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Nr. 183

– ATLAN exklusiv Band 44 –

 

Der Mutantenjäger

 

Er wird gehetzt – eine ganze Welt ist gegen ihn

 

von H. G. Francis

 

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Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man eine Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Nachfolge antreten zu können.

Gegen den Usurpator kämpft Kristallprinz Atlan, der rechtmäßige Thronerbe des Reiches, mit einer stetig wachsenden Zahl von Getreuen und besteht ein gefahrvolles Abenteuer nach dem anderen.

In dieser Zeit der harten Kämpfe und Verfolgungen trachtet inzwischen ein Mann danach, sich auf Arkon zu etablieren und sich einen Namen zu machen.

Der junge Kristallprinz ahnt nichts von der Existenz dieses Mannes. Er kann überhaupt nichts von ihm wissen, denn der Mann ist Terraner und kommt aus dem Jahr 2844, also aus der fernen Zukunft, in der dereinst Atlan, durch einen Zellschwingungsaktivator relativ unsterblich geworden, als Lordadmiral der USO fungieren wird.

Der Mann, von dem hier gesprochen wird, ist USO-Spezialist Sinclair Marout Kennon. Mittels Alfo Zharadins Illusionsmaschine in die Vergangenheit Arkons und in seinen verkrüppelten Menschenkörper versetzt, wendet Kennon seine genialen kriminalistischen Fähigkeiten an, um zu überleben, und wird DER MUTANTENJÄGER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Sinclair Marout Kennon alias Lebo Axton – Der Kosmo-Kriminologe der USO arbeitet in der Vergangenheit.

Gentleman Kelly – Kennons seltsamer Roboter.

Vagont Ternnan und Quertan Merantor – Zwei Polizeipräsidenten.

Larcenia Sammaron – Ein Mädchen wird gesucht.

Apprat Cokret – Ein lebender Toter.

Jektor – Ein Arzt, der Kennon behilflich ist.

Traum oder Wirklichkeit?

Wache ich? Schlafe ich?

Ich denke. Bin ich also?

Wo ist der Anfang jener und der Beginn dieser Zeit?

Wie auch immer Zukunft und Vergangenheit sich gegeneinander vertauschen,

die Gegenwart muss eine Brücke bilden.

Es ist diese Brücke, über die ich gehe.

Wo auch immer sie ist.

 

1.

 

Der Raum wurde durch eine flimmernde Energiewand geteilt.

Auf der einen Seite dieser materieabweisenden Schranke saß ein verkrüppelter Mann auf einem Hocker. Er besaß einen auffallend großen Schädel mit hervorquellenden Augen, abstehenden Ohren und dünnem, strohgelbem Haar. Das linke Augenlid dieses Mannes zuckte ununterbrochen, obwohl er sich Mühe gab, dieses Zeichen seiner Nervosität zu unterdrücken.

Hinter ihm stand ein Roboter, der im Vergleich zu ihm wie ein Koloss wirkte, obwohl er nur zwei Meter groß war. Auf den ersten Blick war zu erkennen, dass er aus zahlreichen Einzelteilen unterschiedlichen Alters zusammengesetzt war. Einige Teile schienen überhaupt nicht zu diesem Robotertyp zu passen. Gentleman Kelly stammte vom Schrottplatz, und das war ihm auch anzusehen. Sein Rumpf bestand aus einem Ovalkörper von etwa einem Meter Höhe. Daran waren die Extremitäten befestigt. Am Rücken waren Haltegriffe und Steigbügel angebracht.

Auf der anderen Seite der flimmernden Energiewand lehnten drei Arkoniden an der Konsole einer Positronik. Einen von ihnen kannte der Verwachsene bereits. Er hatte ihn in 3-D-Vision gesehen. Es war der Präsident der Komitees auf Arkon III. Eihrett Khantron war ein untersetzter Mann mit schlaffen Gesichtszügen, rötlichen Augen und schlohweißem Haar, das ihm bis auf die Hüften herabreichte. Es wurde durch vier breite Spangen aus einem Edelmetall, zu einem Zopf zusammengezwungen. Die beiden anderen Männer kannte der Krüppel nicht.

