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Folgende Ausgaben dieses Werkes sind verfügbar:
ISBN 978-3-667-11226-2 (Print)
ISBN 978-3-667-11374-0 (Epub)
ISBN 978-3-667-11375-7 (PDF)

INHALT

Vorwort

Einführung

Entfernungstabelle

Von Travemünde nach Wismar

Wismarbucht und Salzhaff

Ankerplätze in der Wismarbucht und im Salzhaff

Warnemünde und Rostock

Von Warnemünde nach Rostock

Von Warnemünde nach Rügen und Stralsund

Von Darßer Ort nach Hiddensee

Ankerplätze und Reede vor Barhöft/Bock

Fischland – Darß – Zingst

Von Barhöft nach Barth und Zingst

Ankerplätze zwischen Barhöft und Barth

Die Häfen am Bodstedter Bodden

Vom Bodstedter zum Saaler Bodden

Durch die Bülten zum Saaler Bodden

Der Saaler Bodden

Ankerplätze im Saaler Bodden

Nördliche Rügensche Bodden

Vom Strelasund zu den Häfen auf Hiddensee und an der Westküste Rügens

Die Insel Hiddensee

Ankerplätze um Hiddensee

Von Hiddensee in die nordrügenschen Bodden

Großer Jasmunder Bodden

Ankerplätze im Großen Jasmunder Bodden

Die Außenküste von Rügen

Von Sassnitz zum Greifswalder Bodden

Ankerplätze an der Außenküste Rügens

Ankerplätze an der Ostküste Rügens

Der Strelasund

Ankerplätze im Strelasund

Der Greifswalder Bodden

Nördlicher Greifswalder Bodden

Ankerplätze zwischen Lauterbach und Thiessow

Vom Strelasund nach Greifswald

Über den Greifswalder Bodden zur Peenemündung

Peenestrom, Achterwasser und Kleines Haff

Die Peenemündung

Ankerplätze in der Krumminer Wiek und am Weißen Berg

Ankerplätze im Achterwasser

Polnische Häfen am Stettiner Haff

Register

 

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Der neue Hafen von Glowe an der Außenküste Rügens

VORWORT

Seit der 7. Auflage hat sich der Wassersport in Mecklenburg-Vorpommern, insbesondere aber die Häfen an der Küste, nochmals weiterentwickelt. In der Saison sind Boote aus den westlichen Bundesländern, aus Dänemark und Schweden auch in den Clubhäfen häufig zu Gast.

Die damals noch brandneuen Häfen in Boltenhagen, Lubmin und Gustow (Strelasund) sind längst fixe Anlaufpunkte geworden. Der Nothafen Darßer Ort konnte erhalten werden, versandet aber noch immer in regelmäßigen Abständen. Hoffnung machen die Pläne für eine neue Hafenanlage vor Zingst. Und während am idyllischen Selliner See auf Rügen und in Usedom (Stadt) neue Anlagen gebaut werden, ist der Wasserwanderrastplatz in Fuhlendorf am Bodstedter Bodden nicht mehr nutzbar. Verbesserungen ergeben sich durch die Fachabteilungen Schiffsbedarf in den Baumärkten. Die Zahl der Servicebetriebe für Motoren und Schiffselektronik sowie Segelmacher und Tankstellen hat zugenommen. Inzwischen sind auch Charterfirmen mit Motorbooten im Revier tätig, und in den Marinas liegen immer öfter auch Hausboote.

Neben dem Problem der Zufahrt zum Hafen Darßer Ort beklagen auch viele Kommunen fehlende Baggerungen ihrer Häfen. Gute Sanitäranlagen existieren dagegen in fast allen Häfen. In den folgenden Jahren werden die Installation und der Betrieb der Windkraftparks und die Verlegung der Gasleitung zum Greifswalder Bodden eine erhöhte Aufmerksamkeit der Bootsführer beanspruchen.

Die Struktur dieser vollständig überarbeiteten Auflage folgt dem bewährten Prinzip: In jedem Kapitel wird zunächst das Revier vorgestellt und über die Häfen informiert. Danach folgen Tipps zu den Sehenswürdigkeiten. Sämtliche Hafenpläne und unzählige Fotos sind erneuert worden.

Verlag, Autor und Bearbeiter wollen weiterhin mit dem Handbuch zum sicheren Befahren der Küstenregion beitragen und Anregungen zum Besuch der Sehenswürdigkeiten geben.

Michael Brandenburg und Felix Keßler, im November 2017

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EINFÜHRUNG

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NAVIGATION

Aufgrund der zahlreichen Landmarken, betonnten Fahrwasser und Leuchtfeuer ist die Navigation an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns ohne größere Probleme möglich. Auch mit dem Radar werden durch die spezifische Küstenstruktur gute Ergebnisse erzielt. Der Empfang bei GPS-Geräten ist normal, es sind keine Gebiete mit Ausfällen oder Störungen bekannt. Besonders in den von der Berufsschifffahrt stark genutzten Seegebieten, etwa zwischen Travemünde, Rostock und Gedser (DK), kann die Nutzung des Automatischen Identifikationssystems AIS zusätzliche Sicherheit bringen. Revierbezogene Lagemeldungen im Schiffsverkehrsdienst werden von den Küstenfunkstellen im UKW-Sprechfunkdienst, zur gesetzlichen Landeszeit (GZ), wie folgt ausgestrahlt:

Trave Traffic, UKW-Kanal 13: ab 00.30 (GZ) stündlich.

