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Ed Sanders

THE FAMILY

Die Geschichte von Charles Manson

und seiner Strand-Buggy-Bande

Deutsch von Edwin Ortmann,

Hella Knappertsbusch & Dirk Otten

 

Mit einem Nachwort von Frank Göhre

FUEGO

Über dieses Buch

Charles Manson und seine Family brachten es im Herbst 1969 fast über Nacht zu schrecklicher Berühmtheit. Mitglieder der Gruppe hatten die Schauspielerin Sharon Tate, hochschwangere Ehefrau des Regisseurs Roman Polanski und weitere Freunde aus dem Hollywood-Jetset in der Polanski-Villa am Cielo Drive auf bestialische Weise ermordet. Nach Mansons Verhaftung ging das Foto des irren Mörders »mit dem glasigen Blick« um die ganze Welt.

Doch die Anfänge der Family liegen in der Hippie- und Flower-Power-Bewegung des Jahres 1967. In diesem Sommer bevölkerten Aberhunderte von Jugendlichen San Francisco, auf der Suche nach einem neuen, freieren Leben. Freie Liebe, freier Sex – das suchten auch die Mädchen, die sich um Manson scharten. Der eben aus dem Gefängnis Entlassene hatte bald einen ganzen Harem von Anhängerinnen, die ihn als Guru verehrten. Nach und nach mischten sich Elemente satanischer Kulte in die Liebesorgien, bis schließlich Mansons Jünger als scheinbar willenlose Werkzeuge die Apokalypse-Visionen ihres Meisters in einen Blutrausch verwandelten.

Der Autor Ed Sanders hat in akribischen Recherchen über Jahre alles verfügbare Material zusammengetragen, Verhörprotokolle und Prozessakten gewälzt, mit Zeugen und Family-Mitgliedern gesprochen und versucht, das Rätsel zu ergründen. In diesem Buch erzählt er die Geschichte der Family – von Charlie Mansons Jugend über die bunten Eskapaden bis hin zu den mörderischen Gewaltorgien. Für die vorliegende Neuausgabe hat Sanders die spannende »Nachgeschichte« des Falles aufgespürt: die Reaktion der Family auf die Verurteilung Mansons, seine ungebrochene Macht, die auch aus dem Gefängnis heraus noch wirksam ist, das versuchte Attentat auf Präsident Ford und viele andere irritierende Begebenheiten.

Schon bei seinem ersten Erscheinen Anfang der Siebziger wurde dieses Buch zu einem Klassiker. Auch heute, in der erweiterten Neuausgabe, hat es nichts von seiner Faszination eingebüßt.

 

 

Meinem Freund Paul Fitzgerald

und zum Gedächtnis

an Phil Ochs,

der diese Zeiten kannte,

sie zu gut kannte.

Einleitung zur überarbeiteten und erweiterten Neuausgabe

Keine Akte ist jemals vollständig; kein Fall wird jemals wirklich abgeschlossen, auch nach hundert Jahren nicht, wenn alle Beteiligten tot sind.

Graham Greene, Der dritte Mann

 

Kurze Zeit nach der Erstveröffentlichung von The Family saß ich auf einen Drink im Lion's Head, einer von Schriftstellern und Journalisten gern besuchten Bar in der Christopher Street im New Yorker Stadtteil The Village. Mein Freund, der Dichter Joel Oppenheimer machte mich mit einem Detective des NYPD bekannt, dem mein Buch gefallen hatte. »Da gibt’s ohne Frage eine Menge loser Enden,« sagte er, während wir uns zur Begrüßung die Hand reichten. Würde ich heute, zweiunddreißig Jahre später, mit demselben Mann sprechen, wäre dieser Satz immer noch zutreffend.

Noch Jahre nach Erscheinen der Erstausgabe war ich – vor allem durch die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit dem Privatermittler Larry Larsen – stets in Fühlung mit verschiedenen Polizei- und Ermittlungsbehörden geblieben, die sich in jenen Jahren mit verschiedenen Sekten und mindestens einem satanistischen Kult und ihren Verbindungen zum Manson-Fall befassten.

Der Manson-Fall hatte alles: Er zerriss die Schleier Hollywoods gerade weit genug, um das Interesse der Nation und der ganzen Welt hervorzukitzeln. Er hatte Rock 'n' Roll, er hatte den Reiz des Wilden Westens, er beinhaltete die Kernthemen der Sechziger Jahre mit ihrer sexueller Befreiung, ihrer Liebe des naturhaften Lebens, ihrer Wildheit und ihrer psychedelischen Drogen. Er beinhaltete den Hunger nach Ruhm und Erneuerung; Religionen aller Art kamen vor, Kleinkriege und hausgemachte Gemetzel, alles zusammengekocht in einer großen Story voller Sex, Drogen und gewalttätiger Verfehlungen.

Je mehr ich mich in den Fall hineinarbeitete, desto mehr verunsicherte mich das, was diese Leute und die Gruppierungen in ihrem Umfeld getan hatten und weiterhin tun. Vieles, was ich bei der Recherche über dieses Buch erfuhr, erfüllte mich mit Abscheu. Mir war klar, dass ich mich in den Jahren, die ich in der Gegenkultur verbracht habe, oft unvollkommen verhalten habe und mich zum Teil sehr weit von der Jüdisch-Christlichen Tradition entfernt hatte, in der ich großgezogen worden war. Was ich aber hier kennenlernte, schien das Böse selbst zu sein und man muss kein perfekter Mensch sein, um Abscheu gegenüber jenen zu empfinden, die in voller Absicht Böses tun.

Die erste Ausgabe dieses Buchs erzählte die Geschichte der Family von ihren Anfängen 1967, nachdem Manson aus dem Bundesgefängnis entlassen worden war, und endete mit den Verhaftungen wegen der Tate-LaBianca-Morde im Dezember 1969. Die Neuausgabe von 1989 ist um einen ausführlichen Teil erweitert worden, der die Mordprozesse der Jahre 1970 und 1971 beschreibt und den Fall über zwei seltsame und turbulente Jahrzehnte weiterverfolgt. In diesen Zeitraum fällt auch Squeaky Frommes Attentatsversuch auf Präsident Ford.

Für die nun vorliegende Ausgabe konnte ich viele Details nachtragen, die sich in der Zwischenzeit ergeben haben und erzählen, was in den vergangenen Jahrzehnten aus einigen Schlüsselfiguren dieses dramatischen Krimis geworden ist.

Obwohl sich mein Schreibstil geändert hat, habe ich mich entschieden, nur wenige Eingriffe in den nervösen, faktenüberladenen Ton der Ausgabe von 1972 vorzunehmen. Was mich bewogen hat, die Chronologie mit Informationen vollzupacken, war mein starkes Gefühl, die ganze Geschichte dieser Morde sei noch nicht ans Licht gekommen – noch andere Mörder würden frei herumlaufen, die der Gerechtigkeit bisher entgangen waren. Ich wollte bei den Ermittlungen helfen und hoffte, dass neue Informationen ans Licht kämen und das Geheimnis teilweise gelöst werden würde.

