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Baedeker-Sterneziele

Top-Reiseziele

      Herausragende Reiseziele

Inspirierende Hintergründe und neue Sichtweisen.

Lesen Sie faszinierende Geschichten, die man sonst eher selten zu hören bekommt.

Überraschende Erlebnisse warten auf Sie.

Entdecken Sie das Besondere, Orte zum Durchatmen und einfach Unbezahlbares.

Magische Momente bringen Sie ins Schwärmen.

Kommen Sie zur rechten Zeit an den richtigen Ort und erleben Sie Unvergessliches.

Willkommen bei Baedeker!

Diesen Magischen Moment in der Provence möchte ich Ihnen ganz besonders ans Herz legen: Packen Sie einen Picknickkorb, gehen Sie nach Kassenschluss in die Oberstadt von Les Baux und warten Sie dort auf den Sonnenuntergang. Pure Romantik.

Schließlich sind die selbst erlebten Geschichten die schönsten, um sie zu Hause zu erzählen.

Wir wünschen Ihnen lebendige Eindrücke und Zeit für das Wesentliche! Entdecken Sie mit Baedeker das Außergewöhnliche, lassen Sie sich inspirieren und gestalten Sie Ihr persönliches Programm nach Ihren Vorlieben.

Herzlichst

Rainer Eisenschmid, Chefredakteur Baedeker

10 Souvenirs

10 Dinge und Erinnerungen, die ich mitnehme …

1.

Ein schönes Teil aus fröhlich gemustertem Indienne- Stoff, z.B. von Souleiado in Tarascon

2.

Ein besonderes, ungewöhn liches Parfüm von Didier Gaglewski in Grasse, 12 Rue de l’Oratoire. Auch für Männer …

3.

Das Bling-bling von Saint-Tropez erleben, am Hafen und am Strand Pampelonne – teuer und mit vielen anderen

4.

Calissons – die echten aus Aix von einem der legendären Confiseure wie Béchard, Brémont oder Weibel

5.

Die Synagogen von Carpentras und Cavaillon, jahrhundertealte, großartige Zeugnisse jüdischer Kultur

6.

Am Gleitschirm über dem Canyon du Verdon oder dem Lac de Ste-Croix fliegen, im Reich der Falken und Adler (verdonpassion.com)

7.

Das Unerwartete, Nicht-Gesuchte, das ganz Persönliche von einem provenzalischen Wochenmarkt, einem »brocante« oder aus der Antiquitätenmetropole L’Isle-sur-la-Sorgue

8.

Erstklassiges, hocharomatisches Olivenöl mit AOP, am besten direkt aus einer Ölmühle. Für 20 € pro Liter, aber auch für 50 € oder noch mehr

9.

Eine Savon de Marseille aus Olivenöl, von Fer à Cheval in Marseille (66 Chemin de Ste- Mar the), von Marius Fabre oder Rampal-Latour in Salon

10.

Sonnenaufgang auf dem Mont- Ventoux: Das große Aah nach früher Fahrt oder nach einem (geführten) nächtlichen Aufstieg

Baedekers Top-Ziele

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Magische Momente

Überraschendes

6 x Gute Laune

Das hebt die Stimmung > > >

6 x Durchatmen

Entspannen, wohlfühen, runterkommen > > >

6 x Erstaunliches

Hätten Sie das gewusst? > > >

6 x Unterschätztes

Genau hinsehen, nicht dran vorbeigehen, einfach auspobieren > > >

6 x Typisches

Dafür fährt man in die Provence > > >

© laif/Sudres/hemis.fr

Zucker, Mandeln, kandierte Melonen. Mehr braucht es nicht für ein Calisson, 14 Gramm süße Versuchung.

D

Das ist...

... die Provence

Fünf große Themen rund um den Südosten Frankreichs. Lassen Sie sich inspirieren!

© mauritius images/Travel Europe/Alamy

Cowboys Der Camargue

Der weite Himmel und die Steppe verfließen zu einer flirrenden Fata Morgana. Nur wenige schmale Straßen erschließen die topfebene amphibische Landschaft. Einsam liegen die Mas, die weiß getünchten Höfe der Stier- und Pferdezüchter. Hier sind die Gardians zu Hause.

© picture-alliance/Global Travel Images

© laif/Boisvieux

Kleines Rennen zur Ferrade, dem Brandmarken im Korral. Nach der Einweisung und einiger Übung können auch Reiteleven daran teilnehmen.

Reiten Wie Ein Gardian

Auf dem Rücken der Camargue-Pferde erlebt man die herbe, urtümliche Landschaft besonders intensiv. Die Besitzer der der Manade Saliérène, Francoise und André Peytavin, sind Rinder- und Pferdezüchter. Dementsprechend geht es hemdsärmelig, aber herzlich zu. »Stage Gardian« heißt der einwöchige Reitkurs, bei dem man lernt, wie ein Camargue-Cowboy im Sattel zu sitzen. Manade Saliérène, Mas de Capellane, Saliers (D 37) Tel. 06 27 24 09 34, www.manadesalierene.com. Weitere Anbieter von Reitkursen und Info zur Camargue unter www.promenades-a-cheval.com, www.saintesmaries.com.

ZWISCHEN dem Grand Rhône und dem Petit Rhône ist das Mündungsdelta tischeben. Bei Mistral geht alles in Deckung. Bäume und Sträucher bieten keinen Schutz vor dem brutalen Nordwind, der hier noch einmal so richtig aufdreht. Den Flamingos im Etang de Fangassier scheint das nichts auszumachen. Zu Zehntausenden nisten sie im Frühjahr auf den Schlammbänken des Salzsees. Birdwatcher können sich den zwischen Austerngrau, Lachsrosa und Grellrot changierenden Vögeln von Saintes-Maries-de-la-Mer über die Digue à la Mer nähern, einen Deich, der das fragile System von Salzteichen vor dem Meer schützt.

Die wahren Herren

An der Landspitze von Beauduc endet der Deichweg. Wasser links, Wasser rechts, dazwischen von Gischt und Salz ausgelaugtes Treibholz. Mehr »Land’s End« geht nicht. Dann, wie aus heiterem Himmel, preschen weiße Pferde vorbei. Niemand ist zur Stelle, um die temperamentvollen Schimmel zu zähmen. Denn echte Camargue-Pferde leben in Freiheit. Herrscher über die 1000 km² große Weite von Salzseen, Reisfeldern, Salinen und Sümpfen bleiben die »gardians«, die Cowboys der Camargue. Und das auch auf dem Asphalt. Hoch zu Ross treiben Gardians auf der Landstraße von Le Sambuc zum Etang de Vaccarès eine Herde schwarzer Stiere vor sich her. Unter den Hufen bebt der Asphalt. Die Autos müssen warten.

