Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

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ISBN 978-3-7398-0205-3 (Print)

ISBN 978-3-7398-0205-3 (EPUB)

ISBN 978-3-7398-0206-0 (EPDF)

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© UVK Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz und München 2017

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Prof. Dr.-Ing. habil. Christian Mieke ist Inhaber der Professur ABWL, insbesondere Innovationsmanagement im Fachbereich Wirtschaft der Technischen Hochschule Brandenburg.

Prof. Dr. phil. Michael Nagel, MBA, ist Professor in der Fakultät Wirtschaft an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Stuttgart (DHBW) und Leiter des Studiengangs BWL-International Business.

Vorwort

Innovationen sind in aller Munde. Der Innovationsbegriff löst in der Regel positive Assoziationen aus. Durch Innovationen werden Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Wertsteigerung von Unternehmen befördert. Allerdings scheitern auch viele Neuerungen, wodurch Unternehmen in strategische und wirtschaftliche Schieflage geraten können. Insofern ist es wichtig, die mit hohen kreativen und intuitiven Anteilen versehenen Innovationsaktivitäten systematisch und zielorientiert zu gestalten. Leistungsfähige Methoden ermöglichen das Aufspüren von Zukunftstrends, die Durchdringung künftiger technologischer Gegebenheiten, die Stimulierung kreativer Problemlösungsprozesse und die Überwachung von Entwicklungsvorhaben.

Die im vorliegenden Band versammelten Methoden bilden einen durch Wissenschaft und Praxis geschaffenen Grundstock an Hilfsmitteln für das Innovationsmanagement. Sie bieten – so hoffen wir – auch betriebswirtschaftlich orientierten Akteuren Zugang zu einem eher ingenieurdominierten Aktionsfeld. Das Buch ist ein handlicher Impulsgeber, um kreative Aktivitäten zu ordnen und auf das Ziel der Erzeugung von wirtschaftlich erfolgreichen Neuprodukten und -prozessen auszurichten. Die Methoden werden jeweils kurz und knapp beschrieben, ihre Zielsetzungen benannt, die Anwendungsmöglichkeiten verdeutlicht und die umsetzungsbezogenen Grenzen aufgezeigt. Die berücksichtigten Ansätze werden dabei nicht als Werkzeuge, Instrumente oder Tools, sondern als betriebswirtschaftliche Methoden bezeichnet, da diesen die Idee der Planmäßigkeit und der Problem- und Ergebnisorientierung zugrunde liegt.

Im hier verstandenen Sinne stellen betriebswirtschaftliche Methoden theoretisch fundierte und praktisch erprobte Hilfsmittel dar, die zur Lösung eines in der unternehmerischen Praxis auftretenden leistungswirtschaftlichen Problems beitragen.

In diesem Band haben wir die wichtigsten Methoden aus dem entsprechenden Kapitel des Buches BWL-Methoden: Handbuch für Studium und Praxis aus dem UTB-Verlag entnommen und im Kapitel F&E-Controlling ergänzt. Das umfangreiche Handbuch bündelt etablierte betriebswirtschaftliche Methoden aus den Bereichen Forschung, Entwicklung, Innovationsmanagement, Beschaffung, Logistik, Produktion, Strategie, Organisation und Kontrolle sowie Marketing und Vertrieb. Der vorliegende, themenspezifische Band wurde nicht erstellt, um Druckerpressen auszulasten, die Publikationslisten der Autoren aufzublähen oder um ein Prüffeld für vermeintliche Eigenplagiate zu schaffen. Vielmehr ist es unser Ziel, Innovationsverantwortlichen und weiteren Interessierten am Themenfeld des Innovationsmanagements eine kostengünstige Möglichkeit des Zugriffs auf bewährte Methoden zu ermöglichen.

Wir hoffen, dass die Ausführungen verständlich und umsetzbar sind, damit der angestrebte Nutzen erzielt werden kann. Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Erfolg beim Gebrauch des Buches. Herrn Dr. Jürgen Schechler vom UVK-Verlag danken wir ausdrücklich für seine wohlwollende und professionelle Begleitung unseres Vorhabens.

