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Cover

Nr. 2050 – SEELENQUELL

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Epilog

Glossar

Nr. 2051 – Flucht aus Thantur-Lok

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Glossar

Nr. 2052 – Verkünder des Imperators

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Glossar

Nr. 2053 – Der neue Tato

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

Epilog

Glossar

Nr. 2054 – Die Höhlen von Ertrus

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Nr. 2055 – 13 gegen Arkon

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Glossar

Nr. 2056 – Invasion der Legion

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Nr. 2057 – Keifan, der Druide

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Glossar

Nr. 2058 – Im Land Dommrath

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Glossar

Nr. 2059 – Die Astronautische Revolution

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Aufnahmeprüfung

Erste Lektion

Zweite Lektion

Dritte Lektion

Vierte Lektion

Fünfte Lektion

Sechste Lektion

Siebte Lektion

Achte Lektion

Neunte Lektion

Zehnte Lektion

Elfte Lektion

Zwölfte Lektion

Dreizehnte Lektion

Vierzehnte Lektion

Abschlussprüfung

Glossar

Nr. 2060 – Geburt eines Helden

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

Glossar

Nr. 2061 – Wächter des Portals

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Epilog

Glossar

Nr. 2062 – Portal-Installateure

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

Epilog

Glossar

Nr. 2063 – Zikanders Körper

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Glossar

Nr. 2064 – Krisenfall Karthago

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Nr. 2065 – Mission Hundertsonnenwelt

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Glossar

Nr. 2066 – Der Thronfolger

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Nr. 2067 – Angriffsziel Terra

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Schlaglichter (1)

Schatten über Sol

Schlaglichter (2)

Gegnerische Rochade?

Schlaglichter (3)

Aufmarschgebiet Orion-Delta

Schlaglichter (4)

Sol im Würgegriff

Schlaglichter (5)

Der Anfang vom Ende

Schlaglichter (6)

Karthagos Fall

Epilog

Glossar

Nr. 2068 – Die Falle der Sambarkin

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Nr. 2069 – Die Ritter von Dommrath

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

Beck I

1.

Beck II

2.

Beck III

3.

Epilog

Glossar

Nr. 2070 – In der Sternenkammer

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

Epilog

Glossar

Nr. 2071 – Der siebte Ritter

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

Glossar

Nr. 2072 – Der Pakt mit dem Teufel

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Glossar

Nr. 2073 – Welt der Kralasenen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Epilog

Glossar

Nr. 2074 – Neun Tage des Zitterns

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Glossar

Nr. 2075 – Die Shifting-Flotte

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Vorspiel

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Glossar

Nr. 2076 – Der Sternenlotse

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Nr. 2077 – Die Dunkle Null

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Glossar

Nr. 2078 – Die Pforten von ZENTAPHER

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Epilog

Glossar

Nr. 2079 – Die Genetiker von Rynkor

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Glossar

Nr. 2080 – Nach Karthagos Fall

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Glossar

Nr. 2081 – Gruppe Sanfter Rebell

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Epilog

Glossar

Nr. 2082 – Ein ganz normaler Held

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Glossar

Nr. 2083 – Brennpunkt Para-City

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Glossar

Nr. 2084 – Der Instinktkrieger

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Nr. 2085 – Kintradims Heim

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Epilog

Glossar

Nr. 2086 – Spur nach ZENTAPHER

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

Zwischenspiel

3.

4.

Epilog

Glossar

Nr. 2087 – Die Große Verheerung

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Epilog

Glossar

Nr. 2088 – Gen-Tod

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Epilog

Glossar

Nr. 2089 – Rebellen am Schemmenstern

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Garrabo-Eröffnung

Gegenzug

Strategische Planung

Weitere Figuren im Spiel

Zug um Zug

Taktische Täuschung

Dreieckskonstellation

Der maßgebliche Zug

Vretatou-Lok?

Die Macht der »Dame«

Glossar

Nr. 2090 – Kampf um das Zentralplasma

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Epilog

Glossar

Nr. 2091 – Eine Spur von ES

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Glossar

Nr. 2092 – Der Ausgestoßene

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Glossar

Nr. 2093 – Requiem für einen Ewigen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

Epilog

Glossar

Nr. 2094 – Der Mutant und der Zwilling

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Glossar

Nr. 2095 – Nekrophoren

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Epilog

Glossar

Nr. 2096 – Kraschyns Ultimatum

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

Epilog

Glossar

Nr. 2097 – Der Atem der Freiheit

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Glossar

Nr. 2098 – Hinter dem Kristallschirm

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Glossar

Nr. 2099 – Sekundärwaffe Geistertanz

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Glossar

Leseprobe PR 2700 - Andreas Eschbach – Der Technomond

Vorwort

Prolog

1.

2.

3.

Gespannt darauf, wie es weitergeht?

Die Welt des Perry Rhodan

Vorwort

Die Welt des Perry Rhodan

Ein kleines Who's Who des Perry Rhodan-Universums

Häufig gestellte Fragen

Neu im PR-Universum?

Die PR-Produktpalette

Impressum

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2050

 

SEELENQUELL

 

Entscheidung auf Arkon – Perry Rhodan ist Zeuge eines kosmischen Wunders

 

von Uwe Anton

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Gegen Ende des Jahres 1303 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das dem Jahr 4890 alter Zeit entspricht, scheint die Menschheit zum wiederholten Mal in ihrer Geschichte vor schweren Zeiten zu stehen. Seit sich die Liga Freier Terraner der Koalition Thoregon angeschlossen hat, einem Zusammenschluss von Völkern aus sechs Galaxien, und seit Perry Rhodan zum Sechsten Boten von Thoregon ernannt wurde, haben sich ganz neue Bedrohungen herausgebildet.

Das Kristallimperium der Arkoniden unter dem machtgierigen Imperator Bostich I. hat große Teile der Milchstraße unter seine Kontrolle gebracht und bedroht langfristig die Erde. Perry Rhodan versucht von seiner Solaren Residenz aus einen großen galaktischen Krieg zu vermeiden, der nur das Verderben über Tausende von Planeten bringen würde. Die Raumschlacht um Olymp und die verlustreiche Besetzung des Planeten Ertrus konnte er aber nicht verhindern.

Ein weiteres Problem der Menschheit sind die Monochrom-Mutanten: Gut 35.000 dieser psi-begabten jungen Menschen haben sich in ein Tal in den südamerikanischen Anden zurückgezogen, wo sie die Stadt Para-City gegründet haben. Sie alle sind Opfer eines vor Generationen gestarteten Gen-Experimentes, sie alle haben nur noch kurze Zeit zu leben.

Der einzige, der ihnen Rettung verspricht, ist ein mysteriöser Rufer aus der Unendlichkeit, hinter dem viele ausgerechnet Morkhero Seelenquell vermuten, einen Gegner der Menschheit. Die Wahrheit ist jedoch viel komplexer, wie sich jetzt enthüllt – es ist die Wahrheit über SEELENQUELL …

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Terraner wird Zeuge eines kosmischen Ereignisses.

