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Nr. 86

 

Die Herren der blauen Kristalle

 

Jagd auf den Lordadmiral – Teleporter werden zu Fluchthelfern

 

von H. G. Francis

 

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Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der United Stars Organisation, schreibt man den Monat Februar des Jahres 2842, das voller Gefahren und Überraschungen ist.

Seit dem Verschwinden Lordadmiral Atlans, der bei einem Alleingang entführt wurde und dessen Spur trotz fieberhafter Suche noch nicht entdeckt werden konnte, sind für viele Mitarbeiter der USO und ähnlicher Organisationen des Solaren Imperiums schwere Tage angebrochen.

Nicht genug damit, dass die Agenten und Spezialisten die Galaxis nach dem verschwundenen Lordadmiral durchforschen – sie haben noch eine zweite Aufgabe zu erfüllen: Sie sollen eine Gefahr bannen, die immer mehr bewohnte Welten zu vernichten droht.

Die Gefahr geht aus von dem so genannten »Suddenly-Effekt«, einem Phänomen, das die plötzliche Ablagerung riesiger planetarischer Trümmermassen auf anderen Himmelskörpern bewirkt.

Lordadmiral Atlan indes, der mit seinen beiden Begleitern aus akonischer Gefangenschaft entfliehen konnte, indem er sich einem so genannten »Situationstransmitter« anvertraute, befindet sich jetzt auf einer Welt, die vom »Redbone-Effekt« bedroht ist, dem Suddenly-Effekt mit umgekehrten Vorzeichen.

Atlan und seine Begleiter werden gejagt und treffen auf DIE HERREN DER BLAUEN KRISTALLE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Lordadmiral findet Teleporter als Fluchthelfer.

Nuramy von Potrinet und Lapp »Cicero« Kreiden – Atlans Begleiter.

Ca Mingor – Ein Terraner im Dienst einer fremden Macht.

S'Vangor-Bradd – Kommandant eines tefrodischen Raumschiffs.

Tak-o-tak – Eingeborener des Planeten EX-3000-26/IV.

1.

 

Von der Bergkuppe aus warf Atlan noch einmal einen Blick auf den Situationstransmitter zurück, durch den aus unbegreiflichen Gründen planetare Massen nach Tasar-Opton geschickt worden waren.

Atlan konnte einen Teil des leuchtenden Ringes sehen, doch für eine Sekunde nur. Der kleine Moment der Unaufmerksamkeit hätte ihn fast das Leben gekostet. Obwohl er damit gerechnet hatte, dass es sporadisch zu heftigen Reaktionen in der Lufthülle dieses Planeten kommen müsse, wurde er von der Gewalt der Sturmböen überrascht. Unvermittelt wurde er herumgewirbelt und über hundert Meter tief in eine Schlucht geschleudert. Fieberhaft bemühte er sich, seinen Sturz abzufangen, doch sein Flugaggregat funktionierte nicht so zuverlässig wie bisher. So prallte er mit der Brust gegen einen Felsen. Er versuchte, sich mit den Händen abzufangen, aber das gelang ihm nur unzureichend. Ein unerträglicher Schmerz ließ ihn aufschreien. Dann verlor er das Bewusstsein und konnte nichts mehr tun, als ihn der nächste Luftstoß packte.

»Tun Sie doch etwas«, schrie Nuramy von Potrinet.

Lapp Cicero Kreiden klammerte sich an den zerklüfteten Boden. Er nickte und stieß sich ab. Geschickt steuerte er seinen Sturz so, dass er Atlan erreichte und ihn ergreifen konnte. In dieser kritischen Phase prasselten einige Dutzend Steine auf ihn und den Arkoniden herab. Unwillkürlich versuchte Kreiden, sich mit den Armen zu schützen, obwohl er nicht direkt durch diese Lawine gefährdet wurde. Der Helm und der Spezialanzug sicherten ihn ausreichend ab. Dennoch zuckte er zusammen, als er spürte, wie Geröll und Schutt gegen sein Energieaggregat schlugen. Er riss den Lordadmiral an sich und flog zusammen mit ihm aus der Gefahrenzone.

