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Nr. 712

 

Dawaggor, Welt der Geister

 

Der Konzilsfeind wird gejagt

 

von Peter Terrid

 

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Auf Terra schreibt man die Jahreswende 3818/19, als der Arkonide sich nach einer plötzlichen Ortsversetzung in einer unbekannten Umgebung wiederfindet, wo unseren Helden alsbald ebenso gefährliche Abenteuer erwarten wie etwa in Alkordoom.

Atlans neue Umgebung, das ist die Galaxis Manam-Turu. Und das Fahrzeug, das dem Arkoniden die Möglichkeit bietet, die Spur des Erleuchteten, seines alten Gegners, wiederaufzunehmen, ist ein hochwertiges Raumschiff, das Atlan auf den Namen STERNSCHNUPPE tauft. Das Schiff sorgt für manche Überraschung – ebenso wie Chipol, der junge Daila, der zum treuen Gefährten des Arkoniden wird.

In den drei Monaten, die inzwischen verstrichen sind, haben Atlan und der Daila schon manche Gefahr bestanden – immer auf der Spur jener Kräfte, die schon an anderen Orten des Universums für Leid und Unfrieden verantwortlich waren.

Der Handlungsspielraum Atlans und seines Gefährten ist gegenwärtig jedoch sehr beschnitten. Erst als der Angriff der Piraten auf BASTION-V, die Raumfestung der Ligriden, erfolgt, kommt es für den Arkoniden und den jungen Daila zu einer unerwarteten Wende.

Unsere beiden Helden können fliehen, und sie erreichen DAWAGGOR, WELT DER GEISTER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide auf der Welt der Geister.

Chipol – Der junge Daila im Bann der Hyptons.

Halphar – Atlans unerbittlicher Jäger.

Khodar – Ein Ligride mit Todesahnungen.

Sspordon – Kommandant der Händler von Manam-Turu.

1.

 

Khodar wusste, dass er in diesem Jahr sterben würde. Er wusste, dass es unvermeidlich war.

Die Geschichte seiner Familie ließ sich über fünfzehn Generationen hinweg verfolgen: in all dieser Zeit war es nicht einem einzigen männlichen Nachkommen der Sippe gelungen, älter als höchstens vierzig Jahre zu werden. Die meisten waren wesentlich früher gestorben. Woran das lag, hatten auch die besten ligridischen Wissenschaftler nicht herauszufinden vermocht, zumal die Todesarten so unterschiedlich waren, dass sie sich schwerlich auf einen gemeinsamen Nenner bringen ließen. Selbstmorde hatten sich in der Liste gefunden, Unglücksfälle, Krankheiten. Einer der ersten von Khodars bekannten Vorfahren war hingerichtet worden. Irgendwann, so schien es, hatte sich die Familie damit abgefunden und nicht weiter nachgeforscht.

Dieses Phänomen aber war in doppelter Hinsicht zu einer Art Fluch für die Familie geworden. Irgendwie war die Sache bekannt geworden, und seit jenem Zeitpunkt war es auch keinem Mitglied der Familie mehr gelungen, in eine wirklich gehobene Position aufzusteigen.

Khodar stieß einen leisen Seufzer aus.

Nun, wenigstens für die nächsten Tage war das Risiko eines gewaltsamen Todes nicht sehr groß. Als Ortungstechniker tat Khodar Dienst an Bord der DUNGAR, dem Flaggschiff von Halphar, dem Kommandanten der BASTION-V.

Vor etwas mehr als einer Stunde war die DUNGAR in diesem Raumsektor aufgetaucht, auf der Suche nach einem flüchtigen Verband der Piraten von Manam-Turu.

Khodar warf einen Blick hinüber auf die beeindruckende Gestalt des Kommandanten. Hoch aufgerichtet stand Halphar hinter dem Sitz des Piloten und starrte mit gleichgültigem Gesicht auf den großen Panoramaschirm.

Was dort zu sehen war, hatten Khodars Instrumente erfasst und auf den Monitor eingespielt – eine Sonne, wie es sie in dieser Art zu Millionen in der Galaxis Manam-Turu gab, diese gekennzeichnet durch einen leichten Grünstich in ihrem Spektrum, dazu ein System von sechs Planeten, von denen einer dazu taugte bewohnt zu werden, des weiteren eine beachtlich große Flotte kleiner, wendiger Schiffe, die zweifellos zu den Verbänden der Piraten gehörten.