Bostich I. – Der Imperator von Arkon gibt den Startschuss zum Göttlichen Imperium.

Morkhero Seelenquell – Der Flüchtling aus dem Land Dommrath kämpft in der Milchstraße um Einfluss.

Wrehemo Seelenquell – Der alte Wächter in der Sternenkammer der Ritter sucht nach einem Nachfolger.

Aktakul da Ertrus – Der arkonidische Chefwissenschaftler erlebt den Höhepunkt seines Lebens.

Prolog

 

Ich bin ich.

Ich bin die Hand.

Das Phantom.

Ich kann die Einsamkeit nicht ertragen.

Sie rückt heran, schleichend, zerrt und reißt und schmirgelt und frisst an mir.

Ich werde sie nie wieder ertragen müssen. Denn nun bin ich etwas anderes. Bin ich endlich das, was ich von Anfang an sein sollte.

Ich bin tausendfach Ich und wiederum ich allein. Ich bin ich, und Tausende sind Ich. Und bald werden es Millionen sein.

Ich bin ich, und ich bin ein Splitter. Einer von unendlich vielen. Wir alle sind miteinander vernetzt. Ich bin ich, und ich bin das Gesamtbewusstsein und gleichzeitig doch viel, viel weniger. Aber ich agiere in seinem Sinne.

Ich war ein Splitter, und ich war allein. Aber jetzt bin ich Teil des Ganzen, und das Ganze ist überwältigend. Wunderbar. Unfassbar.

Eine multiple Bewusstseinsspaltung. Unendlich viele miteinander vernetzte Splitter, die alle im Sinne des Gesamtbewusstseins agieren.

Und ich weiß, was Gier ist.

Gier ist wunderbar!

Gier ist Leben!

Jetzt endlich kann ich mein Potenzial nutzen. Meine Gier ausleben.

Und nichts ist mehr so, wie es einmal war.

Ich bin ich!

1.

Perry Rhodan

Para-City, Mittag des 25. Dezember 1303 NGZ

 

Perry Rhodan wusste nicht, ob er die Blitze tatsächlich sah oder sie sich nur einbildete. Der Druck auf seinen Kopf war zu stark.

Es war eine Kraft, wie er sie noch nicht oft wahrgenommen hatte. Ein mentaler, ein psionischer Druck, vor dem es kein Entrinnen gab. Der zum Teil selbständig agierende blaue Schutzanzug der Galornen, den er trug, versuchte zwar, die Auswirkungen zu lindern, doch offensichtlich gelang es ihm nicht.

Im einen Moment glaubte Rhodan, sein Schädel würde unter dem psionischen Einfluss platzen oder zerquetscht werden, im nächsten schien eine Art elektrische Spannung die Synapsen seines Gehirns in Brand zu setzen. Ein greller Schmerz loderte tief in ihm auf und griff auf jede Faser seiner Nerven über, breitete sich im ganzen Körper aus, bevor er dann von dem imaginären Schraubstock erstickt wurde, der sich wieder um seine Gedanken legte und sie lähmte.

Ein weiterer Blitz zuckte auf, doch diesmal in seinem Körper. Rhodan vermochte die Stelle zuerst nicht genau zu lokalisieren. Dann wurde ihm klar, dass er unter dem psionischen Druck zusammengebrochen war. Seine Knie hatten das Dach des Wohncontainers berührt, auf dem er sich befand, und trotz der schützenden Schichten des Galornenanzugs löste der bloße Kontakt so intensive Schmerzen aus, dass sie kaum zu ertragen waren.

Aber irgendwo, tief unter all dieser Pein, war noch ein ruhiger Pol. Rhodan wusste es, denn er hatte schon oft auf ihn zurückgegriffen, in Situationen wie diesen, in denen er geglaubt hatte, am Ende zu sein, rettungslos verloren. Er musste ihn nur finden …

Eine Flammenwand aus Schmerz stellte sich ihm entgegen, die seine Gedanken fast bis zur Unkenntlichkeit zerfaserte. Er war sich undeutlich bewusst, Zeuge eines einzigartigen Geschehens zu sein, doch die fast schon körperliche Qual versengte sein Denken, machte es ihm unmöglich, genau zu erfassen, was hier geschah.

Konzentriere dich! Erinnere dich daran, was gerade geschehen ist!

Was war geschehen? Das Wissen war irgendwo in ihm verborgen, doch das Feuer in seinen Synapsen hatte es verkohlt, der Druck auf sein Gehirn zerquetscht …

Startac, dachte Rhodan. Startac … Schroeder! Und … Trim Marath!

Die beiden jungen Mutanten aus Para-City waren vor ein paar Sekunden – oder waren es Ewigkeiten? – vor seinen Augen verschwunden.

Die Blitze! Ein gewaltiger Blitz war durch die Paratronkuppel geschlagen, die man über Para-City errichtet hatte. Doch er war nicht wieder erloschen, sondern hatte Bestand, erhellte die Wohncontainer wie ein extrem heller Lichtkegel aus einem Scheinwerfer.

Im Mittelpunkt des Kegels hatten die beiden Mutanten gestanden. Dann war ein anderes, ein ganz eigenartiges Licht aufgeflammt, und Startac und Trim waren darin verschwunden. Schroeder hatte sich und seinen Freund nicht mit einer Teleportation in Sicherheit gebracht, davon war Rhodan überzeugt. Die beiden Mutanten waren entführt worden.

Ausgetauscht.

Rhodan kniff die Augen zusammen. In dem fremdartigen Licht, dort, wo die beiden jungen Männer gerade noch gestanden hatten, war etwas materialisiert. Ein anfangs durchscheinender Körper, der sich mittlerweile verdichtet hatte.

Der Terraner kämpfte gegen den brennenden Schmerz an, der seinen Körper unter feurigen, funkensprühenden Strom setzte, drängte ihn zurück, versuchte, ihn zu ignorieren, den ruhigen Pol tief in seinem Inneren zu finden. Er glaubte, ihn zu sehen, in weiter Ferne, umlodert von einem Flammenmeer. Um ihn zu erreichen, musste er durch das Fegefeuer gehen.

Jegliches Zögern war sinnlos. Seit fast 3000 Jahren war er als Sofortumschalter bekannt. Er hatte Wunder geschaut, von denen normale Sterbliche nicht einmal zu träumen wussten. Er hatte Schmerzen ertragen, die einen normalen Sterblichen um den Verstand gebracht hätten.

Mondra, wisperte etwas in ihm. Delorian.

Rhodan schaltete um. Ging durch das Fegefeuer.

Und die Flammen schlugen über ihm zusammen, heißer denn je, versengten weniger sein Fleisch als seinen Geist, doch er wusste, irgendwo hinter ihnen war der ruhige Pol.

Und er fand ihn.

 

*

 

Seine Sicht klärte sich allmählich.

Ein geisterhaftes Leuchten erfüllte das weite Rund vor dem Rathaus, über dem gerade noch das Dunkelfeld gelegen hatte. Es ließ die Wohncontainer der Mutanten-Siedlung in den Anden wie bloße Umrisse erscheinen, wie schwarzweiße, nur angedeutete Kulissen, die von einer Syn- oder Positronik noch nachträglich eingefärbt und mit trügerischer Substanz versehen werden sollten.

