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Nr. 194

– ATLAN exklusiv Band 55 –

 

Die Piraten der Mikrowelt

 

Der Kristallprinz unter Plünderern – gefährliche Abenteuer im Land ohne Sonne

 

von Hans Kneifel

 

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Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man eine Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der seinen Bruder Gonozal VII. töten ließ, um selbst die Herrschaft antreten zu können.

Gegen den Usurpator kämpft Gonozals Sohn Atlan, Kristallprinz und rechtmäßiger Thronerbe des Reiches, mit einer stetig wachsenden Zahl von Getreuen, die Orbanaschols Helfershelfern schon manche Schlappe beibringen konnten.

Mit dem Tage jedoch, da der Kristallprinz Ischtar begegnet, der schönen Varganin, die man die Goldene Göttin nennt, scheint das Kriegsglück Atlan im Stich gelassen und eine Serie von empfindlichen Rückschlägen begonnen zu haben.

Gleiches gilt aber auch für Atlans Gegenspieler, den Imperator. Denn Orbanaschols Streitkräfte haben gerade eine schwere Niederlage im Trantagossa-Sektor erlitten – infolge eines Überraschungsangriffs der Maahks und des Einsatzes einer neuen Waffe.

Um den Besitz dieser neuen Waffe, des Molekularverdichters, geht es Atlan, als er sich mit Ischtars Hilfe zum Maahk-Stützpunkt Skrantasquor begibt.

Doch Ra, der Barbar, spielt dem Kristallprinzen aus Eifersucht einen bösen Streich, so dass Atlan durch den Molekularverdichter erneut in den Mikrokosmos befördert wird – in das Land ohne Sonne und unter DIE PIRATEN DER MIKROWELT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Kristallprinz freundet sich mit Piraten an.

Gjeima – Ein Mädchen, das Atlan nachstellt.

Darrnogh – Anführer der Plünderer von Jansonthen.

Pverganth und Scaltok – Zwei Ballonfahrer von Jansonthen.

1.

 

Mit der Geschwindigkeit eines abgeschossenen Armbrustbolzens raste der Bruzack nach Süden. Langsam ließ meine Erregung nach. Ich atmete mehrmals durch und beruhigte mich mühsam.

Versuche, das Gerät unter Kontrolle zu bekommen, ehe es irgendwo zerschellt und euch tötet!, schrie unüberhörbar der Extrasinn.

Mehr und mehr ließ das Leuchten der Nachtwolken nach. Ich blickte durch die sieben unregelmäßigen Öffnungen oder Luken dieses erstaunlichen Apparates. Frischluft strich, leicht erwärmt, von irgendwoher. Der Raum um die Sitze war geschlossen, aber ich kannte inzwischen den Schalter, der die Segmente zurückschob. Die Bedeutung von mehr als neun Zehnteln der anderen Uhren, Skalen, Hebel und Knöpfe kannte ich nicht. Die Landschaft, die ich bereits gesehen hatte, lag hinter uns. Soeben hatten wir die Hügel überflogen.

Vor einigen knappen Minuten war der Bruzack röhrend und mit rauschenden Stichflammen aus den Hecklöchern durch eine Gruppe von Büffelreitern hindurchgeschossen und hatte die Krethors in helle Panik versetzt.

»Wir sind in Sicherheit! Sie können uns nicht folgen«, flüsterte Gjeima und lächelte mich an. Ihre plumpen Finger suchten die Nähte meines Hemdes. Ich schob sie mit der Schulter zurück in ihren Sitz.

»Aber die Maschine kann uns umbringen«, sagte ich streng. »Jetzt ist nicht die rechte Zeit für Liebe!«

»Wann?«

Ich lachte kurz und versicherte: »Auf der Flucht ist niemals Zeit für Liebe!«

Die Wolken lösten sich auf. Der sonnenlose Himmel erschien über dem Land. Die Schneedecke, die immer dünner wurde, machte Pfützen und kleinen Eisflächen Platz. Überall sah ich die tiefen Spuren der Büffel. Die runden Löcher im schwarzen Boden hatten sich mit Wasser und Schlamm gefüllt. Dunghaufen lagen herum. Ein abgebrochener Speer stak im Boden. Der Bruzack raste weiter. Mit gleichmäßiger Geschwindigkeit, mit einer riesigen Rauchwolke, die träge in die Höhe stieg und verweht wurde, mit einem tierischen Röhren, das wir im Innern kaum hörten. Hin und wieder klickte ein Schalter.