Brandenburg a.d.H./Stuttgart, im Februar 2017

Christian Mieke & Michael Nagel

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung in die Methoden zum Innovationsmanagement
  2. Gewinnung von Zukunftsinformationen
  3. Technologieanalyse und Technologiebewertung
  4. Technologievorausschau
  5. Ideenfindung
  6. F&E-Controlling

1Einführung in die Methoden zum Innovationsmanagement

Forschung und Entwicklung oder F&E sowie Technologie- und Innovationsmanagement sind zentrale unternehmerische Aktivitäten. Wettbewerbsvorteile basieren in der Regel auf neuen Leistungsangeboten oder veränderten Abwicklungsvorgängen in Unternehmen. Neue Produkte, Dienstleistungen, Prozesse und Strukturen ergeben sich jedoch nicht von selbst, sondern sie müssen aktiv geschaffen werden. In technologieorientierten Branchen ist sowohl das Erzeugen neuer Ideen und die Ausarbeitung neuartiger technischer Lösungen als auch das Entwickeln verbesserter oder bislang nicht vorhandener Produkte und deren Test Aufgabe von Ingenieuren und Naturwissenschaftlern in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen. Auch diese Bereiche unterliegen der unternehmerischen Planung, Steuerung und Kontrolle und müssen die Forderungen nach Effektivität und Effizienz erfüllen. So sollen Innovationen einen signifikanten Neuerungsgrad aufweisen, Entwicklungszeiten nicht zu lang sein und aufgestellte Budgets eingehalten werden. Aus besagten Gründen kommen auch in diesem ingenieurdominierten Feld betriebswirtschaftliche Planungsansätze und Optimierungsmethoden zum Einsatz.

Die Bereiche Forschung und Entwicklung sowie Technologie- und Innovationsmanagement sind nicht deckungsgleich, überschneiden sich aber in weiten Teilen.1 Abbildung 1 illustriert, wie die einzelnen Bereiche zueinander stehen. Das Forschungs- und Entwicklungsmanagement als Schnittmenge aus Technologiemanagement und Innovationsmanagement ist auf die Erarbeitung und Erprobung neuer technologischer Lösungen ausgerichtet,2 die in neue Produkte oder veränderte Leistungserstellungsprozesse Eingang finden. Das Technologiemanagement umfasst neben der Erzeugung neuartiger Lösungen auch die breitere Verwertung bestehender Technologien. Das Innovationsmanagement organisiert explizit die Schaffung und Durchsetzung von Neuerungen, beschränkt sich dabei allerdings nicht auf technische Artefakte. Es beleuchtet auch organisatorische, kulturelle und soziale Aspekte im Unternehmen. Kernbereiche, die durch eine anspruchsvolle Planung gekennzeichnet sind, dürften für viele Unternehmen die Technologieentwicklung sowie der Entwurf neuer Produkte und die Erarbeitung neuer Produktionsprozesse darstellen. Im Folgenden wird ein kurzer Einblick in die Phasen des Technologie- und Innovationsmanagements gegeben.

Abbildung 1: Beziehung innovationsbezogener Managementfelder

Abbildung 2: Technologiearten3

Gegenstand des Technologiemanagements sind Technologien. Technologien sind das Wissen über naturwissenschaftlich-technische Wirkungszusammenhänge zur Lösung technischer Probleme.4 Damit bilden Technologien die Basis für die Entwicklung und Erstellung von Produkten und Verfahren. Technologien können nach unterschiedlichen Kriterien gegliedert werden. Abbildung 2 verdeutlicht einige Möglichkeiten der Kategorisierung. Das Technologiemanagement umfasst die Planung, Organisation, Führung und Kontrolle der Unternehmensprozesse, welche die Bereitstellung, die Durchsetzung des Einsatzes und die Verwertung von Technologien zum Inhalt haben.5 Den Prozess des Technologiemanagements kann man in vier Phasen unterteilen, die in Abbildung 3 dargestellt sind.

Abbildung 3: Prozess des Technologiemanagements6

Innerhalb der Technologiefrühaufklärung wird versucht, schwache Signale,7 die auf bevorstehende technologische Veränderungen hindeuten, frühzeitig zu erkennen, zu analysieren und hinsichtlich ihrer Bedeutung zu bewerten. Dazu werden technologische, aber auch ökonomische, gesellschaftliche, politische und rechtliche Tendenzen untersucht, die Auswirkungen auf die Technologieentwicklung vermuten lassen.8 Innerhalb der Technologieplanung werden vornehmlich Technologiestrategien entwickelt. Diese sollen unter Berücksichtigung der technologischen Situation des Unternehmens und der innerhalb der Frühaufklärung identifizierten technologischen Trends eine gute künftige technologische Positionierung des Unternehmens vorbereiten. Technologiestrategien legen etwa fest, ob eigene Technologieentwicklungen primär im Feld der Produkttechnologien angesiedelt sein oder auch das Feld der Prozesstechnologien umfassen sollen. Ferner weist die Technologiestrategie den Weg zur technologischen Leistungsfähigkeit: Soll ein technologischer Hochleistungsstand oder lediglich die Präsenz in einem Feld angestrebt werden?

