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ANTON STADLER: WIRKEN UND LEBENSUMFELD
DES „MOZART-KLARINETTISTEN“

FAKTEN, DATEN UND HYPOTHESEN
ZU SEINER BIOGRAPHIE

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Abbildung auf dem Umschlag: Anonymer Schattenriss Anton Stadlers
(Archiv, Bibliothek und Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien)

Harald Strebel: Anton Stadler: Wirken und Lebensumfeld des „Mozart-Klarinettisten“.
Fakten, Daten und Hypothesen zu seiner Biographie, Band I.

© HOLLITZER Verlag, Wien 2016

HOLLITZER Verlag

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-99012-369-0

BAND I

INDEX

Vorwort

Dank

Herkunft und Vorfahren

Schulwesen und Musikunterweisung zur Zeit der Jugendjahre Anton und Johann Stadlers, deren denkbare „Lehrmeister“ und erste Konzertauftritte

Anton und Johann Stadler als „herrschaftliche Kammerdiener und Musici“ und die Funktionen adeliger Haus- und „Diener“-Kapellen

Erste Orchesterdienste als Theatermusiker der in Diensten des Grafen Karl Joseph von Palm-Gundelfingen stehenden Stadler-Brüder. Anton Stadlers Trauung und die Familie des „Magnetiseurs“ Dr. Franz Anton Mesmer

Mozarts Niederlassung in Wien und die Bekanntschaft mit den Stadler-Brüdern

Das Gesuch der Brüder Stadler um Anstellung am Oettingen-Wallerstein’schen Hof: ein „Schachzug“ der Wilhelmine Gräfin Thun als „Wink“ an den Kaiser?

1782: Verpflichtung der Brüder Stadler als Orchestermusiker der Hoftheater und zur Kaiserlichen Harmoniemusik

Anton und Johann Stadler als Spieler des „Cor anglais“

Abschweifung I: Der Logenbruder Anton Stadler und sein freimaurerisches Umfeld – Das kaiserliche Freimaureredikt oder: Die Konsequenzen für die Logen Anton Stadlers und Mozarts – Freimaurerische Abkürzungen – Freimaurerisches Glossar – ANHANG I: Johann Pezzl, Schatten und Licht. Epilog zu den wienerischen Maurerschriften – ANHANG II: Biographische Miszellen zu Freimaurern um Anton Paul Stadler und W. A. Mozart in den Wiener Logen

Der angebliche Prager Besuch Anton Stadlers (vulgo „Nàtschibinìtschibi“) 1787 mit Mozart. Konzert- und Theater-Ereignisse im Vorfeld des Türkenkrieges

20. Februar 1788: Auftritt Anton Stadlers mit der von Theodor Lotz verfertigten „BaßKlarinet neuer Erfindung“

Abschweifung II: Biographische Notizen zum „k.k. privilegierten musikalischen Holzblasinstrumentenmacher“ und „Meister der Thon-Kunst“ Theodor Lotz

Das Instrumentarium der Stadler-Brüder aus der Werkstatt von Lotz

Die Epoche von 1788 bis 1791

„… das einzige Mittel, seine ökonomischen Sachen in Ordnung zu bringen“. Stadlers grosse Konzertreise 1791 bis 1796

Abschweifung III: „Eine der merkwürdigsten Erscheinungen der Musikwelt …“. Jacob Scheller, Konzertpartner Anton Stadlers in Hamburg

„… daß der klarinettist Anton Stadler die Entlaßung verdiene“ oder: Die Konsequenzen einer mehrwöchigen Urlaubsüberschreitung

1796: Wiederaufnahme von Anton Stadlers Tätigkeit als Erster Klarinettist an den Hoftheatern

Abschweifung IV: Heinrich Joseph Baermann in Wien (1813)

Joseph Eyblers Klarinettenkonzert: Für Anton oder Johann Stadler?

Abschweifung V: Beethoven und die „Koexistenz“ der Klarinettisten Anton und Johann Stadler, Franz Joseph Bähr und Joseph Friedlowsky

Die Jahre nach 1798: Kulturelle, private und öffentliche Ereignisse im Zeichen des österreichischen Patriotismus

Abschweifung VI: Das Pensionsgesuch von Johann Martin Rupp, „Primeur“-Hornist der Kaiserlichen Harmoniemusik und beim Hoftheater. Eine paradigmatische Dokumentation

Wiedererrichtung der Kaiserlichen Harmoniemusik. Erste „Auflösungserscheinungen“ bei der Hoftheater-Unternehmungs-Gesellschaft. Pekuniäre „Engpässe“ Anton Stadlers und dessen „hungarischer Csakan“

1809: Tod Paul Wranitzkys – Johann Georg Albrechtsbergers – Joseph Haydns. Künstlerische „Spektakel“ um Johann Joseph Beer, Beethoven, Iwan Müller. Bildung einer österreichischen Landwehr. Neuerlicher Krieg mit den Napoleonischen Armeen

1810: Turbulenzen um die Hoftheater. Neuregelung und Trennung der Spielorte. Aufführungen von deutschem Schauspiel im „Nazionaltheater nächst der Burg“, Oper und Ballett im „Theater nächst dem Kärntnerthor“

Domizil und Sterbeort Anton Stadlers 1812 „… im Afterbestand bey der Jgfr. Friederika Kebel“

Marginalien zu den letzten Lebensjahren von Anton Stadlers Witwe Franziska und ihrem Bruder Ludwig Bichler

Biographisches zu Anton Stadlers Söhnen Johann Michael und Carl Anton

Anton Stadlers „Klarinettisten“-Bruder Johann Nepomuk Stadler und seine „äußerst dürftigen Umstände“

Anton Stadlers pädagogisches Wirken

ANHANG
Stadlers Musikerkollegen namens „Griesbacher“ und deren notorische Verwechslung

BAND
I

VORWORT

Klarinettisten scheinen eine besondere Bewunderung vieler Komponisten auf sich zu ziehen. Der künstlerischen Zusammenarbeit sind jedenfalls zahlreiche musikalische Meisterwerke zu verdanken: Carl Maria von Weber und Felix Mendelssohn schätzten Heinrich Joseph Baermann, Louis Spohr wurde durch Johann Simon Hermstedts Fähigkeiten angeregt, Johannes Brahms war von Richard Mühlfelds Spiel fasziniert.

Die erste und bedeutendste solcher Künstler-Freundschaften war indes diejenige zwischen Anton Paul Stadler (1753–1812) und Wolfgang Amadé Mozart. Der Wiener Musiker darf zudem die Ehre beanspruchen, dass für ihn weit mehr epochale Werke geschrieben wurden als für jeden der ihm nachfolgenden Klarinetten-Virtuosen.

Mozart wurde von der Kunst Stadlers, den er freundschaftlich-derb „Ribisel-[Johannisbeer]Gesicht“ oder „Nàtschibinìtschibi“ apostrophierte, zu seinen unvergänglichen Opera für das Instrument inspiriert. Dem Freund und Freimaurerbruder sind nicht nur das singuläre Klarinettenkonzert KV 622, das Klarinettenquintett KV 581 und das „Kegelstatt“-Trio KV 498 gewidmet, darüber hinaus sind unzählige bedeutende Klarinetten- und Bassetthorn-Passagen in Arien, Orchesterwerken und Kammermusiken mit Blick auf die aussergewöhnlichen Fähigkeiten Anton Stadlers und dessen nicht minder begabten Bruder Johann Nepomuk entstanden. Aber auch andere Komponisten dedizierten den beiden Virtuosen Klarinettenwerke – genannt seien lediglich Eybler, Süßmayr, Gyrowetz, Woelfl und Cartellieri. Während ihrer künstlerischen Laufbahn wirkten die Brüder Stadler bei etlichen Erstaufführungen, unter anderen in Werken Haydns, Mozarts, Beethovens, Salieris mit. Stand auch Wien im Zentrum von Anton Stadlers Wirken, konnte er doch auf seiner langjährigen grossen Europareise in zahlreichen Musikzentren und Residenzen sein exzeptionelles Können unter Beweis stellen. Diese dem Hofklarinettisten von Erzherzog Franz und späteren Kaiser Franz II. (I.) ob seiner desolaten ökonomischen Lage persönlich angeratene Reise sollte indes dem Hofklarinettisten zufolge teils selbst verschuldeter Überziehung des Urlaubtermins 1796 fatalerweise die Stellung in der Hofkapelle bzw. bei der renommierten kaiserlich-königlichen Harmoniemusik kosten.