»Ihr Name ist Lebo Axton«, stellte Khantron fest. »Ist das richtig?«

»Ich kann und will es nicht bestreiten. Wie ist Ihr Name?«

Khantron hob ruckartig den Kopf. Er blickte sein Gegenüber prüfend an. Die Unterlippe sackte ihm leicht nach unten. Er schien überrascht zu sein. Für einen kurzen Moment schien es, als wolle er Axton einen Verweis erteilen, dann jedoch glitt ein leichtes Lächeln über die schlaffen Lippen.

»Ich bin Khantron, Präsident des Komitees auf Arkon III. Dieser Herr hier neben mir ist Vagont Ternnan, der Polizeipräsident von Arkon III.«

Ternnan war lang und dünn. Er hatte einen leicht gekrümmten Rücken, und er streckte den Kopf stets etwas vor, als sei er kurzsichtig. Sein Haar war so dünn, dass er es sorgfältig über den ganzen Schädel verteilen musste, damit es diesen einigermaßen bedecken konnte. Alles an ihm war lang und schmal. Er erinnerte Axton-Kennon lebhaft an die Aras, jene medizinischen Genies, die aus dem Volk der Arkoniden hervorgegangen waren. Aber er war kein Ara. Er war ein Arkonide.

»Dieser Herr hier ist vom Geheimdienst«, fuhr Khantron, zur anderen Seite gewandt, fort. Er nannte den Namen dieses Mannes nicht. Gerade dieser aber erschien Axton besonders gefährlich. Er hatte ein scharfgeschnittenes, undurchsichtiges Gesicht, das eine asketische und äußerst disziplinierte Einstellung erkennen ließ. Seine Figur war athletisch und schien durchtrainiert zu sein. Sinclair Marout Kennon kannte diese Typen von seiner jahrhundertelangen Mitarbeit bei der USO her. Sie waren unberechenbar und oft fanatisch bis zur Selbstverleugnung. Er nahm sich vor, diesen Mann besonders im Auge zu behalten.

»Sind Sie zufrieden?«, fragte Khantron spöttisch.

»Absolut«, entgegnete Axton-Kennon. Seine Stimme klang heiser, und er sprach die arkonidische Sprache mit einem deutlichen Akzent, wie ihn niemand aus der arkonidischen Welt dieser Zeit kannte.

»Sie scheinen mir ein kluger Mann zu sein«, sagte Eihrett Khantron.

»Danke.«

»Sie werden daher nicht überrascht sein, dass wir einige Fragen an Sie haben.«

»Es hätte mich erstaunt, wenn es nicht so gewesen wäre.«

»Wir haben verfolgt, wie Sie den Mordfall Mosselcrin aufklärten. Dabei sind Sie auf Zusammenhänge gestoßen, die nicht gerade schmeichelhaft für uns waren.«

»Ist meine Prämie in Gefahr?«, fragte Axton ängstlich. Er richtete sich auf und atmete heftig.

»Das wird sich zeigen.«

»Ich protestiere.«

»Dazu besteht kein Grund. Geben Sie uns die Antworten auf unsere Fragen, die uns ein integrer Mann erteilen kann, und alles ist in Ordnung.«

Axton-Kennon deutete eine Verbeugung an.

»Fragen Sie, bitte.«

»Können Sie sich ausweisen? Haben Sie eine Identitätskarte?«

»Ich bin überfallen und bestohlen worden, Khantron. Ich habe nichts mehr bei mir. Nur noch ein paar Münzen. Sehen Sie. Hier.« Der Verwachsene holte etwas Geld aus der Hosentasche und hielt es den drei Arkoniden hin. »Ich bin zu schwach. Ich kann mich gegen derartige Subjekte nicht wehren.«

»Wo ist das passiert?«

»Hier auf Arkon III. In der Nähe eines Trainingsplatzes für Raumfahrer ...«

»Können Sie die Männer beschreiben, die das getan haben?«

»Es war eine dunkle Nacht.«

»Also, nicht.«

»Nein.«

»Sie sind sich darüber klar, dass wir mit einer derartigen Erklärung nicht zufrieden sind?«

»Natürlich. Das war der Grund dafür, dass ich mich bemühte, Ihnen einen Beweis meiner Lauterkeit und Loyalität zu geben. Mir ging es nicht nur darum, etwas Geld zu verdienen. Ich war mir dessen bewusst, dass ich auch zeigen musste, dass ich zu den positiven Kräften Arkons gehöre. Deshalb habe ich die Kraft eingesetzt, die mir ermöglicht, in dieser Welt zu leben. Ich meine meine kriminalistische Intelligenz, Präsident.«

Der Geheimdienstmann meldete sich zum ersten Mal zu Wort.

