Louis Weinert-Wilton

Der Teppich des Grauens

(1929)

 

 

 

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Dr. Howard Shipley galt, obwohl er kaum vierzig Jahre zählte, als einer der namhaftesten und gesuchtesten Ärzte Londons, und man sagte von ihm, daß es auf den Vereinigten Inseln und in den Dominions der englischen Krone keine wie immer geartete Krankheit gäbe, die er nicht schon in ihren unscheinbarsten Symptomen mit unfehlbarer Sicherheit anzusprechen wüßte.

Da dieses große Stück Welt so ziemlich mit allen und darunter mit den schlimmsten Plagen bedacht ist, von denen die Menschheit heimgesucht werden kann, so wollte dies viel heißen; tatsächlich hatte Dr. Shipley in einigen rätselhaften und aufsehenerregenden Fällen so überraschende und zutreffende Diagnosen gestellt, daß sein hervorragender Ruf wohl als gerechtfertigt gelten durfte.

An diesem Septemberabend aber, da Dr. Shipley auf der Polizeistation achtzehn im Themseviertel von Bermondsey kopfschüttelnd die schwer atmende, krampfhaft erstarrte Gestalt betrachtete, die man hier auf ein primitives Lager gebettet hatte, schienen ihn seine Kenntnisse und Erfahrungen im Stiche zu lassen. Er stand offenbar vor etwas Außergewöhnlichem, das er vorläufig nicht zu deuten wußte, und in der Frage, die er an den Inspektor richtete, klangen deutlich die Überraschung und Spannung wider, in die ihn dieser Fall versetzte.

„Wie ist dieser Mann hierher gekommen, Mr. Webster? Und wann?“

Webster, der bisher an dem vergitterten Fenster gestanden und in die unfreundliche, enge Gasse geblickt hatte, wandte seinen mächtigen Körper langsam ins Zimmer. Die Sache interessierte ihn nicht sonderlich, denn anscheinend gab es dabei für die Polizei nichts zu tun. Er war stets höchst übellaunig, wenn seine Leute Betrunkene oder Kranke auflasen, die nicht eine Kugel, einen ausgiebigen Messerstich oder wenigstens einen tüchtigen Hieb abbekommen hatten, weil man mit diesen Kunden nur zwecklose Scherereien hatte.

An dem Manne dort war aber auch nicht das geringste Anzeichen einer Gewalttat zu entdecken und wenn nicht gewisse Umstände gewesen wären, so hätte er ihn überhaupt gleich ins Hospital schaffen lassen. Für die Ärzte mochte es ja an dem Patienten gewiß manches Interessante zu beobachten geben, denn der Inspektor erinnerte sich nicht, in seiner langjährigen Dienstzeit je einen so seltsam erschreckenden Anblick gehabt zu haben.

Nach den sonderbaren Mienen Dr. Shipley’s konnte hinter der Sache vielleicht doch noch irgendeine Niederträchtigkeit stecken, und diese Möglichkeit ließ den Beamten lebendig werden, soweit dies eben bei ihm möglich war. Er pflanzte sich breitbeinig vor dem Arzte auf, und die kleinen, scharfen Augen in seinem vierschrötigen Gesicht leuchteten in Erwartung.

„Haben Sie etwas gefunden, Doktor?“ Webster versuchte, seine gewaltige Stimme zu dämpfen, aber sie klang trotzdem noch immer wie ein dumpfes Donnerrollen. „Sie sehen ja mehr als unsereiner und verdächtig ist immerhin einiges dabei. Der Mann wurde vor etwa einer Stunde von einer Patrouille eingebracht, die ihn nächst dem Pier auffand. Die Polizisten meldeten, sie hätten plötzlich mehrere schrille Pfiffe gehört, die wie ein Alarmsignal klangen, und als sie der Sache nachgingen, wären sie in einer Nische auf den armen Teufel gestoßen. Man hatte ihn dort an die Mauer gelehnt, und als die Leute ihn berührten, fiel er ihnen wie ein Sack in die Arme. – Haben Sie schon bemerkt, daß er stocksteif ist? Wir hatten die größte Mühe, ihn zu entkleiden, da sich seine Arme und Beine kaum bewegen ließen.“

Dr. Shipley hatte mittlerweile die Tischlampe so zurecht gerückt, daß ihr greller Schein voll auf den seltsamen Kranken fiel. Es war ein mittelgroßer, kräftig gebauter Mann von etwa dreißig Jahren, der allen Anzeichen nach dem besseren Arbeiterstande angehören mochte. Seine Züge zu unterscheiden, war unmöglich, da das Gesicht geradezu unheimliche Verzerrungen aufwies. Die Oberlippe war soweit gehoben, daß mit den fest zusammengebissenen, starken Zähnen auch das bläulichrote Zahnfleisch hervortrat. Die Augen waren krampfhaft geschlossen, und als der Arzt mit Mühe die Lider etwas öffnete, leuchtete ihm das Weiße in einem seltsam opalisierenden Schimmer entgegen.

Das auffallendste von allen diesen Symptomen aber war die eigenartige Veränderung der Haut, die im Gesicht und am ganzen Körper aufgedunsen und von einem dunklen, glänzenden Rot war. Es sah aus, als wäre der Mann aus siedendem Wasser gezogen worden, und ein blasenartiger Ausschlag vervollständigte diesen Eindruck.

Diese Erscheinungen waren es offenbar auch, die das besondere Interesse Dr. Shipley’s erweckten. Nachdem er den Puls des Kranken gefühlt hatte, nahm er immer wieder verschiedene Stellen der Haut unter die Lupe, und man merkte an seinen verkniffenen Augen und dem nervösen Zucken um den schmalen Mund, wie fieberhaft sein Kopf arbeitete, um dieses außerordentliche Krankheitsbild zu deuten.

Endlich richtete er sich auf, warf die Lupe ärgerlich auf den Tisch und ließ sich in den nächsten Stuhl fallen. Dabei haftete sein scharfer, forschender Blick unausgesetzt auf dem Kranken, dessen totenähnliche Starre auch nicht durch das Zucken eines Muskels unterbrochen wurde.

Mit einem Male aber ging mit dem Arzt eine außerordentliche Veränderung vor. Seine sehnige Gestalt begann sich ruckweise zu straffen, und mit einem elastischen Sprung stand er plötzlich vor Webster, der ihn verblüfft anstarrte.

„Inspektor, wenn ich recht habe“ – Dr. Shipley stieß die Worte durch die Zähne hervor und in seinem Gesicht lag ein gespanntes Lächeln – „dann sollen Sie jetzt, so Gott will, ein Wunder erleben, wie Sie es bis heute noch nicht gesehen haben.“

Er öffnete hastig seine Taschenapotheke, die zwei Reihen blinkender Phiolen enthielt, prüfte deren Etiketten und nahm dann bedächtig drei der Fläschchen heraus. Er zögerte eine Weile, als wolle er sich endgültig schlüssig werden, dann zählte er in eine leere Phiole aus jedem der Fläschchen einige Tropfen ab, schüttelte die Mischung sorgfältig und füllte sie in eine Injektionsspritze.

