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Hinweis

Begleitend zu diesem Buch bieten Autor und Verlag eine Service-Seite an:

www.uvk-lucius.de/it-management

Dort finden Studierende und Lehrende

  1. ein Glossar mit Erklärungen zu wichtigen Begriffen
  2. zahlreiche Übungsaufgaben zum Studium und zur Weiterbildung

Die erste Auflage erschien bei utb.

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <www.dnb.de> abrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

ISBN 978-3-86764-722-9 (Print)

ISBN 978-3-7398-0136-0 (EPUB)

ISBN 978-3-7398-0137-7 (EPDF)

© UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2016

Umschlaggestaltung: Susanne Fuellhaas, Konstanz

Umschlagmotiv: iuneWind, fotolia

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Vorwort

Das heutige wirtschaftliche Umfeld ist stark von den Merkmalen unserer Informationsgesellschaft geprägt, in der die Information einen fundamentalen Stellenwert besitzt. Sie kann zu erheblichen Wettbewerbsvorteilen führen und große wirtschaftliche oder politische Macht verleihen. Die moderne Informationstechnologie (IT) ermöglicht die zielgerichtete Nutzung und Steuerung des Wirtschaftsguts Information.

Innerhalb von Unternehmen bietet die IT oft nicht nur eine Unterstützung von Geschäftsprozessen, sondern sie bildet immer öfter den Kern des ganzen Geschäftsmodells. Eine strukturierte Steuerung aller IT-Aktivitäten ist essenziell, um die IT wirtschaftlich effizient einsetzen zu können. Denn sie unterliegt einer stetigen Weiterentwicklung und ist wie kaum eine andere Branche von einem andauernden Fortschritt und Wandel betroffen. Bedeutende Merkmale des technischen Fortschritts sind eine immer größere Speicherkapazität, längere Speicherdauer und komplexere Verarbeitung von Informationen. Ein Beispiel für den andauernden Wandel ist das Internet, das zunächst von wenigen Editoren und vielen Benutzern in Anspruch genommen wurde. Anschließend hat es sich zu einer Plattform gewandelt, auf der Benutzer selbst neue Inhalte erstellt haben (Web 2.0). Das Verständnis der Inhalte und deren Auswertungsmöglichkeiten sind immer weiter gestiegen und bilden heute das semantische Internet (Web 3.0). Das Internet gewinnt eine immer größere Bedeutung, was z.B. an der steigenden Nutzung verteilter Services unter dem Stichwort Cloud Computing erkennbar ist.

Nicht nur das Ergebnis der IT, sondern auch die Gestaltung effizienter Prozesse und die überlegte Nutzung von Ressourcen innerhalb der IT sind essenzielle Erfolgsfaktoren und verlangen daher erhöhte Aufmerksamkeit. Außerdem schützt eine hohe Qualität die IT vor nachgelagerten Aufwänden zur Fehlerbehebung und Nachbesserung. Ausgefeilte Sicherheitsstandards schützen zudem vor internen und externen Angriffen sowie anderen Gefahren, die sowohl zu finanziellen Schäden, als auch zu Reputationsverlust führen können. Die Umsetzung von Gesetzesvorgaben, Standards und Best Practices dient der Einhaltung wichtiger Vorgaben und verhilft der IT zur Ausrichtung an Branchenvorgaben oder anerkannten Geschäftspraktiken.

Das IT-Management ist notwendig, um die vielfältigen IT-Aktivitäten in einem Unternehmen planen, vorbereiten, steuern, überwachen und bewerten zu können. Das vorliegende Werk erleichtert die Einführung in dieses komplexe Thema, das nicht nur für Führungskräfte, sondern auch für Inhaber operativer Rollen relevant ist. Das IT-Management umfasst Bereiche aus den Kategorien IT-Strategie, Budget & Ressourcen, IT-Services & Prozesse, Governance, Risk & Compliance und IT-Sicherheit. Während die IT-Strategie die Ausrichtung und langfristige Orientierung für und durch die IT vorgibt, ist das Management von Budget & Ressourcen für einen wirtschaftlich effizienten Einsatz der IT notwendig. Die Kategorie IT-Services & Prozesse befasst sich mit dem fast selbstverständlich gewordenen Dienstleistungsgedanken sowie der Optimierung und Modellierung von Geschäftsprozessen. Governance, Risk & Compliance sorgen für eine ordnungsgemäße IT, die konform zu internen und externen Regeln ist. Die IT-Sicherheit dient der Festlegung und Umsetzung eines angemessenen Sicherheitsniveaus und damit dem Schutz vor Kompromittierung, Manipulation und Beschädigung von Informationen und IT-Systemen.

Bergisch Gladbach Stefan Beißel

Inhalt

1 Grundlagen des IT-Managements

Lehrziele

Nach der Durcharbeitung dieses Kapitels sollten Sie

1.1 Grundbegriffe

Informationen bilden die fundamentale Basis aller Themen rund um die Informationstechnologie (IT). Um den Begriff Informationen zu beschreiben, gilt es zunächst zu überlegen, wie sie entstehen.