Der Anblick kam ihm unwirklich vor. Überall standen Strichmännchen herum oder lagen auf dem Boden. Er wusste, dass es sich um die Mutanten von Para-City handelte, die teils bewusstlos, teils nur fassungslos waren, doch sie kamen ihm vor wie nachlässig hingeschmierte Bestandteile des Storyboards der aktuellen Trivid-Seifenoper.

Nur der Lichtkegel hatte Bestand, bewahrte Realität.

Rhodan musste sich korrigieren.

Nicht eine, sondern zwei Gestalten waren darin materialisiert. In dem gleißend hellen Scheinwerferlicht aus dem Nirgendwo war jedes Detail des seltsamen Gespanns deutlich zu erkennen. Die Vergrößerungsschaltung des Galornenanzugs tat das Ihre hinzu und stellte automatisch einzelne Details in bestechender Bildschärfe auf der formenergetischen Helmscheibe dar, wenn Rhodans Blicke eine gewisse Zeit auf ihnen verweilten. Der Helm hatte sich in dem Moment geschlossen, als der Pikosyn den mentalen Druck wahrgenommen und als potentielle Bedrohung eingestuft hatte.

Rhodan machte ein vielleicht sechzig Zentimeter großes Wesen aus, das in einer Art Sattel auf der Schulter eines silberhäutigen Tragtiers hockte.

Oder eines Trägers. Rhodan hatte schon vor fast dreitausend Jahren gelernt, ein Wesen nicht nach seinem Äußeren einzuschätzen und eine gegebene Situation nie nach dem ersten Eindruck.

Aber es sah ganz so aus, als habe man Schroeder und Marath gegen das Wesen und den silbernen Träger ausgetauscht. Dieser Eindruck blieb bestehen.

Der Träger war eine etwa eineinhalb Meter große, extrem kompakte, zweibeinige Gestalt mit silberner Haut und zwei dicken, kurzen Armen. Rhodan fiel auf, dass seine Füße in klobigen schwarzen Stiefeln steckten – ein Indiz dafür, dass es sich vielleicht doch nicht um ein Tier handelte.

Auf den kopflosen Schultern des Wesens ruhte ein stumpfes, nickelfarbenes Gestell, eine Art Ochsengeschirr mit verschiedenfarbig eingefärbten Flächen. Rhodan vermutete, dass es sich dabei um Sensorpunkte handelte.

Und darauf hockte eine Rhodan wohlbekannte Gestalt, ein extrem zarter, fragiler Humanoide von nicht mehr als sechzig Zentimetern Größe. Seine Haut, sofern er sie sehen konnte, war schrumpelig und dunkelbraun; ein tiefschwarzes, schlotterndes Gewand reichte von der Halsregion bis zum Unterleib, ließ jedoch die Beine frei.

Diese Beine lagen eng an der Brust des Silberträgers. Rhodan machte zahlreiche Widerhaken aus, die tief in die Haut des Wesens eindrangen. An jenen Stellen konnte er klebrig wirkende schwarze Flecken erkennen. Es hatte den Anschein, als habe der silberne Träger dort geblutet.

Die dünnen Arme des Humanoiden endeten in neunfingrigen, schlanken Händen. Sein Kopf saß, eiförmig und kahl, auf drei schlauchförmigen Hälsen. Rechts war er mit einem muschelförmigen Ohr versehen und links, wo eigentlich das zweite Ohr sitzen müsste, mit einer metallen glitzernden Metallkappe.

Genau wie Rhodan sofort aufgefallen war, dass der Silberträger Stiefel trug, fiel ihm auch eine handtellergroße Tätowierung auf der Stirn des kahlen Schädels des Reiters auf, ein auf fünfeckigem schwarzem Grund aufgetragenes, fünfstrahliges Spinnennetz mit einer silbernen Kreisscheibe in der Mitte.

Die Mundöffnung des Wesens bestand aus schmalen weißen Lippen und zwei Reihen sehr filigraner, goldener Zähne, die nicht glatt waren, sondern vertikal geriffelt. Und unter der hohen Stirn klaffte im Schädel ein Paar vielleicht sechs Zentimeter hohe, zwei Zentimeter breite Schlitze, die Rhodan unwillkürlich an Schießscharten erinnerten. Zweifellos die Augen, aus denen ein kaltes blaues Leuchten hervorschimmerte.

Irgendwo tief in seinem Inneren, tief in dem ruhenden Pol, der in diesem Moment seine einzige Rettung war, wunderte Rhodan sich, wieso es ihm möglich war, unter solchen Umständen und aus solch einer Entfernung dermaßen viele Einzelheiten aufzunehmen. Aber das zeichnete ihn aus. Die Jahrtausende hatten ihn geprägt.

Die Details fügten sich zu einem Gesamtbild zusammen. Rhodan kannte das Wesen auf dem silbernen Träger.

Es entsprach ziemlich genau dem Bild, das man sich von Morkhero Seelenquell gemacht hatte.

 

*

 

Morkhero Seelenquell!

Oder zumindest ein Wesen, das so aussah wie Morkhero Seelenquell, rückte Rhodan seine Einschätzung sofort zurecht. Ihnen war bislang nur eins davon bekannt, aber es war eher unwahrscheinlich, dass es nicht mehrere davon gab.

Morkhero Seelenquell, jener Angreifer aus dem Dunkel, der gnadenlos zuschlug, indem er andere Wesen übernahm und zu mörderischen Taten verleitete, nur um dann immer wieder spurlos zu verschwinden.

Jenes Wesen, dessen Motive noch völlig im dunkeln lagen. Von dem man praktisch nur wusste, dass es das sogenannte Fluut sammelte, um seine psionischen Kräfte zu verstärken. Das – Trim Marath zufolge – im Herbst 1299 NGZ mit einer überstarken psionischen Eruption irgendwo in der Milchstraße »geboren« worden oder eben aufgetaucht war. Das, ebenfalls laut Aussage des jungen Mutanten, in dem unwirklichen Land Dommrath seinen Machtbereich hatte, einem Ort ohne alle Bezugspunkte, an dem alles zugleich in einem zeitlosen Jetzt existierte.

Jenes Wesen, das unbedingt Perry Rhodan töten wollte.

 

*

 

Ist er es wirklich?, dachte Rhodan. Und falls ja – was macht Morkhero ausgerechnet hier in Para-City?

Der Silberträger und sein Reiter hätten seit einer Ewigkeit oder seit einigen Sekunden materialisiert sein können, als das silberhäutige Wesen wie vom Blitz getroffen unter seinem Reiter zusammenbrach.

Rhodan spürte mit instinktiver Sicherheit, dass das silberne Geschöpf tot war.