Nach den Messergebnissen war diese Flotte in heilloser Flucht begriffen. Ihr Ziel war augenscheinlich der fünfte Planet des Systems, jene Welt, die nach den Ortungsdaten bewohnt war. »Sollen wir Verstärkung anfordern?«, fragte der Pilot seinen Kommandanten. Halphar machte eine Geste der Verneinung.

»Noch nicht«, bestimmte er.

Mit hoher Fahrt jagte die DUNGAR auf jenen Koordinatenpunkt zu, an dem sich augenscheinlich die Flotte der Piraten versammelt hatte und von dem aus die Schiffe jetzt wie ein aufgescheuchter Insektenschwarm auseinanderstoben.

Halphar schien sehr genau zu wissen, welches Schiff er verfolgen wollte. Mit leiser Stimme gab er dem Piloten seine Anweisungen.

Khodar bemerkte, dass seine Hände feucht geworden waren. Er wischte sie an seiner Uniform ab, dann sah er sich um. Niemand hatte die Bewegung bemerkt, mit der er, peinlich genug für einen Ligriden, Nervosität und vielleicht sogar Furcht zu erkennen gegeben hatte.

In den Räumen der DUNGAR war das Schrillen der Alarmsirenen zu hören. Halphar ließ das Schiff gefechtsklar machen.

Khodar wusste, dass Halphar der Oberkommandierende aller ligridischen Kräfte in diesem Raumsektor war und zweifelsfrei ein Könner allererster Klasse. Er wusste auch, dass bisher in einem offenen Raumkampf noch nie ein ligridisches Schiff von Piratenverbänden hatte bezwungen werden können. Dennoch erschien es ihm außerordentlich leichtsinnig, mit nur einem Schiff in die Flotte der Piraten hineinzustoßen. Die Ortung hatte angemessen, dass sich mindestens vier- bis fünfhundert Schiffe in diesem Raumsektor aufhielten.

Gleichsam im Vorbeigehen ließ Halphar auf einen der drei großen Raumtransporter feuern, die schwerfällig ihre Bahn durchs All zogen. Das Schiff wurde getroffen und aus dem Kurs geworden.

Khodar fand dieses Verhalten seines Kommandanten unbegreiflich. Die Trefferwirkung war nur sehr gering gewesen, dafür aber musste der Zorn der Piraten beachtlich gestiegen sein. Was versprach Halphar sich davon, die Piraten derart zu reizen?

Die Piraten hatten ohnehin vermutlich den Schock zu verdauen, dass die Ligriden ihr Versteck gefunden hatten. Wollte Halphar diesen Schock durch sein provozierendes Verhalten noch vertiefen?

Während Halphar den Piloten der DUNGAR hinter einem ganz bestimmten Piratenschiff herjagen ließ, fütterte Khodar die Positronik mit den Daten des gerade angeflogenen Sonnensystems. Er wartete auf die Auswertung. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Zeilen über den Bildschirm flimmerten.

Genaugenommen konnte von einem Versteck keine Rede sein – das Sonnensystem war seit Jahrzehntausenden in Manam-Turu bekannt. Allerdings genoss es, wie die Daten auswiesen, einen überaus schlechten Ruf.

Immer wieder hatten Völker von Manam-Turu dieses Sonnensystem angeflogen und einen Versuch unternommen, sich dort anzusiedeln, denn die Bedingungen waren nicht schlecht. Aber offenbar hatte jede dieser Unternehmungen in einer Katastrophe geendet. Ein paar Jahrhunderte lang hatten Raumfahrer aus allen Bereichen von Manam-Turu scheu von dem Gespenstersystem geredet. Danach war das Sonnensystem in Vergessenheit geraten. Die Daten, die Khodar lesen konnte, zeigten auf, dass seit mindestens zwei Jahrtausenden niemand mehr einen offiziellen Versuch unternommen hatte, das System zu erkunden.

Khodar stutzte.

Das Wort Gespenster irritierte ihn. Wie Halphar, sein Kommandant, war Khodar ein Diener des Gwyn. Wie viele Ligriden verwandte er Meditations- und Entspannungsübungen, um eine vollendete Kontrolle über seinen Körper zu erlangen.

