cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 187

– ATLAN exklusiv Band 48 –

 

Duell der Zwerge

 

Die Geheimwaffe der Maahks in Aktion – Atlan und sein Todfeind im Bann des Molekularverdichters

 

von Dirk Hess

 

img2.jpg

 

Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man eine Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Nachfolge antreten zu können.

Gegen den Usurpator kämpft Kristallprinz Atlan, der rechtmäßige Thronerbe des Reiches, mit einer stetig wachsenden Zahl von Getreuen und besteht ein gefahrvolles Abenteuer nach dem anderen.

Doch mit dem Tag, da der junge Atlan erstmals Ischtar begegnet, der schönen Varganin, die man die Goldene Göttin nennt, hat er noch anderes zu tun, als sich mit Orbanaschols Schergen herumzuschlagen oder nach dem »Stein der Weisen« zu suchen, dem Kleinod kosmischer Macht.

Nach dem Zwangsaufenthalt bei den Maahks und den Arkoniden hat der Kristallprinz es wieder einmal geschafft, seine Freiheit zu gewinnen und auch dem Chaos zu entkommen, das mit dem maahkschen Blitzangriff über den Flottenstützpunkt Trantagossa hereingebrochen war.

Gegenwärtig befindet sich Atlan zusammen mit Amarkavor Heng, einem der Mörder Gonozals, und Magantilliken, dem Henker, der die Eisige Sphäre mit dem Auftrag verließ, Ischtar zur Strecke zu bringen, an Bord des SKORGON. Das bedeutet nichts anderes, als dass drei Todfeinde für den Moment gezwungen sind, um des Überlebens willen Waffenruhe zu halten.

Doch diese Waffenruhe hält nicht lange an, und als sich bei Heng und Atlan die Wirkung einer neuen Maahkwaffe bemerkbar macht, beginnt DAS DUELL DER ZWERGE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Kristallprinz lernt den Mikrokosmos kennen.

Amarkavor Heng – Der ehemalige Kommandant von Trantagossa will Atlans Kopf.

Magantilliken – Der Henker der Varganen.

Tronte Almirantor – Ein Gefangener bittet um den Tod.

1.

 

Nach der ersten Transition des SKORGONS hatten wir das Großkampfschiff der Maahks auf dem Bildschirm.

»Energieschirme hochfahren!«, schrie Amarkavor Heng. In seinem Gesicht zuckte es.

Irgendwo fauchte es zornig. Hornige Krallen schrammten über den Fußbodenbelag. Der Voger Hengs schien in derselben Stimmung wie sein Herr und Meister zu sein.

Ich sah mich irritiert um. Woher sollte ich wissen, wo die Aktivierungstastatur der Schutzschirme war? Amarkavor Heng hatte das SKORGON als Fluchtschiff für den Notfall konstruiert. Er allein kannte sich im Durcheinander der flimmernden Elektronikanzeigen und Schalthebel aus.

»Der Maahk ändert seinen Kurs.«

Magantilliken schwang sich in seinem Kontursessel herum. Seine goldenen Augen starrten auf den mittleren Bildschirm. Das mächtige Walzenraumschiff drehte sich soeben um die eigene Achse. Das Flimmern der Korrekturdüsen an seiner Rumpffläche erinnerte an gelbe Vogeraugen. Dann hatte das Großkampfschiff seinen Bug direkt auf uns gerichtet.

»Wozu habe ich euch eigentlich mitgenommen. Eine Hilfe seid ihr wahrhaftig nicht.«

Amarkavor Heng drehte sich nach rechts und tippte mehrere großflächige Tasten nieder.

Trotz der angespannten Lage musste ich lächeln. Hengs Bewegungen waren so hektisch und unbeherrscht geworden, das es fast schon lächerlich wirkte. Heng war schon immer ein Neurotiker gewesen. Als Kommandant des arkonidischen Stützpunkts Trantagossa gehörte er zu den mächtigsten Männern des Großen Imperiums. Dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – hatte er ständig Attentate auf seine Person befürchtet. Dieses Trauma war nach dem Angriff auf Trantagossa durch die Maahks zu einem Albtraum für Heng geworden.

