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Nr. 175

– Im Auftrag der Menschheit Band 139 –

 

Die wandernde Seele

 

Atlans Sohn berichtet – der Wanderer durch Zeit und Raum

 

von Hans Kneifel

 

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Auf den Stützpunkten der USO, den Planeten des Solaren Imperiums und den übrigen Menschheitswelten schreibt man den Monat Februar des Jahres 2844.

Lordadmiral Atlan und der geheimnisvolle Chapat sind von Ronald Tekener und Sinclair Marout Kennon, den beiden Mitgliedern des Psycho-Teams der USO, aus der Gewalt Alfo Zharadins, der sie mittels der Illusionsmaschinen in die Vergangenheit Arkons versetzt hatte, befreit worden.

Während S. M. Kennon, der Krüppel im Körper eines Roboters, sich anschickt, mit Hilfe einer Illusionsmaschine Arkon in seiner Blütezeit aufzusuchen, fliegen Atlan, Tekener und Chapat nach Quinto-Center, dem USO-Hauptquartier.

Hier, inmitten technischer Perfektion und absoluter Sicherheitsvorkehrungen, will der Lordadmiral versuchen, Chapats Geheimnis zu lüften und eindeutig festzustellen, ob der junge Mann tatsächlich mit dem von ihm und der Varganin Ischtar vor Jahrtausenden gezeugten Sohn identisch ist.

Atlan bringt Chapat zum Sprechen – und erfährt eine phantastische Story. Es sind Erlebnisse und Ereignisse, die sich ranken um DIE WANDERNDE SEELE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Lordadmiral soll Ischtar Hilfe leisten.

Chapat – Atlans Sohn berichtet.

Agham, Ekkotask, Urgiah Moos und Panthio Aggion – Gastkörper bei Chapats Wanderung durch Zeit und Raum.

Groskorl und Sheena – Chapats Freunde und Weggefährten.

1.

 

Hinter Agham, dem zwanzigjährigen Kaziken des Stammes, formierte sich fast geräuschlos der lange Zug der Rodamons. Hinter den eckigen Schädeln der Riesentiere saßen die Lenker, die ihre Stichelhaken geschickt und schnell handhabten. In den kleinen Kanzeln auf den Rücken der Tiere kauerten die Schützen. Alles ging in völliger Geräuschlosigkeit und sehr geordnet vonstatten.

Die Jagd auf die Nachtbestien begann.

Agham hob den Arm und winkte mit einem weißen Leinenfetzen, dann zischte er dem Schützen in seinem Rücken zu: »Geradeaus! Und dann teilt sich der Zug auf und durchkämmt das Gebiet bis zum Berg!«

»Bis zum Berg, Agham? Du willst die ganze Nacht jagen?«

Einen flüchtigen Augenblick lang sah Agham das erschrockene Gesicht des Schützen. Dann lachte er kurz und antwortete leise:

»Ich will es! Wir müssen die Bestien bis nach der Ernte vertreiben. Sie reißen uns sonst die Weidetiere und die Frauen!«

»Du hast es befohlen!«

Langsam setzte sich das Führungstier in Bewegung. Es war höher als vier Männer und hatte einen pechschwarzen Pelz. An den Gelenken schimmerten hornige Platten mit scharfen Knochenspitzen. Zwei lange, aufwärts gekrümmte Stoßzähne und ein Doppelrüssel mit einem giftigen Dorn an jeder Spitze bewegten sich nach rechts und links und schoben Büsche und Zweige zur Seite. Die langen Beine der Tiere bahnten sich eine Gasse durch den verfilzten Dschungel.

Vor einer Stunde hatte die Nacht begonnen.

Noch sahen sie nicht die vielen funkelnden Sterne über Haghjameite. Aber jenseits der Felder, hinter dem Ufer des riesigen Sees, zeigte ein messerscharfer Streifen scharfer, weißer Helligkeit das Ende der Dämmerung an. Zwölf Tiere und sechsunddreißig Jäger des großen Stammes waren aufgebrochen, um die Bestien zu vertreiben und so viele von ihnen zu töten, wie es nur möglich war. Zweige schnellten klatschend zurück, trockene Äste brachen mit lauten Geräuschen. Aus dem Dschungel wehte eine feuchte, stinkende Luftflut heran.