Im Schrifttum wird Stadler als zwar begnadeter Virtuose, zumeist aber auch als zwielichtige Person dargestellt. Einzelne Mozart-Biographen charakterisieren ihn als „unehrenhaft“, „neidisch“ und „schamlos“. In Primärquellen sind solcherart Attribuierungen und negative Beurteilungen nicht belegt. Abgesehen von vereinzelten – zu hinterfragenden – Darstellungen Nikolaus Nissens sind negative Aussagen erst lange nach Stadlers und Mozarts Tod in Umlauf gesetzt, und zumeist ungeprüft übernommen worden. Verknüpft mit einer nicht geringen Anzahl von Errata musste dies zwangsläufig zu einer weitverbreiteten, verfälschenden Biographie des Anton Stadler führen. Vorliegende Publikation versucht auf der Grundlage des bislang gesicherten Wissensstandes sowie vermittels einer Fülle unbekannter und erstmalig beigebrachter Primär- und Sekundärquellen neues Licht auf die Vita, das künstlerische Wirken und Lebensumfeld von Mozarts kongenialem Musikerkollegen zu werfen. Die langwierigen und aufwändigen Recherchen in zahlreichen österreichischen und europäischen Staats-, Stadt- und Pfarr-Archiven sowie Bibliotheks-Instituten brachte zahlreiche Faktizität zu den familiären und beruflichen Verhältnissen der Klarinettisten-Brüder Anton und Johann Stadler zutage. Zugleich ergaben sich bei den Quellen-Erschliessungen als willkommene „Nebenprodukte“ manche weitere Erhellungen zu deren privaten und beruflichen Umfeld. Wiewohl die künstlerischen Fähigkeiten den Brüdern „Ruhm und Ehre“ eintrug, teilten sie das Schicksal eines grossen Teils der Wiener Bevölkerung: Die Türkenfeldzüge und die sich hinziehenden Koalitionskriege mit Napoleon dürften nicht zuletzt auch bei Anton und Johann Stadler dazu geführt haben, dass sie sich fortgesetzt in kümmerliche pekuniäre Verhältnissen gesetzt sahen, und nach dem Ableben ihre Familien völlig verarmt zurückliessen.

Wiewohl mit vorliegender Publikation zugleich viele Ungenauigkeiten, Irrtümer oder gar „Phantasiestücke“ im einschlägigen Schrifttum berichtigt werden konnten, ist die Vita des Anton Stadler noch immer höchst lückenhaft dokumentiert. Kürzere oder längere Epochen während der Jugendzeit und dem letzten Lebensjahrzehnt verbleiben noch immer im Dunkeln. Bestenfalls lassen sich etliche Sachverhalte „indirekt“ aufgrund von Detailfunden aus seinem privaten und beruflichen Umfeld erschliessen. Der hier vorgelegte vorläufige Wissensstand anlässlich der 200. Wiederkehr des Todesjahres Anton Stadlers, des veritablen Primus inter Pares der Klarinettisten der Musikhistorie, dem unermüdlich um bautechnische Innovationen seiner Instrumente bestrebten einstigen „k.k. Hofkammermusikus“, möge nicht nur für Liebhaber und Klarinettisten von „Profession“, sondern für alle „Mozartianer“ und historisch interessierte Leser von Bereicherung sein. Letztlich gebühren Anton Paul Stadler und dessen Bruder Johann Nepomuk unser posthumer Dank für deren nicht zu unterschätzenden Anteil an Mozarts Nachruhm. Möge die Lektüre vorliegender Publikation zu weiteren Nachforschungen anregen.

Harald Strebel

Embrach, am 15. Juni 2012, der 200. Wiederkehr des Todesjahres von Anton Paul Stadler

DANK

Nachstehende Archive und Bibliotheken haben dem Autor hilfsbereit Einsichtnahme in ihre Autographen Bestände und Archivalien gewährt oder zur Publikation zur Verfügung gestellt:

Augsburg: Universitätsbibliothek (Mag. Günther Grünsteudel)

Berlin: Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (Musikabteilung mit Mendelssohn-Archiv (Dr. Jean Christophe Prümm, Ute Nawroth, Gudrun Hoinkis, Antje Goerig))

Bratislava: Archiv Hlavneho Mesta Slovenskej Republiky Bratislavy, Oddelenie archivnych fondov [Archiv der Hauptstadt der Slowakischen Republik: Verwaltungsarchiv] (PhDr. Júlia Ragačová (Direktorin), Mag. Olivia Wallova, Mag. Kristina Sámelová)

Bremen: Staatsarchiv (Monika Marschalck)

Breslau: Zakład Narodowy im. Ossolińskich Wrocław [Biblioteka Ossolineum, Abt. Alte Drucke] (Grazyna Rolak, Dorota Sidorowicz)

Bruck an der Leitha: Römisch Katholisches Pfarramt (Sylvia Gartner)

Bruck an der Leitha: Stadtarchiv (Dr. Petra Weiß)

Budapest: National-Bibliothek Széchenyi [Országos Széchényi Könyvtára] (Musikabteilung: Dr. Balázs Mikusi, Boglarka Illyés)

Budapest: Ungarisches Staatsarchiv [Magyar Országos Levéltár] (Dr. Jozsef Berkes, Szerényi Ildikó)

Eisenstadt: Esterházy Privatstiftung, Sammlungen der Fürsten Esterházy, Schloss Esterházy (Dr. Gottfried Holzschuh, Archivdirektor)

Frankfurt am Main: Goethe Universität, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Abteilung Frankfurt/Seltene Drucke (Bernhard Wirth)

Graz: Universalmuseum Joanneum Graz, Kulturhistorische Sammlung (Monika Ruß)

Ludwigsburg: Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Ludwigsburg (Dorothea Bader)

Hamburg: Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky (Peter Voigt)

Hamburg: Universität, Hamburger Theatersammlung (Dr. phil. Michaela Giesing)

Hildesheim: Stadtarchiv (Christina Archibald, Harald Braem)

Harburg: Fürstlich Oettingen-Wallersteinsches Archiv, Schloss Harburg (Archivdirektor Hartmut Steger)

Innsbruck: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum (Dr. Franz Gratl, Kustos der Musiksammlung)

Köln: Joseph Haydn-Institut (Dr. Armin Raab)

Linz: Oberösterreichisches Landesmuseum, Schlossmuseum, Sammlung Musikinstrumente (Mag. Stefan Gschwendtner)

Linz: Archiv der Stadt Linz (Renate Matt)

Lübeck: Staats- und Stadtbibliothek der Hansestadt Lübeck (Dr. Jörg Fligge, Arndt Schnoor)

Melk: Stift Melk, Stifsbibliothek/Musiksammlung (P. Dr. Gottfried Glaßner, P. Bruno Brandsetter, Mag. Bernadette Kalteis)

