht mehr beim Namen. Die Inquisition der Vernunft nahm sie direkt in ihre Dienste und setzte sie in den Fernen Kolonien ein. Es gibt keine Aufzeichnung, dass wir einem von ihnen jemals wieder begegnet wären. Wir wissen nicht, ob die Aarus dort noch zu unserem Volk gehören. Wir nennen sie die Verlorenen.

Mehr will ich euch nicht berichten, meine kleinen Wurmkinder. Schlaft nun wohl und träumt von eurer Zukunft. Wasser und Freiheit für euch, meine Schützlinge!«

1.

Die Prüfung

 

»Aus dem Weg, Dicker!«

Cheplin spürte einen heftigen Stoß in seinem Rücken und taumelte nach vorn. »Vaikiri, warum machst du das immer?«, beschwerte er sich. »Was habe ich dir denn getan?«

»Du bist auf der Welt, das reicht doch wohl.« Vaikiri entblößte seine messerscharfen, spitzen, dreieckigen Zähne. Wie üblich war er von einer Schar Anhänger umgeben. »Aber wenn du noch einen Grund wissen willst: Du versuchst immer, zu hoch aus dem Wasser zu springen.« Damit meinte er, dass Cheplin ein Streber sei.

»Ach, das ist alles?« Cheplin ließ seinen auf einem sehr biegsamen, kurzen Hals sitzenden Schädel nach links abkippen. Seine außen an einem balkenartigen Auswuchs – der dem Schädel eine hammerähnliche Form gab – sitzenden dunklen Augen fixierten seinen Intimfeind. »Sonst hast du bessere Komplimente für mich.«

»Ich bin eben heute besonders guter Laune, weil sich herausstellen wird, dass dein ganzes Flösseln nichts hilft: Ich bin der Bessere von uns beiden und werde bald auf die Navigatorschule gehen, wohingegen du gerade mal zum Arbeiter taugen wirst.«

»Das werden wir ja sehen, Vaikiri. Bisher habe ich mehr Leistungspunkte erhalten als du.«

»Genau, das werden wir sehen, Punkte sind nämlich nicht alles, du Nässler.«

Vaikiris Begleiter lachten höhnisch, aber Cheplin blieb ganz ruhig. Es war nicht das erste Mal, dass sein Konkurrent ihn als »Baby« bezeichnete, das nicht für voll zu nehmen war. Die graue, je nach Lichteinfall mattsilbrig schimmernde Haut der Aarus war nach dem Schlupf aus dem Kokon, wenn die Lungen voll ausgebildet waren, trocken und rau. Späteres »Nässeln« war ein Zeichen von hochgradiger Nervosität, Feigheit oder ... man war zurückgeblieben. Manche der Degenerierten zeigten sogar einen Ansatz zu Schuppen.

»O doch«, widersprach Cheplin gelassen. »In der Prüfung kommt es auf die Punktezahl an, das wirst du schon sehen.«

»Und du wirst dein kosmisches Wunder erleben, denn ich gehöre zu den Vika, und du bist ein Nichts«, schnappte Vaikiri.

»Dann passe ich ja zu den anderen neunzig Prozent Aarus«, gab Cheplin zurück. »Warum sagst du das nicht allen? Mal sehen, wie viele neue Freunde du damit gewinnst.«

Vaikiris Zähne rieben sich knirschend aneinander. Offensichtlich ärgerte er sich darüber, dass Cheplin nicht in der gewünschten Weise reagierte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass jemand, der täglich gedemütigt wurde, irgendwann abstumpfte und für weitere Beleidigungen nicht mehr empfänglich war. Schon gar nicht in einem Moment wie diesem, wenn die entscheidende Prüfung bevorstand. Cheplin war viel zu sehr im Prüfungsfieber, um sich von Vaikiri aus der Reserve locken zu lassen. Das heißt, falls der Vika nicht doch den »Nerv« des Zwölfjährigen traf, der seine Prüfung gefährden könnte: sein Hang zur Dicklichkeit. Da Vaikiri aber nicht fantasiebegabt war, kam er nicht darauf; die Begrüßung »Dicker« hatte er gewohnheitsmäßig verwendet.