»Wohin fliegt der Bruzack, Atlanliebling?«, erkundigte sich Gjeima mit unverhüllter Gier in der Stimme. Sie hatte Hunger – auf mich.

»Ich habe keine Ahnung«, gab ich zu und bewegte vorsichtig einen Hebel. Die Richtung änderte sich nicht, aber im Bug schob sich eine Klappe zurück und ließ ein stumpfes Rohr erkennen, das sich langsam nach schräg vorn ausrichtete. »Auf alle Fälle nach Süden.«

»Im Süden«, stimmte sie begeistert zu, »ist es wärmer. Dort können wir baden, Atlan. Und uns im Sand lieben!«

Die Aussicht auf Wärme stimmte mich versöhnlicher, ihre Erwartungen aber würde ich mit Sicherheit enttäuschen müssen. Sie tat mir leid, denn sie war abgrundtief hässlich. Mitleid reichte vielleicht für eine brüchige Freundschaft, sagte ich mir, aber niemals für Verliebtheit. Ich hatte Farnathia und die Goldene Göttin geliebt, und meine Erinnerung war noch frisch. Wie die Narben, die ich von diesen Begegnungen davongetragen hatte.

»Wir werden genug zu tun haben, um zu überleben«, sagte ich, während die Berge im Norden verschwanden und der Himmel wieder sein Fleckenmuster aus verschiedenen, ineinander überfließenden Farben annahm. Mir scheint es, als wäre er bereits hier, zehn Minuten oder mehr Fahrt von Krothenbeet und Darga entfernt, wesentlich heller und freundlicher.

Noch rasten wir über die Ebene, auf der die Krethors aufmarschiert waren, ehe sie uns überfielen.

Wieder suchte ich nach einem Schalter, mit dessen Hilfe ich die seltsame Flugmaschine anhalten oder wenigstens beeinflussen konnte. Ich war hilflos. Eingesperrt in die Zelle des Bruzack, immer wieder die Hände des Mädchens wegschiebend, unruhig und aufgeregt. Die Maschine, in der wir gefangen waren, konnte mich jede Sekunde überraschen. Wieder warf ich einen langen Blick durch die verschiedenen, ringsherum und über uns angebrachten Öffnungen. Sie waren einseitig verspiegelt; in der Scheune hatte ich nicht hindurchsehen können. Aber jetzt sah ich die Änderungen der vorbeihuschenden Landschaft.

Ich tippte auf einen Knopf, den ich noch nicht kannte.

Durch das unirdische Heulen drang ein hartes, krachendes Geräusch. Aus dem Rohr vor uns schoss eine Art Harpune, ein langer Anker, der rasend schnell hinter sich ein Seil aufspulte. Das Geschoss beschrieb, leicht vom Wind abgetrieben, eine flache Kurve. Aber der Bruzack wurde nicht langsamer. Er schwebte unter dem Tau hindurch. Am Scheitelpunkt der Bahn, fast direkt über uns, angekommen, verlangsamte die Harpune ihren Flug, kippte und raste dann schräg dem Boden entgegen. Ich duckte mich unwillkürlich und begann zu ahnen, was die Folge dieser Überraschung sein würde.

»Festhalten, Gjeima!«, schrie ich und kroch tiefer in die weichen Polster des Sitzes hinein. Flüchtig sah ich, wie das Seil angezogen wurde und sich straff über das Dach des geradeaus weiterschwebenden Bruzack legte. Irgendwo weit hinter uns schlug die Harpune mit unerhörter Wucht tief in den Boden. Ich wartete mit verkrampften Muskeln und zusammengebissenen Zähnen. Eine Sekunde, zwei Sekunden ... dann gab es einen Ruck.

Aber wir wurden nicht nach vorn geschleudert!

