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Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

1.

„Ein Hinterhalt!“

Einer der sieben Rudergasten hinter Ignazio hatte diesen erstickten Ruf ausgestoßen. Der Mann aus Porto fuhr mit einem Fluch herum. Was die geistigen Höhenflüge betraf, die sein Kommandant bisweilen zu unternehmen pflegte, so war Ignazio gänzlich unbedarft, nicht aber, was die kämpferische Praxis anging. Als Bootsmann auf einem Kriegsschiff Seiner Allerkatholischsten Majestät war er – was er ja unter Lucio do Velhos Führung immer wieder unter Beweis gestellt hatte – vor allen Dingen ein Mann der Tat.

So mangelte es ihm nicht an der nötigen Geistesgegenwart. Er erfaßte die Situation mit einem Blick, und in einer Reflexbewegung senkte er die Hand mit der Lunte auf die Glut in dem kleinen Kupferbecken. Das Becken mit dem Holzkohlenfeuer hatte er im Bootsbug placiert, als sie die Serpentine von der Galeone „Santa Monica“ in die Jolle abgefiert und auf deren vorderem Dollbord montiert hatten.

Ignazio sah die Gestalten aus der Dunkelheit auf das Boot zuschwingen. Sie schienen vom Ufer herüberzuschweben wie gigantische Nachtvögel – ein gespenstischer Anblick! Ignazio wußte, daß er handeln mußte, blitzartig handeln, wenn er das Unabwendbare noch verhindern wollte.

Einer der Angreifer hatte bereits den Kommandanten Lucio do Velho erreicht. So viel Schwung lag in seiner Bewegung, daß er do Velho glatt mit sich von der Achterducht riß. Der Comandante versuchte, sich an der Ruderpinne festzuklammern, aber seine Finger glitten ab, er war verloren und stürzte mit diesem großen, breitschultrigen Teufel in das Wasser des Flusses, den die Spanier und Portugiesen gerade erst entdeckt hatten.

El Lobo del Mar, durchzuckte es den Mann aus Porto. Der Seewolf – das ist er!

Die anderen Kerle, die sich aus dem nahen Ufergebüsch auf das Boot gestürzt hatten, fielen über Ignazios Kameraden her.

Ignazio fluchte noch einmal und schwenkte die Serpentine herum. Er war bereit, mitten in dieses Knäuel kämpfender Männer zu feuern, jawohl, Senor, auch auf die Gefahr hin, die eigenen Leute dabei aus der Jolle zu fegen. Ohne Rücksicht auf Verluste mußte er vorgehen, es war die einzige Möglichkeit, die ihm blieb.

Sein Vorhaben wurde im Ansatz gestoppt.

Jemand hechtete auch auf ihn zu, und zwar genau von der Stelle aus, an der die Bootsbesatzung kurz vorher ein verdächtiges Rascheln vernommen hatte.

Ignazio wollte das kleine Geschütz mit aller Gewalt zünden. Er brauchte nur noch das jetzt glimmende Luntenende auf das Bodenstück der Serpentine zu senken. Ein ohrenbetäubendes Brüllen würde vom Fluß zur Tafelbucht eilen, ein Feuerblitz den Vorhang der Nacht zerschneiden.

Aber da war der Gegner – auch einer dieser elenden Bastarde von der „Isabella“, ein Mann des Seewolfes. Wieder waren die Kontrahenten aneinandergeprallt, aber so ganz anders, als Lucio do Velho, Ignazio und die anderen sieben Männer des Bootes sich das vorgestellt hatten.

Dan O’Flynns Gedanken waren in den wirbelnden Ablauf der Ereignisse verkettet. Er sprang wie eine große, geschmeidige Raubkatze aus dem struppigen, dichten Gebüsch des Ufers auf das nur noch etwa einen Yard entfernt liegende Boot der Feinde zu, schwang eine Handspake und dachte dabei: Hölle, wenn das bloß gutgeht!

Dan landete im Bug der Jolle, war hinter dem Mann an der Serpentine und hieb mit der Spake zu.