»C’est cool«

Geritten wird im Stil der »Monte camarguaise«, auf einem Sattel mit hohem Vorder- und Hinterzwiesel; dadurch hat man einen sehr sicheren Sitz. Die Zügel werden locker mit der linken Hand geführt, die Beine sind gestreckt und bis zum Knie fest ans Pferd gedrückt. Ein Höhepunkt ist das Zusammentreiben der Kälber zur Ferrade, dem Brandmarken. Dazu müssen die Tiere im kreisrunden Holzgatter vereinzelt werden. »Ganz ruhig, c’est cool«, beschwichtigt Reitlehrerin Ludivine von der Manade Saliérène ihre Schützlinge, »ihr müsst nur ein weites Spalier bilden, damit die Viecher nicht auf dumme Gedanken kommen und jedes Kalb in der Box landet.« Das klingt ganz einfach, und ist es dann auch.

Blühende Paradiese

In kaum einer anderen Region Frankreichs blüht es so üppig wie in der Provence. Denn seitdem Briten im 18. Jahrhundert hier ozeanische Drachenbäume, syrischen Hibiskus und indische Magnolien gepflanzt haben, hat der »Gartenspleen« Generationen von Provenzalen infiziert. Besuchern geht es nicht anders.

© Guy Hervais/pavillondegalon.com

EIN Garten verlangt viel Geduld, auch in der sonnenreichen Provence. Im Sommer 2003 machte eine Jahrhunderthitze selbst uralten, tief verwurzelten Platanen zu schaffen. Und dann der Mistral! Im Winter 1956 fielen Zigtausende Olivenbäume dem eisigen Nordwind zum Opfer. Oder man hat mit Ungeziefer zu kämpfen, etwa mit dem Roten Rüsselkäfer, der die Palmen an Cannes’ Croisette zu Fall brachte.

Wie man ein Paradies schafft

Fünf Jahre lang haben Bibi und Guy Hervais im Gelände des »Pavillon de Galon« den Gräsern und Wildblumen beim Wachsen zugeschaut. Sie notierten, wo die Wiese schon Anfang Juni Hüfthöhe erreichte. Zeichneten auf Plänen die Stellen ein, wo in der Augusthitze alles Grün verbrannte. Bibi schickte Schafe über das Land, um es vom Wildwuchs zu befreien. Die beiden entschieden sich für einen »falschen französischen Garten«.

Die klassische Aufteilung des jardin français in von Buchs und Rosmarin eingefasste »Gartenzimmer« behielt das Paar bei, auf starre Symmetrien und akkurate Parterres wurde aber verzichtet. Die Gartenzimmer sind mal rund, mal quadratisch, mal rechteckig, die Buchsbaumzwillinge an den Durchgängen in unterschiedliche Formen geschnitten. Scheinbar banale Sträucher wie der Sommerflieder wechseln ab mit botanischen Besonderheiten wie der Négrette de Porquerolles, einer alten provenzalischen Feigenart von der Insel vor Hyères.

Eine Dame aus Kanada

Als eine der ersten Gartenkoryphäen meldete sich Louisa Jones zur Besichtigung an. Der Besuch der Kanadierin, die dem südfranzösischen Garten zu Rang und Ansehen verholfen hat, kam einem Ritterschlag gleich – es folgte die ministeriell geförderte Aufnahme in den handverlesenen Kreis der »Jardins Remarquables«, der »Bemerkenswerten Gärten« Frankreichs. Nicht weniger als 45 davon liegen in der Region Provence-Côte d’Azur (www.parcsetjardins.fr).

Als Louisa Jones sich in den 1980er-Jahren vornahm, die Gärten im unteren Rhône-Tal zu sichten, wurde ihr beschieden, dass es im Süden »keine echten Gärten« gebe. »Garten«, darunter verstand man damals üppig blühende »mixed borders«, deren Pracht in den Ziergärten Englands und Westfrankreichs das Auge erfreut. Die Gärten Südfrankreichs aber seien traditionell keine Lust- oder Zier-, sondern Bauern- und Nutzgärten mit Obstbäumen, Gemüsebeeten und landwirtschaftlichen Nutzpflanzen wie Lavendel oder Rosmarin.

Jones ließ sich nicht beirren. In wenigen Jahren konnte die ehemalige Dozentin der University of Washington in Seattle über 300 Gärten zwischen Nîmes und Menton begutachten. In ihrer zweiten Karriere als Gartenjournalistin schrieb sie zwei Dutzend Bücher über die Gärten in der Provence (www.louisajones.fr). Ihre Botschaft ist angekommen. Heute stehen um die 80 Parks und Gärten den Besuchern offen (www.parcsetjardinspaca.com).

Und im April wird das »Festival des Jardins de la Côte d’Azur« gefeiert, 2017 hieß das Motto »Das Erwachen der Sinne« (festivaldes jardins.departement06.fr). In den Gärten zwischen Cannes, Nizza, Grasse und Antibes gibt es für die Sinne eigentlich keine Auszeit. Denn schon im April blüht der Süden in voller Pracht.

Im Garten Wohnen

Nicht nur im Pavillon de Galon in Cucuron (www.pavillondegalon.com) kann man morgens mit Blick in den Garten seinen Café au lait trinken. So luxuriös wie in den drei Suiten im barocken Landschlösschen bettet man sich zwar nicht überall, das Wichtigste ist aber ohnehin die Lage zwischen Beeten und Terrassen. 19 charmante Chambres d’hôtes und Ferienwohnungen haben allein die »Gîtes de France« gelistet (www.gites-de-france.com, Séjours thematiques | Séjours jardin).

© Guy Hervais/pavillondegalon.com

Pavillon de Galon: So schön kann ein »falscher französischer Garten« sein.

Des Landes Ganze Fülle

Es gibt kaum einen Ort, in dem nicht an einem oder sogar mehreren Tagen Markt gehalten wird. Besonders zwei Dinge zeichnen die provenzalischen Märkte aus: für die Gegend typische Produkte, und zwar von Erzeugern, die nur das anbieten, was aus ihren Obstgärten, Feldern und und Ställen kommt. Nichts wie hin.

