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Nr. 59

 

Spekulationen mit dem Tod

 

Ein Virus bedroht die Völker der Galaxis – das Psycho-Team stellt sich der Gefahr

 

von H. G. Francis

 

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Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO schreibt man Mitte April des Jahres 2841 Standardzeit. Somit sind seit dem Ende der Condos Vasac rund 432 Jahre vergangen.

Oberst Ronald Tekener und Oberstleutnant Sinclair M. Kennon, die beiden Asse der USO, sind noch immer am Leben und aktiv im Einsatz – der eine dank seinem lebenserhaltenden Zellaktivator und der andere aufgrund der weit fortgeschrittenen Biochemie, die seinem organischen Gehirn im Robotkörper eine nach Jahrhunderten zählende Lebenserwartung verschafft.

Nach dem erfolgreichen Abschluss des Falles »Daseinslöscher« haben Tekener und Kennon, getarnt als Chefs der Unabhängigen Hilfsorganisation für Bedrängte, wieder eine neue Aufgabe von weltenweiter Bedeutung übernommen.

Es geht um das mysteriöse Verschwinden eines Biologen und Chemikers und vor allem um das Produkt seiner Forschungen: ein Virus, mit dem man die Bevölkerungen ganzer Welten versklaven kann.

Ronald Tekener und sein Kollege haben die Pflicht, mit allen Mitteln zu verhindern, dass dieses Virus zur Gefahr für die Völker der Galaxis wird. Die Agenten dürfen die Formel des Virus nicht in unrechte Hände gelangen lassen. Sie müssen die Anwendung des biochemischen Kampfmittels unterbinden – und die SPEKULATIONEN MIT DEM TOD ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon – Chefs der »Hilfsorganisation für Bedrängte«.

Mesotard von Acraniath – Schlüsselfigur in einem tödlichen »Pokerspiel«.

Caryon von Acraniath – Mesotards Tochter.

Akor – Mesotards seltsamer Assistent.

Ghort – Häuptling eines Nomadenstammes von Anoplur.

Cirrip von Lycaen – Chef eines akonischen Konzerns.

1.

 

Dossier: Virus Mesotard III

Beauftragt: Spezialist-Oberst R. Tekener, Spezialist-Oberstleutnant S. M. Kennon und angeschlossenes Sonderkommando.

I. 10. 3. 2841 – Erdzeit:

Satisfy: CARYON VON ACRANIATH (Caryon v. A., Akonin, 28 Jahre, Tochter des Mesotard von Acraniath) erteilt der Unabhängigen Hilfsinstitution für Bedrängte (UHB) den Auftrag, ihren Vater Mesotard v. A. zu finden, zugleich das von ihm entwickelte Projekt »Virus Mesotard III« sicherzustellen und an den eigentlichen Auftraggeber und Finanzier »Cyklopharm Nocostra C. V.« zurückzugeben.

Cyklopharm Nocostra C. V; umsatzstärkster Pharmakonzern Akons. Umsatz in 2840 (Erdzeit): 14 Billionen Solar. Sitz der Verwaltung: Planet Verruco IV (siehe: Ak/Pp-C-00436-A-68) Vereinbartes Honorar für UHB: 10 Millionen Solar.

II. MESOTARD VON ACRANIATH (Mesotard v. A. Akone, 60 Jahre). Vertraglich an Cyklopharm Nocostra C. V. gebundener Wissenschaftler. Biologe und Chemiker. Vielfach für bedeutende wissenschaftliche Leistungen ausgezeichnet. Schwerpunktarbeit seit etwa 2830 (Erdzeit): Virusforschung. Versucht laut Caryon v. A. Erpressung des Konzerns. Vertragsbruch und Flucht. Vermutlicher Aufenthalt: Anoplur.

III. ECARDIN VON ACRANIATH (Akone, 26 Jahre, Sohn des Mesotard v. A.) Zusammen mit Cyklopharm Nocostra C. V. laut Aussage seiner Schwester Caryon v. A. verantwortlich für die Entsendung von Caryon v. A. nach Satisfy (UHB). Entwendete eine geringe Menge des Virus Mesotard III. Er benutzte sie, um Bewohner des Planeten Anoplur zu infizieren und sich so zuverlässige und willenlose Sklaven zu verschaffen. Er setzte überlegene Technik auf dem Planeten Anoplur ein, um mit ihrer Hilfe persönliche Macht und Reichtum zu gewinnen. (Wassergebundenes Spezialschiff mit kernchemischem Antrieb und technisch hochwertiger Ausrüstung: Energiestrahlwaffen, Impulsgeschütze)

Laut Funknachricht von Spezialist S. M. Kennon (z. Z. Anoplur, 2. Planet der Sonne Notone, Eastside Milchstraße, äußerer Blues-Sektor) am 15.4.2841 (Erdzeit) auf Anoplur getötet.

