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Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

1.

Diese Insel im südlichen Sargassomeer war lieblich anzuschauen. Sie verkörperte auf den ersten Blick schlechthin das Paradies, auf den zweiten Blick erwies sie sich jedoch als teuflische Falle, aus der es kein Entkommen mehr gab.

Felsen, Lavafelsen, wohin man sah. Himmelhoch türmten sie sich auf, und kein Schiff hätte es gewagt, hier hindurchzusegeln. Auch Hasard nicht, wenn der teuflische Mahlstrom ihn nicht dazu gezwungen hätte, alles auf eine Karte zu setzen und dem Teufel ein Ohr abzusegeln. Sie hatten es nur haarscharf geschafft, unter Einsatz ihres Lebens und des Schiffes.

Ed Carberry fierte das Beiboot ab, mit dem sie zu der schmalen Passage zwischen den Felswänden rudern wollten, um sie zu untersuchen. Während das Boot ausschwang, dachte der Profos noch einmal an das, was hinter ihnen lag, diese fürchterlichen Nächte im Sargassomeer, die kleinen tanzenden Totenlichter, die an Bord gekrochen waren und die sich nicht mehr vertreiben ließen. Dann waren sie im Tang stekkengeblieben und hatten am anderen Morgen eine üble Überraschung erlebt. Die „Isabella“ saß inmitten einer ausgedehnten Tanginsel hoffnungslos fest, umgeben von zahlreichen verfaulenden Wracks mit unzähligen Skeletten an Bord. Erst nach Tagen, das Trinkwasser war knapp geworden, hatte ein wütender Sturm den Tang zerrissen und die „Isabella“ in jagender Fahrt auf diese Felseninsel zugetrieben. Zum Glück gab es die schmale Passage, durch die sie auf Biegen oder Brechen hindurchgesegelt waren.

Und jetzt waren sie hier, in einer stillen Bucht voller Felsen. Ringförmig dehnte sich der weiße, leuchtende Strand nach allen Seiten, eingerahmt von hohen Palmen, Büschen und weithin leuchtenden Blumen. Ein unberührtes Eiland, wie der Profos annahm.

Dahinter türmten sich Felsen auf, ein riesiges Massiv, geboren durch einen Vulkan, der vor Jahrhunderten aus dem Meer gebrochen war und diese Insel geschaffen hatte.

Ein ideales Versteck, diese Bucht. Hier drang ganz sicher kein Schiff ein. Die Bucht selbst wurde wiederum durch himmelhohe Felsen begrenzt, die sich bis zu der schmalen Einfahrt zogen und dort noch höher waren. Und in dem Wasser selbst standen die Lavafelsen wie riesige drohende Stalagmiten, urwüchsig und kraftvoll.

„Träumst du, Ed?“ fragte eine sanfte Stimme vorwurfsvoll. „Du fierst schon zehn Minuten lang das Boot ab.“

Der Profos drehte sich zu dem Seewolf um.

„Ich habe nur gedacht, daß wir doch verdammt viel Glück hatten, hier zu liegen. Und das Wetter wird auch immer besser.“

Neben Hasard standen Tucker, der rothaarige Schiffszimmermann, und Donegal Daniel O’Flynn. Der Profos hatte nicht einmal bemerkt, daß Dan inzwischen eine Jakobsleiter an der Backbordseite hinuntergelassen hatte, so versonnen war er gewesen.

Jetzt, an diesem Vormittag, schien plötzlich die Sonne. Der Himmel klarte auf und wurde azurblau. Nur noch vereinzelte helle Wolkenfetzen kündeten von dem Sturm, den sie abgeritten hatten.

Die vier Männer sprangen in das Boot. Dan hielt eine Lotleine in der Hand, mit der sie die Tiefe an der Passage ausloten wollten. Vielleicht war der Rückweg doch nicht abgeschnitten, die Hoffnung bestand immerhin, obwohl keiner so recht daran glaubte.

Der Profos pullte und legte sich in die Riemen. Hasard starrte in das hellblaue, Wasser der Bucht, auf dem sich Sonne und ein paar Wolken spiegelten.

„Etwa vierzig Faden tief“, sagte der Seewolf. Sie hatten es durch das ablaufende Ankertau festgestellt, als sie in der Bucht ankerten.

„Und trotzdem kann man fast zwanzig Faden tief sehen.“

Einmal war ihm, als husche etwas Großes pfeilschnell über den Grund. Er beugte sich noch weiter vor, sah aber nur noch einen länglichen Schatten, der gleich darauf verschwand.

Eine Wolke, dachte er, die sich im Wasser gespiegelt hat, und vergaß es wieder. Erst sehr viel später sollte er noch einmal unangenehm daran erinnert werden.

Carberry pullte weiter, aus den Augenwinkeln hatte er Hasards merkwürdigen Blick gesehen. Er starrte ebenfalls ins Wasser, sah aber nichts.

Jetzt fuhren sie zwischen himmelhohen Felsen dahin, die sich über ihnen fast zusammenschlossen. Man mußte schon den Kopf weit in den Nacken legen, wenn man da hochsehen wollte.

Schroffe Lavaklippen, kleine tükkische Felsen dazwischen, wie geschaffen, um ein Schiff der Länge nach aufzuschlitzen. Ein Felsen stand wie ein riesiges Mahnmal gleich vor der Passage. Es war der, den der Seewolf im allerletzten Augenblick umsegelt hatte.

Das Wasser in dem schmalen Durchlaß hatte sich bis auf eine leichte Strömung beruhigt, die vom Sargassomeer hereindrückte.

Trotz der kurzen Entfernung, die sie zurückgelegt hatten, war die „Isabella“ ihren Blicken schon entschwunden. Man sah sie zwischen den Felsen nicht mehr, die sie von allen Seiten schützten. Selbst wenn hier draußen jemand ganz dicht vorbeisegelte, würde er das Schiff nicht entdecken.

