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Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

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4.

5.

6.

7.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2464

 

Das Archaische Programm

 

Sie sind Zauberlehrlinge wider Willen – die Vergangenheit erwacht

 

Arndt Ellmer

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Die Lage für Perry Rhodan und die Menschheit ist verzweifelt: Eine gigantische Raumflotte, die Terminale Kolonne TRAITOR, hat die Milchstraße besetzt. Sie wirkt im Auftrag der Chaotarchen, und ihr Ziel ist kompromisslose Ausbeutung.

Die Milchstraße mit all ihren Sonnen und Planeten soll als Ressource genutzt werden, um die Existenz einer Negasphäre abzusichern. Dieses kosmische Gebilde entsteht in der nahen Galaxis Hangay – ein Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.

Mit verzweifelten Aktionen gelingt es den Menschen auf Terra und den Planeten des Sonnensystems, dem Zugriff der Terminalen Kolonne standzuhalten. Sie verschanzen sich hinter dem TERRANOVA-Schirm und versuchen, die Terminale Kolonne zumindest zu stören.

Währenddessen halten sich die SOL, die RICHARD BURTON und ihr Raumschiffsgeschwader in der Galaxis Hangay auf, um vor Ort gegen TRAITOR vorzugehen. Für Perry Rhodan und die Besatzung der JULES VERNE, die unterwegs in Richtung Milchstraße sind, tauchen an Bord des GESETZ-Gebers grundlegende Probleme auf. Während der Terraner versucht, die Kontrolle über CHEOS-TAI zu bekommen, startet DAS ARCHAISCHE PROGRAMM …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Curcaryen Varantir – Der algorrianische Potenzial-Architekt sieht sich einer Technik gegenüber, die er nicht versteht.

Mondra Diamond – Perry Rhodans Gefährtin ist überzeugt davon, dass es in CHEOS-TAI noch überlebende Besatzungsmitglieder geben muss.

Perry Rhodan – Der Terraner muss eine Entscheidung über den Weiterflug des GESETZ-Gebers treffen.

Taffanaro – Ein Diener der Kosmokraten erwacht.

1.

 

»Dieses Ding verweigert die Zusammenarbeit!« Curcaryen Varantir schnaubte vor Wut. »Es hält mich zum Narren! Und das mir! Mir!«

Er wandte sich zu Le Anyante um, die ihn aus einiger Entfernung musterte. Er kannte diesen Blick, wusste genau, was sie gerade tat. Die Fundament-Stabilisatorin analysierte ihn: seine Bewegungen, seine Gesten, die gesamte Körperspannung und -sprache und leitete daraus Erkenntnisse ab, die jedem anderen verborgen geblieben wären. Sie entdeckte den glimmenden Funken in seinem Innern – und reagierte, ehe er zu einer heißen Lohe werden konnte.

»Was immer es ist, eine Maschine, ein Lebewesen, ein Bewusstsein, CHEOS-TAI kennt weder dich noch deine Verdienste «, antwortete sie und legte eine deutliche Portion Nachsicht in ihre Stimme. »CHEOS-TAI weiß nicht, dass du der talentierteste Potenzial-Architekt unseres Volkes bist.«

»Bist du sicher, dass dieses Ding es überhaupt wissen will?«

Varantir hielt es nicht mehr auf der Stelle. Er musste sich Luft verschaffen, brauchte Bewegung. Er stürmte auf die goldene Hallenwand zu, bremste kurz davor ab und rannte dann an ihr entlang, eine Umrundung, dann eine zweite.

Le Anyante wusste, dass er damit die beiden widerstreitenden seelischen Pole, die ihn derzeit beherrschten, zum Ausdruck brachte: wegzuwollen und zugleich vor Ort zu bleiben. Frust und Ehrgeiz, eine brisante Mischung, ganz besonders für einen Algorrian und bei ihm gleich doppelt und dreifach. Niemand wusste das so gut wie sie.

»Du bist schnell!«, lobte sie ihren Partner.

