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Zaubermaus im Katzenhimmel

Band 1

Ingo Schorler

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Impressum:

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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© 2019 – Papierfresserchens MTM-Verlag GbR

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Telefon: 08382/9090344

Alle Rechte vorbehalten.

Erstauflage 2019

Cover gestaltet mit Bildern v© DanIce (Katze) und © kopecky76 (Flügel) – Adobe Stock lizensiert

ISBN: 978-3-86196-755-2 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-86196-984-6 - E-Book

Lektorat: Redaktions- und Literaturbüro MTM - www.literaturredaktion.de

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Inhalt

Prolog

1

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9

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23

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Prolog

Ich bin die Katze Zaubermaus und werde euch ein wenig begleiten. Nun ja, ich war – oder bin – noch immer eine wundervolle, schöne Katze.

Wenn ich gewollt hätte, hätte ich jeden Kater auf dieser Erde haben können. Aber leider fand mein schönes Katzenleben jäh ein Ende. Dabei war ich doch noch soooo jung ...

Ich sollte operiert werden. Aber bei der OP ging wohl etwas schief. Plötzlich nämlich sah ich mich selbst von oben auf dem OP-Tisch liegen und es wurde kalt und immer kälter.

„Hallo, was ist das denn jetzt?“, fragte ich, bekam aber keine Antwort. Dann sah nur noch meinen leblosen Körper auf dem Tisch liegen und es erschien plötzlich ein helles Licht. Oh je, ich war doch noch viel zu jung, um ins Gras zu beißen!

Eine freundliche Stimme rief mir zu: „Zaubermaus, komm zu mir!“

Ich lief ins Licht ... und was mich da erwartete, das könnt ihr nun in diesem Buch hier lesen ...

*

1

Ganz langsam lief ich auf das grelle Licht zu. Plötzlich fiel hinter mir eine Tür ins Schloss und ich war in einem Fahrstuhl. Es dauerte dann auf jeden Fall noch einige Minute, bis das Ding zum Stillstand kam. Als sich die Tür öffnete, stand ich vor zwei großen, goldenen Toren.

Eine Stimme fragte: „Wer bist du?“

Ich rief, so laut ich konnte: „Ich bin die Zaubermaus und weiß gar nicht, was ich hier soll oder wo ich bin!“

Die Stimme antwortete: „Du bist tot und stehst vor dem Tor, das dich in den Katzenhimmel bringt.“

„Wie jetzt ... tot?“, fragte ich. „Warum das denn? Und wie komme ich in den Katzenhimmel hinein? Wer bist du überhaupt?“ Die Fragen blieben unbeantwortet, doch die Pforte öffnete sich. „Oh mein Gott, was ist das?“, dachte ich.

Ein weißer Löwe mit riesigen Engelsflügeln und einer großen goldenen Krone starrte mir ins Gesicht. Er beschnupperte mich nur, doch ich hatte Angst und zitterte. „So so, du bist also Zaubermaus, die im Menschenland alle Kater verrückt gemacht hat?“, fragte der Löwe.

Ich schmunzelte geschmeichelt. „Ja, das bin ich.“

„Du hast großes Glück, dass du nicht in die Katzenhölle gekommen bist“, meinte der Löwe.

„Oh je, so etwas gibt es auch?“, ging es mir durch den Kopf.

Plötzlich brüllte der Löwe mich an, ich bekam noch mehr Angst und fauchte zurück. Der Löwe lachte mich an und meinte nur: „Wie niedlich.“ Er bat mich dann jedoch, in den Katzenhimmel einzutreten.

Was ich sah, ließ nur einen Gedanken zu: „Ach du meine Güte, was ist das denn hier?“ Ich ging ganz vorsichtig durch das Tor und meine Augen wurden groß und größer, als ich alles genau erkennen konnte. Der Katzenhimmel schien wundervoll zu sein und fast jede Katze hatte Engelsflügel. Ich fragte mich jedoch gleich, warum ich noch keine hatte. Bekam man die denn nicht gleich, wenn man gestorben war?

Nachdem ich mich umgeschaut hatte, lief ich zu einem sehr großen Haus, an dem ein Schild angebracht war: Aufnahme von Neulingen.

Ich klopfte an, neu war ich ja schließlich hier, und die Tür ging auf. Vor mir saß ein kleiner süßer Kater, der sich als Max vorstellte. Er schaute mich an und fragte mich dann richtig aus: nach meinem Namen, meinen Kitten, meiner Größe und vielem mehr.