Der Mann sah alt und verbraucht aus. Ein Nervenbündel, dem man keine logischen Handlungen mehr zutraute. Aber das täuschte. Amarkavor Heng war gefährlich wie ein wilder Voger.

Und er war der Mörder meines Vaters.

Einer von fünf brutalen Henkern, von denen einer tot ist, korrigierte mich mein Extrasinn.

Ja, Amarkavor Heng gehörte zu Orbanaschols Mordbande. Er wusste jetzt auch, dass ich Atlan war. Er befürchtete, ich würde mich bei günstiger Gelegenheit rächen. Ich würde es eines Tages tun. Eiskalt und ohne Skrupel. Aber ich besaß keine ausgefeilten Rachepläne. Ich überließ das alles der Entwicklung, die sich seit unserer Flucht von Trantagossa angebahnt hatte.

Rache ist eine Mahlzeit, die von Leuten mit Geschmack kalt genossen wird, meinte mein Extrasinn zu diesen Überlegungen.

Das stimmte haargenau. Notfalls würde ich sogar Hengs Leben retten, nur um in einer passenden Situation zuschlagen zu können. Nur dann konnte meine Rache einen Sinn haben. Es lag mir nicht, einen Feind aus dem Hinterhalt zu erledigen. Der andere sollte seine Chance haben. Er konnte mich genauso erwischen. Und das wusste Amarkavor Heng. Für ihn galt der Befehl Orbanaschols nach wie vor: Bring mir den Kopf von Atlan, dem Kristallprinzen.

Plötzlich geisterte greller Lichtschein durch die Zentrale des SKORGONS. Ich riss unwillkürlich die Hände vors Gesicht.

»Sie haben uns einen Warnschuss vor den Bug geknallt«, stellte Amarkavor Heng erregt fest. »Ohne Schutzschirme würden wir jetzt als glühender Schrotthaufen durchs All treiben.«

»Werden wir das früher oder später nicht sowieso?«

Magantilliken quittierte meine sarkastische Bemerkung mit einem kehligen Lachen.

»Ihr zwei werdet noch im Konverter landen. Ich stecke euch höchstpersönlich in den Schacht.«

Der Vargane lachte weiter. Er schien sich königlich zu amüsieren, in welche gefühlsmäßigen Verstrickungen Heng und ich geraten waren. Magantilliken kannte selbstverständlich unsere Geschichte.

Hatte der Vargane eigentlich nie Angst, fragte ich mich. Äußerlich war der hochgewachsene Mann mit dem scharfgeschnittenen Gesicht und den wulstigen Lippen die Ruhe selbst. Wie es in ihm aussah, konnte ich nur vermuten. Magantilliken war mir als eiskalter Rechner bekannt. Er verfolgte im Auftrag seiner Rasse alle noch lebenden Varganen, um sie hinzurichten und ihre Geist-Seele-Einheiten in die Eisige Sphäre zu verschleppen.

Ich dachte wehmütig und voller Sehnsucht an Ischtar. Wie lange hatte ich die Goldene Göttin nicht mehr gesehen? Auf der Flucht vor Magantilliken hatten sich unsere Wege getrennt. Magantilliken hoffte jetzt, Ischtar würde Kontakt mit mir aufnehmen. Bei einer solchen Gelegenheit konnte er die Varganin hinrichten. Mir graute vor diesem Augenblick. Das Schreckliche daran war, dass Magantilliken selbst unsterblich war. Ich konnte seinen Körper vernichten. Doch seine Seele lebte weiter. Sie würde irgendwo einen anderen Körper finden und zurückkehren, um die Spur Ischtars erneut aufzunehmen.

Ein zweiter Treffer ließ das SKORGON schlingern.

Die Impulsanzeige näherte sich bedrohlich der roten Warnmarke. Heng erhöhte sofort die Leistung der Schirmfeldgeneratoren. Die nötige Energie dazu zweigte er von den Triebwerken ab. Deshalb reduzierte sich unsere Geschwindigkeit fast auf den Nullpunkt.

Am Bug der maahkschen Riesenwalze blitzte es wieder auf.

Im gleichen Augenblick fauchte Amarkavor Hengs Voger hysterisch auf. Das kaum armlange Tier schoss aus seinem Versteck unter dem Kontursessel hervor und sprang mich an.