So eine Handspake aus solidem englischen Eichenholz war eine gefährliche Waffe in der Faust eines Mannes, der sie zu führen verstand. Und darauf verstanden sich die Seewölfe. Es war nicht der erste Nahkampf, den sie mit solchen Mitteln ausführten. Spaken und Belegnägel prasselten auf die Spanier und Portugiesen nieder. Hasard hatte ausdrücklich angeordnet, nur zu Säbeln, Degen und Messern zu greifen, wenn es unvermeidlich war.

Dan sah die glühende Lunte in Ignazios Hand und riß instinktiv seinen Fuß hoch. Die Stiefelspitze traf, Ignazio stieß einen keuchenden Laut aus, und die Zündschnur entglitt seinen schmerzenden Fingern. Fast hätte sie das Bodenstück der Serpentine berührt. Dan fühlte, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten. Er konnte nichts mehr unternehmen, um die Lunte zu löschen und sie beispielsweise ins Wasser zu tunken – er mußte sich ganz auf Ignazio konzentrieren, der den ersten Hieb eingesteckt und verdaut hatte und nun zum Gegenangriff ansetzte.

Die Zündschnur glitt knapp an dem Zündkanal der Serpentine vorbei und legte sich in das Kupferbekken mit der nach wie vor glühenden Holzkohle.

Dan blockte Ignazios Fausthieb ab und schlug wieder mit der Spake zu, aber auch diesmal fiel der Mann aus Porto nicht. Ignazio drosch mit beiden Fäusten auf Donegal Daniel O’Flynn ein, das Boot schwankte gewaltig. Hinter den beiden Männern war das erbitterte Schlagen und Ringen der übrigen Kämpfer. Do Velhos Bootsmann und rechte Hand stieß plötzlich die lästerlichsten Verwünschungen aus, denn seine Fäuste waren haarscharf an der Gestalt des jungen Mannes vorbeigewischt. Dan O’Flynn schien aus einem flexiblen Material gearbeitet zu sein. Er tänzelte hin und her, vor und zurück, bog sich und brachte Ignazio in höchste Verwirrung.

Simpler, so schoß es Dan noch einmal durch den Kopf, hätte dieser Hinterhalt weiß Gott nicht geplant sein können. „Aber gerade darin liegt die Würze des Ganzen“, hatte der Seewolf auf dem Achterdeck der „Isabella VIII.“ gesagt, bevor sie aufgebrochen waren, um do Velho und seinen Mannen in der einsetzenden Dunkelheit am Fluß aufzulauern. Der Seewolf hatte Dan angegrinst, und es hatte dreist und verwegen in seinen eisblauen Augen gefunkelt.

Schon am Nachmittag, als die Korsaren die „Isabella“ in die Flußmündung verholt hatten und stromaufwärts gesegelt waren, hatte Hasard einen Platz im Dickicht als „das richtige Versteck“, auserkoren. Dann, im Dunkeln, hatten Ferris Tucker, Shane, Carberry, Smoky und er sich hier ins Gestrüp gekauert. Dan hatte sich rund fünf Yards weiter oberhalb perfekt getarnt hingehockt und wie seine Kameraden pausenlos Ausschau nach den Gegnern gehalten. Schätzungsweise eine halbe Stunde hatten sie gewartet, dann war alles so gekommen, wie der Seewolf es sich ausgerechnet hatte – do Velhos Boot hatte sich genähert. Die beiden anderen Boote, die mit je acht Männern besetzt waren, verharrten vor der versteckten Flußmündung.

Am späten Nachmittag hatten die Seewölfe von ihrem Schlupfwinkel aus beobachten können, wie die drei Boote von der „Santa Monica“, der „San Julio“ und der „Libertad“ abgefiert worden waren und Lucio do Velho zu einer neuerlichen, genaueren Inspektion der Tafelbucht aufgebrochen war.

Baredi und zwei Späher des Hottentotten-Stammes hatten wenig später gemeldet, daß do Velho und Ignazio in den Pinienwald eingedrungen wären und die Spuren des hastigen Aufbruchs entdeckt hätten.

