Prag DE_F0520 20. Juli 2020, 9:56

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IMPRESSUM: Nelles Pocket: Prag

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Info@Nelles.com, www.Nelles.com

ISBN 978-3-86574-599-6

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IMPRESSUM / KARTENLEGENDE

Foto: Jiří Stach

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Prag

Musikgruppen unterhalten Touristen auf der Karlsbrücke.

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Höhepunkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8

Einstimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

Geschichte im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10

FEATURES

Galerien und Museen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

Essen und Trinken auf Böhmisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

Am Abend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

ALTSTADT (STARÉ MĔSTO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

Vom Pulverturm zum Altstädter Ring . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

Auf der Karlsgasse zur Karlsbrücke. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

Altstädter Brückenturm und Karlsbrücke. . . . . . . . . . . . . . . . 38

Südwestliche Altstadt und Bethlehemskapelle . . . . . . . . . . . . 39

Gallusstadt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41

JOSEPHSTADT (JOSEFOV) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

Jüdisches Museum und Synagogen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

KLEINSEITE (MALÁ STRANA) . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

Kleinseitner Ring . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

Franz Kafka Museum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

Rund um den Malteser-Platz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

Rund um den Kleinseitner Ring. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

Waldstein-Palais und Waldstein-Garten. . . . . . . . . . . . . . . . . 54

Marktplatz und Welsche Gasse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55

Nerudagasse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

BURG UND HRADSCHIN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

Prager Burg (Hrad) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

St.-Veits-Dom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

Hradschin (Hradčany) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

Laurenziberg (Petřín) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

NEUSTADT (NOVÉ MĔSTO) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71

Wenzelsplatz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72

Nationalstraße. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

Karlsplatz und südliche Neustadt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

INFO: Verkehrsmittel, Sehenswürdigkeiten . . . . . . . . . . . . . . 79-81

AUSFLÜGE

Vyšehrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82

Karlstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

Melnik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

Kuttenberg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

INFO: Sehenswürdigkeiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

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INHALTSVERZEICHNIS

REISE-INFORMATIONEN

Reisevorbereitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Botschaften. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Information vor der Reise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Internetseiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Klima und Reisezeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Einreisebestimmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Maut und Zoll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Praktische Tipps. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Apotheken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Feiertage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

Feste und Festkalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Kriminalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Medizinische Versorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Netzspannung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Notruf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Öffnungszeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

Post und Telefon. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

Taxi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

Touristen-Information . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

Trinkgeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

Währung und Geldumtausch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

Zeitungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

Sprachführer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93

Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94

Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95

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REISE-INFORMATIONEN

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narvikk (iStockphoto.com)

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Malerisches Ensemble Clementinum, Altstädter Brückenturm, Karlsbrücke und Altstädter Wasserturm.

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Höhepunkte

HÖHEPUNKTE

xxPulverturm (S. 32): Am Be-ginn des berühmten Königswegs steht das Stadttor aus dem Jahr 1478.

xxGemeindehaus (S. 32): Ein Meisterwerk des Jugendstils, an dem viele tschechische Künstler und Archi-tekten mitarbeiteten, darunter Alfons Mucha und Josef Myslbek.

xxAltstädter Ring (S. 32): Das prachtvolle Herz der Altstadt umge-ben geschichtsträchtige Gebäude wie die xxTeynkirche aus dem 14. Jh. und das xxAltstädter Rathaus mit der berühmten xxRathausuhr.

xxKarlsbrücke (S. 38): Die 516 Meter lange Moldaubrücke, ein Meis-terwerk Peter Parlers, verbindet Alt-stadt und Kleinseite.

xxJüdisches Museum (S. 44): Das Jüdische Museum arbeitet in den verbliebenen architektonischen Zeugen des ehemaligen Ghettos die lange jüdische Historie Prags auf ein-drucksvolle Weise auf. Zu besichtigen sind der xxAlte Jüdische Friedhof, xKlausen-, Maisl- und xxSpani-sche Synagoge.