Und obwohl in dieser Ausgabe viele Enthüllungen vorgestellt werden, bleibt das Mysterium nach wie vor bestehen, hat das Bild immer noch weiße Flecken, wird man die Akten vielleicht niemals ganz schließen können. Ich bin nach Los Angeles zurückgekehrt und habe für diese Neuausgabe viele Leute befragt, die mit dem Fall direkt zu tun hatten, so auch die damaligen Ankläger Vince Bugliosi, Stephen Kay und Aaron Stovitz. Ich sprach mit Polizeibeamten und anderen, die mit den Untersuchungen zur Family befasst waren. Ich fuhr noch einmal nach Goler-Wash, dreihundert Meilen nordwestlich von Los Angeles, wo die meisten Mitglieder der Manson Family ein endgültiges Rendezvous mit Handschellen hatten. Ich habe die Verteidiger interviewt, mit Manson korrespondiert und einen Nachmittag mit Sharon Tates Mutter, Doris Tate, verbracht, die eine treibende Kraft der Opferrechtsbewegung geworden ist. Während der Überarbeitung bin ich erneut von meinem Freund, dem großartigen Privatdetektiv Larry Larsen, unterstützt worden, der mir schon bei der Erstausgabe geholfen hatte, Informationen zusammenzutragen.

Oft fragte ich mich, warum ich mich vor Jahrzehnten mit einem Fall beschäftigte, der mehr lose Fäden hatte als ein Fransenteppich. Ich denke, ich habe mich darauf eingelassen, weil ich davon überzeugt bin, dass diese Gruppe mitgeholfen hatte, den Traum der Sechziger Jahre zu zerstören. In dieser Zeit war ich viel unterwegs als Dichter, Musiker und politischer Aktivist. Meine Band, The Fugs, trat regelmäßig in Kalifornien auf. In jenem Frühling, als wir draußen im Golden Gate Park für die Blumenkinder spielten, schlich Manson in Haight-Ashbury herum. Überall in Amerika gingen wir zu Love-ins und Friedensdemonstrationen und waren damit beschäftigt, eine ganze Generation aufzurütteln. Wir wollten dauerhafte Veränderungen. In diesen Jahren fuhr ich in einer Reihe psychedelischer Busse durch die Gegend und hatte Freunde, die in Kommunen lebten. Niemand hatte je Charles Manson erwähnt.

Bevor sie wegen Mordes angeklagt wurde, hatte ich von Mansons Gruppe nur ein einziges Mal etwas gehört. Ein Freund gab ein Ökologie-Informationsblatt mit dem Titel Earth Read-Out heraus. Ende Oktober 1969 druckte er eine Geschichte aus dem San Francisco Chronicle vom 15. Oktober 1969:

»Die letzten Überlebenden einer Bande nackter; langhaariger Diebe, die in gestohlenen Strandbuggies das Death Valley durchstreiften, sind, wie das Büro des Sheriffs gestern bekanntgab, ausgehoben worden. Ein Sheriff-Aufgebot, das von einem Aufklärungsflugzeug aus gelenkt wurde, verhaftete bei zwei Wüstenrazzien 27 männliche und weibliche Mitglieder der Nomadengruppe. Die Beamten erklärten, auch acht Kinder, darunter zwei unterernährte Säuglinge, seien aufgegriffen worden. Einige der Frauen waren vollständig nackt und andere trugen Bikinihöschen, wie die Beamten berichteten. Die Erwachsenen wurde alle ins Bezirksgefängnis Inyo eingeliefert, wo sie zu den gegen sie erhobenen Beschuldigungen, darunter Autodiebstahl, Hehlerei und illegaler Waffenbesitz, vernommen werden sollten. Laut Aussage der Beamten wurden sechs gestohlene Strandbuggies sichergestellt.

Hilfssheriff Jerry Hildreth erklärte, die Bande habe von Diebstählen in der Umgebung gelebt. Er berichtete, die Mitglieder der Gruppe seien in den gestohlenen Strandbuggies mit Vierradantrieb herumgefahren und hätten in einer Reihe verlassener Bergwerkshütten campiert. Bisher hätten sie sich dadurch der Verhaftung entzogen, dass sie nur nachts unterwegs gewesen seien und mit Funkgeräten ausgerüstete Wachtposten auf den Bergen aufgestellt hätten. ›Es war erstaunlich, wie sie ihre Spuren verwischten und Scheinlager errichteten, um uns abzuschütteln‹, sagte Hildreth. ›Sie haben uns ganz schön in Trab gehalten ... Es dürfte eines der unzugänglichsten Gebiete von ganz Kalifornien sein.‹«

Sechs Wochen nachdem ich diese beiden Absätze im Earth Read-Out gelesen hatte, waren die Titelseiten der Zeitungen voll mit Bildern von Manson, dem angeklagten Mörder mit dem glasigen Blick. Er wurde in einem Zuge als Hippie, Satansverehrer, Autodieb, Sektenführer, Sexbesessener und Meuchelmörder beschrieben. Seine Anhänger – einige junge Männer und an die zwanzig Mädchen – bezeichnete man als »Satanssklaven«, die bereit gewesen seien, alles für ihn zu tun, wo und wann auch immer. Hinter all den Schlagzeilen und Geschichten schien kein verlässliches Gerüst zusammenhängender Fakten erkennbar, das einigermaßen verständlich gemacht hätte, wie aus einer Gruppe junger amerikanischer Bürger eine Kommune von Schlächtern hatte werden können.

Die Medien drehten durch. Kameras waren pausenlos im Einsatz und weltweit konnte man auf den Titelseiten Artikel lesen, die mit einer Mischung aus Faszination und Ekel berichteten. Es schien, als ob Mansons Family alle guten Eigenschaften einer Generation zugleich zerstörte – ihre Anteilnahme und ihr Selbstvertrauen, ihre Musik und ihre wilden Farben, ihre Liebe zur freien Natur und zu den landschaftlichen Schönheiten Amerikas, waches Gespür für die Notwendigkeit, die Umwelt zu schützen. War es möglich, dass diese eine Gruppe einen grotesken und abscheulichen Schlussstrich unter eine Dekade setzte, die so machtvoll und vielversprechend begonnen hatte?

Persönliche Neugierde trieb mich also dazu, seit 1969 Material über die Family zu sammeln. Zuerst dachte ich, man hätte ihnen die ganze Geschichte einfach angehängt. Dann beschloss ich, ein Buch über den Fall zu schreiben, und glaubte, etwa sechs Monate dafür zu brauchen. Ich hoffte, dass danach wieder die ruhigen Tage des Friedens und der Poesie einziehen würden. Aber schon mit meinem ersten Flug nach Los Angeles wurde ich in einen Strudel von hektischen, die Tage und Nächte erfüllenden Aktivitäten gerissen, deren Ergebnis dieses Buch ist.

