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Das blaue Meer, Wind und ein kleines Segelboot – Ist das vielleicht nicht Glück?*

*In Anlehnung an "Thirty Three Happy Moments" von Chin Sheng-t'an, China, 17. Jahrhundert

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Teil 1
3165 Meilen im offenen Boot rund um Italien

      »High Noon« vor Genua

  1  Cinque Terre, Elba und der Monte Argentario – von Genua in Ligurien bis Porto Santo Stefano in der Toskana

  2  Vom Norden Italiens in den »Mezzogiorno« – von Porto Santo Stefano in der Toskana nach Scauri in Latium

  3  Nach Süden zu Scilla und Charybdis – von Scauri in Latium nach Milazzo auf Sizilien

  4  Eine winterliche Nordküste – von Milazzo bis San Vito lo Capo, Sizilien

  5  Um die Westspitze Siziliens – von San Vito lo Capo bis Porticciolo San Vito, Sizilien

  6  Die südlichste Halse und ein Tritt in den Hintern – von Porticciolo San Vito, Sizilien, nach Catona, Kalabrien

Pause

  7  In Kalabrien ist alles anders – von Catona nach Rocella Ionica

  8  Der gefährliche Golfo di Squillace und weitere Strapazen – von Rocella Ionica nach Marina di Policoro

  9  Am Absatz des großen Stiefels – von Marina di Policoro nach Otranto

10  Drei Musketiere auf Entdeckungskurs – von Otranto nach Brindisi

11  »Wer das Meer liebt, wird immer frei sein – Chi ama il mare sara sempre libero.« – Von Brindisi nach Termoli

12  Kurs Nord durch die Adria – von Termoli nach Chioggia

13  Venedig, die Serenissima – von Chioggia nach Grado

14  Geschafft – ein Glücksgefühl – von Grado nach Triest

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Teil 2
Rund um den Balkan – 2842  Meilen im kleinen Sportboot bis Istanbul

15  Rund um Istrien – von Triest in Italien nach Opatija in Kroatien

16  Durch den Velebit-Kanal – von Opatija nach Bibinje

17  Kroatien und Bosnien-Herzegowina – von Bibinje nach Orebić

18  Montenegro – von Orebić nach Igalo

19  Durch das wilde Albanien – von Igalo in Montenegro nach Sivota in Griechenland

20  Ionischer Hagel, spartanische Sonne – von Sivota nach Kiparissia

21  Um die drei Kaps der Peloponnes – von Kiparissia nach Pachi

22  Attika und der Golf von Euböa – von Pachi nach Kamena Vourla

23  Der Pilion, Thessalien und Kassandra – von Kamena Vourla nach Porto Koufo, Chalkidiki

24  Segele nie zur kalten Sophie – von Porto Koufo nach Ormos Panagias

25  Um den Berg Athos bis ans Ende Griechenlands – von Ormos Panagias nach Alexandroupoli

26  Durch die Dardanellen bis ans Ende Europas – von Alexandroupoli nach Istanbul

ANHANG

OCTOBER FIRST

OCTOBER SARAY

Teil 1
3165 Meilen im offenen Boot rund um Italien

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»High Noon« vor Genua

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Vor dem Aufbruch zu einer großen Reise in Etappen, Genua, 30. Oktober 2006.

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»Wohin soll es gehen?«, fragt Paolo.

»Nur ein Stück die Küste entlang nach Süden«, antworte ich.

»Und wie weit?«

»Vielleicht bis nach Rom, mal schauen.«

»Bis nach Rom! Mit diesem Boot?«

Mein eigentliches Ziel erwähne ich Paolo gegenüber lieber erst gar nicht. In Wirklichkeit will ich nämlich nicht nur nach Rom, sondern bis nach Triest segeln, das auf der anderen Seite Italiens an der Adria liegt, aber das würde zweifellos nur noch mehr Unverständnis und Kopfschütteln erzeugen. Ich kann mir regelrecht denken, was Paolo, der als Hafenmeister für das kleine Becken der Fiera, hier im riesigen Industriehafen von Genua, zuständig ist, sagen würde: »Triest? Ja, das ist nicht so weit, aber dazu musst du dein Boot wieder auf den Trailer geben und dann kannst du heute Nachmittag schon in Triest sein.«

Mein Plan ist jedoch, um ganz Italien herum und auch um Sizilien zu segeln, also immer der Küstenlinie Italiens zu folgen, die mich erst ganz an ihrem Ende nach Triest führen würde. Italien hat die längste Küste eines Landes am Mittelmeer und ich weiß, dass es von Genua nach Triest um den ganzen Stiefel herum der Küste entlang ein paar Tausend Kilometer sein werden. Wie weit es genau ist, das weiß ich nicht, das ist auch gar nicht so wichtig. Denn wie schon Lao Tse sagte, muss auch die längste Reise mit einem ersten Schritt begonnen werden. Und diesen ersten Schritt mache ich genau jetzt, als ich die Festmacher löse, in meine sechs Meter lange Jolle mit dem Namen OCTOBER FIRST steige und mich von der Kaimauer abstoße. Ich winke Paolo und steuere hinaus bis vor die großen Wellenbrecher.