Brav, wie ich nun mal war, beantwortete ich all seine Fragen und wollte dann natürlich auch wissen, wann ich endlich meine Flügel und meine Krone bekäme, die ich schon bei allen anderen Bewohnern des Katzenhimmels bewundert hatte.

Statt eine Antwort zu bekommen, fing der blöde Kater jedoch nur an zu lachen. Dann sagte er, beides müsse ich mir erst einmal verdienen. Max gab mir dann noch ein komisches Kostüm. Das war weiß und darauf stand: Achtung Neuling. Dann warf er mich aus dem Haus.

Nun stand ich alleine da und wusste gar nicht, wohin ich gehen sollte. Ich sah mich wieder um und hörte auf einmal Stimmen und lautes Lachen, das mir den Weg wies.

„Was ist da nur los?“, dachte ich und traute meinen Katzenaugen kaum ... Denn da saßen sechs große Katzen auf einer weißen Wolke und spielten Karten, tranken Bier, rauchten und grölten laut vor sich hin. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und ging zu ihnen. „He, ihr da oben, so was machen Katzen aber nicht!“, rief ich ihnen zu, als ich vor ihnen stand. Sie drehten sich um, schauten mich an und fragten, wer ich sei. Ich rief mein Name und hörte: „Oh, ein Neuling.“ Dann lachten sie.

„Was soll das? Ich bin neu hier und kenne mich noch nicht aus, deshalb müsst ihr mich aber nicht auslachen“, sagte ich. „Und wer seid ihr überhaupt?“

„Wir heißen Bob. Alle ... und kümmern uns ein wenig um die Neuankömmlinge.“

„Viel habt ihr ja anscheinend nicht zu tun. Karten spielen und saufen!“ Nachdem ich das gesagt hatte, drehten sich die sechs Bobs um und fragten, ob ich mitspielen wolle. „Wenn ja, dann hüpf einfach auf die Wolke und komm zu uns.“

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und zack saß ich auch schon bei den sechs Bobs am Tisch, die ziemliche große Kater waren. Dann fragten sie: „Du bist also neu hier?“

Das nervte. „Ja, das bin ich, steht doch auf diesem weißen Kleidchen drauf!“

Die sechs lachten mich wieder aus. „Das ist schön für dich, aber wir sehen das leider nicht, denn wir sind blind.“

Ich war erstaunt. „Wie, ihr seht das nicht? Und könnt doch Karten spielen?“

„Ja, Zaubermaus, das können wir ganz gut. Nun teile aber mal aus!“

Ich fragte: „Was ist der Einsatz?“

„Nun ja, wir spielen um Paul. Wer verliert, muss sich einen ganzen Tag lang um Paul kümmern“, bekam ich zur Antwort.

„Und wer ist Paul?“, wollte ich wissen.

„Paul ist ein Pechvogel, aber das wirst du schon noch sehen.“

Wir spielten die halbe Nacht Karten und immer wieder verlor ich gegen die Bobs. Es wurde schon hell, als wir endlich aufhörten und die letzte Partie gespielt war. Und weil ich in dieser Nacht immer wieder verloren hatte, musste ich mich nun nicht nur für einen Tag, sondern gleich für eine ganze Woche um diesen mysteriösen Paul kümmern, auch wenn ich noch gar nicht wusste, wer oder was Paul überhaupt war.

Nun ja, das sollte ich bald erfahren ...

*

2

Plötzlich hörte ich nämlich ein leises Piepen. Paul war eine Maus mit Heiligenschein und kleinen Flügeln. Er tat mich fast leid, denn was suchte eine Maus im Katzenhimmel? Für eine Maus gab es sicherlich bessere Orte.

Einer der Bobs sagte mir nur: „Es darf Paul hier im Katzenhimmel nichts zustoßen. Weil er nämlich eigentlich eine Katze ist. Der oberste Katzengott hat Paul jedoch bestraft und ihn in eine Maus verwandelt, weil er seine Tochter geschwängert hatte. Und das ist verboten.“

Und auf diese Maus sollte ich, Zaubermaus, nun eine ganz Woche aufpassen. Dazu hatte ich nun gar keine Lust. Trotzdem begrüßte ihn: „Du bist also Paul?“

Und bekam zur Antwort: „Ja, du geile Schnecke.“

„Hallo, so redet man nicht mit mir“, gab ich zurück.

