zeigt mit den Erlebnistouren wo’s langgeht. Inklusive Tourenverlauf und Offline-Karte.
© Look: mauritius images/Alamy
schnell die wichtigsten Infos auf dem Smartphone: Events, News, neue Insider-Tipps und ggf. aktualisierte Erlebnistouren als PDF zum Downloaden
http://go.marcopolo.de/lis
© mauritius images/Rubberball
Insider-Tipp | |
Highlight | |
Best of... | |
Schöne Aussicht |
€ € € | über 130 Euro |
€ € | 80–130 Euro |
€ | bis 80 Euro |
€ € € | über 30 Euro |
€ € | 20–30 Euro |
€ | bis 20 Euro |
© Look: M. Gottschalk
Mit der berühmten uralten Tram Nr. 28 ist eine Sightseeingtour durch die Sieben- Hügel-Stadt ein tolles Erlebnis zur Karte (siehe auch siehe auch >>)
Wie eine steinerne Krone thront die Burg über dem malerischen Gassenlabyrinth der Alfama zur Karte (siehe auch >>)
Hier schlägt das Herz der Tejo-City. Von hier stehen Ihnen alle Möglichkeiten offen zur Karte (siehe auch >>)
Die Jesuitenkirche aus dem 16. Jh. ist das Juwel unter Lissabons zahlreichen Gotteshäusern zur Karte
Die Steinmetzkunst im üppig verzierten Kreuzgang im Kloster in Belém bezaubert auch nach 500 Jahren noch zur Karte
Der mächtige und dennoch verspielt wirkende Wehrturm im Tejo ist Lissabons eindrucksvolles Wahrzeichen aus der manuelinischen Epoche zur Karte
Der armenische Ölmillionär vermachte der Stadt eine einzigartige Sammlung von orientalischem Kunsthandwerk und europäischen Meisterwerken zur Karte
Portugals einmalige Kachelkunst, dargeboten in einem prachtvollen Konvent zur Karte
Das ehemalige Expogelände mit einem der größten Aquarien Europas wurde zum glitzernden Fortschrittssymbol Lissabons zur Karte
Das Nordende des Eduardo- VII-Parks bietet den grünen Rahmen für das nette Terrassen-Café zur Karte
Aktuelle Kunst, Architektur und Design im neuen Hinguckerbau am Tejo zur Karte
Geschmackvolle Souvenirs, nach dem Motto: „Desde Sempre“ – „Schon immer“ … zur Karte
Jeden Dienstag und Samstag Stöbern und Feilschen auf dem „Markt der Diebin“ auf dem Campo de Santa Clara zur Karte (siehe auch >>)
Man kommt aus dem Staunen nicht heraus: „Kitsch as Kitsch can“ in der Cocktailbar zur Karte
Hier tanzt das junge Lissabon: Der Club von John Malkovich & Co. ist der Hotspot der hippen Szene zur Karte
© laif/robertharding: R. Moiola
Von allen Insider-Tipps finden Sie hier die 15 besten
© laif: T. & B. Morandi
Die dynamische Brautruppe der LX Brewery macht Bier mit Liebe und Handwerkskunst – werfen Sie doch mal einen Blick hinter die Kulissen!
Im alten Maurenviertel, Wiege des Fado, werden Lokalgrößen mit einer Open-Air-Fotostrecke gewürdigt. Die portugiesischen und englischen Texte erzählen die Geschichten zu den Charakterköpfen
Fado ist in Lissabon allgegenwärtig (Foto). Familiär und noch ziemlich authentisch geht es bei A Nini beim Fadostammtisch am Donnerstagabend zu
Mit der App von Mygon sind Sie immer auf dem neuesten Stand der Discounts vor Ort; Smartphone-Muffel ergattern die Schnäppchen über die Website
Futtern Sie sich stilvoll durch Lissabon; die leckeren Food Tours von Taste of Lisboa zeigen Ihnen die Stadt von der lukullischen Seite – aber nicht nur!
Was den Portugiesen der Fado, ist den Bewohnern der Kapverdischen Inseln der Morna. Beim Tanz-Lunch der kapverdischen Associação Cabo-Verdeana werden Sie die Kalorien der Spezialitäten aus der ehemaligen portugiesischen Kolonie direkt wieder los!
