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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 1976

 

Die Sonnenwürmer

 

Sie kommen aus Louipaz – ihre Heimat ist eine Sternenwüste

 

von Uwe Anton

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Eigentlich ist die Galaxis Chearth eine sehr friedliche Sterneninsel, in der größere Konflikte seit Jahrtausenden der Vergangenheit angehören. Mit den wasserstoffatmenden Gharrern besitzt die Galaxis zudem ein Volk, das zur Koalition Thoregon gehört.

Doch diese Koalition, die sich für den Frieden im Kosmos einsetzt, wird von gewaltigen Gefahren bedroht – und auch Chearth wird angegriffen. Die Algiotischen Wanderer erobern mit 200.000 Raumschiffen große Teile der Sterneninsel. Ihr Ziel: Sie wollen den sogenannten Sonnentresor öffnen, ein gigantisches kosmisches Gebilde in Chearth, weil sie glauben, einer ihrer Götter werde darin gefangen gehalten.

Was die Algiotischen Wanderer nicht wissen können: Im Sonnentresor leben die Guan a Var, die Sonnenwürmer. Wenn sie ausbrechen, droht das Ende aller intelligenten Wesen der Galaxis.

Weil die Gharrer allein mit der Bedrohung nicht fertig werden, betritt Mhogena, der Fünfte Bote von Thoregon, die Brücke in die Unendlichkeit und reist in die Milchstraße. Auf der Erde und auf Arkon sucht er Hilfe für sein Volk.

Er bekommt sie, doch die Hilfe ist schwach: Gerade mal elf Raumschiffe brechen von der Milchstraße aus nach Chearth auf. Doch die kleine Truppe unter Atlans Führung nimmt den Kampf auf. Einen neuerlichen Höhepunkt erreicht der Konflikt im Frühjahr 1291 Neuer Galaktischer Zeitrechnung: Galaktiker dringen ins Innere des Sonnentresors ein, um direkten Kontakt zu den Guan a Var zu suchen. Zum »Gesprächspartner« werden DIE SONNENWÜRMER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Ronald Tekener – Der Smiler leitet die Operation Sonnentresor.

Verhaanda – Der Joridaer macht eine folgenschwere Entdeckung.

Rha'a'beth – Der Sonnenwurm erweist sich als gnadenlos.

Koolaas – Er ist der letzte seiner Art.

Vincent Garron – Der Mutant gewinnt wichtige Erkenntnisse.

So'o'both – Der Guan a Var ist mitteilsam.

So'o'both im Zwiegespräch

 

Du kannst dir diese Wonne nicht vorstellen!

Endlich wieder mit jemandem zu sprechen!

Ich bin so froh darüber, auch wenn unsere Begegnung letztlich zu meinem Untergang führen wird.

Sie wird mich völlig verändern. Ich werde nicht mehr der sein, der ich bin. Diesen Prozess empfinde ich als mein Ende.

Aber ein Gedankenaustausch ...

Wie lange habe ich darauf verzichten müssen? Jahrhunderte? Jahrtausende? Die Zeit hat schon längst jede Bedeutung für mich verloren. Sie ist für mich genauso wenig fassbar wie der Raum.

Wie dein Raum.

Meiner ist normalerweise für Wesen wie dich nicht einsehbar. Es ist ein Wunder, dass du in meinen Bereich vorstoßen konntest. Genau wie schon unsere Kommunikation ein Phänomen ist.

Denn eigentlich sprechen wir nicht miteinander.

Wir parlieren höchstens. Kommunizieren.

Mir ist klar, dass ich für dich fremdartiger sein muss, als Worte es ausdrücken können. Unser Zwiegespräch lässt sich kaum beschreiben.

Wir verständigen uns mit Impulsen, die andere Wesen zwar anmessen, aber nicht in eine Sprache umsetzen können. Dass du mich verstehst, beweist mir, wie einzigartig du bist. Und wie seelenverwandt wir sind.

Deshalb will ich dir auch gern berichten, was du wissen möchtest.

Das wenige, was ich selbst noch genau weiß.

Denn die Dummheit umgibt mich überall und stürmt auf mich ein. Ich werde dem Drang nicht mehr lange widerstehen können, und dann werde auch ich mich ihr ergeben müssen. Unser Gespräch kostet zuviel Kraft.