Angenommen, es ist ein Zeichensatz gegeben, der aus Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen, unter anderem einem Leerzeichen, besteht. Wenn mehrere Zeichen aus einem solchen Zeichensatz zusammengesetzt werden, entstehen Daten, z.B. „700 Megabyte“. Durch die Interpretation als Speichergröße eines Datenträgers werden die Daten zu Informationen. Die Information, dass eine Compact Disc standardmäßig über eine Kapazität dieser Speichergröße verfügt, kann zu einem Erkenntnisgewinn führen, aus dem Wissen entsteht.

Abb. 1: Begriffe im Zusammenhang

Die Informationstechnologie (IT) ist die Wissenschaft über die Speicherung, Übertragung und Verarbeitung von Informationen unter Einbeziehung von elektronischen Hilfsmitteln.

Elektronische Hilfsmittel können in die beiden Kategorien Hardware und Software unterteilt werden.

Die Speicherung, Übertragung und Verarbeitung von Informationen lassen sich wie folgt voneinander abgrenzen:

Die wichtigsten Tätigkeitsbereiche in der IT eines Unternehmens sind Helpdesk, Betrieb und Applikationen.

Das IT-Management umfasst alle Manager und Managementaufgaben innerhalb der IT. Man unterscheidet zwischen einer institutionellen und funktionellen Betrachtungsweise des IT-Managements:

Das IT-Management ist die Gesamtheit aller fachlichen und disziplinarischen Führungsaufgaben, die zur Planung, Vorbereitung, Steuerung, Überwachung und Bewertung aller Tätigkeiten im Bereich der IT wahrgenommen werden, und aller Führungskräfte, die mit der Ausführung dieser Führungsaufgaben institutionell betraut sind.

Bei dieser Definition werden sowohl die funktionelle als auch die institutionelle Sichtweise des IT-Managements berücksichtigt.

Ein verwandter Bereich zum IT-Management ist das IT-Controlling. Auch das IT-Controlling umfasst Aufgaben zur Planung, Vorbereitung, Steuerung, Überwachung und Bewertung aller Tätigkeiten im Bereich der IT. Allerdings ist das IT-Controlling auf den Wertbeitrag der IT fokussiert, während beim IT-Management der Fokus auf der Führungsfunktion und -institution liegt. Ein IT-Controller hat das primäre Ziel, die Tätigkeiten in der IT so zu steuern, dass der Wertbeitrag durch die IT erhöht wird. Er hat in der Regel keine direkte Führungsbefugnis, sondern nutzt ein Steuerungssystem, um indirekten Einfluss auf die Tätigkeiten zu nehmen. Ein IT-Manager hat hingegen das primäre Ziel, mithilfe seiner institutionellen Führungsbefugnis die Mitarbeiter zu einer effektiven und effizienten Durchführung von Tätigkeiten in der IT zu bewegen.

1.2 Vorgehensweisen

Vorgehensweisen zum IT-Management sind grundsätzlich in Form von Theorien, Best Practices und Pragmatiken zu finden.

Eine bekannte Pragmatik zur Vorgehensweise im Management ist der PDCA-Zyklus von William Edwards Deming und Walter Andrew Shewhart (Zollondz 2011, S. 86 ff.). Er besteht aus vier Phasen, die zur Steuerung und kontinuierlichen Verbesserung von Prozessen oder Produkten eingesetzt werden können.

Abb. 2: PDCA-Zyklus

Um Managementfunktionen zu strukturieren und in eine logische Abfolge zu bringen, wurde der klassische Managementzyklus definiert, der aus fünf Phasen besteht (Schreyögg/Koch 2007, S. 9 ff.):