München: Deutsches Museum, Musikinstrumentenabteilung (Silke Berdux)

Nürnberg: Germanisches Nationalmuseum, Musikinstrumentensammlung (Dr. Frank P. Bär)

Nürnberg: Stadtbibliothek (Sabina Großmann, Anne Isphording)

Nürnberg: Stadtarchiv (Dr. Horst-Dieter Beyerstedt)

Prag: Národni knihovna České republiky, Hudebni odděleni, Klementinum (Mag. Zuzana Petráškova)

Regensburg: Fürst Thurn und Taxis, Zentralarchiv/Hofbibliothek (Mag. Peter Styra)

Riga: Jāzeps Vītols Latvian Academy of Music (Prof. Dr. Maija Sīpola, Vice rector for International Relations)

Riga: Akademische Bibliothek Lettlands Latvijas [Universitātes Akadāmiskā bibliotēka] (Abt. Rara, Theaterzettel-Sammlung, Valdis Mazulis)

Speyer: Zentralarchiv der Evangelischen Kirche der Pfalz (Gisela Peschka)

St. Pölten: Diözesanarchiv St. Pölten (Mag. Eugen Novak, Mag. Karl Kollermann, Mag. Johannes Leitner)

St. Petersburg: Russische Nationalbibliothek (Dr. Olga Kulish, Deputy Director General for Library Services, Timofeev Alexander)

Wien: Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde (Prof. Dr. Otto Biba)

Wien: Archiv der Universität Wien (MMag. Martin G. Enne)

Wien: Domkirche St. Stephan (Domarchivar Reinhard H. Gruber)

Wien: Pfarre Kaiserebersdorf St. Peter und Paul (Inge Toth)

Wien: Pfarre Neulerchenfeld (Harald Sackmaier)

Wien: Piaristenpfarre Maria Treu (Johanna Schmidt)

Wien: Pfarre St. Karl Borromäus (Josef Machacek)

Wien: Röm. Kath. Pfarramt St. Ulrich (Michaela Hirschl)

Wien: Pfarre St. Augustin (Ursula Lechner)

Wien: Pfarre St. Josef ob der Laimgrube (Maria Doberer)

Wien: Pfarre St. Michael (Constanze Gröger, Ernestine Löwenstein)

Wien: Pfarre St. Ägyd Gumpendorf (Hermann J. Nowak)

Wien: Pfarre St. Rochus und St. Sebastian (Eva Maria Haas)

Wien: Katholische Pfarre St. Laurenz am Schottenfeld (P. Johannes Kellner O. T., Sr. Corona Lang SSM)

Wien: Schottenpfarre (Astrid Kozanian)

Wien: Röm.-katholische Pfarre Mariahilf (Martina Klimpfinger)

Wien: Pfarre St. Leopold/Leopoldstadt (Brigitta Zeiler)

Wien: Katholisches Pfarramt Wieden (Monika Bauer)

Wien: Barmherzige Brüder, Provinzialat (Mag. Mag. Dominik Hartig)

Wien: Lutherische Stadtkirche A. B. Wien – Innere Stadt (Dr. Hannelore Köhler, Mag. Christine Pap)

Wien: Österreichisches Staatsarchiv, Haus-, Hof- und Staats-Archiv (Joachim Tepperberg, Mag. Thomas Just, Dr. Michael Göbl, Dr. Ernst Petritsch)

Wien: Österreichisches Staatsarchiv, Kriegsarchiv/Militärpersonalevidenzen (Renate Domnanich)

Wien: Wiener Stadt- und Landesarchiv (Dr. Karl Fischer, Dr. Susanne Pils, Dr. Michaela Laichmann, Dr. Brigitte Rigele, Katharina Smola, Dr. Ingrid Ganster, Mag. Claudia Schindler, Dr. Michael Wenusch)

Wien: Stadt- und Landesbibliothek [Wienbibliothek im Rathaus] (Prof. Dr. Ferdinand Opll, Mag. Alesandro Gallo, Marianne Da Ros, Mag. Christian Mertens, Dr. Karl Ulz, Dr. Julia Danielczyk)

Wien: Bibliothek – Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (Prof. Dr. Otto Biba)

Wien: Kunsthistorisches Museum [Österreichisches Theatermuseum] (Othmar Barnert (Leiter Bibliothek), Mag. Ilse Jung, Eike Zimmer, Mag. Claudia Mayerhofer)

Wien: Österreichische Nationalbibliothek, Musiksammlung (Dr. Andrea Harrandt, Dominique Karin).

Spezieller Dank gebührt für deren ausserordentliche und unermüdliche Hilfestellung bei der Ermittlung und Besorgung von Archivalien sowie wertvollen Hinweisen und Ratschlägen – in alphabetischer Reihenfolge:

Prof. Paul Angerer (Retz/Wien), Ing. Walther Brauneis (Wien), Renate Domnanich (Wien), Günther Grünsteudel (Augsburg), Prof. Dr. Hans Josef Irmen † (Essen/Zülpich), Dr. Armin Raab (Köln), Prof. Dr. Manfred Hermann Schmid (Tübingen/Augsburg), Joachim Tepperberg (Wien).

Für weitere wertvolle Auskünfte, die Überlassung von Dokumenten und Quellenmaterial sowie Unterstützung habe ich ferner zu danken:

Prof. Dr. Rudolph Angermüller (Salzburg), Prof. Dr. Theodore Albrecht (Kent), Veronica Angerer (Retz/Wien), Prof. Dr. Klaus Aringer (Graz), Jaroslaw Bajaczyk, Attaché für Kultur und Wissenschaft, Öffentlichkeitsarbeit Botschaft der Republik Polen (Bern), Dr. Frank A. Bär (Nürnberg), Prof. Dr. Günther G. Bauer (Salzburg), Prof. Dr. Marianne Betz, (Linz), Prof. Dr. Otto Biba (Wien), Dr. Giacomo Fornari (Brixen), Stephen Fox (Toronto), Ing. Felix Gundacker (Wien), Norbert Gschweng (Greifswald), Prof. Dr. Margit Haider-Dechant (Linz), Erich Hoeprich (Amsterdam), Dr. Gunter Joppig (München), Thomas Kiefer (Gelsenkirchen), Volker Klein (Bremen), Dr. Michael Lorenz (Wien), Dr. Dr. h.c. Robert Münster (München), Günter Ofner (Wien), Dr. Bärbel Pelker (Mannheim), Mag. Zuzana Petráškova (Prag), Dr. Susanne Pils (Wien), lic. phil. Angelika Salge (Zürich), Dr. Ernst Schlader (A-Allhaming), Heinz Schuler † (Essen), Dr. h.c. mult. Hans Schneider (Tutzing), Prof. Dr. Manfred Hermann Schmid (Tübingen/Augsburg), Jochen Seggelke (Bamberg), Dr. Johanna Senigl (Salzburg), Sir Nicolas Shackleton † (Cambridge), Dr. Rita Steblin (Wien), PD Dr. Räto T. Strebel (Chur), Zoltan Szeép (Budapest), Peter van der Poel (Bunnik/Nederland), Prof. Dr. Ladislaus Rybach (Zürich), Andreas Schöni (Bern), Dr. Róbert Šebesta (Bratislava), Gilles Thomé (Pantin/F), Dr. Rüdiger Thomsen-Fürst (Mannheim), Claudia Weck (Bergisch Gladbach), Dr. Enrico Weller (Markneukirchen), Pamela Weston † (London), Dr. Rüdiger Wolf (Wien) sowie vielen weiteren ungenannt gebliebenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern obgenannter Institutionen.