»Lenk nicht ab! Es ändert nichts am Problem! Das bisschen Triebwerkssteuerung hilft uns nicht weiter.« Curcaryen Varantir bremste abrupt ab und kam zum Stehen, seine weichen Fußballen verursachten dabei kein Geräusch. »Aber dieses Ding verweigert sich! Sieh dich doch um!«

Er wies in das leere, weite Rund der Halle: ein Kuppeldom von 250 Metern Durchmesser und einer Zenithöhe von 150 Metern. Es gab keinerlei Einrichtungsgegenstände, der Saal war so leer, wie ein Raum nur sein konnte, in dem sich zwei Lebewesen aufhielten. Eine leere Halle ohne Nutzung – in einem derart riesigen Gebilde konnte man bestimmt Tausende solcher Räume finden.

Wer hätte darin die Lenkzentrale des gigantischen kugelförmigen Kosmokratenraumers vermutet?

Aber CHEOS-TAI war ein GESETZ-Geber, und jeder Kubikmeter seines Rauminhalts diente irgendeinem Zweck, besaß eine Bedeutung oder Funktion. Vor zwanzig Millionen Jahren hatte dieses Raumschiff eine bedeutende Rolle bei der Retroversion der Negasphäre von Tare-Scharm gespielt.

Und jetzt hatte er sich den Terranern und ihren Verbündeten erneut in die Hände begeben. Da sollte man doch annehmen, dass CHEOS-TAI ein Interesse an der Zusammenarbeit besaß!

Aber genau einer solchen Zusammenarbeit verweigerte er sich, indem er die Algorrian an keinerlei Steuerungsinstrumente heranließ.

»Konzentrier dich!«, sagte Le Anyante, schärfer diesmal. »Denk an unsere Kinder, die auf Evolux zurückgeblieben sind. Wir wollen zu ihnen zurück, so schnell wie möglich. Aber sie sind groß genug, um auch ohne uns zurechtzukommen.« Sanfter fügte sie dann hinzu: »Wenigstens für eine Weile, Liebster.«

Die unsterblichen »Liebenden der Zeit« hatten ihre Nachkommen auf der Weißen Welt der Kosmokratendiener zurückgelassen, weil dort das Volk der Algorrian neu würde entstehen und sich seiner Liebe zur Technologie würde hingeben können: Die Zeit der Potenzial-Architekten kehrte wieder …

Niemand wusste zu sagen, wohin es sie noch führen würde, doch zunächst war Evolux der beste verfügbare Standort, ihren letzten Domizilen deutlich überlegen.

Varantir hoffte inständig, dass CHEOS-TAI über keine jener Unterlagen verfügte, die die Algorrian als abtrünniges Dienervolk klassifizierten, und seine Verweigerung auf diese Angaben zurückzuführen war. Die Geschichte war kompliziert, aber obwohl alte Daten den Verdacht nahelegen würden, waren die Algorrian keineswegs Feinde der Kosmokraten.

Er kehrte zu Le Anyante zurück und nahm neben ihr Aufstellung. Ihre Hinterleiber berührten sich, es war das Maximum an persönlichem Kontakt, das sie sich gegenwärtig erlaubten.

»Also gut. Fangen wir von vorn an!« Er wandte sich an die Automatenstimme, den einzigen Beweis dafür, dass CHEOS-TAI sie überhaupt wahrnahm, wenn vielleicht auch nur mit einem Billionstel seiner Rechenkapazitäten.

»Gib mir sofort die internen Steuereinheiten der Zugänge und Ausgänge aller Sektionen des GESETZ-Gebers!«, befahl er.

Zur Überraschung der beiden Algorrian materialisierten umgehend mehrere Dutzend Steuerkonsolen. Ein paar davon gruppierten sich hufeisenförmig um den Potenzial-Architekten. CHEOS-TAI hätte nicht deutlicher signalisieren können, wer an Bord das Sagen hatte.

»Alle stehen zu deiner Verfügung«, erklärte die Automatenstimme, als handele es sich um das Selbstverständlichste der Welt.

Auf den Oberflächen der Projektionen bildeten sich unterschiedlich gefärbte Flächen aus. Über jeder schwebte ein Hologramm mit Schriftmustern in der Sprache der Mächtigen, die Hinweise auf die Bedeutung der einzelnen Farben gaben.

Lila stand für Kommando zurücknehmen, Blau für Kommando bestätigen. Lichtblau öffnete Türen und Schotten.

