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Beonimus Rabenbein erzählt Seemannsgarn und Küchenlatein

Silvia Lüftenegger / RosaRot

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Impressum:

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Alle Illustrationen: Bilder: Silvia L. Lüftenegger / RosaRot

Lektorat: Redaktions- und Literaturbüro MTM: www.literaturredaktion.de

ISBN: 978-3-86196-925-9 - Taschenbuch

ISBN: 978-3-96074-156-5 - E-Book

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Inhalt

Vorwort

Beonimus Rabenbein

Cedrics Ausflug

Die furchtlose vier

Ein Nasenbär auf Fischfang

Gunther Bunt und Fidi Ralla

Harmony, Rufina und der gefälschte Spiegel

Hundefreie Zone

Karlsson und Finnegan

Kopernikus Schinkentanz

Malgorzata Kranichovskaja

Priscilla Mirlinda Freudenreich

Silberglanz im Himbeerstrauch

Unter Gauklern

Waldemar Piepschnabel-Eschenwalde

Zachary goes Olympia

Wie Robby Tränauge

Wie Greenhead

Tschilp & Tschalp

Thelma und Luise

Spätsommer in Federritz

Fischfang mit Hindernissen

Ferdi, der Termitenschreck

Fast wie Weihnachten

Ella Forellas

Eine Großstadtkatze auf dem Land

Die Möwe Arndt

Die Leidenschaft der

Der Karottenkönigin Urhoollinen von Mörlanda

Der Flug über den Zauberberg

Caspar Vogeler

Bockkäfer Eberhardt

Beste Freundinnen

Baroness Annika im Mohnfeld

August Vonderstraß

Anthony Brush

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Vorwort

Titus-Linz, der Papst Maler, dieser Name wurde mir von der Presse verliehen, lädt Sie herzlich zur kurzweiligen Lektüre dieses Buches ein. Silvia ist mir seit vielen Jahren als begnadete Künstlerin bekannt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wenn die künstlerische Arbeit einmal in eine gewisse Nische eingeordnet ist, kommt man da schwer wieder heraus. Stets wird versucht, einen Bezug zum bisherigen Schaffen der Künstlerin, des Künstlers herzustellen. Genauso reagierte auch ich, als mir die große Ehre zuteilwurde, das Vorwort für das neueste Buch von Silvia zu schreiben. Ich liebe ihre Gemälde ebenso wie ihre Kostüme und schätze ihre inspirierende Arbeit im Theaterbereich.

Warum jetzt auch noch Autorin?

Nach einigen Zeilen der ersten Geschichte, die ich las, ZACHARY GOES OLYMPIA, war es klar: Unsere Ausnahmekünstlerin vermag die Inspiration nicht nur in wundervolle Bilder umzusetzen, sondern trifft auch mit spitzer Feder die tierischen Charaktere auf den Punkt. In ausgefeilter Prosa lässt sie diese Bilder nun im Kopf entstehen und gefesselt von der spannenden Handlung verweilt man als LeserIn in einer fantastischen Welt, ohne zu merken, wie man vom Alltag die längst überfällige Auszeit genommen hat. Wenn ZACHARY, die Springmaus, sich langsam zur Olympiareife hochtrainiert oder ROBBY mit viel Unterstützung einer Freundin vom Robbenaußenseiter sich fast bis zum Anführer hocharbeitet, dann ... Doch Halt!

Zu viel will ich an dieser Stelle nicht verraten. Die Spannung und Fantasie soll in Ihrem Kopf, liebe Leserin, lieber Leser, neu entstehen und wie bei mir Faszination auslösen. Die Stars dieser Sammlung aus Kurzgeschichten hat Silvia auch noch explizit zum Leben erweckt und das Buch selber illustriert. GREENHEAD, der laufende Erpel, hat genauso das Zeug zum Star, wie FERDI, der Termitenschreck. Finden Sie Ihr eigenes Star Ranking! Doch jetzt ist es höchste Zeit für Ihre Auszeit! Viel Vergnügen Ihr

TITUS-LINZ

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Beonimus Rabenbein

Ich glaube, wenn ich von mir behaupte, dass ich der beste Geschichtenerzähler bin, den die Welt je gesehen hat, nicht zu viel zu versprechen. Ich hatte nämlich das Glück, mit einer Gruppe Schaustellern durch die Lande ziehen zu können, als Attraktion natürlich, denn wie ihr merkt, kann ich sehr gut sprechen.