Der harte, erschütternde Schlag blieb aus. Nur der Bruzack wurde langsamer, ohne dass ich einen Schalter berührt hatte. Dann änderte er seine Richtung und bog scharf nach rechts ab. Gleichzeitig ertönte vor uns ein vibrierendes Summen.

»Atlan! Warum hält der Bruzack an? Was tut er?«, schrie Gjeima neben mir auf und klammerte sich angsterfüllt an mich. Ich befreite mich von dem Griff ihrer Hände und spähte nach rechts aus einer der Luken. Ich sah, dass etwa dreihundert Meter entfernt die Harpune bis zum Ende im Boden steckte. Das Seil hatte sich hart gestrafft und das Rohr war gedreht worden. Und wieder wurde die teuflische Maschine schneller.

Sie begann, im Kreis um die Harpune herumzurasen.

»Ich weiß das alles nicht«, erwiderte ich und überlegte, was ich tun konnte. Nichts. Selbst das Aussteigen war bei diesem irrsinnigen Tempo unmöglich. Die Geschwindigkeit nahm abermals zu. Die Fliehkraft drückte uns nach links, und Gjeima rutschte aus dem Sitz und auf mich zu.

»Halte dich fest!«, sagte ich scharf.

Du musst diese Kreiselfahrt beenden! Drücke die Knöpfe!, befahl der Logiksektor.

Ich grinste kalt. Vielleicht gelang es mir, uns in die Luft zu sprengen. Ich überlegte, welche Schalter mitsamt deren Funktionen ich kannte; es waren nur wenige. Meine Hand schnellte vor und bewegte einen Kippschalter. Außerhalb der Kabine begann eine Sirene aufzujaulen. Dann sah ich, wie sich das Werferrohr abermals bewegte, und ein neuer Ruck bewies, dass irgendwo eine Winde anlief und sich schnell drehte.

»Was tut der Bruzack?«, heulte Gjeima auf. Ich beachtete sie nicht und knurrte:

»Er spult sich auf.«

Die unbegreifliche Maschine raste im Kreis herum, aus dem, je mehr sich die Winde drehte und je mehr vom Seil sie aufspulte, eine Spirale wurde. Der Gleiter hing an dem Harpunenanker wie ein Stein an der Schnur eines spielenden Kindes. Ich begriff nichts mehr – wozu diente diese Ausrüstung des Bruzack? Die Spirale wurde enger, dadurch erhöhte sich die Geschwindigkeit. Ich wurde gegen den Rand der Kabine gepresst, Gjeima lastete wie ein Sack voller Steine auf mir. Und schließlich, als wir beide würgend nach Luft schnappten, bremste der Bruzack.

Achtung! Eine neue technische Überraschung!, warnte der Extrasinn.

Wir fielen erschöpft in die Sitze zurück. Die Maschine drehte sich und stieß einen krächzenden Schrei aus. Dann wurde das Summen der unsichtbaren Seilwinde schärfer, das Vehikel begann stärker zu vibrieren. Das Seil spannte sich bis zum Zerreißen. Dann kämpften die Maschinen des Bruzack gegen den festsitzenden Harpunenanker.

Es war einst vielleicht ein Jagdgerät!, vermutete der Logiksektor.

Wir warteten atemlos. Die Schwingungen des Bruzack wurden stärker, aus dem Heck brach eine weiße Dampfwolke, und wieder ertönte dieses nervenerschütternde Geräusch. Dann öffnete sich vor dem Loch des Harpunenwerfers eine kleine Klappe. Ein Gegenstand, der wie die Mischung einer Säge mit einem Skalpell aussah, zuckte hervor und bewegte sich rasend schnell auf und ab.

Mit ungefähr dreißig Schnitten zertrennte er das Tau. Der Bruzack, von der Last befreit, ruckte nach hinten.

»Das ist wohl nicht zu glauben!«, murmelte ich verblüfft, als sowohl das Schneideblatt als auch das Werferrohr wieder in ihren fugenlosen Öffnungen verschwanden. Gjeima starrte mit hervorquellenden Augen auf dieses Wunder. Wieder stieß ein unsichtbares Horn einen schrecklichen Ton aus.

Der Bruzack drehte sich um etwa hundertachtzig Grad, so dass ich wieder direkt nach Süden blickte.