Der Largo do Intendente hat sich vom sozialen Brennpunkt zu einer Destination für cooles Volk gemausert: mit Cafés, dem versteckten Nightlife-Hotspot Casa Independente, Kunst und einer der fotogensten Fassaden Lissabons
Das unprätentiöse Teatro da Garagem (Taborda) am Fuß der Burg ist ideal für einen Drink vor oder nach einem Abendessen in der Mouraria. Auch viele Locals kennen das Theatercafé nicht!
Offene Segeltörns auf dem Tejo auf einem historischen Segelschiff … Denn man tau!
Einen Direktblick auf den Elevador de Santa Justa und günstige Gastronomie gibt’s im neu herausgeputzten Café-Restaurant des Haushaltswaren-Emporiums Pollux
Als ob die sieben Zwerge gleich um die Ecke kämen: Wandern Sie um den malerisch gelegenen Ausflugsort Sintra (Foto) herum durch verwunschene Wälder und Parks
In der zur Terrassenbar umfunktionierten alten Windmühle Moinho Dom Quixote beim Cabo da Roca scheinen Sie über der Felsenküste zu schweben
Lassen Sie sich von der netten engagierten Truppe des Nachbarschaftsvereins Mouradia inspirieren, verpflegen – und durch das angesagte Viertel führen!
Sie wollen mehr authentische Fado-Atmosphäre erleben? Am besten eine Fado Night Tour buchen und vorher zu Abend essen
Handgerösteter Kaffee, leckere Snacks und Club-Events im kreativen Container- und Doppeldecker-Ensemble Village Underground
© laif/hemis. fr: P. Jacques
Neues entdecken und den Geldbeutel schonen
Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus
An schönen, frei zugänglichen Grünflächen fehlt es der Stadt nicht. Der verschlungene Garten am Museu Calouste Gulbenkian wird gern von Pärchen zum namorar (Stelldichein), für kleine Picknicks und ruhige Lese- und Rauchstunden genutzt
Mit einer guten Prise Humor führen die dynamischen Wild Walkers auf verschiedenen Routen und mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten (Pub Crawl, Fadoabend) durch ihre Stadt. Die Stadttouren kosten nichts, ein gutes Trinkgeld ist für das Engagement der jungen Wilden aber angebracht
Der Eintritt zu Joe Berardos Sammlung moderner Kunst im Centro Cultural de Belém ist zéro, und der Spaziergang entlang der Uferpromenade von hier bis zum neuen Hinguckermuseum MAAT ist sowieso gratis
Kaufen Sie sich im Laden unten an der Calçada da Graça ein kühles Bier und genießen Sie damit den Panoramablick vom Miradouro Senhora do Monte. Wenn die Kapelle offen ist und die Küsterin Ihnen den Thron des Hl. Gens zeigt, abgenutzt von Generationen Schwangerer, die in der Hoffnung auf eine leichte Geburt auf ihm Platz nahmen, kostet das ein Trinkgeld
Wer gut zu Fuß ist, unternimmt einen Spaziergang auf der 14 km langen Biodiversitätsroute von Belém nach Monsanto, vorbei an naturwissenschaftlich und historisch interessanten Orten
Lernen Sie die großen Namen der modernen portugiesischen Kunst kennen, Almada Negreiros allen voran, im stilvollen Ambiente des Ritz
Das erleben Sie nur hier
Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus
Nicht nur Touristen, auch die Lissabonner selbst jagen immer dem besten Blick auf Stadt und Tejo hinterher. Wunderbar sitzt man z. B. auf dem Miradouro São Pedro de Alcântara und blickt auf die Altstadt und das Castelo
Studenten und Büroarbeiter, ältere Damen und die Surfer am Atlantik haben eines gemeinsam: Sie suchen bei jeder Gelegenheit ein Café auf. Das berühmteste ist das stilvolle Café A Brasileira im Chiado
Fado, der „portugiesische Blues“, mit seiner melancholisch-sehnsuchtsvollen Grundstimmung ist in Lissabon allgegenwärtig. Eine Livedarbietung in einem der schönen Fadolokale sollten Sie sich nicht entgehen lassen
Die nostalgischen gelben Straßenbahnen werden auch von Lissabonnern noch zur Fortbewegung genutzt. Atemberaubend die berühmte Nummer 28, die durch enge Gassen im Zentimeterabstand zu den Hauswänden bergauf und bergab ächzt
Jeder weiß: Das Volk, das Figo und Ronaldo hervorgebracht hat, ist fußballverrückt, und beim Lokalderby von Benfica gegen Sporting fliegen die Fetzen. Aber auch „normale“ Ligaspiele sind ein Fest
Die berühmte calçada, der von Kunsthandwerkern verlegte Straßenbelag, nimmt mitunter tolle Formen an: Spazieren Sie gesenkten Blickes über das Wellenmuster vom Rossio-Platz oder über die phallischen Muster zwischen Brasileira-Café und Benetton im Chiado
Charakteristisch für Lissabon sind die elevadores, Standseilbahnen und Aufzüge, die seit weit über 100 Jahren den Aufstieg in die Oberstadt erleichtern. Verpassen Sie es nicht, einmal im gusseisernen Turm des Elevador de Santa Justa nach unten zu gondeln!