An jedem Ort, an dem wir unsere Zelte und Fahrgeschäfte aufgestellten, habe ich für volles Haus und klingelnde Kassen gesorgt. Ich war derjenige, der von Haus zu Haus geflogen ist und Werbung gemacht hat, sängerisch natürlich und immer mit einem flotten Spruch auf dem Schnabel, von mir gereimt, das versteht sich von selbst. Ich war sozusagen das lebende Werbeplakat und der sprechende Flugzettel. Das machte Eindruck, das könnt ihr mir glauben.

Bevor ich jedoch zu meiner Schaustellergruppe gekommen bin, war ich auch einige Jahre an Bord eines großen Schiffes im Hafen von Kalkutta. Der Kapitän und seine Mannschaft waren dafür zuständig, die ankommenden Schiffe, die aus allen Herren Ländern nach Kalkutta ihre Waren brachten, zu entladen. Ich war mit dem Schiffskoch Honke Ericsson befreundet und selbstverständlich mit von der Partie. Die Küche war natürlich der beste Platz für Klatsch und Tratsch, denn hier war die Tauschzentrale für Gewürze, fremdländische Zutaten, Getränke, Früchte und vieles mehr. Hierhin kamen die Köche der zu entladenden Schiffe und brachten neben allerlei Fremdländischem auch jede Menge Geschichten mit an Bord. Die Treffen verliefen meist feuchtfröhlich, denn Honke servierte seinen Gästen das beste Getränk, nämlich selbst gebrautes Drachenfruchtbier.

Da sprudelten so manche Erzählungen aus deren Mündern. Ob alle wahr waren oder ob das Drachenfruchtbier den Erzähler zu geistigen Höhenflügen animiert hat, kann ich aus heutiger Sicht nicht mehr genau sagen. Fakt ist jedoch, dass die Geschichten sehr spannend und außergewöhnlich waren. Einige davon waren sicher Seemannsgarn – gesponnen aus Drachenfruchtbier und frischer Seeluft.

Eines Tages beschloss ich, alles niederzuschreiben. „Denn wer weiß“, so dachte ich mir, „vielleicht kann ich die Geschichten noch einmal brauchen.“ Und wie man sieht, hatte ich wieder einmal recht. Und so haltet ihr heute mein erstes Buch in euren Händen, das ganz schön dick geworden ist.

Viel Spaß!

Euer Beonimus Rabenbein

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Cedrics Ausflug

Gelb, getupft und blaubeflosst, das ist Cedric. Alle, die Familie und auch seine Freunde, sehen, abgesehen von Flossenlänge und Tupfenmenge, gleich aus. Er lebt mit seiner Familie und Freunden in einem kleinen Teich. Zu klein, meint Cedric, obwohl es ihm an nichts mangelt.

Cedric ist, und das sollte man wissen, ein klein wenig anders als die anderen seiner Artgenossen. Cedric kann nämlich fliegen, denn seine Rückenflosse lässt sich auseinanderklappen und so kann er sie auf und ab bewegen. Aufgefallen ist es seinen Eltern schon bei der ersten gemeinsamen Frühstücksjagd, als Cedric hoch in die Luft zu springen schien und so die fetteste Fliege erreichen konnte. Es dürfte wohl aus einer Erblinie väterlicherseits stammen, denn die Urgroßmutter war mit einem abenteuerlustigen Südamerikaner liiert, der auch fliegen konnte.

Kein Wunder, dass es Cedric in dem kleinen Teich zu langweilig ist, denn er hat ja sozusagen den Weitblick von oben. So beschließt er eines Tages, einen Ausflug zu machen, um die nähere Umgebung zu erkunden. Beim Lunch, denn da fällt es am wenigsten auf, breitet Cedric einfach seine Flossenflügel aus und dreht eine Runde um den Teich. Dabei kann er feststellen, dass sich in der Nähe ein weiter Teich befindet. Er überlegt, wie er es am besten anstellen kann, dorthin zu gelangen. „Anlauf, kräftiger Schwung mit der Schwanzflosse und die richtigen Windbedingungen, so kann es gehen“, denkt Cedric.

