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Nr. 91

– Im Auftrag der Menschheit Band 90 –

 

Raumschiff der Amokläufer

 

Gefährliche Fracht an Bord der ANVOY – Menschen geraten in den Bann der Psi-Materie

 

von H. G. Francis

 

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Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der United Stars Organisation schreibt man Mitte März des Jahres 2842, das voller Gefahren und Überraschungen ist.

Seit dem Verschwinden Lordadmiral Atlans, der bei einem Alleingang entführt wurde und dessen Spur trotz fieberhafter Suche noch nicht entdeckt werden konnte, sind für viele Mitarbeiter der USO und der Solaren Abwehr schwere Wochen angebrochen.

Neben der galaxisweiten Suche nach dem Lordadmiral geht es den Agenten und Spezialisten vor allem darum, der Unbekannten habhaft zu werden, die den tödlichen »Suddenly-Effekt« verursachen – ein Phänomen, das die plötzliche Ablagerung riesiger planetarischer Trümmermassen auf anderen Himmelskörpern bewirkt.

Was die Urheber des Suddenly-Effekts für einen Zweck verfolgen, ist den Verantwortlichen der USO bereits klargeworden. Dennoch tappen sie im dunkeln, was den Aufenthaltsort der mysteriösen Unbekannten angeht.

Nicht so Lordadmiral Atlan. Er fliegt zur Zentrale des Gegners, und das Schiff, das ihn und Nuramy, seine Mitgefangene, transportiert, wird zum RAUMSCHIFF DER AMOKLÄUFER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Gefangener an Bord der ANVOY.

Nuramy von Potrinet – Atlans Mitgefangene.

Aldyan Kapflar und Cipparon Yi – Ingenieure der ANVOY.

S'Vangor-Bradd – Kommandant des Raumschiffs der Amokläufer.

Ca Mingor – Beauftragter des »Grauen«.

Der »Graue« – Der Drahtzieher wird ungeduldig.

1.

 

Cipparon Yi hatte das Gefühl, einen Schlag in die Magengrube bekommen zu haben. Seine Umwelt verschwamm, und Nebelschwaden schienen durch den Kontrollraum zu ziehen.

Er legte die Hände auf den Bauch und würgte. Er versuchte aufzustehen, aber das gelang ihm nicht. Er kam nur halb hoch, dann sackte er wieder zusammen.

Die Kontrolltafel schien unendlich weit von ihm entfernt zu sein. Wie winzige Sonnen blinkten die roten Alarmlichter. Er erkannte zwar, dass diese Anzeigen wichtig waren, wusste aber nicht, was er tun sollte.

Die ANVOY raste mit nunmehr nur noch Lichtgeschwindigkeit durch den Raum, irgend etwas hatte nicht so funktioniert, wie es sein sollte. Yi begriff, dass etwas nicht in Ordnung war, aber er konnte keine klaren Gedanken fassen. Er erkannte noch nicht einmal die Notwendigkeit, etwas zu unternehmen.

Neben ihm stöhnte Aldyan Kapflar, und dann explodierte irgendwo etwas.

Yi kam zu sich.

Er atmete schnell und tief. Ein eisiger Schrecken fuhr ihm durch die Glieder, als er sah, wie viele Warnleuchten vor ihm brannten. Abermals erschütterte eine Explosion den Raum. Jetzt endlich beugte er sich vor und strich mit den Händen über einige Knöpfe und Tasten. Nun hörte er auch das Jaulen der Sirenen, das er vorher überhaupt nicht wahrgenommen hatte.

Der Erste Projektionsfeld-Ingenieur fluchte.

»Was, zum Teufel, ist passiert?«, fragte er.

Yi drehte sich zu ihm um. Er war blass bis in die Lippen.

»Ich weiß es nicht, Aldyan«, antwortete er. »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«

Er erhob sich. Seine Blicke glitten über die Instrumente. Sie zeigten den Ausfall von vier Projektionsfelddüsen an. Yi strich sich unbehaglich mit dem Handrücken über den Mund. Er wusste genau, dass er diesen Schaden ohne weiteres hätte verhindern können, wenn er nur schnell genug gehandelt hätte.

»Ich weiß nicht, was mit mir los war«, sagte er. »Ich war unfähig, irgend etwas zu tun.«

Er sah Kapflar an. Der Erste Projektionsfeld-Ingenieur machte einen müden und erschöpften Eindruck. Dabei schien er vor wenigen Minuten vor Kraft und Energie noch bersten zu wollen. Yi begriff nicht, dass sich das Aussehen eines Mannes innerhalb so kurzer Zeit so entscheidend verändern konnte.