In achtzig Meter Höhe schien er plötzlich von einem Geschoss getroffen worden zu sein. Ein Ruck ging durch seinen Körper, und er sackte um mehrere Meter ab. Dieser Zwischenfall kam so unvermutet, dass er Atlan beinahe verloren hätte. Doch dann arbeitete sein Flugaggregat wieder weiter. Sanft glitten er und Atlan wieder nach oben.

Kreiden erreichte die Bergkuppe. Die Akonin kam ihm zur Hilfe. Sie nahmen den Ohnmächtigen zwischen sich und flogen mit ihm einen Berghang hinab. Dabei hatten sie mit dem Sturm zu kämpfen, der jetzt immer stärker wurde.

»Dort in der Höhle können wir abwarten, bis es wieder ruhiger wird«, sagte die Akonin. Sie zeigte nach vorn auf einen breiten Spalt in den Felsen. Kreiden war einverstanden, und wenig später erwies sich, dass Nuramy recht hatte.

»Das war verrückt von Ihnen«, erklärte sie.

Kreiden öffnete seinen Schutzhelm und setzte sich auf einen Stein. Er fühlte, dass der Boden unter ihm bebte. Dennoch war er nicht sehr beunruhigt. Er lächelte.

»Sollte ich Atlan allein da unten lassen?«, fragte er.

Die Höhle war ruhig. Die tobenden Naturgewalten erreichten die Flüchtlinge nicht.

»Die Lawine hätte Sie erschlagen können.«

»Und Atlan dazu.«

Sie seufzte. Jetzt öffnete sie ihren Schutzanzug am Hals und ging einige Schritte auf und ab. Dabei behielt sie Atlan im Auge. Der Arkonide kam zu sich. Stöhnend legte er die Hand auf seine Brust. Kreiden sah ihm an, dass er Schmerzen hatte.

»Akonische Flugaggregate sind unübertroffen zuverlässig, Sir«, sagte Cicero spöttisch. »Ich hoffe, Sie sind nun endlich auch von ihrer Qualität überzeugt?«

Atlan lächelte verzerrt. Er wusste, dass der ehemalige Waffensergeant der USO ihn aufmuntern wollte. Mühsam richtete er sich auf. Jetzt merkte er auch, dass der Boden wankte. Seine Hand glitt zum Zellaktivator. Er zuckte zusammen, als er seine Brust berührte. Offensichtlich hatte das unersetzliche Gerät die Brustknochenplatten gebrochen.

»Unsere Flucht steht also unter den denkbar besten Vorzeichen«, entgegnete er.

Kreiden nickte mit ernstem Gesicht, blinzelte jedoch zu der schönen Akonin hinüber.

»In meinem Tagebuch werde ich diesen Abschnitt später einmal als ›akonische Flucht‹ betiteln.«

Atlan lehnte sich gegen die Felsen. Seine Aufmerksamkeit richtete sich nach draußen. Ihm war, als habe er für einen kurzen Moment eine dunkle Gestalt am Eingang der Höhle gesehen. Sie war nur etwa einen Meter hoch und hatte einen Kopf, der nicht zu den Proportionen des übrigen Körpers passte. Der Eindruck war jedoch so kurz, dass er an sich selbst zweifelte.

Wenn da wirklich jemand gewesen wäre, dann wäre er doch wohl in die Höhle gekommen und nicht draußen im Sturm geblieben, signalisierte sein Extrahirn mit überzeugender Logik.

»Wir sehen auch nicht gerade verlockend aus«, sagte Atlan laut.

Nuramy von Potrinet und Kreiden blickten ihn überrascht an.