Eines Tages, kurz vor Mittag, der Wind bläst kräftig in die richtige Richtung, denn es ist ein Unwetter im Anzug, wagt Cedric seinen Flug. Beim Lunch schnappt er sich noch ein paar der fettesten Fliegen, schlägt dreimal kräftig mit seiner Schwanzflosse, katapultiert sich so hoch, spreizt seine Rückenflossenflügel und dreht sich in den Wind.

Dieser bläst so kräftig, dass Cedric damit zu tun hat, keine Bruchlandung im Nachbarteich zu machen. Gerade schafft er noch eine halbwegs bilderbuchartige Landung. Er taucht unter und ist gespannt, was ihn dort erwarten würde. Er staunt nicht schlecht, als er sieht, dass hier die berühmt-berüchtigten Rosadickhautfische wohnen, die, so besagt ein Gerücht, so stachelige Rückenflossen haben, dass sie rückwärtsrollend ganz einfach die wohlschmeckenden Wasserschnecken vom Boden aufsammeln können. Cedric ist völlig fasziniert und schon gespannt auf die staunenden Fischmäuler zu Hause, wenn er ihnen erzählen wird, dass dieses Gerücht stimmt und er, Cedric, es mit eigenen Augen gesehen hat.

Leider hat er nicht wissen können, denn er hat ja seinen Teich noch nie verlassen, dass er durch sein anderes Aussehen die Aufmerksamkeit der Rosadickhautfische auf sich gelenkt hat. Cedric will wirklich nicht herausfinden, ob sie nur neugierig sind oder ihn vielleicht als gefundenes Fressen sehen und mit ihren Stacheln einfach überrollen würden. Er überlegt schnell, wie er jetzt wohl bei diesem Wind, der leider nicht in Heimatrichtung bläst, von hier wegkommen könnte.

Als er den Kopf kurz über die Wasseroberfläche hält, um noch einmal den Wind zu prüfen, sieht er direkt in den Schnabel eines Vogels, der, so wie es scheint, auf Jagd ist. Jetzt wird Cedric so richtig nervös, denn er muss sich entscheiden, wird er zu Fisch- oder Vogelfutter, doch beides ist keine Option.

Er hat noch nicht zu Ende gedacht, als ihn der Schnabel schon packt. Vor lauter Panik, sein kleines Fischherz schlägt rasend schnell, verliert Cedric sein Bewusstsein. Er wird erst wieder wach, als er mit einem sanften Plumps wieder im Wasser landet. Ängstlich blickt er sich um und ist so richtig froh, denn er ist im Heimatteich gelandet. Er weiß nicht genau, wie ihm geschah, war der Wind zu stark und der Vogel hat ihn verloren oder war der Vogel einfach nur nett und wollte ihn retten.

„Das werde ich wohl nie erfahren“, denkt Cedric, und ist einfach nur froh, wieder zu Hause zu sein. „Das wird mir wohl keiner im Teich glauben, dass ich die Rosadickhautfische mit ihrer stacheligen Rückenflosse beim Aufsammeln von Wasserschnecken wirklich gesehen habe, dass es sie wirklich gibt und es kein Fischerlatein ist“, überlegt Cedric. „Doch wie erkläre ich die mysteriöse Vogelrettung?“

Nach näherem Betrachten der Situation beschließt er, vorläufig sein Fischmäulchen zu halten und nichts zu erzählen. „Rückenflossenflügel genügen“, denkt er sich und will nicht noch mehr aus der Reihe tanzen.

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Die furchtlose vier auf dem Weg nach Bremen

Das kleine rosarote Kalb Rosalinde, dem es auf der heimischen Wiese zu langweilig geworden war, machte sich auf den Weg in die weite Welt und auf die Suche nach Abenteuern. Rosalinde kam an einem in der Sonne glitzernden Teich vorbei, in dem eine dicke Ente schwamm. Die Ente, sichtlich erstaunt über ein rosa Kalb, denn so jemanden hatte sie noch nie gesehen, schnabelte frech entgegen und meinte, wohin es wohl gehen möge. Das Kälbchen meinte nur, dass es etwas erleben wolle und sich deshalb einfach auf den Weg gemacht hätte. Wohin, das wisse es selber nicht genau.