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Abb. 1: Anonymer Schattenriss mit der Bezeichnung: Stadler. Clarinettist. (Archiv, Bibliothek und Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien)

Zu danken habe ich aber vor allem dem Verlagsleiter des HOLLITZER Wissenschaftsverlags, Dr. Michael Hüttler, der das Konzept der zweibändigen Buchausgabe vorbehaltslos akzeptierte, ebenso Paul M. Delavos, BA, für die stets verständnisvolle Unterstützung meiner Anliegen. Höchst erfreulich war die Zusammenarbeit mit der Lektorin, Frau Mag. Helene Griendl, welche bei ihrer aufwändigen Durchsicht des Manuskripts mit vielen klugen Ratschlägen wesentlich zu seiner endgültigen Gestalt beitrug.

Den grössten und herzlichsten Dank schulde ich jedoch meiner lieben Frau Annemarie, die mir jahrelang immer wieder den „Rücken freihielt“: Diese Arbeit sei daher vor allem ihr gewidmet! Last but not least danke ich auch meinem Sohn Michael für die ständige Hotline bei Computerproblemen.

HERKUNFT UND VORFAHREN

Die bisherigen im Schrifttum einhellig übernommenen Angaben über den frühesten bekannten Vorfahren der späteren „Mozart“-Klarinettisten Anton Paul und Johann Nepomuk Stadler gründen auf der Bekundung 1971 von Karl Maria Pisarowitz mit Bezug auf deren Grossvater Andreas Städler1. Demnach soll dieser aus der „unterennsisch-waldviertler Gemeinde Allentsteig“ entstammen.2 Diese Information ist insoweit zutreffend, als besagter Ahnherr zwar 1693 in dieser Ortschaft geboren wurde, dessen Eltern jedoch gemäss Forschungen des Autors vorliegender Publikation zuvor während mindestens sieben Jahren in der rund 20 km weiter nordwestlich gelegenen Marktgemeinde Kirchberg am Walde lebten, wo auch ihre ersten vier Kinder3 zur Welt kamen.

Am 11. Juli 1684 hatte sich der 34-jährige4 Andreas Städler, Sohn eines verstorbenen Matthiae Städler „zu Hörwarth“5 und der ebenfalls nicht mehr am Leben gewesenen Mutter unbekannten Namens mit der 23 Jahre alten Regina Prenner6 vermählt. Regina war eine Tochter des drei Jahre zuvor verschiedenen Paul Prenners, Doctoris und Marktrichter zu Kirchberg7, dessen Witwe Sophia und nunmehrige Schwiegermutter Andreas Städlers inzwischen wieder verheiratet war.8

An welchem Ort dieser nunmehr erste nachzuweisende „Altvordere“ und Urgrossvater der dereinstigen Wiener Hofklarinettisten Anton und Johann Stadler um 16509 geboren wurde, ist nicht belegbar. Dafür erhellt aus den Taufeinträgen der Pfarre Kirchberg am Walde dass Andreas Städler [I] zumindest bei der Geburt des vierten Kindes Ende Mai 1691 noch immer in dieser im niederösterreichischen Waldviertel (Bezirk Gmünd) gelegenen Gemeinde lebte, und seinem Broterwerb als Schuster nachging. Kirchberg, von einem mächtigen, erstmals 1172 genannten Schloss beherrscht, war 1580 unter den Herren von Sonderndorf zum Markt erhoben worden, der Ort wurde – allerdings nur bis 1623 – protestantisch.10 Aus der Zeit der Niederlassung Andreas Städlers hat sich an der Strasse nach Hirschbach noch die 1659 erbaute sogenannte Rote Kapelle erhalten.11

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Abb. 2: Schloss Kirchberg am Walde. Kupferstich von Georg Matthäus Vischer, 1672. (St. Pölten, Niederösterreichische Landesbibliothek)

Irgendwann zwischen Juni 1691 und der am 2. Oktober 1693 in Allentsteig erfolgten Geburt des fünften, auf den Namen des Vaters getauften Kindes Andreas, war die Familie in diese rund 20 Kilometer südöstlich von Kirchberg entfernt gelegene Gemeinde gezogen.

Der damals dem Zisterzienserstift Zwettl am Kamp zugehörige, etwa 90 Kilometer nordwestlich von Wien gelegene Ort ist die älteste urkundlich erwähnte Siedlung des mittleren Waldviertels. Das Gebiet um Allentsteig gehörte ursprünglich zum Stammbesitz der Künringer, dessen Besiedlung um die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert erfolgte. Bereits um 1100 entstand hier eine Festung, welche zusammen mit der Kirche St. Ulrich die nördliche Begrenzung der Anfang des 13. Jahrhunderts planmässig angelegten Burgstadt bilden. Allentsteig, um 1380 erstmals als Stadt genannt, war eine typische Ackerbürgerstadt, welche sich um 1800 zu einem wichtigen Handelsplatz entwickelte und 1851 Sitz des Bezirksgerichts wurde.12 Die zwischen 1544 bis 1570 von Sigmund Hager, einem der angesehensten Adligen Niederösterreichs, in ein Renaissanceschloss umgebaute Burg dürfte sich der Stadler-Familie dargestellt haben wie auf dem nachstehend abgebildeten Kupferstich von 1672, allerdings hatten zehn Jahre später Brände am Schloss schwere Schäden angerichtet.13

Regina Städler, deren Mann auch am neuen Wohnort als „sutor“ (Schuster) für den Lebensunterhalt seiner Familie sorgte, schenkte ihrem Mann in Allentsteig bis 1705 noch drei weitere, in der Pfarrkirche St. Ulrich getaufte Kinder.14

Die weiteren Geschicke der Familie liegen im Dunkeln. Aufgrund des am 14. Dezember 1718 vermerkten Begräbniseintrages in den Matriken der Pfarre Allentsteig dürfte der 68 Jahre alt gewordene Andreas Städler als angesehener Bürger („civis“) der Gemeinde zwei Tage zuvor verstorben sein. Ob seine Gattin Regina zu diesem Zeitpunkt noch unter den Lebenden weilte, muss offen bleiben, ihr Name scheint jedenfalls weder in den Sterbematrikeln der Pfarre Allentsteig noch in jenen der Pfarre Kirchberg am Walde auf.

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Abb. 3: Burg Allentsteig. Kupferstich von Georg Matthäus Vischer, 1672. (St. Pölten, Niederösterreichische Landesbibliothek)

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Abb. 4: Ausschnitt aus der Niederösterreichkarte von Georg Matthäus Vischer 1670 mit den Ortschaften – Pfeile: Kirchberg, Allentsteig und Döllersheim (Töllersham). – (St. Pölten, Niederösterreichische Landesbibliothek)

Der am 2. Oktober 1693 geborene15 Sohn Andreas Städler [II] setzte gleich seinem Vater das Schuster-Handwerk fort. Schon als Zwanzigjähriger vermählt er sich am 30. Januar 1714 im rund 10 km südlich von Allentsteig gelegenen Döllersheim in der Pfarrkirche „Zu den heiligen Aposteln Petrus und Paulus“16 mit der verwitweten, acht Jahre älteren Susanne Gäyer17.

Vor ihrer Verbindung mit Andreas Städler war die geborene „Susanna Dietmäärin“ seit dem 21. Februar 1707 mit dem ortsansässigen Martin Gey[e]r18 verheiratet gewesen19, welchem sie bis zu dessen am 13. Dezember 171320 erfolgten Tode drei Kinder gebar.21 Die rasche, nur gerade sechs Wochen nach dem Hinschied ihres Mannes erfolgende Wiederverheiratung der Witwe mit dem jungen Andreas Städler dürfte im Zusammenhang mit der Versorgung ihrer zu diesem Zeitpunkt noch lebenden drei Kindern22 aus erster Ehe gesehen werden. Ihrem nunmehrigen Gatten brachte Susanne zwischen dem 12. Januar 1715 und 25. Dezember 1732 neun nachweisliche Kinder zur Welt23, von denen das dritte – ein am 7. März 1719 in der Pfarrkirche Döllersheim auf den Namen Josephus getaufter Knabe – Vater der berühmten Klarinettisten-Brüder werden sollte.