Anderthalb Jahre schrieb ich buchstäblich alles nieder, was ich über die Manson Family hörte oder sah. Ich hatte ständig einen Kassettenrecorder bei mir und habe mindestens hundert Stunden Tonbandmaterial aufgenommen: Interviews, Gegenüberstellungen und Kommentare. Nichts war zu trivial, mein Notizstift hielt alles fest. Oft stellte sich eine winzige, scheinbar nichtssagende Information ein Jahr später als höchst bedeutungsvoll heraus. Innerhalb eines Jahres schrieb ich für die Los Angeles Free Press ungefähr fünfundzwanzig Artikel über den Manson-Prozess und das Weiterbestehen der Family seiner Anhänger. Ohne die freundschaftliche Hilfe der Redakteure der Free Press hätte dieses Buch nicht entstehen können. Die Redaktion war für mich eine Oase, eine Insel normaler Menschen, zu denen ich mich am Ende eines Tages flüchten konnte, erschöpft von der Jagd nach lauter wahnsinnigen Details über Leichen, Rituale und andere schauerliche Dinge.

Ein Teil dieses Buches wurde in der Hall of Justice in Los Angeles geschrieben, wo ich ungefähr vier Monate lang dem Prozess gegen Susan Atkins, Patricia Krenwinkel, Leslie Van Houten und Charles Manson beiwohnte. Auch den zweiten Prozess – das Verfahren gegen Robert Beausoleil wegen der Ermordung Gary Hinmans – besuchte ich regelmäßig. Außerdem war ich bei zahlreichen Gerichtsverhandlungen zugegen, in denen es um andere Morde ging, die der Family vorgeworfen wurden.

Es ist nicht leicht, die Angst und den blutgetönten Irrsinn wiederzugeben, die den Tate-LaBianca-Prozess umgaben, die Atmosphäre von surrealem Grauen und heruntergekommener Schäbigkeit. Die Morddrohungen von Mitgliedern der Family waren so zahlreich, dass ihnen schließlich niemand mehr besondere Beachtung schenkte.

Es gab aber auch heiklere Probleme, die meine Nachforschungen behinderten, insbesondere das Problem jener Leiche im Kofferraum. Mehrere Geschäftsfreunde von Jay Sebring wurden während des Prozesses ermordet. Ich versuchte gerade, einen von ihnen aufzuspüren, einen Mann namens Joel Rostau, von dem ich mir einige Informationen erhoffte, als im Herbst 1970 bekannt wurde, dass man seine Leiche in New York im Kofferraum eines Autos gefunden hatte. Ein anderer Bekannter wurde um Weihnachten in Florida ermordet aufgefunden. Diese Vorfälle veranlassten mich, meine Nachforschungen auf weniger gefährliche Gebiete zu verlegen. Kein Buch ist es wert, permanent so nah am Abgrund zu balancieren.

Auch nach all den Jahrzehnten hat der Fall also immer noch seine losen Fäden, große und kleine. Fest steht, dass diese Geschichte ein großes amerikanisches Drama ist, dessen Widerhall bis in die Gegenwart reicht.

I. DIE FAMILY


Von den Anfängen bis Mitte 1969

1. Freiheit auf Bewährung

Um den 22. Juli 1955 fuhr Charles Manson zusammen mit seiner siebzehnjährigen schwangeren Frau Rosalie in einem gestohlenen Mercury 1951 von Bridgeport, Ohio nach Los Angeles. Das war alles.

Im September wurde er verhaftet, und am 17. Oktober 1955 bekannte er sich schuldig. In dem nach seiner Verhaftung angefertigten psychiatrischen Gutachten wurde festgestellt, es sei »ein ziemliches Risiko, ihn auf Bewährung freizulassen«, doch meinte man andererseits, das, was allenthalben jugendliche Straffällige zur Ruhe brachte, nämlich das Eheleben und dazu die bevorstehende Vaterschaft, würde ihn vielleicht auf den geraden Pfad des American Way of Life bringen. So wurde Manson am 7. November 1955 zu fünf Jahren mit Bewährung verurteilt. Manson stand bereits seit dem 18. Mai 1954 unter Bewährungsaufsicht. Er war 21 Jahre alt. Seit er sechzehn war, hatte er im Gefängnis gesessen, und schon seit seinem dreizehnten Lebensjahr war er in verschiedenen Besserungsanstalten gewesen.

Nach seiner Verhaftung machte Manson den Fehler, bei einem Verhör durch Bundesbeamte zuzugeben, dass er 1954, also ein Jahr zuvor, mit einem geknackten Auto aus dem Bergbaugebiet in West Virginia nach Florida hinuntergefahren war. Folge dieser »Selbstverpfeifung« war, dass Manson am 11. Januar 1956 auf Grund einer in Miami erhobenen Anklage in Los Angeles vor dem Federal Commissioner erscheinen musste. Er verpflichtete sich, am 15. Februar wieder vor Gericht zu erscheinen, und wurde daraufhin freigelassen. Wenig später floh er aus Los Angeles, augenscheinlich in Begleitung seiner hochschwangeren Frau Rosalie, und fuhr mit ihr zurück in die Appalachen.

Am 29. Februar ersuchte der oberste Beamte für Bewährungsfälle in Los Angeles das Gericht, einen Haftbefehl zu erlassen, da Manson sich nicht bei seinem Bewährungshelfer gemeldet hatte. Am 14. März 1956 wurde Manson in Indianapolis verhaftet und zur Gerichtsverhandlung nach Los Angeles zurückgebracht.

Im März 1956 wurde sein Sohn Charles geboren.

Am 23. April 1956 widerrief Richter Harry C. Westover die Bewährung und verurteilte ihn zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe, die er im Gefängnis Terminal-Island in San Pedro, Kalifornien verbüßen sollte. Fast ein ganzes Jahr hielt seine aus West Virginia stammende Frau Rosalie zu ihm – sie lebte mittlerweile mit Charles, dem Sohn, und Mansons Mutter Kathleen in Los Angeles.

Anfang 1957 gab Rosalie ihre Besuche auf und lebte von nun an – laut einem Bericht der Behörde für Bewährungsfälle – mit einem anderen Mann zusammen, was Manson völlig aus der Fassung brachte. Am 24. April 1957 versuchte Manson aus dem Gefängnis auszubrechen und wurde nach Artikel 18, §751 des amerikanischen Strafgesetzbuches wegen Flucht nach Verurteilung aus einer Bundesstrafanstalt angeklagt. Er bekannte sich am 27. Mai 1957 schuldig, und am 10. Juni 1957 erließ Bundesrichter William Mathes eine Verwarnung mit Strafvorbehalt und setzte eine Bewährungsfrist von fünf Jahren fest.

Kurz darauf beantragte Mansons Frau die Scheidung. Das Scheidungsurteil wurde am 30. August 1957 rechtskräftig. Adios Ehefrau.

Manson saß vom 23. April 1956 bis zum 30. September 1958 in Haft: zwei Jahre, fünf Monate, fünf Tage sogenannter Rehabilitierung. Im Gefängnis spielte der 125 Pfund schwere junge Mann in verschiedenen Basketballmannschaften, und anscheinend boxte er auch ein wenig. Sein Sexualleben setzte er auf die im Gefängnis einzig mögliche Weise fort – mit Hilfe von Hand, Mund und Hintern.