»Du hast es auch gefühlt?«, fragte er.

Aldyan nickte.

»Ich dachte, es wäre ein Infarkt«, entgegnete er. »Ich habe geglaubt, es bringt mich um. Seltsam.«

In diesem Kontrollzentrum hielt sich niemand außer ihnen auf, daher erfuhren sie nicht, wie es in den anderen Sektionen des Raumschiffes aussah. Auch dort musste es zu Zwischenfällen gekommen sein. Keiner von ihnen mochte glauben, dass sie allein von dem Phänomen betroffen worden waren.

Sie übersahen völlig, dass sich ein Bildschirm erhellt hatte. Das breite Gesicht Ca Mingors erschien im Würfel. Mit verengten Augen starrte er sie an.

»Würden Sie mir bitte erklären, meine Herren, was Sie treiben?«, brüllte er. »Bei Ihnen hat es schweren Bruch gegeben, aber Sie stehen herum und quatschen!«

Aldyan Kapflar zuckte zusammen. Langsam setzte er sich in einen Sessel. Er suchte noch nach den passenden Worten, mit denen er dem Terraner erklären konnte, was vorgefallen war. Aber Ca Mingor schien nicht die Absicht zu haben, ihn anzuhören.

»Kümmern Sie sich gefälligst um den Schaden, Ingenieur«, befahl er. »Beeilen Sie sich. Ich will wissen, was mit diesem Schiff los ist.«

»Vorläufig ist die Leistung noch nicht beeinträchtigt«, erwiderte Kapflar. »Andere Projektionsfelddüsen verfügen über ausreichende Reserven, mit denen sie den Ausfall ausgleichen können.«

»Mit anderen Worten: Sie meinen also, der ganze Vorfall wäre nicht die Aufregung wert«, sagte Mingor drohend. »Ich erwarte Ihren Bericht in einer halben Stunde.«

»Das kann ich unmöglich schaffen.«

»Sie werden es dennoch tun, oder Sie werden etwas erleben.« Er schaltete ab, aber die beiden Tefroder hörten noch seine letzten, gemurmelten Worte: »Ich wünschte, ich hätte mehr Terraner an Bord.«

Kapflar schlug mit der Faust auf das Kontrollbord.

»Dieser Kerl«, schimpfte er. »Ich könnte ihn umbringen.«

Er gab Yi einen befehlenden Wink. Die beiden Männer verließen die Leitzentrale und wechselten in den großen Raum über, in dem die Projektionsfelddüsen arbeiteten. Die mächtigen Maschinenblöcke nahmen mehrere Etagen des Decks ein. Der Erste Ingenieur erschrak, als er sah, wie groß der durch die Explosion angerichtete Schaden war. Bis zu diesem Augenblick hatte er den Zwischenfall nicht für so ernst gehalten, wie er tatsächlich war.

Er strich sich mit beiden Händen über die Augen und fragte sich, was mit ihm los war. Warum fühlte er sich matt und zerschlagen? Weshalb fiel es ihm so ungeheuer schwer, klar zu denken?

»Ich verstehe nicht, dass wir uns von Mingor soviel gefallen lassen«, sagte Cipparon Yi. »Ich hasse diesen Mann.«

Kapflar nickte.

»Ich würde mich lieber heute als morgen absetzen«, gab er zu. »Wenn der Graue nicht wäre, hätte ich es vielleicht schon getan.«

Yi packte seinen Arm.

»Wir haben schon öfter über dieses Thema gesprochen, ohne zu einem Ergebnis zu kommen«, sagte er. »Vielleicht sind unsere Chancen jetzt aber doch etwas besser.«

»Wie meinst du das?«

»Wir haben doch einen Gefangenen an Bord, der sehr viel wert ist.«

»Atlan?«

»Natürlich der Arkonide. Wer sonst?«

Aldyan Kapflar strich sich über die Stirn.

»Mir fällt das Denken schwer«, sagte er.

»Mir ist schon etwas besser«, erklärte Yi. »Hast du schon einmal gehört, wie alt Atlan ist?«

Kapflar blickte ihn verblüfft an.

»Ich habe nie darüber nachgedacht«, sagte er. »Aber ich schätze, dass er mehr als tausend Jahre alt ist.«

»Ich habe gehört, dass er noch viel älter sein soll.« Cipparon Yi ereiferte sich. »Und er ist ein wichtiger Mann. Er hat vermutlich ein hohes Einkommen. Kannst du dir vorstellen, zu welchen Reichtümern es ein Mann bringen kann, der über Jahrhunderte hinweg Vermögen sammeln kann?«

Kapflar grinste.