Laut eigener Aussage verantwortlich für Mordanschlag auf Caryon v. A. auf Satisfy. Für Anschlag eingesetzt: Virus-Mesotard-III-Sklave. Vorgebliches Motiv: Eifersucht auf erfolgreichere Schwester. Aussagewert: minus 2. Frage: Beabsichtigte er, nachträglich den Auftrag an UHB zu hindern, um eigene Aktionen mit Virus Mesotard III nicht zu gefährden?

IV. CIRRIP VON LYCAEN (Akone, 50 Jahre).

Leitender Präsident von Cyklopharm Nocostra C. V., Wirtschaftswissenschaftler mit zahlreichen hochwertigen Auszeichnungen. Bekannt für betont sachliche und rationelle Entscheidungen. Ungewöhnliche Karriere. Übersteigerter Ehrgeiz. Verfolgt Konzerninteressen auch mit illegalen Mitteln. Mehrere Interessenkollisionen mit terranischen Pharmakonzernen. Wichtige Verbindungen zu politischen Institutionen Akons. Eigentümer des Planeten Cirripon (4. Planet der Sonne Souini).

V. VIRUS MESOTARD III.

Von Mesotard von Acraniath entwickeltes Virus von höchster politischer Bedeutung. Durch hohe Virulenz und Versklavungseffekt galaxisweite Bedrohung. Infektion: pulmonal. Wirkung: zeitlich auf 6 bis 7 Monate (Erdzeit) begrenzte Parese des Willenszentrums. Gegenmittel: keine – Infektion kann jedoch vermutlich durch einfache Sicherheitsmaßnahmen (Atemmaske) verhindert werden. Inkubationszeit: vermutlich nur wenige Minuten. Weitere Unterlagen: keine.

 

*

 

Mit müden Schritten ging Mesotard von Acraniath zu der mit Eisen geschlagenen Holztür und öffnete sie.

»Du bist es, Akor.«

»Sie kommen«, sagte der Mann, der eintrat und die Tür hinter sich schloss. »Vielleicht dauert es nur noch einige Minuten, bis sie hier sind.«

Der Akone erschrak. Seine Lider begannen zu zittern, und die Farbe wich aus seinem Gesicht. Akor hatte den Eindruck, dass der Wissenschaftler zusammenbrechen würde. Er stützte ihn schnell, doch Mesotard von Acraniath schob seine Hand zur Seite. Er wandte sich um und kehrte zu einer Holztruhe zurück, die an einer mit Teppichen behangenen Wand stand. Nachdenklich blieben seine Blicke an den Motiven des geknüpften Kunstwerkes hängen, das die verschiedenen Phasen eines Kampfes zwischen zwei zherkopischen Wildtieren zeigte.

»Du kannst hier nicht bleiben, Meso«, sagte Akor.

»Natürlich nicht.«

Der abtrünnige Virusforscher nahm zwei Metallzylinder auf, die auf der Truhe standen, und drehte sie in den Händen. Langsam wandte er sich zu Akor um.

»Hast du nicht herausfinden können, wer die Männer sind?«

»Es sind Akonen, daran gibt es keinen Zweifel.«

»Ist Cirrip von Lycaen bei ihnen?«

»Ich weiß es nicht, Meso. Ich habe nur beobachtet, wie das Schiff landete. Es ist ein akonischer Raumer.«

Akors Stimme schwankte. Er schien Mühe zu haben, die Worte hervorzubringen. Die Fragen des Wissenschaftlers machten den Boten verlegen und unsicher. In seinem Gesicht begann es zu zucken.

»Beruhige dich«, sagte Mesotard von Acraniath mit gleichgültiger Stimme. Seine Blicke glitten über das Gesicht des anderen, ohne ihn wirklich zu sehen.

Akor war kleiner als der Akone. Das grünliche, von weißen Strähnen durchzogene Haar fiel ihm bis auf die Schultern herab. Punkt- und strichförmige Pigmentierungen auf seiner lindbraunen Gesichtshaut wiesen auf eine frühere Hautkrankheit hin, ebenso wie extrem große Poren und Krater am Kinn. Vereinzelte Haarinseln wucherten wie Samt auf seinen Wangen. Unbehaglich wischte Akor sich mit der Hand über die Augen und wandte sich ab. Während er kaum noch beachtet wurde, verfolgte er selbst jede Bewegung des Biologen. Er versuchte, sich jede Einzelheit an den beiden Zylindern einzuprägen.