»Wir befinden uns im Krieg, Lebo Axton«, erklärte er kalt. »Die Methanatmer kämpfen mit allen Hinterhältigkeiten, zu denen Kreaturen dieser Lebenssphäre überhaupt fähig sind. Wir wissen, dass die Methans auch biologische Experimente machen.«

»Ich verstehe nicht«, sagte Axton mit stockender Stimme. Sein linkes Augenlid zuckte ununterbrochen.

»Sie wissen sehr wohl, was ich meine. Ich frage Sie: Wie nun, wenn Sie das Ergebnis dieser biologischen Experimente wären? Wie nun, wenn Sie eine Art missglückter Bioroboter wären, der den Auftrag hat, hinter den Linien zu kämpfen?«

»Wahnsinn!« Lebo Axton-Kennon sprang auf. Tränen schossen ihm in die Augen. Er versuchte, etwas zu sagen, aber er brachte keine Silbe über die Lippen. Hilflos schüttelte er die Fäuste. Derartige Hinweise auf seinen missgestalteten Körper vertrug Kennon nicht. Er trat einige Schritte auf die Energiewand zu. »Für diese Behauptung werden Sie bezahlen. Niemand soll es wagen, derartige Beleidigungen auszusprechen. Ich werde ...«

»Sie haben nicht richtig zugehört«, unterbrach ihn der Geheimdienstler. »Ich habe lediglich Spekulationen angestellt. Ich habe gesagt, was wäre für den Fall, dass ... Ich wollte also nur, dass Sie sich des Problems bewusst werden.«

Der Terraner drehte ihm den Rücken zu und kehrte mit nachschleifenden Füßen zum Hocker zurück. Er setzte sich.

»Lebo Axton«, sagte der Polizeipräsident von Arkon III. »Beantworten Sie mir nur die eine Frage: Woher kommen Sie? Auf welchem Planeten sind Sie geboren?«

Das Gesicht des Verwachsenen zuckte. Er blickte auf den Boden.

»Muss das sein?«

»Es muss. Wir werden exakt aufklären, welche Vergangenheit Sie haben. Wenn Sie uns dabei nicht helfen, müssen wir annehmen, dass Sie sich in feindlicher Absicht haben einschleusen lassen.«

»Dann hätte ich mich fraglos unauffälliger benommen.«

»Das ist kein Argument. Also?«

»Von Abbashir, dem Freihandelsplaneten. Ich habe mich an Bord eines Schiffes geschlichen. Mein einziger Wunsch war, endlich diese Welt der Gesetzlosigkeit und des Terrors zu verlassen.«

»Und Sie verlangen, dass wir Ihnen glauben?« Der Präsident blieb höflich. Seine Stimme klang sanft. Ein gewisser Vorwurf war nicht zu überhören. Axton war klar, dass der Arkonide ihn nur deshalb noch so respektvoll behandelte, weil er den Mordfall Mosselcrin so gut aufgeklärt hatte.

Axton war ein Mann, der selbst Tausende von Verhören geführt hatte. Er wusste, dass er mit bewusst eingestreut unlogischen Aussagen etwas erreichen konnte. Er war durch die Illusionsmaschine mit der Ischtar-Memory-Programmierungsmethode durch die Jahrtausende in die Vergangenheit zurückgeschleudert worden. Er wusste, dass er niemandem eine wirklich befriedigende Erklärung über seine Anwesenheit geben konnte. Er hatte keine arkonidische Vergangenheit. Er war mitten in diese Szene der Gegenwart hineingesprungen. Ihm fehlten alle Beweise, die ein Mann normalerweise hätte haben müssen. Niemand konnte bestätigen, dass er irgendwann und irgendwo vorher existiert hatte. Die Situation wäre für einen Mann, der nicht über die Qualitäten eines Sinclair Marout Kennon verfügte, ausweglos gewesen.

»Warum sollten Sie mir nicht glauben?«, fragte er, Überraschung heuchelnd. »Ich sage die Wahrheit.«

»Wann und mit welchem Raumschiff sind Sie nach Arkon III gereist?«

Lebo Axton überlegte. Dann nannte er ein Schiff, das er vor einigen Tagen, kurz nach seiner Materialisation beobachtet hatte.