Was sollte ich mit Paul nur anfangen? Dann kam es mir in den Sinn. Ich konnte mich mit ihm zusammen erst einmal im Katzenhimmel ein wenig umsehen. Vielleicht war es hier oben ja ganz nett und ich würde einige schöne Bekanntschaften machen können. Als ich Paul von meinem Plan erzählte, sagte er: „Das machen wir. Wir hüpfen von Wolke zu Wolke, bis wir zu einem riesengroßen Schloss kommen. Dann erzähle ich dir bei bisschen von mir.“

So machten wir es dann auch. Wir hüpften über unzählige Wolken und sahen irgendwann schon von Weitem ein Schloss, das so stark strahlte, dass man glatt eine Sonnenbrille tragen musste. Als wir endlich in dem Schloss angekommen waren, stockte mir für ein paar Sekunden der Atem. Denn nachdem Paul und ich das wundervolle Schloss betreten hatten, sahen wir, dass alles aus purem Gold war – selbst der Fußboden. So etwas hatte ich auf der Erde noch nie zu Gesicht bekommen.

„Weißt du, wer in diesem Palast wohnt?“, fragte ich Paul, der sich ja sicherlich hier im Katzenhimmel viel besser auskannte als ich.

Paul lachte. „Ich wohne zurzeit hier, liebe Zaubermaus, es ist mein Palast.“

Ich war erstaunt. „Wie jetzt, das alles gehört dir?“

„Ja, so ist es. Und noch was ...“, beugte sich Paul zu mir. „Ich bin in Wahrheit ein echter Kater, aber ich habe eine große Dummheit begangen und bin bestraft worden. Ich muss eine Woche lang als Maus leben – und das ausgerechnet hier im Katzenhimmel. Nun sind sie alle hinter mir her und wollen mich auffressen, was ich ihnen nicht mal verübeln kann.“

„Das könnte ich auch tun“, gab ich zu bedenken.

„Stimmt, aber du musst mich ja jetzt beschützen, und zwar eine Woche lang. Du weißt doch, Spielschulden sind Ehrenschulden. Und wenn alles glatt läuft, wirst du auch eine gute Belohnung erhalten.“

„Wenn es so ist, dann beschütze ich dich.“

Eigentlich war Paul ganz nett und wir gewöhnten uns schnell aneinander. Wenn er keine Maus gewesen wäre, sondern ein Kater ... dann hätte er mir vielleicht sogar gefährlich werden können. Bei dem Gedanken musste ich grinsen.

Der Gedanke lenkte mich jedoch für einen Moment ab ... und schon war Paul verschwunden. Auch das noch. Wo steckte er nur? Ich machte mir Vorwürfe, denn ich trug doch die Verantwortung für ihn.

Ich suchte das ganze Schloss nach ihm ab, doch Paul blieb spurlos verschwunden. Plötzlich entdeckte ich auf dem goldenen Boden Pauls Heiligenschein liegen. Was war geschehen? War Paul womöglich sogar aufgefressen worden. Oder entführt worden?

Ich stand da und hielt den Heiligenschein in der Hand. Immer wieder fragte ich mich, wo, zum Teufel, er hin sein mochte. Ich lief weiter durch das große Schloss, auf und ab. Ich schaute mir alles genau an.

An den Wänden hingen Gemälde von verschiedenen Katzen, die alle rote Hörner hatten. Es wurde immer unheimlicher. Was hatte das alles zu bedeuten? Ich rief immer wieder: „Paul, Paul, wo bist du?“

Doch ich erhielt keine Antwort. Plötzlich aber öffnete sich eine Bodenklappe wie von Geisterhand und weißer Rauch stieg aus der Luke auf. Vorsichtig, wie ich war, schlich ich mich heran und hörte auf einmal einen leisen Hilferuf.

„Paul? Bist du es?“, rief ich sofort zurück.

„Zaubermaus, bitte hilf mir schnell, die wollen mich hier grillen. Bitte beeile dich, Zaubermaus!“ Das war eindeutig Pauls Stimme.

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und hüpfte in das Loch im goldenen Boden. Puh, was war für ein Gestank hier unten, es roch nach Schwefel. Dann sah ich Paul und rief ihm zu: „Halte durch, ich komm gleich!“ Und jetzt sah ich es: Der Arme hing über einer riesigen Lavaspalte. Und die verströmte diesen unbändigen Schwefelgestank. Wo waren wir hier nur?