Augenblicklich schossen lange, vielfarbige Flammen aus dem Heck. Eine weiße Dampfwolke folgte und verhüllte den Blick auf die ferne, fast nicht mehr erkennbare Bergkette. Dann kochte ein ungeheurer pechschwarzer Strahl Rauch nach hinten, die Flammen durchschnitten ihn, und der Bruzack nahm wieder Fahrt auf.

Gjeima wimmerte auf, schluckte und verstummte, als der Andruck sie gegen die Rückenlehne des Sessels presste.

»Ich bin nicht einmal dazu gekommen, dieses verdammte Verdeck zu öffnen«, knurrte ich. »Geschweige denn, auszusteigen. Die Fahrt geht also weiter. Und ich wette, nicht einmal der Bruzack selbst weiß, wohin.« Röhrend und qualmend schoss die Maschine unbeirrbar auf ihrem Südkurs dahin. Es war heller geworden. Im Augenblick verzichtete ich darauf, irgendwelche Knöpfe zu drücken und an Hebeln zu ziehen, aber es juckte mich in den Fingerspitzen. Für eine kurze Zeit verhielt sich auch Gjeima still; sie schien vorübergehend vergessen zu haben, mich zur Liebe aufzufordern.

Wir waren jetzt bereits jenseits der weiten, nassen Ebene. Der Himmel strahlte tatsächlich viel heller, und das Licht begann, durch die halbdurchsichtigen Fenster einfallend, unsere Haut zu wärmen. Die Landschaft wechselte jetzt unmerklich ihr Aussehen.

Schneereste und Nässe verschwanden.

Wieder tauchte ein breites Band niedriger Hügel auf, die mit kleinen, dichten Wäldchen bewachsen waren. Eine Grassteppe begann am Fuß der Hügel. Wir rasten darauf zu, die Nase des Bruzack hob sich. Die Maschine folgte den Windungen eines flachen Tales und wich den Hügeln aus. Hier war das Gras nicht mehr staubig und verdorrt, sondern wurde von Minute zu Minute grüner. Ich schätzte die Geschwindigkeit auf rund zweihundert Kilometer in der Stunde. Dann hörten die Schlingerbewegungen auf, der Bruzack schwebte wieder schnurgerade nach Süden. Vor uns breitete sich eine Steppe aus: ich kannte die Merkmale einer solchen Landschaft.

Kehrt der Bruzack vielleicht zu seinen Erbauern zurück?, flüsterte der Logiksektor.

»Das wäre eine Erklärung«, murmelte ich im Selbstgespräch.

»Soll ich mich ausziehen, Liebling?«, flüsterte Gjeima und begann, an ihrer Kleidung zu nesteln.

»Nein!«, brüllte ich. Sie zuckte erschrocken zusammen und sah mich begriffsstutzig an.

»Später!«, sagte ich beschwichtigend und lehnte mich zurück. Ich war ausgeliefert, wenn es mir nicht gelang, die Maschine wirklich unter Kontrolle zu bekommen. Wieder ergriff mich die Furcht, in neue Abenteuer verschleppt zu werden, die ich nicht überstehen konnte.

Als ich mich wieder der Landschaft zuwandte, hatte sie sich abermals verändert. Rundherum war Steppe mit hüfthohem Gras, über das der Bruzack dahinschwebte. Aus diesem endlosen Gräsermeer, das sich in einem leichten Wind bewegte wie Wasser, erhoben sich unregelmäßig verstreut kleine, halbkugelige Gebüsche aus Bäumen und dunkelgrünen Sträuchern. Ab und zu tauchten harmlos aussehende, aber große Tiere auf. In den Gräsern und den Vegetationsinseln würde es von kleinem Getier wimmeln. Es schien weder Krethors zu geben, die auf Büffeln ritten, noch Angehörige eines anderen Stammes, deren Reitvögel durch das Gras trabten. Hin und wieder sah ich riesige Vögel hoch in der Luft.

Ich riskierte, einen Knopf zu drücken, dessen Funktion mir bekannt war. Mit einem feinen Sirren schob sich ein Segment über unseren Köpfen zurück. Warme Luft fuhr ins Innere des Bruzack.