Er vermochte sich unter dem mentalen Druck kaum zu rühren. Mittlerweile lag er bäuchlings auf dem Dach des Wohncontainers. Trotz der zahlreich vorhandenen Schichten des Galornenanzugs brannte die Unterseite seines Körpers wie Feuer. Die bloße Berührung der Haut mit den Schichten des Anzugs und dem Dach darunter war schier unerträglich.

Rhodan schrie auf. Und konzentrierte sich wieder auf den ruhigen Pol irgendwo tief in seinem Inneren.

Seine Gedanken wurden wieder klarer. Mit einemmal war er sich sicher, dass hier irgendetwas Furchtbares geschah, sich ihm aber auch eine ungeahnte Chance bot. Wenn es ihm gelang, sich des durch den Tod des Silberträgers vielleicht geschwächten oder verwirrten Wesens zu bemächtigen …, dann war das die Gelegenheit, Morkhero Seelenquell zu verhören, mehr über ihn zu erfahren, ihn als Bedrohung endgültig auszuschalten!

Rhodan lachte heiser auf. Offensichtlich beeinträchtigte der mentale Druck nicht nur seinen Körper, sondern in zunehmendem Maße auch seinen Geist. Er träumte davon, Morkhero Seelenquell gefangen zu nehmen, obwohl er mitten unter todgeweihten Monochrom-Mutanten lag, über deren Absicht er nicht einmal Vermutungen anstellen konnte, und sich kaum noch bewegen konnte.

Noch stärker als zuvor hob das geisterhafte Leuchten, das das weite Rund vor dem Rathaus erfüllte, die Gesichter der jungen Mutanten hervor; es schien alle Farbe aus ihnen zu vertreiben und sie in weiße Masken zu verwandeln.

Eine grausame Ironie der Geschehnisse, konnten die Monochrom-Mutanten doch ohnehin nur schwarzweiß sehen.

Hell und dunkel. Leben und Tod.

Und hier hielt der Tod Einzug ins Leben.

Eine Bewegung erregte Rhodans Aufmerksamkeit. Aus der Mitte der Mutanten, die dicht gedrängt und bislang reglos rings um den Fremden und die Träger-Leiche versammelt standen, löste sich ein grobschlächtiger, riesengroßer Kerl.

Du kennst ihn, wurde Rhodan klar. Du hast diesen jungen Mann schon mal gesehen!

Rhodan wunderte sich schwach, wieso sein Gedächtnis ihn nicht einmal in dieser kritischen Situation im Stich ließ.

Es handelte sich, wenn er sich nicht völlig täuschte, um Yonder K'rigan, einen Freund Parkinsons, des ehemaligen Sprechers von Para-City, dessen Tod Rhodan vor wenigen Minuten – oder waren es doch schon Stunden? – hatte beobachten müssen.

K'rigan schob sich durch die Reihen der Mutanten bis zu dem gestürzten Wesen vor, das anscheinend hilflos halb unter der Leiche begraben lag, und bückte sich.

In diesem Augenblick erlosch das Dunkelfeld, das Para-City in Finsternis getaucht hatte. Mit ihm verschwand das scheinwerferartige Strahlen, das die Szene in diese unwirkliche und unheimliche Illumination getaucht hatte. Das vom aktivierten Paratronschirm gefilterte Tageslicht flutete mit der brachialen Gewalt eines trüben grauen Ozeans in die Stadt.

K'rigans Körpersprache ließ nicht den geringsten Zweifel an der Absicht des Mannes. Aus jeder seiner Bewegungen sprach grenzenloser, unbeherrschter Zorn, eine Wut, die heißer flammte als der Schmerz in Rhodans Körper.

Yonder K'rigan will den mutmaßlichen Morkhero töten! Töten, bevor man ihm Fragen stellen kann! Das durfte er nicht zulassen!

Rhodan schrie leise auf. Er drückte sich mit den Händen hoch, ignorierte den grausamen Schmerz, der durch seinen Körper raste, doch seine Muskeln versagten ihm den Dienst, und er sackte hilflos auf das Dach zurück.

K'rigan hob den rechten Arm zum Schlag. Rhodan bezweifelte nicht, dass seine Kraft ausreichte, den fragilen Humanoiden auf der Stelle zu töten.

2.

Imperator Bostich I.

Saal der Imperatoren,

26. Dezember 1303 NGZ

 

Als der Marsch der Imperatoren erklang, legte sich der Anflug eines Lächelns auf Imperator Bostichs Züge, auch wenn die Musik für unbedarfte Ohren vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig klang.

Natürlich nicht für die seinen.

Der Marsch der Imperatoren. Seit wie vielen Jahrtausenden beglückte er schon die Auserwählten, die ihm lauschen durften? Seit fünfzehn? Zwanzig? Gerüchteweise hatte ihn jemand im Auftrag Imperator Gwalons I., des Begründers des arkonidischen Reichs, komponiert. Aber das bezweifelte Bostich. Geschichtlich gesichert war lediglich, dass Imperator Gonozal VII. den Marsch noch kurz vor seinem Tode vernommen hatte. In genau dieser völlig disharmonischen Fassung.

Imperator Bostich musste sich eingestehen, dass der Lärm der Musikinstrumente wirklich ohrenbetäubend war. Unter anderem deshalb ließ Bostich ihn in dieser Version spielen.

Zum einen wegen der Ehrengäste, die nicht so recht wussten, was sie mit der Darbietung anfangen sollten. Und er hatte im großen Saal der Imperatoren im Kristallpalast alles zusammengerufen, was im Imperium Rang und Namen hatte. Sie waren zwar einiges gewohnt, was die Launen des Imperators und seine Auftritte betraf, aber das

Ja, diese Version des Marsches war auch ein direkter Affront gegen Atlan. Bostich hatte es sich zuvor nicht eingestehen wollen. Erst vor wenigen Sekunden, als er den Saal der Imperatoren betreten hatte, war es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen.

Ja, er war eifersüchtig auf Atlan. Weil große Teile seiner Untertanen den letzten Gonozal noch immer für den einzig wahren Imperator hielten. Weil Atlan der Inbegriff eines Arkoniden überhaupt war. Weil seine Leistungen, seine Errungenschaften, sein Ruhm und Ansehen noch immer einen großen Schatten auf Imperator Bostich warfen.

Noch. Aber nicht mehr lange.

Imperator Bostich nickte knapp, und drei Hundertschaften riesiger Naats marschierten in den Saal. Genau wie damals, wie kurz vor dem Tod von Gonozal VII.

Wider jede Vernunft hoffte Bostich, dass Atlan diese Veranstaltung verfolgte. Zwar galt er schon seit über einem Jahrzehnt als verschollen, aber das hielt der Imperator für eine Finte. Atlan Gonozal war nicht totzukriegen. Bislang war ihm niemand gewachsen gewesen. Hatte kein Arkonide aus seinem Schatten treten können. Aber das würde sich mit dem heutigen Tag ändern.

Der heutige Tag war sein Tag.

