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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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12.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2358

 

Pilot der Chaotarchen

 

Er ringt um seine Vergangenheit – und er kennt sich selbst und seine Bestimmung

 

Leo Lukas

 

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Wir schreiben das Jahr 1345 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem Jahr 4932 alter Zeitrechnung. Die Milchstraße ist von der Terminalen Kolonne TRAITOR besetzt, einer gigantischen Flotte der Chaotarchen.

Ihr Ziel ist, aus Welten der Galaxis einzelne »Kabinette« für einen Chaotender zu formen, eines der machtvollsten Instrumente des Chaos schlechthin: Dieser Chaotender soll einmal VULTAPHER heißen und das Territorium einer entstehenden Negasphäre sichern. Eine Negasphäre wiederum ist eine Brutstätte des Chaos, die normale Lebewesen als absolut lebensfeindlich empfinden.

Zum Piloten des Chaotenders ist ein Wesen namens Kirmizz berufen worden, doch dessen Raumschiff havarierte. Der Pilot strandete im Leerraum vor der Galaxis Hangay. Die Friedensfahrer, jene Organisation, die neuerdings gegen die Chaotarchen wirken will, versuchen nun, diese wichtige Figur im Schachspiel der Hohen Mächte in die Hand zu bekommen.

Kirmizz wiederum erholt sich von seiner zeitweiligen Amnesie und begreift, dass er keineswegs »nur« mächtig ist. Er ist ein PILOT DER CHAOTARCHEN …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Kirmizz – Der Stolze Herr erfährt mehr über seine Vergangenheit.

Sgisg Rotker – Der Abrichter lässt sich mit unheimlichen Mächten ein.

Aqqel-Saint und La Gluck – Die Bewohner des Campus erweisen sich als falsche Freunde.

Debram & Febra, 13/Vogom und Ecüisse – Seltsame Freunde an einem seltsamen Ort.

Untha Myrre – Die geistige Präsenz entwickelt sich zur Geheimwaffe.

Faro Nuun Jasper – Der Wasserstoffatmer bringt sich überraschend ins Spiel.

Zwischen dem Mikro- und dem Makrokosmos gibt es mehr Verbindungen, als wir uns träumen lassen. Sie sind unproportionaler, inkongruenter, akausaler Natur und daher schwer zu erkennen. Doch sie existieren, und sei es in metaphorischer Form. Kurz: Was im Großen geschieht, hallt oftmals im Kleinen wider – und umgekehrt.

Trupselind Ferkuz, Paralogica

 

 

1.

Zwinger

 

Der Schmerz ließ nach.

Das war nicht gut.

Seine Wunden heilten zu rasch, und der Stress klang ebenfalls ab.

Kirmizz befürchtete, in gleichem Maße könnten die Erinnerungen, die er eben erst zurückgewonnen hatte, wieder schwinden. Dann wären die Kämpfe in der Pfotenflug-Anlage des Vaco’Bau-Tay vergeblich gewesen.

Er musste den Zustand der Erregung aufrechterhalten. Andererseits benötigte er Ruhe, um seine Gedanken zu ordnen.

So viel Wissen stand ihm plötzlich zur Verfügung. Die Amnesie war überwunden, der Damm gebrochen, gesprengt von der ungewohnten Todesangst, die Kirmizz im Vaco’Bau-Tay empfunden hatte.

Nun wusste er alles!

Jedoch war die Fülle der Fakten unzusammenhängend an die Oberfläche seines Bewusstseins geschwemmt worden, in wildem Durcheinander, chaotisch, wirr.

Die Verwirrung übertrug sich auf sein gesamtes Selbst. Sie schränkte seine Denk- und Handlungsfähigkeit gefährlich ein.

Er brauchte Ruhe, damit er sein Gedächtnis restrukturieren und die Ereignisse der Vergangenheit in die richtige Reihenfolge bringen konnte.

Zugleich brauchte er Stress, höchste Anspannung nahe der Panik, damit die kostbaren Erinnerungen nicht zuvor wieder ins Dunkel des Unbewussten zurücksanken.

Wie sollte beides gemeinsam eintreten können?

Ein Paradoxon.