Wismar Traffic, UKW-Kanal 12: ab 00.45 (GZ) stündlich.

Warnemünde Traffic, UKW-Kanal 73: ab 00.15 (GZ) stündlich.

Stralsund Traffic, UKW-Kanal 67: ab 00.35 (GZ) stündlich.

Sassnitz Traffic, UKW-Kanal 13: ab 00.15 (GZ) stündlich.

Wolgast Traffic, UKW-Kanal 09: ab 00.15 (GZ) stündlich.

Die aktuellen Informationen über Schiffsverkehr, Wasserstände, Sicht- und Wetterverhältnisse, Störungen an Seezeichen und Schifffahrtshindernisse sind auch für Sportboote recht nützlich.

SEEKARTEN UND NAUTISCHE LITERATUR

Nicht nur in den Boddengewässern muss auf Kielyachten sorgfältig navigiert werden; die Ostsee ist insgesamt ein Revier mit geringen Wassertiefen in Küstennähe. Zwischen den Bodden und an zahlreichen Hafeneinfahrten gibt es schmale Baggerrinnen, die man stellenweise wegen der bis dicht an das Fahrwasser heranreichenden Untiefen nicht verlassen darf. Für Ortsunkundige sind die Tonnennummerierungen eine zusätzliche Orientierungshilfe.

Neben den Seekarten gibt das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie auch für die in diesem Buch beschriebenen Reviere amtliche Karten für die Sportschifffahrt heraus. Sie werden alle zwei Jahre aktualisiert:

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D 3005 Lübecker Bucht, Mecklenburger Bucht bis Møn und Boddengewässer D 3006 Rund Rügen bis Rønne und Kleines Haff

D 3020 Zatoka Pomorska (Pommersche Bucht), Zalew Szczecinski (Stettiner Haff)

Jährlich neu erscheinen die Delius Klasing-Sportbootkarten. Viele der handlichen Karten enthalten auf einem Blatt für die jeweiligen Häfen auch die Pläne dazu. Für das in diesem Küstenhandbuch beschriebene Fahrtgebiet kommt man mit dem Satz 2 aus: Mecklenburg-Vorpommern – Bornholm. Mit Lübecker Bucht und Stettiner Haff.

Der Satz enthält drei Überseglerkarten, 25 Revier- und 115 Detailkarten sowie ein Begleitheft. Darin sind Hafenpläne, Wegpunkte, Revierinformationen, die Erklärung der verwendeten Symbole und Abkürzungen enthalten.

Man sollte sich nicht ausschließlich auf die Seekarten verlassen, sondern bei einheimischen Seglern oder Hafenmeistern weitere Informationen einholen. In den Boddengewässern betrifft das vor allem Fahrwassertiefen und nicht mehr betonnte Gefahrenstellen (z. B. Einzelsteine). Auch die Versandung von Fahrrinnen und Hafeneinfahrten, ein ständiges Phänomen an der Ostseeküste, sollte berücksichtigt werden. Der Elektronische Wasserstraßen-Informationsservice (ELWIS) informiert online in einer umfangreichen Datenbank über Fahrwasserstellen mit Mindertiefen, Tonnenverlegungen und Änderungen in der Befeuerung im gesamten Revier. Unter www.elwis.de lässt sich auch ein automatisches E-Mail-Abo aktivieren, das kostenfrei über Änderungen im Revier informiert. Häufigen Änderungen unterliegen die Fahrwasser bis Barth und westlich davon, Wieker Bodden, Mönchgut, Peene, Achterwasser und Haff. Weitere Informationen über das Revier enthalten:

Nautische Veröffentlichungen

BSH-Nr: 20031 Ostsee-Handbuch, südwestlicher Teil. Flensburg bis S-Schweden und Szczecin

BSH-Nr. 4001 Leuchtfeuerverzeichnis Südwestliche Ostsee

BSH-Nr. 2155 Funkdienst für die Klein- und Sportschifffahrt 2017

Führer für die Sportschifffahrt

Hafenhandbuch Mecklenburg-Vorpommern und Polen. Herausgegeben vom Deutschen Segler-Verband. DSV-Verlag Revierführer Ostsee, einschließlich Skagerrak, Kattegat und Beltsee. Herausgegeben vom Deutschen Segler-Verband. Ebenfalls DSV-Verlag.

Jan Werner: Ostseeküste 2. Travemünde bis Stettin. Delius Klasing Verlag.

Allgemeine Reiseführer

Das Angebot an Reiseliteratur und Bildbänden ist außerordentlich vielfältig, allerdings mit erheblichen Qualitäts- und Preisunterschieden. Es wird empfohlen, sich vor Reiseantritt in Ruhe ein Werk mit einem Überblick über Natur, Geschichte und Kultur Mecklenburgs und Vorpommerns zu beschaffen und es dann vor Ort mit regionalem Material zu ergänzen. Es gibt inzwischen gute Bücher zu Sachthemen wie Schlösser, Gutshäuser, Backsteingotik, Bäderarchitektur, Sagen und Märchen. Hohen Qualitätsansprüchen verpflichtet fühlt sich hier z. B. der Hinstorff-Verlag Rostock. Wassersportler finden Abhandlungen über Fischerei, Häfen, Fähren, die Segelschifffahrt im 18./19. Jahrhundert bis zu den ehemaligen Marinestandorten Bug und Peenemünde.