Der kleine 4-PS-Außenborder läuft nicht ganz rund, bringt mich und mein Boot aber brav aus dem Hafen. Etwas Mirto gebe ich in alle vier Himmelsrichtungen für Neptun über Bord, während OCTOBER langsam einen großen Vollkreis durchs Wasser zieht, danach nehme auch ich einen Schluck: Ich wünsche uns Glück! Jetzt krieche ich in den achterlichen Stauraum und beginne das Prozedere, den neu eingebauten Autopilot zu kompensieren, während das Boot einen weiteren Vollkreis zieht. Alles funktioniert perfekt. Schließlich setze ich die Segel, gehe hoch an den Wind und stelle den Motor aus. Noch ein Schluck Mirto! Wir haben leichten Gegenwind und Sonnenschein. Es ist der 30. Oktober 2006, genau 12 Uhr mittags, ein Moment, den ich nie vergessen werde.

1 Cinque Terre, Elba und der Monte Argentario – von Genua in Ligurien bis Porto Santo Stefano in der Toskana

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Die ersten Meilen der Küste, unmittelbar östlich von Genua, ziehen an Backbord vorbei.

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Nur ein Segler versteht, dass ein Boot zu leben beginnt, wenn man die Schoten dichtholt, der Wind in die Segel fährt und das Wasser am Bug zu rauschen und am Heck zu gurgeln beginnt. Auch der Segler selbst beginnt jetzt zu leben, ich spüre es mit jeder Faser meines Körpers. Bin ich wirklich aufgebrochen? Bin ich tatsächlich losgesegelt? Ein breites Grinsen bleibt wie festgeklebt in meinem Gesicht. Ich verfolge jeden Meter der Küste, den OCTOBER gutmacht. Ja, jetzt geht es wirklich los, etwas Großes beginnt, und das lässt sich nicht mehr stoppen. Mit einer Jolle rund um Italien, warum sollte das nicht möglich sein? Jede Bucht, jedes Kap werde ich sehen.

Ich blicke zurück zu den Wellenbrechern und der östlichen Hafeneinfahrt Genuas. Dieses winzige Stück der langen Küste hast du schon geschafft, denke ich, also nur weiter so! Es sind immer wieder kurze Schläge vom Land weg nötig, bis ich wende, um im spitzen Winkel langsam wieder auf die Küste zuzulaufen. Mir geht es fantastisch! Ich trinke immer noch diesen guten Mirto aus Sardinien. Richtig warm ist es in der späten Herbstsonne. Es kümmert mich überhaupt nicht, ob ich bei diesem Amwindkurs unter Autopilot ein paar Meter verschenke oder nicht. Wenn man auf eine so lange Fahrt geht, denke ich, kann man es doch nicht von Anfang an allzu ernst nehmen. Wir kommen vorwärts! Obwohl der Wind von vorn kommt, ist das nicht immer noch ein Wunder? Ich fotografiere und muss den Mirto jetzt besser wieder wegstauen. Dafür packe ich Prosciutto und Panini aus. Mein Gott, ist das herrlich, und steuern muss ich auch nicht.

Wie weit werde ich kommen? Wo werde ich an Land gehen? Ich weiß es nicht. Es gibt kein Tagesziel, nur das ganz ferne Ziel, aber das ist so weit weg, dass jetzt der Weg und das Unterwegssein zu meinem einzigen Ziel werden. Ich habe völlige Freiheit. Wenn ich hier und jetzt an die Küste steuere, dann wäre ich heute eben bis hierher gekommen, nur ein paar Meilen weit von Genua, es wäre kein Problem. Denk an den Weg voraus, aber mach dir keine Sorgen, genieße nur diesen Moment!

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OCTOBER FIRST ist eine seetüchtige Jolle vom Typ Drascombe Longboat.

So geht es an diesem ersten Tag weiter bis zum Sonnenuntergang, als der Wind plötzlich einschläft. Ich motore näher an Land, ankere kurz, aber es ist etwas unruhig, da noch Dünung auf den steilen Kiesstrand rollt. Die große, schwere Petroleumlaterne wird angezündet, und als ein Tramontana (ein typischer Mittelmeerwind, der von den Bergen aufs Meer weht) aufzukommen scheint, segele ich weiter. Bald muss ich jedoch erneut motoren und halte auf das rote Blinklicht zu, das ich an der Küste ausgespäht habe. Es steht auf einer kleinen Mole kurz vor dem Ort Camogli. Hier lege ich an. Mittlerweile ist der Wind doch wieder da. Es bläst jetzt kräftiger und kühl vom Land her. OCTOBER FIRST tanzt unruhig an der kahlen Steinmauer. Ich verhole nochmals an eine bessere Stelle unter das kleine Molenfeuer, dann suche ich eine Bar für einen Aperitivo. Der erste Tag, im Dunklen unterwegs, der aufkommende Wind und so viele Emotionen. Ich bin in Recco gelandet, wie sich herausstellt. Meine 1:500 000er Straßenkarte habe ich in sehr optimistischer Stimmung als einzige Navigationsunterlage eingepackt. Man muss ja nicht immer alles schon vorher wissen … Ein paar Überraschungen sind auch ganz spannend … hatte ich mir gedacht, doch bitte – geneigter Segler – nehmen Sie diese Einstellung trotz ihres abenteuerlichen Reizes nicht zum Vorbild, egal, bei welcher navigatorischen Herausforderung.