»Der Name des Schiffes war FANTHIA«, erklärte er.

Ternnan wandte sich um und drückte einige Tasten der Positronik herunter.

»Sie lügen«, stellte er danach fest. »Die FANTHIA ist niemals auf Abbashir gewesen.«

Lebo Axton rutschte wieder vom Sessel. Sein Lid zuckte heftig. Er breitete die Arme aus.

»Warum erlauben Sie einem unglücklichen Krüppel nicht, mit seiner verächtlichen Vergangenheit zu brechen, eine Welt zu vergessen, in der der Mensch nicht nach seinen geistigen Fähigkeiten, sondern nach der äußerlichen Erscheinung beurteilt wird? Warum gönnen Sie mir nicht, auf Arkon glücklich zu sein? Ich möchte nur meinen intellektuellen Fähigkeiten leben. Ich möchte mich der Faszination schwierigster Kriminalfälle ergeben. Müssen Sie unbedingt herausfinden, dass ich aus einer Welt der Qualen, der Erniedrigung und der Verächtlichkeit komme, die nichts als Demütigungen für mich hatte? Bin ich ins Zentrum des Imperiums gereist, nur um hier zu erleben, dass der Verstand, das höchste Geschenk der allmächtigen Natur an den Menschen, hier nichts zählt?«

»Lebo Axton, wie weit wollen Sie Ihr Spiel noch treiben?«, fragte der Geheimdienstmann. »Meine Herren, ich schlage Ihnen vor, diesen Mann einem Sonderverhör zu unterwerfen.«

Axton-Kennon erschrak. Er wusste, dass die Arkoniden über besondere Methoden verfügten, mit denen sie jedem Inhaftierten die Wahrheit entlocken konnten. Aber dieses Geschäft war höchst einseitig. Die Arkoniden erfuhren zwar, was sie wissen wollten, der Verhörte aber überlebte diese Prozedur nicht.

»Ich bewundere Sie«, sagte Axton sarkastisch. »Sie sind ein Mann der Tat. So etwas wie Vertrauen kennen Sie nicht. Sie vernichten lieber, als dass Sie etwas wagen.«

»Sie meinen, ich sei ein Feigling?«, fragte der Geheimdienstler ärgerlich. Er hängte die Daumen vorn in den Gürtel und blickte spöttisch auf den Verwachsenen herab.

»Oh, nein, das sind Sie nicht. Sie sind ...«

»Schluss jetzt«, unterbrach Vagont Ternnan, der Polizeipräsident, das Gespräch. »Lebo Axton hat nicht unrecht. Weshalb sollen wir ihm nicht vertrauen? Er hat immerhin einen Mann wie Mosselcrin überführt. Dabei musste er wissen, dass er unsere Aufmerksamkeit erregt. Er ist also bewusst ein hohes Risiko eingegangen. Warum sollten wir nicht auch ein gewisses Risiko eingehen? Wir können es uns leisten, großzügig zu sein, bis wir merken, dass eine derartige Haltung nicht angebracht ist. Dann ist es immer noch früh genug, Lebo Axton mit Spezialmethoden zu verhören.«

»Ternnan, wir sind nicht auf Arkon I oder Arkon II, sondern auf dem Kriegsplaneten. Wenn hier eine Person ohne Vergangenheit auftaucht, ist das zweifellos gefährlicher für uns als auf den anderen Planeten.«

»Wirklich?«, fragte Ternnan ironisch. »Ich denke, wer dort eindringt, wo große Politik gemacht wird, kann wirklich Schaden anrichten. Dieser Mann ist ein brillanter Geist. Er versteht etwas von Kriminalistik. Geben wir ihm einen Vorschuss an Vertrauen. Dann werden wir erleben, ob er ihn verdient oder nicht.«

»Die Verantwortung ...«

»Die Verantwortung dafür trage ich«, erklärte der Polizeipräsident nachdrücklich.

»Ich protestiere«, sagte der Geheimdienstler.

»Vergeblich«, entgegnete Ternnan.

»Was haben Sie vor?«, fragte Eihrett Khantron.

