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Inhalt

Kapitel 1.

Kapitel 2.

Kapitel 3.

Kapitel 4.

Kapitel 5.

Kapitel 6.

Kapitel 7.

Kapitel 8.

Kapitel 9.

Kapitel 10.

1.

„Verdammt und zugenäht, ich fahr gleich aus der Haut“, sagte der alte Donegal Daniel O’Flynn. Er hockte auf dem Rand der Kuhlgräting und funkelte jeden angriffslustig an, der in seine Nähe geriet. Sein verwittertes Gesicht war zorngerötet, aber um die Nasenspitze herum war er käseweiß – ein sicheres Zeichen dafür, daß er jeden Augenblick explodieren konnte.

Wer keinen Ärger wollte, ging ihm also tunlichst aus dem Weg. Arwenack, der Schimpanse, hockte bei dem jungen Dan O’Flynn im Großmars und behielt den Alten dort unten argwöhnisch im Auge. Arwenack hatte bisweilen schon Bekanntschaft mit den Krükken von Old O’Flynn gemacht. Unter diesem Aspekt war und blieb der Großmars der sicherste Zufluchtsort, wenn der Alte mal wieder fuchsteufelswild wurde.

„Himmelarsch, ist das alles ein verfluchter Mist hier“, wetterte der alte Donegal.

Seine Worte bildeten einen krassen Gegensatz zu der Schönheit und Harmonie, die die Umgebung bot. Die Insel, in deren Bucht die „Isabella VIII.“ und der Zweimaster mit den blutroten Lateinersegeln ankerten, mutete wie das Paradies auf Erden an. Bizarre Lavafelsen türmten sich rundum auf, ihren Spitzen hatte das Sonnenlicht goldene Kronen aufgesetzt.

Weiter landeinwärts gab es Dattelpalmen, Bananenstauden, Büsche der wilden Marau, Sträucher mit den roten Prachtblüten des Hibiskus rosa sinensis, Tiere, die man jagen konnte, eine Trinkwasserquelle. Die See selbst bot Fisch und anderes Getier in den erstaunlichsten Spielarten. Genug Nahrung also, kein parasitenverseuchter Dschungel und keine Kannibalen – ein Platz zum Verweilen. Nicht von ungefähr hatten zunächst Siri-Tong, die Rote Korsarin, und dann auch der Seewolf diesen Traum der Karibik als Schlupfwinkel ausgewählt.

Azurblauer Himmel spannte sich über dem Eiland. Eine leichte Brise umfächelte die einzige Frau und die Männer auf den Oberdecks der beiden Schiffe. Von Verdruß konnte jetzt nicht mehr die Rede sein, hier waren sie sicher. Es war ein stilles Idyll, eine Szene der Beschaulichkeit – und doch setzte Old O’Flynns Gemecker dem Ganzen einen Dämpfer auf.

„Euch Nachttopfseglern sollte man doch die Haut in Streifen vom Hintern ziehen“, tönte es da über Deck.

Carberry trat hinter den Alten. „He, Donegal, klaust du mir jetzt meine Lieblingssprüche? Was ist eigentlich in dich gefahren?“

„Das fragst du noch?“ Zornbebend wies O’Flynn seinen Beinstummel vor. Die beiden Krücken hatte er auf die Gräting gelegt. Er hockte mit aufgestützten Händen und erweckte – wenn man es genau betrachtete – einen mehr verbitterten als aufgebrachten Eindruck. Er hatte eben so seine Art, Kummer zum Ausdruck zu bringen.

„Ach so“, erwiderte Carberry. „Dein Holzbein, das du im Kampf gegen Caligu verloren hast. Na ja, sicher, du brauchst Ersatz.“

„Na ja, sicher“, äffte O’Flynn ihn nach. „Du nimmst das auf die leichte Schulter, aber du brauchst ja auch nicht mit nur einem Bein durch die Weltgeschichte zu hinken, Profos.“

„Nun hab dich doch nicht so. Wir sind gerade erst zurückgekehrt und müssen wenigstens ein bißchen verschnaufen, bevor wir mit den wichtigsten Ausbesserungsarbeiten anfangen.“ Carberry grinste, es sollte beschwichtigend wirken. „Dann kommst du auch ganz flink wieder zu deinem Holzflunken.“

Old O’Flynn schnitt eine Grimasse, als wolle er Gift und kleine Steine auf Deck spucken. „Du weißt, wie das gleich läuft, du weißt das ganz genau, du alter Stinkstiefel.“ Er wandte den Kopf und blickte zu dem arg angeschlagenen Zweimaster hinüber. Der hatte einige kopfgroße Löcher in den Bordwänden, und auch die Takelage war bei dem Gefecht in Mitleidenschaft gezogen worden.