Zweieinhalb Jahre lang war Manson den endlosen Diskussionen über geplante und begangene Verbrechen und den psychopathischen Reden älterer sogenannter Gewohnheitsverbrecher ausgesetzt. Außerdem hörte er viel, was man als »Zuhältergeschwätz« bezeichnen könnte – Tricks, wie man eine Horde Prostituierte beherrschte. Laut späteren Aussagen von Mithäftlingen hörte Charlie solchen Gesprächen begierig zu. Einer, der ihn damals näher kannte, schreibt: »Wir haben viel über Huren gequatscht, besonders wie man sie unter der Knute behält. Wir redeten über die ›Hauptnutten‹ – also das jeweilige Mädchen Nummer eins eines Zuhälters, das alle anderen unter der Knute hat, – über ›Ställe‹ – das sind mehrere Mädchen, die für einen arbeiten, – aber meistens redeten wir darüber, wie man Mädchen dazu kriegt, auf den Strich zu gehen.«

So verging für den jungen Charlie Manson die Zeit. »Proband wurde am 30. September1958 aus Terminal-Island entlassen«, vermerkte der zuständige Bewährungshelfer in seinen Aufzeichnungen.

Manson gab an, er würde zu seiner Mutter in die Harkins Avenue in Los Angeles ziehen. Das war die Erste von zwanzig Adressen, unter denen er in den folgenden zwanzig Monaten, die er in Freiheit verbrachte, leben sollte.

Das Amt für Bewährungshilfe gab ihm einige Tips für die Arbeitssuche. Die Liste seiner Jobs in den folgenden Monaten erinnert an die ersten Kämpfe eines Schriftstellers, aber bei Manson führten sie zu nichts. Er arbeitete als Aushilfskellner, als Barmixer, als Vertreter für Tiefkühlkost sowie für Tiefkühltruhen, als Tankwart, als Fernsehregieassistent und als Zuhälter.

Am 16. Januar 1959 beschwerte sich ein aufgebrachter Vater bei der Polizei in Los Angeles, dass Manson versuche, seine Tochter Judy auf den Strich zu schicken. Manson war auch mit Judys Zimmergenossin zu sehen, einer reichen Studentin von der UCLA (University of California Los Angeles) namens Fio, die aus Baker, Kalifornien kam und einen weißen Triumph fuhr.

Am 1. Mai 1959 wurde Manson dabei erwischt, wie er in Los Angeles fluchtartig einen Ralph's Market verlassen wollte, nachdem er versucht hatte, einen gestohlenen Scheck über 34,50 Dollar zu fälschen und einzulösen. Am gleichen Tag hatte er bereits einen anderen gestohlenen Scheck bei einer Richfield-Tankstelle eingelöst. Das sollte ihn teuer zu stehen kommen. Am Tatort wurde ein blaues 1953er Cadillac-Kabriolett, das offenbar Mansons Mutter gehörte, beschlagnahmt.

Nachdem die Polizei von Los Angeles Manson der Bundespolizei überstellt hatte, begingen die Feds (Bundesbeamte) den Fehler, dass sie, während sie Manson verhörten, den gefälschten Scheck in einem offenen Ordner liegen ließen. Als die Beamten Manson einen Augenblick den Rücken zukehrten, scheint er den Scheck genommen und heruntergeschluckt zu haben. Der Scheck war jedenfalls verschwunden, und wenig später bat Manson, auf die Toilette gehen zu dürfen, um seinen von dem heruntergeschluckten Scheck sich umdrehenden Magen zu erleichtern.

Am 19. Juni 1959 wurde Mansons Bewährungshelfer von einer – seiner Aussage zufolge – attraktiven blonden Neunzehnjährigen namens Candy Stevens aufgesucht, die erklärte, dass sie von Manson schwanger sei und dass sie und Manson heiraten würden, wenn die miesen Bundesbehörden ihn nicht wieder einpökeln würden. In Wirklichkeit war sie nicht schwanger; vielmehr war sie ein Flittchen, das für Manson arbeitete. Vielleicht war Manson sogar der Erste, der sie auf den Strich geschickt hatte.

Am 4. September 1959 wurde Manson von demselben Arzt, der ihn vier Jahre zuvor untersucht hatte, einer weiteren psychiatrischen Untersuchung unterzogen. Der Bericht schloss:

»Er macht nicht den Eindruck eines niederträchtigen Charakters. Allerdings ist er emotional sehr ungefestigt und sehr unsicher. Er erzählt über sein Leben in den Anstalten so, als wolle er andeuten, dass er die meisten seiner Befriedigungen in Anstalten gefunden hätte. Er sagte, er sei Kapitän verschiedener Sportmannschaften gewesen und habe sich große Mühe gegeben, anderen Anstaltsinsassen Unterhaltung zu verschaffen. Meiner Meinung nach ist er vermutlich eine soziopathische Persönlichkeit ohne Psychose. Unglücklicherweise entwickelt er sich rasch zu einer Anstaltsperson. Trotzdem kann ich ihn nicht zur Bewährung empfehlen.«

Charlie Manson war 24 Jahre alt.

Am 28. September 1959 wurde Manson in Anwesenheit der jungen Dame namens Candy vernommen, die sich beim Richter flehend und weinend für Manson einsetzte. Der Richter ließ sich erweichen, verwarnte Manson und behielt sich ein Strafurteil von zehn Jahren vor, bei einer Bewährungsfrist von fünf Jahren.

Im November 1959 lernte Manson ein achtzehnjähriges Mädchen aus Detroit namens Mary Jo kennen, die sich durch eine Zeitschriftenanzeige für eine Stewardessenschule nach Los Angeles hatte locken lassen. Als sie nach Los Angeles kam, erwies sich die Schule als Betrug, und es gelang ihr nicht, ihr Geld zurückzubekommen. Sie überredete ihre Eltern, ihr zu erlauben, in Los Angeles zu bleiben, und zog zusammen mit einer Freundin namens Rita in ein Apartment.

Ende 1959 tat sich Manson mit einem gewissen Tony Cassino zusammen und gründete mit ihm eine »3-Star-Enterprises« genannte Firma für Nachtclub-, Radio- und Fernsehwerbung, die ihren Geschäftssitz in der Suite 306, 6871 Franklin Avenue, Hollywood hatte. (Nur ein paar Türen weiter befand sich das Apartment, wo Manson zehn Jahre später den schwarzen Rauschgifthändler Bernard Crowe niederschießen sollte.) Manson war Direktor und Tony Vizedirektor. Angeblich bekam Manson für drei seiner sogenannten Werbesendungen etwas Geld von Mary Jo. In Wirklichkeit scheint Manson über die 3-Star-Enterprises vom Hotel Roosevelt in Hollywood aus weibliche Sexualobjekte vermittelt zu haben.

Im Oktober kehrte Charlies Mutter nach West Virginia zurück und erklärte, dass sie dort bleiben wolle.

Am 4. Dezember 1959 wurde Candy Stevens, das Mädchen, das vor Gericht geheult hatte, in Beverly Hills wegen Prostitution verhaftet. Manson verschaffte sich Geld und stellte die Kaution für sie, doch wurde Candy wenig später zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. In der Zwischenzeit wurde Mary Jo, das Mädchen aus Detroit, von Manson schwanger.