Die Diener des Gward wiederum setzten gymnastische und Turnübungen ein, um ihre geistigen Fähigkeiten vervollkommnen zu können. Khodar war bei einem der berühmtesten Gward-Meister ausgebildet worden. Dieser hatte bei besonders intensiven geistigen Übungen einen Zustand halluzinatorischer Trance erreicht, in der er Kontakt mit Verstorbenen aufnehmen konnte und seltsame Geistererscheinungen hatte. Bei aller Verehrung für seinen Meister hatte Khodar jedoch solche Phänomene immer wieder als mystischen Unfug abgetan.

Das Wort Gespensterwelt ließ ihn nun wieder an diesen Meister denken. Gab es dergleichen vielleicht doch?

Khodar beschloss, seinen Kommandanten auf die Eigentümlichkeiten des Systems aufmerksam zu machen.

»Kommandant«, begann er, aber Halphar gebot ihm mit einer herrischen Bewegung zu schweigen.

»Dranbleiben!«, forderte der Ligride den Piloten auf.

Khodar verzichtete auf einen zweiten Versuch, da er sich von Halphar keinen Tadel einhandeln wollte. Statt dessen betrachtete er das Geschehen auf den Monitoren. Es war offenkundig, dass Halphar alles daran setzte, seine Beute unversehrt zu fangen. Obwohl die DUNGAR längst auf Kernschussweite herangekommen war, verzichtete Halphar darauf, auf das verfolgte Piratenschiff das Feuer eröffnen zu lassen.

Das machte die Jagd allerdings schwieriger, denn das Piratenschiff war erheblich flinker und wendiger, vor allem im Kurvenflug, als die große DUNGAR. Immer wieder kam das ligridische Schiff beinahe so dicht auf, dass man hätte Traktorstrahlen einsetzen können, um das Piratenschiff zu fangen, aber im letzten Augenblick gelang es dem Piratenpiloten immer wieder zu entkommen.

Währenddessen waren die anderen Piraten nicht untätig geblieben.

Nachdem sie sich von ihrem ersten Schrecken erholt hatten, war ihnen aufgefallen, dass nur ein einziges ligridisches Schiff ihre Kreise störte. Infolgedessen machten sie sich daran, sich zu einem Angriff zu formieren und geschlossen die DUNGAR anzugreifen.

Dieses Mal fragte Khodar nicht erst bei Halphar nach. Er nahm eine Schaltung vor, die dafür sorgte, dass auf dem großen Panoramaschirm eine verkleinerte Darstellung der sich formierenden Piratenflotte eingeblendet wurde.

»Mögen sie nur kommen«, stieß Halphar hervor.

Khodar versuchte sich vorzustellen, was an dem kleinen Piratenschiff so wichtig war, dass Halphar über dessen Verfolgung alles andere zu vergessen schien. Es sah ganz danach aus, als handele es sich bei dieser Verfolgungsjagd um eine Angelegenheit der persönlichen Ehre des Kommandanten.

Wieder einmal hatte sich das von Halphar verfolgte Schiff mit einem abenteuerlichen Manöver zeitweilig in Sicherheit bringen können. Jetzt stieß es mit hoher Fahrt hinab auf den Planeten. Die Taktik des Piraten war klar zu erkennen – auf dem Weg hinunter zur Planetenoberfläche gab es eine Ansammlung von Wracks, die als loser Pulk in einem stabilen Orbit um den Planeten kreisten. Für einen erfahrenen Piloten in einem kleinen, wendigen Schiff waren die Lücken in diesem Pulk gerade groß genug, um hindurchschlüpfen zu können. Die DUNGAR hätte entweder einen Haken um den Pulk herum schlagen müssen, oder aber versuchen müssen, frontal durchzubrechen. Ob die Schutzschirme der DUNGAR einer solchen Belastung gewachsen waren, wagte Khodar zu bezweifeln.

Halphar löste das Problem auf seine Weise. Er ließ die Wracks unter Beschuss nehmen und zerstörte so alle Objekte, die in der Flugbahn der DUNGAR lagen.

Khodar warf wieder einen Blick auf seinen Monitor. Die Flotte der Piraten hatte sich formiert und näherte sich mit hoher Geschwindigkeit. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die ersten Schiffe auf Schussweite an die DUNGAR herangekommen sein mussten.