xxAltneu-Synagoge (S. 46): Das einzige original erhaltene Bethaus des Ghettos, aus dem 13. Jh.

xxKleinseite (S. 49): Roman-tisches Barockviertel mit Plätzen, Gassen und Parks sowie vielen Bau-denkmälern, darunter die xxSt.-Nikolaus-Kirche, das xxWaldstein-Palais mit seinen xxGärten sowie die xxNerudagasse.

xxPrager Burg (S. 58): Auf der stolzen Burg residieren seit dem 9. Jh. die Herrscher des Landes. In dieser Zeit sind Kulturdenkmäler aus fast jeder Epoche entstanden, wurden Kunstschätze von unschätzbarem Wert angehäuft.

xxGemäldegalerie (S. 60): Die Galerie im zweiten Burghof birgt groß-artige Werke aus Renaissance, Barock und Rokoko.

xxSt.-Veits-Dom (S. 61): Die Krönungs- und Begräbnisstätte der böhmischen Könige, Tschechiens größte Kirche, ist eines der meistbe-suchten Wahrzeichen der Moldau-stadt. Besonderer Anziehungspunkt im Inneren: die prachtvoll ausgestat-tete xxSt.-Wenzels-Kapelle (1362-1364) von Baumeister Peter Parler.

xxLobkowitz-Palais (S. 65): Grandioses Museum der Familie Lob-kowitz „The Princely Collections“.

xxBallhaus in den Königlichen Gärten (S. 65): Im Inneren des sgraf-fitogeschmückten Barockbaus sind flämische Gobelins aus dem 17. Jh. ausgestellt.

xxHradschin (S. 66): Altehrwür-dige Kirchen und prachtvolle Paläste schmücken den Stadtteil neben der Burg. Darunter sind so bedeutende Bauten wie das xxSternberg-Palais mit der xxNationalgalerie und die xxLoreto-Wallfahrtskirche mit dem xLoreto-Schatz.

xNeustadt (S. 71): Jugendstil-bauten, große Plätze und Einkaufsstra-ßen bestimmen das Bild der Neustadt. Ihr Mittelpunkt ist der lang gezogene xWenzelsplatz.

xxBurg Karlstein (S. 85): Eines der bekanntesten Bauwerke Tschechi-ens und von Prag auf einem Tagesaus-flug bequem zu erreichen.

xxKuttenberg (S. 86): Mittel-alterliche Bergbaustadt mit ihren his-torischen Bauten und der gotischen xxSt.-Barbara-Kirche (Weltkultur-erbe).

Rechts: Das Prager Gemeindehaus, ein Meisterwerk des Jugendstils.

Foto: SvetlanaSF (Shutterstock.com)

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Einstimmung

EINSTIMMUNG

Prag (1,25 Mio. Einw.) ist eine der schönsten Städte der Welt, eine glanz-volle, schillernde Metropole mit einer faszinierenden Geschichte und einer reichen Kultur. Die Hauptstadt der Tschechischen Republik liegt male-risch im Tal der Moldau, die mit neun Inseln und zahlreichen Brücken das Prager Panorama prägt.

Trotz seiner sehr wechselvollen Geschichte erlitt Prag nie ernsthafte Zerstörungen, und so bietet sich dem Besucher ein Stadtbild von seltener Ge-schlossenheit, mit Häusern und Gebäu-deensembles aus fast allen Kunst- und Stilepochen: Romanik, Gotik, Renais-sance, Barock, Rokoko und Klassizismus bis hin zu Jugendstil und Kubismus. Über allem thront stolz die Prager Burg, größtes geschlossenes Burgareal und ältester Regierungssitz der Welt.

Berühmte Bauwerke, bedeutende Kirchen und Klöster sowie großartige Museen locken unzählige Touristen in

die Moldaustadt. Entlang des Königs-wegs und besonders am Altstädter Ring herrscht zur Hochsaison dich-tes Gedränge. Reiseführer rufen ihre Gruppen zusammen, Straßenkünstler unterhalten die Menge, und in den vielen Lokalen servieren die Kellner ausländischen Gästen überteuertes tschechisches Bier und Schnaps.

