cover
Sophie Heinig

Das Blut der Rose


Für Sophia - weil Kommentare à la "Das ist total unlogisch" und "Dieser Satz klingt dumm" nicht die beste, aber immerhin eine wirksame Motivation sind.


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Wichtige handelnde Personen

Im Kloster Altenhohenau:

Schwester Elisabeth

Schwester Barbara, ihre beste Freundin

Mutter Johanna, die Äbtissin des Klosters

Agatha Magdalena von Wiek, eine Fürstin

 

Auf der Festung Eiselfing:

Linhard von Eiselfing, ein Graf

Albrecht Sebald, ein Medicus

Benedikt von Österreich, Sohn des Kaisers Rudolf II.

Krista, eine junge Magd

 

Sonstige Personen:

Zita, eine Waise

Prolog

 

Kühle empfing sie, als sie den Raum betrat, sodass sie am ganzen Körper zitterte. Dabei war es eine laue Sommernacht. Sie blinzelte, doch in der Dunkelheit konnte sie nichts erkennen.

„Ihr habt mich gerufen?“, sagte sie leise.

Sorgfältig schloss sie die Tür hinter sich und spürte dabei, wie sie ein Luftzug streifte, der ihr einen Schauder über den Rücken jagte. Es roch modrig, aber daran hatte sie sich längst gewöhnt. In den Fluren und Gemächern roch es immer so: nach altem Holz, mottenzerfressenen Vorhängen - und dem seltsamen Hauch des Todes, der ihr an schlechten Tagen allgegenwärtig schien.

„Ich habe eine wichtige Aufgabe für dich“, flüsterte eine merkwürdig raue Stimme und riss sie aus ihren Gedanken.

„Ja.“

Sie versuchte, das Gesicht der Gestalt vor ihr zu erahnen, doch es war zu dunkel. Die schmale Sichel des abnehmenden Mondes spendete nur einen dünnen Streifen Licht, der durch das Fenster fiel.

Ihr Gegenüber schwieg noch immer.

„Was passiert hier?“, flüsterte sie verwirrt.

Ein Geräusch hinter ihr ließ sie herumfahren, ein Husten vielleicht, ein lauter Atemzug – sie wusste es nicht. Plötzlich bemerkte sie eine weitere Silhouette, den Schatten einer menschlichen Gestalt vor der geschlossenen Tür. Obwohl das Mondlicht direkt an die Wand schien, konnte man nichts erkennen, Sie wich zurück, bis sie gegen die Person hinter ihr stieß, die eigenartig steif dastand.

„Was passiert hier?“, wiederholte sie angsterfüllt, als sie sah, wie der Schatten vor ihr die Hand hob.

Ein Schlag traf ihren Kopf und sie fiel in sich zusammen. Vor ihren Augen wurde es noch dunkler, den dröhnenden Schmerz fühlte sie kaum noch. 

Sie spürte, dass sich jemand über sie beugte, während vor ihren flatternden Lidern grelle Lichter zu tanzen begannen. Der warme Atem kitzelte ihre Wangen.

Von weither, wie ein fernes Echo, drang eine Stimme zu ihr. War sie weiblich oder männlich? Sie wusste es nicht.

„Es tut mir so leid, Kleine… Ich kenne ja nicht einmal deinen Namen.“

Sie wollte etwas sagen, wollte rufen, schreien, doch ihre Kehle war staubtrocken. Ein metallischer Geruch erfüllte die Luft.

Sie blinzelte mehrfach, um die flimmernden Lichter zu vertreiben und die verschwommenen Umrisse vor ihren Augen klar zu erkennen, doch es half nichts.

Was geschah hier? Sie schaffte es nicht, ihre Gedanken zu ordnen.

Und doch spürte sie keine Panik, nur Überraschung und Erstaunen. Und eine leise Stimme in ihrem Kopf, die ihr zuhauchte, sich gegen die Kraft zu wehren, die sie unaufhaltsam ins Nichts zog. Doch sie war zu schwach.

Sie verengte die Lider mehrfach merkwürdig benommen, bis sie ihr schließlich zufielen. Ihr Schädel fiel schwer wie Blei nach hinten, schlug vielleicht auf dem Boden auf - sie fühlte es nicht mehr. Um sie herum gab es nur noch die kalte Leere, der sie sich noch immer zu entziehen versuchte. Aber sie wusste, dass der Kampf bereits verloren war. 

Das Letzte, woran sie dachte, war die wunderliche Tatsache, dass der Schlag von hinten gekommen war. Aber womöglich hatte sie es sich nur eingebildet. Es war ohnehin nicht mehr wichtig.

Dann fiel sie, fiel tiefer und tiefer in das bodenlose, schwarze Loch unter sich.