Recco heißt dieser Ort also, na gut. Später am Abend verhole ich mich zum Ankern in die Bucht. Der kalte Wind bläst die ganze Nacht, doch wir krallen uns in den steinigen Grund und wollen nicht aufs Meer hinausgeweht werden. Ich schlafe nur leicht.

Während der Wind über meinen Schlafsack und das offene Cockpit weht, denke ich zurück, wie ich vor ein paar Monaten an meinem Schreibtisch sitzend den Beschluss zu dieser Reise getroffen habe. Mit dem Blick auf die Weltkarte vor mir überlegte ich, wie ich wieder eine große Fahrt unternehmen kann, ohne gleichzeitig mein Landleben aufzugeben. Die Lösung war ganz einfach: Statt über die Weltmeere zu segeln, machst du eine große Küstenreise, und zwar in einzelnen Etappen, sagte ich mir. Zwei oder drei Etappen von jeweils ca. zehn Tagen sollten sich pro Jahr einrichten lassen. Das bedeutet, ich brauche ein kleines, robustes Boot, das ich ohne allzu großen Aufwand am Ende einer Etappe vor Ort zurücklassen kann. Es sollte Platz für zwei Erwachsene und zwei Kinder bieten, denn ich muss ja nicht immer allein segeln. Es muss eine Jolle sein, um überall, auch an den kleinsten Stränden, anlanden zu können, und es soll ein offenes Boot sein um die Sache nicht zu komfortabel zu machen.

Zuerst wollte ich mir für dieses Vorhaben ein weiteres kleines Boot kaufen. Ich dachte an eine einigermaßen sportliche Jolle von höchstens vier bis fünf Meter Länge, vor allem dachte ich zunächst, das Boot sollte so leicht sein, dass zwei, drei Leute es aus dem Wasser tragen können. Doch ich verwarf diese Gedanken wieder. Auch meine Frau überzeugte mich: »Das passt nicht zu dir, dafür bist du zu alt (!), außerdem sind diese neuen Boote doch so hässlich – alles Plastik. Die OCTOBER, die würde passen, die ist elegant.« Es dauerte noch einige Tage, bis auch ich begriff, dass ich das perfekte Boot für diese Reise bereits besaß. OCTOBER FIRST war in den letzten sechs Jahren, seit ich wieder in Deutschland – und leider nicht mehr am Meer – lebe, mein kleines Boot, mein Refugium in der Vor- und Nachsaison zwischen den Inseln des Maddalena Archipels in Sardinien gewesen. Ein traumhaftes Revier, gerade für ein kleines, unkompliziertes Boot, mit dem man an jeden Strand und in die kleinsten Buchten kommt. Doch sollte ich immer so weitermachen? Immer wieder nach Palau kommen, mein Boot zum Strand bringen, es aufriggen und ein paar zugegeben wunderbare Segeltage erleben? Nein, es gab jetzt eine bedeutendere Aufgabe für das kleine Boot, ich beschloss, mit OCTOBER FIRST die große Reise um ganz Italien herum zu unternehmen. Besonders wenn ich an Kanäle, an Flussmündungen oder an Venedig dachte, erschien mir die OCTOBER perfekt. In ein neu gekauftes Logbuch schrieb ich: Seit ein paar Tagen bin ich von einer Idee begeistert. Ich habe einen Weg gefunden, trotz Beruf und Familie wieder auf »große Fahrt« zu gehen!

Die Nacht vor Anker hier in der Bucht bei Recco ist somit keineswegs meine erste Nacht mit OCTOBER FIRST. Die wievielte mag es wohl sein, überlege ich, während ich mich etwas aufrichte, um über die Bordwand zu den Lichtern an Land zu peilen. Die 50.? mindestens, die 100.? Wahrscheinlich nicht ganz. Na, der Anker hält jedenfalls. Ich ziehe die Kapuze des Schlafsacks tiefer über mein Gesicht, schlafe wieder ein, doch nur kurz, die letzten Wochen ziehen durch meinen Kopf.