Das dicke Entlein, dem der Teich auch schon etwas zu kleinkrämerisch geworden war, hüpfte aus dem Teich und watschelte hinter dem Kälbchen her. Rosalinde war sichtlich erfreut über ihre Weggenossin, so hatte sie etwas Unterhaltung, denn Mimi, so hieß die Ente, war ein sehr gesprächiges Mädchen und schnabelte den ganzen Tag. Rosalinde machte das nichts aus, denn über Enten wusste sie bislang kaum etwas.

Während Rosalinde und Mimi so des Weges schlenderten, hörten sie von oben lautes Gezwitscher. Ein rundliches Vögelchen aus der Gattung Blaufeder rief ihnen sichtlich verwundert über das ungewöhnliche Gespann neckisch zu. Es wollte wissen, was denn die beiden Weg Kumpanen hierher verschlagen hätte. Mimi schnabelte fröhlich drauflos und erklärte dem Vögelchen ihr Vorhaben. Rosalinde blieb nichts anderes übrig, als freundlich dazu zu nicken.

Das Vögelchen, dessen weitester Flug zum Mückenfrühstück bislang auf den nahe gelegenen Teich gewesen war, beschloss, die beiden zu begleiten. Max, so hieß das Vögelchen, war etwas flugfaul und genehmigte sich bisweilen eine kleine Rast auf dem Rücken von Rosalinde.

Manchmal setzte sich auch Mimi neben Max auf ihren Rücken, einfach nur, um ihn besser hören zu können, meinte sie. Rosalinde wusste jedoch, dass Mimi etwas eifersüchtig auf Max war, der sie frech so einfach in Beschlag nahm.

Auf einer herrlich duftenden Blumenwiese machte Rosalinde mit ihren Wegbegleitern Rast. Mimi und Max suchten nach Würmern und Rosalinde pflückte sich zum Verspeisen die herrlichsten Blumen. Auf einer blauen Glockenblume, sie wollte sie gerade pflücken, saß ein Schmetterling, der heftig mit den Flügeln fuchtelnd Rosalinde auf sich aufmerksam zu machen versuchte. Das Flügelschlagen kitzelte Rosalinde so heftig in der Nase, dass sie unwillkürlich niesen musste. Der kleine Schmetterling wurde vom Luftstoß in die Höhe geschleudert und landete etwas unsanft auf Rosalindes Nase.

Schielend blickte Rosalinde auf das bunte Ding, das sich etwas verwirrt vorstellte und meinte, dass es Elfie heiße und hier wohne. Schließlich fragte Elfie, was denn die drei auf ihrer Wiese zu suchen hätten. Rosalinde erklärte Elfie ihr Vorhaben und meinte, ob sie mitkommen wolle, denn auf ihrem Rücken wäre noch ein Plätzchen frei. Elfie, die noch nie in der großen Stadt gewesen war, alleine wäre es für sie zu gefährlich, beschloss, mitzukommen. „Bremen heißt die Stadt und dort wollte ich schon immer mal hin“, meinte sie.

So wanderten die vier weiter in die große Stadt. Als sie am Stadtplatz angekommen waren, waren sie sichtlich erstaunt, als sie eine in Bronze gegossene Vierergesellschaft, vorfanden. Sie lasen, dass diese die Bremer Stadtmusikanten genannt werden. Das gefiel ihnen sehr gut, denn sie waren ja auch vier. So hüpfte Max auf den Rücken von Mimi, die bereits auf dem Rücken von Rosalinde saß, und Elfie flog auf den Rücken von Max. Da Max sich aber nicht gerade auf Mimi setzen konnte, denn sie streckte ihr Schwänzlein gar so stolz in die Höhe, musste er sich leider etwas seitlich festhalten und so setzte sich Elfie auf die Schwanzfedern von Max. Sie sahen eher aus wie der Schiefe Turm von Pisa, jedoch furchtlos, wie sie waren, balancierten sie ihre Schieflage gut aus.

