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JÜRGEN
LÖHLE

»BEWEGLICHES
HINDERNIS«

BRÄGEL
IST ZURÜCK

LEBENSHILFE
FÜR HOBBY-RADSPORTLER

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DELIUS KLASING VERLAG

INHALT

Schweißfrei schnell

Das Schweigen der Männer

Bis die Schwarte kracht

Belgischer Härtetest

Turnvater Brägel

Gemeinsam einsam

Let’s Froome!

Retro ist geil

Morgenstund mit Hund

Doktor Google

Die Sache mit dem Wind

Bio-Doping

Endlich wieder jung

Bewegliches Hindernis

Willkommen zu Hause

Elektro-Schock

Agnes statt Pilates

Autonomes Radfahren

Das Bremsen der anderen

Volle Dröhnung

Psycho-Tricks

Eheglück am Samstag

Brägel will an die Macht

Watt ist denn da los?

Neue Ziele

Selfie ist der Mann

Negative Energie

Strom ab!

Bräxit

Super-Kompensation

Schmerz, lass nach

Neustart

Fastenzeit

Der Hund ist der bessere Mensch

Radeln mit Meerblick

Excalibur

Gaaaaaaaanz ruhig

SCHWEISSFREI
SCHNELL

Brägel probiert alles aus, was das Radler-Leben
leichter macht. Doch für ein E-Bike braucht er die
Erlaubnis seines Clubs

Zunehmendes Alter hat manchmal auch Vorteile. Zum Beispiel den, dass man sich leichter mit Dingen arrangieren kann, die eh nicht zu ändern sind. So hat es Viola zum Beispiel aufgegeben, sich gegen die Radmarotten ihres Gatten aufzulehnen oder gar mit sofortiger Scheidung zu drohen. So darf also Brägels neues Rad weiter lasziv auf einem edlen Chromständer im Schlafzimmer neben dem Bett stehen. Kurz vor dem Schlafengehen prüft Brägel den Ladestand der Schaltungsbatterie und stößt bei grünem Licht Geräusche aus, die seine Frau dunkel an andere, längst vergangene Ereignisse erinnern. Resigniert zupft sie an ihrer Schlafbrille und dreht sich weg, während der Lapp noch einmal zärtlich über das Oberrohr aus feinstem Carbon streicht.

Nein, es gibt keinen Widerstand mehr. Brägel darf folgenfrei mit seiner Enthaarungscreme Löcher in die edlen Badezimmermatten brennen, mit fast neuen Küchentüchern die Radkette entfetten und auf der Küchentheke seine umfangreiche Kollektion an Radflaschen ausstellen, auch wenn die niemand sehen will. Die meisten der gefühlt etwa 80 Bidons hat irgendein unbedeutender Profi bei einem unbedeutenden Rennen achtlos weggefeuert. Brägel hat sich dann die Plastikdinger gegriffen, wobei er dabei gegen eilige Mannschaftswagen und andere Sammler nicht selten sein Leben riskiert hat. Weil er sich mittlerweile nicht mehr blitzschnell bücken kann, hat auch das nachgelassen, aber die Flaschen längst untergegangener Teams wie Buckler, Ariostea oder Mapei dürfen weiter bei den Brägels vor sich hinschimmeln.

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Radfahrer, kein Zweifel, leben in einem engen Korridor aus Werten und Traditionen, und daran darf man natürlich nicht rütteln. Ein ehernes Gesetz ist es auch, dass wir im Club Rad nature fahren, also ohne die immer mehr in Mode kommenden Hilfsmotörchen. Deshalb hat es uns schon ein wenig gewundert, als Brägel am Stammtisch nachfragt, ob es denn ehrenrührig sei, wenn er sich ein Pedelec kaufen würde. Natürlich nur als Zweitrad und nicht wie schon einmal für die Ausfahrten des Clubs. »Wer hat ein Leck?«, fragt der alte Hans, aber das geht im allgemeinen Tumult unter. Wörter wie »Verrat«, »Schwächling« oder »Lump« füllen den Saal, zu frisch ist noch die Erinnerung, als uns der Kerl mit einem E-Antrieb am Galibier genarrt hatte. Als sich die Lage ein wenig beruhigt hat, stellt der alte Hans die alles entscheidende Frage. »Ich denke, das liegt hinter uns – zu was brauchst du also so ein Ding?« Brägel erklärt, dass er damit schweißfrei ins Büro, zum Einkaufen oder eben mal in die Kneipe fahren will. Sonst nix. Wir erwidern, dass er das Büro im Haus hat, seit kurz nach dem Krieg nicht mehr für die Familie eingekauft hat und er bisher noch immer mit dem normalen Rad den Weg vom Stammtisch nach Hause gefunden hat.

