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Sindy Lange

Mein neues Leben

Es beginnt immer mit dem ersten Schritt





BookRix GmbH & Co. KG
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1. Kapitel

 

 

Mein neues Leben.

 

 

Eine Geschichte, die das Leben schrieb.

 

Mein bisheriges Leben.

 

 

Roswita saß in einem kleinen Berliner Café, in der Innenstadt, an einem Tisch und starrte mit einem leeren Blick vor sich hin. Obwohl sie im, Café saß, trank sie lieber Wein. Sie hatte bereits drei Gläser Wein in sich hineingeschüttet und dachte über ihr bisheriges verpfuschtes Leben nach. Roswita war damals nicht mehr ganz jung, als sie ihren Dieter kennenlernte. Sie war gerade 21 Jahre alt geworden. Als sie sich zusammen eine Wohnung teilten und sie deswegen zu Hause auszog, zu ihrem geliebten Dieter, in dessen Wohnung. Mit 24 Jahren hatten sie geheiratet, als sie zum ersten Mal schwanger wurde. Beide hatten sich damals während einer Kunstausstellung in Düsseldorf kennengelernt. Roswita war eine Besucherin und Dieter war der Kurator der Kunstausstellung gewesen.

 

Damals arbeitete sie noch als Werbekauffrau in einer renommierten Firma in Düsseldorf. In Berlin hatte sie aber nie mehr richtig ins Berufsleben einsteigen können. Ihr Ehemann bekam eine Stelle in einem Berliner Museum angeboten, aus diesem Grund waren sie eigentlich von Düsseldorf nach Berlin gezogen. Dort verdiente er sehr gut, sodass sie sich, trotz nur einem Verdienst später, als die Kinder ausgezogen waren, eine geräumige Eigentumswohnung, am Rande von Berlin kaufen konnten.

 

Sie und ihr Ehemann Dieter lebten seit 27 Jahren zusammen, davon 21 Jahre in Berlin. Während ihrer Ehe bekamen sie zusammen, einen Sohn und eine Tochter, die aber beide bereits vor langer Zeit, das Haus ihrer Eltern verlassen hatten. Da sie in Berlin nie mehr in ihren Beruf einsteigen konnte, fiel ihr manchmal zu Hause, die Decke auf den Kopf.

 

Anscheinend hat ihr Ehemann nur auf diesen Moment gewartet, mit dem sie die letzten fünf Jahre, nur noch wie Brüderchen und Schwesterchen zusammenlebte.

 

Vor drei Monaten stellte er sie vor die Tatsache, dass es am besten für sie beide wäre, sie würden sich scheiden lassen. Er wollte so wie bisher nicht mehr weiter leben. Das Leben sei zu kurz, um es einfach nur abzusitzen und auf den Tod zu warten. Ihre Ehe hätte keinen Sinn mehr und sei für beide nur noch eine Qual des Zusammenseins.

 

Über ihre Zukunft bräuchte sie sich keine Gedanken machen, er würde ihr die Wohnung hinterlassen und auch finanziell dafür sorgen, dass sie in Zukunft keine Not leiden würde. Wenn sie sonst noch Probleme hätte, sollte sie sich immer an ihn wenden, denn er würde ihr helfen, diese zu bewältigen, wenn er könnte.

 

Es war schon lange bekannt, dass ihr Ehemann ein Liebesverhältnis mit einer anderen Frau hatte. Roswita hatte es lange vorher bereits gewusst und einfach geschluckt. Nächtelang hatte sie darüber geweint und überlegt, wie es weiter gehen sollte. Sie wollte ihren Mann aber nicht verlieren, also akzeptierte sie es gezwungenermaßen, aber innerlich war sie bereits tot.

 

Als ihr Mann die Scheidung anbot, war es fast keine Überraschung mehr für sie.

 

Sie plante zuerst, ihre monotone Ehe zu verteidigen, aber nach langem Nachdenken entschloss sie sich, ihren Ehemann oder sich selbst nicht unnötig länger zu quälen, mit einer Ehe, die längst keine mehr war.

 

Sie erklärte ihm, dass sie mit einer Scheidung einverstanden sei. Gleichzeitig eröffnete sie ihm, dass sie es nur ungern machen würde, da sie immer noch sehr in ihn verliebt sei.

 

Im Sommer des gleichen Jahres wurden sie mit beiderseitigem Einverständnis geschieden.

 

Nach der Trennung wollte Roswita nicht länger in Berlin wohnen bleiben. Alles erinnerte sie an die vergangenen Zeiten, die nicht immer schlecht waren und auch schöne Momente hatten. Als sie geheiratet hatte, waren beide noch sehr jung und sie war bald darauf schwanger geworden. Was sie anfänglich als Glück empfunden hatte, änderte sich aber bald. Sie gab ihren Beruf auf und war ab sofort nur noch Hausfrau und Mutter.

 

Ihr Ehemann hatte noch Kontakt zu seiner Arbeit, den sie aber bald verlor und nur noch das Hausmütterchen war. Freunde verschwanden und Arbeitskollegen gab es auch keine mehr. Es schlich sich so ganz allmählich die Langeweile in ihr Leben ein. Roswita hatte nur noch ihre Kinder und den Haushalt. Fremde Menschen traf sie nur noch, wenn sie einkaufen ging. Die größte Abwechslung für sie war, wenn der Briefträger kam.

 

Da ihr Verdienst wegfiel, wurde das Familieneinkommen auch schmäler. Somit stand auf den meisten der Briefe dann „Rechnung oder Mahnung“ darauf.

 

Nach vollzogener Trennung verkaufte sie schnell die Wohnung in Berlin und zog in eine kleine Stadt in der Region von Köln, wo sie einen guten Job bekommen konnte, der aber nicht ihrer tatsächlichen Qualifikation entsprach. Sie wohnte aber dafür wieder näher bei ihren Geschwistern und anderen Angehörigen und früheren Freunden.

 

Da sie ihre neue Arbeitsstelle nicht gleich antreten konnte, sie sollte die Nachfolgerin eines in Rente gehenden Mannes werden, hatte sie noch drei Monate Zeit für sich, denn dann ging dieser Mann erst in seine Rente.

 

Diese Zeit konnte sie gut mit dem Unterhalt ihres geschiedenen Mannes überbrücken, ja sie wollte diese Zeit sogar genießen und alte Freundschaften wieder aufleben lassen und neue knüpfen.

 

Da sie in der Hauptstadt nichts mehr zu tun hatte, und auch alle dortigen Verbindungen abbrach, schaute sie für ihre Zukunft ab sofort nach vorne.

 

Sie wollte sich während dieser Zeit auch etwas erholen, denn die vergangenen Monate warten doch sehr nervenzehrend für sie gewesen. Der Wohnungsverkauf lief nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatte und der Umzug von Berlin zu ihrem neuen Wohnort musste auch organisiert und durchgeführt werden.

 

Auch ihre Trennung war noch innerlich bei ihr bemerkbar und musste noch weiter verarbeitet werden. 27 Jahre wirft man nicht so einfach weg in den Müll.