Wieder schlug das verfolgte Schiff einen Haken und zwang so auch die DUNGAR zu einer Kursänderung. Der Sinn des Manövers war sehr bald klar: Der Pilot des Piratenschiffs wollte die DUNGAR dazu zwingen, bei ihrer Verfolgung genau vor die Geschütze der heranjagenden Flotte zu laufen.

Khodar warf einen Blick auf den Kommandanten. Halphar zeigte sich von diesem Manöver nicht im geringsten beeindruckt.

Übertrieben leichtsinnig war Halphar allerdings nicht. Er ließ Gefechtsalarm der Stufe 2 auslösen. Das bedeutete, dass sämtliche Abteilungen der DUNGAR abgeschottet wurden. Falls es doch zu einem Treffer kam, und damit zu einem Vakuumeinbruch, wurde davon nur der unmittelbar getroffene Raum beeinflusst. In allen anderen Räumen des Schiffes blieben die lebenswichtigen Versorgungssysteme intakt.

Mit versteinertem Gesicht betrachtete Khodar die Entfernungsangaben auf dem Ortungsschirm. Sie wurden immer geringer, und dann war jene Grenze erreicht, an der die Geschütze der Händler die Schutzschirme der DUNGAR erreichen konnten.

Ein paar Augenblicke später schlugen die ersten Treffer in den Schirmen der DUNGAR ein.

Ihre Wirkung war geradezu lächerlich gering. Trotz mehrerer gleichzeitiger Treffer wurden die Schirmfelder der DUNGAR nur bis zu einem Drittel beansprucht. Zu Khodars Verwunderung ging ein großer Teil des Feuers der Piratenflotte sogar an dem Flaggschiff unter Halphars Kommando vorbei. Das war mehr als erstaunlich, denn auch die Geschütze der Piraten wurden von Positroniken gesteuert, die ihre Daten wiederum von ebenfalls positronisch gesteuerten Ortungssystemen bekamen. Da die DUNGAR ihren Kurs geradezu stur beibehielt, ließen sich diese Fehlschüsse mit normalen Umständen kaum erklären.

Unwillkürlich warf Khodar wieder einen Blick auf den Schirm, auf den er sich die Daten über das System hatte einspeichern lassen. Eine Zeile des Textes schlug ihn förmlich in den Bann.

In Raumfahrerkreisen, konnte Khodar lesen, wird von einem Fluch von Dawaggor gemunkelt.

Khodar spürte, wie lähmendes Entsetzen ihn packte.

Fluch von Dawaggor, das klang wie mystischer Hokuspokus, ähnlich den Geistergestalten, die sein Ausbilder gesehen hatte. So etwas wie Gespenster oder magisch wirksame Flüche gab es nicht: Khodar war naturwissenschaftlich geschult und wusste, dass alles Gerede über solche Phänomene blanker Unsinn war.

Wenn er aber an sich selbst dachte, bekam dieser Ausdruck ein ganz anderes Gewicht. Konnte man das Verhängnis, das auf seiner Familie seit Generationen lastete, nicht ebenfalls als einen Fluch bezeichnen?

Als Khodar zum ersten Mal von diesem Verhängnis gehört hatte, hatte er reagiert wie sein Vater und wie zuvor vermutlich alle männlichen Angehörigen der Familie. Er hatte versucht, das Phänomen aus seinem Bewusstsein zu verdrängen. Immer wieder hatte er in sich die Hoffnung aufgebaut, dass er der erste sein würde, der diese katastrophale Serie vorzeitiger Todesfälle unterbrach.

Zum ersten Mal wurde Khodar in diesen Augenblicken bewusst, dass der Tod ihn nicht in absehbarer Zeit, in Kürze oder bald treffen würde, sondern dass er bereits in den nächsten Stunden sterben konnte, und dieser Gedanke lähmte den jungen Ligriden.

Er schrak erst auf, als ein heftiger Ruck durch die DUNGAR ging und er einen empörten Ruf des Piloten vernahm.

Khodar starrte auf seine Instrumente und erstarrte ein zweites Mal. Wenn die Anzeigen stimmten, dann hatte sich der Schutz des Schirmfelds rapide vermindert. Die Intensität des energetischen Feldes war um mindestens achtzig Prozent gesunken und der heftige Ruck, der die DUNGAR erschüttert hatte, stammte von ersten Treffern, die die Piraten hatten landen können.