Im September erst war ich mit meiner Frau und unseren zwei kleinen Kindern eine Woche auf Sardinien gewesen. Wir segelten noch einmal zu den wunderschönen Inseln und traumhaften Stränden, von denen es nun hieß, Abschied zu nehmen. Am 15. September, meinem 40. Geburtstag, riggte ich das kleine Boot am Strand ein letztes Mal ab und zog OCTOBER auf einen mitgebrachten Trailer. Es war noch ein schöner Abend und auch der Abschied von meinem guten Freund Marcello, einem Bootprofi wie ich, den ich vielleicht so schnell nicht wiedersehen werde. Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg, setzten mit der Fähre nach Livorno über und zogen die OCTOBER auf ihrem Anhänger bis vor unser Haus im tiefsten bayrischen Binnenland. Einen Monat lang stand sie da, ein Boot des Meeres, unverstanden zwischen Bauernhöfen und dem Tegernsee. In dieser Zeit brachte ich mein Boot auf Vordermann, baute sogar einen Autopilot unter Deck ein, den ich mit einem Handgerät über Funk bedienen kann. Neun Tage war ich dann für die YACHT auf der Interboot, hielt Vorträge über Knoten und Spleißen, stellte mein Buch zu diesem Thema vor, bis endlich der Tag X gekommen war. Das war am Samstag. Abends fuhr ich los, durch die Nacht, Sonntag war ich in Genua, gestern war Montag, ja, stimmt schon, jetzt muss schon Dienstag sein.

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OCTOBER FIRST im noblen Hafen von Portofino.

Als es am frühen Morgen langsam hell wird, setze ich Segel und gehe ankerauf. Jetzt erst komme ich an Camogli vorbei, doch für einen Cappuccino ist es noch zu früh, also weiter. Ich koche meinen ersten Tee unter Segel auf dieser Fahrt. Um den Promontorio, den großen, steilen Felsvorsprung, der zum Naturschutzgebiet von Portofino gehört, muss hauptsächlich motort werden. Der Wind ist weg, dafür kommt die Sonne und wärmt wohltuend. Jetzt endlich verschwindet auch Genua im Dunst achteraus. Dort hinten sieht das Wetter schlechter aus. Vielleicht reise ich gerade noch rechtzeitig mit der Sonne und dem guten Wetter mit nach Süden.

Unter Autopilot ziehen OCTOBER und ich bei sehr leichtem Wind langsam über den Golfo Tigullio, die große Bucht bei Rapallo. Eine kurze Zeit lasse ich mich von OCTOBER an einer Leine hinterher durchs Wasser ziehen, es ist noch so schön warm!

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Baia del Silenzio, Sestri Levante.

Am frühen Nachmittag knirscht OCTOBERS Bug sanft auf den feinen Sand in der Baia del Silenzio in Sestri Levante. Mein Kopf brummt etwas. Den ganzen Tag Schaukelei, wenig Fahrt und Sonne. Doch es war ein ruhiger Tag, an dem ich ein Stück weitergekommen bin – damit muss man mindestens zufrieden sein – ich bin glücklich!

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Zwischen Strand und Steinschüttung in Moneglia.

Im Morgengrauen des 1. November motore ich aus der Baia del Silenzio bis zur Punta Manara. Ein frischer Gegenwind und vor allem Dünung mit Kabbelsee, alles gegenan, machen uns zu schaffen. In Riva finde ich weder Hafen noch irgendeinen Schutz. In Lee eines Felsens mit einem eisernen Kreuz fülle ich schnell Benzin nach. Jetzt kommt mehr Wind auf, und die steilen Dünungsseen zeigen Schaumkronen. Manchmal geht eine hohe Dünung ja dem Wind voraus … Besser, ich kehre um. Wie wunderbar es nunmehr ist, vor dem Wind durch die Wellen zu reiten. Ja, wenn das meine Richtung wäre! Zurück in Sestri Levante steuere ich diesmal an den Strand an der Nordseite, um in Lee zu sein, kaufe eine Zeitung im Ort und frühstücke gemütlich in einer Bar. Gegen zwölf Uhr breche ich ein zweites Mal auf. Diesmal kreuze ich unter Segel bei mittlerweile gemäßigten 3 bis 4 Beaufort durch die steile Kabbelsee erneut hinaus zur Punta Manara. Ich komme gar nicht so schlecht voran und nehme das nächste Kap, Punta Baffe, in Angriff. Alles unzugängliche Steilküste hier. Dann heißt es weiter bis Moneglia, welches ich gegen vier Uhr nachmittags erreiche. Ich jubele schon erleichtert, denn hinter einem kleinen Wall aus aufgeschütteten Steinen sehe ich einen schmalen Streifen ruhigen Wassers vor dem Strand. Nach kurzem Abschätzen der Tiefe wage ich die seitliche Einfahrt hinter den Steinwall und ankere wenige Meter vor dem Strand. Später genehmige ich mir einen Aperitif im Ort. Doch die OCTOBER kann nicht gut allein gelassen werden, so nah am Strand verankert mit einer Leine bis ans Land zum Heranziehen des Bootes. Das ist nicht wirklich seemännisch. Die Leute beobachteten mich schon. Die Bänke entlang der langen Strandpromenade sind auf Höhe meiner Anlegestelle alle besetzt. Dem Wetterbericht aus der Zeitung hatte ich bereits entnommen, dass eine kräftige Nordströmung einsetzen soll, mit kalter Polarluft und Winden der Stärke »forte«. Ich gehe zunächst in der Mitte des circa 60 Meter breiten Streifens zwischen Felsschüttung und Strand vor Anker, spanne die Persenning über den vorderen Teil des Cockpits und richte mich für die Nacht ein. Der Norder lässt nicht lange auf sich warten. Ich bringe den Anker nun wieder näher zur Strandseite hin aus und gebe mehr Leine. Zur Stärkung koche ich eine Nudelsuppe. Über die Felsen bricht die jetzt noch höhere Dünung vom Meer her, nur wenige Meter vom Heck der OCTOBER entfernt, und vom Land fegen die Böen heran, dass sich die Palmen wie wild biegen. Diese Nacht wird ein Kampf. Was OCTOBER an ihrer Ankerleine aufführt, ist unglaublich. Zweimal jagen wir plötzlich von Turbulenzen gepackt auf den Strand zu, sodass ich blitzschnell den Motor starten muss, um uns abzuhalten. Der Sand wirbelt in den Sturmböen durch die Luft, und wir schwoien herum wie verrückt geworden. Nie wieder im November, denke ich mir.

