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Martin Barkawitz

Street Dragons

Krimi





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

1

 

Dave Adams hatte ein mulmiges Gefühl, als er sich nach der Schule auf den Heimweg machte. Vielleicht lag es daran, dass er noch nicht daran gewöhnt war, zu Fuß nach Hause zu latschen.

Denn bis vor wenigen Wochen hatte Dave mit seinen Eltern draußen in Queens gelebt, in einer Vorortsiedlung. Dort hatte jede Familie ein eigenes Haus, das auf einem mega-großen Rasengrundstück stand, und Dave war immer mit dem Schulbus zum Unterricht gegurkt und auf die gleiche Art nach Schulschluss wieder heimgekommen.

Aber seine Eltern hatten sich scheiden lassen. Neuerdings wohnte Dave mit seinem Dad in Manhattan, New York City, und zwar in der Canal Street. Das Apartment war winzig, aber das störte den Jungen weniger. Viel mehr nervte ihn der Lärm, der viele Autoverkehr und die Menschenmassen, die sich durch die überfüllten Straßen schoben. Nicht zu vergessen die Sirenen der Streifenwagen Tag und Nacht, denn im Herzen Manhattans ging es voll krass ab. Es war viel krimineller als im verschlafenen Queens.

Während Dave diese Gedanken durch den Kopf schwirrten, warf er einen verstohlenen Blick nach hinten, denn das mulmige Gefühl war noch stärker geworden. Ob er verfolgt wurde? Aber die Leute rings um ihn herum beachteten ihn nicht. Sie gingen an ihm vorbei, als würde er nicht existieren. Die meisten Passanten waren Chinesen, wenn man mal von den Touristen absah. Oder genauer gesagt: Es handelte sich um Amerikaner chinesischer Abstammung. Denn Daves Highschool lag am Rand von Chinatown, dem traditionellen Chinesenviertel von New York.

Die Straßenschilder waren deshalb nicht nur mit lateinischen Buchstaben versehen, sondern auch mit Schriftzeichen aus dem Reich der Mitte, die für Dave total unverständlich waren. Natürlich hatten seine Eltern ihn früher auch schon mal in ein chinesisches Restaurant mitgenommen. Doch es war für Dave immer noch ungewohnt, in ganzen Straßenzügen ausschließlich asiatische Läden, Garküchen und Firmen vorzufinden.

Der Junge ging an einem Straßenhändler vorbei, der in einem riesigen eisernen Wok Nudeln und Fleisch brutzelte. Das Öl zischte, das Essen dampfte, und die exotischen Düfte brachten Daves Magen heftig zum Knurren. Aber er holte sich keine Bratnudeln, weil er so schnell wie möglich nach Hause wollte.

Dave hatte immer noch ein mieses Feeling. Vielleicht nervte ihn ja nur, dass er noch keine neuen Schulfreunde gefunden hatte. Klar, natürlich hätte er sich in die Subway setzen und zu seinen früheren Kumpels nach Queens rausfahren können. Aber es war doch anders geworden, seit er nicht mehr dort wohnte. Das Leben in Queens ging weiter, nur eben ohne ihn. Er kriegte dort keinen Fuß mehr auf die Erde. So gesehen war der Vorort-Stadtteil für Dave nun genauso weit entfernt wie der Mars.

Plötzlich wurde Dave von jemandem überholt. Die meisten Leute in Chinatown hatten es eilig, aber dieser Typ war mega-mäßig schnell. Dann drehte er sich herum, blieb gleichzeitig stehen und versperrte Dave den Weg.

Er war ein Junge, etwa in Daves Alter, und trug coole Hip-Hop-Klamotten und eine dicke Goldkette um den Hals. Die befand sich direkt in Daves Blickfeld, weil der Angeber so groß war und vor Dave aufragte.

„Hey, was soll das?“, stieß Dave hervor. Er trat automatisch einen Schritt zur Seite, wollte an dem Hip-Hop-Typen vorbei. Aber der Riese in den Designer-Sportklamotten machte die Bewegung mit und blieb vor Dave.