Der Arkonide wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und strich sich die weißen Haare hinter die Ohren zurück. Dann schloss er die Augen. Er fühlte, wie der Zellaktivator auf seiner Brust pulsierte. Er arbeitete verstärkt, um das beschädigte Gewebe rasch zu heilen. Die Schmerzen verebbten, als er sich bemühte, sie zu ignorieren und seine Gedanken auf die Ereignisse der letzten Stunden zu konzentrieren.

Sie waren durch den großen Transmitter geflohen, den die Akonen errichtet hatten. Zum Glück hatten sie eine Sauerstoffwelt erreicht, so dass sie auf die Beatmungsgeräte nicht angewiesen waren.

Er wusste, dass er einen Situationstransmitter gesehen hatte. Durch diese Anlage waren planetare Massen durch den Hyperraum nach Tasar-Opton geschickt worden. Verwirrt fragte er sich, wer diesen Aufwand betrieb und welcher Sinn hinter dieser Aktion steckte. Vorläufig erschien ihm noch alles, was geschah, ohne vernünftiges Motiv zu sein.

Er fühlte, dass sich ihm jemand näherte. Eine dunkle Gestalt schien über ihm aufzuwachsen und sich dann mit gierig ausgestreckten Krallen über ihn zu beugen.

Erschreckt schlug er die Augen auf.

Kreiden lag auf dem Boden. Er schien eiserne Nerven zu haben, denn sein ruhiger Atem verriet, dass er eingeschlafen war. Das Toben der Naturgewalten berührte ihn offensichtlich nicht. Nuramy von Potrinet kauerte mit angezogenen Beinen auf dem Boden. Sie lehnte ihr Kinn auf die Knie und hielt die Augen geschlossen. Ihre Lippen bebten, und ihre Nasenflügel zitterten. Atlan fühlte ein unbestimmbares Etwas, das über seinen Nacken glitt. Er griff mit der Hand danach, stieß jedoch auf keinen Widerstand.

Als er den Kopf wandte und zum Eingang der Höhle blickte, glaubte er abermals, eine schattenhafte Gestalt zu sehen, die ihn anstarrte. Wiederum verschwand sie so schnell, dass er sie mit seinen Sinnen nicht erfassen konnte. So konnte er nicht mehr herausfinden, ob er nur aufwirbelnden Staub oder ein wirklich existierendes Wesen gesehen hatte.

Lautlos erhob er sich und ging zum Ausgang. Schmutz, Sand und kleine Steine wirbelten um ihn herum. Draußen war nichts zu erkennen. Ein Orkan tobte, der selbst kopfgroße Felsen bewegen konnte. Atlan sah Steine dieser Größenordnung an sich vorbeirollen. Mit den Händen stützte er sich gegen die Felswand. Er schüttelte den Kopf.

Nein – hier draußen konnte sich kein lebendes Wesen halten. Dies schien eine Welt ohne große Sensationen zu sein. Dieser Sturm war künstlich hervorgerufen worden und würde bald abflauen.

Die Nacht brach herein. Es wurde schnell und übergangslos dunkel.

Atlan kehrte zu den anderen zurück.

»Was jetzt?«, fragte Kreiden mit seiner hellen, kindlich klingenden Stimme. »Bleiben wir hier?«

»Ich würde mich gern noch weiter von dem Transmitter entfernen«, entgegnete Atlan, »aber es hätte keinen Sinn, jetzt hinauszugehen. Wir übernachten hier und versuchen es morgen.«

Kreiden streckte sich aus.

»Gut«, sagte er seufzend und kreuzte die Arme unter dem Kopf. »Hoffentlich wecken uns die akonischen Energieaggregate nicht unsanft aus dem Schlaf. Ich denke an eine Explosion oder so etwas typisch Akonisches.«

Nuramy von Potrinet sprang auf. Erregt ging sie auf den Terraner zu. Sie stemmte die Fäuste in die Hüften.