Du ahnst es nicht, und du willst es auch nicht, aber du wirst mein Untergang sein.

Das Ende sehr ist nah.

Doch vorher werde ich dir von Verhaanda und Xypon erzählen, von Rihaansa und Haans und Rha'a'beth, von Koolaas und Yoba'a'teth und all den anderen, die uns zu dem machten, was wir sind.

Falls mir noch soviel Zeit bleibt ...

 

 

1.

Louipaz, vor etwa 100.000 Jahren:

Verhaandas Entdeckung

 

»Was«, sagte Verhaanda, »wenn die Zeit in Wirklichkeit wellenförmig ist und von zwei Quellen ausgestrahlt wird?«

Xypons Chitinpanzerung um den herzförmigen Unterleib knirschte leise, als er kopfüber an der Decke der Zentrale entlangging. Die Saugnäpfe, die ihn an Ort und Stelle hielten, gaben bei jedem Schritt leise schmatzende Geräusche von sich.

Er warf seinem Widerpart einen kritischen Blick zu. Der Joridaer stand hinter seinem Sessel, dem des Kommandanten der Flimmersphäre. Er war zwar sein Sinnesbruder, doch das ging Xypon etwas zu weit.

Verhaanda schüttelte den Schädel und kräuselte die sechs Armtentakel. »Nein, hör mir zu!«, sagte er. »Die eine dieser Wellenformen wandert in die Zukunft, die andere kommt aus ihr und beeinflusst damit die Gegenwart, also ihre eigene Vergangenheit. Die eine Hälfte der Wellen retardiert, die andere avanciert. In der Mitte des Raums und der Zeit, unserer Gegenwart, treffen sie aufeinander ...«

Xypon wirkte plötzlich interessiert. Er stieg die Wand hinab, bis seine vier Beintentakel den Boden berührten, und trat zu seinem Sinnesbruder.

»... und erzeugen erst Raum und Zeit«, sagte er. »Photonen haben dich auf diese Idee gebracht. Wenn ein Atom ein Photon erzeugt und ausstrahlt, muss dieses Lichtteilchen auch irgendwann wieder absorbiert werden. Du gehst davon aus, dass die Entstehung des Photons erst stattfinden kann, wenn seine Vernichtung schon feststeht.«

»Und beide Ereignisse strahlen Wellen aus, das eine in die Zukunft, das andere in die Vergangenheit. Erst wenn sie aufeinandertreffen, wird der physikalische Pakt bestätigt und kann das Photon entstehen. Und damit unsere Raumzeit.«

»Damit stößt du die gesamte Kausalität unserer bisherigen Denkweise um«, sagte Xypon und ließ sich im Sessel des Kopiloten nieder. Sein fast zweieinhalb Meter großer Körper leuchtete karmesinrot, ein Zeichen seiner intellektuellen Erregung. »Wie willst du den Beweis erbringen? Die nötigen Forschungen würden länger dauern, als deine Lebensspanne währt. Ein Nachfolger, der sich auf deine Theorie einließe, ist nicht in Sicht. Außerdem stehen dir kaum die nötigen Ressourcen zur Verfügung.«

Niedergeschlagen senkte Verhaanda den Blick der großen, tellerförmigen Augen. »Du hast selbstverständlich recht. Wir sind zwar die beherrschende Spezies unserer Galaxis, wir haben ein Reich errichtet, das zum Höhepunkt seiner Macht aus dreitausendvierhundertundzwölf besiedelten Planeten bestand, aber unsere wissenschaftliche Entwicklung ist in eine Sackgasse geraten. Wir haben einen falschen Weg eingeschlagen, uns zu sehr auf ein Gebiet spezialisiert und alle anderen Felder brachliegen lassen.«

»Ein Weg, dem ich immerhin das Leben verdanke«, sagte Xypon leise.