»Agham! Dies ist die Nacht!«, flüsterte Groskorl Thuar'aska, der erfahrenste Schütze des Haghjameite-Stammes.

»Welche Nacht?«, wisperte Agham zurück. Er war vor wenigen Jahren zum Stamm gestoßen. Ihn umgab ein düsteres Geheimnis, das ihn manchmal schlaflos ließ und ihn zu einer Gestalt aus einem alten Stammesmärchen machte. Aber er war der unwidersprochene Kazike des Stammes.

»Die Nacht, in der alles geschehen kann. Spürst du es nicht? Die Geister des Wasserwaldes machen sich auf!«

Agham hob die Schultern und schaute von dem schaukelnden Rücken des Tieres in die Dunkelheit. Nichts war zu erkennen außer den Lichtpunkten auf den Flügeln von Nachtschmetterlingen.

Diese Nacht, dachte der junge Kazike, war abermals eine Nacht der Gerüche und der Geräusche. Vieles davon kannte er: die schmatzenden Töne, mit denen die Rodamons ihre riesigen Füße aus dem Morast zogen, die vielfältigen Geräusche der sich bewegenden Blätter und Ästchen, Äste und Wurzeln, der splitternden Stämme und der Vögel, die flatternd und kreischend aus ihren zerstörten Nestern flohen.

Der schwere, feuchtigkeitsgesättigte Atem der Tiere, das Rumpeln ihrer Mägen und Därme, in denen sie die Pflanzen verdauten, die leisen Worte, mit denen sich die Lenker und die Schützen und Jäger miteinander verständigten. Unmerklich wurde aus der langen Linie der zwölf Tiere ein Triangel, dann eine Linie, dann waren die runden Bäuche der Tiere nur noch fünf oder sechs Mannslängen voneinander entfernt. Wie eine lebende Mauer schoben sich die Kolosse dem fernen Berg entgegen, der in der Mitte der Nacht wieder einen Strom glühenden Gases entlassen und die Nacht zum Tag machen würde.

Die Geräusche waren weniger vertraut ...

Nachdem sie die Zone der Lagerfeuer und der ummauerten Herde verlassen hatten, war auch der Geruch nach Braten und Gesottenem zurückgeblieben. Jetzt stank es nach dem durchdringenden, ätzenden Schweiß der Rodamons, nach den Ausdünstungen der Jäger und dem schwefligen Material ihrer Lichtpfeile. Der sumpfige Boden roch nach Fäulnis, Verwesung und Aas. Und die zurückschnellenden Zweige überschütteten die Jäger mit einem übelriechenden Regen aus klebriger Flüssigkeit. So ging es weiter, in einer unregelmäßigen Reihe, der riesige Rodamonbulle mit den kampfbereit vorgeschobenen Schultern in der Mitte.

»Die Geister des Wasserwaldes stinken!«, gab Agham lachend zur Antwort.

Groskorl Thuar'aska war sein bester Freund. Der Jäger hatte ihn, der sich plötzlich in dem Körper eines der Haghjameite-Eingeborenen gefunden hatte, aufgenommen, verpflegt und ausgebildet. Innerhalb ganz kurzer Zeit hatte Agham ihn überholt und sich zum Kaziken des Stammes gemacht. Aber er sprach niemals über sein eigenes Geheimnis.

Meine Seele ist auf der Wanderschaft, seit ich geboren wurde. Dieser Gedanke spukte unablässig durch die Überlegungen des schlanken, sehnigen Häuptlings.

»Nein! Es ist die Nacht, in der unsere Seelen leiden werden. Ich bewundere deine Kühnheit, Kazike!«, flüsterte Thuar'aska zurück und warf Blicke nach allen Seiten. Sie waren allein in der Kanzel, schwer bewaffnet und entschlossen, die Nachtbestien über den Pass zurückzutreiben.

»Es ist keine Kühnheit. Es ist eine Notwendigkeit! Denke an die schwangeren Frauen!«, gab Agham zurück.