Das im mittleren Waldviertel an der Strasse von Zwettl nach Horn gelegene Dorf Döllersheim wird als eine der ältesten Siedlungen des Waldviertels bereits 1143, fünf Jahre nach der Gründung von Stift Zwettl, in einer Urkunde als „Tolersheim“ genannt. Seit 1606 im Besitz des Marktrechts, war Döllersheim mit Pfarrkirche, einer seit 1580 nachweisbaren Elementarschule sowie zahlreichen Gewerbetreibenden der zentrale Ort für die Versorgung der umliegenden Dörfer.24

Wie aus den Einträgen der Pfarrmatriken zu folgern ist, scheinen Andreas Städler und seine Angehörigen in Döllersheim vor allem mit der Familie des Müller-Meisters Hans Georg und der Anna Maria Fürnkrantz engen Umgang gepflegt zu haben. Jedenfalls stellte man sich bei den Geburten beiderseits regelmässig als „Gevatter“ und „Gevatterin“ zur Verfügung. Etliche Familien des Fürnkran[t]z-Geschlechts waren in Niederösterreich Mühlenbesitzer25. In den Pfarrakten Döllersheim wird das Domizil des Joannes Georg (Georgij) Fürnkrantz unterschiedlich vermerkt mit „von der Reinbrechts Prucksmühl“ oder „von der Reinbrechtsbrucksmill“, später mit „Stockfinstermüll“.

Die Erwähnungen der offensichtlich freundschaftlichen Verbindungen zwischen den Familien Städler und Fürnkrantz mögen von Interesse sein, zumal die urkundlich bereits 1345 erwähnte, am Kampfluss gelegene „Reinprechts Prucksmühl“ 1702 von Georg Fürnkrantz erworben wurde.26 Die nunmehrige Fürnkranzmühle stand unmittelbar neben der Brücke, über welche die alte Strasse von Zwettl nach Döllersheim und Horn den Kamp nahe der Ortschaften Mitterreith und Nieder Plöttbach überquerte. Als man in den 1950er-Jahren den Stausee Ottenstein anlegte, wurde das Anwesen entsiedelt und abgetragen.

Die alten Maurerreste dieser Gross-Mühle, in welcher die Städlers vor dreihundert Jahren öfters bei den Fürnkrantz Gastrecht genossen haben dürften, versanken 1957 samt anderen Gebäuden und dem kleinen Dorf Nieder Plöttbach27 unter den Fluten des im Oberlauf der Kamp errichteten Stausees Ottenstein.28 Unterbrochen wurde dadurch aber auch die einstige Hauptverbindung zwischen Zwettl und Horn, die bei der Fürnkranzmühle den Kamp überquerte und welchen Weg schon die Städlers von Döllersheim aus oft unter die Füsse genommen haben mochten.

Noch immer lebt die geschichtsträchtige Mühle im Bewusstsein heutiger Generationen weiter unter dem Namen des damaligen Besitzers als „Fürnkranzmühle“, allerdings nur noch „in Verbindung mit einer beliebten Badewiese am Stausee bei Mitterreith“29, ca. 4 km südwestlich von Döllersheim gelegen.

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Abb. 5: Die Fürnkranz-Mühle am Kamp. Undatiertes Foto um 1890 von Eugen Leutner. Zwettler Stadtmuseum, Sonderausstellung „Frühe Zwettler Fotografen“ des Stadtmuseums Zwettl, 2012. Heute liegen ihre Reste am Grunde des Kamp-Stausees.

Nach zwanzig Ehejahren stirbt am 5. März 1734 Andreas Städlers Gattin Susanna im Alter von 49 Jahren.30 Der mit mehreren Kindern Hinterbliebene Witwer verheiratete sich noch im gleichen oder aber im folgenden Jahr31 mit einer 1710 geborenen, nicht näher zu identifizierenden „Catharina“, welche ihm am 7. November 1735 eine auf den Namen der Mutter getaufte Tochter schenkt.32 Der neue Ehestand war jedoch von kurzer Dauer, kaum ein Jahr später verstirbt Andreas Städler, der Grossvater der nachmaligen Klarinettisten-Brüder in dieser während des Dritten Reiches von traurigem Schicksal33 heimgesuchten Gemeinde Döllersheim. Am 17. September 1736 wird er auf dem örtlichen Friedhof begraben.34 Stadlers hinterlassene Frau Catharina verheiratete sich am 12. Februar 1737 nochmals, wobei ein älterer Bruder des verschiedenen Andreas Städler – der 51-jährige Simon Städler35 – seiner Schwägerin und dem ihm aus Allentsteig bekannten Bräutigam als Trauzeuge beistand.36

Unser besonderes Augenmerk gilt dem dritten Kind von Andreas Städler [II], dem am 7. März 1719 in Döllersheim auf den Namen Josephus getauften Sohn37. Weder über die Jugendzeit noch die Erwachsenenjahre des angehenden Vaters der künftigen Wiener Klarinettenvirtuosen Anton und Johann sind uns Nachrichten überliefert. Immerhin wissen wir, dass er in die beruflichen Stapfen seiner Vorfahren trat und eine Schuhmacher-Ausbildung absolviert haben muss, entweder in Döllersheim selbst, einem benachbarten Dorfe oder – wahrscheinlicher – in der kaiserlichen Residenzstadt Wien, wohin er um 1733 als Vierzehnjähriger ohne seine Eltern gezogen sein muss.38 Denkbar, dass Joseph seit seiner frühen Jugendzeit auch eine musikalische Unterweisung genossen hat,39 wird er doch zumindest in einer Primärquelle neben der gewöhnlichen Schuster-Berufsbezeichnung als „Musici“ vermerkt.40

In Wien mag Joseph Stadler spätestens 1742 die beim „grünen Thor auf der Windmühl“41 lebende Halbwaise Sophia Maria Altman kennen gelernt haben. 25 Jahre zuvor hatten sich deren Eltern, der im „goldenen Becher“ am Neustift ansässige „Würth und Wittiber“ Michael Altman und die im Haus „Huefeisen“ in der Neubaugasse domizilierende Barbara Beyer – am 29. August 1717 zu St. Ulrich vermählt.42 Die erste Gattin Michael Altmans war zu unbekanntem Zeitpunkt verstorben.43 Nach den ersten Kindern – drei zwischen 1718 und 1722 geborenen Mädchen namens Maria Theresia44, Maria Rosalia Theresia45 und Maria Anna Johanna46 – brachte Barbara Altman am 11. Mai 1724 im „Legranischen Haus“ im Vorort Neubau dem Ehemann47 die Tochter Maria Sophia – nachmalige Mutter der berühmten Klarinettisten-Brüder – zur Welt.48 In der Folge sollte Barbara Altman noch mindestens drei weitere Kinder gebären.49

Als am 21. Oktober 1743 der Schuster Joseph Stadler die 19-jährige Maria Sophia in der Michaelerkirche zum Traualtar führte50, war deren Vater längst verstorben.51 Ob die Braut im Stande war, eine Mitgift in die Ehe zu bringen, scheint fraglich.52

Bereits zwei Monate vor der Heirat hatte Sophia ihrem Ehemann in spe eine „uneheliche“ Tochter geboren, welche am 17. August 1743 in der Wiener Burg Pfarre St. Augustin auf den Namen Maria Anna getauft worden war.53 Dem lateinischen Eintrag in den Taufmatrikeln zufolge brachte Sophia das Kind offenbar unter höchster „Krankheitsgefahr“ zur Welt.