»Am liebsten würde ich Sie bedenkenlos erschießen«, erklärte sie zornig. »Ich habe überhaupt das Gefühl, dass Sie uns nur hinderlich sind.«

»Ich möchte gern schlafen«, antwortete er gelassen. »Aber die Art von Beruhigungspille, die Sie mir verpassen möchten, führt zu einem gar zu langen Nickerchen. Ich verzichte also schon jetzt, falls Sie die Möglichkeit finden sollten, doch noch einen Strahler auf mich zu richten.«

Er schloss die Augen.

Die Akonin blickte zu Atlan hinüber. Der Arkonide schüttelte den Kopf und lächelte. Sie sah ein, dass es sich nicht lohnte, sich über die spöttischen Bemerkungen Kreidens aufzuregen. Ihre Schultern sanken herab.

»Ich glaube, ich bin müde«, sagte sie erschöpft.

Sie kehrte an ihren Platz zurück und legte sich ebenfalls auf den Boden. Sekunden später war sie eingeschlafen.

 

*

 

Als es draußen wieder hell wurde, ging Atlan hinaus.

Nur noch ein schwacher Wind wehte. Die Natur hatte sich beruhigt, aber überall lagen die Reste von Pflanzen verschiedener Größenordnung herum. Er sah sogar einige Bäume, die aus großer Entfernung hierher getrieben worden sein mussten.

Er setzte sich auf einen Stein und wartete darauf, dass Nuramy und Cicero Kreiden herauskamen. Bald hörte er die helle Stimme des Terraners. Nachdenklich blickte er sich um. Die Wolken hingen tief, verhüllten die Berge nicht ganz, so dass er relativ weit sehen konnte. Viele Berghänge schimmerten türkisblau. Das deutete darauf hin, dass sie mit Kristallen bedeckt waren. In einer Entfernung von einem Kilometer entdeckte er eine langgestreckte Kette von rot-blau gestreiften Tieren. Sie hoben sich deutlich von dem helleren Hintergrund ab. Ihre äußere Form erinnerte ihn an Spinnen. Allerdings hatten sie nur vier Beine und einen Kopf, der auf einem schlanken Hals saß. Über ihnen flogen zahlreiche Vögel. Sie folgten dem Zug, als wären sie durch unsichtbare Bande mit ihm verbunden.

Atlans Aufmerksamkeit wurde abgelenkt, als er es hinter den nördlich gelegenen Bergen aufblitzen sah. Er wartete darauf, dass sich der Vorgang wiederholen würde, aber nichts geschah, was auffällig und ungewöhnlich gewesen wäre. Die Landschaft bot das Bild einer vollkommen unberührten Natur, die zwar gewisse Zerstörungen zeigte, aber keinerlei Spuren einer Zivilisation.

Kreiden und die Akonin kamen aus der Höhle. Atlan drehte sich zu ihnen um und schob sich eine Tablette mit einem Nahrungskonzentrat zwischen die Lippen. Nuramy war blass. Offensichtlich hatte Cicero wieder einige Bemerkungen gemacht, die sie geärgert hatten.

Atlan berichtete kurz, was er beobachtet hatte.

»Wir werden also in diese Richtung fliegen«, sagte er. Kreiden nickte, und die Akonin erklärte sich ebenfalls wortlos einverstanden. Als sie starteten, fielen die ersten Regentropfen. Sie schlossen ihre Schutzhelme. In schnellem Flug durchquerten sie das Tal und stiegen dann an den Hängen auf. Aus der Nähe konnte Atlan erkennen, dass die Felsen tatsächlich mit Kristallen überzogen waren. Er beobachtete, dass Kreiden von ihnen angelockt wurde. Mit einer befehlenden Geste gab er ihm zu verstehen, dass jetzt keine Zeit für Prospektorenarbeit vorhanden war. Sie befanden sich auf einem unbekannten Planeten, von dem sie nicht wussten, in welchem Teil der Galaxis er sich um welche Sonne drehte. Sie besaßen keinerlei Informationen darüber, wer Herr über diese Welt war, und mit welchen Gefahren sie rechnen mussten.