Aktivitäten, die Laune machen
Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus
Im Ozeanarium – eines der größten Europas – ziehen die Regenstunden so ruhig vorüber wie die Haie, die Meeresschildkröten und die stoischen Mondfische
Das Museu Nacional dos Coches in Belém ist mit seinen prachtvollen historischen Kutschen das beliebteste Museum Lissabons, jetzt im ehrgeizigen „schwebenden“ Neubau untergebracht
Ein Gang durch die Markthalle des Time Out Mercado da Ribeira ist ein Rundumschlag durch die Lissabonner Trendgastronomie: Gourmethamburger, Wokküche, Sushi, der beste Schokokuchen der Welt …
Bei Fábula Urbis, der vielleicht besten Buchhandlung der Stadt, überbrücken Bücherwürmer und Leseratten Regenschauer auf angenehmste Art. Holen Sie sich oben einen Kaffee und schmökern Sie in Ruhe in einer Topauswahl deutscher Titel bzw. Übersetzungen
Gesellen Sie sich zu den Lissabonnern, die sich trotz prekärer Finanzen den Spaß am Shopping, ir as compras, nicht nehmen lassen. Edle Läden und People-Watching unter den postmodernen Türmen von Amoreiras oder im Centro Comercial Colombo
In der LX Factory werden heute statt Textilien Ideen hergestellt. Nahrung für Körper und Hirn bieten u. a. Restaurants, eine coole Buchhandlung, ein Experimentalmusik-Konzertraum, Designläden, die angesagte Rio-Maravilha-Bar und Clubs
Durchatmen, genießen und verwöhnen lassen
Diese Punkte zeichnen in den folgenden Kapiteln die Best-of-Hinweise aus
Trendige Terrassencafés wie etwa die Esplanada das Portas do Sol haben oft gemütliche Sofas. Und bieten ihren Gästen phantastische Ausblicke über die Stadt
Lassen Sie sich von der Salzlösung im Schwebetank des Float In tragen, und schalten Sie dabei völlig ab – mehr Entspannung geht nun wirklich nicht!
Das Mosteiro dos Jerónimos in Belém ist einer der Touristenmagneten der Stadt. Wer früh kommt, kurz vor 10 Uhr, hat noch Ruhe und damit mehr vom manuelinischen Zauber des Kreuzgangs
Wer Glück mit dem Wetter hat, kann auch im Frühjahr oder Herbst baden. Große Picknickausrüstung ist nicht nötig; setzen Sie sich einfach in eins der vielen Strandcafés der Costa da Caparica
Besteigen Sie eine Tejo-Fähre oder ein Rundfahrtschiff und lehnen Sie sich zurück: Genießen Sie die relaxte Atmosphäre an Bord und den schönen Blick auf die Stadt vom Wasser aus
Im Garden Spa des Pestana Palace Hotel können Sie sich mit Massagen und Anwendungen verwöhnen lassen – und alles mit Blick auf den herrlichen Garten eines Palasts aus dem 19. Jh.
Steigen Sie doch einmal mit einem guten Buch in der Tasche hoch zum Castelo de São Jorge. Suchen Sie sich in der weitläufigen Anlage mit dem tollen Blick über die Stadt ein ruhiges Plätzchen für ein entspannendes Lesestündchen – Balsam für die Seele!
Entdecken Sie Lissabon!