Warum gerade mich? Ich schlug zu, erwischte das Biest im Nacken und versuchte es abzuschütteln. Seine messerscharfen Krallen rissen mir den Handrücken auf. Die hervorquellenden Blutstropfen reizten das Tier noch mehr. Es wich meinem nächsten Schlag geschickt aus. Seine Krallen fetzten über das Brustteil meiner Kombination.

Amarkavor Heng lachte. Ohne den Blick von den Instrumenten zu lassen, stachelte er den Voger mit einigen Reizworten an.

»Verdammte Bestie!«

Ich packte mit der unverletzten Linken zu. Der weiche Pelz des Voger knisterte. Die Fettpolster des Nackens zogen sich erregt zusammen. Mit einem Ruck löste ich das Tier von meiner Kombination. Das Biest fauchte ängstlich auf. Ich schleuderte es in die nächstbeste Ecke der Steuerzentrale. Es gab einen dumpfen Schlag, und der Voger kroch wimmernd unter die Instrumentenkonsole.

Heng lachte meckernd.

»Ein netter Spielgefährte, nicht wahr, Atlan?«

»Das Biest besitzt ihre Mentalität, Heng. Verschlagen, neurotisch und brutal. Anscheinend die ideale Kombination für einen Mordbuben des Orbanaschol.«

»Ich habe selten eine so ausgezeichnete Analyse meiner Person erhalten«, zischte Heng in einem Anflug von Galgenhumor. Doch seine Augen redeten eine andere Sprache. Ich erkannte in ihrem unsteten Leuchten den Hass.

Ich wischte mir mit einem Lappen das Blut von der Rechten. Die Krallen des Vogers hatten tiefe Schrammen auf der Haut hinterlassen.

»Wollen wir ewig vor dem Maahk auf und abkreuzen?«, fragte ich ungeduldig.

»Vielleicht«, entgegnete Heng lakonisch.

Magantilliken räusperte sich belustigt. Er schien den Grund für Hengs seltsames Verhalten zu kennen. Unter anderen Umständen hätte der Arkonide entweder die Flucht ergriffen oder aus allen Geschützen das Feuer auf den Maahk eröffnet. Was also war wirklich in den ehemaligen Flottenkommandeur von Trantagossa gefahren?

Die Bildschirme über dem Steuerpult übertrugen das grelle Leuchten der gegnerischen Impulskanonen. Der Voger winselte ängstlich, als sich das Licht an den Metallverkleidungen der Zentrale brach.

Amarkavor Heng hatte irgend etwas vor. Ich hatte ihn selten so konzentriert und beherrscht erlebt, wie eben. Bis auf das Zucken seines rechten Augenlides war er die Ruhe in Person.

Er ist dir ähnlicher, als du wahrhaben willst, wisperte mein Extrasinn. Er beherrscht die Lage meisterhaft. Wäre er sonst Orbanaschols rechte Hand auf Trantagossa geworden?

Ich fragte mich, weshalb wir noch keine Funknachricht von den Maahks bekommen hatten. Ihr Impulsbeschuss war alles andere als kläglich. Normalerweise gingen jeder Auseinandersetzung bestimmte Informationsgespräche voraus. Hier schwiegen die Empfänger.

»Warum fahren die Kerle nicht schwerere Geschütze auf?«, fragte ich.

»Vielleicht ist dort niemand an Bord, der den Auftrag dazu erteilen darf. Bis jetzt wurden wir lediglich von den automatischen Verteidigungswaffen attackiert.«

Hengs Erklärung besaß etwas Bestechendes. Ein Blick auf die automatische Situationsanalyse der kleinen Bordpositronik des SKORGONS bestätigten seine Worte.

Das maahksche Großkampfschiff reagierte wie ein vollrobotisiertes Raumschiff, dessen Mannschaft handlungsunfähig war.

Ohne uns um unsere Meinungen zu befragen, steuerte Heng das SKORGON weiter an die maahksche Riesenwalze heran.

»Das Schiff ist beschädigt«, stieß ich hervor.

»Das weiß ich schon lange.«

Heng vergrößerte durch ein Antippen der Bildschirmprogrammierung die eingeblendeten Ausschnitte von der Oberfläche des Kampfschiffs.

