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JÜRGEN PANDER

FAST
ALLES
ÜBER
PORSCHE

EIN SAMMELSURIUM

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Inhalt

VORWORT

PORSCHE FIRST

KUNST IM KREISVERKEHR

PORSCHE NUR FÜR PAPIS

DAS SAGT SCHON ALLES

DER REIFEN FÜR REKORDE

U FÜR UUSIKAUPUNKI

DAS GAB’S NUR EINMAL

GESCHMIEDET, NICHT GEGOSSEN

HIGH FIVE

ADRESSE FÜR KENNER

DA STEHT EIN AUTO AUF DEM FLUR

EIN PORSCHE ZUM PADDELN

GEKONNT VERLADEN

NEUN-EINS-EINS

DER MIT DEM REISSVERSCHLUSS

LEICHT ABGEHOBEN

ENDSTATION PEKING

AUFTRAG IST AUFTRAG

GEHEIMNIS UNTERM BLINKER

GANZ IN WEISS …

VOM RENNSPORT IN DEN ALLTAG

AUSSER PUSTE

DER NEUE SCHLÄGT EIN

AUF UMWEGEN ZUM FÜNFFACH-REKORD

WILLKOMMEN IM PORSCHE-ZOO

DER RHYTHMUS DER EXPLOSIONEN

ZU ALLEM FÄHIG

AN DIE ARBEIT

HÄLT UND HÄLT UND HÄLT

AN DER SPITZE

AUS DIE MAUS

HIMMELFAHRT IM APRIL

DER BREMSLICHTTRICK

GIPFEL DER GEWICHTSSPIRALE

IN 3,7 KILOMETERN UM DIE WELT

OPFER DER UMSTÄNDE

HERALDIK AUF DER HAUBE

DAS GROSSE RENNEN

HÖLZERNES BEWEISMITTEL

DA HAT ES WROOM GEMACHT

FÜR DIE GANZE FAMILIE

BAUERNPORSCHE

MILLIONENSUMMEN

UND WIE IST ER SO, DER 911?