Danach windet sich der Lapp ein wenig, ehe er mit der ganzen Wahrheit rausrückt. Brägel hat seiner Viola vor ein paar Wochen ein zulassungspflichtiges 400-Watt-Teil mit Einkaufskorb, Gepäckträger und Gesundheitslenker gekauft, und die hat ihn damit bei einer zufälligen Begegnung vier Kilometer vor der rettenden Garage kalt lächelnd versenkt. »Hört mal«, jault der Lapp, »mit so einem Ding fahren die Mädels mit einem 40er-Schnitt den Gemüseeinkauf spazieren.« Das wissen wir auch, aber deshalb ist für uns ein E-Bike auch kein Rad, sondern etwas, was nur so aussieht und mit dem wir uns nie vergleichen würden. »Stimmt aber schon«, schwärmt plötzlich der Präsident, »das ist der blanke Hammer, wenn du mit 25 Sachen den Sechsprozenter hochfliegst, und das mit Kettenschutz und Seitenständer.« Eisiges Schweigen am Tisch. Auf meine Frage, woher er denn das nun wieder wisse, kommt erst ein Äh und Öh und dann das Geständnis, dass beim Präsi schon seit einiger Zeit das Famillienpedelec in der Garage steht. Und damit ist er nicht allein. Nach zwei weiteren Hefe hell liegen fünf weitere Beichten auf dem Tisch. Nur der alte Hans schüttelt angewidert den Kopf. »Das Einzige, das bei mir mal mit E-Antrieb fährt, ist ein Rollstuhl.« Wir denken, dass das nicht mehr allzu lange dauern kann, sagen aber nichts.

Nachdem der Einzug der Elektrikos offenbar nicht mehr zu verhindern ist, kann auch Brägel sein Pedelec kaufen. Um Mitternacht stellen wir dann aber nach einem weiteren Hefe hell glasklare Regeln für den Umgang mit der elektrischen Gefahr auf. Pedelecs dürfen nur zu nicht sportiven Zwecken außerhalb des Clublebens genutzt werden. Das Tragen von Vereinstrikots im Sattel eines E-Bikes führt ebenso zum sofortigen Vereinsausschluss wie das Erscheinen am Stammtisch mit so einem Ding oder eine Fake-Nummer wie die einst von Brägel. Deshalb müssen auch alle Mitglieder ihre Renn-Velos alle sechs Monate vom alten Hans auf versteckte Motoren untersuchen lassen, und wer die Wörter »Vivax Assist« auch nur in den Mund nimmt, muss zwei Runden zahlen und wird mit heißem Kettenfett gebrüht.

Das sollte reichen.

DAS SCHWEIGEN
DER MÄNNER

Jetzt ist die Zeit der inneren Einkehr – und Brägel
zeigt seinen Clubkameraden, wie das genau geht

Winter ist nun wirklich keine tolle Zeit für uns im Radclub. Kein Licht, um ordentlich zu radeln, auf dem Tacho fehlen etliche Kilometer zum Jahresziel; der all jährliche Weihnachtsstress zerrt an den Nerven und leert das Konto. Und seit die Fettverbrennung bei uns nicht mehr so reibungslos funktioniert wie früher, sind auch die Weihnachtsfeiern nicht mehr das, was sie mal waren. Kurzum – nicht so unsere Zeit. Nur Brägel ist wieder mal mit seligem Lächeln unterwegs. Mitten im ganzen Konsumterror schwört er plötzlich auf einfaches Leben und Kontemplation.