Kirmizz hatte, wie er nun wusste, Tausende weit schwierigere Aufgaben gelöst. Aber da war er im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen.

Nicht desorientiert, angeschlagen, auf fremdem Terrain – und aller Wahrscheinlichkeit nach demnächst gejagt.

 

*

 

Noch behelligte ihn niemand. Die zum Ort des Massakers stürmenden Rettungsmannschaften hatten keinen Blick für ihn übrig.

Auch die erbärmlich maunzenden und flennenden Kartanin, wohl Freunde oder Angehörige jener etwa sechshundert, welche Kirmizz mit dem Schmerzruf getötet hatte, ignorierten ihn. Es war gar nicht erforderlich, sie parapsychisch zu beeinflussen. Mühelos bahnte er sich seinen Weg durch die stetig anwachsende Masse der Trauernden oder Schaulustigen, wie ein Pflug durch weiches Erdreich. Obwohl Kirmizz die meisten Lebewesen nicht nur geistig, sondern auch an Körpergröße weit überragte, fiel er deswegen nicht auf.

Das würde sich ändern; bald.

Weder in der Pfotenflug-Bahn noch sonst wo auf dem Gelände des Freizeitparks hatte er Kameras gesichtet. Laut seinem mittlerweile unbrauchbar gewordenen, da verstorbenen Führer Cajanthas waren im Vaco’Bau-Tay Aufzeichnungsgeräte ebenso verpönt wie Waffen.

Dennoch: Es hätte Kirmizz sehr gewundert, wenn die Betreiber nicht entsprechend vorgesorgt hätten, und sei es nur für Notfälle.

Jedenfalls musste er damit rechnen, dass sein Bild in Kürze allen Exekutivorganen der Stadt und des Planeten vorlag. Ob er als definitiver Verursacher der Tötungen, als Hauptverdächtiger oder bloß wichtiger Augenzeuge galt, spielte keine Rolle. So oder so würde man nach ihm fahnden.

Und da waren auch noch die Auftraggeber jener Hauri, die ihn angegriffen hatten. Seine begehrten Lytrila-Kristalle hatte er beim Kadaver des letzten Verfolgers zurückgelassen. Aber ob die Hintermänner dieser Büttel deshalb die Jagd auf Kirmizz abbliesen, war keineswegs sicher.

Er benötigte einen Unterschlupf. Einen Platz, der ihm für einige Stunden sowohl Schutz als auch ausreichend Stress-Anreize bot.

Kirmizz horchte in sich hinein. Noch war alles da, das Wissen ebenso wie die Konfusion. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Er fühlte sich umso lascher, je besser der körperliche Regenerationsprozess voranschritt.

Weitere Scharmützel hätten ihn vielleicht erfrischt oder zumindest erneut aufgeputscht. Aber in dieser Verfassung, zudem waffenlos und ohne Energieschirm, durfte er Gefechte nicht riskieren. Er war zu wertvoll, das wusste er jetzt, viel wertvoller als diese Stadt, als der ganze Planet Vibe-Lotoi, ja der gesamte Lazaruu-Sternhaufen.

Wenig im Universum kam dem Piloten eines Chaotenders an Bedeutung gleich …

Kirmizz erreichte das Ufer des Flusses Diav, in dem die langgestreckte Vergnügungsinsel lag. Hier parkte eine Reihe von Transportschwebern. Roboter beluden sie mit Leichen.

Von den sechshundert Kartanin war keinerlei Bedrohung für Kirmizz ausgegangen. Sie hatten einfach das Pech gehabt, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, vergleichbar den Opfern einer Naturkatastrophe.

Zeit, ja, sagte eine Stimme in seinem Kopf. Zeit zu verschwinden.

 

*

 

Er zuckte zusammen, dann erinnerte er sich an die Stimme. Sie warnte oder erteilte Ratschläge, oft in kryptischer Form.

Wohin?, gab Kirmizz zurück.

Wer sich nicht in Luft auflösen kann, muss untertauchen.

Über dem breiten Fluss wallten stinkende Dampfschwaden. Die Einheimischen nannten ihn Kloake. Der Regen, der vor Kurzem eingesetzt hatte, war der erste nach einer langen Trockenzeit. Daher führte der Diav relativ wenig Wasser und wälzte sich, nur ein paar Meter tief, träge dahin.