An drei Stellen führte Dr. Shipley das Instrument in den Körper des Kranken, dann atmete er tief auf und bot nun wieder das Bild unerschütterlicher Ruhe, das man an ihm gewöhnt war.

Webster hatte sich die ganze Zeit über mäuschenstill verhalten und nur alle Bewegungen des Arztes gespannt verfolgt. Wenn er auch von der ganzen Sache nichts verstand, so ahnte er doch, daß etwas Besonderes vorging, und er hatte vor Dr. Shipley viel zu großen Respekt, um ihn hierbei zu stören. Nun glaubte er aber doch den Moment gekommen, seine Wißbegierde befriedigen zu dürfen.

„Sind Sie nun doch darauf gekommen, Doktor?“

Dr. Shipley zuckte mit den Achseln: „Ich hoffe es.“

„Etwas Ansteckendes? Müssen wir am Ende gar die Bude ausräuchern?“

Der Gedanke war dem Inspektor sichtlich höchst unangenehm, und er sah den Arzt mißtrauisch und erwartungsvoll von der Seite an.

„Nein, – eine Vergiftung.“

„Selbstmordversuch oder Verbrechen?“

Webster senkte mit einem Ruck seinen mächtigen Kopf, wie ein Stier, der zum Angriffe übergeht.

„Das müssen Sie den dort fragen, sobald er so weit sein wird.“ Dr. Shipley deutete nach dem Kranken. „Ich glaube, der Mann könnte Ihnen sehr interessante Dinge erzählen.“

„Woraus schließen Sie das?“

„Daraus, daß man mit dem Inhalte aller Giftflaschen und aller Gifttiegel Londons nicht jenen Komplex von Erscheinungen hervorrufen könnte, die Sie hier gesehen haben. Was unser Patient abbekommen hat, war offenbar eine jener Teufeleien, auf die wir trotz unserer wissenschaftlichen Fortschritte immer noch nicht gekommen sind; vermutlich ein kombiniertes Pflanzengift, das vor wer weiß wie langer Zeit irgendein dunkelhäutiger Halunke in irgendeinem schmutzigen Winkel Indiens oder Afrikas zusammengebraut und seiner Sippe als Vermächtnis hinterlassen hat. – Eigentlich hätte ich nach allen Anzeichen sofort daraufkommen sollen –, aber hoffentlich war es auch jetzt noch nicht zu spät.“

Dr. Shipley warf einen Blick auf den Kranken. Dann faßte er Webster am Arme und zog ihn an das Lager.

„Nun, was sagen Sie dazu, Inspektor?“

Dieser konnte nur erstaunt die Augen aufreißen und sich vor Verwunderung wortlos den Kopf krauen, denn was er sah, war kaum zu glauben. Wenn er nicht die ganze Zeit dabeigestanden hätte, würde er tausend Eide darauf geschworen haben, daß das nicht der Mann sei, der noch vor wenigen Minuten hier gelegen hatte. Es war ein zwar leidendes, aber völlig regelmäßiges Gesicht, in das er blickte, und auch die Starre der Glieder hatte sich offenbar gelöst, denn der eine Arm hing plötzlich schlaff über den Rand des Lagers. An Stelle der krankhaften Röte und des blasenartigen Ekzems, von dem auch nicht die geringste Spur mehr zu sehen war, war eine fahle Blässe getreten, und Stirne, Hals und Brust bedeckte ein leichter Schweiß.

Der Arzt fühlte dem Manne wieder den Puls, nickte befriedigt und blinzelte dann Webster, der noch immer den Kopf von einer Seite zur andern wiegte, mit einem befreiten Lächeln zu.

„Das war eine verteufelte Geschichte, Inspektor. – Nichts als Annahmen. – Ich habe angenommen, daß es vielleicht irgend solch ein tückisches Gift sein könnte, und ich habe dann weiter angenommen, daß das und jenes sich vielleicht als Gegenmittel wirksam erweisen könnte. – Wenn die erste Annahme falsch war, war es natürlich auch die zweite, aber selbst wenn die erste zutreffend war, mußte die zweite noch immer nicht stimmen.“

Dr. Shipley schickte sich an, seine Medikamente einzupacken, als ihm noch etwas einfiel. „Haben Sie bei dem Manne irgend etwas gefunden, aus dem sich seine Identität feststellen ließe?“

Der Beamte verneinte. Er mußte zugeben, daß der Mann tatsächlich auch nicht den kleinsten Gegenstand bei sich gehabt hatte, und daß weder seine Kleider, noch seine Wäsche irgendwie gezeichnet waren. Er sah Dr. Shipley betroffen an.

„Verdammt“, knurrte er etwas verlegen, „das hätte mich eigentlich sofort stutzig machen sollen. Denn wenn unsere Galgenvögel einen auch noch so gründlich ausplündern, etwas lassen sie doch immer zurück, was sie nicht gebrauchen können.“

Er machte sich hastig daran, die Kleider des Unbekannten, die neben dem Lager auf einem Stuhl lagen, nochmals einer eingehenden Durchsuchung zu unterziehen, aber so oft er sie auch prüfend hin- und herwandte und so sorgfältig er auch alle Taschen bis auf den Grund durchstöberte, es war auch nicht das Geringste zu finden.

Einer plötzlichen Eingebung folgend, trat Dr. Shipley nochmals zu dem Kranken, der nun laut und regelmäßig atmete und in tiefem Schlafe zu liegen schien. Der Blick des Arztes fiel auf den herabhängenden Arm, und er bemerkte, daß die Hand noch immer krampfhaft geballt war. Er bettete sie vorsichtig auf das Lager und machte den Versuch, die Faust zu öffnen. Die Finger gaben ohne sonderliche Mühe nach, und Dr. Shipley beugte sich darüber. Kaum aber hatte er einen Blick auf die Handfläche geworfen, als er sich hastig wieder aufrichtete.

„Bitte, „Webster, leuchten Sie mir.“

Der Inspektor nahm die Lampe und hielt sie über den Kranken.

Dr. Shipley hatte rasch nach einer Pinzette und einem Bogen Papier gegriffen und löste nun von der Handfläche und den Fingern des Mannes kleine, winzige Fasern und Flöckchen, die er mit peinlichster Vorsicht auf das Papier legte.

Die Ausbeute war nicht groß – aber der Arzt schien damit sehr zufrieden. Nur Webster machte aus seiner Enttäuschung kein Hehl.

„Schmutz“, brummte er. „Wahrscheinlich ist er gefallen. Damit wird wohl nicht viel anzufangen sein.“

Dr. Shipley lächelte seltsam. „Für Sie nicht, aber vielleicht für mich. Sie werden daher wohl auch nichts dagegen haben, daß ich die Kleinigkeit an mich nehme. Sollte das Zeug mir etwas sagen, so erfahren Sie natürlich davon.“

Webster war damit einverstanden, und der Arzt setzte seine Nachforschungen fort. Auch in der anderen Hand, die am Rücken eine sehr lange und breite Narbe einer alten Schnittwunde aufwies, fanden sich einige der Fasern, auf die es Dr. Shipley abgesehen zu haben schien, und er legte sie sorgfältig zu den übrigen. Dann schlug er das Papier behutsam zusammen und verwahrte es in seiner Brusttasche.