Als die Sonne aufgeht, hat es sich so weit beruhigt, dass ich auf einen Cappuccino und eine Zeitung am Strand anlanden kann, denn es bläst jetzt beständiger vom Land her. Gegen elf Uhr lege ich schließlich ab.

An der Steilküste muss ich mit Böen rechnen, weiter draußen bläst es stark aus Nord mit gezacktem Horizont. Zuerst belasse ich es bei Fock und Besan, Jib und Jigger, wie man sagt. Dann setze ich doch noch das gereffte Groß. Aber es ist zu viel. In einer der wilden, durcheinanderlaufenden Böen hat OCTOBER plötzlich den Wind von der Seite, krängt stark und nimmt einen ordentlichen Schwapp Wasser über die Bordwand, bis sie in den Wind schießen kann. Groß und Besan müssen runter. Mit der Fockschot und der Rollreffleine wie Zügel in den Händen stehe ich im Cockpit, die Pinne zwischen den Beinen, und reite dahin. In den stärksten Böen rolle ich die Fock blitzschnell bis auf ein winziges Dreieck ein, und immer noch fegen wir ganz gut voran.

In Vernazza, dem von Norden kommend zweiten der fünf kleinen Küstenorte der Cinque Terre, setzt OCTOBER ihren Bug auf den kleinen Strand im ebenso kleinen Hafen. »Simpatico« ist eines der Komplimente, die OCTOBER oft zu hören bekommt, und ihr wird schnell ein Platz an der Kaimauer bei den Fischern angeboten. Der Ort ist auch im November noch besucht, bekanntermaßen trifft man hier viele Amerikaner. Doch es hat etwas, der kalte Wind zwischen den engen Häusern, die leeren Züge, die kurz aus den Tunnels auftauchen und vorbeirauschen. Ich spaziere auf und ab durch den Ort, in dem die Saison längst vorbei ist. Die Persenning ist bereits aufgespannt, die federleichte Nylon-Luftmatratze im Cockpit ausgerollt und ihre sechs Kammern mit dem Mund aufgeblasen, der Schlafsack aus seinem wasserdichten Sack geholt. Mein Bett ist gemacht, ich muss nur noch zurück an Bord und die Laterne anzünden.

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Vor dem kleinen Hafen von Vernazza, Cinque Terre.

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Corniglia in den Cinque Terre, von Süden gesehen.

Als ich in Manarola, der von Norden vierten der fünf »Terre«, festmache und die Via d’amore, die Straße der Liebe, ein wenig entlangspaziere, kommt prompt Gegenwind auf. Was das auch immer bedeuten mag, jedenfalls hatte ich mich bereits mit dem Gedanken angefreundet, diese Küste mit vielen Kreuzschlägen besonders intensiv kennenzulernen. Doch kaum verlasse ich wieder den kleinen Hafen Manarolas, ist der Wind erneut so gut wie verschwunden. Ich mühe mich, in der Kabbelsee einzelne Meter gutzumachen. Auf dem Höhepunkt der Flaute greife ich zu den Riemen und pulle. Es geht vorwärts. Eine leichte Strömung scheint mir auch zu helfen. So erreiche ich den Punkt Schiara, wo ich mich in »Motordistanz« nach Portovenere schätze. Mit halber Kraft des Außenborders stürmen wir jetzt nur so dahin, zumindest erscheinen drei Knoten im Vergleich zu vorhin ungemein rasant. Doch unsere laute Fahrt dauert nur wenige Minuten, bis der Wind sich zurückmeldet, günstiger Wind. Wunderbar ist es, durch die Enge zwischen Isola Palmaria und dem Festland flott und ohne Lärm zu segeln. Noch schöner wird es, als ich an Portovenere mit dem Kastell über der alten Stadt und der grau-weiß gestreiften, markanten Kirche auf dem Felskap herum in den Golfo della Spezia biege, in dem es endlich mit der Kabbelsee vorbei ist und OCTOBER bei raumer, leichter Brise direkt zum Montemarcello quert. In den hohen Bergen vor mir erkenne ich große weiße Flanken, die berühmten Marmorsteinbrüche von Carrara. Kurz nach Sonnenuntergang ist Marina di Carrara erreicht. Ich sehe niemandem im Hafen, mache einfach irgendwo bei anderen Segelyachten fest und koche »Pasta con tutto«. Ich bin in der Toskana!