Das Ganze begann damit, dass ihn seine Gattin Viola neulich zu einer Kulturreise nach Italien gezwungen hat. Eine Woche mit Altertümern und ganz ohne Rad. Eigentlich der Horror, aber Brägel kam mit der Erkenntnis zurück, dass das wahre Leben ein einfaches, besitzloses und der Natur zugewandtes sei. Darauf gekommen ist der Lapp in Assisi, wo er ein zweiseitiges Faltblatt über den heiligen Franz gelesen hat, der ja bekanntlich vor rund 800 Jahren als reicher Kaufmannssohn dem Mammon abgeschworen hat, um sich dem einfachen Leben zuzuwenden. Der gute Mann wurde Bettelmönch und hat sich monatelang in Höhlen zurückgezogen, um schweigend nachzudenken. »Und stellt euch vor, er hat sogar mit Tieren gesprochen«, sagt Brägel. »Wer spricht mit Bieren?«, fragt der alte Hans, aber keiner hört zu. Wir erklären Brägel, dass er doch jetzt schon Verbalkontakt zu seinem Hund Dertutnix hat, wenn sich der wieder mal in Kuhdung gewälzt hat. Aber davon will er nichts wissen, es ginge um innere Einkehr und vor allem um Ruhe.

Da stimmen wir ihm ausnahmsweise zu; die Vorstellung, dass Brägel in einem zugigen Unterschlupf im Stadtwald acht Wochen die Klappe halten würde, ist reizvoll. Aber er meint natürlich uns alle und zwingt uns in seiner durchaus materiellen Position als Clubmäzen zu einem Experiment. Eine winterliche Trainingsfahrt nebst anschließendem Stammtisch ohne Sprechen. »Damit ihr mal spürt, wie segensreich der Sport zu eurem Körper und euren Sinnen ist«, nölt er. »Mich macht Radeln immer fertig und sinnlos durstig«, sagt der Präsident, »war’s das jetzt?« Natürlich nicht, und so starten wir zu einer kontemplativen Frühwinterrunde, aber nicht ohne dass Brägel vor dem Schweigen noch mal das Wort ergreift. »Alle Handys und Wischer aus«, sagt er. Weil nicht nur der alte Hans fragend schaut, erklärt uns der Lapp, dass »Wischer« diejenigen Mobiltelefone seien, über die ihre Besitzer unentwegt mit dem Finger wischen würden, um ihre Mails zu checken, wie das heute heißt. »Und jetzt Ruhe bitte, ihr werdet sehen, das tut gut.«

Eine Weile rollen wir so schweigend in Zweierreihe dahin, hören auf den holprigen Puls in uns, der zumindest bei mir keinerlei Erweckung auslöst, dafür den Wunsch nach einem Termin beim Kardiologen. Nach einigen Minuten passiert uns ein aufgeregter Autofahrer, der so etwas wie »hintereinander fahren« brüllt. Jetzt gilt es – normalerweise würde Brägel jetzt eine Rede raushauen, dass man meinen könnte, er spricht zu Tieren, zumindest benennt er die Automobilisten dabei so. Aber er sagt nichts, sein Kopf wird dafür puterrot, und aus seinen geschlossenen Lippen kommt nur ein leises Zischen, das wie »ggrrrmmppffff« klingt. Wir schaffen die 68 Kilometer tatsächlich ohne einen Mucks, auch beim Duschen spricht keiner, und den Stammtisch hat Brägel vorher so organisiert, dass jeder allein an einem Tisch sitzt. Bestellt wird durch Kopfnicken. Zweimaliges Nicken bedeutet Tagesessen plus ein Hefe hell, jedes weitere Nicken ein weiteres Hefe. Da der alte Hans nach dem Essen immer wieder einnickt und hochschreckt, kommt er so in recht kurzer Zeit auf zwei Schnitzel mit Pommes und fünf Bier. Damit wäre Franz von Assisi über den Winter gekommen.