Doch trotz des Touristenansturms hat sich Prag noch sein anderes Ge-sicht bewahrt: still, romantisch, man-cherorts geradezu magisch. In den Gässchen der pittoresken Kleinseite, auf dem Laurenziberg hoch über den Dächern der Metropole oder auf dem sagenumwobenen Vyšehrad entfaltet sich der Zauber der Goldenen Stadt. Wenn dann links und rechts der Mol-dau die Lichter angehen, füllen sich die ehrwürdigen alten Gebäude mit Leben: In historischen Sälen erklin-gen Konzerte, in bekannten Jazzclubs gastieren Weltstars und in urigen Bier-kneipen diskutiert man über Prag und die Welt.

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Foto: Archiv für Kunst und Geschichte, Berlin

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Die Anfänge

500-100 v. Chr. Slawische Stämme siedeln im heu-tigen Böhmen und Mähren.

9. Jh. Großmährisches Reich; Vorfahren der heuti-gen Tschechen vereinigen sich. Ab 863 Missionie-rung durch die „Slawenapostel“ Kyrillos und Metho-dios; sie entwickeln eine slawische Schrift.

908 Ungarn vernichten das Großmährische Reich.

Das Goldene Zeitalter

995 In den Kämpfen um die Vormachtstellung in Böhmen siegt die Dynastie der Přemysliden.

10./11. Jh. Die Přemysliden sichern ihre Macht mit Hilfe des Römischen Reichs. Böhmen kommt unter deutsche Lehenshoheit.

1212 Ottokar (Otakar) II. holt deutsche Siedler in die böhmischen Randgebiete.

1306 Die Přemysliden-Dynastie stirbt im Mannes-stamm aus.

1310 Elisabeth (Eliška), Tochter des böhmischen Königs Wenzel (Václav) III., heiratet Johann von Lu-xemburg. Johann erhält Böhmen als Lehen.

1316-1378 Karl. IV., Sohn von Elisabeth und Jo-hann, wird deutscher König und Kaiser. Böhmen erlebt eine Blüte. Prag wird Hauptstadt des Hl. Rö-mischen Reichs. Die „Länder der böhmischen Krone“ umfassen Böhmen, Mähren, die schlesischen Fürs-tentümer sowie Ober- und Niederlausitz.

Die Hussiten-Bewegung

1414 Der Prediger Jan Hus, der eine Reform der Katholischen Kirche und einen Verzicht auf deren weltliche Macht fordert, wird als Ketzer verbrannt.

1419 Die Hussiten-Kriege unter Führung von Jan Žižka erschüttern das katholische Europa.

1436 König und Konzil bestätigen die hussitische Konfession als autonomen Bestandteil der römi-schen. Der Papst nimmt diese Situation jedoch nicht hin, und das „ketzerische“ Böhmen bleibt umkämpft.

1471 Die böhmische Königskrone geht an die pol-nische Jagiellonen-Dynastie.

1526 Der böhmische Landtag wählt den Habs-burger Erzherzog Ferdinand zum König. Ferdinand setzt die Gegenreformation durch.

1547 Die böhmischen Stände verwehren Ferdinand I. die Gefolgschaft. Dieser zieht daraufhin gegen Prag: die Stände verlieren zahlreiche Privilegien, Güter und Einkünfte werden konfisziert.

Neuzeit

1618 Der 2. „Prager Fenstersturz“ löst den Dreißig-jährigen Krieg aus. Die böhmischen Stände erklären Ferdinand II. für abgesetzt.

1620/1621 Das ständische Heer wird auf dem Wei-ßen Berg bei Prag geschlagen. Ende des selbständi-gen Staates Böhmen.

1627 Böhmen geht in Habsburger Besitz über; gewaltsame Rekatholisierung, Zehntausende ver-lassen das Land, weil sie ihrer protestantischen Konfession treu bleiben wollen. Die Bevölkerung schrumpft um ein Drittel.