© mauritius images/Imagebroker: M. Wolf
Lissabon ist angesagt. Der Tourismus boomt. Es regnet Preise auf die portugiesische Hauptstadt: beste Citydestination Europas, bester Kreuzfahrtschiffhafen … Goldgräberstimmung macht sich breit. 2016 gewann die Stadt den Zuschlag für den WebSummit, der jedes Jahr 40 000 Informatikprofis versammelt. Poplegende Madonna schlägt ihre Zelte in der Stadt auf. Lissabon ist ein Darling auf Instagram. Nicht von ungefähr bleiben Fotografen und Künstler oft in dieser Stadt hängen: Sie lieben die fotogenen Kontraste von Tradition und Moderne, den gewissen morbiden Charme und das ganz besondere Licht. Die Anlage der Stadt auf den sieben Hügeln funktioniert wie ein Amphitheater, das Kalkweiß des dekorativen Calçada-portuguesa-Mosaiksteinpflasters reflektiert die Sonnenstrahlen. Dazu diese Farben: das tiefe Blau des Himmels über strahlend weißen Kirchen, das sonnige Gelb der Straßenbahnen und Busse, das freundliche Hellrot der Dachziegel, das Lila der Jacarandábäume im Frühsommer und zwischen allem der silbern glitzernde Tejo. Wenn es eine goldene Regel in Lissabon gibt, dann die: Nie ohne Kamera losziehen!
Ein weiterer Trumpf der Stadt ist Sonne satt. Lissabons 3300 Sonnenstunden im Jahresschnitt sind Spitze in Westeuropa. Das Klima ist mediterran, aber meist weht ein kühlendes Lüftchen vom Atlantik, sodass die Stadt auch im Hochsommer nicht überhitzt. Auch wenn das Meer erst ein Dutzend Kilometer vom Stadtzentrum entfernt beginnt, Ferienfeeling macht sich am Tejo trotzdem schnell breit. Das Flussufer wird immer weiter erschlossen: Wer mag, kann von der Praça do Comércio bis nach Belém spazieren. Und: Noch ist die Stadt bezahlbar. Zwar haben die Preise in den letzten Jahren angezogen, aber es ist immer noch locker möglich, für 10 Euro wunderbar Mittag zu essen. Und ein günstiges Bett findet sich in einer der weltbesten Hostelstädte auch. Gleichzeitig ist Lissabon eine menschliche Stadt. Só um bocadinho – nur ein Momentchen – ist die beschwörende Antwortformel von Kellnern und Verkäufern auf eilige Bestellungen. In einer Stadt, die schon so viel erlebt hat, sind die Menschen gelassen …
Und sie hat viel erlebt: Die Phönizier waren die Ersten, die einen Handelsstützpunkt hier einrichteten. Später hat sich phönizisches, karthagisches, ibero-keltisches, römisches, germanisches, maurisches, jüdisches, afrikanisches, brasilianisches und südostasiatisches Erbe zu einer besonderen Identität vermischt – was sich in Toleranz niederschlug, die heute noch zu spüren ist. Im Stadtbild finden Sie Überreste der fünf Jahrhunderte römischer Herrschaft, als die Stadt Olissipo hieß. Etwa steinerne Tanks zum Einsalzen einer Fischwürzsauce, die als begehrte Delikatesse von hier ins gesamte Imperium verschifft wurde. Als die Römer sich Ende des 5. Jh. notgedrungen zurückzogen, um die Grenzen ihres Reichs zu verteidigen, entstand ein Machtvakuum, das schnell besetzt wurde: von Westgoten und Alanen, und von Sueben aus dem heutigen Süddeutschland. Ab Anfang des 8. Jh. überrollten vom Süden die Mauren – arabische Eroberer – die iberische Halbinsel. Ihnen verdankt die Stadt die trutzige Castelo-Burg, in deren Windschatten maurische, christliche und jüdische Bürger in Al Uxbuna lebten.