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Nach zwei Stunden hebt Brägel die Hand, das Zeichen, dass wir nun wieder sprechen dürfen. »Und wie war’s?«, fragt er. »Wie immer«, sagt der Präsi, »nur dass wir einen verloren haben, der pinkeln musste und nix gesagt hat.« Auch die anderen haben außer dem Puls im Hals keine besonderen Erweckungserlebnisse gehabt. Aber zugegeben, drei Stunden ohne dämliches Gelaber und ohne einen Handy-Mucks hat tatsächlich was. Und so beschließen wir für den inneren Frieden, auch künftig schweigend und mobilfunklos zu radeln. Es ist ja nicht immer alles Mist, was Brägel so sagt. Nur am Stammtisch bleibt alles, wie es war. Kontemplation im Sattel ja, Askese danach nein.

»Brägel, was wolltest du eigentlich dem Autofahrer sagen?«, fragt der Präsident. »Fahr zur Hölle, du dumme …« (hier kommt ein Tiername). Brägel sollte wohl noch etwas mehr als ein Faltblatt über den heiligen Franz lesen.

BIS DIE SCHWARTE
KRACHT

Wenn das Frühjahr bald vor der Tür steht, wird
Brägel nervös. Schließlich will er schlank und leicht
in die Saison starten. Ob’s diesmal gelingt?

Meister Brägel ist ja bekannt für so manche blödsinnige Theorie, und so hat uns seine neueste These nur kurz gewundert. Wir hätten sie auch gleich wieder vergessen und wären ohne weitere Beachtung zum nächsten Hefe hell übergegangen, wenn das Ganze nicht einen Nachteil gehabt hätte: Brägel hatte diesmal recht. »Fett macht nicht fett«, hat er gesagt und sich am Stammtisch eine Portion Schinkenwurst, eine daumendicke Scheibe Speck und ein Glas Wasser bestellt. Wie immer in der Fastenzeit treibt der Lapp eine neue Abnehmidee vor sich her, die meisten hatten bisher nur den Effekt, dass er vier Wochen jammert und nervt, um am Ende knapp ein Kilo abzuspecken, wenn überhaupt. Das meiste davon allerdings im Gesicht, was ihn alt aussehen lässt, aber nur minimal leichter und nicht messbar schneller macht. Seine meisten Diätrezepte scheiterten jedenfalls kläglich, weil Brägel die Hintergründe der Kuren entweder nicht kapiert hat – oder weil es keine gab.

Jetzt meint er also, mit Fettessen abnehmen zu können. Und das funktioniert sogar, aber nur dann, wenn man zum Fett keinen Zucker aufnimmt. Und zwar gar keinen. Da Brägels intellektuelle Ausstattung Zucker aber nur als das erkennt, was man als weiße Körnchen in den Kaffee schaufelt, wird auch das scheitern. Zum Glück wird der Spuk wie jedes Jahr an Ostern vorbei sein. Wir werden ihn dann ein bisschen loben, Brägel wird gerührt zum Ende der Fastenzeit ein paar Runden Hefe hell spendieren und sich sein mühsam erkämpftes Kilo an zwei Abenden wieder auf die Hüften spülen. Damit uns anderen das nicht auch so geht, haben wir intern eine Liste von Brägels Diäten, deren Verlauf und Auswirkungen aufgestellt. Dokumente des Versagens:

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Theorie 1: Mehr Radtraining macht schlank. Wahrheitsgehalt: stimmt, aber nur mit dem Zusatz »bei gleicher oder reduzierter Kalorienzufuhr«. Brägel-Faktor: Pro Stunde länger im Sattel braucht Brägel eine Pause, bei der er im Frühjahr auf Mallorca gern einen großen Milchkaffee mit viel Zucker, ein Cola und einen doppelten Brandy zu sich nimmt. Dafür müsste er aber in seinem Tempo ungefähr drei Stunden länger fahren, um die Kalorien wieder loszuwerden. Funktionieren würde das Ganze nur, wenn Brägel in den Pausen, sagen wir mal, einen Esslöffel Butterschmalz und sonst nix zu sich nehmen oder gar keine Pausen machen würde. Beides ist nicht realistisch. Es gibt auf Malle Kneipen, die Brägel ungefragt den Brandy hinstellen, wenn er zur Tür hereinkommt, und die kein Butterschmalz haben. Fazit: Brägel nimmt durch gesteigertes Training eher zu.