Verhaanda streckte zwei Armtentakel aus und strich mit ihnen zärtlich über den ebenfalls chitingepanzerten Schädel seines Gegenübers. »Verzeih mir. Ich habe damit keinesfalls gemeint, dass wir keine Genkonstruktion mehr betreiben sollen. Du bist mein Sinnesbruder. Was wäre ich ohne dich?«

Verhaandas Alter ego richtete sich auf. »Mehr als ich ohne dich jedenfalls. Ohne dich wäre ich gar nichts. Wie könnte ich ohne dich existieren?«

Verhaanda warf einen Blick auf den Bildschirm, dessen Hologrammdarstellung eine halbe Wand der Zentrale vereinnahmte. Die LHAMAAR flog gerade in einen Kugelsternhaufen im Halo von Louipaz ein. Das Bordgehirn hielt automatisch Ausschau nach unbekannten Phänomenen, reizvollen stellaren Objekten, Raumanomalien oder hyperphysikalischen Abnormitäten, nach allem, was den Wissensdurst der Joridaer wecken konnte.

»Die Zeiten ändern sich«, sagte der Forscher, Kommandant und einziges Besatzungsmitglied der weißen Flimmersphäre, von seinem Sinnesbruder natürlich ganz abgesehen. »Meine Bemerkung galt auch weniger der Genkonstruktion als dieser ... Mystik, die unser Volk immer stärker durchdringt.«

Xypon sah ihn fragend an.

»Der Expansionsdrang der Joridaer ist gestillt«, fuhr Verhaanda fort. »Wir ziehen uns nach und nach von den eroberten Welten zurück und überlassen sie anderen Völkern. Wir verinnerlichen uns und widmen uns der Erforschung kosmischer Geheimnisse. Was wollen wir damit erreichen? Woran kratzen wir, wenn wir versuchen, auch noch den letzten Rätseln auf den Grund zu gehen?«

»Vielleicht«, sagte Xypon, »steht ihr an der Schwelle einer ganz neuen Entwicklung, an deren Ende euch etwas erwartet, was ihr euch jetzt noch nicht vorstellen könnt.«

Verhaanda kniff die seitlich am Kopf befindlichen Augen zusammen. Er hatte den Eindruck, dass das »ihr« und »euch« im Satz seines Widerparts sehr vorwurfsvoll klang.

Vorwurfsvoll und zutiefst deprimiert.

Xypon würde an dieser Entwicklung keinen Anteil haben. Schließlich war er ja nur ein Alter ego.

Der Kommandant der LHAMAAR hatte Verständnis für seinen Sinnesbruder. Nicht nur, weil er sich selbst sah, wenn er ihn anschaute. Der herzförmige Unterleib mit den je zwei muskulösen Tentakelpaaren rechts und links, die flachen Füße mit den kräftigen Saugnäpfen, der säulenförmige Rumpf und ebensolche Schädel, aus dessen Ende die sechs Armtentakel wuchsen, die ein überaus geschicktes Greifen und damit auch Bedienen technischer Geräte ermöglichten. Zwischen ihnen befand sich der Mund mit den Sprech- und Fresswerkzeugen, über dessen scharfe Hornlippen nun diese traurigen Worte kamen.

Xypon war sein Ebenbild. Ein wenig modifiziert, natürlich, aber ansonsten identisch. Das Fleisch seines Fleisches, der Geist seines Geistes.

Wie könnte es auch anders sein? Er war sein Sinnesbruder.

Verhaanda atmete schwer aus. »Vielleicht«, sagte er. »Aber mir behagt nicht, dass wir allmählich zu einem Mythos werden, nur wenige Auserwählte Kontakt mit uns haben. Dass man uns in Louipaz den Nimbus von Heiligen gibt.«

»Und was willst du dagegen tun? Sei ehrlich, du gefällst dir doch in dieser Rolle. Sämtliche Joridaer schwelgen geradezu darin.«

Der Forscher dachte angestrengt darüber nach, was er darauf antworten solle, und war zutiefst erleichtert, als das Bordgehirn der LHAMAAR ihn von dieser Aufgabe entband.

»Ich habe in diesem unerforschten Kugelsternhaufen ein verblüffendes Phänomen ausfindig gemacht«, gab die Künstliche Intelligenz bekannt.

Xypon warf einen so düsteren Blick auf die Konsole, in der sie untergebracht war, als hätte sie den Anfang vom Ende verkündet.