Wenn schon nicht Atlan, so würde zumindest die Führungsspitze der LFT diese Zeremonie mit Argusaugen verfolgen. Die Veranstaltung wurde von den stärksten Hypersendern des Systems in die gesamte Galaxis übertragen. Das Imperium ließ die Sendung in sämtliche wichtigen Relaisnetze einspeisen, natürlich auch in GALORS, und hatte auf den wichtigsten Welten der Milchstraße eigens Sendezeit reserviert.

Die Lautstärke schwoll an, und Bostich ließ den Blick über das Orchester gleiten. Die Musiker bearbeiteten ihre Instrumente mit voller Kraft ihrer Arme und Lungen, und der Imperator war überzeugt, dass die Galaxis kaum eins davon schon jemals gesehen, geschweige denn gehört hatte. Es waren die seltsamsten, die sein Zeremonienmeister im gesamten Imperium hatte auftreiben können.

Das Orchester spielte den Marsch so verfremdet, dass die Melodie kaum noch zu erkennen war.

Vielleicht habe ich mit dieser disharmonischen Fassung des Marsches einen Fehler gemacht, dachte Imperator Bostich. Der Marsch der Imperatoren wurde mindestens so häufig gespielt wie die Hymne auf Akon-Akon oder Dank an Toscar für seine ewige Hilfe. Wahrscheinlich hätte Atlan für diesen Affront nur ein müdes Lächeln übrig gehabt.

Falls er noch lebte. Sollte er tatsächlich tot sein oder auf Nimmerwiedersehen verschollen, hatte Bostich einen Dorn weniger im Fleisch.

Der Imperator korrigierte den möglichen Fehler. Er nickte fast unmerklich, und die Töne wurden langsam harmonischer und schmerzten nicht mehr ganz so stark in den Ohren. Außerdem musste der Zeitplan eingehalten werden. Schließlich hatte er auf den verfeindeten Welten keine unbegrenzte Sendezeit gekauft.

Der Marsch der Imperatoren endete in einer mitreißenden, harmonischen Melodie, die sehr viel vom Glanz und Ruhm des Imperiums vermittelte. Aber bei weitem nicht alles. Das war unmöglich. Denn er war zu einer Zeit komponiert worden, als noch niemand den Weitblick gehabt hatte, an das Huhany'Tussan auch nur zu denken, geschweige denn es zu proklamieren.

Die Musik verstummte, und die Ehrengäste erhoben sich von ihren Rängen und spendeten stehend Applaus.

Selbstverständlich trug jede dieser Persönlichkeiten unsichtbar ein KrIso-Netz im Haar, genau wie auch er.

Imperator Bostich I. versuchte gar nicht erst, ihre Reaktion genau einzuschätzen. Dafür waren es zu viele. Aber die Syntroniken hatten alles im Blick. Kein einziger Ehrengast würde ihnen entgehen. Und die automatische Auswertung würde ihm verraten, wer zurückhaltend Beifall gespendet hatte und wer vielleicht sogar gar nicht. Wer es gewagt hatte, seine Entscheidung, den Marsch der Imperatoren zuerst verfremdet und disharmonisch spielen zu lassen, auf diese Weise zu kritisieren.

Selbst in diesem Augenblick von Arkons Glanz und Ruhm durfte er in seiner Wachsamkeit nicht nachlassen.

Die Techniker arbeiteten perfekt. Aus dem Nichts flammte Illumination auf. Es waren keine Scheinwerferstrahlen, die Bostich erfassten, nein, die Helligkeit schien von ihm auszugehen, ein strahlendes Licht, das alle blendete.

Er hob eine Hand, und der Applaus verstummte.

»Wir schreiben den 1. Prago des Tarman 21.423 da Ark«, sagte er. Den 26. Dezember 1303 NGZ nach der Zeitrechnung des Erzfeindes. »Dieses Datum wird die Galaxis nie vergessen.«

Die Stecknadel fiel nicht. Ihm gehörte weiterhin die ungeteilte Aufmerksamkeit der Anwesenden.

»Und wir haben uns hier im Kristallpalast zusammengefunden, dem ehemaligen und zukünftigen Zentrum der Galaxis.«

Bostich drehte sich nicht um, doch er wusste, dass in der Dunkelheit hinter ihm ein Hologramm aufleuchtete. Er wusste auch, was es zeigte, denn es war nach seinen genauen Anweisungen kreiert worden.

Den Kristallpalast, den er gerade erwähnt hatte, das Regierungszentrum des arkonidischen Imperiums auf dem Hügel der Weisen, dem Thek-Laktran, einem Hochplateau, das von mehreren Gipfeln überragt wurde. In den riesigen, bis zu 500 Meter hohen Trichtergebäuden, die darauf errichtet worden waren, wohnten die Spitzen der arkonidischen Gesellschaft. Prachtvollere Bauten gab es in der gesamten Milchstraße nicht, doch sie alle wurden noch übertroffen vom Palast selbst, in dem der jeweilige Herrscher, seine Familie, Berater und höchsten Offiziere wohnten.

Bostich lächelte schwach. Wie hatte Atlan Gonozal schon vor fast zweitausend Jahren ganz richtig festgestellt: Er trug seinen Namen zu Recht, denn seine Außenfassade war mit einer Schicht von funkelnden Kristallen bedeckt – ein funkelndes Juwel vom Aussehen eines gewaltigen Kelches, der Gos'Khasurn. Doch seine Schönheit hatte auch ihre Schattenseiten. Kein Gebäude auf ganz Arkon I war auch nur annähernd so stark gesichert wie er. Niemand konnte ihn betreten, ohne zuvor ausgiebigen Kontrollen durch Wachen und positronische Identifikationsautomaten unterzogen worden zu sein. Schon die Wachen waren streng, aber wer von ihnen beim unberechtigten Eintritt ertappt wurde, konnte noch von Glück sagen. Die unsichtbar angebrachten Automatiken waren mit Waffen aller Art gekoppelt, die sofort in Tätigkeit traten, wenn ihnen jemand zu nahe kam, der keine ID-Marke mit sich führte, die ihn als berechtigten Bewohner oder Besucher auswies.

Daran hatte sich bis zum heutigen Tag nichts geändert.

Nur, dass kein arkonidisches Imperium, kein arkonidischer Imperator, kein arkonidisches Volk bis zum heutigen Tag eine Zeremonie erlebt hatte, deren Prunk sich mit dieser messen konnte.

Warten diese Narren darauf, dachte Bostich, dass ich sage, was ich zu sagen habe, damit sie über die Buffets herfallen können, die rings um den Saal der Imperatoren aufgebaut worden sind?

Du bist der Narr!, sagte der Extrasinn.

Er hatte natürlich recht. Die gesamte Galaxis wusste, dass Imperator Bostich niemals solch einen Auftritt ohne entsprechenden Anlass inszeniert hätte. In diesem Moment hing jeder an seinen Lippen, jeder Bürger oder Vasall des Imperiums, jeder Angehörige der Liga Freier Terraner, jeder Jülziish, sogar jeder Haluter, jeder Posbi.

Und der Anlass war gegeben. Er war gegeben.