Obwohl jeder Tag etwas Neues bringt und kein Tag dem anderen gleicht, stellt sich bald eine gewisse Routine bei meiner seglerischen Auszeit ein. Schon nach einer Woche fühle ich mich im Unterwegssein angekommen. Wenn ich von einem »wir« schreibe, dann sind OCTOBER und ich gemeint, es ist keine Floskel. Diese Fahrt verlangt nicht nur von mir richtige Entscheidungen und richtiges Handeln, auch mein Boot muss sich täglich bewähren und eine Menge abkönnen. Mein Boot ist mein Zuhause, meine Sicherheit, meine einzige Möglichkeit, voranzukommen. Ohne die gute OCTOBER geht gar nichts. Sie ist spartanisch einfach und stark, nichts an Bord ist Firlefanz. Jeden Morgen breche ich auf, meist nach einem Cappuccino und der Lektüre einer lokalen Zeitung. Natürlich suche ich die Herausforderung, will etwas leisten, und deshalb darf es auch anstrengend sein. Dann macht es mir sogar mehr Spaß. Gleichzeitig will ich meine Fahrt genießen, mit allem, was in einem Land wie Italien dazugehört. Auf Gefahr lege ich überhaupt keinen Wert. Dennoch halten viele, mit denen ich spreche, meine Fahrt für riskant. Doch mir kommt zumindest ein gewisser Erfahrungsschatz zugute, und sollte es den Anschein haben, dass ich unbekümmert drauflossegele, so kann ich doch wenigstens auf ein bereits sehr langes Kielwasser zurückblicken. Für mich ist jeder Tag spannend, selbst wenn er wie von Carrara nach Viareggio vergleichsweise eintönig entlang einer flachen Küste verläuft, hinter der sich eindrucksvoll die hohen Apuanischen Alpen auftürmen. Denn jeder Tag ist ein Teil des Ganzen, und jeder Tag bringt mich voran, und das macht mich zufrieden. Morgens beim Club Nautico in Carrara wünschte man mir gute Reise, ohne Liegegebühren kassieren zu wollen, und abends im Canale Burlemacca in Viareggio, nach getaner Arbeit sozusagen, mache ich mich auf einen Spaziergang durch den Ort. Erst spät navigiere ich durch die fremden Straßen zurück zum Boot, es ist ziemlich kalt.

Bis Livorno bleibt es grau und eintönig, allerdings rollt jetzt eine beachtliche Dünung von 1,5 Metern auf die Küste zu. Zwischendurch muss ich wegen Windmangels öfters motoren. Als der kleine Außenborder einmal zu streiken beginnt, muss der Vergaser zerlegt und mit einem dünnen Stück Draht durch die Düse gestochert werden. Dann puste ich noch durch den Benzinfilter. Jetzt läuft er wieder. An der Küste zieht sich ein Sandstrand mit Pinien in die Länge, es geht an der Mündung des Arno vorbei bis in den kleinen Hafen von Ardenza, ein kurzes Stück hinter Livorno gelegen. Mit dem Bus fahre ich später nach Livorno ins Zentrum. Hier ist unglaublich was los, die Leute schieben sich durch die Straßen, alle Geschäfte sind so spät noch geöffnet. Trotzdem gelingt es mir, mehrere Kilometer herumzulaufen, bis ich ein winziges Lokal mit genau drei Tischen und voller Menschen entdecke. Ein einziger Stuhl ist noch frei, und ich bestelle wie alle anderen auch von der »torta«. Es handelt sich, wie ich später erfrage, um eine Spezialität aus Livorno, auch »Farina di Ceci« genannt, einen dünnen, im holzbefeuerten Ofen gebackenen Teig – schwer zu beschreiben, aber allen schmeckt es ausgezeichnet. Dann finde ich den Bus zurück und stoppe nochmals in der Barrachina auf eine heiße Schockolade, bevor es ins Bett unter die Persenning geht.