Die Technologiestrategie beantwortet auch die Frage nach den Technologiequellen. Grundsätzlich können Technologien durch externe Beschaffung wie Lizenznahme, Technologiekauf oder durch interne Forschung und Entwicklung verfügbar gemacht werden. Neben der Beschaffungsdimension definieren Technologiestrategien auch den Verwertungsaspekt. Sie definieren, ob Technologien in eigene Produkte und Verfahren Eingang finden oder durch Lizenzvergabe oder den Verkauf von Geschäftseinheiten vermarktet werden. Letztlich konkretisiert die Technologiestrategie auch das zeitliche Vorgehen: Will das Unternehmen als Pionier oder als Folger agieren?9 Die Strategieumsetzung erarbeitet konkrete Maßnahmen zur Realisierung der Technologiestrategien.10 Ein großer Anteil der Maßnahmen weist nicht den Charakter von Routinetätigkeiten auf. Daher werden zur Steuerung der Entwicklungsprojekte Verfahren des Projektmanagements eingesetzt. Das Technologie-Controlling verschafft dem Technologiemanagement rechtzeitig Informationen über Fehlentwicklungen, um Anpassungen im Planungs- und Durchführungsprozess zu ermöglichen.11

Abbildung 4: Innovationsarten nach Innovationsgrad12

Objekt des Innovationsmanagements sind Innovationen. Als Innovationen werden in die Anwendung überführte Neuerungen bezeichnet.13 Innovationen können dabei sowohl technischer Natur wie Produkte und Technologien als auch sozialer Natur wie Organisationsstrukturen sein. Abbildung 4 zeigt, dass Innovationen hinsichtlich ihrer Einsatzfelder und ihres Neuheitsgrades erheblich voneinander abweichen. Das Innovationsmanagement zielt auf die Sicherung der wirtschaftlichen Erfolgsposition des Unternehmens und forciert dabei insbesondere den Aufbau, die Pflege und die Weiterentwicklung des unternehmensinternen Potenzials zur Innovationstätigkeit. Im Mittelpunkt stehen sowohl die Planung und Organisation als auch die Steuerung und Kontrolle von Innovationsprozessen.14 Für den Innovationsmanagementprozess existiert eine Vielzahl von Phasenmodellen.15

Abbildung 5: Innovationsprozess16

Eine sehr eingängige Sichtweise beschreibt Thom. Der Innovationsprozess gliedert sich demnach in die in Abbildung 5 beschriebenen drei Phasen.17 In der ersten Phase werden Suchbereiche abgegrenzt, Ideen generiert und Vorschläge ausgearbeitet. Die zweite Phase zielt auf das Prüfen der Ideen und die Erarbeitung von Plänen zur Realisierung der Ansätze sowie auf die Entscheidungsprozesse und Entscheidungsdurchsetzung einzelner Initiativen. Die dritte Phase umfasst die Konkretisierung und Umsetzung der ausgewählten Idee sowie die Überprüfung des Eintretens der gewünschten Effekte.

Forschung und Entwicklung sowie Technologie- und Innovationsmanagement sollten planvoll betrieben werden. Ungeachtet dieser Forderung finden sich in der Praxis immer wieder Beispiele, in denen Menschen ohne systematisch geleiteten Suchprozess bahnbrechende Erfindungen machen. Häufiger – allerdings auch weniger präsent – dürften jedoch Fälle sein, die deutlich machen, dass Unternehmen scheitern, da sie nicht zielgerecht nach Innovationen suchen und diese durchsetzen. Im Folgenden werden betriebswirtschaftliche Methoden vorgestellt, die wichtige Arbeitsfelder des Technologie- und Innovationsmanagements unterstützen. Sie fördern unter anderem das Aufspüren technologischer Trends, das Erzeugen von Ideen, die Bewertung neuartiger Konzepte und die Planung, Überwachung und Steuerung von innovationsbezogenen Strategien und entsprechender Maßnahmen.


1 Zu verschiedenen Abgrenzungsansätzen vergleiche Specht, Beckmann & Amelingmeyer (2002, S. 16), Gerpott (2005, S. 56) und Brockhoff (1996, S. 6 f).

2 Vergleiche Zahn (1995, S. 15 f).

3 Mieke (2006, S. 5).

4 Vergleiche Wolfrum (1994, S. 4). Zu den Beziehungen zwischen den Konstrukten Theorie, Technologie und Technik siehe Burr (2004, S. 19 f).

5 Vergleiche Gerpott (1999, S. 58 f).

6 Mieke (2006, S. 11).

7 Vergleiche Ansoff (1976, S. 129 ff).

8 Vergleiche zur Vielfalt von Einflussfaktoren Wucherer (2004, S. 26).

9 Vergleiche Tschirky (1998, S. 296 f).

10 Vergleiche zur Verzahnung der Technologieplanung mit der Geschäftsfeld- und Produktplanung Behrens (2003, S. 69 f).

11 Vergleiche Brockhoff (1994, S. 334) und Tschirky (1998, S. 346). Zu negativen und positiven Wirkungen von Kontrolle in kreativen Bereichen siehe Schorb (1994, S. 110).

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