»Kennst du diese Gegend?«, fragte ich Gjeima, die ununterbrochen nach draußen blickte und vor Dingen Angst zu haben schien, die ich nicht kannte.

»Nein. Ich war niemals hier. Aber es ist unsere Welt. Ich werde mit dir zusammen eine Familie aufbauen können, Liebling!«, behauptete sie mit einer Sicherheit, die ich nicht begreifen konnte.

»Vermutlich nicht«, erwiderte ich. Ich wartete auf den nächsten Zwischenfall. Er würde nicht lange auf sich warten lassen. Wenn der Bruzack wirklich zu seinen Erbauern zurückkehrte, wenn es eine Maschine war, die der Verfolgung und der Jagd auf Großtiere diente, dann würde ich am Endpunkt dieser rasenden Wanderung einen wilden, unbarmherzigen Stamm finden.

Wieder zog ich an einem Hebel, den ich nicht kannte.

Nichts geschah.

Jedenfalls nichts, was ich merken konnte. In unregelmäßigen Abständen sah ich jetzt große, annähernd pyramidenförmige Felstrümmer, die verstreut aus dem Gras auftauchten und nicht größer waren als ein Haus in Krothenbeet. Sie schienen aus stark geädertem Gestein zu sein, in dem in dem vielfarbigen Licht große, funkelnde Einschüsse leuchteten. Kleiner, größer, einige zusammen, dann eine Reihe hintereinander, schließlich wieder riesige Zwischenräume – so verteilten sich diese Spitzkegel über die Fläche. Nacheinander drückte ich vier Schalter, die in einer Reihe nebeneinander dunkelrot leuchteten.

Aus vier Punkten der Außenhülle schoben sich teleskopisch lange, silbern glänzende Rohre hervor. Sie trugen an ihren Enden kugelförmige Elemente, die wie Linsen wirkten.

Der Bruzack wich zuerst einer Vegetationsinsel aus, schlug dann vor einer Felsgruppe einen Haken und steuerte, nachdem die Röhren sich schräg nach oben voll herausgeschoben hatte, plötzlich nach links. Der schwarze Rauch aus den Düsen verschwand. Ein blauer Nebel drang anstelle dieser Abgase hervor, während das Gefährt langsamer wurde und sich wie suchend im Zickzack über das Gras bewegte, aber immer die Hauptrichtung beibehielt.

Es gab im Mikrokosmos zweifellos überraschende Dinge. Teilweise schien es so, als ob zwischen diesem submikroskopischen Bereich und der Wirklichkeit seltsame Verbindungen bestünden.

Vielleicht fand ich bei den Erbauern des Bruzack irgendeine Möglichkeit, auf dem Umweg über den Mikrokosmos die Mörder meines Vaters anzugreifen? Vielleicht gab es Bezüge zwischen diesem Teil des Kosmos und dem entsprechenden Teil des Mikrokosmos, der sich in der Nähe Orbanaschols befand? Ich wusste es nicht.

Eine reichlich kühne Hypothese!, schaltete sich der Extrasinn ein.

So war es. Aber diese Hypothese war letzten Endes nicht kühner und nicht ungewöhnlicher als das, was ich gerade erlebte: ich bewegte mich in einer Welt, die der wirklichen ähnlich war und doch nichts anderes darstellte als ein paar Moleküle dieser »normalen« Umgebung. Der Angstschweiß brach mir plötzlich aus, als ich diesen Unterschied ins Auge fasste.

Und noch immer suchte ich Crysalgira und Grek 3.

Ich bezweifelte, ob ich sie finden würde.

Suchend, langsam, leise und in schlängelnden Linien schwebte der Bruzack in etwa eineinhalb Metern Höhe über die Spitzen der Gräser. Unter uns bewegten sich die Gewächse. Der Wind schob sie hin und her, kippte sie, und sie drehten die matten Unterseiten der Blätter nach oben. Soweit ich sehen konnte, gab es dieses Wellenmuster. Die Pflanzeninseln und die Felsen bildeten Formationen, die tatsächlich wie Eilande wirkten. Und nachdem der Bruzack um eine Felsengruppe herumgeschwebt war, hielt er plötzlich an.