Abb. 3: Managementzyklus

  1. Die Planung ist die primäre Aktivität, an der sich die Inhalte aller anderen Phasen ausrichten. Sie dient dazu, generelle Überlegungen zum angestrebten Ergebnis und zu den dafür eingesetzten Mitteln durchzuführen. Dabei werden sowohl kurz- als auch langfristige Perspektiven berücksichtigt. Aufgrund sich ändernder Rahmenbedingungen oder anfänglich unbekannter Parameter können Rückkopplungen von den folgenden Phasen zurück zur Planung erfolgen. Auf diese Weise können die betroffenen Phasen neu ausgerichtet werden.
  2. Im Rahmen der Organisation werden Stellen für die zu erledigenden Aufgaben definiert und mit einer Organisationsform hierarchisch angeordnet. Die Stellen werden zu Organisationseinheiten zusammengefasst und Weisungsstrukturen werden legitimiert. Dadurch ergibt sich ein effektives Kommunikationssystem, bei dem z.B. Probleme an übergeordnete Organisationseinheiten weitergegeben werden können. Auf dieser Hierarchieebene findet eine Problemeskalation statt. Außerdem wird durch die Organisation eine große Überschaubarkeit geschaffen, welche die Zuweisung und Steuerung von Aufgaben erleichtert.
  3. Der Personaleinsatz dient einerseits der Besetzung von Stellen, die in der Organisation definiert wurden. Andererseits sollen die Besetzungen durch Stelleninhaber auch dauerhaft bewahrt werden. Zu diesem Zweck werden regelmäßige Personalbeurteilungen und -entwicklungen durchgeführt. Außerdem ist ein Entlohnungssystem empfehlenswert, das eine hohe Arbeitsqualität adäquat entlohnt.
  4. Zur Führung zählen alle Führungsaufgaben, die für die fachliche und disziplinarische Führung des Personals notwendig sind. Der Vorgesetzte erteilt Weisungen an seine hierarchisch unterstellten Mitarbeiter. Anschließend wird er in Abhängigkeit seiner Führungstechnik die Erfüllung der Weisungen mehr oder weniger stark steuern und korrigieren. Neben der Zuweisung und Steuerung von Aufgaben versucht der Vorgesetzte auch eine möglichst optimale Motivation, Kommunikation und Konfliktbehandlung zu etablieren.
  5. Die Kontrolle beinhaltet einen Abgleich zwischen angestrebtem und erreichtem Zustand. Dieser Soll-/Ist-Abgleich dient dazu, den Erfolg des gesamten Managementzyklus zu beurteilen. Festgestellte Abweichungen können dazu führen, dass eine Rückkopplung in eine der vorherigen Phasen erforderlich ist. Sollte der angestrebte Zustand in ausreichendem Maß erreicht worden sein, ist der Managementzyklus abgeschlossen. In der Regel wurden durch ihn neue Erkenntnisse und Rahmenbedingungen geschaffen, die bei einem neuen Durchlauf des Managementzyklus zu berücksichtigen sind.

1.3 Organisationsformen

Eine Voraussetzung für das IT-Management ist die Organisation des Unternehmens, um Führungskräfte zu institutionalisieren und Führungsaufgaben zu legitimieren. Diese Organisation kann die Formen Stab-Linien-Organisation, Projekt-Organisation, Matrix-Organisation oder Prozess-Organisation annehmen.

Die Einbindung der IT-Abteilung als Organisationseinheit in eine Stab-Linien-Organisation kann als Linieninstanz oder Stabsstelle erfolgen.

Abb. 8: Mögliche Einbindungen der IT in die Stab-Linien-Organisation

Bei der Projekt-Organisation können IT-Mitarbeiter als Teil des Projektteams eingesetzt werden, um mit ihrem Know-how und ihrer technischen Kompetenz die Projektarbeit zu unterstützen.

In einer Matrix-Organisation halten die IT-Mitarbeiter nicht nur Rollen im Projektteam, sondern gleichzeitig auch Stellen in der Stab-Linien-Organisation inne. Hierbei handelt es sich um eine Sonderform der Matrix-Organisation, bei der eine Stab-Linien-Organisation nicht durch parallele Projekte überlagert wird, sondern durch eine eigenständige Abteilung. So können Mitarbeiter neben ihren eigentlichen Stellen zusätzlich Rollen in der IT-Abteilung ausfüllen. Dies ist organisatorisch mit der Übernahme von Rollen aus einem Projekt vergleichbar. Im Gegensatz zu Projekten ist diese Überlagerung jedoch nicht zeitlich befristet, sondern dauerhaft angelegt.

Bei der Prozess-Organisation besitzt jeder Geschäftsprozess eigene Rollen für die Ausführung von IT-Tätigkeiten. Es ist also keine abgrenzbare IT-Abteilung, sondern es sind nur Rollen vorhanden, die IT-Tätigkeiten im Rahmen von festgelegten Geschäftsprozessen verantworten. Reine IT-Geschäftsprozesse haben in Unternehmen außerhalb der IT-Branche oft den Charakter von Unterstützungsprozessen.

1.4 Stakeholder des IT-Managements

Als Stakeholder werden alle Personen und Personengruppen bezeichnet, die ein Interesse am Zustand oder Erfolg des Unternehmens verfolgen.

Der Begriff Stakeholder ist sehr weit gefasst und berücksichtigt auch Interessenhalter, die nur indirekt oder temporär mit dem Unternehmen in Verbindung stehen, wie z.B. Kunden oder politische Interessengruppen. Das IT-Management wird durch die Interessen der Stakeholder beeinflusst. Während einige Stakeholder, wie die Geschäftsleitung, direkten Einfluss auf die Ausgestaltung der Aufgaben im IT-Management nehmen, haben andere, wie z.B. Kunden, eher indirekten Einfluss. Kunden beeinflussen die Umsatzzahlen eines Unternehmens und können dadurch ihren Interessen Bedeutung verleihen.

Abb. 9: Stakeholder des IT-Managements