© mauritius images/travelstock44/Alamy

IN der heißen Jahreszeit kommen sogar noch die »Marchés nocturnes« hinzu, die erst abends stattfinden, wenn die Hitze abgeklungen ist. Das schont zum Beispiel zarte Zucchiniblüten und den empfindlichen Ziegenfrischkäse.

Ein Spitzenkoch kauft ein

Samstags verwandelt sich Arles in die längste Marktmeile der Provence. Bis zu 600 sinnenbetörende Stände versetzen die Stadt in einen Ausnahmezustand. Tellines, daumennagelgroße Muscheln von den Stränden der Camargue, sind zu schimmernden Haufen aufgetürmt. Man kauft sie »dessablées«, »entsandet«, das erleichtert die Zubereitung. Mit Knoblauch und Olivenöl kurz in der Pfanne geschmort ein Genuss! Violettbraune Violets, die die Taucher am Cap d’Agde von den Felsen geschabt haben, liegen wie Juwelen in einer Spanholzschatulle – man isst die jodhaltigen, bitteren Muscheln roh, mit etwas Zitronensaft. Daneben hat eine Fischersfrau Couteau-Muscheln zu Bündeln geschnürt, frische Langustinen liegen im glitzernden Eisbett.

Auf tritt Jean-Luc Rabanel, der Ausnahmekoch mit blonder Mähne und Knollennase à la Depardieu. Er herrscht über ein gastronomisches Imperium aus Gourmettempel, flottem Bistro und Meeresfrüchtebar. Wenn er an einem Stand stehen bleibt, kommt das einem Ritterschlag gleich. Das weiß Gemüsebauer Yannick Perez, bei dem Rabanel ein halbes Dutzend Tomatensorten findet, das weiß auch Jinno Raitetsu. Der Japaner baut bittere Goya-Gurken, Sojabohnen und purpurne Shiso-Kresse an. Rabanel zählt zu den Stammkunden, denn: »Der Markt ist für mich als Inspirationsquelle unersetzbar«.

Sonnenwarm auf den Markt

Es geht aufs Land südlich von Carpentras. Der Ruf des »Marché paysan« von Velleron hat zwischen Mont Ventoux und Durance einen Ruf wie Donnerhall. Von weither strömen die Kunden zum fußballfeldgroßen Gelände an der vielbefahrenen D 31. Es gibt charmantere Orte in der Provence, kein Zweifel, aber kaum eine bessere Auswahl an Obst und Gemüse. Nur Produzenten bekommen in Velleron einen Standplatz, so will es das Statut. Noch sonnenwarm kommt auf den Markt, was auf den fruchtbaren Böden des Pays des Sorgues geerntet wird. Auberginen leuchten fliederblau oder schimmern milchweiß. Goldgelbe Muscattrauben duften verführerisch. Zebra-, Ananas- oder Cornu-des-Andes-Tomaten haben die typische ledrige Haut von Freilandgemüse. Honigsüße Canteloup-Melonen sind zu Bergen aufgeschichtet. Gelbrosa gefleckte Coco-de-Paimpol-Bohnen, knackiger Mangold und Knoblauchzöpfe gehen durch die schwieligen, braun-gebrannten Hände der Bauern (April–Sept. Mo.–Sa. 18 – 20.30, Okt.–März Di., Fr., Sa. 16.30 –19 Uhr).

Orte und Termine

Die Märket der Region sind auf www.marches-provence.com aufgelistet, geordnet nach Wochentagen und Départements (84: Vaucluse, 30: Gard, 26: Drôme, 13: Bouches-du-Rhône, 04: Alpes-de-Haute Provence, 05: Hautes-Alpes).

Herunterladen kann man den Prospekt »Les Marchés en Provence« mit einer Karte sowie einem Kalender der vielen gastronomischen Feste und landwirtschaftlichen Messen.

Vom Markt Auf Den Teller

Zu jedem Markt gehört mindestens ein Bistro in strategisch bester Lage. Hier kehren die Marktbeschicker ein, hier trifft man sich nach dem Markt. Unsere Favoriten für beste Cuisine du marché: in Arles das Bistro A Côté (Mo./Di. geschl., www.bistro-acote.com), der »lockere« Ableger des Sternerestaurants L’Atelier (links Patron Rabanel), und in Velleron die Auberge du Marché (Mo./Di. geschl., www.laubergedumarche.com).

© Sven Paustian

Grosses Theater

Weltberühmte Regisseure und experimentierfreudige Newcomer bringen beim Festival d’Avignon Jahr für Jahr ein fulminantes Programm auf die Bühne. 2016, zum siebzigjährigen Jubiläum, war das nicht anders – schließlich ist das Publikum das so gewohnt.

© laif/Zaorski/Gamma-Rapho

© look/Photononstop

Eine Bühne für jedrmann – am buntesten ist das Theaterfestival auf den Straßen.

SCHON die Zahlen für den Jubiläumsjahrgang des renommiertesten Theater-festivals der Welt lassen seinen Rang -erkennen: nicht weniger als 100 Ensembles, 1416 Inszenierungen, 125 Spielorte und 128 000 Zuschauer.

Theater ohne Grenzen

Im Sommer 1947 brachte Jean Vilar, Direktor des Théâtre National Populaire in Paris, drei Stücke auf die Bühne im Ehrenhof des Palais des Papes, zugleich wurde im Papstpalast Avantgardekunst präsentiert. Dazu eingeladen hatten der Dichter René Char und der Kunstbuchverleger Christian Servoz – die Geburtsstunde eines Theaterfestivals, das von Anfang an auch für andere Kunstformen offen war. 1967 führte Jean-Luc Godard den Film »La Chinoise« auf, kurz danach ebnete Maurice Béjart dem modernen Tanz den Weg auf die Bühnen. Das Festival erlangte schnell internationale Berühmtheit. In den Mauern des Papstpalasts hat nahezu jeder Große des internationalen Theaterlebens sein Bestes gegeben, Schauspielerlegenden wie Gérard Philipe und Jeanne Moreau, Regisseure wie Bob Wilson und Peter Brook.

»In« oder »Off«?