„So, Inspektor, und nun telephonieren Sie, bitte, an das Marienhospital, daß man den Mann in etwa einer Stunde abholen lasse. Nicht früher, denn ich möchte, daß er vor dem Transport noch etwas Ruhe hat.“

Der Arzt begann sich gründlich die Hände zu reinigen. „Und wenn es Ihnen recht ist, Mr. Webster, können wir den Patienten morgen vormittag zusammen besuchen. – Wann paßt es Ihnen? Um elf Uhr? Ja? Ausgezeichnet. – Ich glaube, daß er dann schon vernehmungsfähig sein wird. Kündigen Sie uns am besten gleich jetzt bei der Hospitalsleitung an und ersuchen Sie sie in meinem Namen, an dem Manne nicht zuviel herumzudoktern. Sagen Sie, was geschehen konnte, sei bereits geschehen, und er brauche nur unbedingte Ruhe.“

Dr. Shipley schlüpfte in den Überrock und stülpte den Hut auf den Kopf. „Gute Nacht, Inspektor.“

Webster geleitete den Arzt bis an die Tür und ging dann mit langsamen, wuchtigen Schritten in sein Bureau, um das Hospital anzurufen.

***

Als Dr. Shipley die Polizeistation verließ, blickte er auf die Uhr, und da es bereits gegen neun ging, überlegte er eine Weile, ob er eine Autodroschke nehmen oder wenigstens eine Strecke zu Fuß gehen solle. Schließlich entschied er sich für einen Spaziergang, denn der Abend war von angenehmer Frische, und der Nebel, der sonst um diese Zeit das nächtliche London so trübselig macht, war heute einmal ausgeblieben. Wenn er ein gutes Tempo und den kürzesten Weg einschlug und dann von der Borough-Station aus fuhr, konnte er sein Heim in Lambeth gut in einer Stunde erreichen und sich mit verdoppeltem Appetit zu seinem verspäteten Dinner setzen.

Dr. Shipley steckte die Hände in die Taschen seines Überrocks, und seine schlanke, sehnige Gestalt verschwand kurz darauf um die nächste Straßenecke.

Wenige Augenblicke später schlüpfte aus dem dunklen Schatten eines Hauses gegenüber der Polizeistation ein Mann in Arbeiterkleidung und gleichzeitig nahm auf der andern Straßenseite ein untersetzter Bursche mit breitem Schlapphut raschen Schrittes den Weg auf, den der Arzt gegangen war.

Dr. Shipley kannte diesen Teil Londons wie seine Tasche und ohne auch nur einen Augenblick die Orientierung zu verlieren, passierte er eine Reihe enger, winkliger Gäßchen, durch die er den weiten Umweg über die Hauptverkehrsstraßen wesentlich abzukürzen vermochte.

Er hatte bereits eine beträchtliche Strecke zurückgelegt, als ihm in einer völlig menschenleeren und nur notdürftig beleuchteten Quergasse, deren eine Seite eine hohe Fabrikmauer bildete, eine Gestalt entgegentorkelte, die offenbar einen unendlichen Weltschmerz in einer ebenso unendlichen Menge Alkohol zu ertränken versucht hatte. Der Mann stolperte in weiten, kühnen Bogen daher, gestikulierte lebhaft mit den Armen und schien sich oder einem eingebildeten Auditorium eine fulminante Standrede zu halten, von der einzelne mit besonderem Pathos vorgebrachte Kraftausdrücke abgerissen durch die Gasse hallten.

Nun ist zwar ein Betrunkener in diesem Stadtteile Londons keine Seltenheit, und Dr. Shipley war nichts weniger als ängstlich, aber das abenteuerliche Leben, das er über ein Jahrzehnt in den Kolonien geführt hatte, hatte in ihm den gewissen sechsten Sinn für drohende Gefahren entwickelt. Instinktiv fühlte er plötzlich, daß etwas nicht geheuer sei und war auf seiner Hut.

Der Trunkene schenkte ihm aber nicht die geringste Aufmerksamkeit, sondern schien nur darauf bedacht zu sein, das so schwierige Gleichgewicht zu behaupten und bei seinen energischen Bogenlinien mit der starren Umwelt nicht allzu unsanft in Berührung zu kommen.

Als sich ihm der Arzt etwa auf fünf bis sechs Schritte genähert hatte, war er eben wieder kühn in die Mitte der Straße abgeschwenkt und nun krampfhaft bemüht, ohne Mißgeschick zu bremsen.

Dr. Shipley ahnte, daß jetzt die Entscheidung kommen würde, und sie kam.

Ohne den Entgegenkommenden auch nur eines Blickes zu würdigen, setzte der Mann zu dem obligaten Bogen gegen den Gehsteig an und stolperte schwerfällig vorwärts. Er schien jetzt in elegische Stimmung geraten zu sein, denn er versicherte lallend aller Welt, daß er ein herzensguter Kerl sei, und seine weit ausgebreiteten Arme deuteten an, daß er ohne weiteres auch bereit sei, alle Welt an sein Herz zu drücken, wenn sie danach Verlangen tragen sollte.

Für Dr. Shipley aber bestand kein Zweifel darüber, daß diese Umarmung vor allem ihm gelten sollte, und wenn er darüber noch im unklaren gewesen wäre, so hätte ihn das blitzartige böse Leuchten, das er aus den Augen des Mannes auffing, eines Besseren belehrt. Das war nicht der Blick eines Trunkenen, sondern der Widerschein des tückischen Gedankens vor der Tat.

Der Schwankende hatte seine Bahn so genau abgemessen, daß er bei dem nächsten Schritte mit dem Andern zusammenstoßen mußte.

Da vernahm Dr. Shipley’s scharfes Ohr plötzlich im Rücken das Geräusch schleichender Schritte, und er war sich bewußt, daß nun für ihn der Augenblick raschen Handelns gekommen war.

Durch die nächtliche Stille hallte ein kurzer, harter Schlag, und der Trunkene taumelte und stürzte rücklings nieder.

In der nächsten Sekunde fuhr Dr. Shipley’s Faust dem zweiten Angreifer in den Leib, der eben im Begriffe war, sich von hinten auf ihn zu werfen, und der Mann mit dem Schlapphut brach lautlos zusammen.

Es war ein Kampf von knappen Sekunden gewesen, und der Arzt mußte unwillkürlich lächeln, wie rasch es gegangen war. Schlag auf Schlag hatte er die beiden Hiebe – den einen unter das Kinn, den andern in die Magengrube – ganz kunstgerecht angebracht, und sie hatten nur zu gut gesessen. Der Mann auf der Straße machte vergebliche Anstrengungen, auf die Beine zu kommen, so schien ihm der Kopf zu brummen, und der Andere rang mit verdrehten Augen krampfhaft nach Atem.

Einen Augenblick dachte Dr. Shipley daran, sein Alarmpfeifchen in Tätigkeit zu setzen, um die beiden Wegelagerer in sicheren Gewahrsam bringen zu lassen, aber dann überlegte er sich die Sache. Die Kerle hatten schließlich eine Lektion abbekommen, die sie nicht so bald vergessen würden, und dann verspürte er auch keine Lust, sich noch länger aufzuhalten. Es war spät geworden, und zu Hause wartete sein Dinner.