»Daran denke ich, sonst wäre ich nicht hier!«

Jetzt änderte sich die Zusammensetzung des Waldes. Immer weniger Büsche und Lianen gab es, die Stämme wurden dicker und höher. Nach allen Seiten flüchteten erschreckte Tiere.

Die Rodamons kamen schneller vorwärts. Noch wurden die Fackeln nicht angezündet, aber der Männer und der Kampftiere bemächtigte sich die Erregung der unmittelbar bevorstehenden Kämpfe.

Der Kazike schloss die Augen und lehnte sich gegen die Rückwand des geflochtenen Korbes.

Die Ereignisse, die ihn hierher geführt hatten, lagen für ihn im fernen Nebel schwindender Erinnerungen. Er sah sich vor einem riesigen Gegenstand stehen, der an einen Berg erinnerte. Eine Stimme sagte zu ihm, er sei ausgesetzt, um sich zu bewähren. Sein Körper sei verändert worden, weil ihn sonst die Eingeborenen von Haghjameite töten würden. War es eine Frau gewesen, die ihn aussetzte? Seine Mutter? Er ahnte vieles, aber er wusste es nicht mehr genau.

Er war schwarzhaarig wie alle Bewohner dieses Landes. Sein Körper bestand nur noch aus schnell arbeitenden, zähen Muskeln und starken Knochen. Nur sein Verstand hatte sich nicht verändert. Er hatte sich nur den Überlebensmöglichkeiten des Planeten Haghjameite angepasst. Er war der schnellste und beste Jäger des Stammes geworden, und unter seiner Führung hatte sich die Siedlung in den letzten Jahren zu einem reichen, gesunden Stamm entwickelt. Zu seinen ersten Taten gehörte auch der Wall, der die Siedlung umgab und jedes Jahr an einer anderen Stelle neu gepflanzt wurde.

»Wir kommen in das Gebiet der Bestien, Agham!«, erinnerte ihn Groskorl.

Agham öffnete die Augen und starrte nach vorn, dann wandte er sich den fast unsichtbaren Schatten der dahinstürmenden Tiere rechts und links des Leitrodamons zu. Jetzt rannten die zwölf Tiere fast mit voller Kraft zwischen den Stämmen dahin und schlugen mit den Doppelrüsseln die letzten kleinen Hindernisse zur Seite. In fünfhundert Schritten Entfernung endete der Wasserwald und ging in die hügelige Ebene über.

»Dort vorn! Siehst du das Tier?«

Die scharfen, geübten Augen des Jägers neben Agham hatten die erste Bestie entdeckt. Diese Tiere lebten in Rudeln, immer hungrig und das ganze Jahr über von einer tödlichen Angriffslust, in der Ebene zwischen Waldrand und Berg. Aber in der Erntezeit warfen sie ihre Jungen und dann schwärmten die erwachsenen Tiere aus und überfielen alles, was sich bewegte. Bis vor zwei Jahren waren die Opfer unter der Bevölkerung grauenvoll hoch gewesen, jetzt schützte der Wall ein wenig, und die planmäßigen Jagden, die Agham durchführte, hatten die Tiere meist erfolgreich dezimiert und vertrieben.

»Ich sehe es. Das ist das Zeichen!«

Agham riss das geschwungene Horn aus der Halterung, füllte seine Lungen mit Luft und blies hinein. Ein langgezogener, schauerlicher Ton hallte durch den Wald.

Dann wurden die Fackeln angezündet. Auf scharfe, kurze Kommandos griffen die Rüssel der Rodamons nach oben, packten mit dem hornigen Rand die Fackelschäfte und schwenkten sie. Lodernde Flammen und lange Funken stoben aus den Köpfen der Lichter. In der Ebene begannen die Nachtbestien unruhig zu werden. Ein Rodamon stieß einen Schrei aus, der so laut und so durchdringend wie das Geräusch einer sich öffnenden Erdspalte war.

»Greift sie gnadenlos an!«, schrie Agham.