Was 1947 mit 4818 Zuschauern begann, ist zum Megaevent geworden, das die Stadt an der Rhône für einen Monat in einen Ausnahmezustand versetzt. Lange vor der offiziellen Eröffnung pflastern Theaterplakate die Wände, hängen an Straßenlaternen. In den Hotels ist keine Bettritze mehr frei, die Restaurants bleiben bis tief in die Nacht geöffnet. Im Morgengrauen besetzen die Theatertruppen ein paar Quadratmeter Straße, Platz, Park, um ab elf Uhr das auserkorene Terrain zu bespielen. Kompanien wechseln einander im Zweistundentakt ab. Ebensooft werden neue Plakate hochgezogen und Handzettel verteilt. 2015 waren es eineinhalb Millionen Plakate – 14 Tonnen Papiermüll. Besucher stehen jeden Tag vor der Qual der Wahl. Die Gretchenfrage bleibt »In« oder »Off«? Denn seit 1966 macht das Festival Off mächtig Konkurrenz. Im Gegensatz zu den an feste Spielorte gebundenen Aufführungen des In macht sich das Off in der ganzen Stadt breit. Motto: Platz ist auf der kleinsten Bühne, auch wenn es nur zwei Quadratmeter in einem Hof sind.

Hitzig wird über die Inszenierungen diskutiert, über die Stars der Académie Française geklatscht. Zuschauer machen sich mit Kissen und Picknickkörben zu einer zwölfstündigen Inszenierung auf, ein Marathon, der in Avignon niemanden schreckt. Anders als etwa die Drohung des Festivalleiters Olivier Py, Avignon zu verlassen, wenn der rechtslastige Front National bei den Kommunalwahlen siegen sollte. Oder die Frage, ob die miserabel bezahlten Bühnenarbeiter und freien Künstler streiken dürfen, weshalb 2014 die Eröffnungsvorstellungen ausfielen. Derweil versprühen die Ventilatoren auf den Caféterrassen einen feinen Wassernebel, der die Gemüter abkühlt.

Das Gedächtnis Des Theatermarathons

25   000 Bücher, Filme von spektakulären Aufführungen, Interviews auf Video, Kostüme, Manuskripte, Fotos und Mitschnitte lassen in der Maison Jean-Vilar die Geschichte des Festival d’Avignon Revue passieren. 8 Rue de Mons, Montée Paul-Puaux, www.maisonjeanvilar.org Geöffnet während des Festivals (außer 14. Juli) tgl. 10.30–13, 14–18, sonst Mi., Do. 9–12, 13.30–17, Di., Fr. 13.30–17, Sa. 10–17 Uhr. Außer bei Sonderausstellungen ist der Eintritt frei.

Heilige Berge

Seit dem hohen Mittelalter pilgern die Provenzalen: auf die Sainte-Victoire, weil fromme Eremiten sich damals in die Höhlen am Berg zurückzogen, und zur Sainte-Baume (Abb.), weil die Büßerin Maria Magdalena dort in einer Grotte Zuflucht gefunden haben soll. Machen Sie es ihnen nach.

© laif/hemis

EIN Netz von Fernwanderwegen durchzieht die Provence. Ein Klassiker: der GR 9, der dem Kamm der »heiligen« Montagne Sainte-Victoire folgt und dann zum zweiten heiligen Berg der Provence führt, der Montagne Sainte-Baume. Der trockene Winter mit klarer Luft, das milde Frühjahr, der späte Herbst – die Jahreszeiten setzen kaum Grenzen für diese Wanderung. Nur im Hochsommer können die Wege wegen Brandgefahr gesperrt sein.

Auf dem Königsweg

Der Aufstieg auf die Montagne Sainte-Victoire zu Beginn der dreitägigen Wanderung auf dem rot-weiß markierten »Sentier de Grande Randonnée« gerät schweißtreibend. Unten im Tal, groß wie eine Streichholzschachtel, das Schloss von Vauvenargues, das Picasso 1958 kaufte. Der Wind heult über Krüppelkiefern und Buchsbäume hinweg. Mit jeder Kehre hinauf auf den gut 1000 m hohen Walfischbuckel schlägt der Puls flotter. Am schwindelerregenden Abgrund wandert man über den schmalen Kamm weiter, vorbei am eisernen Croix de Provence und der Orientierungstafel am Pic des Mouches.

Südlich von Puyloubier haben Bagger eine Wunde gerissen, rot leuchten die Tuileries de Marseille aus dem Grün der Garrigue. Viel Zeit zum Gucken in die Grube, aus dem der Ton für die Dachziegel der Provence gewonnen wird, bleibt nicht: Über 25 km lang ist die heutige Etappe. Den Anfang machen Lavendelfelder und Rebzeilen. Olivenbäume setzen silbriggraue Tupfer in die Ebene, über der sich die Sainte-Victoire verabschiedet. Wieder und wieder hat Cézanne den Berg aus dieser Perspektive gemalt, insgesamt 60 Mal. Genausooft geht der Blick zurück, bis ein Pfirsichbaum mit rot-weißem Balken den Weg nach Trets weist.

Am letzten Tag ist der Himmel so stahlblau und glasklar, wie es nur der Mistral bewerkstelligen kann. Ein Tag für die dicke Jacke, denn auf dem kahlen Saint-Pilon, dem 994 m hohen Gipfel der Sainte-Baume, hat der grimmige Wind freies Spiel. Mindestens einmal im Leben pilgert jeder gute Provenzale zur heiligen Grotte, die sich in der Felswand in 886 m Höhe öffnet. Maria Magdalena – die neutestamentliche Büßerin – soll hier 33 Jahre lang gelebt haben. Schon die französischen Könige sind hergepilgert, weshalb dieser Abschnitt des GR 9 auch »Chemin des Rois« genannt wird. Der Aufstieg zur Grotte ist wegen des schattigen Walds auch im Sommer ein Vergnügen.

Die Backen sind knallrot, die letzten Sträucher weichen grauweißem Fels, aus dessen Ritzen Rosmarin und Thymian sprießen: Der Gipfel der Sainte-Baume ist erreicht. Im Norden thront die beeindruckende Mauer der Sainte-Victoire über einem Teppich von Wäldern und Reben, im Osten trumpfen die Ausläufer der Alpen auf, im Süden gleißt die Bucht von La Ciotat: ein Blick von fast gewalttätiger Schönheit.