1757 Preußenkönig Friedrich II. belagert Prag.

18. Jh. Die Verhältnisse bessern sich nach Refor-men unter den Monarchen Maria Theresia (1740-1780) und Joseph II. (1780-1790): Schulpflicht, Ende der Leibeigenschaft, Justizreform, Abschaf-fung der Todesstrafe.

1784 Die vier selbständigen Prager Städte Hrad-schin (Hradčany), Kleinseite (Malá Strana), Altstadt (Staré Město) und Neue Stadt (Nové město) schlie-ßen sich zusammen.

Geschichte im überblick

Jan Hus auf dem Scheiterhaufen (Holzschnitt aus dem Jahr 1558).

Foto: VOJTa Herout (Shutterstock.com)

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19./20. Jahrhundert

1848 Während der Revolution fordern die Tsche-chen einen föderalistischen Staat.

1850 Die Judenstadt wird als Josefstadt Teil Prags.

1910 In Prag leben 8000 meist deutschsprachige Juden, darunter viele Akademiker und Händler.

1918 Ausrufung der Tschechoslowak. Republik.

1920er Anfängliches Versöhnen der deutschen Minderheit mit dem neuen Staat. Die ČSR ist einer der zehn führenden Industriestaaten der Erde. 1929 erfasst die Weltwirtschaftskrise auch die ČSR.

1930 Verschärfung der Nationalitätenkonflikte.

1933 Konrad Henlein gründet die Sudetendeutsche Heimatfront (ab 1935 Sudetendeutsche Partei/SdP). Erst fordert sie Selbstverwaltung, dann den Anschluss an Hitlerdeutschland.

1938 Wahlerfolg für die die SdP. Treffen der Re-gierungschefs Englands, Italiens, Frankreichs und Deutschlands in München; die deutsch besiedelten Randgebiete, ein Drittel des Staatsgebiets, fallen im Münchner Abkommen Deutschland zu. Präsident Beneš emigriert nach England.

15.3.1939 Hitler annektiert die „Resttschechei“ und lässt bis 1945 82 000 Juden deportieren.

1945 5. Mai: die Amerikaner befreien West-Böh-men. 9. Mai: die sowjetische Armee zieht in Prag ein. Exilpräsident Beneš kehrt zurück.

1945/1946 Beneš-Dekrete und Rache der Tsche-chen: Enteignung und Vertreibung von drei Millio-nen Deutschen aus dem Staatsgebiet, Zehntausen-de kommen dabei um. Wahlsieg der Kommunisten unter K. Gottwald.

1948 Gottwald wird Nachfolger von Beneš. Die Landwirtschaft wird zwangskollektiviert, Industrie-betriebe verstaatlicht; Regimegegner verfolgt.

1962 Entstalinisierung; Alexander Dubček wird Vorsitzender der slowakischen KP.

1968 Programm zur Umgestaltung von Staat und Wirtschaft. In den „Bruderländern“ fürchtet man diese Reformen, und am 21. August besetzen Ar-meen des Warschauer Pakts die ČSSR. Die Reform-politiker um Dubček werden entmachtet. 30 000 Tschechen und Slowaken verlassen ihre Heimat.

1970er Jahre Die Wirtschaft stagniert. Nach der KSZE-Konferenz unterschreiben 257 Bürger die „Charta 77“ zur Einhaltung der Menschenrechte. Das Regime reagiert mit Festnahmen.

Jüngste Ereignisse

1989 Das Niederschlagen einer Prager Studenten-demonstration im November löst die „Samtene Re-volution“ aus: Die KPČ wird hinweggefegt und der Regimekritiker Václav Havel Staatspräsident.

1990 Neuer Staatsname: Tschechische und Slowa-kische Föderative Republik (ČSFR).

1993 Auflösung der ČSFR; Tschechien und Slowakei werden eigenständige Republiken.

1997 Deutsch-tschechische Versöhnungserklärung. Václav Havel spricht vor dem Bundestag, Roman Herzog vor dem Prager Parlament.