Sie hatten Caligu, dem Piraten, einen Besuch abgestattet. Sie waren bis vor Tortuga gesegelt, und dieses Mal war es übel ausgegangen für den Schrecken der Karibik. Aber auch Siri-Tong und ihre Mannschaft und die Seewölfe hatten Federn lassen müssen.

Ja, sie hatten in diesem einzigartigen Raid Caligu aufgespürt und die alte, noch offene Rechnung mit ihm beglichen. Hasard hatte Caligu schon damals, als er die Karibik verließ, geschworen, daß er ihn eines Tages töten würde. Dieser ausgekochteste aller Schnapphähne zur See hatte ihm schon vor Grand Cayman arg zugesetzt, dann aber eine gewaltige Niederlage erlitten. Danach hatte er ihn noch einmal bei den kleinen Cayman-Inseln zu überrumpeln versucht, anschließend in einer furchtbaren Seeschlacht in der Mona-Passage. Jedesmal waren der Seewolf und seine Crew mit heiler Haut davongekommen. Aber der Name Caligu hatte sich unauslöschlich in Hasards Gedächtnis eingeprägt.

Und Siri-Tong? Caligu hatte sie vergewaltigt und ihr damit die größte Schmach ihres Lebens zugefügt. Ihr lodernder Haß hatte nach Vergeltung geschrien. In Hasard hatte sie einen willkommenen Verbündeten gegen Caligu gefunden.

Jetzt, Mitte Februar 1581, hatte Caligu büßen müssen. Er lebte nicht mehr. Sie hatten seinen kleinen Schiffsverband zerschlagen, zerrieben, zu den Haifischen geschickt. Hasard hatte Caligu nach einem dramatischen Zweikampf das Entermesser tief in die Brust gerammt. Dieser Moment hatte fast etwas Symbolisches gehabt. Philip Hasard Killigrew hatte den drastischen Beweis geliefert, daß auch ein Mann wie Caligu zu besiegen war. Hier, in der Karibik, herrschte das Gesetz des Stärkeren. Überheblichkeit führte zu Unachtsamkeit, Unachtsamkeit zu Fehlern. Wer einen Fehler beging, bezahlte mit seinem Blut.

Maria Juanita, Caligus Geliebte, war einem ähnlichen Schicksal entgangen. Sie hatte sich in einem Boot an Land retten können. Dem Seewolf und der Roten Korsarin hatte sie fürchterliche Rache geschworen, denn ein zweiter Schnitt entstellte ihr Gesicht. Siri-Tong hatte ihr den verpaßt.

Die „Isabella VIII.“ und der Zweimaster waren zurück zur Insel gesegelt. Das kristallklare Wasser, das in einem bestimmten Rhythmus einen Höchststand erreichte, hatte sie wieder über die tückische Felsenbarriere hinweggehoben und sicher in die Bucht der Insel getragen.

Schlangen-Insel hatte Hasard dieses Eiland getauft – wegen des Tempels, den sie im Höhlenlabyrinth entdeckt hatten. Sie lag etwa zwanzig Meilen nördlich der Caicos-Inseln, die zum großen Bahama-Archipel zählten. Damit, so hatte Hasard herausgefunden, befanden sie sich auch nicht weit von den Bahama-Inseln Mayaguana, Little Inagua und Great Inagua entfernt. Seine Karten zeigten ihm, daß sie westlich zu finden waren.

Nur Hasard und Siri-Tong kannten das Geheimnis der Passage, die in die Bucht der Schlangeninsel führte. Dieses Wissen würden sie auch weiterhin wie einen Schatz hüten, denn es sicherte ihnen ein Versteck zu, das praktisch unentdeckbar und um keinen Preis der Welt einzunehmen war.