Plötzlich bekam ich eins über die Rübe gezogen und wurde ohnmächtig. Als ich wieder wach wurde, hing ich direkt neben Paul. Ich schaute ihm ins Gesicht und fragte: „War es das nun mit uns? Und wo sind wir hier eigentlich. Was befindet sich nur unter deinem Schloss?“

Zuerst war ich im Katzenhimmel gelandet – und nun? Auch wenn ich den Ort nicht kannte, ich musste hier, so schnell es ging, mit Paul verschwinden. Die Frage war nur, wie? Ich rief, so laut ich konnte, um Hilfe. Paul tat nichts, er schaute nur. Er wusste wohl, dass uns hier unten keiner hören würde.

Doch plötzlich bebte der Boden unter uns und ein merkwürdiges Geschöpf kam auf uns zu und schnaufte. Es rief: „Na Paul, schön dich wiederzusehen. Wer ist deine kleine Freundin?“

„Ich bin Zaubermaus und ich muss auf Paul aufpassen!“, gab ich statt seiner zur Antwort. „Und wer bist du? Wer wagt es, uns hier festzuhalten?“

Das Geschöpf schnaufte und lachte mich aus. „Das willst du nicht wirklich wissen, oder? Warum ich euch festhalte? Das frag doch mal Paul.“ Dann verschwand es.

Ich drehte mich zu Paul um: „Wer war das? Was hat das alles zu bedeuten?“

Er sagte: „Das war ... mein Vater.“

„Wie bitte, dein Vater?“ Ich glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Paul und ich hingen noch immer über der Lavaspalte und unsere Situation schien nicht besser zu werden. Wenn das Pauls Vater gewesen war, warum half er uns nicht?

Der aber jammerte nur. „Jetzt ist es aber gut“, rief ich, „hör auf zu flennen, wir schaffen das schon.“ Ich wollte stark sein, auch wenn ich mich innerlich fragte, wie wir hier rauskommen sollten.

Es wurde immer heißer um meinen Po herum und ich sah aus dem Augenwinkel, dass die Lava höher und höher stieg. Paul war bewusstlos geworden. Als dann plötzlich die Erde bebte und ein helles Licht erschien, war das auch für mich zu viel. Es wurde dunkel um mich und ich sackte ohnmächtig zusammen.

Als ich wieder erwachte, waren Stunden vergangen. Paul lag neben mir und blickte mich an. „Oh, Zaubermaus, du hast uns gerettet, ich danke dir!“, rief er freudig aus.

„Nein, Paul, ich war das nicht“, antwortete ich.

Wir schauten uns um, alles um uns herum war grün und weder das Schloss noch eine der vielen weißen Wolke, über die wir gehüpft waren, waren zu sehen.

Wo waren wir nur?

Plötzlich raschelte es im Gebüsch und etwas Grünes kam auf uns zu. Paul, der kleine Angsthase, versteckte sich hinter mir. Das Wesen kam auf mich zu – es war mehr als groß. Ich rief: „Halt. Stop. Wer bist du?“

Das Wesen antwortete mit kräftiger Stimme: „Ich bin der Herrscher der grünen Welt, mein Name ist LuLu. Ihr könnt von Glück sagen, dass ich euch gerettet habe, denn dort unten, wo ihr wart, ist es echt nicht schön. Und dir, mein lieber Paul, möchte ich noch sagen: Sei zur Zaubermaus endlich ehrlich, sonst könnte es passieren, dass du noch eine Woche als Maus länger rumlaufen musst. Haben wir uns verstanden, Paul?“