HOCH HINAUS

TARNFARBE LILA

STÄNDIG UNTER DRUCK

BENZIN IM BLAUEN BLUT

SPORTWAGEN IM REGIERUNGSAUFTRAG

AUS DEM RENNSPORT ÜBERNOMMEN

KÄFER OHNE ENDE

ALLES ANDERS

RING-KING

RADIKAL VERKANNT

LEIDENSCHAFT EN MINIATURE

HAB’ ACHT

DAS HERZ DER SPORTLICHKEIT

DER LANGE WEG ZUM VIERTÜRER

LUFT NACH OBEN

PORSCHE FÄHRT ACHTERBAHN

DER DESIGNIERTE

AB DIE POST

IN KÜRZE

IN WORT UND BILD

MILLE-MIGLIA-MILLIMETERARBEIT

TEILEBESCHLEUNIGER

SCHÖN, SCHLANK, SCHNELL

WAS NOCH DAZUGEHÖRT

IMMER EINE GUTE IDEE

FÜRSTLICHES FOTOFINISH

LESEKOMPETENZ

KREISLAUFTRAINING

ZU LAUT FÜR DIE PARTY

ENDLICH WIEDER DAUERVOLLGAS

IM AUTO MIT JAMES DEAN

SCHNELL EIN PAAR ZITATE

HIN UND HER

DIE KURZE HERRSCHAFT DES ÖLPRINZEN

NEUNSIEBZEHN

WELTAUTO MIT STOTTERSTART

EINE NUMMER KLEINER

DIE ERSTEN IM CLUB

VERLIEBT IN SALLY

WIE DER 911 ÜBERLEBTE

MIT DEM ENDE EINER ENTE

DER KLEINERE GIBT GAS

GEHEIMPROJEKT NEUSTART

ECHTES KINO

PARIS–DAKAR

DER GROSSE, HARTE KERN

SCHLÜSSEL-POSITION

ELEKTRISCH IN DIE ZUKUNFT

PERSONEN- UND SCHLAGWORTREGISTER

Dank

VORWORT

Warum hängen in Zuffenhausen drei weiße Neunelfer in der Luft? Wo ist im Porsche 917 Balsaholz verbaut? Was bedeutet der Buchstabe »U« in einer Porsche-Fahrgestellnummer? Welcher Porsche lässt sich mit einem Reißverschluss öffnen? Wozu benötigt man eine Sky-Garage? Weshalb ist im Carrera 6 ein Kippschalter unter dem Armaturenbrett versteckt? Wieso denken Kinofans beim Namen Sally an einen blauen Porsche? Wie kommt Porsche auf den Frühstückstisch? Wer weiß, warum bei den meisten Porsche-Modellen das Zündschloss links des Lenkrads platziert ist? Und weswegen eigentlich 911?

Auf Fragen wie diese gibt das vorliegende Buch Antworten. Nicht immer sind es die, die schon oft wiederholt wurden, denn auch im Porsche-Universum gilt, dass die Dinge manchmal ganz anders liegen, als zunächst vermutet. Wenn auf den folgenden Seiten die Interessierten Neues erfahren, die Fans ihre Lieblingsstorys finden und selbst die Kenner hie und da auf bislang noch Unbekanntes stoßen, hat dieses Buch sein Ziel erreicht. Viel Vergnügen bei der Lektüre!

Jürgen Pander

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PORSCHE FIRST

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Am 8. Juni 1948 begann ein neues Kapitel der Automobilgeschichte. Es ist der Geburtstag der Marke Porsche, denn an diesem Datum erhielt der erste Porsche, Fahrgestellnummer 356-001, seine Straßenzulassung. Der 356 Nr. 1 Roadster besteht aus einer Aluminiumkarosserie über einem Stahlgitterrohrrahmen, vor der Hinterachse sitzt ein auf 35 PS leistungsgesteigerter Vierzylinderboxermotor von Volkswagen. Das im österreichischen Gmünd gebaute Auto – die erste Konstruktionszeichnung ist mit dem Datum 06.01.1948 versehen – bleibt ein Einzelstück, das spätere Serienmodell erhält einen Heckmotor und ab 1950 eine Stahlkarosserie. Warum Ferry Porsche kurz nach dem Krieg überhaupt einen Sportwagen konstruierte? Seine Antwort auf diese Frage ist längst Legende: »Am Anfang schaute ich mich um, konnte aber den Wagen, von dem ich träumte, nicht finden. Also beschloss ich, ihn mir selbst zu bauen.« Hier eine Auswahl weiterer Technikpremieren, die Porsche in der Autowelt etablierte:

1951

Ringsynchronisierung für Getriebe (Lizenzvergabe an zahlreiche Pkw- und Lkw-Hersteller)

1962

Dreipunkt-Gurte – Porsche 356 B

1962

innen umfassende Scheibenbremsen – 356 B Carrera 2

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1963

zweifach geteilte Sicherheitslenkung – Porsche 901

1965

Sicherheitscabriolet – Porsche 911 Targa (feststehender Überrollbügel)