Untertauchen …

Bloß Selbstmörder, hatte Cajanthas erwähnt, sprangen in diese giftige Brühe. Wessen Körperbau der Säure widerstand, dem machten mutierte, tollwütige Raubfische den Garaus.

Das klang vielversprechend.

Kirmizz fasste einen Entschluss. Er stieg über die Kaimauer, rutschte die steile Böschung hinunter und watete durch fauligen, schillernden Schlamm, aus dem Schwärme von Insekten aufstiegen, auf die Kloake zu.

 

*

 

In unmittelbarer Nähe oder unendlich weit entfernt – was sind schon Distanzen, und wie werden sie definiert außer durch die verfügbaren Transportmittel? – betrat eine übel zugerichtete Gestalt ein protziges Bauwerk, das vor Wehrhaftigkeit, kalter Berechnung und Gnadenlosigkeit strotzte.

Gleißende Helle durchflutete das Innere und blendete die unförmige Gestalt. So heiß war das Licht, dass es die Hautoberfläche zu versengen drohte. Zum Glück dauerte die Durchleuchtung nicht lange. Der Besucher war bekannt.

Leider.

Die Intensität der Strahlung ließ nach, dennoch konnte er weiterhin nichts von seiner Umgebung erkennen. Die Herren dieses Hauses schützten, sehr auf Diskretion bedacht, ihre Anonymität mit beträchtlichem Aufwand.

»Du kommst spät, Rotker«, erklang eine unpersönliche Stimme.

»Das ist richtig, ihr Herren. Ich bitte inständig um Vergebung dafür, dass ich nicht rechtzeitig erscheinen konnte. Es … verlief nicht alles nach Plan.«

»Mit anderen Worten: Dein ach so vielversprechender Rüde hat nichts gewonnen?«

»Schlimmer, ihr Herren.«

Die volle Wahrheit zu verschweigen hätte seine Position nur noch weiter verschlechtert. Sie besaßen Mittel und Wege …

»Er nahm gar nicht an den Rennen teil, sondern kam mir kurz zuvor abhanden.«

»Wie, abhanden?«

»Er ist mir entlaufen, nachdem er mich angegriffen und verletzt hatte. Deshalb erscheine ich auch verspätet zu unserem Termin.«

»Ach ja? Das spricht nicht gerade für deine Befähigung zum Abrichter.«

»Ich weiß. Dennoch bitte ich euch, mir eine zweite Chance zu geben.«

»Kannst du denn zurückzahlen, was wir dir geborgt haben?«

Sgisg Rotker erschauerte. »Wie sollte ich, ohne die Siegesprämie? Aber ich bin überzeugt, dass beim nächsten Mal …«

»Für Totalversager gibt es kein nächstes Mal. Du wirst deine Schulden abarbeiten, bis sie getilgt sind.«

»Ihr Herren, im Frondienst bringe ich euch doch nichts ein! Seht mich an, ich bin ein Wrack, vermag mich kaum aufrecht zu halten. Wenn ihr mir hingegen einen zweiten Versuch finanziert, erstatte ich euch nicht bloß das Doppelte zurück, sondern das Vierfache!«

»Was man nicht besitzt, lässt sich leicht verpfänden.«

»Glaubt mir, der Bedarf ist im Steigen begriffen, und gleichermaßen erhöhen sich die Prämien. Vor allem aber: Ich weiß jetzt ganz genau, was ich falsch gemacht habe. Der Nächste, den ich trainiere, geht als Sieger durchs Ziel, das schwöre ich euch!«

»Als gäbe noch jemand etwas auf dein Wort … Nein, vergiss es. Wir haben einen Kreditvertrag, und den wirst du erfüllen.«

»Ihr Herren, ich flehe euch an, so verlängert mir wenigstens die Frist, bis zu der meine Verbindlichkeiten beglichen sein müssen. Ich bin zuversichtlich, ein Gutteil der Summe auftreiben zu können. Ich habe Außenstände, außerdem wohlhabende Freunde, mir gewogene Förderer …«

»Das bezweifeln wir. Andererseits besteht kein Grund zu übertriebener Eile. Einen Tag gestehen wir dir noch zu; einen Tag, nicht mehr. Hast du verstanden? Bringst du uns morgen nicht, was uns gebührt, kennen wir kein Pardon. Deine Passage nach Hallie-Loght, zur Wüste von Foor, ist bereits gebucht; ohne Rückflugticket, versteht sich.«

»Ich danke euch. Ich danke euch vielmals.« Sgisg hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da fand er sich draußen wieder.