Zur Reiseliteratur an Bord sollten Wander- und Radwegekarten gehören. Sie ergänzen effektiv die naturgemäß mageren Landinformationen auf deutschen Seekarten. Die Serien des Nordland-Verlages Schwerin verfügen beispielsweise über einen ausführlichen Textteil auf der Kartenrückseite, und zu den Karten des Kompass-Verlages gehört jeweils ein Begleitheft.

PLÄNE UND KARTEN

Die in den Plänen und Karten dieses Handbuchs enthaltenen Hinweise beruhen auf eigenen sorgfältigen Nachforschungen und langjährigen Erfahrungen in den beschriebenen Gewässern. Die navigatorischen Texte sowie die Hafenpläne und Fotos dieses Handbuchs dienen als Ergänzung zu den Seekarten, können diese aber keinesfalls ersetzen. Grundlage für die verwendeten Symbole, Abkürzungen und Zeichen ist die Seekarte INT 1 des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie. Feuerbezeichnungen sind – wie international in der Schifffahrt üblich – in Englisch dargestellt.

BRÜCKEN

In den Küstengewässern Mecklenburg-Vorpommerns sind folgende Brücken zu durchsteuern:

– die Meiningenbrücke bei Zingst

– die Ziegelgrabenbrücke in Stralsund

– die Zugbrücke in Wieck/Greifswald

– die Peenebrücke in Wolgast

– die Peenebrücke bei Zecherin

Die Brücken in Wolgast, Zecherin und Wieck wurden mit erheblichen Aufwand neu gebaut. Die Ziegelgrabenbrücke und die Meiningenbrücke wurden rekonstruiert. Das erhaltene Mittelteil der ehemaligen Eisenbahnhubbrücke Karnin ist ein technisches Denkmal. Es wird in beiden Fahrtrichtungen auf der Südseite passiert. An allen Brücken sind inzwischen eindeutige Lichtsignalanlagen mit Rot und Grün installiert. Die Durchfahrt ist erst erlaubt, wenn zweimal grün nebeneinander angezeigt wird. Bei den wenigen Öffnungszeiten bilden sich manchmal Pulks, die vor der Durchfahrt auf engem Raum navigieren. Festmachemöglichkeiten bestehen in der Regel nicht. Das Ankern ist im Bereich von 100 m vor der Brücke nicht gestattet. Teils wird darum gebeten, die Absicht der Durchfahrt mit dem Aufforderungsignal zum Öffnen (zwei lange Töne ’’ – – ’’) anzuzeigen. Der Berufsschifffahrt ist Vorfahrt zu gewähren. Ein Durchsegeln der Durchfahrten sollte zügig und nur bei raumen Winden unternommen werden. Da alle Öffnungen sofort Staus im Straßenverkehr zur Folge haben, verbietet sich jede weitere Verzögerung – z. B. durch kreuzende Yachten – von selbst. Die Brückenöffnungszeiten ändern sich von Jahr zu Jahr, in der Nebensaison werden die Öffnungen meist reduziert, in Zingst im Winter beispielsweise auf eine Öffnung (in der Hochsaison vier Öffnungen) pro Tag. Die exakten Öffnungszeiten, Telefonnummern zur Anmeldung und Hinweise zu den Durchfahrten sind den vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Stralsund herausgegebenen Bekanntmachungen für Seefahrer zu entnehmen. Sie sind online unter www.wsa-stralsund.wsv.de einsehbar und gelten vom Zeitpunkt der Veröffentlichung bis auf Widerruf.

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Stralsund: Liegeplätze vor historischer Kulisse findet man im Querkanal.

BAGGERUNGEN

Normalerweise sind Segler froh, wenn ein Bagger das Fahrwasser vertieft. Vor Barhöft, in der Fahrrinne bis Barth, im Strelasund und in der Peene sind häufig Bagger anzutreffen. Sie sind an der angezeigten Seite (zwei Rhomben, zwei grüne Rundumlichter übereinander) zu passieren. Nicht in jedem Fall kann der Bagger außerhalb des Fahrwassers passiert werden. In den engen Gewässern sollte man sich auch unter Segeln mit verminderter Geschwindigkeit dem Bagger nähern, um der Besatzung Zeit zu eventuell notwendigen Reaktionen zu geben.

NATUR UND UMWELT

Das Erlebnis der reichen Flora und Fauna in der Küstenregion Mecklenburg-Vorpommerns hinterlässt bei vielen Besuchern einen starken Eindruck, der zu weiteren Reisen motiviert. Große Gebiete sind ursprünglich erhalten und mit zahlreichen Tierarten in der südlichen Ostsee einmalig. Im Darßer Wald, auf Rügen und Usedom leben z. B. wieder mehrere Seeadlerpaare, ihre Horste sind streng geschützt. Das Schwemmland zwischen Gellen und Zingst ist der weltweit größte Rastplatz der auch in Deutschland selten gewordenen Kraniche. Zeitweise hält sich hier mehr als die Hälfte des Weltbestandes auf. Im Naturschutzgebiet Anklamer Stadtbruch besteht eine große Kormorankolonie. Hunderttausende Seevögel brüten alljährlich auf den Inseln Langenwerder, Kirr, Oie und der Fährinsel vor Hiddensee. Für die im Herbst von Skandinavien nach Süden ziehenden Vogelarten ist die mecklenburg-vorpommersche Küstenregion ein wichtiger Ruheplatz. Der alljährliche Vogelzug ist nicht nur für Besucher ein beeindruckendes Erlebnis. Die jahrzehntelange Sperrung großer Gebiete für militärische Zwecke und für die Grenze trug dazu bei, dass hier oft artenreiche Tierund Pflanzenwelten erhalten blieben.