Und er hatte Verstärkung dabei. Das wurde dem Jungen schmerzhaft klar, als ihm jemand von hinten in die Kniekehlen trat. Es mussten mindestens zwei weitere Typen sein, die ihm ans Leder wollten. Sie griffen ihn an den Armen und zerrten ihn in eine schmale Gasse.

Dort schleuderten sie ihn zu Boden, und Dave landete unsanft auf der Nase. Er rappelte sich hoch, wollte weglaufen. Aber es gab keine Chance. Der kurze Durchgang endete vor einer Brandschutzmauer, vor der überquellende Mülleimer aufgereiht waren. Aus einem offenen Fenster im vierten Stock drang plärrender Canto-Pop.

„Hilfe!“, rief der Junge. Aber der Schrei klang eher wie ein klägliches Krächzen.

Seine drei Widersacher kamen auf ihm zu, und Dave rutschte endgültig das Herz in die Hose. Natürlich hatte es auf seiner früheren Schule auch ein paar Bullys gegeben, die ihren Klassenkameraden Saures gaben. Aber das hier war New York City, hier wurde mit härteren Bandagen gekämpft.

Es war, als ob der Riese Daves Gedanken gelesen hätte. Er lachte rau.

„Dein Hilfequieken kannst du dir sparen, Kleiner“, tönte er und machte einen auf dicke Hose. „Meinst du, auch nur einer von den Schlitzaugen würde einen Finger krümmen, um dir zu helfen?“ Der Goldkettentyp deutete verächtlich auf die Einmündung der Gasse, wo man die Passanten vorbeihasten sehen konnten. Jeder schaute verbissen nach vorn, viele hatten ein Handy am Ohr oder telefonierten mit Blue Tooth.

Das chinesische Stimmengewirr vermischte sich mit den fremdartigen Klängen des Canto-Pop aus dem offen stehenden Fenster. Aber Dave fehlte momentan jeder Sinn für Exotik. Klar gesagt: Er hatte voll Schiss.

Die drei Jungen kamen näher. Sie waren keine Chinesen. Der Sprecher war ein Weißer, die anderen beiden waren möglicherweise Latinos oder hatten italienische Vorfahren. Schließlich war die Canal Street, in der Dave seit kurzem mit seinem Vater lebte, eine Art Grenzlinie. Südwestlich davon begann Chinatown, nordöstlich der Canal Street befand sich Little Italy, das älteste italienische Einwandererviertel New Yorks. Aber das war Dave in diesem Moment piepegal, er wollte nur einfach weg.

„Haste Geld dabei, Kleiner?“, fragte der Sprecher lauernd.

„Ich …“, brachte Dave würgend hervor. Seine Zähne schlugen aufeinander, als hääte er plötzlich Schüttelfrost.

Die Geduld des Riesen war erschöpft.

„Filz ihn, Luigi!“, kommandierte er.

„Mit Vergnügen, Ian“, gab einer der kupferhäutigen Bullys zurück. Er trat auf Dave zu, zog ihn hoch und grabschte ihm ungeniert in die Taschen. Der dritte Junge entriss Dave die Schultasche und öffnete sie. Die Bücher und Hefte landeten im Gassendreck.

„Da ist nichts Wertvolles drin, Ian“, verkündete er.

„Dann zieh ihm die Lederjacke ab, Pedro“, gab der Anführer genervt zurück.

Währenddessen hatte Luigi drei einzelne Dollarnoten aus Daves Jeans gefischt und überreichte Ian die Beute.

„Drei Greenbucks?“, spottete der Schläger-Boss. „Da haben wir ja nicht gerade ein Millionärssöhnchen abgegriffen.“

„Bitte nicht meine Jacke“, flehte Dave. „Meine Mom hat sie mir zum Geburtstag geschenkt, und …“

„Deine Mom, soso“, tönte Ian und lachte wieder dreckig. Aber dann verschwand das gemeine Grinsen aus seinem Gesicht, als wäre es weggewischt. „Was willst du denn dagegen tun, Muttersöhnchen?“

„Ich …“, stammelte Dave – mehr brachte er nicht hervor, denn Luigi schlug zu. Der Fausthieb war nicht besonders hart, aber er traf Dave mitten auf die Nase. Das tat ziemlich weh, und er spürte, wie das Blut aus seinen Nasenlöchern schoss.