Etappen

1. Tag: Von Vauvenargues -    Cabassols nach Puyloubier (16 km, ca. 6 Std.)

2. Tag: von Puyloubier  – St-Zacharienach Nans-les-Pins oder zur Hostellerie de la Ste-Baume (26 –28 km, 6 –7 Std.)

3. Tag: Von Nans-les-Pins nach Signes (16 km, 6 Std.)

Karten: Institut Géographique National TOP 25 (1:25 000), www.ign.fr

Info: Verlauf des GR 9 unter www.grinfos.com (»Cucuron–St-Zacharie« und »St-Zacharie–Port Grimaud«)

Hüttenzauber

Das Licht geht um 22.30 Uhr aus, die Etagenbetten in den 3- bis 8-Personen-Zimmern sind spartanisch ausgestattet. Hüttenwirt und Wanderführer Daniel Gorgeon ist ein Original, die Stimmung ausgelassen. Wer mit schlichtem Komfort inklusive Gemeinschaftsdusche und -küche leben kann, ist in einer »Gîte d’étape« prima aufgehoben. Die in Puyloubier an der Südflanke der Montagne Sainte-Victoire liegt mitten im Dorf, Bettzeug und Decke werden gestellt. Info: www.gite-dgorgeon.com

© laif/Gardel/hemis.fr

Weinland Provence

Als vor 2600 Jahren Griechen aus Kleinasien in die Provence kamen, brachten sie auch Reben mit. Heute versorgt die Wiege des französischen Weinbaus die Nation mit fruchtig-frischem Rosé. Was nicht heißt, dass man auf exzellente Weiß- und Rotweine verzichten müsste. Gelegenheiten zum Probieren gibt es genug.

© laif/Hughes/Harding

© Château Barbeyrolles, Gassin

Régine Sumeire ist eine der Winzerinnen und Winzer, die für die qualitative Renaissance des Rosés in der Provence stehen.

HEUTE zählt man in der Region eine stattliche Reihe von AOPs (Appellations d’Origine Protégée), ein Label, das Herkunft und Erzeugermethoden garantiert. Die älteste AOP der Provence wurde schon 1936 für den eleganten weißen Wein von Cassis etabliert.

Die Rosé-Revolution

Die eigentliche Revolution im provenzalischen Weinbau fand erst ein halbes Jahrhundert später statt. »Als ich vor dreißig Jahren anfing, meine Weine auf Messen vorzustellen, wusste niemand, wo der Luberon liegt«, erinnert sich Jean-Pierre Margan vom Château La Canorgue bei Bonnieux. Es war die Zeit, als die Provence für billigen Rosé und schlichten Rotwein stand. Jean-Pierre dünnte seine Syrah-, Grenache-, Mourvèdre- und Cinsault-Reben aus, verzichtete auf Pestizide und chemische Dünger. Gelesen wird nur von Hand. Der Erfolg blieb nicht aus: Medaillen und Urkunden pflastern die Wände seines Verkaufsraums. Und das Magazin »Le Nouvel Observateur« hat ihn unter Frankreichs 500 beste Winzer gewählt.

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Den Löwenanteil unter den AOP der Provence stellen mit 80 % die Côtes de Provence und unter diesen der Rosé mit 90 %. Was nicht zuletzt auf das Konto von Régine Sumeire vom Château Barbeyrolles geht, alias »Madame Rosé«. Pétale de Rose, Rosenblatt, heißt ihre Cuvée aus Grenache, Mourvèdre, Cabernet Sauvignon und Ugni Blanc, die in keinem Sternerestaurant der Provence fehlen darf. Von leichter Frucht, fast wasserhell ist dieser Rosé, dabei sehr konzentriert. »Die sanfte Pressung verleiht der Pétale de Rose den blassen Ton«, erklärt Régine. Ihr Weg zum Erfolg war lang. Sie studierte, promovierte in Geschichte. In den Semesterferien half sie auf dem elterlichen Weingut Château de la Tour de l’Evêque. Bald hatte sie ihre eigene Meinung, wie der verrufene Symbolwein der Provence zu rehabilitieren wäre. Mit einer vendange verte etwa, bei der ein Teil der grünen Trauben weggeschnitten wird, um dem Wein die volle Kraft der Rebe und des Terroirs zugute kommen zu lassen. Mit kurzer Einmaischung und sanfter Pressung, vor allem mit viel Experimentierfreude. All dies konnte sie in ihrem Château auf der Presqu’île de Saint-Tropez verwirklichen. Immer wieder wird etwas im Keller verbessert: eine neue Presse, Inox-Tanks mit Taille, die sie in Kalifornien gesehen hat. Nur eines macht ihr Ärger: »Wildschweine«, erklärt sie beim Spaziergang durch die Rebzeilen, »fressen mir regelmäßig die Trauben weg.« Da wird sie noch einiges ausprobieren müssen.

Urlaub Auf Dem Weingut

Von der Terrasse oder vom Pool in die Weinberge schauen, abends unter majestätischen Platanen ein Gläschen vom Wein des Hauses genießen? Vielleicht im Weinberg auch selbst Hand anlegen? Alles ist auf provenzalischen Weingütern möglich, die in ihren Chambres d’hôtes oder Ferienwohnungen Gäste beherbergen. Weitere schöne Adressen sind etwa die Domaine Nestuby bei Cotignac nördlich von Brignoles und die Domaine de St-Ferréol bei Barjols (www.domaine-de-saint-ferreol.fr).

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Touren

Durchdacht, inspirierend,entspannt

Mit unseren Tourenvorschlägen lernen Sie die besten Seiten der Provence kennen.

© laif/Krinitz

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In Der Provence Unterwegs

Côte d’Azur

Die Mittelmeerküste ist in erster Linie ein Reiseziel für Sonnenanbeter. Wer zur Hochsaison an die Côte d’Azur fährt, muss die Strände mit vielen anderen teilen. Und dies, obwohl sie zwischen Menton und Cannes – begleitet von dichter Bebauung – oft sehr schmal sind und unterhalb der Durchgangsstraße liegen; meist sind es Kiesstrände, was aber viele dem feinen Sand vorziehen. Erst südwestlich von Fréjus / St-Raphaël werden die Strände breiter und sandig. Die schönsten Sandstrände findet man um St-Tropez und bei Hyères auf der weit ins Meer vorspringenden Halbinsel Giens. Traumhafte Buchten besitzt die unter Naturschutz stehende Insel Porquerolles. Abends spielt die Côte d’Azur ihren zweiten Trumpf aus: das legendäre Nachtleben, das – insbesondere in Nizza, Cannes, Monaco, Juan-les-Pins und Saint-Tropez – seinem Ruf gerecht wird, jedoch keineswegs nur den »Schönen und Reichen« vorbehalten ist.