Am 12. September 1990 beschloss die Volkskammer der DDR mit dem Nationalparkprogramm auch die Einrichtung von drei Großschutzgebieten in der Küstenregion. Dazu gehören:

– der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft

– der Nationalpark Jasmund

– das Biosphärenreservat Südost-Rügen

Dieser Beschluss wurde im Einigungsvertrag ausdrücklich anerkannt und bestätigt. Inzwischen sind die rechtlichen Grundlagen für Schutz, Entwicklung und Verwaltung dieser Schutzgebiete ausgereift. Ein Prozess, der nicht ohne Auseinandersetzungen verlief und wohl auch künftig Kompromisse notwendig machen wird. Für die Wassersportler haben sich daraus Konsequenzen ergeben.

Die Vorschriften für die Schifffahrt basieren auf der „Verordnung über das Befahren der Bundeswasserstraßen in den Nationalparks und Naturschutzgebieten im Bereich der Küste von Mecklenburg-Vorpommern“. (Veröffentlicht als NPBefVMVK im Bundesgesetzblatt Jahrgang 1997 Teil I, Nr. 43, zuletzt aktualisiert im Juni 2016). Die Verordnung enthält darüber hinaus Seekarten mit den Grenzen und den verschiedenen Schutzzonen.

Für die Segelsportler ergibt sich aus den etwas komplizierten Formulierungen:

– Verkehrsteilnehmer auf den Wasserstraßen in den Schutzgebieten haben sich so zu verhalten, dass die Tier- und Pflanzenwelt nicht geschädigt, gefährdet oder mehr als nach den Umständen unvermeidbar gestört wird.

– In den Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft und Jasmund ist es außerhalb der Fahrwasser allen Wasserfahrzeugen, Sportfahrzeugen und Wassersportgeräten bzw. allen durch Maschinenkraft angetriebenen Fahrzeugen untersagt, die in den Seekarten besonders ausgewiesenen Schutzgebiete in den Zonen I und II zu befahren.

– Im Biosphärenreservat Südost-Rügen ist es grundsätzlich allen Fahrzeugen untersagt, die Zonen I und II außerhalb der Fahrwasser zu befahren. Nicht durch Maschinenkraft angetriebene Fahrzeuge dürfen jedoch die Having, die Kaming und den Zickersee bis zu einem Mindestabstand von 100 m zum Ufer befahren.

– In den Zonen I und II der Nationalparks und des Biosphärenreservats ist es untersagt, auf den Fahrwassern 12 kn und außerhalb 8 kn zu überschreiten. Nördlich der Tonnen 5 und 6 des Hiddensee-Fahrwassers und nördlich der Tonnen 10 und 11 des Stralsunder Nordfahrwassers darf eine Geschwindigkeit von 16 kn nicht überschritten werden.

– Im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft ist Surfen nur in den Zonen II außerhalb eines Abstandes von 200 m zu den Schilfkanten im Uferbereich und außerhalb der besonders ausgewiesenen Schutzgebiete gestattet.

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Dändorf – Blick über die Ribnitzer See

Der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft erstreckt sich von der Westküste Darß bis zur Westküste Rügen, die Gewässer um Hiddensee eingeschlossen. Die Südgrenze verläuft etwa in der Mitte der Boddengewässer. Seeseitig zählen durchschnittlich 3 sm breite, vorgelagerte Wasserflächen zum Nationalpark.

Der Nationalpark Jasmund erstreckt sich zwischen Sassnitz und Lohme. Er umfasst das Waldgebiet der Stubnitz bis zur Kreideküste. Seeseitig zählen durchschnittlich 0,5 sm vorgelagerte Wasserflächen zum Schutzgebiet.

Das Biosphärenreservat Südost-Rügen erstreckt sich zwischen Putbus, Binz und Thiessow, die Insel Vilm eingeschlossen. Die zugehörige Wasserfläche ist durchschnittlich 1 sm breit.

Die Gebiete sind jeweils in Schutzzonen I und II untergliedert. Die Grenzen der Schutzgebiete sind in allen nautischen Karten nach 1997 und ebenfalls in den meisten Wanderkarten verzeichnet.

In der Praxis hat sich inzwischen doch ein moderater Umgang mit den Regelungen herausgebildet. Für das Biosphärenreservat und das Gebiet um die Inseln Koos und Struck wurden jeweils für die Saison geltende Modifizierungen gefunden.