Luigi und Pedro stürzten sich auf Dave und wollten ihm die Jacke mit vereinten Kräften vom Oberkörper reißen.

„Hey, was geht hier ab?“

Der Ruf kam weder von Ian noch von seinen beiden Kumpanen. Und schon gar nicht von Dave, der mit seinem schmerzenden Riechkolben und seiner Hilflosigkeit genug Probleme hatte.

Ein anderer Junge war in die Gasse getreten. Dave blinzelte. Das war einer seiner neuen Klassenkameraden, ein Junge mit eindeutig chinesischen Vorfahren. Jedenfalls kam Dave das Gesicht bekannt vor. Allerdings kannte er noch nicht mal den Namen des Jungen. Aber der Mitschüler musste wohl irgendwie gewittert haben, dass Dave Trouble hatte.

„Verschwinde, Chink!“, blaffte Ian den chinesischen Jungen an. „Sonst kriegst du auch noch 'ne Packung!“ Dave wusste, dass „Chink“ ein Schimpfwort für Chinesen war, etwa so wie „Fritz“ für einen Deutschen.

Aber der chinesische Junge wich nicht zurück. Er war nicht größer als Dave, und somit mindestens einen Kopf kleiner als der bullige Ian. Aber Daves Klassenkamerad starrte dem Schläger ins Gesicht, als ob er ihn hypnotisieren wollte.

„Du hörst wohl schlecht, was, Schlitzauge?“, blökte Ian. Seine große Faust schoss vor.

Aber es war, als hätte der junge Chinese längst mit dem Schlag gerechnet. Seine eigene Hand kam hoch, lenkte den Fausthieb seitwärts.

Der Hip-Hop-Typ brüllte auf, als seine Finger gegen die Häuserwand krachten. Nun war er richtig sauer, das konnte Dave genau spüren. Der Junge hatte einmal in der Flimmerkiste gesehen, wie ein verwundeter Stier einen Torero auf die Hörner genommen hatte. Genauso wie dieser Fleischberg auf vier Beinen stürmte auch Ian vor.

Aber auch damit schien der junge Chinese gerechnet zu haben. Er lenkte die Attacken des Größeren ins Leere. Die Arme und Fäuste flogen so schnell, dass Dave kaum mit den Augen folgen konnte. Dann holte Daves Klassenkamerad seinen Widersacher mit einer sichelförmigen Fußbewegung von den Beinen. Ian landete im Dreck und blieb grunzend und halb bedröhnt liegen.

Luigi und Pedro hatten den Zweikampf verfolgt, als wären sie von einer Lähmung befallen. Mit offenen Mündern bekamen die Typen mit, dass ihr Boss den Kürzeren zog. Plötzlich lösten sie sich aus ihrer Erstarrung. Sie ließen Dave los und wollten den chinesischen Jungen in die Zange nehmen.

Aber es blieb bei dem Versuch.

Luigi packte den Chinesen von hinten, Pedro baute sich vor ihm auf. Doch noch bevor die Schläger in Aktion treten konnten, zog sich Daves Klassenkamerad mit ein paar blitzschnellen Bewegungen aus der Affäre. Dave konnte nicht genau sehen, was er tat. Jedenfalls ließ der junge Chinese Luigi durch die Luft fliegen wie einen Crashtest-Dummy. Luigi landete unsanft auf Pedro, beide gingen krachend zu Boden.

Inzwischen hatte sich Ian wieder aufgerappelt. Aber er blieb nicht lange in der Senkrechten. Daves Retter sprang ihn an. Es krachte laut, als der Gang-Boss erneut das Pflaster küsste.

„Abflug!“, rief Ian stöhnend seinen Komplizen zu. Und den beiden anderen Jungen drohte er: „Ihr werdet noch bereuen, uns abgenervt zu haben! Ihr seid so was von fällig …“

Pedro und Luigi rappelten sich auf, packten ihren riesigen Kumpel und schleiften ihn davon.

Dave fiel ein, dass sie ihm drei Dollar geklaut hatten. Aber das war ein Verlust, den er verschmerzen konnte.