Die Crews konnten sich erholen. Da Siri-Tongs Schiff aber so arg beschädigt war, war es unerläßlich, sofort die notwendigen Ausbesserungsarbeiten vorzunehmen. Die Rote Korsarin hatte selbst keinen Schiffszimmermann. Wieder boten die Seewölfe also ihre Hilfe an. Sie hatten den Zweimaster ja schon einmal unter Ferris Tuckers Anleitung repariert, und das, obwohl die Rote Korsarin anfänglich vorgehabt hatte, ihnen allen von ihren zwölf wüsten Kerlen die Gurgeln durchschneiden zu lassen.

Ferris, der rothaarige Riese, und Big Old Shane hatten einen sechsköpfigen Trupp zusammengestellt, mit dem sie zu dem Zweimaster übersetzen wollten. Sie schickten sich gerade an, eines der Beiboote abzufieren.

Old O’Flynn wies mit ausgestreckter Hand auf sie.

„Da hast du’s“, sagte er zu Carberry. „Habe ich’s nicht gesagt? Hölle und Teufel, das halte ich im Kopf nicht aus. Unsereins zählt hier überhaupt nicht mehr. Immer nur Siri-Tong! Siri-Tong pfeift, und diese Himmelhunde springen. Ihr blinden Ochsen, seid ihr denn verrückt geworden, daß ihr euch so ausnutzen laßt?“ Er schüttelte die Faust. „Was bildet ihr Affen euch ein? Sie läßt euch ja doch nicht an sich ’ran, dazu seid ihr viel zu häßlich, verdammt noch mal.“

Shane grinste. Ferris blieb völlig gelassen. Aber die anderen sechs ließen von dem Beiboot ab und rückten langsam auf den Alten zu – Blacky, Matt Davies, Stenmark, Smoky, Jeff Bowie und Bob Grey. Ihre Mienen waren drohend.

„Alles kannst du tun“, sagte Matt Davies. „Bloß beleidigen darfst du uns nicht.“

„Hör bloß mit dem Gemecker auf“, sagte Smoky.

„Ha!“ rief der Alte aus. „Das paßt euch nicht, wie? Es versaut euch die Festtagsstimmung. Aber mich beeindruckt ihr nicht. Ich kann bloß lachen über euch, ihr Hammelherde. Ich lache soviel, wie ich will. Ich könnte mich ausschütten vor Lachen, wenn ich mir die Gesichter vorstelle, die ihr schneidet, wenn Siri-Tong euch abblitzen läßt.“

Matt Davis stellte sich dicht vor Donegal O’Flynn hin. Er reckte den Eisenhaken, der seine rechte Armprothese zierte. Wahrscheinlich hätte er seinen berühmten Spruch aufgesagt, was er mit dem Eisenhaken alles tun konnte, wenn man ihn reizte, aber plötzlich trat Stille ein.

Der Seewolf war zwischen Carberry und den alten O’Flynn getreten. Er hatte vom Achterdeck aus vernommen, was gesprochen worden war. In seinen eisblauen Augen blitzte es, aber mehr amüsiert als ärgerlich.

„So“, sagte er. „Du bist also dagegen, daß wir Siri-Tongs Schiff reparieren, Donegal. Das finde ich aber nicht fair von dir. Immerhin ist sie jetzt unsere Verbündete. Außerdem habe ich den Befehl erteilt, daß Ferris und die anderen zu ihr hinüberpullen.“

Old O’Flynn wurde plötzlich verlegen. Er rutschte auf der Gräting herum und suchte krampfhaft nach einer passenden Antwort.

„So hab ich das nicht gemeint“, entgegnete er schließlich.

„Sondern wie?“ erkundigte sich Hasard.

„Ich sage nur, es gibt vordringlichere Aufgaben.“

„Zum Beispiel?“

„Ihr könnt einen alten Mann doch hier nicht so ’rumhängen lassen – so ganz ohne Holzbein.“

„Pfff“, machte Blacky. „Hör mal, Donegal, für eine Weile kannst du doch auch mal ohne das Ding herumlaufen. Immerhin sind die Krücken noch ganz.“

„Früher wart ihr anders“, erwiderte der Alte giftig. „Früher, als ihr mich aufgefischt habt und so, da wart ihr so besorgt um mich, wie mir das als altem Mann zusteht.“