© huber-images: S. Lubenow
Die verhältnismäßig große religiöse Toleranz fand 1147 ein Ende, nämlich mit der christlichen Rückeroberung durch ein bunt gemischtes Kreuzfahrerheer. Die Mauren wurden in ein Viertel auf der flussabgelegenen Seite des Burghügels gedrängt, in die Mouraria, lange Zeit sozial benachteiligt – heute das trendigste Viertel der Stadt. An Fotomotiven fehlt es hier nie: vielleicht eine Osterprozession, das chinesische Neujahrsfest, oder eine Farbbeutelschlacht lachender junger Inder zum Holi-Festival auf dem Multikultiplatz Martim Moniz. Vor einem Jahrzehnt war der Platz, wo sich an der Haltestelle der berühmten Straßenbahnlinie 28 lange Schlangen bilden, praktisch noch verwaist. Heute ist der Martim Moniz mit seinen riesigen chinesischen Tierfiguren und Foodständen die multikulturelle Drehscheibe der Mouraria. Im alten Maurenviertel hört man Dutzende von Sprachen; über 50 Nationen leben hier im Großen und Ganzen harmonisch nebeneinander.
Das Sprachengewirr gehört ebenso zum Soundtrack von Lissabon wie das Rattern und Brrrrinnnggg der historischen Straßenbahnen oder die Rufe der fliegenden Losverkäufer: Hoje anda a rooooda! (Heute dreht sich das Glücksraaaaaaad! – Ganz nebenbei: Keine andere europäische Nation gibt pro Kopf so viel Geld für Lose aus wie die Portugiesen!) In den warmen Monaten drängen von überall Musikfetzen ans Ohr, Open-Air-Konzerte von Fado bis Oper. Fester Bestandteil der Lissabonner Stadtmusik ist heute auch das Rattern der Touristentrolleys auf dem Kopfsteinpflaster. Weitaus angenehmer fürs Ohr ist die weiche portugiesische Sprache, die mit Kenntnissen anderer romanischer Sprachen zumindest einigermaßen lesbar ist. Beim Verstehen des Gesprochenen sieht es anders aus: Für ungeübte Ohren ist português ein nasaliertes Nuschelfest.
Der größte Einschnitt in der Stadtgeschichte war am 1. November 1755: Ein Erdbeben mit einem tagelang wütenden Feuer legte die Stadt in Schutt und Asche. Das furchtbare Beben war DIE Chance für die Stadtplanung: Der Mann der Stunde war der Marquês de Pombal. In Rekordzeit ließ er die neue Baixa hochziehen. Heute ist das Viertel ein Hybrid: Einerseits verdrängen immer mehr Made-in-China-Souvenirshops hundert Jahre alte Läden, andererseits erstrahlen die pombalinischen Fassaden in neuem Glanz. Dass so viel alte Bausubstanz noch existiert – wenn auch zum Teil in desolatem Zustand –, hat übrigens historische Gründe: Portugal blieb im zweiten Weltkrieg neutral. Diktator Salazar stellte sich mit allen Kriegsparteien gut: Er unterstützte die Alliierten mit einem Luftstützpunkt auf den Azoren, Nazideutschland mit der Lieferung von Wolframit zur Waffenherstellung. In den 1940er-Jahren war Lissabon so der letzte freie Hafen Europas. Hannah Arendt, Heinrich Mann und Stefan Zweig etwa reisten über Lissabon aus und beschrieben den Lichterglanz der Stadt als ein leuchtendes Symbol der Hoffnung im kriegsgeschüttelten Europa. Die Exilanten brachten Neuerungen: beispielsweise die Cafétische draußen in die Sonne zu stellen – heute eine Selbstverständlichkeit. Neu waren auch kurze Röcke und gewagte Badeanzüge in einer Stadt, die noch unter Salazars moralischem grauem Schleier lag. Salazar starb 1970, aber Europas längste Diktatur hielt sich noch länger. Der Polizeistaat wurde am 25. April 1974 durch einen friedlichen Aufstand am Kolonialkrieg verzweifelnder Generäle mit Unterstützung des Volkes weggefegt: durch die „Nelkenrevolution“ – benannt nach den roten Nelken (cravos) in den Gewehrläufen der Soldaten.