1974

Turbomotor in einem Seriensportwagen – Porsche 911 Turbo

1975

beidseitig feuerverzinkte Karosserie – Porsche 911

1977

mitlenkende Hinterachse – Porsche 928

1978

Ladeluftkühlung – Porsche 911 Turbo

1986

Registeraufladung – Porsche 959

1995

Aluminiumfelgen mit Hohlspeichen – Porsche 911 Turbo

2000

Keramik-Verbundbremsscheiben – Porsche 911 Turbo

2006

variable Turbinengeometrie für Ottomotor-Turbo – Porsche 911 Turbo

2008

Doppelkupplungsgetriebe in einem Seriensportwagen – Porsche 911

2011

Siebengang-Schaltgetriebe – Porsche 911

2013

adaptive Aerodynamik – Porsche 911 Turbo

KUNST IM KREISVERKEHR

Der Porscheplatz in Stuttgart-Zuffenhausen ist so etwas wie der Nabel der Porsche-Welt. Ein Kreisverkehr, umrahmt von Porsche-Werk, Porsche-Museum und Porsche-Niederlassung, in den Schwieberdinger Straße, Strohgäustraße und Otto-Dürr-Straße münden. Inmitten des Rondells ragen seit August 2015 drei weiße Stelen bis zu 24 Meter hoch in den schwäbischen Himmel. Die Stahlstreben sind zwölf Meter tief im Boden verankert, und an ihren Spitzen, hoch über dem rotierenden Straßenverkehr, ist je ein weißer Porsche 911 befestigt: ein F-Modell von 1970, ein G-Modell von 1981 und ein Typ 991 von 2015. Der 1951 in Kalkutta geborene, britische Künstler Gerry Judah hat die Skulptur »Inspiration 911« kreiert. Die drei Stelen sollen die drei großen Porsche-Standorte Stuttgart, Weissach und Leipzig symbolisieren. Was sagt das Kunstwerk dem Betrachter noch? Dass Porsche nach Höherem strebt? Dass der Neunelfer spitze ist? Dass selbst der Nabel der Porsche-Welt ein Piercing hat?

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PORSCHE NUR FÜR PAPIS

Die Autobahnabteilung SAS (für: Surveillance Auto Snelwegen) der niederländischen Rijkspolitie bestellte ab 1962 insgesamt 40 Porsche 356 B Cabriolets, um auf den damals neuen Autobahnen, auf denen kein Tempolimit galt (heute: 130 km/h) für Recht und Ordnung zu sorgen. Mit den schnellen Sportwagen sollten Verkehrssünder wirkungsvoll verfolgt und gestellt werden können. Autos mit Faltverdeck sollten es ebenfalls sein, damit die Polizisten bei Bedarf im Wagen aufstehen konnten, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen oder gegebenenfalls den Verkehr zu regeln. Ab einer Temperatur von 2 °C musste mit offenem Verdeck gefahren werden. In den Genuss eines Dienst-Porsche kamen ausschließlich speziell ausgebildete Polizisten, die mindestens 25 Jahre alt und zudem verheiratet oder Väter sein mussten. Der Grund: Die Polizeiführung ging davon aus, dass Männer mit Familie verantwortungsvoller und vorsichtiger mit dem Sportwagen umgehen würden. Später bestellte die niederländische Autobahnpolizei auch Modelle der Typen 911, 964, 912, 914 und 924. Bis der letzte Polizei-Porsche 1996 ausgemustert wurde, waren es insgesamt 507 Exemplare. Damit besaß die Rijkspolitie die größte Porsche-Flotte, die der Hersteller bislang weltweit ausgeliefert hat.

DAS SAGT SCHON ALLES

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Autos brauchen Namen, zumindest aber eine Nummer, eine Modellbezeichnung – denn irgendetwas muss ja auf dem Typenschild stehen. Viele Hersteller engagieren für die Namensfindung Spezialisten, die sich weltweit unverbrauchte und unmissverständliche Kunstbegriffe ausdenken. Manchmal jedoch ergeben sich die Namen sozusagen von selbst, weil jemandem spontan ein treffendes Wort eingefallen ist. Hier eine Auswahl solcher Kose-, Spitz- und Liebhabernamen aus dem Porsche-Universum:

DOKTORWAGEN – So hieß der moosgrün lackierte, viersitzige Porsche 928 S mit verlängertem Radstand für mehr Beinfreiheit im Fond, den die Porsche-Belegschaft Ferdinand »Ferry« Anton Ernst Porsche – Ehrendoktor der Technischen Hochschule Wien – 1984 zu dessen 75. Geburtstag schenkte.

DREIKANTSCHABER – Das klingt weder rasant noch elegant, doch es ist viel kürzer und eingängiger als der offizielle Name Porsche 356 B/2000 GS Carrera 2 GT. Zumal die von Ferdinand Alexander Porsche gestaltete Leichtmetall-Karosserie des Renners mit dem abfallenden Bug und dem kantigen Heck tatsächlich aussieht wie ein … nun ja, etwas seltsam eben. Zwei Autos wurden 1962 gebaut, sie starteten u. a. in Le Mans und Daytona.