Er atmete tief ein. Wie lange hatte er auf diesen Augenblick gewartet? »Hiermit erkläre ich das Huhany'Tussan für gegründet«, sagte er. »Das Göttliche Imperium der Arkoniden.«

Sie alle wussten, dass etwas im Busch war, aber sie wussten nicht, was. Und sie konnten nicht mehr erwarten, es zu erfahren. Noch wusste keiner von ihnen, was das bedeutete … Huhany'Tussan.

Er nickte erneut fast unmerklich, und der Raum oberhalb der Köpfe der Anwesenden verwandelte sich in eine riesenhafte, prächtige Holoprojektion. Damit die hochedlen Gäste der Gründungszeremonie auch wussten, womit sie es zu tun hatten, sorgten rot flimmernde technische Daten dafür, dass sie die Maßstäbe richtig einschätzen konnten.

Sie blickten auf insgesamt 48 turmartige Bauten, die größten 3500 Meter hoch, am Fuß 850 Meter dick, sich konisch nach oben bis zu einem Durchmesser von 250 Metern verjüngend und in einem gedeckten Elfenbeinweiß gehalten. Die Oberflächen schienen von Hunderttausenden von Fenstern übersät, die von Vergrößerungen hervorgehoben wurden, die Türme selbst in ein diesig wirkendes Licht gehüllt.

»Das ist der Neubau des Ark'Thektran«, fuhr Imperator Bostich fort, »des neuen Flottenzentralkommandos des Imperiums, besetzt mit zweihundertachtzigtausend Thek'pama und sämtlichen hochgestellten Thek'athoren.«

Die Techniker hatten perfekte Arbeit geleistet. In dem Sekundenbruchteil, in dem Imperator Bostich den Satz beendet hatte, erhoben sich die Türme des Ark'Thektran vom Boden, starteten in den Himmel von Arkon II und entschwanden den Blicken der Betrachter.

 

*

 

Bostich wusste, dass das Holo wieder erloschen war, schwieg aber noch einen Moment lang, damit die Ehrengäste die Eindrücke auch verarbeiten konnten. »Ark'Thektran wird in Kürze, noch an diesem Tag, seinen neuen Standort erreichen«, sagte er dann. »Als Teil des Göttlichen Imperiums, das den Arkoniden die Macht der Vergangenheit zurückbringen und sie mit der Macht der Gegenwart vereinigen wird.«

Er legte eine weitere Pause ein. Sollten sie doch rätseln, sollte ihre Spannung sich ins Unermessliche steigern, sollte die ganze Galaxis den Eindruck bekommen, Imperator Bostich I. habe den Verstand verloren und sich in seinem Wahn hinreißen lassen, ein Ereignis von solch einer Größe und Bedeutung anzukündigen, dass die Wirklichkeit, wie beeindruckend sie auch sein mochte, seinen Worten niemals gerecht werden könnte.

Er würde sie Lügen strafen.

Dieser Tag war sein Tag, und er wusste ganz genau, wie er ihn zu inszenieren hatte. Er spielte mit ihnen, und sie bemerkten es gar nicht. Sein Triumph würde nur um so größer sein.

Er nickte, und ein neues Hologramm erschien. Es zeigte ein Gesicht.

Imperator Bostich hatte lange überlegt, ob er diesen Moment des absoluten Ruhms mit jemandem teilen sollte. Zuerst hatte es ihm widerstrebt, doch dann war ihm seine wahre Rolle an diesem Tag, der galaktische Geschichte schrieb, bewusst geworden.

Die Nachwelt würde es richtig einzuschätzen wissen und die Gegenwart sowieso.

Er hatte den kühnen Plan entworfen. Er hatte ihn in die Wege geleitet und schließlich auch verwirklicht. Alle anderen waren nur Handlanger. Wichtige Helfer womöglich, aber er hatte die Vision gehabt.

Nach diesem Tag würde Atlan der Vergessenheit anheimfallen. Vielleicht nicht sofort, aber langsam, schleichend. Und irgendwann würde das ganze Imperium jahrtausendelang nur noch von Bostich sprechen. Genau wie es jahrtausendelang nur von Gonozal III. gesprochen hatte.

Imperator Bostich I. würde in den Kristall der Geschichte eingehen. Und wenn er den Ruhm schon mit jemandem teilte, dann mit ihm. Seinem einzigen Freund. Dem einzigen, den er jemals gehabt hatte und jemals haben würde.

»Das ist Aktakul da Ertrus«, sagte Bostich, »der Ka'Marentis des Imperiums. Chefwissenschaftler Aktakul wird nun eine entscheidende Phase der Entstehung des Huhany'Tussan persönlich kommentieren …«

Und Bostich stellte befriedigt fest, dass die Stecknadel noch immer nicht fiel.

3.

Wrehemo Seelenquell

Der Meister und der Gürtel

 

»Silberner, was ist mir dir? – Was ist?«, wisperte Wrehemo Seelenquell so leise, dass die ihn umgebenden Mutanten ihn nicht hören konnten.

Dann fegten der Schmerz und die überwältigenden Erinnerungen ihn hinweg. Der Schmerz zerriss ihn fast.

Noch immer. Nun vielleicht metaphorisch, aber zuvor buchstäblich. Er hatte seinen Körper ergriffen und hielt ihn gepackt, zerrte ihn in die Länge. Der eine Teil befand sich schon dort, während der andere noch hier war.

Der Zustand kam ihm unendlich und zugleich zeitlos vor. Damit gewann die Agonie eine neue Qualität, die Wrehemo Seelenquell zuvor für unmöglich gehalten hatte. Einen Gedanken lang befürchtete er, der Transfer würde nie enden, und dieser Gedanke bereitete ihm Entsetzen und verstärkte seine Panik. Denn er bewies, dass die Versetzung keineswegs zeitlos verlief. Sonst hätte er keine Gelegenheit gehabt, zu diesem logischen Schluss zu kommen.

Die beiden Schatten …

Er glaubte, vor dem roten Wabern der halbtransparenten Blasen, die ihn umgaben, zwei Gestalten zu sehen, die genau wie er zerrissen wurden, gestreckt und in die Länge gezogen. Die sich genau wie er einen unfassbar kurzen und zugleich langen Augenblick an zwei schier unendlich weit voneinander entfernten Stellen gleichzeitig zu befinden schienen.

Im nächsten Moment waren sie wieder verschwunden.

Hatte er sie sich nur eingebildet? Waren sie Projektionen seines schlechten Gewissens gewesen, zumindest des winzigen Rests davon, der ihm noch verblieben war?

Sie hatten sich nur schemenhaft vor dem roten Wabern abgezeichnet, doch um wen sonst konnte es sich handeln als um den Monochrom-Mutanten namens Trim Marath und den zweiten, der neben ihm gestanden hatte und vielleicht dessen Freund war? Um die beiden, die er im Austausch gegen sich selbst und seinen Silberträger von der Materiewippe Ruhar ins Land Dommrath abgestrahlt hatte?