Aarus besaßen im Allgemeinen eine schlanke, fischähnliche Silhouette, die deutlich an ihre Herkunft aus dem Meer erinnerte. Aus ihren Flossen hatten sich Gliedmaßen entwickelt, wobei die Arme lang und sehr muskulös waren, die Beine hingegen kurz und ein wenig krumm. Lagen die Beine aneinander, war sogar die Form der ehemaligen Schwanzflosse zu erkennen. Zu großartigen Läufern waren die Aarus aber nicht mutiert; nach wie vor war das Wasser ihr wahres Element, in dem sie sich am wohlsten fühlten.

Entsprechend behäbig und eher unbeholfen bewegten sich die Aarus in der Schwerkraft; zudem besaßen sie kein festes Knochenskelett, sondern Gräten, an denen die starken Muskeln ansetzten. Daher trugen alle Aarus für die Bereiche mit Schwerkraft individuelle Stabilisierungsschienen oder ganze Exoskelette aus einem hautfreundlichen, flexiblen Material; zum Teil, als Erleichterung für die Älteren, mit integrierten Gravoneutralisatoren ausgestattet.

»Mach endlich Platz, Blödmann!« Vaikiri schubste Cheplin grob beiseite und stapfte, von seinen Anhängern umringt, in den Vorraum zur Großen Halle.

Cheplin kämpfte um das Gleichgewicht, als er plötzlich aufgefangen wurde. »Mach dir nichts draus«, erklang eine sanfte Stimme neben ihm. »Der wahre Blödmann ist Vaikiri, er ist eine leere Blase.«

»Er ist ein Markierter, Susa, da hat er schon Recht«, seufzte der junge Aarus.

Trotzdem fühlte er sich sofort besser. Susa war ohne Zweifel das hübscheste Mädchen seines Jahrgangs. Schlank und hochgewachsen, überragte sie Cheplin um einen halben Balken, und sie trug ein hauchfeines, silbrig glänzendes Exoskelett, das ihre Schönheit noch unterstrich. Dagegen wirkte Cheplin, der nicht besonders viel Wert auf sein Äußeres legte, mit seinen mattgrauen Standardschienen eher unscheinbar. Aber die beiden waren schon seit dem Kokonschlupf nahezu unzertrennlich. Vaikiri war das ein Dorn im Auge. Auch ausgefallen konstruierte Schienen in Schillerblau und Funkelgrün an seinem prächtigen, für einen Zwölfjährigen groß gewachsenen Körper erweckten bei Susa keine Bewunderung.

»Du bist unmarkiert, ich bin unmarkiert, na und?«, meinte Susa munter. »Es gibt nur wenige Markierte, und manche nehmen sich deshalb immer furchtbar wichtig ...«

»Liebe Susa«, unterbrach Cheplin und wölbte die Enden seiner Balkennase leicht nach oben, »sie kennen ihre Eltern und können auf eine beachtliche Ahnenreihe zurückblicken. Zudem sind sie die Ranghöchsten und befehligen den Wurm, oder sie sind begnadete Wissenschaftler – da ist eine gewisse Überheblichkeit doch nicht außergewöhnlich, denkst du nicht?«

»Es sind aber nicht alle Hohlköpfe wie die Vika«, beharrte Susa. »Du kannst sagen, was du willst, aber ich glaube, sie wollen unbedingt in Zukunft allein über den Wurm bestimmen, und ich fress einen Eimer getrocknete Algenfäden in einem Schlung, wenn sie Vaikiri nicht bereits seit dem Schlupf darauf trainieren.« Sie tippte Cheplin an den Arm. »Aber da wirst du ihnen vorher die Schuppen einzeln von der Haut ziehen. Du wirst es schaffen, ich weiß es!«

 

*

 

»Nun, sind alle Prüflinge anwesend?« Lehrerin Firanca ließ ihren Blick über die Gruppe schweifen. Vierundzwanzig Prüflinge hatten sich eingefunden.