FERDINAND – Ein typischer Porsche-Name und zugleich ist dies der Kosename vom im Frühsommer 1950 in Stuttgart gebauten Typ 356. Das schwarz lackierte Auto mit einem 40 PS starken Boxermotor erhielt Ferdinand Porsche zu seinem 75. Geburtstag am 3. September 1950. Nach dessen Tod wenige Monate später wurde der Wagen noch mehrere Jahre als Versuchsfahrzeug genutzt. Heute ist er im Besitz des Porsche-Museums.

FETZENFLIEGER – Der Name bezeichnet einen 1952 von Otto Mathé konstruierten Rennwagen mit Porsche-Motor, der sehr oft die Konkurrenz hinter sich ließ. Weil der österreichische Rennfahrer Mathé nach einem Motorradunfall an der rechten Hand gelähmt war, saß in seinem Eigenbau die Schaltung links. Der Name Fetzenflieger kommt von Stoffstücken, die Mathé als seitliche Motorabdeckungen und zugleich Luftfilter angebracht hatte. Mitunter entflammten Fehlzündungen die Lappen – die dann als brennende Fetzen über die Piste flogen.

GOTTLIEB – Den Namen kann man durchaus als Hommage an Gottlieb Daimler verstehen, und er wurde tatsächlich mit Blick auf den großen Konstrukteur gewählt. So nämlich hieß ein Typ 356, der von der Versuchsabteilung mehrfach umgebaut und 1956 zu Testzwecken mit einer Vorderachse von Daimler-Benz ausgerüstet wurde.

GROSSMUTTER – Das kann auch für ein Auto ein Ehrentitel sein. Etwa für den Porsche W-RS Spyder, der von 1961 bis 1964 den Rennsport aufmischte, bei der Targa Florio auf Sizilien ebenso wie in Übersee. Und vor allem bei Bergrennen: 1963 und 1964 gewann Edgar Barth mit diesem Auto die europäische Bergmeisterschaft. Vier Jahre Motorsport auf höchstem Niveau – das ist ein für Rennwagen langes Leben.

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LITTLE BASTARD – Dass dieser Kosename des Porsche 550 Spyder von James Dean weltbekannt ist, hat eine besondere Tragik. Denn der US-Schauspieler besaß den Sportwagen erst wenige Tage, als er – auf dem Weg von Los Angeles zu einem Rennen im 320 Meilen weiter nördlich gelegenen Salinas – an der Kreuzung der State Route 46 mit dem Highway 41 in einen für ihn tödlichen Unfall verwickelt wurde. Ein anderer Autofahrer hatte ihm die Vorfahrt genommen.

DER REIFEN FÜR REKORDE

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Anfang der 60er-Jahre, als der Brite Donald Campbell mit dem Gasturbinenauto Blue Bird CN 7 diverse Versuche unternahm, den Geschwindigkeitsrekord für Landfahrzeuge zu verbessern, der damals bei 634,4 km/h lag, tüftelte auch bei Porsche der Konstrukteur Leopold Schmid an einem Rekordwagen mit Turbinenantrieb. Weil damals vor allem die Gummireifen und die auf sie wirkenden Zentrifugalkräfte als limitierendes Element der Raserei galten, ersann Schmid – anstelle der herkömmlichen, gummibereiften Räder – Laufringe aus Leichtmetall. Diese Laufringe sollten mit einem griffigem Profil und, gegen die einwirkenden Fließkräfte, einer Bandage aus hochwertigem Federstahldraht bestückt sein. Zur Radnabe hin sollten die Laufringe durch nachgiebige Mittel gelagert werden, was eine herkömmliche Federung an den Radaufhängungen überflüssig und das Konstrukt damit leichter, stabiler und billiger machte. Schmid meldete die Gesamtkonstruktion als »Kraftfahrzeug für Geschwindigkeiten von mehr als 800 km/h« unter der Nummer DE1828041 am 9. März 1961 zum Patent an. In dem Dokument ist eine voraussichtliche Höchstgeschwindigkeit von »etwa 1.100 km/h« niedergelegt. Allerdings blieb der rekordverdächtige Strahltriebwagen lediglich eine durchkonstruierte Theorie – er wurde nie gebaut. Leopold Schmid ließ sich davon nicht irritieren und arbeitete weiter an automobilen Detailverbesserungen. In seinem Berufsleben meldete er weit mehr als hundert Patente an. Seine bekannteste Innovation gelang ihm bereits Anfang der 50er-Jahre, als er die Ringsynchronisation für das sogenannte Schnellschaltgetriebe von Porsche erfand. Die Technik wurde von Ferrari und Mercedes, BMW, Alfa Romeo, Simca, BMC und weiteren Automobilherstellern in Lizenz übernommen.