Wrehemo versuchte, diesen Gedanken zu unterdrücken, doch es gelang ihm noch nicht. Aber ob er nun die beiden Mutanten, die er in seine Heimat versetzt hatte, tatsächlich gesehen hatte oder nicht, sie hatten sowieso nicht mehr lange zu leben. Da Truppen der Ritter von Dommrath gegen seinen Stützpunkt anrückten, hatte er die Materiewippe, die er genau wie den Anzug der Phantome und den Sepzon-Gürtel aus dem Technologischen Speicher der Sternenkammer gestohlen hatte, mit einem Zeitzündersprengsatz vermint.

In wenigen Zeiteinheiten würden Marath und der unbekannte andere Mutant sterben, in der Explosion umkommen.

Dann wurde der Schmerz noch stärker, falls dies überhaupt möglich sein sollte. Wrehemos Körper schien Atom für Atom zerrissen und wieder zusammengefügt zu werden. Die Belastung war schier unerträglich.

Der Spuk hielt eine Ewigkeit an, doch irgendwann war er vorbei, und Wrehemo Seelenquell tauchte mitten unter jenen Wesen auf, deren Para-Block er angepeilt hatte. Mitten unter jenen Wesen, von denen er kaum mehr wusste, als dass sie selbst sich Monochrom-Mutanten nannten.

Im selben Augenblick spürte er, dass der Silberträger den Transfer nicht überstanden hatte.

»Silberner, was ist mir dir? – Was ist?«, wisperte Wrehemo Seelenquell.

 

*

 

Aber er konnte sich noch immer nicht auf den Silbernen konzentrieren. Die Eindrücke des Transfers hafteten noch an ihm, ließen sich nicht abschütteln. Seine Gedanken waren noch völlig verwirrt.

Ich habe es geschafft!, dachte er ungläubig. Ich habe es tatsächlich geschafft! Und: Ich bin zu alt für so etwas. Dabei bin ich entschieden zu alt dafür! Aber ich habe ja keine andere Wahl gehabt.

Ein weiterer Schmerz brandete durch seinen Körper, aber ein anderer, ein … realer. Der eines heftigen Aufpralls.

Der Silberträger war unter ihm zusammengebrochen und hatte ihn halb unter sich begraben.

Wrehemo Seelenquell wusste sofort, dass der Silberträger tot war.

Der Silberträger …, mit dem er sich nach jahrhundertelanger Gewöhnung fast schon instinktiv verständigen konnte. Der seine Konzentration verstärkte, so dass er tagelang ohne Schlaf auskommen konnte. Um dessen Zuneigung er sich jahrzehntelang bemüht hatte. In seiner Generation war er der einzige aus dem Karriolenden Clan gewesen, dem es gelungen war, solch ein Wesen an sich zu binden.

Ihm wurde kurz bewusst, wie sehr er sich verändert hatte, und er empfand Entsetzen vor dieser Wandlung. Denn er verspürte nicht die geringste Trauer um seinen Begleiter, für den er früher sein Leben gegeben hätte.

Er hatte jetzt etwas anderes.

Den Gürtel.

Unmittelbar vor dem Transfer war ein Blitz durch seine Schädelknochen gezuckt, und spätestens in diesem Augenblick hatte sich etwas in ihm verändert.

Er dachte nur: Erstaunlich. Obwohl er körperlich sehr viel stärker ist, als ich es bin, hat er den Transfer nicht überlebt …

Das Entsetzen verflog jedoch sofort wieder und ließ lediglich Angst zurück. Angst um sich selbst, um sein Leben, sein Schicksal. Denn die Seelenquell teilten ihre Langlebigkeit mit den Silberträgern. Es war nicht ungewöhnlich, dass ein Träger seinen Seelenquell in den Tod begleitete – und umgekehrt.

Und das wollte er nicht. Früher, ja … früher wäre er seinem Silberträger vielleicht gern in den Tod gefolgt, weil er sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen konnte. Weil die Trauer ihn überwältigt und hinweggerissen hätte. Aber jetzt …

Jetzt war etwas anderes in seinem Geist. Der Sepzon-Gürtel. Wie ein zusätzlicher Sinn hatte er sich dort eingebunden und bestimmte sein Denken und Handeln.

Ja, Wrehemo Seelenquell hatte sich in der Tat verändert.

Das Ableben des Silberträgers kam einer Katastrophe gleich, auch wenn sein Leben dadurch nicht in unmittelbarer Gefahr zu schweben schien. Er sah sich seines Transportmittels beraubt, was nicht gerade seinen Mut stärkte. Jetzt hatte er keine Wahl mehr: Wo auch immer er sich befand, er würde hier irgendwie überleben und zurechtkommen müssen.

Der Silberträger nahm ihm einen Großteil der Sicht, doch Wrehemo Seelenquell konnte zumindest erkennen, dass die Materiewippe Ruhar ihn zu einem sehr primitiv anmutenden Ort versetzt hatte. Er machte schlichte, ja schon bescheidene Wohncontainer aus und dahinter eine raue und karge Berglandschaft.

Er durfte nicht den Fehler begehen, von diesem Ort auf die ganze Galaxis zu schließen, doch es verwunderte ihn schon, dass Morkhero sich ausgerechnet hierher geflüchtet hatte. Allerdings … vielleicht war ihm in seiner Not nichts anderes übriggeblieben.

Aus dem Augenwinkel nahm Wrehemo Seelenquell eine Bewegung wahr. Einer der Humanoiden, die ihn umgaben, näherte sich. Seine Körpersprache verhieß nichts Gutes, strahlte einen ungezügelten, kaum beherrschbaren Zorn aus.

Wrehemo blieb ganz ruhig, brach nicht in Panik aus. Das ließ schon der Gürtel nicht zu. Er wusste, was zu tun war, und der Sepzon-Gürtel und Wrehemo – diese Komponenten passten nun endlich in einer erstaunlichen Affinität zusammen.

Ich allein kann euch Rettung bieten, sendete der Gürtel die mentale Botschaft aus, die er auch schon mehrmals vom Land Dommrath aus hierhergeschickt hatte. Ich allein besiege euren Tod. Und nun bin ich bei euch. Haltet euch bereit!

Wrehemo wusste nicht, wie der Gürtel es bewerkstelligte, würde es vielleicht nie erfahren. Er stammte wie der Anzug der Phantome aus der Werkstatt Parr Fioranos, und Wrehemo war nicht so vermessen, sich mit einem Diener der Materie zu vergleichen.

Noch nicht.

Solange er den Anzug nicht wieder in seinen Besitz gebracht hatte.

Aber sein Geist und der Gürtel waren gleichsam miteinander verschmolzen. In diesem Zustand verfügte er über unglaubliche mentale Kräfte, die Kräfte eines Hypnosuggestors, der seine gesamte Umgebung kontrollieren konnte. Es gelang ihm mühelos, die versammelten Humanoiden, die den Para-Block bildeten, unter seine mentale Kontrolle zu zwingen.

Es war eine Sache von Sekunden. Nicht der Rede wert. Die Mutanten selbst lieferten mit dem Para-Block das Instrument, das sie kontrollierte.