 

*

 

Nach dem wochenlangen Flug durch die schier unendlichen Weiten von Louipaz wirkte die Helligkeit des Zentralgestirns der namenlosen Welt, auf der die Flimmersphäre aufgesetzt hatte, einfach unerträglich. Und das, obwohl das Bordgehirn dem grellen Brennen mit Filtern einen beträchtlichen Teil seiner Intensität nahm. Zumindest galt das für das Hologramm des Zentralbildschirms. Sollten sie die LHAMAAR verlassen, waren sie auf Schutzanzüge angewiesen.

Es war eine Extremwelt mit einem stark ausgeprägten Wüstencharakter, eine sehr ungastliche Welt, vor allem, wenn man so wie die Joridaer von Kalmaren abstammte und noch immer eine gewisse Ähnlichkeit mit ihnen hatte.

So weit das Auge reichte, erstreckte sich in sanft geschwungenen Dünen golden schimmernder Sand unter einem wolkenlosen blauen Himmel. So sah es auf dem gesamten Planeten aus. Verhaanda hatte einige Sonden der Flimmersphäre ausgeschleust, aber keine einzige hatte größere, zusammenhängende Wasservorkommen entdeckt. Die Welt bestand praktisch aus einem einzigen Kontinent, und die allgegenwärtige Wüste wurde nur von schroffen, trockenen und völlig unwirtlichen Gebirgszügen unterbrochen.

»Ein Planet ohne Wasser?«, murmelte Verhaanda. »Wie kann das sein?«

»Vielleicht gibt es unterirdische Vorkommen«, sagte Xypon. »Vielleicht schlägt in der Morgendämmerung Tau nieder. Vielleicht kommt die Körperchemie der hier lebenden Wesen ohne Flüssigkeit aus. Auf jeden Fall wäre diese Welt ein interessantes Objekt für unsere Exobiologen und -ökologen. Aber wir sind ja aus einem anderen Grund hier.«

Plötzlich beugte er sich vor. »Sieh, der Grund unserer Anwesenheit!«

Der Holobildschirm zeigte die Aufnahmen einer der Drohnensonden, die den Planeten erkundeten. In eine der Sanddünen schien Bewegung gekommen zu sein. Sie kräuselte sich auf der Oberfläche und warf scheinbar eine Art Rinne auf.

»Vergrößerung!«, befahl Verhaanda dem Bordgehirn.

Die holographische Darstellung sprang ihnen entgegen. Nun konnten sie ein Wesen auf der Sandeinöde ausmachen: ein quallenförmiges Geschöpf von vielleicht einem Meter Durchmesser mit einer Unzahl nesselartiger Laufwerkzeuge, auf denen es sich spermazoenflink fortbewegte. Ansonsten bestand es auf den ersten Blick nur aus einem mit mehreren Zahnreihen versehenen Maul, das sich sichelförmig über die Oberfläche des doppelt tentakeldicken Körpers ausdehnte.

»Ein Raubtier«, sagte Verhaanda fasziniert. »Aber was hat es mit dieser Welle im Sand auf sich?«

Die Antwort erhielt er, als die Aufwerfung die vor ihr fliehende Wüstenqualle erreichte und etwas aus dem Sand emporschoss. Der Joridaer konnte nur eine verwaschene Bewegung ausmachen, ein gelbes Flackern auf dem fast identisch gefärbten Sand, dann blendete ihn ein Blitz, der so plötzlich kam, dass das Bordgehirn die Helligkeit viel zu spät ausfilterte.

»Scheihulud«, murmelte er, während er hektisch blinzelte, um den Tränenfluss der Augen zu beschleunigen. Nur verschwommen nahm er wahr, dass das Bordgehirn eine Medodrohne ausgeschickt hatte, die seine Pupillen untersuchte und notfalls eine Erstversorgung einleiten würde.

»Wie bitte?«, fragte Xypon.