Am Weihnachtsabend 1959 wurde Manson verhaftet und angeklagt, er habe einen Mann namens Harold zusammen mit Candy und einem Mädchen namens Elizabeth, in einem gestohlenen Wagen nach Needles, Kalifornien geschickt, um die Mädchen dort anzupreisen. Doch mangels Beweisen wurde er bald wieder auf freien Fuß gesetzt. Am Silvesterabend wurde Manson wieder verhaftet, weil man ihn verdächtigte, Kreditkarten gestohlen zu haben, doch am 4. Januar 1960 ließ man ihn wieder frei.

Am 5. Januar 1960 wurde Manson als Zeuge vor Gericht geladen; es ging um den Diebstahl von Kreditkarten der American Express und der Bank of America. Ein Gewitter braute sich über dem jungen Manson zusammen, »diesem charakterschwachen, gerissenen Burschen«, wie ihn sein Bewährungshelfer nannte. Auch das FBI stellte im Fall Manson bereits intensive Nachforschungen an. Am 15. Februar 1960 meldete sich Manson zum letzten Mal bei seinem Bewährungshelfer.

Am 20. Februar 1960 musste die schwangere Mary Jo wegen starker Blutungen – die von einer Extrauterinschwangerschaft herrührten – in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Manson telefonierte mit dem Vater des Mädchens, einem leitenden Versicherungsangestellten in Detroit. Der Vater nahm sofort eine Maschine nach Los Angeles, wo er am International Airport von Manson und Mary Jos Zimmergefährtin Rita erwartet wurde. Auf der Fahrt in die Stadt verkündete Manson, er habe keinen Führerschein und er stehe unter Bewährungsaufsicht. Mary Jos Vater war, wie es später in einem Bewährungsbericht hieß, schockiert, als ihm aufging, dass seine Tochter von einem Exhäftling angebumst worden war.

Mary Jo schleppte sich recht und schlecht durch ihre Krise, dann ging es ihr bald wieder besser. Ihr Vater brachte sie eiligst fort in ein privates Erholungsheim. Irgendwie fand Manson ihre Telefonnummer heraus und rief sie wiederholt an. Mary Jo erzählte ihrem Vater, dass sie sehr verliebt sei in Manson. Darauf schnüffelte der Vater in Hollywood herum und stieß auf einige Leute, die behaupteten, Manson hätte sich auch als Zuhälter betätigt. In dem Bericht des Bewährungshelfers über jene Zeit heißt es, dem Vater sei »elend gewesen bei dem Gedanken, dass dieser Kerl vorhatte, seine Tochter und Rita für sich arbeiten zu lassen«. Zu seinem Entsetzen erfuhr er, dass Manson, den seine Tochter liebte, in derselben Nacht, als er die in Lebensgefahr schwebende Mary Jo ins Krankenhaus brachte, ihre Zimmergefährtin Rita verführt hatte.

Am 29. Februar 1960 suchte der Vater Mansons Bewährungshelfer auf, um sich bei ihm zu beschweren. Der Vater, ein erfahrener Versicherungsdetektiv, hatte sich bereits die Füße wund gelaufen, um Angaben über Manson zu bekommen. Er war wütend darüber, dass Manson sich weigerte, Mary Jos Sachen herauszugeben. Er hatte sogar versucht, die Polizei von Pasadena dazu zu bewegen, Manson zu verhaften, allerdings ohne Erfolg.

Am gleichen Nachmittag, nachdem er bei dem Bewährungshelfer gewesen war, fuhr der zornige Vater zu Mansons Pension in Pasadena, wo er entdecken musste, dass Manson seine Bude aufgegeben, aber Mary Jos Gepäck mitgenommen hatte. Der Vater war entsetzt über die Fotos von halbnackten kleinen Mädchen, die Charlie zurückgelassen hatte. Ein Polizeibeamter, der in der gleichen Pension wohnte, charakterisierte Manson als einen »Sexomanen« und deutete an, dass Manson möglicherweise Pornofotos aufgenommen habe, um sie außerhalb Kaliforniens zu verkaufen.

Für Manson war alles aus. Die Justizmaschinerie begann sich in Bewegung zu setzen.

Im April 1960 sang Candy Stevens vor der Grand Jury eines Bundesgerichts, und am 27. April wurde gegen Manson wegen Verstoßes gegen §18, Absatz 2421 – »Beförderung von Frauen im zwischenstaatlichen Handel zum Zwecke der Prostitution« – Anklage erhoben. Anscheinend hatte er selbst die jungen Damen Candy und Elizabeth am 12. Dezember 1959 von Kalifornien in einem gestohlenen Triumph-Kabrio nach New Mexico gebracht.

Auf Antrag der Bundesbewährungsstelle hob Richter William Mathes die bedingte Strafaussetzung im Zusammenhang mit dem Scheckbetrugsverfahren auf. Am 25. Mai 1960 wurde die Kaution auf zehntausend Dollar festgesetzt. Am 1. Juni 1960, eine Woche nach Erlass des Haftbefehls, wurde Charlie im texanischen Laredo festgenommen, man beschuldigte ihn, gegen den sogenannten Mann Act verstoßen zu haben, indem er Frauen zum Zwecke der Prostitution über Staatsgrenzen transportiert habe. Einige Tage später, am 16. Juni, wurde Manson den Behörden in Los Angeles überstellt.

Am 23. Juni 1960 verurteilte Richter Mathes Manson zu zehn Jahren Freiheitsentzug, zu verbüßen im Bundesgefängnis McNeil-Island im Staate Washington. Am 10. Juli 1960 wurden die Anklagen wegen Kuppelei fallengelassen, doch war Manson bereits wegen Verstoßes gegen die Bewährungsbestimmungen verurteilt worden.

Manson war ein Jahr, acht Monate und zwei Tage frei gewesen. Er legte Berufung gegen das auf zehn Jahre lautende Urteil ein und blieb ungefähr ein Jahr lang im Bezirksgefängnis von Los Angeles, das sich in den oberen Stockwerken der Hall of Justice befindet, wo er zehn Jahre später wegen Mordes vor Gericht gestellt werden sollte.

Im Juni 1961 gab er, nachdem seine Berufung abgewiesen worden war, auf und ließ sich ins Gefängnis McNeil-Island überführen.

Im Dezember 1963 schrieb Mansons Mutter, die inzwischen offenbar wieder verheiratet war und jetzt in Spokane, Washington wohnte, einen Brief an Richter Mathes und bot ihr Haus als Sicherheit für Mansons Freilassung an. Der Richter ließ ihr zurückschreiben, nach neunzig Tagen habe er nicht mehr die rechtliche Möglichkeit, ein verhängtes Urteil abzuändern.

Den größten Teil der Sechziger Jahre saß Manson im Gefängnis, in der unruhigen Zeit der verschiedenen Befreiungsbewegungen innerhalb und außerhalb der USA, der Aufstände, der Attentate, des Beginns von Vietnam, der Friedensmärsche, der sexuellen Befreiung, des Rock 'n' Roll, der Beatles, der Beach Boys, des Napalms, des Hare Krishna und der wachsenden Auflehnung der Frauen gegen ihre Unterdrückung (eine Bewegung, von der Manson kaum eine Ahnung hatte). Während all dies geschah, saß Charlie seine Strafe ab und erfuhr von der Wirklichkeit nur durch Zeitschriften und Hörensagen.