Provence

Die »klassische« Provence befriedigt andere Bedürfnisse, auch wenn es in der Camargue und südlich von Marseille lange Sandstrände gibt. In diesen Teil Südfrankreichs reist man, um eine zauberhafte Landschaft zu genießen und atmosphäre- und traditionsreiche Orte zu erleben, seien es alte Städte mit lebhafter Kulturszene (die Liste der Events ist unendlich) oder verträumte Dörfer. Insbesondere Avignon ist im Juli, bei seinem berühmten Festival, ein echter »Hotspot«. Keine unbedeutende Rolle spielen die hervorragende Küche der Provence und ihre exzellenten Weine. Große Anziehungskraft übt die Region auf die Freunde antiker Altertümer aus, denn in Südfrankreich sind die Relikte der Römerzeit so zahlreich und gut erhalten wie an wenigen anderen Orten in Europa. Zu nennen sind da besonders Orange (Theater, Triumphbogen), Arles (Amphitheater), Vaison-la-Romaine, die Ausgrabungen der griechisch-römischen Stadt Glanum bei St-Rémy und nicht zuletzt der großartige Pont du Gard. Auch das Mittelalter hat zahlreiche eindrucksvolle Zeugnisse hinterlassen, allen voran den mächtigen Papstpalast in Avignon. Die Kathedralen in St-Gilles und Arles sind ebenso sehenswert wie die berühmten Zisterzienserklöster Senanque, Silvacane und Le Thoronet oder die Ruinen der Abtei Montmajour, beeindruckend auch die vollständig erhaltenen Festungsmauern von Aigues-Mortes. Eine Reihe von Museen – v. a. in Aix, Antibes, Arles, Nizza, St-Tropez, St-Paul-de-Vence – präsentiert die für die Region berühmten Künstler des 19. und 20. Jh.s, auch wenn der Bestand nicht allzu groß ist. Neben den vielen kulturellen Highlights bietet die Provence selbstredend ein unendliches Betätigungsfeld für Wanderer, Radfahrer und sonstige Fans von Betätigung in wunderbarer Natur.

© laif/Moirenc

Der Lavendel ist auf dem Plateau de Valensole ein ständiger Begleiter.

Highlights Im Westen

Länge: ca. 630 km | Dauer: 1 – 2 Wochen

Tour 1

Eine Tour der Superlative – sie versammelt vieles von dem, was man landläufig mit der Provence verbindet: großartige Landschaften vom Mont Ventoux über den Luberon bis zur Camargue, altehrwürdige, atmosphärereiche Städte wie Aix, Avignon und Arles, großartige Zeugnisse der Geschichte wie den Papstpalast in Avignon und die Abtei Sénanque.

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Von Vaison-la-Romaine zum Luberon

Ein guter Ausgangspunkt ist Vaison-la-Romaine im Nordwesten der Region, ob man von der Autoroute de Soleil (A 7) im Rhône-Tal kommt oder aus Richtung Grenoble – Nyons. Das schlichte Städtchen zeigt gleich, was das Land so bietet: eine schöne alte Haute Ville, eindrucksvolle Reste der römischen Stadt, einen lebhaften Wochenmarkt. Von hier aus lernt man die Dentelles de Montmirail kennen, mit ihren Kalkzacken und renommierten Weinorten wie Gigondas, Séguret und Beaumes-de-Venise. Von Malaucène 10 km südöstlich geht es auf den kahlen, 912 m hohen Mont Ventoux, ein echter »Höhepunkt« der Tour. Dann kurvt man durch die Lavendelfelder des Plateau de Vaucluse nach Sault und westlich durch die tief eingeschnittenen  Gorges de la Nesque nach Carpentras, die alte Hauptstadt des Comtat Venaissin und Trüffelmetropole der Vaucluse; ihr besonderer Schatz ist die älteste erhaltene Synagoge Frankreichs. In der Tat »brunnenreich« ist Pernes-les-Fontaines 6 km südlich am Weg nach  L’Isle-sur-la-Sorgue; dieses verdankt sein hübsches Bild den Kanälen, die früher eine vielfältige Industrie mit Wasser und Energie versorgten. Nach einem Streifzug durch die Antiquitätenläden macht man den Abstecher nach Fontaine-de-Vaucluse (7 km), berühmt für die Quelle der Sorgue in einem Felsenkessel sowie als Rückzugsort des Renaissance-Dichters Petrarca. Dann holt man leicht nach Süden aus zum hochgelegenen Gordes, das zu Recht als einer der schönsten Plätze Frankreichs gilt, aber deswegen auch seine Seele verloren hat. Überwältigenden Eindruck macht die Abtei Sénanque, eines der drei Zisterzienserklöster des 12. Jh.s in der Provence, die 4 km nördlich in einem abgeschiedenen Tal liegt. Fährt man auf der D 2 von Gordes nach Osten, liegt rechts auf dem Felsen die berühmte Ocker-Stadt Roussillon. Einen Steinwurf entfernt ist das Städtchen Apt, dessen Zentrum sich – anders als die Dörfer im sich südlich erhebenden Luberon – ursprünglichen ländlichen Charme erhalten hat. Bonnieux, Lacoste und Menerbes und andere Orte haben sich zu »Bilderbuchdörfern« herausgeputzt und sind eine kleine Runde wert.

Vom Luberon nach Marseille

Durch die Combe de Lourmarin, die den Petit vom Grand Luberon teilt, nimmt man den Weg weiter nach Süden; auch hier gibt es interessante Dörfer und beeindruckende Schlösser. Wer seine Beine gebrauchen will, geht auf den 1125 m hohen Mourre Nègre und genießt dort den Ausblick. Jenseits der Durance, bei La Roque-Anthéron, treffen Sie auf die Abtei Silvacane, das »jüngste« Zisterzienserkloster der Provence. Nun auf der landschaftlich schönen D 543 nach Süden Richtung Aix zur D 10; hier sollte man den Abstecher westlich zum hochgelegenen Ventabren machen (großartiger Ausblick), bevor man den Aquädukt von Roquefavour passierend Aix-en-Provence erreicht, die alte Hauptstadt der Provence. Wer Zeit hat, kann unterwegs noch die Ziegelei in Les Milles besuchen, das Deportationslager der 1940er-Jahre, das 2012 als Gedenkstätte eröffnete; sonst sollte es bei der Weiterfahrt nach Marseille auf dem Programm stehen. Für Bergfreunde ist eine Besteigung der Montagne Sainte-Victoire östlich von Aix obligatorisch (Croix-de-Provence, 945 m). Auf der D 8 n oder der A 51 steuert man dann, mit Blick auf eindrucksvolle kahle Bergketten, Marseille an, die große alte Stadt am Mittelmeer.