»Keine Lecks, die auf Impulsbeschuss zurückzuführen sind. Die Außenzelle ist geschlossen. Bis auf die merkwürdigen Einbuchtungen ist das Schiff unversehrt.«

Hengs Analyse betraf nur das Äußere des gegnerischen Raumschiffs. Wie es im Innern aussah, würden wir wahrscheinlich nie erfahren. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Amarkavor Heng die schützende Zelle des SKORGONS jemals verlassen würde.

Aber auch diesmal wurde ich von Heng überrumpelt.

»Schnappt euch Raumanzüge. Wir sehen uns das Wrack genauer an.«

Magantilliken lächelte wissend. Er schien Hengs Entscheidung vorausgesehen zu haben. Er blieb ruhig in seinem Kontursessel sitzen.

»Das könnt ihr zwei erledigen«, meinte er entschieden. »Ich bleibe im SKORGON. Es genügt völlig, wenn ihr euch in der Wasserstoffsuppe der Maahks die Schädel einschlagt. Meine Bedürfnisse nach Kämpfen sind reichlich gedeckt.«

Heng kniff die Augenlider zusammen. Um seine Mundwinkel zuckte es verdächtig. Als Kommandant des arkonidischen Flottenstützpunkts hatte er Zuwiderhandlungen seiner Befehle mit dem Tode bestraft. Wie aber sollte er den varganischen Henker maßregeln? Magantilliken war unsterblich – und er gehörte einer gänzlich unbekannten Rasse an. Darüber konnte auch das arkonidische Äußere des Varganen nicht hinwegtäuschen.

»Wenn Sie meinen, Magantilliken«, kam es kaum hörbar durch die dünnen, straff gespannten Lippen Amarkavor Hengs, »dann halten Sie die Stellung im SKORGON. Wir geben Ihnen ständig Nachricht über Bordfunk. Bleiben Sie an den Geräten und informieren Sie uns sofort über Veränderungen im näheren Raumbereich.«

»Schade, dass Sie sich den Befehlston nicht abgewöhnen können, Heng. Aber wir einigen uns ja auch so, nicht wahr?«

Heng verzog den Mund. Sekundenlang konnte man seine dünnen, weißschimmernden Zähne sehen. Eine teure Kunstprothese, die sich nur hochgestellte Persönlichkeiten des Großen Imperiums leisten konnten.

Ich fegte den Voger mit einem Fußtritt beiseite. Das Tier landete fauchend im Schrankfach der Raumanzüge. Während ich den Druckanzug über meine Kombination zog, steuerte Amarkavor Heng das SKORGON bis dicht an die Schiffszelle der maahkschen Riesenwalze heran. Jetzt wurden uns die Impulsgeschütze nicht mehr gefährlich. Wir waren längst aus ihrem Erfassungsbereich heraus.

»Und wenn doch noch Maahks an Bord sind?«

Heng ließ den Magnetsaum seines Druckanzugs einschnappen. Er steckte einen schweren Blaster in die Hüfttasche. Die Sicherungsleine aus spezialgehärtetem Stahl hing bereits im Gürtel.

»Das ist unser Risiko«, entgegnete Heng, »aber wenn meine Vermutung zutrifft, werden wir keinen einzigen Maahk an Bord des Schiffes antreffen. Jedenfalls nicht in der gewohnten Größe.«

Die letzten Worte Hengs ließen mich stutzen.

»Nicht in der gewohnten Größe?«

»Ganz recht. Ich glaube nämlich, dass die Maahks in ihr eigenes Messer gerannt sind. Geschieht ihnen auch recht. Aber wie gesagt, es ist nur eine Vermutung. Es gibt noch andere Erklärungen für den gegenwärtigen Zustand des Großkampfschiffes, als den Zwergenmacher.«

Heng ging durch die innere Schleusentür.

»Zwergenmacher?«, wiederholte ich neugierig.

»Ja, wenn wir Glück haben, fällt uns die gefährlichste und wohl auch unglaublichste Waffe der Methans in die Hände.«

Ich stieß mit dem Kopf gegen die obere Kante des leicht gerundeten Schleusentors. Es schmerzte scheußlich, und ich spürte, wie sich eine Beule unter dem Haaransatz bildete.

Heng lachte meckernd auf.