Cheplins Kiemen flatterten; nun entschied sich, ob er Navigator werden durfte. Seit Beginn der Ausbildung hatte er diesem Tag entgegengefiebert. Er wusste, dass er begabt war und alle Prüfungen fast im Schlaf absolviert hatte. Aber ein großer Makel lastete auf ihm: Er war ein Unmarkierter, im falschen Becken geboren, noch dazu bei den Arbeitern, und somit musste er seine Fähigkeiten stets mehr unter Beweis stellen als Vaikiri und seine markierten Freunde.

Susa, die seine Nervosität bemerkte, stieß ihn leicht in die Seite. »Du schaffst das, mach dich nicht verrückt!«, zischelte sie ihm zu. »Die Technikerlaufbahn kann dir schon jetzt keiner mehr verwehren!« Sie konnte ebenso beruhigt sein; sie hatte bei den Techniker-Fachprüfungen hervorragende Leistungen gezeigt, besser sogar als Cheplin.

»Ich will aber Navigator werden«, wisperte er. »Um jeden Preis!«

»Nun, wenn ich auch Cheplins Aufmerksamkeit auf mich lenken kann, können wir vielleicht beginnen«, bemerkte Lehrerin Firanca in diesem Moment.

Cheplin reckte verlegen den Kopf nach vorn. »Es tut mir Leid, ich bin etwas angespannt.«

»Das solltest du in den Griff bekommen, junger Mann. Nun passt gut auf: Jeder von euch erhält eine eigene Aufgabe, damit keiner beim anderen abschauen kann. Die Halle ist groß genug, dass ihr euch nicht in die Quere kommen könnt – falls nicht jemand die Orientierung verliert!«

»Keine Sorge, wer mir in den Weg kommt, wird weggeräumt!«, bemerkte Vaikiri lässig und erntete Beifallsrufe seiner Anhänger.

Cheplin sah, dass er jetzt nicht mehr der Einzige mit Kiemenflattern war; bei Firancas letzten Worten schwankten einige sichtlich nervös.

»Vergesst nicht, an den Haltepunkten den richtigen Kode vor dem Weiterflug einzugeben! Wenn ihr eine Station auslasst, gibt es Punkteabzug. Der Zielpunkt muss exakt getroffen werden, es ist höchstens eine Abweichung um ein Zehntel gestattet. Alles, was darunter liegt, wird mit Zusatzpunkten bewertet. Ferner ist euch eine bestimmte Zeit vorgegeben, für deren Überschreitung es Abzüge gibt und einen Bonus bei Unterschreitung. Achtet aber lieber auf einen korrekten Flug und riskiert mehr Zeit, wenn ihr euch verunsichert fühlt, denn der Zeitanteil beträgt nur etwa ein Drittel der Punkte. Die Höchstpunktzahl beträgt 85.«

Firanca senkte leicht den weit ausladenden Balkenkopf. Die Lehrerin überragte ihre Schüler um ein gutes Drittel. Ihre seitlich liegenden, länglichen Augen ermöglichten einen Blickwinkel von beinahe 340 Grad. Nur unmittelbar vorn und hinten gab es einen toten Winkel, der jedoch durch leichtes Kopfschieflegen verringert werden konnte.

Firanca blieb daher so leicht nichts verborgen, dennoch mahnte sie zusätzlich: »Es ist nicht gestattet, untereinander Kontakt aufzunehmen. Ebenso erwarte ich von euch Fairness. Konzentriert euch nur auf eure Aufgabe. Und nun – Glück und Verstand euch allen.«

Firanca stellte sich am Eingang zur Strukturschleuse in das Innere der Halle auf. Nacheinander traten die Prüflinge an ihr vorbei und nahmen den Aufgabenchip in Empfang.