»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Halphar scharf. Khodar machte eine hilflose Geste. »Ich weiß es nicht«, stieß er hervor.

In der Zentrale der DUNGAR machte sich Nervosität breit. Halphars Flaggschiff war eine der stärksten Schiffseinheiten, über die die ligridische Flotte verfügte. In der Zentrale konnte man sich sehr sicher fühlen, vor allem dann, wenn man von so unterlegenen Gegnern angegriffen wurde. Doch in diesen Minuten durchschlug Treffer auf Treffer die Schirme des Flaggschiffs. Aus allen Sektionen trafen Schadensmeldungen in der Zentrale ein.

»Die Steuerung reagiert nicht mehr richtig«, warf der Pilot ein. Halphar stieß einen Fluch aus.

Die Rettungsautomatiken griffen in das Geschehen ein. Automatisch wurden Sicherheitsgurte angelegt und fesselten die Besatzung an ihre Stühle. Wieder wurde das Schiff getroffen. Khodar wurde mit furchtbarer Gewalt nach vorne geworfen und spürte schmerzhaft, wie sein Körper auf die Gurte aufprallte, die ihn hielten.

In der Zentrale der DUNGAR wurden Schreie laut.

»Ruhe!«, schrie Halphar. Seine Stimme war laut, aber sie verriet keinerlei Unsicherheit oder Angst. Khodar versuchte sich an der Unerschütterlichkeit seines Kommandanten innerlich aufzurichten, aber es gelang ihm nicht. Panik hatte ihn erfasst.

»V-Antrieb starten!«, bestimmte Halphar.

Khodar stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.

Der Raum-Zeit-Antrieb versetzte das gesamte Schiff um einige Sekundenbruchteile in die Zukunft und machte es damit für die Piraten nahezu unangreifbar. Khodar wusste allerdings, dass diese Maßnahme im gegenwärtigen Fall in Halphars Augen einer kleinen Niederlage gleichkam.

Halphars Sorgen aber waren Khodar in diesem Augenblick völlig gleichgültig; er wollte nur so schnell wie möglich aus dieser gefährlichen Lage heraus.

Um so größer war sein Erschrecken, als der Pilot plötzlich hervorstieß:

»V-Antrieb defekt, Kommandant!«

Halphar fuhr herum. Fassungslos starrte er den Piloten an.

»Was hat das zu bedeuten?«, fragte er scharf.

Khodar schloss die Augen. Er wusste, was es zu bedeuten hatte.

Die DUNGAR hatte sich dem Planeten Dawaggor zu sehr genähert. Der Fluch von Dawaggor hatte sie erfasst.

2.

 

Ich konnte es kaum glauben. Noch vor wenigen Minuten hatte es so ausgesehen, als gäbe es für uns keinerlei Möglichkeit mehr, Halphar zu entkommen. Und niemand anders als der Ligride Halphar musste der Befehlshaber des Schiffes sein, das ausgerechnet jenes Händlerschiff so hartnäckig verfolgte, in dem ich versuchte, Dawaggor zu erreichen.

Der Pilot unseres Schiffes war zweifelsfrei ein Könner, aber er hatte gegen das riesenhafte Flaggschiff von Halphar keinerlei Chance. Wäre der Ligride nicht so versessen darauf gewesen, uns lebend einzufangen, wäre diese ungleiche Jagd schon nach sehr kurzer Zeit zu Ende gegangen. So aber hatten wir es immer wieder geschafft, einer Gefangennahme knapp zu entgehen.

Die Jagd hatte sich umgekehrt. Jetzt war es Halphars Schiff, das von der Händlerflotte attackiert wurde. Mit beträchtlicher Verwunderung stellte ich fest, dass die Schutzschirme von Halphars Schiff offenbar nicht ausreichten, den Schiffskörper gegen den massiven Beschuss abzuschirmen. Immer wieder wurde Halphars Schiff getroffen, und diese Treffer zeigten Wirkung.

Die Oberfläche von Halphars Schiff war übersät mit Flecken, die in allen Schattierungen von weiß bis dunkelrot schimmerten. Auch ein Teil der Bewaffnung von Halphars Schiff schien außer Gefecht gesetzt zu sein.

Unverständlich war mir, dass Halphar noch keinen Notruf abgeschickt hatte. Es konnte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis er mit seinem Schiff völlig vernichtet war.