Als er einige Schritte getan hatte, war der Mann im Arbeiterkittel endlich zu sich gekommen; er starrte sekundenlang verstört umher, schnellte dann empor und stürzte in langen, eiligen Sätzen die Gasse hinunter.

„Wenn Sie einen Arzt brauchen, kommen Sie zu mir“, rief ihm Dr. Shipley gut gelaunt nach, „ich bringe Ihnen die Kinnlade wieder halbwegs in Ordnung ...“

Ohne sich um den andern, der noch immer heftig nach Luft schnappte, zu kümmern, setzte er dann seinen Weg fort.

Wenn Dr. Shipley geahnt hätte, welche Ereignisse sich aus dieser anscheinend so belanglosen Episode entwickeln sollten, hätte er sich wahrscheinlich ganz anders verhalten.

Dr. Shipley’s Heim lag in der Wood-Street, einer der freundlichsten Straßen Lambeth’, in der es sich wirklich angenehm wohnen ließ. Es gab hier Licht und Luft, und die kleinen Vorgärten vor den meisten Häusern sowie die dichten Baumreihen an den Gehsteigen ergaben einen erfreulichen Gegensatz zu der lärmerfüllten Nüchternheit der benachbarten Straßenzüge.

Als er infolge eines sensationellen Falles förmlich über Nacht berühmt und gesucht geworden war, hatte Dr. Shipley hier eines der hübschesten Häuser erstanden und mit erlesenem Geschmack eingerichtet.

Das heißt, den erlesenen Geschmack hatte erst später Mrs. Cicely Carringhton entwickelt, denn das Hauptaugenmerk des Hausherrn war fast ausschließlich auf die Unterbringung und Anordnung seiner Trophäen- und Waffensammlung beschränkt geblieben, die er während seines langjährigen Aufenthaltes in Indien und am Kongo angelegt hatte, und die wohl zu den größten und wertvollsten ihrer Art zählte.

Was Mrs. Cicely Carringhton betrifft, so hatte er diese weder aus Indien, noch vom Kongo mitgebracht, sondern sie war auf eine andere nicht alltägliche Weise in sein Haus gekommen: die alte Lady Laura Crowford, die ihn mit ihrem ganzen mächtigen Einfluß förderte, seitdem er sie von einem Übel befreit hatte, an dem die berühmtesten Spezialisten vergeblich ihre Kunst versucht hatten, fand nämlich eines Tages plötzlich, daß das Heim eines Arztes ohne weibliche Repräsentation einfach unmöglich sei, und wenn Lady Laura irgendeinen Mangel oder Übelstand fand, so schuf sie auch sofort Abhilfe.

Dr. Shipley war von dieser Idee eigentlich nichts weniger als begeistert gewesen, aber er hatte sich ergeben gefügt, denn erstens gab es gegen eine Entscheidung der resoluten Lady so gut wie keinen Einspruch, und zweitens hatte sogar er selbst schon wiederholt die Empfindung gehabt, als ob das Fehlen hilfsbereiter Weiblichkeit im Hause für seine ärztliche Praxis und deren verschiedene ganz unabsehbare Möglichkeiten wirklich einen sehr empfindlichen Mangel bedeute.

Er erinnerte sich unter anderem, wie höchst fatal es gewesen, als die etwas umfangreiche und schwerfällige Mrs. Brown eines Tages nach der Ordination mit ihrer Toilette nicht zurechtkommen konnte, und welche Verlegenheit es hervorrief, als Mrs. Turston bei der gleichen Gelegenheit ein Strumpfhalter riß.

Weder sein versierter Gehilfe Edward, der seine Ordinationsräume und seine Instrumente in tadelloser Ordnung hielt, noch sein perfekter, in allen Lagen erprobter Kammerdiener John hatten da zu helfen vermocht, und es mußte schließlich in beiden Fällen eine gefällige Zofe aus der Nachbarschaft herbeigeholt werden.

Mrs. Cicely Carringhton, von der er nur wußte, daß sie die Witwe eines Offiziers und eine entfernte Verwandte von Lady Laura war, kam also, und als sie ihm mit einem reizenden Lächeln die Hand reichte, war Dr. Shipley so überrascht, daß ihm der konventionelle, trockene Willkommgruß, den er an seine Hausdame zu richten gedachte, im Halse stecken blieb.

Denn Mrs. Cicely war so ganz anders, als er sie sich vorgestellt hatte, und er wußte im ersten Augenblick nicht, ob er sich darüber freuen oder ärgern sollte. Wohl nicht mehr ganz jung, etwa dreißig, aber entschieden sehr hübsch und so gar nicht englisch. Eine mittelgroße Brünette, ein klein wenig zur Fülle neigend und in ihrem ganzen Wesen Dame von Welt.

Wenn aber Dr. Shipley einigermaßen in Verlegenheit war, wie er die Stellung und den Wirkungskreis seiner Hausdame dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit anpassen sollte, so wurde er dieser Sorge sehr bald enthoben, denn Mrs. Carringhton nahm dies selbst in die Hand. Klar und zielbewußt setzte sie ihm auseinander, wie sie sich alles dachte, und er hörte sehr aufmerksam zu und nickte ununterbrochen Beifall, obwohl er eigentlich nicht so recht verfolgen konnte, was sie meinte, weil er vor allem auf ihr liebes, hübsches Gesicht schauen und auf den angenehmen Klang ihrer sonoren Stimme hören mußte.

Und so ruhig, zielbewußt und angenehm, wie sie gesprochen hatte, begann sie zu schalten und zu walten. Es gingen im Hause die gewaltigsten Veränderungen vor, aber sie erfolgten so still und mit solcher Selbstverständlichkeit, daß man sich schließlich nur darüber wundern konnte, wie es bisher hatte anders sein können.

Mrs. Carringhton selbst war dabei fast gar nicht zu sehen, sondern sie dirigierte nur durch ein Stubenmädchen, das höchst appetitlich aussah, und durch John, der ihre unbedingte Autorität nicht nur selbst vom ersten Tage anerkannte, sondern auch seinem Herrn gegenüber in respektvoller, aber sehr nachdrücklicher Weise vertrat, öfter denn einmal mußte nun Shipley auf irgendeine Weisung aus dem Munde seines korrekten Dieners den Vorbehalt hören: „Verzeihung, Sir, aber Madam hat angeordnet ...“ oder „Mrs. Carringhton wünscht ...“ oder „Ich werde Madam fragen ...“, worauf dann Dr. Shipley zwar nie etwas entgegnete, aber seinen John verwundert und kopfschüttelnd von der Seite ansah.

Zuweilen aber ergab sich für Mrs. Carringhton auch die Notwendigkeit, mit Dr. Shipley verschiedene Dinge besprechen zu müssen, und in solchen Fällen pflegte sie ihn höchst förmlich zum Lunch oder zum Dinner einzuladen. Sie behauptete, daß sich hierbei die Haushaltungsfragen viel eingehender und gemütlicher erledigen ließen, und der Hausherr stimmte ihr begeistert bei, denn diese Mahlzeiten waren einfach entzückend. Als er aber gelegentlich meinte, daß sich eigentlich täglich verschiedene Dinge ergäben, die zu erörtern wären, meinte Mrs. Cicely mit ihrer bestrickenden Stimme und ihrem sanften Lächeln, daß sie ihn doch nicht wegen jeder Kleinigkeit bemühen könne, sondern daß es vollständig genüge, wenn er ihr von Zeit zu Zeit ein Stündchen opfere.