»Schon gut«, sagte der Akone. »Du kannst mir helfen, mich auf die Männer vorzubereiten.«

»Gern.«

Mesotard von Acraniath drehte die beiden Zylinder in den Händen. Akor öffnete den mit Schnitzereien versehenen Deckel der Truhe. Zwischen Tüchern, Holzkugeln, einer kleinen Holzfigur und Plastikfolien lagen mehrere positronische Bauteile. Der Gehilfe hob sie vorsichtig heraus und reichte sie dem Akonen. Dieser nahm sie und setzte sie mit so schnellen Bewegungen zu einem stabförmigen Gebilde zusammen, dass Akor später nicht mehr hätte sagen können, wie er es gemacht hatte. Rasch schob er die Teile in einen der beiden Zylinder und drehte den anderen mit der offenen Seite dagegen, bis es leise klickte. Er hielt den Metallkörper zwischen den Händen und starrte auf die Mittelnaht, die kurz aufglühte. Danach war nicht mehr zu erkennen, an welcher Stelle die beiden Zylinder zu einem Ganzen verbunden worden waren.

»Meso – was ist das?«

Der Wissenschaftler blickte in die schwarzen, forschenden Augen des anderen. Er lächelte unmerklich.

»Ein Zeitzünder, Akor«, antwortete er.

»Ein Zeitzünder? Wozu?«

»Ich muss mich sichern. Schließlich muss ich doch etwas in der Hand haben, falls es diesen Männern gelingt, mich hierzu finden.«

»Bis jetzt verstehe ich immer noch nicht, was du vorhast.«

Der Wissenschaftler legte dem Grünhaarigen den Arm um die Schulter.

»Ich vergesse immer wieder, dass du nicht mehr so flink denken kannst wie früher. Verzeih mir. Natürlich habe ich die Virenkulturen und die Formeln nicht hier. Ich habe alles in einer Bombe versteckt. Diesen Zeitzünder und Hyperkom werden sie irgendwann innerhalb der nächsten Tage zur Explosion bringen, wenn ich es nicht verhindere.«

»Wo ist die Bombe, Meso?«

Mesotard von Acraniath löste sich von Akor und kehrte zu der Truhe zurück. Er setzte sich darauf und stellte den Zylinder neben sich ab.

»Das, mein Lieber, wird mein Geheimnis bleiben.«

»Da sollen mich doch Otto Eins und Zwei!«, sagte der Bote heftig. »Das ist ein teuflischer Plan, Meso. So darfst du nicht ...«

Der Wissenschaftler unterbrach ihn mit einer knappen Geste. Er richtete sich auf und horchte. Schnelle Schritte und nervöse Rufe ertönten in ihrer Nähe. Dann fluchte jemand in akonischer Sprache und meldete, der Gang, in dem er sich befinde, sei zu Ende. Akor lachte leise.

Der Virusforscher beobachtete ihn. Er selbst zeigte sich nicht belustigt. Immer wenn es zu solchen oder ähnlichen Gesprächen kam, wurde er an eine Schuld erinnert. Sobald er merkte, dass Akor seinen Gedankengängen nicht mehr so folgen konnte wie früher, musste er an die Ereignisse denken, die Akors Intelligenz zerstört hatten. Immer wieder sah er den früheren Assistenten vor sich, wie dieser von einem heimtückischen Virus befallen in der Quarantänestation lag. Die Infektion hatte er sich durch einen kleinen, aber entscheidenden Fehler im Labor zugezogen. Obwohl Mesotard von Acraniath nicht unmittelbar an dem Vorfall beteiligt gewesen war, fühlte er sich schuldig, denn er war dafür verantwortlich gewesen, dass die Sicherheitsbestimmungen gelockert worden waren.

Jetzt zeugten nur noch ein paar Narben und Pigmentstellen im Gesicht Akors von der schweren Krankheit, die dieser durchgemacht hatte. Sonst war ihm nichts mehr anzusehen. Sämtliche Lähmungserscheinungen waren zurückgegangen. Bis auf den Tag hoffte der geniale Wissenschaftler, dass sein Freund und Assistent auch seine frühere geistige Kapazität zurückgewinnen würde. Bei Gesprächen, bei denen Akor mitdenken musste, zeigte sich jedoch, dass dieser selbst einfache Zusammenhänge nicht erkennen konnte. Das Genie des Grünhaarigen war auf alle Zeit ruiniert.