Argwöhnisch fuhr er mit seinen vier Händen an den unterschiedlich gefärbten Flächen entlang. Gab es verborgene Sicherungen oder Fallen für unautorisiertes Personal? Waren die Konsolen gesperrt?

Varantir entdeckte Orange mit den Schriftzeichen für Information. Er berührte die Fläche. Eine schmale Säule entstand über der Projektion. Sie enthielt Detailhinweise zu einzelnen Sektoren wie Hellrosa, Dunkelrosa, Hellgrün, Blassgrün und so weiter.

Leuchtend Gelb stand für Kommandoauswahl. Auch das wusste er schon.

Entschlossen wandte er sich der linken Seite der Projektion zu und berührte die weiße Fläche.

»Auswahl nur in einer Kampfsituation möglich!«, signalisierte ein Schriftzug.

Curcaryen Varantir gab ein unwilliges Knurren von sich.

Und im Gefahrenfall findet die Kommunikation zwischen dem Kommandanten und den Automaten auf mentalem Weg statt, überlegte er.

»Ich versuche es noch einmal.«

Irgendwo besaß auch eine Maschine wie der GESETZ-Geber Schwachstellen, selbst wenn der Gigant tausendmal über Selbstreparatursysteme verfügte. Er nahm sich vor, dahinterzukommen.

»Projektionen auflösen«, forderte er das Steuergehirn auf. »Ich brauche die Bedienkonsolen der Waffensysteme.«

»Extern oder intern?«

»Extern!«

Die Antwort war so lapidar wie logisch. »Da keine Bedrohung vorliegt und sich das Schiff im Hyperraum befindet, lassen sich keine externen Waffensysteme aktivieren!«

»Dann die internen!« Er überlegte, ob er als Potenzial-Architekt eigene Kreationen erschaffen und in das Innere von CHEOS-TAI implementieren sollte.

»Auch hier liegt keine Bedrohung vor.«

»Dies ist ein Test!«, grollte er. »Fahre eine entsprechende Simulation!«

Anstelle der bisherigen Holo-Konsolen materialisierten andere in weitaus größerer Stückzahl. Übergangslos fanden sich in der Halle mehr als hundert einzelne Gruppen, die ihrerseits aus jeweils hundert bis zweihundert Einzelkonsolen und Panels bestanden.

»Wo finde ich das Verteidigungssystem für die Zentrale-Sektion?«

Eine der Konsolen blinkte. Der Algorrian ging dorthin. Er identifizierte die herkömmlichen Energiestrahler und versuchte, sie schussbereit zu machen.

Die Flächen erloschen nacheinander. »Simulation beendet.«

Und alle Konsolen verschwanden.

Curcaryen Varantir schäumte vor Wut.

»Her mit dem ganzen Kram!«, forderte er zornig. »Niemand hat etwas von Pausen gesagt! Los!«

Dieses Mal projizierte CHEOS-TAI nicht einmal eine einzige Konsole.

»Wir sind keinen Schritt weiter als zu Beginn des Hyperraummanövers«, grollte Varantir. »Dieses Ding lässt ein paar Einblicke in seine Systeme zu, mehr nicht. Solange wir nicht in der Lage sind, Änderungen an den Programmen vorzunehmen, kommen wir nicht weiter.«

Er warf den Kopf nach hinten, starrte wütend zu den schwebenden Mikrokameras empor. »Bekommt ihr alles mit?«

In der JULES VERNE beobachteten sie ihn und seine Partnerin. Varantir wusste, dass Rhodan seine eigenen Wissenschaftler mit Müh und Not im Zaum hielt. Sie alle brannten darauf, die Systeme des GESETZ-Gebers zu untersuchen.

Dass der Terraner den Algorrian den Vorzug gab, hielt Varantir für selbstverständlich. Kein Galaktiker in dem Hantelschiff besaß auch nur annähernd die Kompetenz und das Wissen wie er.

»Wo steckt dieser Haluter?«

»Icho Tolot schläft oder meditiert«, erhielt er zur Antwort. Die Stimme unterschied sich für seine Ohren nicht wesentlich von der des Automaten. Sie klang sachlich nüchtern.

»Er sollte hier sein, um uns mit niederen Arbeiten zu assistieren!«

»Varantir!«, mahnte Le Anyante.