Passanten, die Rosalinde, Mimi, Max und Elfie beobachtet hatten, klatschten erfreut in ihre Hände und einige machten schnell ein Selfie mit den vieren und den Bremer Stadtmusikanten, neben diesen sie Aufstellung genommen hatten. Sie erregten so viel Aufmerksamkeit, dass der Bürgermeister beschloss, Max, Mimi, Elfie und Rosalinde in die Annalen der Stadtchronik von Bremen als weiteres Vierergespann aufzunehmen.

Wer es nicht glaubt, kann es jederzeit in einem großen Buch, das beim Bürgermeister von Bremen in der Schreibtischlade wohl verwahrt liegt, unter Vierergespann Nummer zweihunderttausendachthunderteinundneunzig nachlesen.

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Ein Nasenbär auf Fischfang

Sonntagmorgen. Frido hat Hunger – wie immer –, und weil ja heute Sonntag ist, will er sich ganz was Besonderes zum Mittagessen besorgen. Zum Frühstück hatte er Schmetterlingslarven. Dazu genehmigte er sich junge Maiskölbchen, denn die schmecken so süß wie junge Erbsen, Bohnensprossen und Kartoffelblüten.

Mittags möchte er etwas Frisches, Lebendes, Zappelndes – einen Rotstreifenfisch. Die sind lecker, denn sie schmecken nach Erdbeeren, sind aber nicht leicht zu fangen. Da Frido nicht weit vom Titicacasee sein Zuhause hat und die spezielle Bucht kennt, an der er die ganz exzellenten Rotstreifenfische jeden Mittag zum Lunch kommen, macht er sich mit schon leichtem Hunger auf den Weg. Der führt vorbei an Kartoffel-, Mais- und Bohnenfeldern, die die Menschen für ihn, so glaubt Frido, extra angepflanzt haben. „Die Menschen sollten vielleicht auch mal Rotstreifenfische anpflanzen“, denkt sich Frido.

Nach gefühlten zwei Stunden kommt er in der speziellen Bucht des Titicacasees an. Man muss wissen, dass nur in dieser Bucht die ganz speziellen Rotalgen mit Erdbeergeschmack wachsen, die den Rotstreifenfischen die rote Farbe und den exzellent intensiven Erdbeergeschmack verleihen. Die Sonne steht schon hoch über dem See – Mittagszeit. Fridos kleiner Hunger hat sich bereits zu einem kräftigen Grummeln im Magen ausgewachsen. Die Bucht ist tierleer und Frido hofft, dadurch leichter an die leckeren Fische zu kommen.

Ein Blick in den See genügt und Frido ist tierisch sauer. Viele Rotstreifenfische, potenzielles Futter, und dazwischen leider die großen Blaustreifenfische, die die Rotgestreiften verteidigen. „Was tun, um an die leckeren Erdbeerfische zu kommen?“, denkt Frido. Zähnefletschend hält er seine Schnauze unter Wasser und hofft, dass die Blaustreifenfische erschrecken und verängstigt abziehen.

Doch die Rotstreifenfische waren nicht untätig, denn sie hatten in der Vergangenheit schon einige Opfer zu beklagen. So haben sie die größten der Baustreifenfische als Bodyguards engagiert, die jeden, der die Nase zu tief und zu neugierig unter Wasser hält, in diese fest hineinzwicken. Auch Frido muss das schmerzlich erfahren und beschließt daraufhin, leider ohne etwas Zappelndes den See wieder zu verlassen.

Auf dem Nachhauseweg ist er froh, dass er sich mit Bohnenblüten und kleinen Maiskölbchen mit Kartoffelblütentopping den Magen vollschlagen kann. Er zuckt mit den Schultern und denkt sich, Maiskolben schmecken so süß wie Erbsen, das ist doch wunderbar. Und vielleicht findet er auf dem Weg nach Hause, der am Wald vorbeiführt, noch richtige Erdbeeren am Waldesrand, wer weiß.

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Gunther Bunt und Fidi Ralla