SEENOTDIENST

Wie in anderen deutschen Küstengewässern ist für SAR-Einsätze die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) zuständig. Einsatzleitung und Koordinierungsstelle ist die Seenotleitung (MRCC) in Bremen (MRCC = Maritime Rescue Coordination Centre). Alarmierungen können über Bremen Rescue Radio auf UKW-Kanal 16 und 70 (DSC, Rufname „Bremen Rescue“). Unter der Rufnummer +49 (0) 421-536 870 ist die Seenotleitung Bremen ständig zu erreichen. Die regionalen SAR-Wachen sollen in Notfällen ausdrücklich nicht direkt kontaktiert werden. Seenotkreuzer mit Wachmannschaft und sofortiger Einsatzbereitschaft sind in Warnemünde, Darßer Ort, Sassnitz und Greifswalder Oie stationiert. Seenotrettungsstationen mit Freiwilligenmannschaften bestehen in Timmendorf auf Poel, Kühlungsborn, Vitte auf Hiddensee, Breege, Glowe, Lauterbach, Stralsund, Freest sowie in Wustrow, Prerow/Wieck, Zingst, Zinnowitz. Letztere sind auch mit Trailern ausgerüstet und können so entlegene Boddengewässer schnell erreichen.

FISCHEREI IN DEN BODDENGEWÄSSERN

In allen Revieren wird in unterschiedlichem Ausmaß Fischerei betrieben, gerade die Sportfischerei in den geschützten Revieren erfreute sich in den letzten Jahren steigender Beliebtheit. Wenngleich die Anzahl der Berufsfischer wesentlich zurückgegangen ist, muss das nicht immer einen geringeren Umfang an ausgebrachtem Fischereigerät bedeuten. Nach wie vor sind für die Sportschifffahrt zum Teil erhebliche Beschränkungen gegeben.

In den flachen Boddengewässern sind häufig Pfahlreusen anzutreffen. Sie stehen rechtwinklig zum Ufer bis in Wassertiefen von 2–3 m am Kopf. Die Pfähle sind zumindest tagsüber gut auszumachen und geben besonders bei aufgeholten Netzen gute Radarechos. Vor allem im Greifswalder Bodden erreichen diese Reusen zum Teil erhebliche Längen. Sie können von Kielyachten an der Landseite nicht umfahren werden.

Für die Sportschifffahrt problematischer sind die Stellnetze. Sie sind bis zu 400 m lang und werden durch kleine Schwimmkörper senkrecht im Wasser gehalten. Anfang und Ende sind mit Doppelflaggen gekennzeichnet (sogenannte „Schweken“). Gewissenhafte Fischer verwenden deutlich sichtbare Flaggen und setzen noch einen Ball, der den Verlauf des Netzes anzeigt – leider verfahren nicht alle Fischer so. Selbst bei guter Sicht ist große Aufmerksamkeit notwendig, um die kleinen Flaggen rechtzeitig auszumachen. In der Nacht hat eine mit normaler Geschwindigkeit segelnde Yacht keine Chance, unvermutet auftauchenden Stellnetzen auszuweichen. Boote mit modernen Kielformen bleiben im Netz hängen oder zerreißen es. Bei Motorfahrt kann verschweißtes Kunststoffgarn in der Schiffsschraube recht unangenehm werden und sogar Schäden an der Maschine verursachen. Es empfiehlt sich daher, nachts in den Fahrwassern zu bleiben. Schwerpunkte der Fischerei in den Boddengewässern sind

– Wismarbucht: Kirchsee, Südküste Poel

– Strelasund: nordwestlicher Teil, Prohner Wiek

– Westliche Boddenkette: Saaler Bodden zwischen Wustrow und Saaler Ufer

– Nordrügen: zwischen Rügen und Hiddensee, Breeger und Lebbiner Bodden

– Greifswalder Bodden: östlich der Halbinsel Zudar, vor Reddevitzer Höft, Zickersches Höft, Groß Zicker, Thiessow

– Achterwasser: Südspitze der Halbinseln Gnitz und Loddin

– Haff: Südküste Mönkebude bis Ueckereinfahrt, südliches Stettiner Haff.

In den BSH-Sportbootkarten 3005 und 3006 sind die bestätigten Reusenstandorte eingezeichnet. Die Plätze werden aber nicht immer genutzt.

Die Anzahl der Fischzuchtanlagen mit Käfigen ist in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen, u. a. weil die Betriebe aufgelöst wurden. Die noch betriebenen Anlagen sind gesondert gekennzeichnet, z. B. vor Rankwitz im Peenestrom.

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Wismar: In der Nähe des Hafens findet man noch viele historische Häuser.

ZOLL- UND GRENZBESTIMMUNGEN

Auch wenn in den letzten Jahren die Zollfragen für Wassersportler erfreulich an Bedeutung verloren haben, sollten die grundsätzlichen Bestimmungen jedem Bootsführer geläufig sein. Auch wenn das ostdeutsche Küstenrevier nicht mehr Außengrenze des sogenannten Schengen-Raums ist, sind in geringem Maße noch immer Zoll und Bundespolizei präsent. Die für Sportbootfahrer relevanten Zollbestimmungen, die Zolldienststellen und Zolllandungsplätze sind im „Merkblatt über deutsche Zollbestimmungen für Schiffsführer von Wassersportfahrzeugen“, herausgegeben von der Bundesfinanzdirektion Nord, aufgeführt. Die Ein- und Ausreise über See ist nur über die Grenzübergangsstellen oder mit einem Sonderantrag gestattet.