U FÜR UUSIKAUPUNKI

Logisch, das »S« an erster Stelle der Fahrgestellnummer eines Porsche Boxster oder Cayman steht für Stuttgart, hier begann 1996 die Produktion der Baureihe. Es gibt jedoch auch rund 228.000 dieser Fahrzeuge der ersten und zweiten Generation, bei denen der Buchstabe »U« in der Fahrgestellnummer auftaucht – U für Uusikaupunki. Die finnische Stadt mit rund 18.000 Einwohnern liegt am Bottnischen Meerbusen, etwa 70 Kilometer nordwestlich von Turku oder 350 Kilometer nordöstlich von Stockholm, wenn man eine direkte Linie über die Ostsee zieht. In Uusikaupunki also gibt es eine Autofabrik, die einzige in Finnland und die nördlichste der Welt. Bevor Porsche dort anklopfte, fertigte das Werk das Saab 900 Cabrio, den Opel Calibra und den Lada Samara. Ab September 1997 kam für das Unternehmen Valmet Automotive der Porsche Boxster hinzu. Bis zum Jahr 2011 wurden Boxster und Cayman in Uusikaupunki produziert, um die hohe Nachfrage befriedigen zu können – im Frühjahr 1997 lag die Lieferzeit für einen Boxster bei knapp einem Jahr – und zugleich das Stammwerk in Stuttgart-Zuffenhausen zu entlasten. Mit dem Start der dritten Generation der kleinsten Porsche-Baureihe, die 2012 vorgestellt wurde, endete die Auftragsfertigung in Finnland. Fortan wurden die Autos entweder in Stuttgart oder im Volkswagen-Werk in Osnabrück (ehemals Karmann) gebaut. In Uusikaupunki ging die Fahrzeugfertigung natürlich weiter – seit 2012 läuft dort die Mercedes A-Klasse und seit 2017 zusätzlich der Mercedes GLC von den Bändern.

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PORSCHE-PORTRÄT: FERDINAND PORSCHE