Im Spätherbst 1745 kam Joseph Stadlers Gattin neuerlich hernieder und bringt am 15. November einen bei St. Michael auf den Namen Leopoldus Laurentius getauften Sohn zur Welt.54 Den Pfarrmatriken ist zu entnehmen, dass das Ehepaar zu diesem Zeitpunkt zu Mariahilf55 im „Goldenen Ochsen“ an der Stiftgasse 52 wohnte.

Aus nicht bekannten Gründen zieht Joseph Stadler mit den Seinigen spätestens Anfang Dezember 1749 in das rund 35 km südöstlich von Wien gelegene gräfliche Harrach’sche Schlossstädtchen Bruck an der Leitha (ungar. Lajtabruck) unweit des Neusiedlersees. Dass den Eheleuten zuvor in Wien weitere Kinder geboren wurden, scheint nicht der Fall gewesen zu sein.56

Urkundlich 1074 erstmals als „Ascirichesbrucca“57 erwähnt und 1239 zu Stadt erhoben, wurden in diesem in eine abwechslungsreiche Naturlandschaft am Rande des Leitha-Gebirges eingebetteten Ort neben dem Ackerbau vor allem Weinbau und Weinhandel betrieben. Durch ihre Lage als Grenzstadt am Leitha Fluss und an einer der damals wichtigsten Ost-West-Heeresstrassen Europas, verursachte dies der Stadt oft Kriegselend und Not. Ungarn, Mongolen, Türken, Scharen des Dreissigjährigen Krieges, Kuruzzen und Franzosen belagerten, eroberten und plünderten die Stadt.58 In einer zeitgenössischen Beschreibung ist über den Ort zu lesen:

Dieß ist eine Gränzstadt zwischen Oesterreich und Ungarn, und dicht an den Mauern derselben liegt ein, dem Grafen Johann Harrach zugehöriges Schloß mit einem sehr geräumigen Park. Das Schloß ist alt und von keinem prächtigen Ansehen; aber der Park hat die gefälligste Anlage unter allen seines gleichen in der Nachbarschaft von Wien. Nirgends findet man die Kunst so zwangslos mit der Natur gepaart, und die Natur sich so beugsam an die Kunst schmiegend wie hier; sehr viele Lebhaftigkeit enthält dieser Park dadurch, daß sich der Fluß Leitha in mancherley Krümmungen hindurch schlängelt, worauf man Spazierfahrten mit Gondeln macht. Brücken und Gartenhäuser, Alleen, Prospecte und Einsiedeleyen sind auf den besten Standpuncten angelegt; alles ist einfach, aber alles mit dem gefälligsten Geschmack.59

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Abb. 6: Bruck an der Leitha. Kupferstich um 1672 von Georg Matthäus Vischer. (St. Pölten, Niederösterreichische Landesbibliothek)

Wahrzeichen der Stadt ist noch heute das seit dem Dreissigjährigen Krieg den Grafen Harrach gehörende Schloss Prugg60. Der von Johann Pezzl gerühmte Park mit der „gefälligste[n] Anlage“ wurde Anfang des 18. Jahrhunderts als Barockgarten von Johann Lukas von Hildebrandt für die Familie Harrach geplant und angelegt. Ab 1789 liess der Natur- und Kunstfreund Graf Johann Nepomuk Ernst von Harrach (1756–1829) durch den Gärtner und Botaniker Christoph Lübeck anstelle der barocken Ziergärten einen englischen Landschaftsgarten anlegen, wobei die Gewässer der Leitha-Au reguliert und in den Park integriert wurden. Der „Harrach-Park“ bei Schloss Prugg gilt als eindrückliches Beispiel englischer Gartenbaukunst des 18. Jahrhunderts und wird heute als eine der bedeutendsten botanischen Anlagen Mitteleuropas betrachtet.61

Ob Joseph Stadler auch in Bruck seiner Beschäftigung als Schuster62 nachging oder sich hier bei dem Grafen Harrach als „Musicus“ ein Zubrot verdiente, bleibt ungeklärt. Allerdings sind im Gegensatz zu der im nahen Rohrau residierenden gräflichen Linie63 vorläufig keinerlei Dokumente aufgetaucht, die auf eine Musikpflege mit teilweise, oder aber ständig verpflichteten Musikern auf dem Harrach’schen Schloss Pruck schliessen liessen. Denkbar wäre dennoch, dass hier wie anderswo Bedienstete angestellt wurden, welche ein oder mehrere Instrumente beherrschten.

In der heutigen Bezirkshauptstadt des gleichnamigen Bezirks blieben die Stadlers bis spätestens Anfang September 1755 sesshaft, wobei Sophia Stadler von Dezember 1749 bis Mai 1755 fünf Kinder zur Welt brachte, von denen drei entweder nach spätestens 10 Tagen oder aber innerhalb eines Jahres nach der Geburt verstarben.64

Sophia dürfte in diesen Jahren neben ihren häuslichen Pflichten mehr als beschäftigt gewesen sein, bildete sie sich doch zur Hebamme aus, was für weibliche Geburtshelfer einer längeren Ausbildung bedurfte. Ab 1749 wurden Frauen die Ausübung des Hebammenberufes ohne „Examen und Erlaubnis der Medicinischen Facultät“ untersagt. Die Zulassung zur Prüfung setzte zudem den Nachweis einer vierjährigen Lehrzeit voraus, ergänzt durch eine „Spitals-Ausbildung“. Hierbei wurde verlangt, dass angehende Hebammen nach der vorgeschriebenen Helferinnenzeit „fürohin zu St. Marx bey denen Gebährenden einige zeitlang sich gebrauchen lassen“.65

In einem Hofreskript vom 4. Juli 1748 wird zudem festgehalten, „dass sich die Hebammen in Wien und Böhmen von der medizinischen Fakultät“, auf dem Lande durch den „Kreisphysikus“ prüfen lassen mussten, bevor die Obrigkeit eine Berufsausübung gestattete.66 Per Dekret Maria Theresias trat am 7. Februar 1749 aufgrund der von Gerhard van Swieten vorgelegten Universitätsreformen der neue Studienplan in Kraft, welcher die Art des Unterrichtes für die Geburtshilfe regelte. Als Hebammenlehrer in Wien wurde der kaiserliche Leibchirurg Christoph Joseph Molinari (1723–1784) angestellt,67 der bereits seit Januar 1748 den Hebammen Elementarunterricht in der Anatomie der Geburtsteile in Art einer Vorlesung erteilte. Ziel der Einrichtung eines Unterrichtes für die Gebärhelferinnen war, die Sterblichkeit von Mutter und Kind bei der Geburt zu vermindern. In den Jahren zuvor waren die Hebammen rein handwerksmässig von älteren Hebammen angelernt worden.68

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Abb. 7: Die Pfarrkirche „Zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit“ am Hauptplatz in Bruck an der Leitha. (Foto: Harald Strebel, 2009)

Vorgenannte Bestimmungen fielen somit genau in die Zeit von Sophia Stadlers Ausbildung. Praktische Erfahrungen konnte sie unter anderem im Bürgerspital in Bruck sammeln. Keinerlei Kenntnisse liegen uns vor über die Anzahl der vorgeschriebenen wöchentlichen oder monatlichen Vorlesungen, denen die Hebammenanwärterinnen beizuwohnen hatten. Zum Besuch ihres Unterrichtes hatte Sophia Stadler von Bruck nach Wien jeweils eine Wegstrecke von rund 35 km zurückzulegen. Über ihre Hebammenprüfung sind wir dank eines im Archiv der Universität Wien aufbewahrten Verzeichnisses der medizinischen Fakultät informiert69, in welchem der entsprechende lateinische Eintrag vermerkt ist.70

Die deutsche Übersetzung zur Examinierung lautet:

Stadlerin Sophia wurde am 3. Januar [1]753 geprüft. Dies hat sie am 3. Juni [1]752 nicht überstanden. Bessere Zeugnisse gab bei dieser Prüfung [die] Hebamme zu Prugg an der Leita.