Für dieses Opfer sang sie ihm dann ohne jede Ziererei stets einige Lieder vor, denen er sehr verzückt lauschte, denn sie hatte eine wunderbare und geschulte Altstimme und wußte sich virtuos zu begleiten.

Als Dr. Shipley sein Haus betrat, erwartete ihn in der Halle bereits John, dessen sonst so gemessenes Wesen eine gewisse Ungeduld verriet. Er hatte seinem Herrn auch kaum Überrock und Hut abgenommen, als er seine wichtigtuende Miene aufsetzte.

„Madam läßt bitten, Sir, mit ihr das Dinner einzunehmen. Mrs. Carringhton wartet bereits seit einer halben Stunde.“

Es klang etwas vorwurfsvoll, und John eilte geschäftig voran, um dem Herrn die Tür zu seinen Wohnräumen zu öffnen. „In zwanzig Minuten kann serviert werden“, fügte er über die Schulter hinzu, „denn ich habe bereits alles vorbereitet.“

Dr. Shipley war einigermaßen überrascht, denn er hatte erst vor zwei Tagen mit Mrs. Carringhton gespeist, und so rasch pflegte sie sonst ihre Einladungen leider nicht zu wiederholen. Es mußte also heute wohl ein triftiger Grund vorliegen, und während er sich unter der flinken Beihilfe seines Dieners rasch umkleidete, grübelte er darüber nach, was dies wohl sein könnte.

Da die gesamten Parterreräumlichkeiten des Hauses zu den Ordinationszimmern und den anschließenden Wohnräumen Dr. Shipley’s gebraucht wurden, war das Speisezimmer in den ersten Stock verlegt worden, was nicht allzu störend empfunden wurde, weil ja für gewöhnlich Mrs. Carringhton und der Hausherr, wenn er überhaupt zu Hause speiste, die Mahlzeiten in ihren Zimmern einzunehmen pflegten.

Als Shipley etwas rasch und lebhaft eintrat, fand er Mrs. Carringhton bereits seiner harrend, und schon der erste Blick verriet ihm, daß sie sich in einer hochgradigen Erregung befand, die sie nur schwer zu unterdrücken vermochte. Es schien aber, daß sein Kommen ihr eine große Erleichterung brachte, denn ihre Augen leuchteten lebhaft auf, und der Händedruck, mit dem sie ihn begrüßte, war weit wärmer als sonst.

„Entschuldigen Sie, Dr. Shipley, daß ich Sie so spät noch in Anspruch nehme, aber ich habe heute einen sehr schlimmen Tag. Sie wissen ja, wie leicht wir Frauen Stimmungen unterliegen. Ich fühlte mich so furchtbar einsam, und es war mir ein Bedürfnis, wenigstens ein Weilchen zu plaudern. Ist Ihnen das sehr unangenehm?“

Sie sagte das mit einer allerliebsten Unbefangenheit, aber Dr. Shipley fühlte, daß es nur ein Vorwand war, und er las in ihren Augen, die ihn so seltsam betrachteten, eine ängstliche Frage, die er nicht zu deuten wußte.

„Sie wissen, Mrs. Carringhton“, bemerkte er verbindlich, „daß ich Ihnen jederzeit –“ er legte auf das Wort einen vielsagenden Nachdruck – „zur Verfügung stehe. Es hätte für mich keinen schöneren Abschluß des heutigen Abends geben können.“

Über sein scharfes, dunkles Gesicht ging ein warmes Lächeln, und wieder fühlte er den forschenden Blick Mrs. Carringhton’s auf sich ruhen.

Das Dinner verlief diesmal etwas einsilbiger und rascher als sonst, denn Mrs. Cicely legte dabei eine sichtliche Ungeduld an den Tag und hob die Tafel mit ungewohnter Eile auf.

Nach Tisch pflegten sie in dem anstoßenden kleinen Salon gewöhnlich einige Zigaretten zu rauchen, und das war dann die Stunde, auf die sich der Hausherr immer so ganz besonders freute. Aber auch diese Stunde schien heute anders werden zu sollen als sonst, denn Mrs. Carringhton rauchte schweigend und schien ganz mit ihren Gedanken beschäftigt.

Plötzlich aber drückte sie ihre Zigarette energisch aus und sah Dr. Shipley voll an.

„Sie wissen, daß ich mich nie um Ihr Tun und Lassen kümmere, aber heute möchte ich eine Frage an Sie richten: Was haben Sie am heutigen Abend Besonderes getan oder erlebt? – Ich frage dies nicht aus müßiger Neugierde, sondern ich habe meine triftigen Gründe hierfür.“

Dr. Shipley war von dieser Frage so überrascht, daß er seine Hausdame nur mit verwunderten Augen anblicken konnte und einiger Sekunden bedurfte, um sich zu fassen. Er hatte seinen seltsamen Kranken und die Episode auf dem Heimwege fast schon vergessen und vermochte sich nicht zu erklären, wie Mrs. Carringhton von diesen Ereignissen der letzten Stunden überhaupt Kenntnis erhalten haben konnte.

„Was wissen Sie davon, Mrs. Carringhton? – Und wie haben Sie davon erfahren?“ fragte er erstaunt.

Mrs. Cicely betrachtete die rosigen Nägel ihrer reizenden Finger.

„Das werden Sie hören, wenn Sie mir auf meine Frage Antwort gegeben haben“, erwiderte sie ausweichend.

Dr. Shipley stand ganz unter dem Eindruck der auffallenden Veränderung, die im ganzen Wesen der sonst so gelassenen Frau vorgegangen zu sein schien und gab gehorsam eine knappe Darstellung erst des seltsamen Krankheitsfalles, der ihn so in Anspruch genommen hatte und dann des Vorfalles in der kleinen Gasse, dessen rasche und glatte Erledigung ihn sichtlich noch immer amüsierte.

Aber selbst jetzt, da er diese beiden Ereignisse zusammenhängend erzählte, kam ihm nicht in den Sinn, sie miteinander in irgendwelche Beziehung zu bringen, und er konnte die außerordentliche Erregung, in die sein kurzer, ungeschminkter Bericht Mrs. Carringhton offenbar versetzte, nicht verstehen.

„Dr. Shipley“ – Mrs. Cicely vermied es noch immer, ihn anzusehen, sondern blickte angelegentlich auf das feine Spitzenmuster der Tischdecke – „ich habe Ihnen eine Mitteilung zu machen. Es ist eine Warnung, die mir vor etwa einer halben Stunde für Sie zugegangen ist und“ – sie überlegte offenbar einige Augenblicke, wie sie fortfahren sollte – „ich würde Ihnen dringend raten, diese Warnung zu beachten. Ich weiß, daß sie nur zu begründet sein muß, denn sonst wäre sie gewiß nicht erfolgt. – Im übrigen muß Ihnen ja der Überfall sagen, was Sie von der Sache zu halten haben.“

„Eine Warnung? – Wovor? Von wem?“

Dr. Shipley’s Frage klang gespannt und etwas scharf, und er heftete seinen Blick unter halbgeschlossenen Lidern hervor fest auf Mrs. Carringhton.