Die Nachtbestien, rotäugige Tiere mit fahlweißem Fell, waren nicht nur die erklärten Feinde der Bewohner von Haghjameite, sondern auch die Todfeinde der Rodamons. In freier Wildbahn fochten beide Gegner lange und blutige Kämpfe aus, deren Ausgang niemals vorherzusehen war – die Bestien, Anouars genannt, und die Rodamons waren gleichstark, obwohl sie mit verschiedenen natürlichen Waffen ausgerüstet waren. Jetzt begannen alle Rodamons zu schreien und zu trampeln. Die Fackeln in den oberen Rüsseln vollführten wilde Kreise und erhellten die Nacht.

Die Jäger rückten die Pfeile in den Köchern zurecht und federten die Stöße der Tierrücken mit den Knien ab. Ihre dunkelhäutigen Körper waren kaum zu erkennen. Nur die weißen Streifen, die sich vom Kinn über die Brust bis zum Gürtel hinzogen, leuchteten in der Dunkelheit.

»Tod den Anouars!«, kreischte jemand. Wieder stieß Agham mit aller Kraft in das Horn, steckte es weg und griff nach seinem Bogen.

Die Rodamons trabten jetzt schaukelnd und halb wahnsinnig vor Angriffslust zwischen den letzten Stämmen des Waldes hervor. Unter ihren Tritten zerfetzten die Büsche. Plötzlich war die Landschaft vor ihnen von einem Drittelkreis lodernder Flammen erhellt.

Die Anouars röhrten heiser und sprangen, überrascht und noch unentschlossen, hin und her.

Es waren nicht weniger als zwanzig Tiere. Im Licht der Fackeln glühten ihre riesigen Augen auf.

»Nur gezielte, tödliche Schüsse abgeben!«, schrie Agham auf.

Die Schützen standen jetzt in den hüfthohen Kanzeln, die mit breiten Gurten an den Körpern der Rodamons befestigt waren. Auf den Sehnen lagen die langen Pfeile, an deren Schäften breite Streifen brennenden Materials befestigt waren. Endlich entschlossen sich die Anouars. Sie griffen an.

Heiser röhrend, in schnellen und weiten Sprüngen, kamen sie näher. Sie kämpften mit der Taktik, die ihnen von der Natur vorgeschrieben war. Jeweils zu dritt oder zu viert griffen sie eines der riesigen Tiere an. Die Rodamons senkten die Köpfe und rollten die unteren, längeren Rüssel auf. Die langen Stoßzähne funkelten im Sternenlicht.

Einige lange Momente verstrichen, während sich der Drittelkreis der Rodamons und die kleinen Gruppen der Anouars einander näherten.

Dann zog Agham die Sehne seines Bogens bis ans Ohr durch, zielte sorgfältig und löste den Griff.

Der erste Pfeil schnellte von der Sehne. Die breite Reibefläche strich entlang des Griffes, der mit in Harz festgebackenem Gesteinsgries versehen war. Zischend entzündete sich das Phosphor-Magnesium-Gemisch und begann, während der Pfeil in nahezu gerader Linie heulend auf das Ziel zuschoss, hell aufzuleuchten.

Das war das entscheidende Signal.

Neben dem Kaziken stand Thuar'aska Groskorl auf, zog die Sehne aus und schoss. Der Pfeil des Kaziken schlug mit einem dumpf klatschenden Geräusch in den Körper einer Nachtbestie ein. Das Tier sprang heulend und kreischend in die Luft. Der Pfeil brannte hell und beleuchtete den Tod des Tieres, denn der zweite Pfeil bohrte sich mit ungeheurer Wucht, abgefeuert aus einer Entfernung von fünfzehn Mannslängen, genau in die Kehle des Anouars.

Als das Tier, sich überschlagend, zu Boden fiel, war es tot. Nur die Läufe und der lange Schweif zuckten noch. Das vorwärtsstürmende Rodamon zertrampelte den Körper.

Das Rodamon schüttelte ärgerlich trompetend den Kopf, richtete ihn nach links und bewegte ihn ruckartig nach oben.

Die scharfgeschliffene Spitze des Stoßzahns traf das Tier unterhalb der Rippen. Während die andere Bestie ihre langen Krallen links in das Fell des Rodamons schlug, kreischte die von rechts angreifende Nachtbestie gellend auf. Knirschend bewegte sich der Stoßzahn tiefer in den Körper hinein, der von den Beinen und in die Höhe gerissen wurde.