Nun gibt dieser Eintrag etwelche Rätsel auf. Am 2. Juni 1752 brachte nämlich Sophia Stadler in Bruck ein auf den Namen Anna Barbara getauftes Mädchen zur Welt. In den Matriken der Pfarre Bruck an der Leitha ist die Geburt unter obigem Datum festgehalten.71

Es ist schwer vorstellbar, dass sich Sophia Stadler nur einen Tag nach ihrer Niederkunft zur ihrer Examinierung in Wien eingefunden haben würde. Denkbar, dass es sich beim Datums-Vermerk im Verzeichnis des „Cathologus obstetricorum“ um einen Verschrieb handelt, oder aber die Taufe erfolgte einige Tage nach der Geburt des Kindes in absentia der Mutter. Tatsächlich finden sich in den Eintragungen der Brucker Pfarrmatriken bei einigen neugeborenen, nicht gleichentags getauften Kindern entsprechende Vermerke, nicht aber im Falle der Anna Barbara Stadler. Wie dem auch sei: Nach ihrer gescheiterten Erstprüfung vom 3. Juni (?) 1752 besteht Sophia am 3. Januar 1753 das Examen an der Medizinischen Fakultät in Wien. Die Prüfungskommission für die Hebammen setzte sich dabei gemäss dem 1749 in Kraft getretenen Dekret Maria Theresias aus dem Präses, dem Dekan und dem Lehrer der Geburtshilfe zusammen.72

Interessant ist die Vorstellung, dass Sophia Stadler ihr Examen somit vor dem berühmten Arzt Gerard van Swieten, Vater des nachmaligen Mozart-Gönners Gottfried van Swieten (1734–1803), abgelegt haben könnte. Drei Jahrzehnte später würde Letzterer auch die künstlerischen Fähigkeiten von Sophias Klarinettisten-Söhnen Anton und Johann bewundern können.

Im häuslichen Kreise lagen damals freudige und betrübliche Ereignisse, Leben und Tod wie anderswo, auch bei der Familie Stadler oft nahe beieinander. Ein Monat nach dem am 2. Juni 1753 – ihrem ersten Geburtstag – verstorbenen Töchterchen Anna Barbara, schenkt die „Stadlerin“ ihrem Mann am 28. Juni 1753 einen gleichentags in der Pfarrkirche „Zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit“ auf den Namen Anton[ius] Paul[us] getauften Sohn73.

Zwei Jahre später bringt Sophia Stadlers am 6. Mai 1755 das letzte in Bruck geborene Kind, Johann Nepomuk Stadler zur Welt74. Diese beiden Söhne75 sollten dereinst in kaiserlich-königliche Hofdienste aufgenommen werden und Wolfgang Amadé Mozart zu seinen singulären Klarinettenwerken inspirieren.

Der Zufall der Natur wollte es, dass 1732 im nur gerade 8 km südöstlich von Bruck gelegenen Rohrau Joseph Haydn zur Welt gekommen war76, mit welchem später die Gebrüder Stadler und Mozart einen engen künstlerischen und privaten Umgang pflegen würden.

Spätestens im Frühherbst 1755 dürfte sich Joseph Stadler mit seiner Familie wieder in der Residenzstadt des nunmehr seit 1745 von Kaiser Franz Stephan I.77 regierten Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation niedergelassen haben. Dies erhellt aus dem Faktum, dass Sophia Stadler am 12. September erstmals als tätige Hebamme in Mariahilf nachweisbar ist.78 In dieser geschäftigen Wiener Vorstadt bezieht die Familie eine Wohnung im „Goldenen Greif[fen]“ an der Stiftgasse 51 gegenüber der damaligen Savoyischen Adeligen Akademie und heutigen Bundesheer-Stifts-Kaserne.79 Hausbesitzer war der kaiserliche Leibgardist („Arcierer“) Johann Michael Treffert. Das seit 1752 vermählte Ehepaar80 und die Stadlers scheinen sich freundschaftlich nahe gestanden haben. Im heute nicht mehr bestehenden Haus neben dem „Goldenen Ochsen“, wo Joseph und seine Familie vor dem Wegzug nach Bruck an der Leitha gewohnt hatten, sollten die Eheleute bis zu ihrem Ableben 1771 bzw. 1790 verbleiben.

Der heutige 7. Wiener Bezirk Neubau, in dem sich die Familie zum zweiten Male niederlässt, wird um 1770 belobigt als eine „der prächtigsten Vorstädte, die mit hohen Häusern, von 8. Gassen [sic] durchschnitten, auf einer unvergleichlichen Anhöhe, und mit einer wimmelnden Menge Volks pranget“.81 Um die Mitte dieses 18. Jahrhunderts lebten ausserhalb der Wiener Stadtmauern bereits mehr als doppelt so viele Menschen wie innerhalb. 1754 standen etwa 50.000 Einwohnern der Stadt rund 120.000 der zahlreichen Vorstädte gegenüber. Bis zum Ende der Josephinischen Epoche 1790 war eine anwesende Zivilbevölkerung von rund 230.000 Einwohnern erreicht; einschliesslich der Vororte wohnten eine Viertelmillion Menschen in der Agglomeration.82

Im „Goldenen Greiffen“ bringt Sophia Stadler am 28. Februar 1757 einen weiteren Sohn namens Joannes Michael zur Welt83, dessen Patenschaft Johann Michael Treffert übernimmt. Wenige Wochen zuvor war Sophia Stadler dessen Frau Francisca Treffert am 26. Januar bei der Geburt von deren Tochter Anna Johanna als Obstetrix selbst beigestanden.84

Ein nächstes Kind Joseph Stadlers lässt sich erst wieder 1762 nachweisen: Am 30. April 1762 gebärt Sophia einen abermals auf den Namen Johannes Michael getauften Knaben.85 Ob der Grund für die identische Namenswahl damit zusammenhing, dass der fünf Jahre zuvor geborene Sohn bereits nicht mehr am Leben war, bleibt vorläufig ungeklärt.86

Wie nahe Geburt und Tod im Hebammenberuf zusammen lagen, musste Sophia bei ihrer zehnten und letzten Schwangerschaft selbst erfahren. Bereits im folgenden Jahr erneut in „anderen Umständen“, sollte ihr das Schicksal nicht gewogen sein. Am 11. Oktober 1763 entbindet die „Stadlerin“ im Haus „zum grün Thor auf der Windmühl“ noch eine Clara Lobenwein von ihrem unehelichen Knaben Josephus87 Die Anstrengungen der vergangenen Wochen und Tage mögen aber für die in anderen Umständen sich befindenden Sophia des Guten zu viel gewesen sein. Gemäss Eintragung im Sterbebuch der Pfarre St. Michael und dem Totenbeschauprotokoll bringt sie noch selbigen Tages um 4 Uhr nachmittags selbst ihr „Frau getauftes Kind Christian“ zur Welt88, das wenige Stunden danach an der „Frais“ verstirbt.89 Sophias eigene Geburt dürfte dabei wohl schwerlich vor ihrem der ledigen Lobenwein gewährten Beistandes erfolgt sein.