»Du willst ein Lösegeld aus ihm herauspressen?«

Yi schüttelte den Kopf.

»Nein, Aldyan, damit wäre nicht viel gewonnen. Er muss mehr für uns tun.«

Aldyan Kapflar ging zu den Maschinenblöcken und begann damit, sie zu untersuchen. Er erinnerte sich daran, dass ihm nur wenig Zeit blieb, den Bericht für Ca Mingor anzufertigen. Der Terraner konnte äußerst unangenehm werden, und er hatte gute Beziehungen zu dem Grauen.

»Wenn wir aus allem herauswollen, Cipparon, dann brauchen wir sehr viel. Gesichtsoperationen sind notwendig. Wir müssen eine Welt finden, auf der wir in Ruhe leben können. Oder wir müssten ein eigenes Raumschiff haben, mit dem wir als Handelsfahrer Geld machen können.«

Er lächelte plötzlich.

»Ein so wichtiger Mann wie Atlan müsste uns eigentlich alles beschaffen können, was wir brauchen, wenn er nur will.«

Yis Augen strahlten.

»Er will, Aldyan. Er will bestimmt – wenn wir ihm dabei helfen, aus Mingors Gefangenschaft zu entwischen und nach Terra zurückzukommen.«

Kapflar biss sich auf die Lippen.

»So etwas muss überlegt sein, Junge«, erwiderte er. »Du hast keine Ahnung, wie gefährlich so ein Verrat wäre. Wir hätten jeden einzelnen Mann auf diesem Schiff gegen uns. Der Graue würde uns bis in den letzten Winkel der Galaxis jagen, um sich zu rächen.«

»Die Milchstraße ist groß. Vergiss auch nicht, dass ein Mann wie Atlan über Mittel verfügt, an die wir noch nicht einmal zu denken wagen. Der Chef der USO kennt genügend Tricks und Schliche, um uns in Sicherheit zu bringen. Wir sollten ihm unseren Vorschlag unterbreiten. Dann werden wir ja sehen, was er sagt.«

Kapflar nickte.

»Das werden wir auch tun«, sagte er. »Ich habe zwar ein ziemlich flaues Gefühl dabei, aber wenn wir jetzt nicht handeln, dann ist es zu spät. Ist Atlan erst einmal in den Händen des Grauen, dann ist sowieso alles vorbei.«

 

*

 

Ca Mingor griff sich ans Herz.

Plötzlich war der ziehende Schmerz im linken Arm und in der Brust da. Vor seinen Augen flimmerte es. Voller Angst krallte er seine Hände in die Lehne seines Sessels. Er hätte schreien mögen, aber er tat es nicht, weil er sich instinktiv davor scheute, S'Vangor-Bradd aufmerksam zu machen.

Er konnte den Kommandanten nicht sehen. Die Rückenlehne seines Kontursessels verbarg ihn vor seinen Blicken. Er war froh darüber, denn so konnte auch der Tefroder ihn nicht beobachten.

Mingor kämpfte mit seiner Furcht und mit seiner Selbstbeherrschung. Dies war nicht der erste Anfall. In den letzten Tagen hatten sich die unangenehmen Anzeichen einer beginnenden Angina pectoris mehrfach eingestellt. Er hoffte, dass auch jetzt wieder alles schnell vorbeigehen würde, bevor jemand aufmerksam wurde.

Langsam erholte er sich.

In der Hauptzentrale lief alles normal ab. Der Kommandant drehte sich ihm zu. Er schien ein wenig blasser auszusehen als sonst, aber das konnte täuschen.

Ca Mingor erhob sich. Seine Knie zitterten. Mühsam schleppte er sich bis zum Ausgangsschott. Dort blieb er stehen und blickte zurück. Einige Männer hantierten ein wenig nervöser als sonst an ihren Geräten. Auf einigen Schalttafeln brannten Warnlichter, doch jetzt erloschen sie nach und nach.

Offensichtlich war doch nicht alles so normal, wie er glaubte. Mingor fühlte sich jedoch zu schwach, um den Dingen sofort auf den Grund zu gehen. Er verließ die Zentrale und schwebte in einem Antigravschacht bis ins medizinische Zentrum hinab.

Hatta O'Har war sehr überrascht, als er sich bei ihm meldete.