Nach Livorno weht ein Maestrale mit 4 bis 5 Beaufort bei spitzen Wellen. Nachdem uns gestern der Motor öfters aushalf, wollen sich heute die Segel nichts nehmen lassen und ziehen die OCTOBER mit vollem Tuch über das Meer. Mit diesem raumen Wind, der immer wieder mal etwas nachlässt, um dann gleich wieder zurückzukommen, geht es von halb zehn am Morgen bis kurz nach Sonnenuntergang um fünf Uhr recht flott dahin. Vorbei an Castiglioncello und Marina di Cecina, wo ich als Kind das allererste Mal das Meer sah, bis nach San Vincenzo – alles unter Autopilot. Ich bin wirklich stolz, wie hervorragend die Technik an Bord arbeitet. Der Himmel war heute meist voll tiefer Wolken, selten kam die Sonne durch. Unter diesen tief hängenden Wolken war die Sicht außergewöhnlich gut, und man konnte die toskanischen Inseln hervorragend sehen. Doch das war verwirrend. Was zunächst Elba sein musste, konnte es doch nicht sein, und diese drei weiteren Inseln? Ist das alles schon Korsika? Nein, die Sicht war so gut, dass man nur das hohe Land, nicht aber das flache sehen konnte. So war zunächst der Monte Massoncello eindeutig eine Insel, die Passage zum Land hin ganz klar zu befahren, dabei gibt es natürlich gar keine Passage, und Elba war so deutlich als drei Inseln im Meer zu sehen, dass man wirklich staunen konnte.

Elba

Drei Novembertage lang umrunde ich die größte Insel des toskanischen Archipels, das wunderschöne Elba, das es mir an seiner Westküste nicht gerade leicht macht. Bei einem schönen beständigen Südwind segele ich zunächst mit Amwindkurs vom Festland bei Populonia hinaus und komme westlich vom Capo de la Vita in Landnähe der Insel. Von hier geht es über die große Bucht von Portoferraio zum Capo d’Enfola. Marciana Marina erreiche ich gegen vier Uhr nachmittags und mache an der großen Mole fest. Es ist trostlos und verlassen. Oje. Ich laufe durch die Straßen. Leider gibt es keine Busverbindung nach Portoferraio mehr. Es ist kalt. Ich sitze eine Weile in der kleinen Kirche des Ortes. Ich vermisse meine Kinder. Schließlich lasse ich mich aber auch nicht unterkriegen, gehe in den Supermercato und kaufe ordentlich zu essen ein. Unter dem Stoffdach der OCTOBER brutzelt bald darauf ein dickes Steak mit Mais, ein großes Bier dazu, nachher schwarzen Tee mit Honig und Waffeln und zum Schluss Schokolade und Mirto. Schön warm ist es geworden. Wir sind auf Elba!

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Mit geschrickten Schoten über den Golfo della Spezia.

Weiter bis zum Erreichen des Cap San Andrea gibt es nichts Außergewöhnliches zu berichten. OCTOBER arbeitet sich unbeschwert durch die leichten Böen, die aus allen vier Himmelsrichtungen zu ihr kommen, weiter draußen tauchen ein paar Delfine auf. Doch dann beginnt sich der Wind zu stabilisieren, kommt jetzt nur noch von vorn und nimmt kontinuierlich zu. Wellen, Kabbelsee und Gegenwind werden ab Punta Polveraia so stark, dass OCTOBER fast zum Stillstand kommt. Wir kehren um, erreichen unter Fock die kleine Mole am Punta Polveraia. Dunkle Kumuluswolken fegen über den Monte Capanne, dazwischen scheint die Sonne. Mit etwas Improvisation kann ich OCTOBER an der recht ungeschützten Mole mit wenigen Zentimetern Wassertiefe vertäuen und ruhe mich aus. Zwei Stunden später jedoch nehme ich schließlich meinen Mut zusammen, fülle den kleinen Tank des Außenborders bis oben hin, verzurre nochmal das Großsegel enger am Mast und lege ab. Ich gebe ordentlich Gas und ducke mich tief ins Boot. Obwohl sich mein Kurs nach jedem Kap erst mehr nach Süd, dann weiter nach Osten ändert, kommt der Wind, genau wie ich es schon befürchtet hatte, immer exakt von vorn. Dieser Wind schmiegt sich außen entlang an der gesamten felsigen Westküste Elbas. Die Wellen sind beachtlich, der Gegenwind lässt mich kaum mehr vorankommen. Erst nach Passieren des obskuren Punta Nera wird es etwas besser. Angespannt fülle ich mit Kanister und Trichter Benzin in den kleinen Tank des 4-PS-Motors, der brav weiter schnurrt.

Die wunderschöne, im Sommer restlos überlaufene Bucht von Fetovaia öffnet sich vor meinem Bug. Heute habe ich sie für mich alleine. OCTOBER läuft dort auf den Sandstrand, ich bade. Die Westküste Elbas liegt hinter mir. Von nun an hat OCTOBER den Wind von der Seite, an dem sie vergnügt und schnell durch die konfusen Wellen dahinschießt, um die sicheren Molen bei Marina di Campo anzusteuern. Am Capo di Poro begegnen wir seit dem frühen Vormittag wieder einem ersten Boot. Es sind Fischer, die uns, als wir auf gleicher Höhe sind, »Bella Barca!« zurufen, woraufhin ich »Bella Isola!« zurückrufe.