Aber sie sah weiter auf das Spitzenmuster, und es war, als ob sie eingelernte Worte zu einem Dritten spräche.

„Man hat mich folgendes wissen lassen: Sagen Sie Dr. Shipley, daß er soeben in ein gefährliches Wespennest gestochen hat, und daß er auf der Hut sein möge. Die Leute, denen er in die Quere gekommen ist, sind zu allem fähig, und sie verfügen über furchtbare Kampfmittel, wie er ja heute an seinem Patienten beobachten konnte. – Das hat man mir mitgeteilt, Dr. Shipley, – und Sie wissen nun, woran Sie sind.“

In ihre Stimme war eine gewisse Unsicherheit gekommen, und um ihre Augenwinkel ging ein nervöses Zucken

Es trat ein minutenlanges Schweigen ein.

Dr. Shipley vermochte die Sache nicht zu verstehen und grübelte über die Zusammenhänge nach, die sich plötzlich ergaben. Um die Vorgänge auf der Polizeistation konnten doch eigentlich nur Inspektor Webster und er wissen, und doch mußten davon Dritte Kenntnis erhalten haben. Daß es sich bei der Erkrankung des Mannes um außerordentlich verdächtige Umstände gehandelt hatte, war ihm, als er dem Rätsel als Arzt nähergekommen war, völlig klar gewesen, aber nun gewann es den Anschein, als ob dieser Fall nur ein Glied in einer ganzen Kette rätselhafter Umtriebe wäre.

„Und von wem ist Ihnen diese Warnung zugekommen?“, forschte Dr. Shipley mit einem eigenartigen Unterton, der Mrs. Carringhton veranlaßte, ihm einen raschen, hilflosen Blick zuzuwerfen. In ihren Augen lag ein gequälter Ausdruck, und sie hob abwehrend die Hand.

„Darauf kann ich Ihnen nicht antworten – wenigstens vorläufig nicht“, verbesserte sie sich hastig. „Es ist ja schließlich auch nebensächlich.“

Dr. Shipley war sichtlich betreten, und um seine schmalen Lippen grub sich ein scharfer Zug.

„Verzeihen Sie, Mrs. Carringhton, Sie haben vollständig recht.“

Er machte aus seiner Verstimmung kein Hehl und erhob sich jäh. „Jedenfalls habe ich Ihnen für die sicher gut gemeinte Warnung zu danken. Ebenso demjenigen, von dem sie ausging“, fügte er nach einer kleinen Pause mit einem etwas maliziösen Lächeln hinzu.

Mrs. Cicely war ebenfalls aufgestanden. Sie schien das Ende der Unterredung mit großer Erleichterung aufzunehmen und reichte ihm mit einer raschen, verabschiedenden Gebärde die Hand.

„Was werden Sie tun, Dr. Shipley?“ – Ihr Blick haftete mit forschender Sorge auf ihm.

Er hob leicht die Schultern. „Vorsichtig sein. Ich will Ihnen keine Komödie vorspielen und sagen, daß ich die Warnung in den Wind schlage, denn die Sache sieht wirklich bedenklich aus.“ Er sprach aufrichtig und kühl und vermied es, sie anzusehen. „Aber ich habe in meinem Leben schon so viele nicht alltägliche Dinge erlebt, daß ich nicht ängstlich bin und mich auf meine fünf Sinne und meine Nerven verlassen kann ...“

In die letzten Worte gellte aus dem kleinen Garten, in den die Fenster des Eßzimmers gingen, ein halbunterdrückter Schrei, dem einige trillernde Pfiffe folgten. Dann hörte man einige rasche, halblaute Zurufe und das Trampeln von Füßen auf eiliger Flucht.

Mrs. Cicely war bei dem ersten Lärm schreckhaft zusammengefahren und in ihre Augen war ein Ausdruck bangen Entsetzens getreten, als Dr. Shipley Miene machte, an eines der Fenster zu stürzen.

Sie faßte ihn hastig mit beiden Händen am Arme und hielt ihn zurück. „Seien Sie vorsichtig, Dr. Shipley. – Ich bitte Sie darum.“

Ihre Stimme klang weich und flehend, und unwillkürlich machte er halt ...

Dann schüttelte er ratlos mit dem Kopfe.

„Sie scheinen durch unser Gespräch etwas nervös geworden zu sein, Mrs. Carringhton, und ich kann das verstehen. Wahrscheinlich hat Sie eine ganz gewöhnliche Prügelei erschreckt, wie sie ja öfter vorkommt. Ich werde Ihnen ein Beruhigungsmittel schicken, damit Sie nach dem aufregenden Abend wenigstens eine ruhige Nacht haben.“

In diesem Augenblick ließ sich an der Tür ein hastiges, energisches Pochen vernehmen und ohne erst die Aufforderung abzuwarten, erschien John auf der Schwelle. Er sah sehr erregt aus und vermochte seine steife Korrektheit sichtlich nur mit Mühe zu bewahren.

Dr. Shipley sah ihn überrascht und fragend an.

„Verzeihung, Sir“ – John rang mühsam nach Atem – „es ist in Ihr Arbeitszimmer eingebrochen worden. Man hat eine Scheibe des Garderobezimmers eingedrückt und ist von dort eingedrungen.“

„Und was hat man mitgenommen?“

John machte ein höchst merkwürdiges Gesicht. „Soviel ich bis jetzt übersehen konnte, nichts, Sir. Alle Kästen und Laden sind verschlossen und unversehrt, nur auf Ihrem Schreibtische ist alles durcheinander geworfen.“

Dr. Shipley zog gespannt die Brauen hoch.

„Wohin hast du das zusammengefaltete Papier gelegt, das in meiner Rocktasche war?“

„Auf den Schreibtisch, Sir.“

Dr. Shipley sah seine Hausdame mit einem Gemisch von Besorgnis und Mißtrauen an. Sie schien sich kaum mehr auf den Füßen halten zu können, und ihre Blicke irrten ruhelos umher.

„John, klingeln Sie Betty. Madam fühlt sich nicht wohl. – Gute Nacht, Mrs. Carringhton.“

Er reichte ihr etwas kühl und förmlich die Hand und fühlte dabei, daß durch ihre eiskalten Finger ein leises Zittern ging.

John klingelte und schickte sich an, seinem Herrn zu folgen. Bei der Türe aber machte er halt und verbeugte sich sehr ehrerbietig. „Madam können vollständig ruhig sein, es besteht absolut keine Gefahr. Ich habe einen sehr leichten Schlaf und besitze einen Browning, den ich ausgezeichnet zu handhaben weiß.“

Die hübsche Frau lächelte ihm mit einer müden, wehen Miene dankbar zu, und John trollte sich, um seinen Herrn einzuholen.

Dr. Shipley fand in seinen Zimmern alles so vor, wie John es gesagt hatte. Es fehlte auch nicht die geringste Kleinigkeit, nur sein Schreibtisch bot ein wüstes Bild, – und das Papier mit den eigenartigen Fasern, die er in der Hand des Kranken gefunden hatte, war trotz eifrigsten Suchens nicht aufzufinden.