»Sie, Mingor?«, sagte er. »Ich denke, Sie werden niemals krank?«

Der Terraner lächelte verlegen. Jetzt erschien es ihm gar nicht mehr so vernünftig, zum Arzt zu gehen. Er wünschte, er hätte den Entschluss nicht so schnell gefasst.

»Das habe ich einmal gesagt«, entgegnete er. »Anscheinend ist meine Pumpe aber doch nicht so zuverlässig, wie ich immer geglaubt habe.«

Der Arzt deutete auf einen Untersuchungstisch und bat Mingor sich hinzulegen. Dann untersuchte er ihn und machte ein Belastungs-EKG.

»Wie zu erwarten«, sagte er schließlich. »Sie sind vollkommen gesund. Bei Ihnen sind keine degenerativen Veränderungen festzustellen. Der Zwischenfall hat funktionelle Ursachen.«

»Meine Nerven sind vollkommen in Ordnung«, behauptete der Terraner.

»Sie sind nicht der erste heute, der das glaubt.«

Mingor wurde aufmerksam.

»Wie soll ich das verstehen? Sind mehrere Besatzungsmitglieder mit ähnlichen Beschwerden bei Ihnen gewesen?«

Der tefrodische Arzt nickte.

»Ich habe einige schwere Fälle gehabt mit Stenosen, die nur medikamentös zu lösen waren. Dabei lagen in keinem einzigen Fall organische Gründe vor.«

Ca Mingor zündete sich eine Zigarette an.

»Das ist ein höchst seltsamer Zufall«, sagte er gedehnt.

Hatta O'Har nickte.

»Mir fällt es schwer, daran zu glauben, dass alles mit rechten Dingen zugegangen ist«, erklärte er. »So etwas ist mir noch niemals zuvor begegnet.«

»Ich frage mich nur, wie er das gemacht hat.«

Der Arzt blickte überrascht auf:

»Er?«, fragte er. »Wen meinen Sie?«

»Ich denke an unseren Gefangenen. Er hat uns schon Schwierigkeiten genug gemacht. Ihm wäre ohne weiteres zuzutrauen, dass er es mit Gift versucht. Wäre denkbar, dass er auf diese Weise solche Zwischenfälle erreichen kann?«

»Durchaus«, erwiderte der Tefroder. »Es gibt mehrere exotische Gifte, mit denen so etwas bewerkstelligt werden kann.«

Ca Mingor erhob sich.

»Ich werde die Angelegenheit überprüfen«, kündigte er an. »Wehe dem Arkoniden, wenn er es tatsächlich getan hat.«

 

*

 

»Mir geht es nicht besonders gut«, sagte Nuramy von Potrinet. »Ich werde mich ein wenig hinlegen.«

Lordadmiral Atlan machte eine unbestimmte Geste. Die Akonin ging in den Nebenraum. Vielleicht hatte sie mehr von ihm erwartet, aber Atlan war nicht geneigt, auf sie einzugehen. Zu häufig hatte sie ihm in der letzten Zeit Schwierigkeiten gemacht. Er fragte sich, wann sie es endlich fertigbringen würde, ihren tiefverwurzelten Hass gegen ihn zu überwinden, der ihr von den Spezialisten des akonischen Energiekommandos eingepflanzt worden war. Wenn sie es schaffte, sich zu befreien, konnte sie ihrer Liebe zu ihm nachgeben.

Nach den Zwischenfällen der letzten Zeit konnte sie nicht mehr erwarten, dass er ihr ohne Argwohn gegenübertrat. Aber nur so konnte er ihr zweifellos helfen.

Er löste sich von dem Gedanken an sie und wandte sich wieder seinem eigentlichen Problem zu. Seit einigen Tagen raste dieses Raumschiff durch die Galaxis. Nachträglich eingebaute technische Neuerungen und ein Linearantrieb befähigten dieses ehemals arkonidische Schiff zu hoher Geschwindigkeit. Er wusste nicht, woher es kam, und wohin die Reise führte. Seit Wochen hatte er nicht den geringsten Anhaltspunkt über seine Position innerhalb der Milchstraße bekommen können. Er wusste noch nicht einmal, ob sie sich auf der Eastside oder der Westside der Galaxis befanden. Seine Odyssee führte durch das Nichts, und die Zeit verstrich, ohne dass er etwas tun konnte. Dabei standen die Völker der Galaxis vor rätselhaften Erscheinungen, die wahllos alle Planeten und Sonnen gefährdeten. Bisher war es ihm gelungen, verschiedene Einzelheiten zu diesem Problemkreis herauszufinden. Er spürte, dass er zahlreiche Fäden in den Händen hielt, die er nur zu verknüpfen brauchte, um vielleicht schon ein klareres Bild des Ganzen zu bekommen. Er wusste jedoch nicht, wie er die Knoten zu setzen hatte.