Und während er seine Gefängnistage zählte, begann er sich intensiv mit Magie, Zauberei, Hypnotismus, Astralprojektion, Freimaurerei, Scientology, Ego-Spielen, unterschwelliger Beeinflussung, Musik und möglicherweise auch mit dem Rosenkreuzertum zu beschäftigen – vor allem aber mit Hypnotismus und unterschwelliger Beeinflussung. Er schien entschlossen, sich beider zur Beherrschung anderer zu bedienen.

Ein Zellengenosse Mansons erinnert sich lebhaft an den großen Charlie-Manson-Kopfhörer-Schwindel. Mit Hilfe des Gefängnisrundfunksenders manipulierte Manson alle Insassen des McNeil-Island-Gefängnisses durch »posthypnotische Suggestion«, wie es sein Zellengenosse nannte. Jeder Häftling konnte mit Kopfhörern, die an den Pritschen in den Zellen hingen, den Sender hören. Manson schmiedete einen »Geheimplan«, wonach der Sender um drei Uhr nachts über die Kopfhörer Botschaften ausstrahlen sollte. Die Botschaft oder Anweisung wurde ständig wiederholt. Die Gefangenen wurden aufgefordert, ihre Kopfhörer nachts so an ihr Bettgestell zu hängen, dass die Botschaften von den Schlafenden aufgenommen wurden, aber nicht die Aufmerksamkeit der Wachen erregten.

Die Geschichte geht noch weiter. Das Gefängnis hatte eine Basketballmannschaft, die nur selten ein Spiel gewann. Manson strahlte Botschaften an die schlafenden Insassen aus, in denen er sie drängte, dem nächsten Spiel beizuwohnen und die McNeil-Island-Mannschaft anzufeuern. Dann wettete Charlie mit den eifrigen neuen Fans darauf, dass die gegnerischen Mannschaften gewinnen würden, und hatte sich rasch zweihundert Packungen Zigaretten (in US-Gefängnissen die übliche Währung) erwettet.

Dann war da noch der Applaus-Schwindel: Über die Kopfhörer suggerierte Manson seinen Mithäftlingen, sie sollten ihm, wenn er bei einem Talentwettbewerb im Gefängnis als Sänger auftrat, lange applaudieren. Manson gewann den Wettbewerb mit seinem Kopfhörertrick, jedenfalls bekam er offenbar begeisterten Applaus von einiger Dauer.

Es entbehrt nicht der Ironie, dass Manson im Gefängnis anscheinend zu einem Schützling des Prohibitions-Gangsters Alvin Karpis wurde, eines Mitglieds der berüchtigten Barker-Karpis-Gang, die vierzehn Todesopfer auf dem Gewissen hatte. Alvin »Old Creepy« Karpis brachte Manson bei, Steel-Gitarre zu spielen, und scheint dem jungen Mann auch sonst ein Ratgeber gewesen zu sein, obgleich er in einem Interview nach Mansons Verhaftung erklärte, von Manson hätte er zuallerletzt erwartet, dass er sich ins »Massenmordgeschäft einlassen würde«.

»Charlie hatte sich an diese neue Sache, die man ›Scientology‹ nennt, gehängt«, sagte Karpis. »Er meinte, damit könnte er alles erreichen oder alles werden. Vielleicht hatte er recht. Der Junge hat versucht, 'ne Menge andere Typen mit seiner Scientology zu lenken, aber landen konnte er bei keinem.«

Bei Scientology handelt es sich um eine an die Seelenwanderung glaubende Sekte. Ihre Anhänger behaupten, man könne Dinge über sein vergangenes Leben erfahren und lernen, den Körper zu verlassen – sich zu »veräußerlichen« – und große Macht und Unsterblichkeit zu erlangen. Manson hörte von Scientology durch einen gewissen Lanier Ramer, ferner durch einen Gene Deaton und durch Jerry Milman, der Mansons Zellengenosse im Gefängnis McNeil-Island war.

Laut Mansons Anhängern war Lanier Ramer ein eifriger Scientologe gewesen und sogar Doktor der Scientology geworden, eine frühe Würde, die von der Bewegung heute nicht mehr verliehen wird.

Ramer löste sich von Scientology und gründete eine eigene Gruppe. Er wurde wegen eines bewaffneten Raubüberfalls verhaftet und später nach McNeil-Island geschickt.

Manson erzählte einem Gefängnisbesucher, er hätte im Gefängnis hundertfünfzig »Schulungssitzungen« mitgemacht – offenbar unter Lanier Ramer. Er behauptete, er hätte sich die scientologische Methode sehr rasch angeeignet, weil sein »Geist nicht programmiert war«. Aber Manson war in keiner Weise ein »Produkt« von Scientology; er entlehnte von ihr lediglich einige Ideen. Die Scientologen nennen das Squirreling – das heißt, jemand übernimmt und modifiziert Praktiken oder Methoden der Scientology.

Manson eignete sich eine Menge scientologischer Phrasen, Neologismen und Praktiken an, die er für seine eigenen Zwecke nutzbar machte, als er später den Geist seiner Jünger neu zu gestalten begann. Ausdrücke wie »Hör auf zu sein« und »Komm ins Jetzt« und die Vorstellung vom »Bilder-Heraufbeschwören« scheinen ihren Ursprung in seinen Sitzungen mit Lanier Ramer zu haben.

Manson befasste sich außerdem mit Freimaurerei und erwarb einige Kenntnisse über freimaurerische Handzeichen (die er später bei Gerichtsverhandlungen den Richtern signalisieren sollte). Offenbar erfuhr er auch einiges über die Erkennungszeichen der Scientology. Später, in der Ära des Grusel-Grauens, sollte Manson unter seinen Anhängern ein eigenes komplexes System von Hand- und Körperzeichen, eine regelrechte Sprache aus Bewegungen und Zuckungen, entwickeln.

Für jemanden, der im Lesen und Schreiben so ungeübt war, zeigte Manson ein hohes Interesse an bestimmten Büchern über Hypnotismus und Psychiatrie. Einem Freund zufolge interessierte er sich ganz besonders für ein Buch mit dem Titel Die Transaktionsanalyse in der Psychotherapie von Dr. Eric Berne, dem Autor von Spiele der Erwachsenen. Charlie, der ewige Ereiferer, drängte seine Freunde, die von ihm entdeckten Bücher ebenfalls zu lesen. Vielleicht war es das Studium der Transaktionsanalye, das Manson auf seine perverse Doktrin vom Kind-Geist brachte. Sicher dürfte sein, dass er aus den ersten Werken der Gruppentherapie eine Menge Ideen entlehnt hat.

Er hatte einen Freund, einen gewissen Marvin White, der anscheinend aus dem Gefängnis McNeil-Island entlassen wurde und dann dafür sorgte, dass Manson Bücher über Schwarze Magie und verwandte Gebiete geschickt bekam.