Atlan war inzwischen davon überzeugt, dass er sich am Abend zuvor nicht geirrt hatte. Je länger er darüber nachdachte, desto sicherer wurde er, dass er tatsächlich eine schattenhafte Figur in der Höhle gesehen hatte.

Als sie die Bergkuppe erreichten, fiel der Regen so dicht, dass sie nur etwa dreißig Meter weit sehen konnten. Atlan ließ sich dennoch nicht beirren. Er drang weiter nach Norden vor, blieb dabei jedoch immer in Bodennähe, denn immer wieder fiel die Leistung seines Flugaggregats ab. Dann sank er oft um einige Meter. Unter diesen Umständen wagte er es nicht mehr, in großer Höhe zu fliegen.

Plötzlich griff Kreiden nach seiner Schulter und drehte ihn zu sich hin. Er zeigte zur Seite. Atlan bemerkte eine graue, schimmernde Wand, die sich nach oben und zu den Seiten hin im Regen verlor. Er schaltete das Fluggerät aus und ging langsam weiter. Wenig später wusste er, dass er vor einer Metallkuppel stand. Vorsichtig lief er daran entlang. Kreiden und die Akonin folgten ihm, als überraschend der Regen versiegte. Sofort warfen die drei Flüchtlinge sich zu Boden, denn die Sicht klärte sich äußerst schnell, so dass sie nicht nur kilometerweit sehen, sondern auch selbst gesehen werden konnten.

Sie lagen praktisch ungedeckt im Vorgelände einer gigantischen Anlage aus Energieerzeugern, Schaltstationen, Kontrollgebäuden, Umwälzern, Kuppeln, Hallen und Projektionsgeräten.

Der gesamte Komplex befand sich in einem Tal, das durch schroffe Berge nach allen Seiten hin abgeschirmt wurde. Atlan war überzeugt davon, dass der Situationstransmitter von hier aus mit Energie versorgt und gesteuert wurde.

Er deutete zu einer Felsengruppe hinüber, die etwa einhundert Meter von ihnen entfernt war.

»Schnell«, flüsterte er.

Er schaltete sein Fluggerät wieder ein und raste zu den Steinen hinüber, hinter denen sie eine ausreichende Deckung fanden, wie er meinte. Kreiden und Nuramy warfen sich neben ihm ins Gras und spähten ebenfalls zu der Anlage hinüber. Sie schwiegen.

Der Raum zwischen den Gebäuden trocknete schnell. Die Sonne brach durch die Wolken und schuf helle Reflexe an den Kuppeln. Aus den Unterkünften kamen zahlreiche Männer und Frauen heraus. Sie nahmen ihre Arbeit wieder auf.

Atlan runzelte die Stirn.

Die Fremden besaßen eine samtbraune Hautfarbe zu meist schwarzen Haaren. Es waren kräftige, hochgewachsene Gestalten, die ihn sofort an die Tefroder, die Nachkommen der Lemurer im Andromedanebel, erinnerten. Ihre Zahl war äußerst schwer zu schätzen. Atlan vermutete, dass sich nicht weniger als tausend Personen in der Anlage aufhielten. Vielleicht waren es aber auch doppelt so viele.

Verwundert fragte er sich, ob die Galaxis einen Angriff der Tefroder erlebte. Ihre Anwesenheit und der SST sprachen dafür.

Unwillkürlich schüttelte er den Kopf.

Nein, es war nicht vorstellbar, dass dieses durch die Kämpfe mit den Maahks so außerordentlich geschwächte Volk ein derartiges Risiko eingehen würde. Außerdem war die Angriffsmethode äußerst seltsam. Sie mussten sich darüber klar sein, dass sie heftige Reaktionen im Solaren Imperium hervorrufen würden.