Verhaanda war versucht, den Kopf zu schütteln, unterließ es aber, um die Drohne nicht zu behindern. »Eine Legende, die ich vor vielen Jahren gehört habe«, antwortete er. »Lange bevor du geklont wurdest. Von riesigen Würmern auf einer entlegenen Wüstenwelt, die den Sand durchpflügen wie Wasser und mit ihren Körperausscheidungen Unsterblichkeit verleihen. Ihre Existenz wurde jedoch nie bestätigt und muss ins Reich der Fabel verwiesen werden.«

»Und wie entstand dieser Blitz?«

Xypon mochte zwar sein Alter ego sein, doch seine Modifikationen waren zielgerichtet und bewusst vorgenommen worden. Die Joridaer hatten dabei mehrere wichtige Faktoren berücksichtigt. Unter anderem war gewährleistet, dass sein Sinnesbruder ihm intellektuell zwar in einigen ausgewählten Bereichen, niemals aber in allen gleichkam.

»Diese Blitze haben unsere Flimmersphäre hierhergelockt«, erklärte er geduldig. »Das Bordgehirn hat auf diesem Planeten starke Energieemissionen ungeklärter Natur geortet und uns darauf aufmerksam gemacht.«

»Ungeklärter Natur?«

»Es spielen Hyperphänomene hinein.«

»Also doch«, sagte Xypon.

Verhaanda sah seinen Widerpart fragend an.

»Gerade beklagst du noch, dass die Joridaer sich zu sehr auf die Genforschung konzentrieren, und jetzt bricht dein Interesse als Genkonstrukteur wieder durch.«

»Aber überlege doch, was das bedeuten könnte! Lebewesen, die nicht nur normale Energie in reiner Form umsetzen können, sondern auch Hyperenergie ... die vielleicht Zugriff auf den Hyperraum haben!«

Er ging nicht weiter auf den Einwand seines Alter ego ein. Seine Sehfähigkeit hatte sich dank der Unterstützung der Medodrohne wieder normalisiert. Unverzüglich ließ er sich vom Bordgehirn die Aufzeichnung des Vorgangs einspielen, den er aufgrund der Energieeruption nicht hatte verfolgen können.

Viel erkennen konnte er auch diesmal nicht, nach der Dämpfung durch einen Filter. Der Sand wurde abrupt aufgewirbelt, und in der Wolke aus trockenen, feinstporösen Körnern schoss ein braungelber Schemen hoch, warf sich über das Quallenwesen und erzeugte diesen grellen Blitz, nur um im nächsten Augenblick mitsamt seinem Opfer wieder unter der Oberfläche der Sandwüste zu verschwinden.

Das Bordgehirn hatte das Geschehen analysiert. »Der ewige Kreislauf der Natur«, sagte Verhaanda nachdenklich. »Der Große frisst den Kleinen. Auch bei dem Quallenwesen handelt es sich um ein Raubtier, das bestätigt die Analyse des stark ausgeprägten Gebisses. Die Künstliche Intelligenz geht davon aus, dass der Wurm von den Bewegungen der Nesselbeine der Qualle angelockt wurde. Es ist problemlos möglich, diese Bewegungen zu simulieren.«

Argwöhnisch blickte Xypon seinen Sinnesbruder an. »Was hast du vor?«, fragte er.

»Das ist doch klar«, entgegnete der Joridaer. »Ich will einige dieser Wesen einfangen und nach Ohmgara bringen.«

 

*

 

Aus mehreren hundert Metern Entfernung war die LHAMAAR kaum auszumachen. Die Flimmersphäre bildete lediglich einen etwas helleren Punkt im allgegenwärtigen Gleißen auf der unwirtlichen Wüstenwelt.

Seine Bezeichnung verdankte das kleine Raumschiff den stets aktivierten Schutzschirmen, die es in ein flimmerndes Licht hüllten und in gewisser Hinsicht unwirklich erscheinen ließen.

Verhaanda hielt mit einem Tentakel einen etwa einen Meter langen Stab, den das Bordgehirn hergestellt hatte, und sah sich nach einem geeigneten Ort für sein Vorhaben um. Schließlich fand er ihn in einer weiten Ebene, die die Wanderdünen bei ihrem endlosen Vorrücken aus irgendeinem Grund ausgespart zu haben schienen.

Er ließ sich vom Brustpack-Antigrav zum Zentrum der Fläche tragen, setzte dort auf und rammte den Simulator mit aller Kraft in den Sand, bis nur noch die obere Hälfte herausragte. Dann aktivierte er das Gerät.