 

 

Der chinesische Junge kam auf Dave zu und reichte ihm ein Papier-Taschentuch. „Hier, du hast Blut im Gesicht.“

„Danke.“ Dave wischte sich Nase und Lippen ab. Es tat kaum noch weh. „Danke - und nicht nur für das Taschentuch. Ich weiß nicht, was die Typen mit mir angestellt hätten, wenn du mir nicht geholfen hättest.“

„Ist doch selbstverständlich, wir sind jetzt schließlich auf derselben Penne“, sagte der junge Chinese lächelnd – Dave ging allerdings davon aus, dass er zwar chinesische Vorfahren hatte, aber in Wirklichkeit Amerikaner war wie er selbst.

Dave musterte ihn genauer. Der Junge war nicht größer als er selbst und schien auch nicht besonders muskulös zu sein. Wie Arnold Schwarzenegger sah er jedenfalls nicht aus. Mit seinen Jeans, T-Shirt und Sneakers machte er einen totalen Normalo-Eindruck. Und doch hatte er sich allein gegen die drei Schlägertypen behaupten können und sie sogar verscheucht.

„Ich weiß noch nicht mal deinen Namen“, gab Dave zu.

„Scott. Ich bin Scott Lee. Und du heißt David, oder?“

„Ja, David. Aber meine Freunde nennen mich Dave.“

„Okay – Dave. Willkommen in Chinatown“, sagte Scott grinsend und hielt ihm die rechte Hand hin. Dave schlug sofort ein, denn Scott war ihm auf Anhieb sympathisch. Beim Händedruck fiel ihm auf, wie fest sich die Finger des anderen Jungen anfühlten.

Offenbar waren ihm seine Gedanken im Gesicht abzulesen. Scott lachte und schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter.

„Hey, meine Griffel sind durch das Training gehärtet. Hoffentlich hat’s nicht wehgetan.“

„Nein, das nicht“, murmelte Dave kopfschüttelnd. Er war immer noch etwas durch den Wind wegen des Überfalls. Obwohl er in New York geboren und aufgewachsen war, hatte Dave noch nie zuvor so eine Situation erlebt. Und wenn es nach ihm ging, konnte er auch in Zukunft darauf verzichten.

„Was hältst du davon, wenn ich dich ein Stück begleite?“, schlug Scott vor.

Dave versuchte gar nicht erst, seine Erleichterung zu verbergen. „Ja, das wäre super.“

Sie traten gemeinsam aus der Gasse. Dave schaute sich immer wieder nach allen Seiten um. Er war total nervös.

„Mach dir keinen Stress wegen dieser drei Typen, Dave. Die kommen nicht wieder. Ich kenne die Sorte. Es sind keine richtigen Gang-Mitglieder, sondern miese kleine Abzieher. Mein Bruder meint immer, wenn die eine Nacht in der Arrestzelle verbracht haben, werden die meisten von denen lammfromm.“

Dave warf dem neben ihm gehenden Scott einen fragenden Blick zu.

„Mein Bruder John ist ein Cop“, erklärte Scott. „Im Polizeidienst hat man oft mit solchen schrägen Vögeln zu tun.“

„Ist er auch Chinese?“, fragte Dave.

Scott lächelte. „Er ist so wie ich US-Amerikaner“, korrigierte er seinen neuen Schulkamerad. Das hatte sich Dave ja schon gedacht. „Aber unsere Eltern stammen aus dem Reich der Mitte“, fuhr Scott fort, „und wir beide sprechen Chinesisch. Das NYPD,* die New Yorker Polizei also, setzt gern chinesischstämmige Cops in Chinatown ein, denn – ob man’s glaubt oder nicht - die Mehrheit der Einwohner hier spricht kein Englisch.“

Dave staunte nicht schlecht. „Darum sind auch die Straßenschilder auf Chinesisch“, vermutete er. „Aber darf man denn in den USA leben, wenn man kein Englisch spricht?“

Scott zuckte mit den Schultern. „Viele der Menschen sind illegal hier, vor der Armut in ihrem Land geflohen. Oder von Verbrecherbanden eingeschleust worden, um hier für Billiglohn in halblegalen Fabriken zu schuften. Die Stadt New York weiß das, aber man lässt die Leute in Ruhe.“ Er zuckte mit den Schultern. „Wäre auch unmenschlich, all die Menschen, die teils seit Generationen hier leben, auf einem Knall abzuschieben.“

Sie gingen nebeneinander die Bayard Street hinunter, an dem großen buddhistischen Tempel vorbei.