Einige Minuten verstrichen, dann entdeckte Atlan auch vier Terraner bei den Fremden. Sie kamen mit einem Gleiter zu einem Energieaggregat. Er konnte ihre Stimmen nicht hören, weil sie zu weit von ihm entfernt waren, dennoch war deutlich zu erkennen, dass sie Befehle erteilten.

Dadurch fühlte der Arkonide sich in seinen Zweifeln bestätigt. Wenn die Tefroder die Angreifer waren, dann würden sie sich kaum von Terranern herumkommandieren lassen.

»Achtung, Sir«, rief Kreiden plötzlich.

Atlan drehte sich zu ihm um, und jetzt sah er den Gleiter auch, der sich ihnen rasch näherte. Fünf Tefroder saßen in der Maschine. Sie hatten sie bereits entdeckt. Einer von ihnen schoss mit seinem Energiestrahler, verfehlte sie jedoch.

Atlan griff nach seiner Waffe. Er sprang aus seiner Deckung hervor und feuerte. Der Energiestrahl schlug in den Bug des Gleiters.

Das Flugzeug kippte nach vorn und prallte gegen einen Felsen, der aus dem Boden ragte. Es zerschellte. Die Männer wurden herausgeschleudert.

»Schnell, weg hier«, schrie der Arkonide.

»Das war ein Meisterschuss, Sir«, rief Kreiden. Er schaltete sein Fluggerät ebenfalls ein und flog hinter dem Lordadmiral und der Akonin her, die sich bemühten, in dem Schutz der Felsen zu bleiben, die den Hang bedeckten. Lange gelang es ihnen nicht, denn als Cicero sich umblickte, sah er, dass die Tefroder ihnen nacheilten. Zwei von ihnen hatten sich Tornister umgeschnallt, mit deren Hilfe sie sich ebenfalls in die Luft erheben konnten.

Cicero schloss zu Atlan und Nuramy auf. Er beobachtete, dass der Lordadmiral immer wieder nach seinem Fluggerät griff und daran hantierte. Zugleich sackte er immer wieder einige Meter ab, so dass er eine wellenförmige Flugbahn verfolgte. Unter diesen Umständen konnten sie den Tefrodern nicht entkommen.

Kreiden winkte Atlan zu und ließ sich in einen Felsspalt gleiten. Während der Arkonide und das Mädchen ihre Flucht fortsetzten, wartete er. Sekunden später erschienen die ersten beiden Verfolger. Sie entdeckten ihn fast ebenso schnell, wie er sie. Und sie feuerten sofort.

Lapp fühlte einen Schlag gegen sein linkes Bein. Er schoss zurück. Einer der beiden Männer wurde getroffen. Er stürzte in einen Felsspalt. Niemand würde ihm noch helfen können. Der andere flüchtete hinter einen Felsen und griff aus der Deckung heraus an.

Der Terraner erkannte, dass er einen Fehler gemacht hatte. Wenn er tiefer in die Höhle hinter sich hineinging, dann würden sie ihn regelrecht in Feuer hüllen. Sein Bein schmerzte. Er blickte nach unten und sah erst jetzt, dass er einen Fuß verloren hatte. Seltsamerweise erschrak er nicht und empfand auch kein Entsetzen. Er wunderte sich nur, dass diese Verwundung so wenig spürbar war. Zugleich aber stachelte sie seinen Zorn an. Fast blindwütig stürzte er aus dem Spalt hervor. Der Tefroder richtete sich ein wenig auf und zielte auf ihn.

Kreiden schoss und tötete ihn.

Die anderen Fremden waren aufgerückt. Aber als er den Blaster auf sie richtete, zogen sie sich zurück. Sie sahen ein, dass sie ihm weit unterlegen waren, weil sie über kein Fluggerät verfügten.