Von Marseille durch die Camargue

Im Nordwesten geht Marseille in L’Estaque über, einst Hafen- und Industrieort; erhalten blieb die Rolle als Wochenendziel der Marseiller. Die D 568 und dann die D 5 führen durch die pittoreske Chaine de l’Estaque und entlang ihrer Südküste mit schlichten Bade- und Fischerorten. Am Canal de Caronte, der den Zugang vom Golfe de Fos zum Étang de Berre herstellt, liegt Martigues, das im Zentrum einige hübsche Partien besitzt. Auf der N 568 geht es durch die riesigen Industrie- und Hafenanlagen von Port-de-Bouc und Fos; bei La Feuillane biegt man auf die D 268 ab nach Port St-Louis an der Mündung des Grand Rhône, den man weiter nördlich per Fähre nach Salin-de-Giraud überquert. Hier türmt sich das Salz zu Bergen, das in den Verdunstungsbecken gewonnen wird. Lagunen mit Flamingos, schilfbestandene Sümpfe und Sanddünen kennzeichnen die eigentümliche Landschaft der Camargue, die man – den Etang de Vaccarès umrundend – auf den Straßen D 36/D 37/D 570 durchquert; Ziel ist Saintes-Maries-de-la-Mer, der größte Ort der Camargue, berühmt für die Wallfahrten der Gitanes.

Von Saintes-Maries nach Vaison

Nachdem man 30 km westlich von Saintes-Maries die gewaltigen Stadtmauern von Aigues-Mortes bewundert hat, bringt die D 570 nach Arles, der heimlichen Hauptstadt der Provence mit herrlicher Atmosphäre und eindrucksvollen Baudenkmälern aus Antike und Mittelalter. Van Gogh malte hier über 300 Bilder, zu sehen sind manchmal welche als Leihgabe. Von Arles fährt man weiter nach Nordosten zu den überaus malerischen Alpilles; interessante Punkte unterwegs sind die Ruinen der Abtei Montmajour und die Moulin de Daudet, bevor man Les Baux erreicht, die legendäre, in Ruinen liegende Stadt der Ritter und Troubadoure, heute ein romantischer (und frequentierter) Platz. Nur wenige Kilometer nördlich erwarten die Ausgrabungen der bedeutenden keltisch-griechisch-römischen Stadt Glanum und die psychiatrische Klinik St-Paul-de-Mausole, die 1889/90 Vincent van Gogh beherbergte. Nach dem atmosphärereichen Landstädtchen Saint-Rémy-de-Provence steht nun die Antike auf dem Programm. Bei Tarascon, der Stadt des »Guten Königs René« mit dessen imposantem Schloss, überquert man die Rhône nach Beaucaire im Languedoc und steuert eines der großartigsten römischen Bauwerke an, den Pont du Gard, der bei Remoulins das Tal des Gardon überspannt. In Villeneuve geht’s wieder über die Rhône zur alten Papstresidenz Avignon, wohl die »Sehnsuchtsstadt« der Provence schlechthin. Die letzte Etappe beginnt mit einem in der Weinwelt klangvollen Namen: Châteauneuf-du-Pape. 10 km nördlich, im Städtchen Orange, ist noch einmal Großartiges aus römischer Zeit zu bewundern: das Theater, eines der größten und besterhaltenen, und den Triumphbogen an der Ausfallstraße nach Norden (N 7). Wer nach Vaison-la-Romaine zurückkehren will, biegt wenig später rechts auf die D 976 ab; in Sérignan-du-Comtat arbeitete bis 1915 der geniale Verhaltensforscher J.-H. Fabre in seinem »Harmas« (Museum). In Ste-Cécile-les-Vignes wechselt man auf die D 8, die über die bekannten Weinorte Cairanne und Rasteau Vaison erreicht.

© DuMont Bildarchiv/Böttcher/Tiensch

Im hübschen Séguret am Hang der Dentelles de Montmirail erwarten Sie -renommierte Domänen zur Weinprobe.

Zwischen Blauer Küste und Provence Verte

Länge: ca. 500 km | Dauer: 10 – 14 Tage

Tour 2

Kurvige Straßen entlang der herrlichen Küste, die in Farben schwelgt: rote Felsem, blaues Meer, grüne Vegetation. Im Sommer sind die Badeorte natürlich proppenvoll, doch haben sie Maß bewahrt und lassen auch der Natur Platz. Viel – erstaunlich grüne – Natur erlebt man im bergigen Var, dazu traditionsreiche, tatsächlich recht echt gebliebene alte Dörfer.

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Von Marseille an der Küste entlang nach Cannes

Von Marseille führt Sie die D 559 südöstlich über den Col de la Gineste zum Hafenstädtchen Cassis, einem beliebten Ausflugs- und Ferienort. Am Weg liegen die grandiosen Calanques. Hinter Cassis erwartet ein weiteres großartiges Erlebnis, die Corniche des Crêtes entlang der höchsten Steilküste Frankreichs (Cap Canaille 363 m, Grande Tête 399 m), dann am kühnen Bec d’Aigle vorbei hinunter zum schlichten Hafenort La Ciotat. Durch die Rebhänge um Bandol erreicht man Sanary-sur-Mer, berühmt als Exil deutscher Geistesgrößen; von hier wäre ein Ausflug nördlich zum 429 m hohen Gros Cerveau und/oder zum Cap Sicié zu empfehlen. Toulon, der größte Militärhafen Frankreichs, hat sich vom Aschenputtel der Côte d’Azur zur erlebenswerten Stadt mit provenzalischem Flair gemausert. Von Hyères, dem ältesten Kurort der Côte d’Azur, lohnt sich die Runde über die Halbinsel Giens, evtl. mit einer Schiffstour nach Porquerolles oder Port-Cros. Einen Stopp ist das herausgeputzte Bormes-les-Mimosas wert, bevor man die Corniche des Maures (D 559) unter die Räder nimmt: Bis La Croix-Valmer führt sie an der herrlichen Küste des Massif des Maures entlang, sie passiert Korkeichenwälder und kleine Badeorte mit schönen Stränden und bezaubert mit fantastischen Ausblicken. Man sollte auch einen Ausflug in das Massiv nicht versäumen, von Bormes im Westen oder von Cogolin/Grimaud im Osten zum Monastère de la Verne oder nach La Garde-Freinet. Von La Croix-Valmer nimmt man den kleinen Umweg östlich über den serpentinenreichen Col de Callebasse (D 93) und Ramatuelle, vorbei am berühmten Pampelonne-Strand, nach  Saint-Tropez; das hübsche Hafenstädtchen lebt sehr gut von seiner Legende – im Sommer ein Riesen-Rummelplatz. Den Golfe de St-Tropez umrundend, vorbei am synthetischen, doch angenehmen Ferienort Port-Grimaud und dem familiären Badeort Sainte-Maxime, führt die D 559 an der Küste weiter nach Fréjus; das Städtchen am Fuß des Massif de l’Esterel ist besonders für die Zeugnisse aus römischer Zeit und die Kathedrale interessant. Die letzte Etappe vor Cannes bewegt sich im Massif de l’Esterel; die erst 100 Jahre alte Küstenstraße zwischen St-Raphael und La Napoule (D 559) umrundet bzw. überwindet immer wieder malerische Kaps aus rotem Porphyr, der mit dem tintenblauen Meer und der Vegetation großartig harmoniert. Vom Badeort Agay aus kann man auch die Bergstraße um den Pic de l’Ours wählen, die prachtvolle Ausblicke eröffnet; oder man erklimmt hinter Anthéor den Pic du Cap Roux, den besten Aussichtspunkt des Esterel. An der Pointe de l’Esquillon eröffnet sich der Blick über die Bucht von Napoule mit Cannes bis zu den Seealpen. Jenseits der Mündungsebene der Siagne erreicht man dann das mondäne Cannes.