Hasard hatte den eingeborenen Nomaden des Kaplandes dazu geraten, ihren Kral abzubrechen und sich tiefer in den ausgedehnten Pinienwald zurückzuziehen. Er wollte ein zweites Zusammentreffen der Hottentotten mit den Spaniern und Portugiesen vermeiden, es durfte kein neues Blutvergießen geben. Nmogo, der Häuptling der Hottentotten, hatte eingewilligt. Auch Baredi, Neffe von Nmogo und Unterhäuptling des Stammes, hatte sich an Hasards Ratschläge gehalten. Er hätte do Velho und Ignazio im Pinienwald überfallen können, hatte es aber nicht getan, weil der Seewolf ihn darum gebeten hatte, den eitlen Portugiesen ihm zu überlassen.

Das Boot schaukelte immer bedrohlicher und drohte umzuschlagen. Dan verlor fast das Gleichgewicht. Er sah Ignazios Faust wie einen Hammer auf seinen Kopf zuschießen. Im letzten Augenblick zog er den Kopf ein, fing sich, riß die Handspake hoch und knallte sie dem Mann aus Porto gegen den Arm, ehe dieser die Pistole aus dem Gurt ziehen konnte.

Von der Mündung des Flusses her wurden Rufe laut. De Hernandez und Santillan, die Bootsführer, hatten die Flüche und entsetzten Schreie ihrer Kameraden vernommen und verlangten nach einer Erklärung. Da sie keinerlei Erwiderung erhielten, war damit zu rechnen, daß sie gleichfalls anrückten – und das hätte das Kräfteverhältnis zwischen Seewölfen und Spaniern auf drastische Weise für Hasard und seine Männer verschlechtert.

Ferris Tucker hatte einen Gegner nach Steuerbord aus dem Boot geräumt, Shane hatte einen Spanier niedergeknüppelt und wandte sich gerade dem nächsten zu. Carberry und Smoky kämpften gleichfalls wie die Berserker und hatten keine Mühe, sich gegen die geringe Übermacht zu behaupten.

Nur der Kerl, den Hasards rothaariger Schiffszimmermann in die Fluten befördert hatte, kroch an Land, rappelte sich auf und zückte sein Messer. Er wollte es voll Haß auf Ferris zu schleudern – und dies war der Moment, in dem Baredi nicht länger an sich halten konnte. Bisher hatte er mit seinen Spähern im Gebüsch gestanden und sich auf die Betrachtung dieser unvergleichlichen Szene beschränkt. Jetzt handelte auch er.

Batuti, der schwarze Herkules aus Gambia, hatte Baredi auf Hasards Geheiß hin auseinandergesetzt, daß in dieser Nacht keine Feuerrohre, keine Stichwaffen, keine Speere, Pfeile, Messer benutzt werden durften. Der Seewolf wollte kein Massaker, und daran hielt sich selbstverständlich auch der Hottentotte. Obwohl er allen Grund hatte, sich an den Spaniern zu rächen, hob er jetzt nur eine Keule – aus dem Holz eines Affenbrotbaumes geschnitzt – und zog sie dem wurfbereiten spanischen Soldaten über den Schädel. Der Soldado hatte ausgesprochenes Pech, weil er seinen Helm im Fluß verloren hatte. Zweifellos hätte ihn die Kopfbedeckung vor der Wucht des Keulenhiebes bewahrt – so aber dröhnte es in seinem Kopf, als habe ihn ein Elefant getreten. Er sank mit einem matten Laut in das Dickicht.

Fast im selben Augenblick kenterte das Boot.

Dan brachte sich mit einem Satz vor dem umkippenden Feuerbecken in Sicherheit, federte aus der Jolle und landete im Wasser. Ignazio tauchte neben ihm ein und versuchte sofort, Dans Schultern zu packen und ihn unter Wasser zu drücken.

Dan O’Flynn parierte jedoch. Er brachte seine rechte Hand noch früh genug hoch, zielte mit der Eichenholzspake und ließ sie niedersausen.

Diesmal hielt Ignazio trotz seiner robusten körperlichen Konstitution nicht stand. Er verlor das Bewußtsein, sank und drohte, jämmerlich zu ertrinken. Dan klemmte sich die Spake einfach unter den Arm, griff nach den Haaren des Mannes und schleppte ihn zum Ufer.