»Geh jetzt«, bat der Akone. Er erhob sich wieder. Akor schritt zur Tür. Dort blieb er stehen und drehte sich langsam um. Forschend blickte er den Alten an.

»Der Gnadenlose soll mich holen«, sagte er heftig. »Ich habe etwas sehr Wichtiges vergessen, Meso.«

»Was ist denn noch?«

Akor kratzte sich die grünen Samtinseln an seinen Wangen. Schuldbewusst blickte er zu Boden.

»Die Caten th Roch, die Pest des Meeres, ist zurückgekommen. Aber nicht mit deinem Sohn, sondern mit Eingeborenen, Fremden und einem Mädchen.«

»Caryon?«

»Ich habe sie nicht genau gesehen. Möglicherweise ist sie es.«

»Sieh nach, Akor. Ich muss wissen, ob meine Tochter gekommen ist.«

»Es ging recht turbulent in der Burg zu, Meso«, entschuldigte Akor sich. Er rieb sich die Schläfen und schüttelte dann den Kopf. »Auch gelingt es mir nicht recht, meine Gedanken zu ordnen. Es tut mir leid.«

»Schon gut, Kleiner. Ich bitte dich nur, genau zu prüfen, ob Caryon gekommen ist.«

Der Grünhaarige richtete sich ruckartig auf und blickte den Wissenschaftler mit geweiteten Augen an.

»Jetzt fällt es mir wieder ein. Sie haben deinen Sohn Ecardin ermordet. Einer von den Zherkopern hat ihm ein Messer in die Brust geschleudert.«

Mesotard von Acraniath stöhnte auf. Die Finger seiner linken Hand begannen heftig zu zittern, als er sie gegen die Brust presste. Seine tiefliegenden Augen schlossen sich. Laut und rasselnd ging ihm der Atem über die trockenen Lippen. Er schwankte und wäre gestürzt, wenn Akor ihn nicht gestützt hätte. Er machte dabei keinen sehr beunruhigten Eindruck. Anfälle dieser Art hatte er schon öfter erlebt. Der Akone hatte sich bisher immer recht schnell davon erholt. Ein Herzschrittmacher mit eingepflanzter Atombatterie hielt den Kreislauf unter Kontrolle und sorgte dafür, dass es nicht zu einem Zusammenbruch kommen konnte.

Jetzt aber benötigte Mesotard von Acraniath mehrere Minuten, bis sich seine Augen wieder öffneten, und der Atem regelmäßiger ging. Seine Haltung verriet, dass er noch immer starke Schmerzen hatte.

»Das ist alles ein wenig zuviel für mich«, sagte er mit schwacher Stimme. »Ich habe mich wohl doch etwas überschätzt.«

Er nahm einen Schluck Wasser entgegen und trank vorsichtig.

»Unter diesen Umständen solltest du vielleicht auf eine Zeitbombe verzichten, Meso«, warnte der Grünhaarige.

Der Wissenschaftler blickte ihn an. Er lachte leise. Mit langsamer Bewegung klopfte er sich auf die Brust.

»Du meinst, ich habe hier selbst eine Zeitbombe, wie? Sei ohne Sorge, Kleiner, ich werde es schon durchstehen.«

»Und was geschieht, wenn du es nicht schaffst?«

Wieder waren Schritte zu hören. Sie näherten sich der Holztür.

Mesotard von Acraniath schob Akor zu einem anderen Ausgang.

»Verschwinde jetzt. Schnell. Ich will nicht, dass sie dich erwischen.«

»Und – was geschieht mit dir?«

»Ich werde mich ebenfalls rechtzeitig zurückziehen.«

»Wohin?«

»Das erfährst du noch rechtzeitig genug.«

»Da sollen mich doch Otto Eins und Zwei! Manchmal glaube ich, du misstraust mir.«

Der Wissenschaftler lächelte, schob den Gehilfen energisch hinaus und schloss die Tür hinter ihm. Dann eilte er quer durch den Raum, stieg auf die Holztruhe und drückte die linke Hand gegen den Wandteppich. Ein Spalt bildete sich, der gerade breit genug war, den Akonen durchzulassen. Sekunden später kamen mehrere uniformierte Männer durch die eisenbeschlagene Tür herein. Es waren muskulöse Gestalten, die sich schnell und kraftvoll bewegten.

 

*

 

Ronald Tekener zündete sich eine Zigarette an. Seine Blicke glitten über die zerklüfteten Hänge am Rande der Insel. Aus dem Süden rollte eine schwere Dünung gegen die Felsen. Der Gischt schäumte fast bis zu dem Plateau hinauf, über dem sich die Schwarze Burg erhob. Das noch rötlich gefärbte Licht der aufgehenden Sonne ließ die Schaumkronen blass erscheinen.