Ein weiteres Buch, das Manson eine theoretische Basis für seine Family lieferte, war Robert Heinleins Stranger in a Strange Land_1, die Geschichte eines machthungrigen, telepathisch veranlagten Marsmenschen, der mit seinem Harem und einem unstillbaren Sexualhunger die Erde durchstreift und Anhänger für eine neue religiöse Bewegung wirbt. Am Anfang übernahm Manson viele Begriffe und Ideen aus diesem Buch – darunter hoffentlich nicht den darin beschriebenen rituellen Kannibalismus.

Mit dem Helden des Buches, einem gewissen Valentine Michael Smith, sollte sich Manson später identifizieren (sein erstes Kind von einer Anhängerin erhielt den Namen Valentine Michael Manson). Dieser Smith, der eine religiöse Bewegung gründete, tötet oder »entleibt« seine Feinde. Er wird schließlich von einer aufgebrachten Menge zu Tode geprügelt und fährt zum Himmel auf.

Bis zum heutigen Tag halten Mansons Anhänger Zeremonien der Wasser-Kommunion ab, bei denen ein Kreis sitzender Adepten auf ein Glas Wasser starrt, und an denen Manson im Gefängnis auf magische Weise aus der Ferne teilnimmt.

Am besten scheint er sich jedoch in der Bibel ausgekannt zu haben, aus der er lange Stellen zitieren konnte. Außerdem fing er an, seine Zeit auch mit Singen und dem Schreiben von Songs auszufüllen. Der Gedanke, Künstler zu werden, schien ihn zu verlocken. Um diese Zeit hat er offenbar die Erlaubnis bekommen, sich eine Gitarre schicken zu lassen. »Ein Mexikaner hat mir Gitarrespielen beigebracht«, schrieb er. Eine junge Dame, die in der Silverlake-Gegend von Los Angeles eine Boutique hatte, erinnerte sich an Charlie, wie er nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis mit seiner Gitarre in ihrem Laden erschien und ihr »wunderschöne Liebeslieder auf spanisch« vorsang – Lieder, die er wahrscheinlich im Gefängnis gelernt hatte.

Die Beatles erregten schon sehr früh seine Aufmerksamkeit – schon während der Wanna-Hold-Your-Hand-Manie von 1963/64. Alvin Karpis von der Barker-Karpis-Bande erinnert sich daran: »Ständig redete er davon, dass er wie die Beatles rauskommen könnte, wenn er die Chance hätte. Immer wieder bat er mich, ihn mit großen Leuten wie Frankie Carbo und Dave Beck zusammenzubringen; mit irgendwem, der ihm zu einem großen Start verhelfen konnte, wenn er raus war.«

Nach fünf Jahren in McNeil-Island klügelten mehrere Freunde von Manson, sogenannte Gefängnisanwälte – Häftlinge mit Rechtskenntnissen –, ein juristisches Manöver aus, durch das Manson am 29. Juni 1966 von McNeil-Island, Washington nach Terminal-Island in San Pedro in die Nähe von Los Angeles verlegt wurde. Wahrscheinlich glaubte man, die Chancen, früher entlassen zu werden, stünden für ihn dort besser.

Auf Terminal-Island begann Manson wirklich, sich auf die Operation Superstar vorzubereiten. Er verbrachte knapp ein Jahr dort.

Freunde erinnern sich, wie er sich fanatisch der Musik und dem Singen widmete.

Ein gewisser Phil Kaufman, der wegen einer Marihuana-Sache im Gefängnis saß, war beeindruckt von Mansons musikalischen Fähigkeiten und machte ihm das Angebot, ihm mit gewissen Verbindungen, die er draußen hatte, weiterzuhelfen, sobald Manson entlassen werde. Anscheinend hat Kaufman ihm den Namen eines Bekannten bei den Universal Studios in Hollywood gegeben, wo Manson Ende 1967 seine Songs aufnehmen lassen sollte.

Manson schloss viele Freundschaften im Laufe dieser sieben Jahre im Gefängnis. Einige Zellengenossen sagen, er hätte die ganze Zeit geplant, eine Armee von Outcasts um sich zu scharen, mit denen er »unter dem Bewusstsein« der Mutterkultur operieren wollte. Andere sagen, er sei ein Widerling gewesen, aber viele erinnern sich seiner mit Zuneigung und sind anscheinend ganz verstört darüber, dass er später zum Anführer einer Killerhorde werden konnte.

Dennoch kann man bestimmt sagen, dass er nach seiner Entlassung durchaus eine Chance hatte. Eine verwickelte, langwierige Tragödie hatte Charles Manson sein ganzes Leben lang herumgeboxt. Doch nun, 1967, hatte die Liebe die Aufmerksamkeit des kriegstollen Amerika gefesselt, und die Straßen waren gepflastert mit Anerkennung für einen Troubadour und umherziehenden Sammler von wehmütigen, verwundeten Kindern des Krieges.

2. Aus dem Knast in den Sommer der Liebe

Mit 35 Dollar und einem Koffer voll »Kleidung« verließ Manson am 21. März 1967 das Gefängnis, nachdem er eine Haftstrafe von sechs Jahren und neun Monaten abgesessen hatte. Er war 32 Jahre alt.

Der Legende nach soll Manson versucht haben, ins Gefängnis zurückzukehren, oder zumindest beim Verlassen des Gebäudes gezögert haben. Doch als er sich dann draußen auf der Straße befand, begann er eine zweieinhalb Jahre währende ruhelose Wanderschaft.

Zunächst streifte Charlie drei Tage lang zu Fuß und in Bussen durch Los Angeles. Dann ging er in Richtung Norden, nach Berkeley, um dort einige Freunde zu besuchen, die er im Gefängnis kennengelernt hatte.

Manson war darauf aus, als fahrender Musikant oder wandernder Straßensänger aufzutreten. Einige Zeit verbrachte er mit seiner Gitarre auf dem Campus der Berkeley University. Mit der Gitarre in der Hand begann er, in den Straßen von Berkeley zu schnorren. An einem Frühlingstag saß und sang er auf der Campus-Promenade neben dem Sather-Gate, als er die schlanke, rothaarige Mary Theresa Brunner aus Eau Claire, Wisconsin kennenlernte. Das Mädchen hatte kürzlich ihr Studium an der Universität von Wisconsin abgeschlossen und arbeitete nun in der Bibliothek der Universität von Kalifornien. Abigail Folger, die Erbin des Vermögens der Folger Coffee Company, arbeitete damals ebenfalls in Berkeley, und zwar am Kunstmuseum der Universität. Manson und Mary Brunner wurden sofort Freunde, und offenbar zog er zu ihr in die Wohnung.

Da er unter Bewährungsaufsicht stand, musste Manson in engem Kontakt mit seinem Bewährungshelfer bleiben, das heißt, er musste ihn über seinen Wohnsitz, seine Arbeit und seine sonstigen Aktivitäten auf dem laufenden halten. Manson war einem Bewährungshelfer namens Roger Smith zugeteilt worden, der sich mit ihm anfreundete. Charlie benutzte viele Ausdrücke und Redensarten aus dem Roman Stranger in a Strange Land, wie »Grok« und »Du bist Gott« und »Teile das Wasser«, und so tauften er und die Mädchen Roger Smith auf den Namen Jubal – nach dem väterlichen Beschützer Jubal Harshaw aus dem Heinlein-Roman.