Nach der Nelkenrevolution mischten sich neue Elemente in den urbanen Mix: die portugiesischen „Rückkehrer“ aus Afrika, die in den neuen unabhängigen Republiken Angola und Mosambik keine Zukunft hatten. Eine halbe Million retornados kam nach Lissabon und wurde integriert, zusammen mit Emigranten aus den ehemaligen Kolonien, portugiesische Afrikaner, die Chancen im „Mutterland“ suchten. Portugals EU-Beitritt Mitte der 1980er-Jahre war wichtig – auch die Hauptstadt profitierte von EU-Zuwendungen. In den 1990er-Jahren blühte die Stadt auf; Lissabon wurde Gastgeber der Fußball-EM 1994. Zur Expo-Weltausstellung 1998 kam die ganze Welt in die portugiesische Hauptstadt; auf dem Gelände einer Industriebrache entstand ein neues Stadtviertel – das auch zwanzig Jahre später noch gut ins Stadtleben integriert ist. Die schwere Finanzkrise, die 2008 begann, traf Portugal überproportional, 2011 wurde das Land durch einen Kredit über fast 80 Mio. Euro der „Troika“ (aus Europäischer Zentralbank, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Kommission) vor dem Staatsbankrott bewahrt. Heute wird überall investiert und saniert, gebohrt und gemauert. Zu Füßen der Alfama entsteht das größte Kreuzschifffahrtsterminal Europas. Langsam arbeiten sich die Portugiesen vom Schlusslicht der europäischen Geburtenstatistik mit einer entsprechend überalterten Hauptstadt wieder nach oben. Von den 550 000 Einwohnern Lissabons (Großraum 2 Millionen) leben übrigens nur wenige Zehntausende in der historischen Altstadt. Der Ort, der Touristen besonders reizt …
Tja, der Tourismus. Der Boom ist natürlich willkommen: Ein immer größerer Teil des Bruttosozialprodukts wird vom Tourismus erwirtschaftet. In den Gassen von Alfama und Mouraria werden reihenweise Wohnungen saniert, mit dem Ziel, sie anschließend auf Plattformen wie Airbnb anzubieten. Wohnungseigentümer ziehen aus den beliebten Altstadtstraßen in umliegende Viertel, um ihre eigene Wohnung für Touristen frei zu machen. Einheimische finden oft keinen bezahlbaren Wohnraum mehr: Die Gentrifizierung ist auch hier angekommen. Ein Tourenanbieter nennt sich selbstironisch „We Hate Tourism“ – und hat Erfolg! Was man vermeiden möchte, ist ein „zweites Barcelona“, ein thematischer „Erlebnispark Lissabon“ mit wenigen „Ureinwohnern“, die von Tuk-Tuks aus bestaunt und geknipst werden.
Was steht sonst an in den nächsten Jahren? Die Stadt dehnt sich nach Osten aus. In Marvila, zwischen Innenstadt und Expogelände werden riesige Lagerhäuser entlang des Tejo renoviert, und hinter wunderschönen Fassaden aus der Jahrhundertwende ziehen coole Galerien, Bars und Co-Working-Räume ein. Auf der anderen Seite des Tejo wird ein neuer Flughafen entstehen, um den Aéroporto Humberto Delgado zu entlasten – dieser war erst 2016 zur Ehre des „Generals ohne Furcht“, der sich Diktator Salazar entgegenstellte, umbenannt worden. Lissabon hat Selbstvertrauen gewonnen und spielt statt dem triste fado: souveräne Zukunftsmusik!
© Look: J. Greune
In Lissabon gibt es viel Neues zu entdecken. Das Spannendste auf diesen Seiten
Auch in Lissabon ist der Essen-auf-Rädern-Kult angekommen – mit fluffigem Focaccia-Brot (am Feira-da-Ladra-Flohmarkt), einem Rundumschlag durch die portugiesische Weinkultur (Wine With A View im Castelo und in Belém), Bagels, Burgers, Frozen Yoghurt … Die Foodtrucks sind so unterschiedlich wie die Snacks: Piaggios, Oldtimer, Trailer und Caravans. Sogar auf dem Miradouro Nossa Senhora do Monte kann man sich mit hausgemachter Limo oder einem Pastel de Nata die Aussicht garnieren. Infos zu Streetfood-Festivals auf Facebook.
Spannende Alternative zum Restaurantbesuch: zu Hause bei (Hobby-)Köchen speisen – und dabei Freundschaften schließen. Das neue Netzwerk Portuguese Table-Service (25–55 Euro | www.portuguesetable.com) bringt abenteuerlustige Hungrige zu den Gastgebern. Keine Angst vor Reinfällen: Alle haben testgekocht, und nach der Gratisregistrierung können Sie Bewertungen Ihres Gastkochs sehen. Ein Supperclub-Veteran ist www.28alisbon.com (40 Euro).
CaminharCaminhos Com Carisma (Facebook, seit 2012)www.greentrekker.ptCaminhadas Smile (Facebook)