Ferris Tucker hatte die Böschung schon erreicht. Er hievte einen besinnungslosen spanischen Seemann zu Baredi und den anderen zwei Hottentotten hinauf und blickte grinsend auf den Kerl, der von Baredi niedergeschlagen worden war.

Shane, Smoky und Carberry tauchten neben Dan O’Flynn auf. Auch sie zerrten ein paar Ohnmächtige durch das Wasser aufs Ufer zu. Zwei der Bootsinsassen waren noch bei Bewußtsein, sie schwammen zum Festland und klommen schwer atmend aus dem Wasser. Sofort hoben sie die Hände und unternahmen keinen Versuch mehr, sich zur Wehr zu setzen. Sie hatten die Nase voll.

„He!“ rief Dan den Kameraden zu. „Wo steckt denn eigentlich der Seewolf?“

Ferris hatte sich auf dem Ufer umgedreht und spähte von den Kameraden zu dem gekenterten Boot und vom Rumpf des Bootes zum gegenüberliegenden Ufer. „Ja, Dan hat recht – Hasard und do Velho, dieser Hurensohn, sind verschwunden …“

„Tauchen“, stieß Carberry hervor. „Wir müssen sofort nach ihnen tauchen.“

Big Old Shane hatte in Rückenlage gleich zwei Spanier abgeschleppt, um sie vor dem Absaufen zu bewahren. Jetzt wuchtete er sie an Land, stemmte sich ein Stück am Ufer hoch und erwiderte: „Ach Quatsch, ihr glaubt doch wohl nicht, daß Hasard mit dem Portugiesen zusammen immer noch unter Wasser … Unsinn, das wäre ja …“

„Hör auf zu stottern“, grollte der Profos. „Unternehmen wir lieber was.“ Er schob den bewußtlosen Spanier, für den er gnädigerweise den Lebensretter spielte, wie ein Stück Treibholz auf das Ufer zu. Der Spanier rauschte mit Bugwelle auf die Hottentotten zu, die sich bückten und die Hände ausstreckten, um ihn in Empfang zu nehmen.

Carberry drehte sich im Wasser um und schwamm mit mächtigen Zügen. Ferris Tucker ließ sich vornübersinken und stach mit vorgestreckten Armen in den Fluß zurück. Dan lieferte Ignazio bei Baredi und dessen zwei Begleitern ab, entledigte sich rasch seiner Stiefel und kehrte dann um, um ebenfalls nach dem Seewolf zu suchen.

Was war geschehen?

Vor sich selbst hatte Lucio do Velho eingestanden, daß er eine Reihe von Fehlern begangen hatte. Niemals hätte er nur mit dem einen Boot in die Flußmündung eindringen und seine Jolle auch nicht so nah an das rechte Ufer heranlenken dürfen. Aber da war das Geräusch im Dikkicht gewesen – und er war darauf hereingefallen. Die Männer hatten auf sein Zeichen hin die Riemen binnenbords geholt und zu den Musketen gegriffen.

Ignazio hatte sich hinter die Serpentine gekauert, aber das alles hatte viel zu lange gedauert, sie hatten weder die Musketenhähne spannen noch das kleine Geschütz zünden können. Zu überraschend war dieser Angriff aus dem Dunkel erfolgt.

Ihre volle Konzentration hatte sich auf das gerichtet, was schräg vor ihnen gewesen war. Ein weiterer Fehler – so hatten sie die Gestalten übersehen, die hinter ihnen aus dem Dikkicht aufgetaucht waren.

Do Velho hatte sich umgewandt, den Mund aufgerissen und die Pistole gezückt, als der Seewolf auf ihn zugesprungen war. Philip Hasard Killigrew hatte ihm die Pistole aus der Hand gefetzt und ihm, do Velho, den Schrei in der Kehle erstickt, indem er ihn von der Achterducht gerissen hatte.

Do Velho hatte sich bei dem Bestreben, sich an der Ruderpinne festzuhalten, fast die Hand verrenkt. In die tiefsten Schlünde der Hölle hatte er den verhaßten Seewolf verwünscht, dann waren die Fluten über ihm zusammengeschlagen.

War nun alles verloren?