Jetzt erst erfasste ihn die Angst mit voller Macht. Starke Wallungen machten es ihm beinahe unmöglich, seine Pseudopodien zu stabilisieren. Schwankend wie ein Betrunkener, bewegte er sich von dem grässlichen, gewaltigen Gebäude fort.

Seine Gläubiger hatten recht: Von nennenswerten Außenständen, spendablen Freunden oder großzügigen Sponsoren konnte keine Rede sein. Sgisg Rotker blieb nur eine einzige Chance, wollte er sein Leben nicht als Sklave in der radioaktiven Wüste beenden.

Dazu musste er sich mit Leuten einlassen, gegen die seine jetzigen Geldgeber als wahre Wohltäter und Philanthropen dastanden …

 

*

 

Der Diav war eine Enttäuschung.

Cajanthas hatte schamlos übertrieben. Gifte und Säuren? Ein leichtes Jucken spürte Kirmizz, mehr nicht. Aggressive Fauna? Die paar müden Fische, die ihm entgegentrieben, nahmen Reißaus – aber so langsam, dass er sie mit der Hand fangen konnte.

Immerhin, etwaige Verfolger würden es schwer haben, die Spur aufzunehmen. Kirmizz schwamm, seine optionale Kiemenatmung nutzend, unter Wasser, stromaufwärts, mit ruhigen, weit ausladenden Tempi.

Das bereitete ihm weder Mühe noch Spaß. Er empfand auch keinen Abscheu vor der brackigen, kalten Suppe, die ihn umspülte; jedoch Sorge, sein Gedächtnis wieder zu verlieren, bevor er die unzähligen Erinnerungsfetzen sortiert hatte. Da ihm der Überblick fehlte, konnte er nicht beurteilen, ob ihm bereits Teile davon entglitten.

Dies beunruhigte ihn.

So viel stand fest: Der Fluss, der Kloake genannt wurde, war kein geeigneter Aufenthaltsort. Er bot Schutz, jedoch im Übermaß, und das Schwimmen drohte Kirmizz in einen tranceartigen Zustand zu versetzen. Zusammen mit der Reizlosigkeit der braunen Brühe schläferte es ihn geradezu ein.

Inzwischen hatte der designierte Pilot eine beträchtliche Strecke zurückgelegt und seiner Schätzung nach etwa zwei Drittel der Stadt La Untique durchquert. Dieser Abstand zum Schauplatz der jüngsten Geschehnisse erschien ihm ausreichend. Er steuerte das zu seiner Rechten liegende Ufer an.

Zivilisationen solch niedriger Stufe entsorgten Abfälle häufig in fließende Gewässer. Dafür, dass dem auch hier so war, sprach die chemische Zusammensetzung, die er über die Lamellen seiner Fußsohlen analysierte. Tatsächlich entdeckte er bald die Mündung eines Rohres mit annähernd kreisförmigem Querschnitt. Kirmizz glitt hinein.

Die Einwohner von La Untique bezeichneten ihre Stadt als »die Unruhige«. In der Kanalisation war davon nichts zu bemerken. Die öden Stollen, Schächte und Reservoire stimulierten Kirmizz genauso wenig wie zuvor der Fluss.

So kam er nicht weiter. Und die Zeit drängte. Er musste wieder an die Oberfläche, aber zuvor eine Verkleidung finden und Behelfe, ihn wach zu halten.

In einem Tunnel, der zu einem stillgelegten Abschnitt des subplanetaren Verkehrsnetzes gehörte, traf er auf drei Personen, offensichtlich Vertreter der untersten hiesigen Gesellschaftsschicht. Viel hatten sie nicht zu bieten.

Kirmizz nahm, was er verwenden konnte.