Vereinzelte Seevögel schwebten nahezu regungslos über die Wellen. Ab und zu stürzte einer der weiß-gelben Segler in die Tiefe und schoss mit eng an den Körper gelegten Flügeln ins Wasser. Unmittelbar darauf erhob er sich wieder aus den Wellen und schleppte einen schwarzen Fisch in seinem Schnabel mit sich. Die Beute war fast so groß wie der Räuber selbst und wehrte sich mit kräftigen Körperbewegungen. Hin und wieder gelang es einem der Fische, ins Wasser zurückzufallen.

In einer Entfernung von nur wenigen hundert Metern zog ein Segelschiff an der Insel vorbei. Ronald und Kennon, der Mann mit dem Robotkörper, konnten die Männer an Bord der Nussschale erkennen, wie sie sich gegen den Wind stemmten und sich bemühten, den Klippen fernzubleiben. Ihre Chancen schienen jedoch nicht besonders groß zu sein. Die Abdrift war zu stark.

Sinclair Marout Kennon sagte etwas, doch das Donnern der Brandung übertönte seine Worte. Dennoch nickte Tekener. Auch er sah die beiden Männer, die vor dem schwarzen Gebäude erschienen. Sie trugen Energiestrahlwaffen in den Händen. Einige Meter hinter ihnen folgten zwei Kampfroboter. Sie deckten die Akonen gegen mögliche Angreifer ab.

»Die Akonen haben einen kleinen Fehler gemacht, der uns nur recht sein soll«, stellte Ronald Tekener fest. Er drehte sich halb um und schnippte den Rest seiner Zigarette ins Dunkel der Höhle, in der sie sich aufhielten. Hinter ihnen fielen die Felsen steil ab. Der Spalt verengte sich mit zunehmender Tiefe immer mehr und schloss in einer Grotte von etwa zwanzig Metern Durchmesser. Obwohl es nur eine submarine Verbindung zum Meer gab, wurde das Wasser auch hier bewegt. Sie vernahmen das Schwappen und Saugen der Wellen am Gestein.

Kennon nickte.

»Auf dem Plateau befinden sich immerhin drei kampffähige Raumschiffe. Eine Space-Jet, das Schiff der Akonen und schließlich der Raumer des dahingegangenen Ecardin von Acraniath, aber niemand scheint daran zu denken, auch nur eine Wache an Bord zurückzulassen. Man scheint sich recht sicher zu fühlen.«

»Sie wissen nicht, dass sie mit ernst zu nehmendem Widerstand zu rechnen haben. Mich glauben sie erledigt zu haben, und sonst vermuten sie niemanden hier, der ihnen gefährlich werden könnte.«

Ronald blickte zu dem Privatschiff hinüber, das in einer Entfernung von etwa zweihundert Metern von der Schwarzen Burg gelandet war. Der Raumer kam von Akon. Als Schiffseigner hatten sie Tromea von Klyanzoe ausgemacht. Von einem Mann dieses Namens hatten weder er noch Kennon jemals etwas gehört. Weitere Hinweise über die Herkunft des Schiffes hatten sie nicht gefunden. War der überaus ehrgeizige Cirrip von Lycaen zufällig auf die Spur des Wissenschaftlers gestoßen? Wollte er ihm – Tekener – jetzt zuvorkommen, um das vereinbarte Honorar zu sparen? Oder hatte er ihm und der kosmischen Bedrängtenhilfe hier auf diesem Planeten eine tödliche Falle gestellt?

Unwahrscheinlich, entschied Tekener. Wenn die Cyklopharm Nocostra C. V. tatsächlich die Absicht gehabt haben sollte, ihn aus dem Wege zu räumen, dann hätte sie ihre Pläne einfacher realisieren können. Alle Angriffe waren bisher von Ecardin von Acraniath, dem getöteten Bruder Caryons, ausgegangen.

 

*

 

Kennon blickte Tekener an, und seine Augen schienen spöttisch aufzuleuchten. Natürlich wusste er, dass Caryon Ronald nicht ganz gleichgültig war. Er hatte auch erkannt, dass der Freund bereits alle denkbaren Motive durchdacht hatte.

Blieb nur noch eines:

»Sollte die bezaubernde Caryon vielleicht doch nicht ganz die Wahrheit gesagt haben, als sie dir auf Satisfy erklärte, in welche Not Cyklopharm Nocostra C. V. gekommen ist?«