Dave kriegte einen totalen Schreck, als dort plötzlich die Mönche auf riesige Gongs einschlugen. Das metallische Dröhnen und der Geruch von unzähligen Räucherstäbchen verfolgte die Jungen noch, als sie in die Mott Street einbogen. Auch hier war die Straßenatmosphäre noch so chinesisch wie eine Portion Chop Suey.

„Chinatown ist ein ganz besonderes Pflaster“, erklärte Scott. „Du lebst noch nicht lange hier, oder?“

„Nein, ich bin mit meinem Dad erst vor kurzem in die Canal Street gezogen.“

„Hey, ich wohne mit meinen Eltern und meinem Bruder auch in der Canal Street. Dann sind wir ja fast Nachbarn.“

„Ja, das ist cool!“, rief Dave. Eine Weile schwiegen beide und latschten weiter.

Dann sagte Scott: „Ist bestimmt nicht leicht, wenn man irgendwo total neu anfangen muss. Neue Schule, neue Freunde - das ganze Programm.“

„Neue Freunde habe ich noch keine gefunden“, gab Dave zu. „Liegt wahrscheinlich an mir selbst. Ich bin eben nicht der genialste Entertainer.“

„Na und? Wer ist das schon? Die Typen, die am meisten Wirbel machen, kannst du als Erste vergessen, wenn es ernst wird. So wie diese drei Witzfiguren, die dich abziehen wollten. Sobald es hart auf hart kommt, verdrücken die sich. Obwohl das eigentlich das Beste ist, zugegeben.“

„Was?“ Dave glaubte, sich verhört zu haben. „Du hast es doch nicht nötig, abzuhauen. Du hast die drei Kerle doch ganz allein platt gemacht, Scott.“

„Ja, aber nur, weil ich dir helfen wollte. Normalerweise wäre ich weggelaufen. Solche Spinner haben keine Kondition, die hätten mich niemals eingeholt.“

Dave glaubte immer noch, Scott wollte ihn auf den Arm nehmen. Machte sich sein neuer Freund etwa über ihn lustig? Konnte Scott überhaupt ein Freund für ihn sein?

„Das raffe ich jetzt echt nicht, Scott. Ich meine, nimm’s mir nicht übel, aber du siehst gar nicht so stark aus, und trotzdem …“

„Wahre Stärke kann man nicht unbedingt sehen, Dave. Kraft hat nichts mit dicken Muskelpaketen zu tun.“

„Okay, kann schon sein. Aber du hast es auf jeden Fall geschafft, mit diesen drei Typen fertig zu werden. Wenn du das kannst, wieso willst du dann lieber weglaufen?“

„Mein Meister sagt, dass jeder Kampf, dem du ausweichen kannst, ein gewonnener Kampf ist.“

„Aber dann stehst du doch als Feigling da!“

„Na und? Willst du vielleicht den Respekt von solchen Hohlköpfen wie denen, die dich abziehen wollen? Wäre doch dumm, denen auch noch imponieren zu wollen, oder?“

Während ihres Wortwechsels waren sie in der Canal Street angekommen. Dave blieb abrupt stehen.

„In diesem Haus wohne ich mit meinem Dad.“

Scott grinste und schlug ihm sanft mit der flachen Hand vor die Brust. „Alles klar, ich muss noch ein Stück weiter. Wir sehen uns dann morgen in der Mathestunde bei Mr. Pembroke. Sieh zu, dass du nicht verpennst.“

„Werde ich nicht“, murmelte Dave. Aber da war Scott schon weitergestiefelt.

Dave schaute ihm nach, bis der junge Chinese – der junge chinesischstämmige US-Amerikaner - zwischen den Passanten nicht mehr zu sehen war.