So blieb also als einziger und letzter Anhaltspunkt für den seltsamen Fall und für die ebenso rätselhaften Vorgänge der letzten Stunden lediglich die Aussage des Kranken, die er mit Inspektor Webster am nächsten Morgen hören wollte.

Aber mehr als alles dies beschäftigte Dr. Shipley die Frage, woher Mrs. Carringhton ihre Mitteilung erhalten hatte und was es bedeuten sollte, daß sie darüber ein so befremdendes Stillschweigen bewahrte.

Er saß noch stundenlang in seinem Arbeitszimmer, rauchte eine seiner Dunhill-Pfeifen nach der andern und grübelte darüber nach.

Und das Bild von Mrs. Carringhton, das ihm bisher von so makelloser Vollkommenheit geschienen hatte, bekam dabei plötzlich einige häßliche Flecke.

***

Der folgende Morgen brachte Dr. Shipley zwei neue Überraschungen.

Zunächst fand er unter seiner Morgenpost einen ziemlich umfangreichen Brief, den er nach dem mit Maschinenschrift adressierten gewöhnlichen Geschäftsumschlag für irgendeinen Prospekt hielt und daher vorläufig achtlos beiseite legte. Erst als er die übrige, ziemlich umfangreiche Korrespondenz durchgesehen hatte, öffnete er mechanisch auch diesen Umschlag, aber kaum hatte er einen Blick auf den Inhalt geworfen, als sich in seinen Mienen lebhaftestes Erstaunen widerspiegelte.

Der Umschlag enthielt den gefalteten Papierbogen, der ihm am vorhergehenden Abend vom Schreibtische entwendet worden war, und als er das Blatt behutsam auseinanderschlug, konnte er befriedigt feststellen, daß von dem so sorgfältig gesammelten Inhalte nichts fehlte. Nur das Papier war arg beschmutzt und stark zerknittert, als ob es gewaltsam durch mehrere Hände gegangen wäre.

Wie es seinen Weg wieder zu ihm zurückgefunden hatte, darüber fehlte jede Andeutung, und der Arzt sah sich erneut einem Rätsel gegenüber, das er nicht zu lösen vermochte.

Er gab es schließlich auf, sich vergeblich den Kopf zu zerbrechen und nahm in seinem Laboratorium den Inhalt des Papiers vor allem einmal unter dem Mikroskop genauestens in Augenschein. Es waren zweifellos Fasern irgendeines feinen Gewebes, und Dr. Shipley vermochte sogar zu unterscheiden, daß sie in verschiedenen, auffallend lebhaften Farben schillerten. Die Hand des Kranken mußte sich bei dem Anfall krampfhaft in den betreffenden Stoff eingekrallt und die spinnwebedünnen Fasern ausgerissen haben. In der feuchten Hand hatten sich diese Fäden dann zu kleinen Büscheln geballt, an denen sich das bunte Farbenspiel besonders deutlich beobachten ließ.

Dr. Shipley sah mit gespanntem Interesse durch das scharfe Glas, und sein Kopf arbeitete fieberhaft, um zu einem Schluß zu kommen. Es ging ihm nun nicht mehr allein um den Fall an sich, sondern vielleicht weit mehr noch um die wunderbaren Zusammenhänge, die sich daraus ergeben hatten und mit denen nun auch Mrs. Carringhton in irgendwelchen Beziehungen zu stehen schien.

Dieser Gedanke lastete auf ihm wie ein schwerer Alp, und schon deshalb mußte er Klarheit in das Dunkel bringen, wenn es auch augenblicklich noch so undurchdringlich scheinen mochte.

Er hatte die Fasern sorgfältig in eine kleine Glasröhre geschoben und wollte eben mit der chemischen Untersuchung beginnen, als er von der Halle her die gewaltige Stimme Webster’s vernahm, der mit jemandem eine lebhafte Unterhaltung zu führen schien. Gleich darauf ließ John den Beamten eintreten, der wie eine Maschine schnaufte und sieh mit dem Taschentuch heftig über das krebsrote Gesiebt fuhr.

Er streckte Shipley mit einer wahren Leichenbittermiene die mächtige Hand hin und ließ sich dann ächzend in den nächsten Stuhl fallen.

Der Arzt klingelte, und als sein Gehilfe Edward erschien, übergab er ihm das Glasröhrchen mit einigen kurzen Weisungen. Dann sah er etwas überrascht nach der Uhr.

„Sie kommen wohl, um mich zu dem Besuch bei unserem Patienten abzuholen?“ sagte er. „Wir hatten uns aber doch erst für elf Uhr verabredet, wenn ich mich recht erinnere.“

Der Inspektor blickte ihn aus seinen kleinen Augen verzweifelt an und schlug sich dann mit der gewaltigen Hand auf den massigen Schenkel, daß es wie ein Pistolenschuß durch den Raum hallte.

„Gott verdamm’ mich, erinnern Sie mich nicht daran, Doktor, sonst trifft mich auf der Stelle der Schlag.“ Sein Brustkasten hob sich wie ein Blasebalg, und aus seinem dicken Halse kam ein furchtbares Knurren. „Unseren Patienten können wir suchen. Der ist beim Teufel. Wenigstens hoffe ich es.“

Dr. Shipley sah den aufgeregten Mann verblüfft an.

Webster nickte mit einem verzerrten Grinsen. „Jawohl, reinlegen hab’ ich mich lassen von dieser Bande. Die Kerle haben einfach den Chauffeur und den Wärter des bestellten Krankenwagens unterwegs unschädlich gemacht und haben sich dann ihren Kranken bei mir geholt. – Und ich

habe mich mit diesen Banditen noch unterhalten, anstatt ihnen mit einem Griff den Kragen umzudrehen.“

Er machte eine kurze Bewegung mit seiner riesigen Hand, daß man förmlich die Knochen der Übeltäter krachen hörte. „Den Wagen mit den beiden Geknebelten hat man heute früh in Hatcham gefunden.“ Er schnappte einige Male empört nach Luft. „Und an Sie haben sich die Kerle auch ‘rangemacht; ich weiß schon alles. Ich gäbe etwas drum, wenn ich an Ihrer Stelle hätte sein können, Doktor.“ Der Inspektor liebäugelte mit seiner Faust, die einem recht ansehnlichen Schmiedehammer glich und reckte dann drohend den Arm. „Aber so wahr ich Patrick Webster heiße, dazu kommt es noch, und wenn ich Tag und Nacht auf den Beinen sein müßte, um diese Schurken unter die Finger zu kriegen.“

In diesem Augenblick erschien Edward mit einem Glassturze, unter dem sich ein Meerschweinchen befand, und der Arzt hatte kaum einen Blick auf das Tierchen geworfen, das in krampfhaften Zuckungen lag, als er lebhaft und befriedigt nickte.

„Auf etwas sind wir, Gott sei Dank, schon gekommen, Inspektor, und vielleicht auf das Wichtigste.“

Webster sah Shipley mit einem nichts weniger als geistreichen Gesicht an.

Der Arzt wies auf den Glassturz.