Der Block ließ in seiner Intensität nach. Wrehemo merkte auf. Er musste darauf achten, dass er nicht ganz zusammenbrach. Ein gleichgeschalteter Block war für ihn einfacher zu handhaben als Tausende Einzelwesen. Den einzigen Nachteil, der sich dadurch ergab, musste er wohl oder übel in Kauf nehmen: Wer nicht an dem Para-Block teilnahm, wurde auch nicht von Wrehemo kontrolliert.

Die Gefahr durch den Humanoiden, der sich ihm mit so drohender Gestik genähert hatte, war damit erst einmal gebannt.

Aber das brachte Wrehemo auf eine Idee. Hätte er nicht über den Sepzon-Gürtel verfügt, hätte der Mutant ihn – aus welchem Grund auch immer – angegriffen und wahrscheinlich sogar getötet. Nun sollte er die volle Macht des Gürtels zu spüren bekommen.

Seelenquell brachte den kräftig gebauten Mutanten mit Hilfe des Gürtels unter seine direkte Kontrolle, zwang ihn zu sich heran und ließ ihn niederknien. Der Humanoide würde sein provisorischer Träger sein.

Dann schickte Wrehemo Seelenquell sich an, sich vom Kadaver des Silberträgers zu befreien. Das kostete seinen alten Körper unendlich viel Kraft. Über dreißigtausend Mutanten brachte er mühelos in seinen Bann; aber den Wegbegleiter langer Jahrhunderte ein Stück zur Seite zu schieben, das hätte seine Mission fast scheitern lassen.

Sofort tadelte er sich für seine Dummheit. Er besaß den Gürtel. Er hätte einen der Mutanten den Kadaver zur Seite zerren lassen können.

Er musste sich beruhigen, konzentrieren, seine Gedanken in geordnete Bahnen bringen. So schnell wie möglich den Schock überwinden, den der Transfer von einem Land in ein anderes, unglaublich weit entferntes verursacht hatte.

Denk nach! Was ist nun vordringlich?

Der Gürtel half ihm. Noch immer vermochte er sich nicht mit den Monochrom-Mutanten zu verständigen. Es war nun an der Zeit, sich um die Kommunikation zu kümmern.

Er befahl dem Translator an seinem Handgelenk, die Sprache der Monochrom-Mutanten zu erlernen.

Und was noch?

Darauf gab es nur eine Antwort. Sein abtrünniger Lehrling Morkhero. Morkhero Seelenquell, der ihm den Anzug der Phantome gestohlen und den er bis in dieses Land verfolgt hatte.

Wrehemo kletterte auf die Schultern des unterworfenen Mutanten, verankerte seine Widerhaken in ihm und griff erneut auf die Hilfe des Gürtels zurück. Er aktivierte die Ortervorrichtungen.

Siebzehn nickelfarbene Sensorpunkte, kreisförmig angeordnet.

Sensorpunkt zwei: Peilung der Distanz. Sensorpunkt drei: Peilung der Richtung. Sensorpunkt vier: Peilung der Intensität. Sensorpunkt fünf: Frequenzjustierung.

Soviel hatte er mittlerweile herausgefunden.

Dann atmete er erleichtert auf. Morkhero befand sich in der Tat in diesem Land. Sein Plan war aufgegangen, zumindest der erste Teil. Er war gerade noch rechtzeitig gekommen.

Nun musste er nur noch so schnell wie möglich zu Morkhero gelangen und ihn angreifen, bevor sein abtrünniger Diener bemerkte, wer ihn aufgespürt hatte.

Nur noch …

 

*

 

Der Translator setzte aus dem Gemurmel der umstehenden Wesen mit rasender Geschwindigkeit eine Sprache namens Interkosmo zusammen. Wrehemo Seelenquell nahm dankbar zur Kenntnis, dass dieses Idiom für die leichte Erlernbarkeit durch Außenstehende optimiert war. Genau wie bei Do'Esanom handelt es sich wohl um die lingua franca eines ganzen Landes. Nach wenigen Minuten war es ihm möglich, sich mit den Humanoiden zu verständigen.

Erneut half ihm der Sepzon-Gürtel, und Wrehemo benötigte nicht lange, sich Klarheit über die komplexe Situation der Stadt zu verschaffen.

Die Monochrom-Mutanten wurden hier in Para-City von einem Paratronschirm eingeschlossen. Drei Raumschiffe der ENTDECKER-Klasse kreisten über der Stadt.

Wie willst du nun vorgehen?, fragte die Künstliche Intelligenz des Sepzon-Gürtel.

Wrehemo Seelenquell lauschte in sich hinein und leitete dann durch die Widerhaken an seinen Füßen die nervenimpulsartigen Reize weiter, mit denen er seinen Träger steuerte.

Es beruhigte ihn, dass der Humanoide sofort darauf reagierte. Die Tatsache, wieder über einen Träger zu verfügen, trug gewaltig zu seiner Ausgeglichenheit bei, auch wenn das Wesen unter ihm alles andere als silbern und adäquat war.

Mein vordringliches Ziel ist natürlich, trotz aller Widernisse so bald wie möglich zu Morkhero zu gelangen, gab er zurück.

Dazu benötigst du ein Raumschiff.

Ein ausreichend großes sogar. Denn ich werde sämtliche Monochrom-Mutanten von Para-City mitnehmen. Bei der Auseinandersetzung mit meinem untreuen Lehrling wird mir die Macht ihres Para-Blocks vielleicht noch nützlich sein.

Der Sepzon-Gürtel schwieg. Überrascht, wie Wrehemo vermutete. Doch dann durchflutete Seelenquell ein Gefühl der Zufriedenheit, das ihn geradezu beglückte.

Er griff auf den Geist seines Trägers zurück und erfuhr, dass sich direkt außerhalb der Stadt und des Paratronschirms noch ein Raumschiff befand – das araische Medoschiff ZENTRIFUGE.

Nun hatte er die Qual der Wahl.

Eigentlich war dieses Schiff keinesfalls geeignet, ungefähr vierunddreißigtausend Personen zu transportieren. Die Gedanken seines Trägers waren ein offenes Buch für ihn. Seit der Gründung von Para-City waren etwa eintausend Monochrom-Mutanten gestorben, was durchaus eine Schwächung seines Machtpotenzials bedeuten konnte. Und den anderen drohte jeden Moment der Tod. Er musste schnell handeln.

Andererseits schwebten zusätzlich drei Raumschiffe der ENTDECKER-Klasse in einem tiefen Orbit. Sie stellten die bessere Alternative dar, doch selbst für den Träger eines Sepzon-Gürtels waren sie vielleicht eine zu schwere Beute.

Er musste die ZENTRIFUGE nehmen. Das Gesamtvolumen des Halbkugelschiffes betrug nach den Informationen, die er aus K'rigans Bewusstsein saugte und im Kopf kurz überschlug, rund 2,1 Millionen Kubikmeter. Wenn die Hallen, Kabinen, Korridore und sonstigen Räume, die er für die Unterbringung der Mutanten verwenden konnte, nur zehn Prozent ausmachten, standen ihm also etwa 210.000 Kubikmeter zur Verfügung.