 

*

 

Es war ein Gerücht, nicht mehr, worauf sich Sgisg Rotkers letzte Hoffnung gründete. Eine jener Informationen, die mit flacher, fast tonloser Stimme weitergegeben wurden; eigentlich eine Warnung.

Na und? Hatte er eine Wahl oder gar irgendetwas zu verlieren?

Nein. Wenn er seinen Kredit nicht zurückzahlte, saß er morgen um diese Stunde im Raumschiff nach Hallie-Loght.

»Ohne Rückflugticket.«

Die Adresse, die man ihm zugeraunt hatte, lag in der nördlichen Unterstadt. Wollte jemand eine Rangordnung der am übelsten beleumundeten Bezirke La Untiques erstellen, war dieses Viertel ein aussichtsreicher Kandidat für den ersten Platz.

Normalerweise hätte sich Sgisg nur mit mindestens elfköpfigem Geleitschutz hierher gewagt. Jetzt verkniff er sich ein Lachen, während er knospenseelenallein durch die engen, von Unrat verstopften Straßenschluchten wankte.

Seltsame, an Irrsinn grenzende Heiterkeit erfüllte ihn. Ganz nah am Abgrund zu stehen brachte auch Vorteile mit sich: Sollte ihn doch eine Räuberbande überfallen! Vielleicht taten sie ihm sogar einen Gefallen.

Ein rascher Tod war mit ziemlicher Sicherheit der Abhängigkeit vorzuziehen, in die er sich begeben wollte …

Aber offenbar wirkte die Aura des Fatalismus, die Sgisg umgab, abschreckender als jede schwer gepanzerte Eskorte. Unbeschadet – wenn man von den lästigen Attacken der Stechlibellen absah, die bei Regen aus ihren Kokons schlüpften – erreichte er die Garage.

Freilich konnte es auch daran liegen, dass die notorisch wasserscheuen Hauri sich in ihren Behausungen verkrochen hatten …

Das Tor sah genauso aus, wie es ihm beschrieben worden war. Sgisg Rotker formte einen Tentakel und klopfte rhythmisch gegen die von rötlichem Rost bedeckte Metallfläche:

Poch pochpoch – pochpoch.

Poch pochpoch – pochpoch.

Poch poch…

Er stieß unwillkürlich einen Schrei aus, als das glitschige Pflaster unter ihm nachgab und er in die Tiefe stürzte. Hart schlug er auf.

Über ihm schloss sich die Klappe. Undurchdringliche Dunkelheit umgab ihn.

Und ein Geruch, scharf-süßlich, den Sgisg nie wieder vergessen würde. Ein Aroma, nicht von dieser Welt. Ein Anhauch, eine Anmutung, böser als alle Nachtmahre, die ein Kind dieses Universums heimsuchen konnten.

»Was begehrst du?«

Die Wörter entstanden in Sgisgs Zentral-Nervenzentrum. An jeder einzelnen Silbe hingen schartige Klingen, die in seinen Bauchkern einschnitten. Augenblicklich zersäbelten sie jegliche aus Galgenhumor geborene Zuversicht.

»Ich, ich bin ein, ein Abrichter«, stammelte Rotker.

Er bemerkte, dass er sämtliche Gliedmaßen eingezogen und sich als halbkugeliger Fladen an den rauen Untergrund gepresst hatte. Klebriges Sekret war ihm entronnen.

Sgisg schämte sich.

In gewisser Weise half ihm diese lächerlich atavistische, absolut unpassende Gefühlsregung, seine Fassung wiederzuerlangen.

»Ich habe gehört«, setzte er fort, »ihr interessiert euch für Renn-Fejl’n.«

»Ja.«

Er wartete. Aber sein Gesprächspartner beließ es bei der knappen Zustimmung.

Das Schweigen wurde unerträglich.

Sgisg sagte heiser: »Weil, so wird geraunt, ihr plant, eure eigenen Wettkämpfe zu veranstalten. Abseits vom Kartell. Liege ich richtig?«

»Ja.«

»Allerdings liefern alle zugelassenen Abrichter ausschließlich an die Arenen des Kartells. Dazu verpflichten wir uns im Rahmen der Aufnahme in die Zunft.«

»Ja.«

»Bei Zuwiderhandlung droht eine lebenslängliche Sperre.«

»Ja.«