„Mann“, entfuhr es Bob Grey. „Jetzt wird doch der Hund in der Pfanne verrückt. Du bist ja richtig eifersüchtig!“

„Eifersüchtig?“ Old O’Flynn setzte sich kerzengerade auf. „Was willst du damit sagen? Ich bin doch nicht verkehrt ’rum, und wenn du so was noch einmal anklingen läßt, schnalle ich mir das Holzbein ab und …“

Bob unterbrach ihn: „Wie kannst du, wenn du keins mehr hast?“

Die gesamte Crew brach in brüllendes Gelächter aus. Selbst Dan oben im Großmars amüsierte sich prächtig über die Szene. Sie war ergötzlich. Und er sah nicht ein, warum er seinen Alten verteidigen sollte – der befand sich mit seinen Unterstellungen nun mal gewaltig auf dem Holzweg.

Old O’Flynn sagte etwas über mangelnden Respekt vor dem Alter und griff nach seinen Krücken. Matt Davies wich vorsorglich schon zurück. Hasard griff wieder ein. Er hob die Hand. Das Gelächter verstummte.

„Schluß jetzt“, sagte er. „Ferris, du bleibst hier, nimmst bei Donegal Maß und verpaßt ihm eine Prothese, wie sie noch kein gottverdammter Sargtischler in ganz England zustande gebracht hat. Ist das ein Wort, Donegal?“

„Und ob!“ Der Alte hielt in der Bewegung inne. Er ließ die Krücken liegen und setzte eine etwas versöhnlichere Miene auf.

„Will“, sagte Hasard zu seinem Segelmacher.

„Sir?“

„Du fertigst passende Ledermanschetten für das Holzbein an. Donegal soll mit dem Ding laufen können, als ob’s wirklich ein Teil von ihm wäre. Du hast doch damals auch Jeff Bowie entsprechend verarztet, und auch Matt hat eine Strumpfmanschette für seinen Eisenhaken gekriegt, die den ganzen Arm bekleidet und so das Abrutschen verhindert.“

Matt nickte. „Stimmt. Hat sich bestens bewährt.“

„Ja“, sagte Jeff gedehnt. „Aber vergeßt nicht, daß Old O’Flynn von Zeit zu Zeit sein Holzbein wieder abschnallen muß, vor allem, wenn er Dan, seinem Sproß, damit eins überziehen will.“

„Nun hört endlich auf!“ rief Dan aus dem Hauptmars. „Der Witz hat einen Bart, den man allmählich mit dem Ankerspill aufwickeln kann.“

Jeff wollte etwas erwidern, aber ein Blick Hasards bremste ihn.

Hasard schaute zu Will Thorne, und der entgegnete jetzt: „Aye, aye, Sir. Ich werde mein Bestes tun.“

Hasard wandte sich an Shane. „Du und die anderen sechs, ihr setzt in der Zwischenzeit mit dem Boot zu Siri-Tong über und fangt drüben mit den Arbeiten an. Ferris und auch Will kommen nach, sobald sie mit Donegal fertig sind. Und anschließend gibt es dann ja auch auf unserer ‚Isabella‘ noch einiges an Schiff und Rigg zu tun. Aber das können wir langsam angehen lassen.“

„Aye, aye“, erwiderte Shane. Er führte seine sechs Begleiter zu dem Boot. Sie brachten es an dem Galgen aus, fierten es ab und enterten dann über die Jakobsleiter ab.

„Danke“, sagte Old O’Flynn zu Hasard. „Nicht schlecht, wie du diese Heringe eben zusammengestaucht hast. Die werden langsam übermütig. Aber natürlich wäre ich auch allein mit ihnen fertiggeworden.“

Hasard verkniff sich ein Grinsen. „Ist doch klar. Gibt es noch was, worüber du dich zu beschweren hast?“

„Nein. Alles in bester Ordnung“, sagte der Alte.

Der Seewolf kehrte aufs Achterdeck zurück. Er schaute dem Beiboot nach. Die sechs Männer pullten es zu dem Zweimaster hinüber. Shane saß auf der Achterducht und hielt die Ruderpinne. Wirklich, sie schienen es kaum erwarten zu können, Siri-Tong und ihren wilden Kerlen einen Besuch abzustatten.