Wenn auch Totgeburten oder unmittelbar nach der Geburt versterbende Kinder damals häufig waren, dürften die Umstände im Vorfeld von Sophias Niederkunft alles andere als ideal gewesen sein. So machen die Taufbücher der Pfarre St. Michael deutlich, dass die „geschworne“ Hebamme seit August 1763 beinahe pausenlos im Einsatz gestanden hatte. Oft dauerte ein Geburtsvorgang mehrere Stunden, eine mühsame Arbeit, tagsüber oder in der Nacht. Unbesehen ihrer eigenen Schwangerschaft war Sophia an den ihrer eigenen Niederkunft voran gegangenen drei Tagen jeweilig gebärenden Müttern hilfreich zur Seite gestanden.90

Sophias letzte, betrübliche Totgeburt erfolgte im Haus „Zum grünen Tor“, wo sie vor ihrer Verheiratung mit Joseph selbst gewohnt hatte. Die zahlreichen Geburten welche an dieser Adresse mit Sophia Stadler als Hebamme stattfanden, lassen vermuten, dass sie in diesem Haus – wie in späteren Jahren im „Goldenen Greifen“ und im Magdalenengrund eine eigene „Praxis“ für Gebärende unterhielt.91 Auf diese Gegebenheit wird noch einzugehen sein.

Sophia Stadlers Auffassung getreulicher Pflichterfüllung zeigt sich auch beim frühen Tod ihres Mannes. Selbst am 19. März 1771, dem Tage, an welchem Josephs sterbliche Hülle im Friedhof Matzleinsdorf der Erde übergeben wird, steht für die nunmehrige Witwe außer Frage, einer werdenden Mutter Hilfe zu leisten.92

Um noch einmal auf die „Profession“ Joseph Stadlers zurückzukommen: In den greifbaren zeitgenössischen Primärquellen wird er stets als „Sutor“, „Schuhmacher“, „Schuster“ vermerkt. 1764 findet sich erstmals die Angabe „Schuster Meister“ (Abb. 8). Die Bezeichnung „Musicus“ ist ein einziges Mal dokumentiert.93 Denkbar, dass sich Joseph Stadler neben seinem ausgeübten Handwerksberuf94 als dilettierender „Musikant“ oder „Tanzmusiker“ betätigte.

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Abb. 8: Vermerk Josef Stadlers am 25.3.1764 als Schustermeister. (Pfarre SM, Taufbuch 1756– 1764, S. 540)

[Martius 1764. 25.] Grübler Joannes Josephus ex Patre Francisco Grübler Lieutenant unter / den Sibenbürgern et Matre Maria Anna auf d[er] Laimgrub beÿ / der Heil:[igen] Dreÿfaltigkeit Patr:[inus] Josephus Stadler Schuster Maister / Obst:[etrix] Stadlerin à Do[mi]n[us] Sebastiano.

ANMERKUNGEN

Der Nachname wird in den Primärquellen gemäss den damaligen Gepflogenheiten unterschiedlich mit „Städtler“, „Städler“, zumeist aber mit „Stadler“ vermerkt.

Pisarowitz/Stadler, S. 30.

Vgl. die vom Verfasser ermittelten Taufmatrikeln der Pfarre Kirchberg am Walde (Diözesanarchiv Pölten), Tauf-, Trauungs-, Sterbebuch 1662–1702, 01,2,3/02. Taufbuch 1685, fol. 159 (3. Sept.: „Simon“), 1687, fol. 166 (3. März: „Zacharias“), 1689, fol. 177 (20. Juli: „Sophia“), 1691, fol. 195 (26. Mai: „Elisabetha“). Vgl. Band II, „Genealogie zu Stadler-Familien: Geburts-, Tauf-, Hochzeits- und Sterbe-Matriken“ [in der Folge abgekürzt: „Genealogie“].

Das Geburtsdatum ergibt sich aus dem Begräbniseintrag zu Andreas Städler (I) v. 14.12.1718 „aetatis 68 Anni“ der Pfarre Allentsteig, Sterbebuch, S. 586. Vgl. Band II, „Genealogie“.

Mit dem Eintrag „Hörwarth“ dürfte es sich kaum um den kleinen, rund 70 km von Kirchberg am Walde entfernten, bei Paudorf im Bezirk Krems-Land gelegenen Flecken Hörfarth handeln. Vielmehr wäre an den nur gerade 4 Kilometer westlich von Kirchberg gelegenen, zur Pfarre Weißenalbern gehörenden Ort Groß-Höbarten zu denken. Dass der Ortsname in Kirchberg anders geschrieben wurde als in der Pfarre, ist auch damit erklärbar, dass es verschiedene Schreiber gab, und die Orthographie zu diesem Zeitpunkt nicht einheitlich war. (Freundliche Mitteilung von Ing. Felix Gundacker, Wien.) Während der Name „Städler“ bzw. „Stadler“ in den bis 1617 zurückreichenden Matriken der Pfarre Paudorf-Götting – zu welcher Hörfarth gehört – nicht aufscheint, findet sich das Geschlecht Stadler in den leider erst ab 1694 beginnenden Matriken der Pfarre Weissenalbern mehrfach.

Vgl. Band II, „Genealogie“.

Diözesanarchiv St. Pölten, Pfarre Kirchberg am Walde, Sterbebuch 1662–1702, Bd. 01,2,3/03, S. 472]: „[Anno 1681] Martiy. / 10. Sepulty est D[octo]ris Paulus Prener, quondam iudex hui[u]s oppidi.“

Der Trauungseintrag vermerkt: „[Anno 1682] Maius. 12. Copulatus est Simon fil: legit: Valentini Häckl Civis et pistoris in Zwettl […] uxoris, cum Sophia relicta Vidua Do[cto]ris Pauli Prenner quondam judicis huius oppidi.“ [Diözesanarchiv St. Pölten, Pfarre Kirchberg am Walde, Trauungsbuch 1662–1702, Bd. 01,2,3/02, S. 336.] Zwei Wochen vor ihrem Bruder Andreas Städler war auch eine seiner jüngeren Schwester, die zwanzigjährige Magdalena am 27. Juni 1684 in den Ehestand getreten. Deren Trauungseintrag lautet: „Anno. 1686. / Junius. / 27. Copulatus est Adamus Klinger viduus in Hollenstein, cum Magdalena, fil:[ia] legit:[ima] Matthiae / Städler / zu Hörwarth Benignae uxoris p:p:m:m:“. [Diözensanarchiv St. Pölten, Pfarre Kirchberg am Walde, Trauungsbuch 1662–1702, Bd.01,2,3/02, S. 340.] Magdalena Klinger, geborene Städler, starb am 21.1.1736 verwitwet 70-jährig und wurde am 23.1.1736 in Hollenstein begraben. [Diözesanarchiv St. Pölten, Sterbebuch Kirchberg am Walde 1736, fol. 54.]

Vgl. Band II, „Genealogie“.

10 Zur Kirchengeschichte der Pfarre Kirchberg vgl. Pfarrbrief von Kirchberg am Walde, Weißenalbern und Süßenbach, Folge: 234/177/120 (Februar/März 2013), 235/178/121 (April/Mai 2013), 236/179/122 (Juni/Juli).

11 Zur Geschichte Kirchbergs am Walde vgl. www.kirchbergamwalde.at.

12 Ein unrühmliches Kapitel war Allentsteig zur Zeit des Dritten Reichs beschieden. Im Gebiete von Allentsteig und Döllersheim wurde ein Truppenübungsplatz angelegt, wobei gleich nach dem Anschluss Österreichs 1938 insgesamt 6800  2