Do Velho hatte unter Wasser versucht, sich von dem Seewolf zu lösen, aber der hatte ihn wie mit Eisenklammern festgehalten. Wenigstens das Messer oder den Degen hatte der portugiesische Kommandant zücken wollen, aber Killigrew hatte ihm die Faust unters Kinn gerammt. Do Velho hatte es fast die Sinne geraubt. Er hatte Wasser geschluckt und wäre elend ertrunken, wenn der Seewolf ihn nicht zum gegenüberliegenden Ufer befördert hätte.

Hasard hatte sich für das westliche Ufer als Landeplatz entschieden, weil er sich mit seinem Erzfeind ohnehin schon in der Mitte des Gewässers befunden hatte. So weit hatte sie der Satz von der Bootsducht hinausbefördert. Und nun schwamm Hasard kurz entschlossen auf die andere Seite – nicht zuletzt auch, weil er befürchtete, auf dem entgegengesetzten Weg mit der Jolle der Spanier und Portugiesen ins Gehege zu geraten oder von einem der Dons einen Hieb mit dem Riemen über den Schädel zu empfangen.

Hasard gelangte an das Ufer und zerrte den augenscheinlich besinnungslosen Lucio do Velho auf den schlammigen Untergrund zwischen den Sträuchern. Er wollte damit beginnen, dem Mann das Wasser aus dem Körper zu pumpen und ihn wiederzubeleben, da geschah es.

Do Velho schoß hoch.

Mit allem hatte der Seewolf gerechnet, nur damit nicht. Wieder einmal erwies sich der karrierebewußte, von einem gleichsam fanatischen Jagdtrieb besessene Capitan weitaus zäher, als Hasard angenommen hatte. Ja, do Velho hatte Wasser geschluckt, aber er hatte es wieder ausgespien, als der Seewolf ihn abgeschleppt hatte. Früher als erwartet war er zu sich gekommen, hatte Luft geschöpft und sich auf seinen Gegenschlag vorbereitet.

Jetzt riß er beide Fäuste hoch und knallte sie dem Seewolf unters Kinn.

Hasard stand halb aufgerichtet. Er zuckte zurück und taumelte im hüfthohen Wasser. Wild flutete der Schmerz durch seinen Kopf, dann durch den Oberkörper. Er hatte Mühe, sich zu halten. Es kostete ihn seine ganze Kraft, gegen dieses Dröhnen in seinem Schädel anzukämpfen und die Hände nach do Velho auszustrecken, um ihn niederzuringen.

Der Portugiese robbte rückwärts. Die Schnelligkeit war in diesem Augenblick sein Trumpf. Er entging den Händen des Seewolfes, erhob sich und zog den Degen.

Hasard sah die Degenklinge durch milchige Schleier, die vor seinen Augen wogten. Er reagierte und zog seine Arme zurück, bevor die Spitze der Waffe seine Hände ritzen konnte. Der Kratzer, den der jetzt tote erste Offizier Ernesto Malcores ihm durch einen Pistolenschuß am linken Arm verpaßt hatte, machte sich kaum noch bemerkbar, aber Hasard verspürte nicht das geringste Verlangen, wieder verletzt zu werden. Er drehte sich nach rechts, ließ sich fallen und überschlug sich im Wasser.

Do Velho stach ins Leere.

Hasard tauchte an einer Stelle, an der er noch stehen konnte, wieder auf. Er war sehr leicht bekleidet und trug nur eine kurze Hose und einen Gurt mit einem Messer darin – wie auch seine fünf Männer ohne lästigen Ballast in diesen Kampf gezogen waren. Nur Dan und Ferris hatten nicht auf lange Hosen und Stiefel verzichten wollen, inzwischen aber einsehen müssen, daß ein Bad im Fluß unvermeidlich war. Dort wurden die Stiefel zu Gewichten an ihren Füßen. Sie mußten sie abstreifen.

Do Velho tänzelte am Ufer auf Hasard zu und ließ den Degen in der kühlen Nachtluft sirren.

„Lobo del Mar“, keuchte er. „Zieh blank. Du mußt früher, viel früher aufstehen, wenn du mich vernichten willst.“

„Ich habe keine Lust, mich mit dir zu duellieren, do Velho“, sagte Hasard verächtlich.