„Auf die tückische Waffe, mit der die Bande zu kämpfen scheint und wie diese Waffe unschädlich zu machen ist. Das ist immerhin schon etwas.“

Der Inspektor wiegte verächtlich den dicken Kopf. Er sah aus wie ein Bluthund, der gierig nach einer Fährte sucht.

6

Nachdem seine Gäste gegangen waren, hatte Milner mit liebevoller Umständlichkeit seine angekohlte Pfeife gestopft, die er den ganzen Abend hatte entbehren müssen und war dann im Speisezimmer sitzen geblieben, um Stones Ankunft nicht zu verpassen.

Er legte seine Uhr vor sich auf den Tisch, mischte sich einen besonders starken Whisky und leerte das Glas mit einem einzigen Zuge.

Er war in diesem Augenblicke mit sich und aller Welt höchst zufrieden, und die Aussicht auf das bevorstehende Geschäft versetzte ihn in glänzende Laune. Er wußte, daß es sehr einträglich sein würde, wenn Stone ihm dies versicherte. Er arbeitete mit dem Manne seit Jahren und hatte immer die beste Erfahrung mit ihm gemacht. Was er brachte, war stets erstklassig und preiswert, und man lief dabei – was die Hauptsache war – so gut wie keine Gefahr. Alles, was er von Stone erhalten hatte, war glatt auf den Markt zu bringen gewesen, obwohl über die Herkunft für ihn niemals ein Zweifel bestanden hatte. Stone war einer der tüchtigsten und gewiegtesten Vermittler für Diebesbeute kostbarer Art, und wenn irgendein aufsehenerregender Coup gelungen war, konnte man sicher sein, daß der Raub schließlich durch seine Hand gehen würde.

Milner wußte das, aber bei großen Geschäften hatte er nie kleinliche Bedenken gekannt. Er war auch überzeugt, die Herkunft der Steine zu kennen, die ihm Stone heute bringen sollte. Vor etwa drei Monaten war der Herzogin von Trowbridge auf ihrem Landsitze ein Teil ihres kostbaren Familienschmuckes gestohlen worden und einige Wochen später hatte Mrs. Elinor Fairfax, die Gattin des millionenreichen Liverpooler Fabrikanten, dasselbe Mißgeschick betroffen. In beiden Fällen hatten ganz rätselhafte Begleitumstände mitgespielt, und es waren nicht die geringsten Anhaltspunkte zu finden gewesen, die auf die Spur der Täter hätten führen können. Auch die Juwelen blieben verschwunden, obwohl alle großen Blätter Englands und sogar einige des Kontinents seinerzeit eine genaue Beschreibung jedes einzelnen Schmuckstückes gebracht und für die Beihilfe zur Wiedererlangung eine Belohnung in der Höhe eines kleinen Vermögens ausgeschrieben hatten.

Milner grinste, als er an diese Verzeichnisse dachte, die er damals mit großem Interesse gelesen und dann sorgfältig verwahrt hatte. Von diesen so haargenau beschriebenen Schmuckstücken existierte auch nicht eines mehr, als die Veröffentlichung erfolgte, sondern es gab nur mehr Juwelen und Gold, und da mochte einer nachweisen, woher sie stammten, solange es sich nicht um einzigartige oder fehlerhafte Stücke handelte. Und auch diese konnte man schließlich so herrichten, daß sie nicht zu erkennen waren.

Er selbst allerdings hatte dafür einen untrüglichen Blick, denn seitdem er sich von seiner offiziellen Beschäftigung als Grundstücksmakler, die allerdings eigentlich immer nur ein Aushängeschild für weit unsauberere Geschäfte gewesen war, zurückgezogen hatte, lebte er ausschließlich nur mehr diesem Handel. Er hatte sich durch verschiedene gewagte, aber schließlich geglückte Operationen ein hübsches Vermögen erworben, und dieses war vorläufig nur zum kleinsten Teile in sicheren Papieren angelegt. Milner fand es nämlich unverantwortlich, fünf, sechs, ja auch acht oder zehn Prozent zu nehmen, wenn man mit seinem Kapital fünfzig oder hundert verdienen konnte, und dies konnte er, wenn er über die entsprechenden Barmittel verfügte. Nicht in Form eines Bankkontos, das ja immerhin einer gewissen Kontrolle unterlag und auch nicht auf die Stunde greifbar war, sondern in Form von Banknoten, über die man ohne weiteres verfügen konnte und wobei die Inanspruchnahme eines größeren Geldbetrages auch kein Aufsehen erregte. Deshalb barg Milner’s unscheinbarer Kassenschrank immer eine ganz ansehnliche Summe, ohne daß ihr Besitzer um ihre Sicherheit sonderlich besorgt gewesen wäre. Newchurch war ein anständiger Ort, in dem man in Ruhe und Sicherheit leben konnte, und sein Haus sah nicht gerade darnach aus, als ob es Schätze enthalte, die eines Wagnisses wert gewesen wären.

Eben als Milner wiederum auf die Uhr gesehen und festgestellt hatte, daß er nun Stone jeden Augenblick erwarten durfte, schlängelte sich Nick in höchst bedenklicher Verfassung zur Tür herein. Er traf umständlich Anstalten, den Tisch abzuräumen, aber Milner bekam ihn kräftig zu fassen und schob ihn ohne viel Umstände und ohne jeglichen Lärm durch den Korridor und einen schmalen Seitengang in seine Kammer.

„Schau, daß du schlafen kommst, du besoffenes Schwein!“ zischte er und schloß hinter dem Betrunkenen leise die Tür. Als er hörte, wie Nick schwer auf sein Bett krachte, schlich er zur Haustür, drehte den Schlüssel lautlos im Schloß und blieb dann lauschend stehen.

Schon nach wenigen Minuten vernahm er auf der Straße hastige Schritte, die an der Schwelle halt machten.

Milner öffnete sehr behutsam und, wie einige Stunden vorher, führte er Stone geradewegs in sein Arbeitszimmer, das er auch jetzt wieder sorgfältig verschloß. Der Raum lag im Halbdunkel, da die Tischlampe auf dem alten Schreibtisch bloß einen Teil der Platte beleuchtete und die Reflexe des niederbrennenden Kaminfeuers nur auf einen schmalen Streifen des Fußbodens fielen.

Frank ließ sich, sichtlich gespannt, am Schreibtisch nieder, und Stone zog aus seiner Brusttasche drei kleine Lederbeutel, die er vor ihn hinlegte. Er tat dies mit einer Geste, die mehr sagte, als die großartigsten Worte zu sagen vermocht hätten, und der Blick, mit dem er Milner ansah, spiegelte deutlich das Selbstbewußtsein wider, das er in diesem großen Augenblicke empfand.

Milner griff rasch mit etwas zittrigen Händen nach den Beuteln, doch Stone hielt ihn mit einer leichten Bewegung zurück.

„Zwölftausend Pfund, Mr. Milner“, sagte er mit Nachdruck.

Dieser nickte hastig, nahm das vorbereitete Kuvert und zählte die zwölf Tausendpfundnoten langsam und umständlich auf den Tisch.

David Stone war sichtlich zufriedengestellt.

„Gemacht. – Mit Ihnen ist so eine Sache ein Vergnügen, und deshalb denke ich auch immer zuerst an Sie. Nun sehen Sie sich die Chose an ...“