Die Führung und die Besatzung der ANVOY waren eindeutig in den Fall verwickelt. Zumindest die Offiziere und Ca Mingor wussten, was gespielt wurde, aber aus ihnen hatte er bisher nichts herausbekommen können.

An Bord befand sich ein geheimnisvolles Gefäß. Es glich einem Kegel und war unter großen Vorsichtsmaßnahmen ins Schiff gebracht worden. Immer wieder hatte er sich gefragt, was in diesem kegelförmigen Behälter enthalten sein konnte. Er zweifelte nicht daran, dass der Inhalt von außerordentlicher Bedeutung war. Das war eigentlich das einzige, was mit absoluter Sicherheit feststand. Gerade deshalb grübelte er seit Tagen darüber nach, wie er herausfinden konnte, was die ANVOY unter so rätselhaften Umständen transportierte.

Verschiedentlich hatte er versucht, mit dem einen oder anderen Offizier ins Gespräch zu kommen, aber man antwortete ihm nicht mehr. Niemand sprach mit ihm. Mingor und auch der tefrodische Kommandant S'Vangor-Bradd behandelten ihn wie Luft.

Er konnte sich vorstellen, dass scharfe Anweisungen an die Besatzung ergangen waren, mit denen man verhindern wollte, dass er irgendwo Hilfe fand. Seine Lage erschien aussichtslos, und es sah ganz so aus, als müsste er warten, bis sie das Ziel erreicht hatten. Dann aber konnte es endgültig zu spät sein.

Unruhig lief er in der Kabine auf und ab.

Ohne Unterstützung von außen würde er nicht weiterkommen. Das stand für ihn fest. Die Räume, in denen man Nuramy und ihn gefangen hielt, wurden von Kampfrobotern und mehreren Tefrodern bewacht. Hinsichtlich der laschen Disziplin war einiges geschehen. Jetzt glich die ANVOY einem militärisch straff geführten Schiff, und damit waren seine Chancen auf den Nullpunkt gesunken.

Seine Hoffnungen, dass der rätselhafte Kegel bei einem Angriff beschädigt worden sein könnte, hatten sich nicht erfüllt. Der Takota Tak-o-tak hatte versucht, das Gefäß zu verzichten, aber er hatte die Schutzschirme nicht durchschlagen können, in die es eingehüllt war.

Welche Möglichkeiten blieben jetzt noch?

Er wusste es nicht.

Er blickte auf, als die Tür sich öffnete. Ein Offizier trat ein und brachte frische Wäsche, die sich noch in der Versiegelung befand. Sie stammte also direkt aus dem Automaten. Atlan nahm sie entgegen und warf sie auf den Tisch. Als er allein war, ging er ins Bad und duschte sich. Danach legte er die neue Wäsche an. Er verletzte sich an einem winzigen Dorn. Ärgerlich saugte er das herausquellende Blut von seinem Finger ab.

Dann stutzte er.

Normalerweise durfte sich nichts in dem weichen Material befinden, was derartige Zwischenfälle verursachen konnte. Er untersuchte die Sendung noch einmal genau und fand eine flache Schachtel, die etwa einen Zentimeter lang, einen halben breit und zwei Millimeter hoch war. Der Deckel ließ sich verschieben. Darunter sah er die winzigen Kristalle eines Aufzeichnungsgerätes. Es schaltete sich selbsttätig ein. Rasch hielt er es ans Ohr. Er hörte eine dunkle, kräftige Stimme.

»... wir bereit, Ihnen zur Flucht zu verhelfen. Wir wissen, dass Sie ein vermögender Mann mit sehr großen Möglichkeiten sind. Entsprechend sind unsere Forderungen. Geben Sie uns ein Zeichen, ob Sie interessiert sind. Rufen Sie genau um 12.12 Uhr Ca Mingor zu sich und beschweren Sie sich über das Essen. Dann wissen wir Bescheid. Werfen Sie das Gerät jetzt sofort in den Desintegratorschacht.«

Atlan gehorchte, weil er vermutete, dass der Magnetkristall einen Selbstzerstörungsmechanismus enthielt, der sich einschaltete, wenn die Aufzeichnung abgefahren war.

Erregung erfasste ihn.