»Ich will Axton eine Chance geben. Der Polizeipräsident von Arkon I hat ein Problem an mich herangetragen. Vielleicht kann Lebo Axton uns dabei helfen, es zu lösen.« Er dämpfte seine Stimme und sprach so leise weiter, dass Kennon ihn nicht mehr verstehen konnte.

 

*

 

Die Energiewand fiel. Eihrett Khantron und der Geheimdienstler verließen grußlos den Raum. Lebo Axton schien nicht mehr für sie zu existieren. Ternnan blieb. Er trat langsam an den Verwachsenen heran, der sich unterwürfig erhob.

Lebo Axton war sich klar darüber, dass er nicht mehr als eine Galgenfrist erhalten hatte. Er war fest entschlossen, sie zu nutzen. Für ihn war wichtig, dass er beweisen konnte, ein Gegner der Maahks zu sein. Die Arkoniden standen den Methanatmern hasserfüllt gegenüber. Der Krieg wurde mit äußerster Härte und Entschlossenheit geführt. Sachliche Diskussionen über die Maahks waren ausgeschlossen. Gar zu weit hatten sich die streitenden Parteien voneinander entfernt. Je deutlicher er daher zeigen konnte, dass er mit den Methanatmern nichts gemein hatte, desto besser für ihn.

»Ich verspreche Ihnen, Ternnan, dass Sie Ihre Fürsprache für mich niemals bereuen werden«, erklärte er.

»Das wird sich zeigen«, erwiderte der Polizeipräsident gleichgültig. Er hob den rechten Arm. Eine Robotbank rollte heran, so dass er sich setzen konnte. Mit einer flüchtigen Handbewegung gab er Axton zu verstehen, dass auch er Platz nehmen sollte. Prüfend blickte er ihm in die Augen. Axton war jetzt ruhig. Sein Lid zuckte nicht mehr. »Für mich wäre eine Enttäuschung keine Katastrophe, Axton. Für Sie aber wäre es ziemlich arg, wenn ich später einmal feststellen muss, dass es verhängnisvoll war, Ihnen eine Chance zu geben.«

»Ich bin mir dessen bewusst.«

»Um so besser.«

»Was kann ich für Sie tun?«

»Mein Freund Quertan Merantor, Polizeipräsident von Arkon I, hat mit mir über einen Problemfall gesprochen, den seine Männer bisher nicht lösen konnten. Sie haben bewiesen, dass Sie von Kriminalistik viel verstehen und ungewöhnliche Methoden auch unter schwierigen Umständen durchzusetzen wissen. Sie mussten immerhin gegen den gesamten Polizeiapparat von Arkon III, gegen Militärs und Geheimdienst arbeiten.«

Axton schwieg, als Ternnan eine Pause machte. Er spürte, dass der Arkonide gar keine Bemerkung von ihm hören wollte.

»Ich werde Merantor den Rat geben, Sie in diesem Fall einzusetzen, Axton. Sie können beweisen, was Sie können.«

»Darf ich fragen, wo die Hauptschwierigkeit in dieser Sache liegt?«

»Das ist mir nicht bekannt. Das werden Sie an Ort und Stelle erfahren. Ich weiß jedoch, dass Sie Fingerspitzengefühl beweisen müssen. Sie werden zeigen müssen, dass Sie ein Psychologe sind und dass Sie sich auch von extremer Arroganz nicht beeindrucken lassen.«

»Wie soll ich das verstehen?«

Vagont Ternnan lächelte.

»Tun Sie nicht so, Axton, als wüssten Sie nicht schon Bescheid. Sie sollten nicht versuchen, mich zu täuschen. Das schaffen Sie nicht.«

»Ich werde es also mit Edelleuten und hochgestellten Persönlichkeiten Arkons zu tun haben.«

»Ich wusste es doch.«

»In diesen Gesellschaftskreisen hat man wenig Respekt vor einem Krüppel. Er muss sich offene Verachtung gefallen lassen.«

»Hm.«

»Sie gehen davon aus, dass ich gerade dadurch Möglichkeiten erhalten werde, die andere Männer nicht haben. Sie meinen, einem Mann gegenüber, den man für einen Narren hält, ist man unaufmerksamer und macht leichter Fehler als gegenüber einem anderen.«

»Sie hatten recht, Axton. Man soll einen Mann wirklich nicht nach seinem Äußeren beurteilen. Glauben Sie, solchen Demütigungen gewachsen zu sein?«