Die entsprechenden Häfen und weitere nützliche Angaben sind im Merkblatt „Hinweise zum Grenzübertritt im Sportbootverkehr“, herausgegeben von den Bundespolizeidirektionen Bad Bramstedt und Hannover und den Wasserschutzpolizeien Hamburg und Bremen, genannt. Mit dem EU-Beitritt Polens im Jahr 2004 hat sich vieles vereinfacht, die deutsch-polnischen Gewässer bzw. Grenzen dürfen an jeder beliebigen Stelle betreten und verlassen werden – ganz ohne Grenzerlaubnis. Die Regelung gilt auch für alle anderen Vollmitglieder des Schengener Abkommens. Im Ostseeraum zählen nur Russland und die russische Exklave Kaliningrad nicht dazu.

SEEWETTERBERICHTE

Die hier beschriebenen Reviere werden von den Vorhersagegebieten B 10 bis B 13 abgedeckt: Südliche Ostsee, Westliche Ostsee sowie Boddengewässer Ost.

Informationen zu den aktuellen Wetterverhältnissen strahlen die Verkehrszentralen im Rahmen des Informationsdienstes im UKW Sprechfunknetz aus. Im UKW-Sprechfunkdienst werden vom privaten Küstenfunkstellenbetreiber DP07-Seefunk Seewetterberichte auch an der ostdeutschen Küste ausgestrahlt, und zwar von den abgesetzten Stationen Lübeck (UKW-Kanal 24) und Arkona (UKW-Kanal 66). Die Sendezeiten der in der Regel gut zu empfangenden Berichte sind: 07.45*, 09.45*, 12.45*, 16.45* und 19.45* Uhr (GZ) (* = während der Sommerzeit).

Rundfunksender

Die Abschaltung der Mittelwelle war für Wassersportler wenig erfreulich. Seewetterberichte für die Ostsee strahlt NDR Info auf UKW um 00.05, 08.30, 22.05 Uhr auf verschiedenen Frequenzen (Rostock 102,8 MHz, Rügen 88,6 MHz, Usedom 100,5 MHz) aus. Ebenso sendet der Deutschlandfunk um 01.05, 06.40, 18.10 Uhr auf den Frequenzen Wismar 101,9 MHz, Rostock 97,3 MHz, Greifswald 104,3 MHz. Die allgemeinen Wetterberichte nach den Nachrichtensendungen und auch die Wettergespräche sind in der Regel für die Wassersportler unbefriedigend. Der Lokalsender NDR 1 Radio Mecklenburg-Vorpommern sendet mehrmals täglich Wettergespräche mit der Wetterstation auf Hiddensee. Aktuelle Seewetterberichte des Deutschen Wetterdienstes gibt es auch online unter dwd.de. Private Anbieter bieten zudem SMS-Benachrichtigungen oder kostenpflichtige Smartphone-Apps an.

WETTER UND WIND

Im System der allgemeinen Zirkulation liegt die deutsche Ostseeküste in der gemäßigten Zone in einem Übergangsgebiet zwischen dem ozeanischen Klima Westeuropas und dem kontinentalen Klima des nordeurasischen Festlandes.

Der Einfluss des Nordatlantiks einerseits und des europäischen Kontinents andererseits ist sowohl innerhalb eines Jahres als auch von Jahr zu Jahr unterschiedlich stark ausgeprägt. Infolge der vorherrschenden Westwinde überwiegt jedoch der atlantische Einfluss, sodass vom Grundcharakter her die Winter mild und feucht, die Sommer kühl und nass sind. Kalte und schneereiche Winter sowie warme und trockene Sommer bilden die Ausnahme.

WETTERABLAUF BEI DURCHZUG EINES TIEFDRUCKGEBIETES

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Ahrenshoop: dunkle Wolken und bewegte See – ein anderer Aspekt des Ostseesommers

In der die Erde umspannenden gemäßigten Zone stoßen ständig kalte und warme Luftmassen verschiedener Herkunft zusammen. Hier entstehen in regellosen Abständen Hoch- und Tiefdruckgebiete, die in der allgemeinen West-Ost-Drift mitlaufen und mit ihrem Fortschreiten das Wetter so unterschiedlich gestalten.

Die ostwärts ziehenden Tiefdruckgebiete bleiben in ihrem Kern gewöhnlich nördlich von der deutschen Ostseeküste und verursachen dabei charakteristische, immer wieder zu beobachtende Wettererscheinungen.

Auf der Vorderseite des Tiefdruckgebietes, also vor der Warmfront, zieht bei fallendem Luftdruck von Südwesten her Bewölkung in Form von feinen Cirren auf. Der Wind dreht auf Südost. Mit Annäherung der Warmfront schließt sich die hohe Bewölkung und geht in Cirrostratus über, durch den Sonne und Mond noch gut hindurchscheinen, wobei oftmals ein Halo, d. h. ein farbiger Ring um Sonne und Mond, zu beobachten ist. Die Bewölkung wird bald dichter, sinkt weiter ab, und es beginnt gleichmäßig und anhaltend zu regnen. Gleichzeitig wird mit Annäherung an die Warmfront die Sicht schlechter. Bei fallendem Luftdruck nimmt der SE-liche Wind weiter zu.

Mit dem Durchzug der Warmfront hört der Niederschlag auf, die Temperatur steigt an, und der Wind dreht etwas rechts auf Süd bis Südwest. Im folgenden Warmsektor herrschen lockere Schichtwolkenfelder vor. Die Temperatur kann in den Sommermonaten bei Sonneneinstrahlung kräftig ansteigen, dabei wird der aus Süd bis Südwesten drehende Wind böig, ohne wesentlich an Stärke zuzunehmen.