»Das SKORGON ist auf meine Maße abgestimmt. Wie hätte ich jemals ahnen können, dass mich mal der Kristallprinz von Arkon höchstpersönlich begleiten wird?«

Zischend schoss die Luft in unsere geschlossenen Druckhelme. Gleichzeitig schloss sich das innere Schleusentor.

Er will dich neugierig machen. Seine Andeutungen sollen dich von seiner Person ablenken. Ein plumper Psychotrick, weiter nichts. Mein Extrasinn konnte mich nicht vollends beruhigen. Amarkavor Heng wusste mehr als ich. Aber ich wollte ihn meine Unsicherheit nicht spüren lassen.

Ich erinnerte mich auf einmal an die Gerüchte von der Superwaffe der Maahks. Der Begriff »Zwergenmacher« war des Öfteren auf Trantagossa geäußert worden. Was sich dahinter verbarg, konnte ich nur ahnen. Jedenfalls etwas so Furchtbares, dass die arkonidischen Flottenchefs nur hinter der vorgehaltenen Hand davon redeten.

Heng schien genau über diesen geheimnisvollen Zwergenmacher informiert zu sein. Er tat jedenfalls so. Ob er alle Hintergründe der maahkschen Waffenneuentwicklung kannte, wagte ich jedoch zu bezweifeln.

Wir verließen das SKORGON, das sich dicht an der Außenzelle des Maahk-Raumschiffs verankert hatte. Das sechzig Meter lange, etwa eiförmige Schiff Hengs lag dicht unter der Feuerlinie der maahkschen Impulskanonen. Heng hatte den Schusswinkel der gegnerischen Kanonen genau abgemessen und bei der Verankerung berücksichtigt.

Knapp zehn Meter von mir entfernt drehte sich eine automatische Impulswaffe in ihrer Verankerung. Ich sah die Mündung des Geschützes flimmern. Der Anblick genügte, um unangenehme Erinnerungen in mir wach werden zu lassen. Jeder Arkonide erschauerte beim Anblick maahkscher Waffen. Diese Wasserstoffatmer setzen unserem Volk schwer zu. Für jedes desintegrierte Maahk-Schiff tauchten fünf neue auf.

Meine Magnetschuhe berührten die fremde Schiffszelle.

»Dort drüben. Die Einbuchtungen«, kam es krächzend aus meinem Helmempfänger.

Heng deutete auf mehrere tiefliegende Höhlungen in der ansonsten völlig glatten und unversehrten Schiffszelle. Wir standen dicht neben den ausfahrbaren Mannschleusen. Die Einkerbungen der Schleusentore waren unübersehbar. Hier hatte eine unfassbare Kraft zugeschlagen und jene tiefen Einbuchtungen hinterlassen.

Ich regulierte die Empfangsstärke meines Helmmikrophons. Hengs Stimme verlor das Krächzen und erfüllte störungsfrei das Helminnere meines Druckanzugs.

»Die Druckstellen ziehen sich halbkreisförmig um dem Schiffsrumpf«, stellte Heng fest. »Sie haben aber nirgends Lecks in die Wandung geschlagen. Es ist bei den Einkerbungen geblieben. Keine uns bekannte Waffe verursacht solche Schäden. Das wäre auch völlig sinnlos. Entweder vernichtet eine Waffe, oder sie betäubt den Gegner. Hier sind beide Prinzipien nicht befolgt worden.«

Heng hatte recht. Durch Schläge – gewaltige Schläge – gegen die Schiffszelle konnte man den Gegner zwar erschrecken, aber niemals vernichten. Besonders einen Maahk nicht. Dazu benötigte man stärkere Kaliber.

Und wenn die Einbuchtungen durch irgendeine noch näher zu bestimmende Kraft aus dem Innern des Schiffes entstanden sind, dachte ich bei mir. Doch mein Extrasinn korrigierte mich sofort: Durch Explosionen und Druckverschiebungen im Innern wären Ausbuchtungen, Sockel oder nach außen gewölbte Erhebungen entstanden.

Heng öffnete eine Mannschleuse durch den unverriegelten Druckmechanismus. Es bestanden keine Sperren. Ein Grund mehr, anzunehmen, dass die Maahks handlungsunfähig waren.