Von Cannes nach Marseille

Von Cannes geht’s weg von der Küste ins bergige Hinterland. Über das mittelalterliche Mougins – teurer Villenvorort von Cannes – erreicht man die berühmte Parfümmetropole Grasse an den Ausläufern der Alpes Provençales; drei Hersteller und ein Museum geben Einblick in das aromatische Metier. Südwestlich von Grasse breitet sich das Pays de Fayence aus: Terrassen mit Olivenbäumen, Mimosen, Weinberge, malerische Bergdörfer. Eines der schönsten und touristischsten, Fayence (hat nichts mit Keramik zu tun), erreicht man über die D 562. Seillans und Bargemon sind ebenfalls einen Blick wert; dann westlich über die D 19 zur D 955 und weiter nach Süden in die dramatischen  Gorges de Châteaudouble, die der Fluss Nartuby geschaffen hat (berühmte Kletterwände); machen Sie in Châteaudouble auf der Place du Purgatoire (!) Pause, bevor Sie nach   Draguignan weiterfahren, Hauptort der »Dracénie«, das durchaus südlichen Charme und einiges Sehenswerte besitzt. Das einst von Templern befestigte Lorgues 13 km weiter südwestlich ist noch nicht zu Tode restauriert, kulinarisch ist man hier in der Trüffelregion des Oberen Var, die sich bis zum Verdon zieht. Nun steht ein architektonisches und spirituelles Juwel der Provence auf dem Programm, die Abtei Le Thoronet (D 562 nach Südwesten, nach 9 km abbiegen und den Argens überqueren), wohl das faszinierendste, weil strengste der provenzalischen Zisterzienserklöster. (Wohnlicher ist das Schloss von Entrecasteaux 14 km nördlich.) Vorbei am Lac de Carcès (D 13) fährt man wieder nördlich zum wunderhübschen, an einer Felswand mit Wohnhöhlen gelegenen Cotignac; flanieren Sie den platanenbestandenen Boulevard hinauf und erstehen Sie ein Gelee aus Quitten, nach denen der Ort benannt ist. Die D 560 bringt dann nach Barjols mit seinen Brunnen und ehemaligen Gerbereien; weiter auf der D 560 südwestlich durch das malerische enge Vallon de Font-Taillade, vor Brue-Auriac passiert man einen beeindruckenden Taubenturm. Schließlich erreicht man das verschlafene Landstädtchen Saint-Maximin-la-Sainte-Baume, das im Becken eines verschwundenen Sees liegt; unübersehbar, auch ohne Türme, ist hier die einzige größere gotische Kirche der Provence. Dann auf der D 560 südwestlich über Nans-les-Pins auf schmalem, kurvigem Sträßchen (D 80) nach Plan-d’Aups und zum Massif de la Sainte-Baume mit ungewöhnlichem Laubwald; dann steht der Gang hinauf zur Heiligen Grotte auf dem Programm, vielleicht auch ganz hinauf zum St-Pilon. Die Serpentinen des Col d’Espigoulier führen dann hinunter nach Gémenos und Aubagne, dem Geburtsort von Marcel Pagnol, Sitz der Fremdenlegion und bekannt für Keramik; nördlich ragt die mächtige Bastion des Garlaban (710 m) auf, der in den Marcel-Pagnol-Filmen »mitspielt«. Über die D 2 / D 4 fährt man dann nach Marseille hinein, in beeindruckender Szenerie: dicht gestaffelte riesige Wohnmaschinen vor hoch aufragenden Felsen.

6x Gute Laune

Das hebt die Stimmung!

1. Cabrio Oder Lieber Ente ?

Das Dach öffnen oder die Seitenfenster hochklappen, die Sonnen-brille aufsetzen – und dann Landschaft und Leben in einem 2 CV oder einem edlen alten Cabrio genießen.

2. Bunte Stoffe >>>

Bringen Sie mehr Farbe in den Alltag – mit einem fantastisch bunten Stück zum Anziehen oder Tragen von Souleiado. Außer in Tarascon finden Sie Filialen in einigen größeren Städten.

3. Versteckt >>>

Etwas Anstrengung muss sein, damit die Plage Mala eine gewisse Exklusivität bewahrt. Von der Allée Mala nahe dem Bahnhof Cap d’Ail führen 100 Stufen hinunter zu dieser wunderbaren Bucht mit kristallklarem türkisblauem Wasser und zwei Restaurants.

4. Störrisch?

Ein sanftmütiges, doch eigenwilliges Grautier trägt nicht nur das Gepäck, es gibt Ihrer Wandertour eine besondere Dimension: Verbundenheit, Gemeinsamkeit.

5. Genüsse >>>

für Kopf und Gaumenvereinen sich im »Les Arcenaulx«: Speisen Sie fein in der Atmosphäre einer gediegenen alten Buchhandlung – mit Antiquariat und Laden für schöne Dinge.

6. Wunder-Zug

Einfach in Nizza in den Zug steigen: Erleben Sie die großartige Strecke durch die Berge des Mercantour und des »Tals der Wunder«, ihre Orte und unterschiedlichen Landschaften.

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