Das Vordringen der Kaltluft auf der Rückseite des Tiefdruckgebietes wird mit der Passage der Kaltfront eingeleitet. Die dunklen, hoch aufgetürmten Cumulonimbuswolken ziehen mit Schauern und Gewittern ostwärts. Die mit der Kaltfront eintretende Bö erreicht auch im Sommerhalbjahr häufig Sturmstärke. Mit Durchgang der Kaltfront frischt der Wind böig auf und dreht nach rechts auf West bis Nordwest. Weitere Kennzeichen der Kaltfrontpassage sind einsetzender Luftdruckanstieg, zurückgehende Temperaturen und Sichtbesserung.

In der Kaltluft herrscht wolkiges bis heiteres Wetter mit wechselnder Cumulusbewölkung und vereinzelten Schauern. In den Sommermonaten ist an der Ostseeküste im allgemeinen jedoch mit rascher Wetterbesserung zu rechnen. Der zunächst noch starke und böige Wind aus West bis Nordwest nimmt mit zunehmender Entfernung der Kaltfront langsam ab.

Tritt der Fall ein, dass nach der Passage der Kaltfront der Wind zwar auf West bis Nordwest dreht, dabei etwas abflaut, dann bald wieder zurückdreht und erneut auffrischt, so ist der Durchgang eines nachfolgenden sogenannten Troges zu erwarten.

Der Trog ist das Gebiet des tiefsten Drucks, d. h. der Luftdruck fällt also nach Kaltfrontpassage auch im Bereich der Kaltluft. Im Trog treten bei kräftiger Cumulusbewölkung schauerartige Niederschläge auf. Der Wind ist stark böig und erreicht erst nach Durchgang des Troges mit Drehung auf West bis Nordwest seine größte Stärke, wobei ein Nachlassen dann nur zögernd erfolgt. Starkwind und Sturm sind im Sommerhalbjahr häufig an Tröge gekoppelt, die neben den Gewitter- und Kaltfrontböen zu den gefährlichsten meteorologischen Erscheinungen zählen.

Die Hochdruckgebiete der gemäßigten Breiten treten im Zusammenspiel mit der Tiefdrucktätigkeit vorherrschend zwischen aufeinanderfolgenden Tiefs als Zwischenhochs auf. Bei Westwetterlagen verlagern sie sich etwa im gleichen Tempo wie die Tiefdruckgebiete und bringen dann nur eine kurze Verbesserung mit sonnigem und trockenem Wetter sowie geringen Windgeschwindigkeiten, allerdings aus unterschiedlichen Richtungen.

Zieht ein Tiefdruckgebiet mit seinem Kern südlich am Beobachter vorbei, so fehlt vor allem das gesamte Gebiet des Warmsektors, auch sind keine Frontdurchgänge vorhanden. In Tiefdrucknähe bildet sich ein geschlossenes Niederschlagsgebiet, bei dem der Landregen allmählich von Schauern abgelöst wird. Bei gleichbleibenden Temperaturen geht der ursprünglich vorhandene Druckfall allmählich in einen Druckanstieg über. Charakteristisch ist das Rückdrehen des Windes. Er dreht nach Südost über Ost und Nordost nach Nord und später auf Nordwest ohne wesentliche Änderung der Stärke.

Die hier geschilderten Wettererscheinungen gehören zwar prinzipiell zu jedem Tiefdruckgebiet, werden aber von Fall zu Fall mit verschiedener Deutlichkeit und Stärke auftreten. Besonders beim Alterungsprozess des Tiefs nehmen die Wettererscheinungen mehr und mehr an Deutlichkeit ab, sodass das Grundschema des Wetterablaufs nur noch schwer erkennbar ist.

BESONDERE WETTERVERHÄLTNISSE DES KÜSTENGEBIETES

Obwohl für das Wettergeschehen über Land und See die gleichen Gesetzmäßigkeiten gelten, bestehen doch infolge der unterschiedlichen Temperatur- und Reibungsverhältnisse gewisse Unterschiede. Als Grenzgebiet zwischen Festland und offener See können so im Küstenstreifen charakteristische Wettererscheinungen herrschen, die dann besonders vielfältig sind, wenn der Küstenbereich durch tiefe Buchten, vorspringende Kaps, Inseln und Steilküsten stark gegliedert ist.

Drei Phänome sind hier besonders hervorzuheben, die starke Unregelmäßigkeiten und beträchtliche örtliche Unterschiede des Windes in Richtung und Stärke bewirken können:

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Küstenführung Weht der Wind längere Zeit parallel zu einer rechts der Strömung liegenden Küste, so tritt eine Verstärkung ein, weil infolge der rechtsablenkenden Corioliskraft die Strömung gegen die Küste gedrängt wird (Verstärkung des West- bis Nordwestwindes auf dem Segelrevier vor Warnemünde, Verstärkung des Nordwestwindes vor der Ostküste Usedoms).