»Jemand anders sucht euch an Tolots Stelle auf«, sagte die Stimme.

Der Eingang öffnete sich.

Curcaryen Varantir fuhr herum. Seine schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich.

»Da bist du ja«, sagte Le Anyante, bevor Varantir den Mund öffnete.

Eine Art Sarkophag mit metallenen Tentakeln schwebte vor ihnen. Dahinter strömten mehrere hundert Techniker und Wissenschaftler in die Halle.

»Wir werden euch unterstützen«, klang es aus dem Sarg, und Malcolm S. Daellian fuhr fort: »Über eines sollten wir uns aber alle im Klaren sein: Wir werden CHEOS-TAI nie vollständig beherrschen.«

Curcaryen Varantir hätte dem knapp über dem Boden schwebenden Überlebenstank am liebsten einen Tritt verpasst. Unglücklicherweise stand Le Anyante im Weg.

 

*

 

Fast zum Greifen nah waberten die Hyperenergien. Sie changierten rötlich, wirkten wie von pulsierenden, lebendigen Blasen durchzogen. Es war wie das Bild eines Künstlers aus der Zeit der Fiktivspiele von Arkon.

Perry Rhodan ließ sich von dem schönen Anblick keine Sekunde täuschen. Jenseits des offenen Hangarschotts, jenseits des Energieschirms, wartete auf Lebewesen des Standarduniversums lediglich das Verderben.

Und dennoch versprach der Anblick gleichzeitig auch so etwas wie Hoffnung: Er zeigte dem Unsterblichen, dass er sich auf der Reise nach Hause befand.

Inzwischen war der 2. Juli 1347 NGZ Bordzeit angebrochen. Vor 24 Stunden hatte CHEOS-TAI die Galaxis Tare-Scharm verlassen. Bei einem Überlichtfaktor des GESETZ-Gebers von 45 Millionen veranschlagten sie für den Flug in die heimatliche Milchstraße ungefähr 66 Tage. NEMO prognostizierte daher ihre Ankunftszeit auf den Zeitraum vom 6. bis 10. September 1347 NGZ.

Rhodans Gedanken schweiften ab in die Vergangenheit zu dem Tag, als sie aufgebrochen waren. Ein Jahr und zweieinhalb Monate waren für die Frauen und Männer der JULES VERNE vergangen, seit sie am 15. April 1346 NGZ den Kontextsprung in die Vergangenheit gewagt hatten. Nun waren sie zurückgekehrt, doch niemand an Bord des Hantelschiffs konnte sagen, welches Jahr sie bei ihrem Rücksprung wirklich erreicht hatten. So wurde die ursprüngliche Bordzeitrechnung notgedrungen weitergeführt.

Eigentlich hatte Perry Rhodan gehofft, die Verwendung des exklusiven Kontextwandlers würde ihnen eine Rückkehr ohne Zeitverlust in die Gegenwart ermöglichen, doch darin sah er sich getäuscht. Und das, obwohl die Zeit knapp war. TRAITOR war so gewaltig, dass mit jedem Tag das »gefühlte« Risiko, eine eroberte oder zerstörte Erde vorzufinden, exponentiell stieg.

Niemand diskutierte die Frage, aber jeden bewegte sie: Kamen sie rechtzeitig, oder war es für eine Retroversion zu spät?

Rhodan ertappte sich dabei, wie er sich unauffällig umsah und in den Gesichtern der Männer und Frauen auf COMMAND zu lesen versuchte. Er fragte sich, was er darin zu lesen hoffte. Zuversicht? Trost? Resignation?

Ich mache mich selbst verrückt!, erkannte er und wischte die Gedanken beiseite.

Die Männer und Frauen in der Hauptleitzentrale der JULES VERNE arbeiteten konzentriert an diesem Mammutprojekt, das sie sich für die Dauer des Heimflugs vorgenommen hatten, nämlich die Erkundung und Erfassung des 1126 durchmessenden Gebildes CHEOS-TAI mit Schwerpunkt auf den technischen Anlagen.