Als Cheplin an der Reihe war, wurde er von einem sanften Zug ins Innere der Halle gezogen. Hier herrschte Schwerelosigkeit. Er aktivierte seinen Portensor, den er wie jeder Aarus nahezu ständig am Rücken trug, und schwebte zur Seite, um den Nachkömmlingen Platz zu machen. Es herrschte absolute Stille; nicht einmal Vaikiri wagte ein vorlautes Wort, denn Firanca war bekannt für ihre Strenge. Einen Hinauswurf in dieser letzten Prüfung wollte keiner mehr riskieren.

 

*

 

Cheplin schaute sich in der Halle um.

Die Schule war ein in Hunderte Einzelparzellen untergliederter Würfel, der in der Nähe des Bugs verankert war, »im Norden« von Aarus-Jima. Diese Halle nahm fast den gesamten Raum einer Parzelle ein und war optisch der Galaxis nachgebildet, durch die der Wurm gerade kreuzte. Nur im Zentrum des Raums gab es ein schwaches Licht, das nach außen hin immer diffuser wurde. Ab einer gewissen Grenze herrschte tiefe Dunkelheit; nur vereinzelt gaben holografische Sterne ein schwaches Leuchtzeichen.

Die Prüflinge sollten hier unter verschiedenen Bedingungen ihre Geschicklichkeit und ihren Orientierungssinn unter Beweis stellen. Sie hatten vorher die Information erhalten, dass im ganzen Raum verteilt die winzigen, mit bloßem Auge erst in unmittelbarer Nähe erkennbaren elektronischen Wegmarkierungen hingen, die auf vorgegebenen Routen erreicht werden mussten. Manche waren so dicht nebeneinander verankert, dass es vermutlich sehr schwer werden würde, den richtigen Punkt herauszufinden – und korrekt anzusteuern. Andere verbargen sich in der Dunkelheit. Selbstverständlich durfte man nicht einfach durch »Sonnen« hindurchfliegen oder zu nahe an einen »Planeten« geraten.

»So«, erklang Firancas Stimme über Cheplin. »Ihr könnt euren Chip aktivieren. Die Zeit startet automatisch. Ich wünsche euch allen nochmals viel Glück und Verstand.«

Cheplin steckte den Chip in sein Funktionsarmband; er wurde automatisch aktiviert und projizierte in ein kleines Holo knapp über dem Armband die Prüfungsaufgabe. Als der junge Aarus die komplizierten Bahnfiguren und Wegpunkte sah, kam er gar nicht auf die Idee, nach den Aufgaben der anderen zu sehen – er war viel zu beschäftigt, seine Aufgabe erst einmal zu verstehen und dann in der vorgegebenen Zeit zu bewältigen.

Für die Orientierung standen ihm keine technischen Hilfsmittel zur Verfügung. Er besaß an seiner Balkennase elektromagnetische Rezeptoren, wie ein Ortungssinn; damit konnte er elektromagnetische Feldlinien aufspüren und sich an ihnen orientieren. Durch die gesamte Halle führte ein Netz dieser Linien zu den Markierungspunkten, die das Steuern erleichtern sollten – aber er musste die richtige Linie erwischen.

Die ersten Prüflinge starteten schon, und Cheplin erkannte sofort, dass ihre Aufgaben einfacher waren als seine. Susa, die sich bereits als Technik-Talent hervorgetan hatte, musste lediglich ein bestimmtes System anfahren und auf einer anderen Route zurückkehren.

Also gut, dann startet jetzt Raumschiff Cheplin. Die Nervosität fiel von ihm ab, er konzentrierte sich voll auf seine Aufgabe und vergaß alles um sich herum.

Auf die Zeit achtete er nicht, das würde ihn nur ablenken. Der junge Aarus startete senkrecht nach oben und fädelte sich in die erste elektromagnetische Linie ein, die er mit geschlossenen Augen fand. Das Holobild seiner Aufgabe hatte er sich fest eingeprägt und rief es vor seinem inneren Auge ab, während er nach der weiterführenden Linie suchte. In Sekundenbruchteilen verglich er das äußere Bild mit dem inneren und schwenkte auf die nächste Linie um. Sein Körper folgte geschmeidig seinen Anweisungen, nichts war hier vom Hang zur Dicklichkeit zu bemerken.