Paul nickte nur und begann nach einer kurzen Pause zu erzählen: „Ich bin der Sohn des Katzenteufels.“ Er schaute mich mit seinen kleinen Mäuseaugen an. „Also, Zaubermaus, ich hatte die Schnauze gestrichen voll, immer den Bösen hier unten in der Katzenhölle zu spielen. Da befinden wir uns übrigens gerade. Ich soll irgendwann hier unten das Erbe meines Vaters antreten, was mir nicht sonderlich gefällt. Und so beschloss ich, die Seiten zu wechseln. Ich schlich mich eines Nachts raus aus der Hölle und landete im Schloss des Katzengottes. Er ist der Herrscher aller Welten, was ich bis dahin leider nicht wusste. Natürlich kannte ich den Katzengott, aber dass er eine solche Macht hatte, wusste ich bis dahin nicht. Nun und dann kam es, wie es kommen musste. Der Katzengott hat nämlich eine wunderschöne Tochter, die ich bald kennenlernte. Wir verliebten uns ineinander und, wie soll ich sagen, sie wurde schwanger von mir. Dass die Kinder halb Katzenengel und halb Katzenteufel waren, muss ich dir ja jetzt wohl nicht erklären. Und wohl auch nicht, dass der Katzengott davon nicht begeistert war. Das versteht man ja wohl von selbst, Zaubermaus. Kein Gott möchte Großvater eines kleinen Teufelchens sein. Und umgekehrt natürlich auch nicht. Der Katzengott wurde so was von zornig, dass er mich in eine Maus verwandelt und dazu noch ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt hat: Wer mich fängt und frisst, wird fürstlich belohnt. Das muss aber innerhalb von einer Woche geschehen, weil sonst der Fluch vorbei ist. Leider bist du nun da mit reingezogen worden, Zaubermaus. Und hast die Aufgabe der sechs Bobs übernommen, mich zu beschützen. Da hatte wohl mein Vater der Teufel, seine Hand mit im Spiel. Er mag Zocker wie die Bobs ... Egal. Ich weiß übrigens auch von ihnen, dass du, wenn du es schaffst, mich zu beschützen, deine Engelsflügel bekommst. So, Zaubermaus, nun weißt du alles.“

Ich blickte Paul an und sagte: „Was für eine tolle Geschichte. Aber wir zwei schaffen das schon irgendwie. Da bin ich mir sicher. Zuvor müssen wir nur mal sehen, wie wir hier wegkommen.“

Es raschelte wieder hinter uns und Paul hüpfte sogleich auf mein Rücken und versteckte sich, er hatte heute keine Lust mehr auf ein neues Abenteuer.

Das Rascheln wurde immer lauter und plötzlich sahen uns zwei wundervoll strahlende Augen an. Das Geschöpf kam näher und näher auf uns zu, ohne dass ich es wirklich erkennen konnte. Langsam bekam ich es auch ein wenig mit der Angst zu tun. Dann stand das Wesen direkt vor mir. Was für eine Katzenschönheit, sie schien aus purem Gold zu sein. Ich bekam den Mund nicht mehr zu.

Paul kam aus seinem Versteck und sagte: „Milli, du hier?“

platsch

Nun hatten wir den Salat. Paul war ohnmächtig geworden und ich musste ihn festhalten. Dann sah ich wieder einmal ein helles Licht, auf das Milli mit uns zusteuerte. Ein Schloss unter Wasser – so etwas hatte ich noch nie gesehen!

Milli schwamm mit uns hinein und endlich waren wir im Trockenen. Langsam erwachte auch Paul wieder und Milli erklärte: „Hier seit ihr fürs Erste sicher.“ Immer wieder hörte ich im Hintergrund ein leises Miauen, was auch Paul nicht entging.

Er fragte: „Milli, was war das?“

Bei der Antwort strahlte die schöne Katze noch mehr: „Das sind unsere beiden Kinder!“

Paul freute sich sehr, auch wenn ihn die Nachricht ein wenig überraschte. „Dann ist es also wirklich wahr, was alle erzählen? Dass du unsere Kinder zur Welt gebracht hast und ich deshalb als Maus rumlaufen muss? Ich freue mich sehr. Darf ich sie sehen?“

„Aber sicher darfst du sie sehen.“

Da ging auch schon die Tür auf und Brummi und Pu kamen herein, zwei süße, kleine Katzenkinder mit Engelsflügeln, einem Heiligenschein und roten Teufelshörnern. Milli berichtete nun, dass sie aus dem Sonnenschloss ihres Vaters hatte flüchten müssen, um das Leben der Kinder zu retten. „Ich hab mir dann ein Unterwasserreich aufgebaut, von dem keiner etwas weiß“, beendete sie schließlich ihre Ausführungen.

Ich schaute in zwei Katzenaugen oder vielmehr ein Doppelpack von zwei Katzenaugen und musste bald feststellen, dass die beiden überhaupt keinen Respekt vor mir hatten. Sie zupften an meinen Barthaaren und trampelten auf mich herum, sodass ich mich genötigt sah, zu sagen: „Na hallo, ihr seid zwar Kinder, aber muss das sein?“