Eckeneffekt Windverstärkung erfolgt an vorspringenden Kaps, wenn diese bei bestimmten Windrichtungen als Hindernis in die allgemeine Strömung hineinragen (Nordküste von Rügen und Hiddensee sowie Darßer Ort bei Wind aus westlichen Richtungen, Stubbenkammer bei Nordwind). Im Lee der Kaps ist mit schwächeren Winden und mit Richtungsschwankungen infolge von Wirbelbildung zu rechnen. Düseneffekt Engere Durchfahrten, die auf beiden Seiten nicht unbedingt durch Steilküsten begrenzt sein müssen, weisen zum Teil wesentlich höhere Windgeschwindigkeiten als die freiere Umgebung auf. Das Stromfeld wird dabei so verändert, dass die Strömung wie durch eine Düse hindurchgepresst und beschleunigt wird. Dieser Düseneffekt ist in den stark gegliederten Boddengebieten Vorpommerns vielfach zu beobachten.

Land- und Seewind bilden sich im Sommerhalbjahr an heiteren Tagen mit schwachem Luftdruckgefälle infolge der Temperaturgegensätze zwischen Land und See aus. An der Ostseeküste setzt der Seewind bei ungestörten Verhältnissen zwischen 10 und 11 Uhr ein. Er weht dann meist aus Nord bis Nordost, erreicht Bft 4 und hält etwa bis 18 oder 19 Uhr an. Auf Hiddensee und Rügen ist er aufgrund der Insellage nur wenig ausgeprägt. Infolge der aufsteigenden Luftbewegung bildet sich entlang der Küste Cumulusbewölkung aus, während die Ostsee wolkenlos bleibt. Der Seewind setzt auf See ein und arbeitet sich von dort langsam zur Küste vor. Herrscht ein schwacher Gradientwind, so überlagert der Seewind diesen und bewirkt eine Richtungs- und Geschwindigkeitsänderung, z. B. ist die Verstärkung eines an sich schwachen Nordostwindes bis Bft 5 oder 6 in den Nachmittagsstunden möglich. Der nächtliche Landwind aus Südost bis Südwest ist an der Ostseeküste auch bei günstigen Bedingungen nur schwach ausgeprägt.

Im Sommerhalbjahr sind hauptsächlich zwei Arten von Nebel an der Ostseeküste zu beobachten. Der sich in klaren Nächten in den Frühstunden über Land bildende Strahlungsnebel wird bei ablandigem Wind in Schwaden über das Küstengebiet hinweg auf See hinaus getrieben, wo er sich bald auflöst. Seenebel bildet sich aus, wenn warme und feuchte Luft über kaltes Wasser strömt und die Taupunkttemperatur der Luftmasse höher als die Wassertemperatur ist. Dieses ist besonders in den Frühlings- und Frühsommermonaten der Fall, wenn die Ostsee noch recht kalt ist. Bei auflandigem Wind reicht der Seewind nur wenig ins Binnenland, kann sich unmittelbar an der Küste jedoch sehr zäh halten.

Mittlere Verhältnisse

Die in der Tabelle aufgeführten langjährigen klimatologischen Mittelwerte zeigen keine wesentlichen Unterschiede zwischen dem Westteil (Warnemünde) und dem Ostteil (Greifswald) dieses Küstenabschnitts. Im Sommer liegt das Häufigkeitsmaximum der Windrichtung eindeutig auf der Windrichtung West (vgl. Tabelle Seite 21), wobei die benachbarten Windrichtungen Südwest und Nordwest ebenfalls eine vergleichsweise hohe Häufigkeit haben. Winde aus Südwest bis Nordwest erreichen im Mittel auch höhere Windgeschwindigkeiten als Winde aus den übrigen Richtungen. Die insgesamt seltenen Sturmwetterlagen im Sommer sind ebenfalls überwiegend an Winde aus Südwest bis Nordwest gekopppelt. Die Windgeschwindigkeit nimmt im Jahresverlauf vom Winter zum Sommer ab. Je landgeschützter ein Seegebiet ist, desto größer wird der Anteil an schwachen Winden.

Das Jahr in Mitteleuropa in Abschnitte mit sich immer wiederholender Witterung einzuteilen, ist fragwürdig. Erfahrungsgemäß lassen sich aber ganz grob folgende Witterungsabschnitte im „normalen“ meteorologischen Sommer unterscheiden:

Ende Mai/Anfang Juni: häufig sonnig, aber meist doch kühl, Wassertemperatur bei 10 °C, günstige Bedingungen für Seewindausbildung.

Etwa 10. bis 20. Juni: recht ungünstig mit relativ niedrigen Temperaturen, häufig Starkwindgefahr aus Südwest bis Nordwest.

Entfernungstabelle

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Ende Juni/Anfang Juli: teilweise intensive Sonneneinstrahlung mit stark schwankenden Temperaturen. Wassertemperatur auf 15 bis 16 °C ansteigend, günstige Bedingungen für Seewindausbildung.

5. bis 20. Juli: verhältnismäßig ungünstig, häufig Starkwind aus Südwest bis Nordwest.

20. Juli bis Ende August: Bewölkung, Niederschlag und Wind häufig schwankend.

25. Juli bis 10. August: wärmste Periode des Sommers (Wasser und Luft), Sonneneinstrahlung an Intensität nachlassend, insgesamt Periode mit schwachen Winden.

15. August bis Anfang September: Ostsee noch recht warm, Sonnenscheindauer abnehmend, gegen Ende August häufig bereits wechselhaft mit Starkwindgefahr.

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