Theorie 2: Eine Steigerung der Muskelmasse führt zu mehr Fettverbrennung. Wahrheitsgehalt: stimmt so nicht ganz. Ein höherer Muskelanteil im Körper führt bei Bewegung zwar zu mehr Energieverbrauch. Ob aber dabei Fett verbrannt wird, entscheidet der Mensch. Brägel-Faktor: Der Lapp macht morgens zehn Liegestützen, zehn Sit-ups und drei Klimmzüge. Da er schon seit 25 Jahren seinen Tag so beginnt, führt dies nicht zu einem Muskelaufbau, sondern bremst nur den Verfall. Da sich der Lapp zudem für die tägliche Trainingsfron mit einer Leberkäs-Semmel (Berlin: Leberkäs-Schrippe) von der örtlichen Metzgerei belohnt, dürfte es eher nix bringen, zumal Brägel die 375 Meter zum Laden mit dem Auto fährt. Fazit: Zur Erhöhung der Muskelmasse müsste Brägel seine Kraftübungen steigern, den Metzger weglassen oder einen in 25 Kilometer Entfernung wählen, wohin er mit dem Rad fährt. Das wird mutmaßlich nie passieren.

Theorie 3: Fett macht nicht fett. Wahrheitsgehalt: stimmt – siehe oben. Brägel-Faktor: Der Lapp übersieht die Einschränkung, dass man das Fett nicht mit Zucker aufnehmen darf – siehe oben. Da er also die Grundidee seiner Theorie nicht kapiert, wird er auch nichts abnehmen. Außerdem hat er seine 2013er-Kur schon nach vier Tagen gekippt. Nach einem Glas Olivenöl, aufgepeppt mit einem Schöpflöffel Butter und klein geschnittener Schweineschwarte, wurde ihm speiübel. Fazit: geht gar nicht.

Theorie 4: Eine Woche Nulldiät lässt die Pfunde schmelzen. Wahrheitsgehalt: zur inneren Reinigung ideal, zum Abnehmen aber nur bei gleichzeitiger Lebensumstellung geeignet. Brägel-Faktor: Die Fresszellen des Lapps sind harte Hunde, merken sich die Qual genau und saugen hinterher aus jedem Krümel Nahrung auch die allerletzte Kalorie. Fazit: Da Brägel seine Fastenwoche in der Regel mit einer Schlachtplatte statt mit einem halben Apfel bricht, werden die abgehungerten Pfunde nach einer Woche wieder da sein. Und mehr, man nennt dies Jo-Jo-Effekt oder auch das Brägel-Syndrom. Für Brägel gilt also: Fasten macht fett.

Kurzum – es wird auch 2013 nichts werden mit dem Gewichtmachen. Aber bis Ostern ist ja nicht mehr lange, und dann ist der Lapp wieder so normal, so normal ein Brägel sein kann.

BELGISCHER
HÄRTETEST

Im Frühjahr nach Mallorca fliegen kann jeder.
Wahre Radsport-Fans quälen sich über
belgisches Kopfsteinpflaster. Meint Brägel

Brägels Augen leuchten, er packt den Lenker fester und ruft: »Endlich – Kasseien!« Jetzt wird es also Ernst. Die Straße unter uns ist im Moment schon alles andere als ein Gedicht: Schlaglöcher, Kuhmist, Pfützen. Und das Wetter über uns – es gibt keines. Alles grau und diesig, aber was soll man in den Ardennen Mitte März auch schon erwarten. Auf jeden Fall wird der Radclub unter Brägels Führung in einigen Sekunden geschlossen auf ein Stück Kopfsteinpflaster rumpeln, das erste unseres Lebens. Der Präsident richtet sich auf, lässt den Lenker los und bekreuzigt sich, der alte Hans nimmt Kampfhaltung ein und winkelt dazu die Knie nach außen wie ein afrikanischer Elefant die Ohren. Jetzt ist er also da, der ultimative Härtetest.