Straffällige, die unter Bewährung stehen, sind gehalten, sich eine nützliche Arbeit zu suchen, und so suchte sich Manson einen Job als Alleinunterhalter beziehungsweise bekam ihn angeboten. Tatsächlich trat er in einem Nachtclub im Vergnügungsviertel von San Francisco auf. Außerdem hat er möglicherweise auch in einem Club in North Beach gespielt. Sein Bewährungshelfer sagt, Manson sei ein Job in Kanada angeboten worden, wo er singen sollte.

Es ist fast unmöglich, Mansons Wanderschaft Anfang 1967 nachzuzeichnen, zumal er sein Nomadenleben sofort aufnahm. Wer kann sich schon an einzelne Ereignisse in einer bestimmten Woche Anfang 1967 erinnern?

Manson unternahm mehrere ernsthafte Versuche, seine Mutter Kathleen ausfindig zu machen. Er ließ sich von seinem Bewährungshelfer verschiedene Male die Erlaubnis geben, aus dem Staat auszureisen. Einmal fuhr er nordwärts, nach Washington, um sie dort zu suchen. Ein anderes Mal reiste er nach Osten, nach West Virginia.

Eine junge Rothaarige namens Lynette Fromme gesellte sich zu Mary Brunner als Nummer zwei des »Inneren Kreises« von Mädchen. Charlie hatte sie in der Nähe des Strandes von Venice, Kalifornien aufgelesen; sie hatte heulend am Straßenrand gesessen, und er hatte sie überredet mitzukommen. Es heißt, sie sei kurz zuvor in Redondo-Beach nach einem Streit mit ihrem Vater aus dem Haus geworfen worden.

Sie wurde initiiert. »Ich bin der Gott des Ficks«, soll er zu ihr anschließend gesagt haben. Im Frühjahr und Sommer 1967 lebten Manson und die Mädchen vorübergehend in 636 Cole, zusammen mit einer hübschen ehemaligen Nonne namens Mary Ann. Manson verbrachte einige Zeit auf den Straßen von Haight-Ashbury, wo er zwischen den Blumenkindern ziellos umherstreifte. Ein sechzehnjähriges, von zu Hause ausgerissenes Blumenkind, vielleicht ein Junge, vielleicht ein Mädchen, das ist nicht so wichtig, allein und ohne Bleibe, bot Charlie seine oder ihre Freundschaft an. Den Mann, der seine Jugend im Gefängnis verbracht hatte, setzte es in Erstaunen, wie dieses junge Wesen da so einfach im Golden Gate Park im Freien übernachtete.

Es sind Hunderte von Anekdoten im Umlauf über den Manson von Haight-Ashbury – die meisten davon sind Glorifizierungen. Die Wirklichkeit war anders; er war ein kleiner, redegewandter, schmieriger Kerl, der sich mit seiner Gitarre an junge Mädchen heranmachte, die er mit Gurugeschwätz und Mystizismen zu beeindrucken versuchte – eine Taktik, die damals in Haight-Ashbury durchaus Erfolg versprechend war.

Laut eigenen Aussagen wurde Manson eine Art Quartiermacher für jugendliche Ausreißer. Ganz zu Anfang begegnete er einem von zu Hause weggelaufenen Mädchen, das er bei einem Freund unterbrachte, und als er die Wohnung seines Freundes verließ, stieß er auf ein weiteres junges Mädchen mit Blumen im Haar: Sie wurde sein Housekeeper.

Als Manson das erste Mal LSD nahm, änderte das sein Leben insofern, als er einen mühseligen Kreuzwegtrip machte, auf dem er die Kreuzigung Jesu Christi erfuhr – eine ziemlich weitverbreitete LSD-Erfahrung, die ihn jedoch wirklich prägte, weil sie dem Chaos in ihm Form und Gestalt gab. Charlie Man Son – der Menschensohn. Ganz klar.

Der Jesus-Tick der Family stützte sich vor allem auf ihre Überzeugung, dass Jesus und seine Jünger Manson und den Mädchen sehr ähnlich gewesen sein müssten. Sie meinten, neunzig Jahre nach Christus hätten duckmäuserische Priester die liebenden, sinnlich-sexuellen Christen abgetötet und so den ursprünglichen christlichen Impuls vernichtet. Das Vorbild aber hätten diese Priester durch ihren eigenen schwarz gewandeten, sexlosen Todeshauch ersetzt.

In Haight-Ashbury begegnete Manson wirklich allen Strömungen, die die Subkultur während des letzten Jahrzehnts in den Vereinigten Staaten hervorgebracht hatte. LSD-Musik. Drogen. Sexuelle Freiheit. Turn on, tune in, drop out. Freiheitsbewegungen. Friedensmärsche. Provos. Guerillatheater. Kommunen. Lange Haare. Die Vorstellung vom Underground-Superstar. Astrologie. Okkultismus. Underground-Zeitungen. Pennlager. Psychedelische Kunst. Bei einem Konzert der Grateful Dead im Avalon Ballroom legte sich Manson in Fetushaltung mitten auf die Tanzfläche und ließ sich vom Blitzen der Stroboskoplampen in Trance versetzen.

In Haight-Ashbury schien er eine vertraute, überall aufkreuzende Gestalt zu sein. Er behauptete, mit den Diggers zusammen gewesen zu sein, als sie damals ihre täglichen Freimahlzeiten im Panhandle Park austeilten. Vielleicht hat er sogar einige Zeit in einem Haus hinter dem Pennlager der Digger in der Waller Street gelebt. Dieses Haus in der Waller Street sollte später, in der Ära des psychedelischen Satanismus, in »The Devil House« umgetauft werden.

Charlie machte einen ungeheuer nachhaltigen Eindruck auf viele der Leute, die ihm begegneten. Er wirkte offen. Er besaß ein unglaubliches Talent, einen Teil seiner Persönlichkeit gegen einen anderen auszuspielen, Schwächen aufzudecken – um so Verwirrung zu stiften und sich anschließend als echter Führer ins Licht zu rücken. Auf alles hatte er eine rasche, gewandte, aber scheinbar komplizierte Antwort parat. Obgleich er allen sagte, sie sollten nur das tun, was sie von sich aus tun müssten, und sie sollten sie selbst sein, zog seine persönliche magnetische Kraft – in Verbindung mit einem ständigen Ausleseprozess – all jene an, die nach einem Führer dürsteten. Herrschaft war das, worauf es Charles bei allem anlegte, auch wenn er der Befreiung und Freiheit das Wort redete.

»Ich bin eine sehr positive Kraft. Ich bin ein sehr positives Feld. Ich sammle Negative«, sagte er später zu einem befreundeten Rechtsanwalt.

Gern erzählte Manson von seiner frühen Jugend, scheußliche Jahre, in denen er nur Zurückweisung, Gefängnis und Armut erlebt hatte. Einmal hätte seine Mutter ihn für ein Glas Bier verkauft, behauptete er. Nun konnte er über ein eigenes Universum verfügen. Dennoch war er schrecklich unsicher und das Lob seiner Anhänger war ihm kein Trost.