Blut schoss aus der doppelten Wunde und färbte das schneeweiße Fell des Anouars rot. Die Bestie schlug wütend um sich, aber wieder riss das Rodamon seinen Schädel hin und her. Mit jeder Bewegung entwich mehr Leben aus dem getroffenen Körper.

Der zweite Rüssel, der unablässig die Fackel geschwungen hatte, beschrieb einen weiten Bogen und senkte sich nieder, dicht an den Köpfen von Thuar'aska und Agham vorbei. Der weißglühende Kern der Fackel bohrte sich in das Auge des Anouars, der seinen Griff lockerte und zurück auf den Boden fiel.

Das spielte sich in wenigen Sekunden ab.

Das Rodamon rannte ununterbrochen vorwärts. Wieder rissen die beiden Männer die schweren Pfeile aus den Köchern, legten an und schossen auf die schemengleich angreifenden Bestien.

An mindestens zehn Stellen brannten die Reste von Pfeilen in Tierkörpern oder im taufeuchten Gras.

Aber noch immer war die geschwungene Linie der Jäger nicht auseinandergerissen. Sie hatten sich nicht in Einzelkämpfe verwickelt.

»Wir werden sie heute ausrotten!«, keuchte Thuar'aska und schoss abermals einen flammenden Pfeil ab, der eine lange, blutende Wunde in das Rückenfell eines Anouars riss. »Das ist die Nacht der Nächte, Kazike!«

Der Kampf steigerte sich in seinen zweiten Abschnitt hinein.

Die Körbe, in denen die Schützen saßen, hatten sich in feuerspeiende Festungen verwandelt. Die Kolosse tobten über die leicht hügelige Fläche und hinterließen zwölf Bahnen aus niedergetrampeltem Gesträuch und losgetretenen Steinbrocken.

Ununterbrochen gellten die trompetenden Schreie der angreifenden Rodamons.

Wie grellweiße Blitze sprangen die Nachtbestien an den Tieren hoch und versuchten, die Quelle des tödlichen Feuers zu vernichten. Aber ihnen schlugen weitere Pfeile entgegen. Erreichten die Krallen und die furchtbaren Gebisse der Bestien die Ränder der Körbe, dann schlugen die Jäger mit ihren Metalläxten zu.

»Die Nacht hat eben erst angefangen. Der Berg leuchtet noch nicht!«, rief der Kazike zurück. Bisher hatte ihn die Erregung des schnellen Kampfes ausgefüllt, aber jetzt mischte sich in dieses Fieber eine Art kalter Schrecken, dessen Quelle er nicht kannte. Es war ihm, als renne sein Rodamon auf eine gewaltige Gefahr zu, die er niemals erahnen konnte.

Ich bin, seit ich geboren wurde, mit meiner Seele und meinem Körper auf der Wanderschaft!

Aber wann bin ich geboren?

Werde ich wieder weggeholt aus diesem Stamm?

Was hat dieses unheimliche Gefühl zu bedeuten, das ich bisher niemals kennen gelernt habe?

Als ein Anouar von hinten angriff, seine Vorderpranken hochriss und mit den Krallen der Hinterbeine lange Furchen in die ungeschützte Haut des Rodamons riss, kam Agham wieder zu sich. Er hatte eben noch gedacht, dass er vor seiner Zeit hier auf Haghjameite einen anderen Namen gehabt hatte, aber schon reagierte er. Sein Kampfbeil zischte senkrecht herunter und spaltete mit einem furchtbaren Hieb den Schädel der Bestie. Im Todeskampf verbiss sie sich in der Schwanzwurzel des Rodamons, das daraufhin schreiend durchging und auf einen Felsblock zurannte.

»Vorsicht! Festhalten, Groskorl!«, schrie Agham.

Sein Freund hatte eben einen Pfeil von der Sehne geschnellt, der einen Anouar im Sprung erwischt hatte und ihn jetzt zu Boden warf. Das brennende Gift am vorderen Ende des Geschosses wirkte nicht sehr schnell, war aber tödlich.

»Was ist ... ich verstehe!«