Auch in Marina di Campo ist alles geschlossen, doch gefällt es mir ungleich besser als in Marciana Marina. Warum? Wahrscheinlich liegt es an Kleinigkeiten. Gleich nach dem Anlegen verfange ich mich am Steg in eine einstündige Unterhaltung über Boote, Bootsbau und »Cultura del Mare«, die den Italienern, nach Meinung meines Gesprächspartners, abhandengekommen ist. Im Gegensatz zu den Engländern, deren Boote er verherrlicht und deren Meer und Küste er als unbarmherzig raue Realität einstuft – natürlich ohne je dort gewesen zu sein.

Vergiss nicht wie sich das anfühlt – schreibe ich in mein Logbuch –, wenn Hände und Füße gut durchblutet sind, mit den Venen unter der gebräunten Haut, die Hände sich vom Salzwasser leicht geschwollen und schwer anfühlen, der Nachtwind bläst, dein Boot leicht über sandigem Ankergrund schaukelt, der Mond zwischen den Wolken durchscheint und du überhaupt keine Sorgen hast.

Mein Kurs führt weiter quer über tief ins Land einschneidende Buchten von Kap zu Kap und zu den Zwillingsinseln bis hinaus zur Südspitze Elbas, dem Punta dei Ripalti. Hier kann OCTOBER an der Ostküste Elbas Richtung Nord abdrehen. Der Wind ist leicht, bringt uns aber gut voran. Als ich auf Höhe von Rio Marina bin, steuere ich kurz entschlossen hinaus und hinüber zum »Continente«. Mit einem sanften und warmen Südwind zieht OCTOBER einen großen Bogen, bis wir schließlich im Dunklen die Hafenfeuer von Portiglione erreichen. Ich entscheide mich, in den kleinen Fluss einzulaufen, dem wir bis vor die erste Brücke folgen. Alles ist dunkel und verlassen. Wie festgeschraubt, so ruhig liegt OCTOBER über Nacht in dem braunen Flusswasser. Am Morgen ist es feucht. Doch bin ich gut gelaunt. Gleich nach Verlassen des Hafens kommt die Sonne und verspricht einen richtig warmen Tag. Es herrscht absolute Flaute. Eine Stunde lang rudere ich – als Morgengymnastik – in meiner Turnhose durch den Sonnenschein, dann kommt ein Hauch aus Nordwest, und OCTOBER zieht ganz, ganz langsam von alleine unter Segel weiter. Alles ist still, scheint noch zu schlafen, an dieser grünen Küste der Maremma, doch ist es warm wie im Sommer. Zeit, mich und OCTOBER zu pflegen und zu putzen, eben alles in Ordnung zu bringen, während der leise unter Deck ruckelnde Autopilot uns auf Kurs hält. Was macht es schon aus, wenn man langsam, ja sogar extrem langsam segelt, vorausgesetzt man ist One-Way unterwegs. Müsste man abends oder in den nächsten Tagen die gleiche Strecke zum Ausgangshafen zurückkehren, fände ich ein so langsames Dahinsegeln unnütz und vielleicht sogar langweilig. Wir aber segeln immer weiter und kommen wohl nie wieder hierher zurück. Da ist es etwas ganz anderes!

Die Fahrt nahe entlang einer Küste ist allein schon eine wunderbare seglerische Disziplin. Der Kurs wird durch die Form des Landes bestimmt, der Segler folgt immerfort der gewundenen Küstenlinie, er hat keine freie Kurswahl im grenzenlosen Ozean, sondern führt ein enges Spiel mit der Geografie, eine seglerische Herausforderung ähnlich einem Hindernislauf, bei dem sich einem Küstensegler das Land von Kap zu Kap, von Bucht zu Bucht immer wieder aufs Neue eröffnet, während er sich weiter und weiter voranarbeitet. Ich kenne das gut, denn ich bin schon einige Tausend Meilen mit größeren und kleineren Booten an Küsten entlanggesegelt.

Über die grüne Küste und das Naturschutzgebiet der Maremma fegen noch kalte Böen aus Nordost, doch dann zeigen sich Wind und Wetter versöhnlich: Alles kommt zur Ruhe, von Stunde zu Stunde schwächt sich der Wind ab, sodass OCTOBERS Segelfläche nahezu stündlich vergrößert wird. »Der Cruiser setzt seine Segel entsprechend den stärksten Böen, der Racer entsprechend den niedrigsten Windgeschwindigkeiten zwischen den Böen.« Dieser alten Weisheit, wie sie Uffa Fox einst formulierte, folgend, ist OCTOBER FIRST