Ferdinand Porsche, 1875–1951, soll einmal gesagt haben: »Wenn jemand nicht öfter Fehler macht, dann hat er sich selbst nicht genug herausgefordert.« Der Satz skizziert die Grundeinstellung des Konstruktionsvisionärs und Technikpragmatikers ziemlich gut. Das dritte von fünf Kindern des Spenglermeisters Anton Porsche und seiner Frau Anna aus dem nordböhmischen Maffersdorf sollte eigentlich den väterlichen Betrieb übernehmen, nachdem sein älterer Bruder bei einem Werkstattunfall 1888 ums Leben gekommen war. Doch statt für die Klempnerlehre beim Vater, interessierte sich der damals 14-Jährige für Elektrizität. Er durfte, auf Fürsprache seiner Mutter, schließlich Abendkurse in Elektrotechnik im nahen Reichenberg (Liberec) besuchen. 1893 stattete er sein Elternhaus, als zweites Gebäude in Maffersdorf nach der Maschinenspinnerei Ginzkey, mit elektrischem Licht und einer elektrischen Türklingel aus. Er hatte sein Metier gefunden – und ging nach Wien. Zunächst wurde er Praktikant in einer Firma für Elektrotechnik, später wechselte er zur »k.u.k. Hofwagenfabrik Jacob Lohner«, wo er seine Elektrokenntnisse mit der noch jungen technischen Disziplin des Automobilbaus kombinierte. Ferdinand Porsche entwickelte ein Elektrofahrzeug, das erste Allradautomobil und den ersten Hybridantrieb. 1903 heiratete er Aloisia Johanna Kaes, das Paar bekam zwei Kinder, Tochter Louise und Sohn Ferry. 1906 wechselte der Konstrukteur von Lohner zu Austro-Daimler nach Wiener Neustadt. Danach arbeitete er für Daimler in Stuttgart, die Steyr-Werke in Steyr und gründete schließlich Ende 1930 sein eigenes Konstruktionsbüro in Stuttgart (das 1931 offiziell eingetragen wurde). Die Firma entwickelte Kleinwagenprototypen, Rennwagen, Traktoren, den Volkswagen und plante zudem das Volkswagenwerk. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs entwickelte Porsche den Kübel- und den Schwimmwagen sowie diverse Panzer. Porsche war Mitglied der NSDAP, SS-Oberführer, Wehrwirtschaftsführer und Vorsitzender der Panzerkommission. Doch war er eher Mitläufer, Opportunist, Anhänger? Vermutlich von allem etwas. Ferdinand Porsches Sohn Ferry schreibt in seiner Autobiografie mehrfach über das Verhältnis seines Vaters zum NS-Staat und zu Adolf Hitler. »Mein Vater war in manchem wirklich eigenartig. Während er in technischen Belangen ein äußerst praktischer Mann war, ein Realist (…), war er politisch naiv wie ein Kind.« Ein andermal heißt es: »Mein Vater erlebte jedoch auch eine andere Seite, die zeigte, dass er [Adolf Hitler] – zumindest auf technischem Gebiet – Ratschlägen zugänglich war. Vielleicht war dies der Fall, weil man allgemein wusste, dass wir Porsches vollkommen unpolitisch waren.« Es gilt jedoch als unstrittig, dass Ferdinand Porsche Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter für das VW-Werk anforderte. Das Kriegsende erlebte Porsche in Österreich. Im Dezember 1945 wurde er in Baden-Baden von den französischen Besatzungsbehörden festgenommen und verbrachte 22 Monate in französischer Haft, erschwert wurde diese Zeit zusätzlich durch ein Gallenleiden. Im August 1947 wurde er aus dem Gefängnis entlassen, im Jahr darauf wurde er von einem französischen Gericht von allen Anklagepunkten freigesprochen. Der Historiker Hans Mommsen, der im Auftrag des Volkswagen AG ein Forschungsprojekt zur VW-Geschichte leitete, nannte Porsche einen »Technokraten, der sicherlich kein Kriegsverbrecher gewesen ist«. Zurück in Stuttgart erlebte Porsche als Seniorchef noch die Anfänge der von ihm gegründeten Konstruktionsfirma als Sportwagenhersteller. Er starb am 30. Januar 1951. Das Unternehmen ging zu je gleichen Anteilen an seine Tochter Louise (verheiratete Piëch) und seinen Sohn Ferry über.

DAS GAB’S NUR EINMAL

Als Werksteam »Porsche System Engineering« mischte Porsche zwei Jahre lang in der Formel 1 mit, 1961 und 1962. Im ersten Jahr mit Rennwagen vom Typ 787 und 718, im zweiten Jahr mit dem eigens konstruierten Porsche 804. Das Auto, insgesamt vier Exemplare wurden gebaut, verfügte über eine Aluminiumkarosserie über einem Gitterohrstahlrahmen, als erster Porsche über Scheibenbremsen, sowie über einen luftgekühlten Achtzylinderboxermotor (Typ 753) mit 1,5 Liter Hubraum und etwa 180 PS Leistung. Das