Die Schwierigkeiten in der Lenkzentrale des GESETZ-Gebers waren kein guter Anfang. Zwar funktionierte CHEOS-TAI bisher problemlos, dennoch hatte Rhodan Bedenken, die 100.000 Jahre dauernde Selbstreparatur des GESETZ-Gebers könnte nicht ganz reibungslos vonstattengegangen sein. Wer zuvor an die Unfehlbarkeit und Unzerstörbarkeit von Kosmokratentechnik geglaubt hatte, war durch den misslungenen Flugversuch der Kobaltblauen Walze PENDULUM eines Besseren belehrt worden.

Ein GESETZ-Geber, der im entscheidenden Augenblick nicht richtig funktionierte, bedeutete für die Lokale Gruppe und ihre Völkerschaften eine Katastrophe. Ganz abgesehen davon richtete CHEOS-TAI allein nicht viel aus, selbst wenn er aufgrund seiner Sonderkonstruktion für den entscheidenden Impuls im Zusammenhang mit der Retroversion sorgte.

Ohne Thermodyn-Ingenieure und Tefta-Raga würde er nicht einmal dazu in der Lage sein. Die Besatzung des GESETZ-Gebers hatte in der entscheidenden Phase der Auseinandersetzung mit den Chaosmächten den Tod gefunden. Damals war CHEOS-TAI schwer beschädigt worden.

Sie kehrten also nur vordergründig mit vollen Händen nach Hause zurück, weil sie die Aufzeichnung der Retroversion mitbrachten, die der Nukleus dringend benötigte. Und weil sie einen GESETZ-Geber flogen. Doch CHEOS-TAI blieb in ihren Händen nicht viel mehr als ein schneller Transporter.

Rhodan wusste, dass das Curcaryen Varantir und Le Anyante nicht passte. Sie begleiteten den Flug, um die Steuerung des GESETZ-Gebers zu erlernen und nach dessen Mission in Hangay mit ihm zurück nach Evolux zu fliegen, wo ihre Kinder sie erwarteten.

Wenn das nicht klappte, würden die beiden Algorrian Schwierigkeiten machen. Er konnte ihnen deswegen nicht einmal gram sein.

Rhodan warf einen Blick auf den Holo-Globus, der vom Grund seines Projektorsockels über zwei Etagen aufragte – siebzehn Meter hoch, ein ständig sich veränderndes Gebilde mit Dutzenden von Darstellungen aus allen möglichen Teilen der JULES VERNE. Die Inhalte bewegten sich und verliehen dem Gesamtglobus ein gespenstisches Leben.

Er zeigte auch den Hangar, in dem statt des Obelisken AMU die JULES VERNE stand. In seinem mittleren Teil bildete der Globus, gut einsehbar von beiden Ebenen der Hauptleitzentrale, die Kuppelhalle des GESETZ-Gebers ab, in der die beiden Algorrian und Daellian mit seinen Spezialistenteams arbeiteten.

Sie kamen nicht voran. Außer simplen Steuerbefehlen für das Manövrieren im Normalraum – so geschehen in Tare-Scharm beim Anflug auf Evolux – akzeptierte der goldene Carit-Gigant nur minimale Anweisungen der Wissenschaftler.

Er spielt mit ihnen!, vermutete Rhodan. CHEOS-TAI nimmt Anweisungen nur von mir und von in seinen Speichern definierten Lebewesen entgegen. Und dieses Kriterium erfüllt sonst niemand an Bord …

Doch was geschah, wenn er schlief oder bewusstlos war? Er ahnte, dass der Gigant dann einfach abwartete, bis er wieder mentalen Kontakt zu ihm herstellen konnte. Wegen seiner Ritteraura akzeptierte ihn das Steuergehirn. Ein Ritter der Tiefe durfte einen GESETZ-Geber kommandieren – zumindest weitgehend. Allerdings unterstellte CHEOS-TAI einem Kommandanten, keine Ahnung von Detailvorgängen zu haben. Deshalb beschränkten sich dessen Zugriffsmöglichkeiten auf globale Anweisungen und Eingaben. In den Augen des Terraners war das ein Grund, den beiden Algorrian möglichst schnell Erfolg zu wünschen.

Als sich Curcaryen Varantir nach einer Weile meldete, wunderte es ihn nicht.

»Varantir an Rhodan«, drang seine Stimme aus dem Holo-Globus. »Wir müssen miteinander reden. Ich kehre in die JULES VERNE zurück.«