In der Beziehung mußte Hasard seinem Schwiegervater recht geben. Siri-Tong war eine berückend schöne Frau. Sie verdrehte hier sämtlichen Männern den Kopf, und es war schon fast ein Wunder, daß nicht auch noch Arwenack durchdrehte. Die Rote Korsarin war eine Versuchung, ein Geschöpf, dessen Reizen man nicht widerstehen konnte und die einen Mann sehr gut um den Verstand bringen konnte, wenn er schon lange keine Frau mehr gehabt hatte.

Aber sie war noch mehr. Man konnte sich die Finger an ihr verbrennen, und durch sie konnte sich eine Situation entwickeln, in der alles in einem fatalen Höhepunkt kulminierte. Einfacher: Sie war ein Pulverfaß, das irgendwann in die Luft fliegen würde.

Wer von seiner Crew würde sich als erster an sie heranpirschen?

Und er, Philip Hasard Killigrew – war er nicht auch betroffen? Die Rote Korsarin hatte ihn nicht nur achten und schätzen gelernt. Sie betrachtete ihn bereits mit Blicken, die viel verhießen, die Hasard aber doch nicht ganz glücklich stimmten. Ein Seitensprung wäre etwas gewesen, das er seiner Frau Gwen gegenüber niemals hätte rechtfertigen können. Und er wollte Gwen nicht so schändlich hintergehen, ganz abgesehen davon, daß der alte O’Flynn und Dan, sein Schwager, ihm gefährlich aufs Dach gestiegen wären.

Donegal Daniel O’Flynn, sein Schwiegervater – der alte Mann zeigte manchmal wirklich schon richtige Verkalkungserscheinungen, obwohl er in Kämpfen so manchen jungen Specht noch in die Tasche steckte. Und das trotz Holzbein und Krücken!

Da war nur sein unausgesetztes Gemäkel. Gerade seit dem Zusammentreffen mit Siri-Tong hatte er sich zu einem richtigen Meckerbeutel vom Dienst entwickelt.

Er hockte immer noch auf der Kuhlgräting. Widerwillig ließ er die Prozedur des Maßnehmens und des Herumfummelns an seinem Beinstumpf über sich ergehen. Er vollführte dabei Gesten, als wolle er Ferris Tucker und Will Thorne wie lästige Fliegen wegscheuchen.

„Ihr Hornochsen“, sagte er. „Dauert das noch lange? Beim Geier, ich bin doch kein Weib, das ihr angrapschen könnt, wie’s euch gefällt. Habt ihr einen Sonnenstich, oder was ist los? Ferris, mach das bloß nicht falsch. He, Will, du siehst ja aus wie eine Kuh kurz vorm Kalben. Was glotzt du immer so zu dem Scheiß-Piratenschiff hinüber?“

So ging das fast pausenlos. Aber auch der alte O’Flynn schickte dann und wann einen Blick zu dem Zweimaster hinüber.

Ahnte er, daß der Frieden nicht lange andauern würde?

Das Beiboot der „Isabella“ ging längsseits der Backbordwand des Zweimasters. Von oben wurde eine Festmacherleine geworfen. Blacky fing sie geschickt auf und knotete sie fest. Dann enterten sie an der ausgebrachten Jakobsleiter hoch, allen voran Shane.

Shane schwang sich über das Schanzkleid und war auf Deck des Piratenschiffes. Und da waren sie wieder, die zwölf Gestalten, bei deren bloßem Anblick nicht nur Landratten das kalte Grausen kriegten. Da war Juan, da war Sidi Mansur, da war Bill, der Bogenschütze. Batuti hatte ihn bei dem Wettkampf besiegt, bei dem es um die Übergabe der „Isabella“ gegangen war. Auch der riesige Kerl, den sie den Schlächter nannten, befand sich auf Oberdeck. Er war im Zweikampf mit der Axt gegen Ferris Tucker der Unterlegene gewesen. Hatte er die Niederlage verwunden? Er stand mit verschränkten Armen und musterte die Ankömmlinge. Nichts in seiner Miene ließ auf Freude oder Widerwillen schließen.

Da waren auch die anderen acht Piraten, und nach wie vor verspürten die Seewölfe das Unbehagen, das sie von Anfang an in Gesellschaft dieser Kerle empfunden hatten. Die hatten keine Skrupel, die gingen kompromißlos brutal und wie Bestien vor.