1999 Aufnahme Tschechiens in die NATO.

2003 Václav Klaus wird Staatspräsident.

2004 Tschechien wird Mitglied der EU.

2008 Prag: Alkoholverbot in der Öffentlichkeit au-ßerhalb von Gaststätten.

2011 Václav Havel stirbt im Alter von 75 Jahren.

2013 Miloš Zeman wird der erste direkt gewählte Staatspräsident.

2018 Das Radfahren in den Fußgängerzonen der Altstadt wird stark eingeschränkt.

2020 Bau eines Hard-Rock-Hotels angekündigt.

Geschichte im überblick

Václav Havel; Schriftsteller, Regimekritiker und ers-ter Präsident der Tschechischen Republik.

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Info S. 17

Foto: Photomorgana (Dreamstime)

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GALERIEN UND MUSEEN

GALERIEN UND MUSEEN

xxNationalgalerie

Die berühmte xxNationalgalerie (Národni galérie) umfasst mehrere Ein-richtungen: solche mit ständigen Aus-stellungen sowie Galerien, in denen Wechselausstellungen stattfinden. Die ständigen Ausstellungen sind u. a. im Sternberg-Palais, im St.-Georgs-Kloster und im Kloster St. Agnes unter-gebracht.

Die „internationalste“ Schau wird im Sternberg-Palais (s. S. 67) präsen-tiert. Das barocke Gebäude liegt etwas versteckt hinter dem Erzbischöflichen Palast, der am Hradschiner Platz steht. Schwerpunkte der umfangreichen Sammlungen sind die deutsche Ma-

lerei des Mittelalters und der Renais-sance, die niederländischen Meister des 15.-17. Jh., die italienische Malerei der Renaissance und französische Ge-mälde des 19. und 20. Jahrhunderts.

Eines der wertvollsten Bilder ist Albrecht Dürers Rosenkranzfest, das 1506 in Venedig entstand. Hauptat-traktion ist jedoch die eindrucksvolle Zusammenstellung französischer Ma-lerei, wobei sich besonders vor den Gemälden der Impressionisten und Nachimpressionisten die Betrachter drängeln. Die Palette reicht von E. De-lacroix über G. Courbet bis zu Manet, Monet, Renoir, van Gogh, Toulouse-Lautrec, Gauguin, Henri Rousseau und G. Braque. Auch Werke von Utrillo und M. Chagall fehlen nicht. Noch zu Zeiten des „realen Sozialismus“ gab es immer wieder Verwunderung bei den Besuchern über die erstaunliche Sammlung an moderner Malerei, be-sonders von im Westen nie oder sel-ten gesehenen Arbeiten von Picasso der spanische Künstler war Stalin und dem ehemaligen sozialistischen Lager wohlgesonnen; als Gegner des Franco-Regimes lebte er im Exil und war Mitglied der Kommunistischen Partei. Die modernere österreichische bzw. deutsche Malerei ist mit Werken von G. Klimt, E. Schiele, O. Kokoschka und F. Marc vertreten. Von Rodin, der in Prag viele Bewunderer und Nachah-mer hatte, sind ebenfalls Skulpturen zu sehen.

Das Schwarzenberg-Palais am Burgplatz präsentiert Skulpturen und Gemälde des böhmischen Barock; das benachbarte Salm-Palais zeigt böh-mische Kunst des 19. Jahrhunderts.

Nicht weit vom Sternberg-Palais, auf dem Gelände der Prager Burg, liegt das St.-Georgs-Kloster (s. S. 64). Wer sich die dort untergebrach-te Ausstellung ansehen will, sollte ein Faible für die christliche Malerei von der Gotik bis zum Barock haben. In

Oben: Das Palais Waldstein beherbergt in seiner Reitschule Ausstellungen der Nationalgalerie. Rechts: Ausstellung christlicher Kunst im St.-Ge-orgs-Kloster.

Info S. 17

Foto: Renata Holzbachová

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