„Ein ideales Versteck“, sagte Hasard. „Eine Bucht, wie ich sie mir immer schon erträumt hatte. Jetzt haben wir sie gefunden!“

„Und kommen nicht mehr raus“, sagte Dan trocken.

An einem der zahlreichen Felsen legten sie an. Carberry schlang das Tauende darum und machte es fest.

Dan ließ die Lotleine ablaufen.

„Sechs Faden, acht, zwölf, vierzehn. Grund!“

„Vierzehn Faden“, murmelte der Seewolf. „Miß mal etwas weiter vorn.“

„Vier Faden“, sagte Dan O’Flynn. „Verdammt, da gehts aber steil hinunter. Und da vorn kann man die Klippen schon mit dem bloßen Auge unter Wasser sehen.“

Noch ein Stückchen weiter, und sie befanden sich an der kritischen Stelle. Natürlich gewachsener Fels zog sich unter der schmalen Passage hin, schroff wie ein Riff aus Korallen. Aber es war schwarze Lava, man erkannte sie ganz deutlich.

Dan verzichtete diesmal auf das Ausloten der Tiefe. Er ließ sich über das Dollbord gleiten, hielt sich mit einer Hand daran fest und sank langsam ab, während Hasard stumm den Kopf schüttelte.

Als Dan bis zur Brust verschwunden war, ließ er das Dollbord los.

Hasard, Tucker und der Profos kriegten runde Augen, als Dan langsam in die Mitte spazierte und weiter zur anderen Seite ging.

„Ich werde verrückt“, murmelte Carberry. „Das Riff zieht sich wie eine Sperre unter Wasser entlang. Und da sind wir durchgesegelt? Das ist ja noch nicht mal ein Faden tief.“

Hasard schluckte jetzt noch, wenn er daran dachte, mit welcher Höllenfahrt die „Isabella“ über diese flache Schwelle gerast war.

„Der riesige Wasserschwall hat uns hinübergehoben, ohne daß wir die Barriere auch nur berührt haben. Damit steht fest, daß eine Rückkehr ausgeschlossen ist. Wir können uns auf der Insel häuslich einrichten.“

Hasards Worte klangen bitter, sinnend sah er ins Wasser.

„Es gibt noch einen Ausweg“, überlegte der Profos. „Wenn wir hier hinabsteigen und das Riff Stück um Stück unter Wasser zertrümmern.“

„Eine Arbeit, die Monate in Anspruch nehmen würde, selbst wenn jeden Tag ein paar unserer Leute daran arbeiten. Wie breit ist die Felsbarriere, Dan?“

O’Flynn tastete sich vorsichtig nach links. Er konnte fast vier Yards quer darauf laufen. Dann kehrte er zurück und versuchte es auf der anderen Seite.

Hasard überschlug die Maße. Die Passage war knapp zwölf Yards breit, und über diese gesamte Breite legte sich das Riff, als wäre es gemauert worden. Und dieses Riff selbst maß in seiner Breitenausdehnung etwa fünf Yards, ehe es steil nach unten abfiel.

So schnell gab der Seewolf nicht auf, aber jetzt schüttelte er resignierend den Kopf.

„Nein, ausgeschlossen“, sagte er. „Diese Barriere zertrümmern wir selbst in einem Jahr nicht, da können wir schuften, wie wir wollen.“

Carberry, Tucker und Dan sahen das ebenfalls ein. Sie ließen die Köpfe hängen und sahen Hasard an, aber der Seewolf hatte diesmal keine Lösung zur Hand.

Es sah ganz so aus, als würden sie den Rest ihres Lebens auf dieser Insel beschließen müssen.

„Wir fahren zurück und sehen uns die Insel an“, befahl er. „Augenblicklich haben wir ein größeres Problem. Es geht ums Überleben. Wir müssen Trinkwasser suchen, eine Quelle oder einen Bach. Finden wir das hier nicht, sind wir erledigt. Dann können wir die Musketen laden und uns eine Kugel durch den Schädel jagen.“

Die drei Männer wurden blaß. Hasard sprach nie in diesem pessimistischen Ton, aber er hatte natürlich recht. Wenn sie kein Trinkwasser fanden, dann ...

Schweigend ruderten sie zur „Isabella“ zurück, wo der Kutscher sie mit Freudengeheul empfing.

„Fische gibt’s hier“, rief er. „daß es eine wahre Freude ist! Die Angel hing noch keine fünf Minuten im Wasser und schon hat einer angebissen. Man kann sie hin und her flitzen sehen!“

Auf dem Deck lag ein riesiger Zakkenbarsch, der den Kutscher grimmig anzublicken schien, weil er auf den billigen Speckköder hereingefallen war. Der Fisch mochte etwa einen halben Zentner wiegen.

„Wir haben ein Problem“, sagte Hasard und sah sich im Kreis der Seewölfe um, die den riesigen Zackenbarsch ausgiebig bestaunten. „Es gibt keine Rückkehr mehr. Mit der ‚Isabella‘ kommen wir hier nicht mehr heraus, die Barriere ist nur einen Faden tief unter Wasser. Sturm, Strömung und ein großer Wasserschwall haben uns darüber hinweggehoben.“

Er las Bestürzung in den Gesichtern. Plötzlich erschien ihnen die Insel nicht mehr als das Paradies, sondern eher als die Hölle.

„Und jetzt?“ fragte Ben Brighton tonlos. „Jetzt müssen wir hierbleiben bis uns durch Zufall jemand findet?“

„Vermutlich wird uns niemand finden“, entgegnete Hasard, „denn diese Insel ist auf keiner Karte verzeichnet. Und wer sie doch entdeckt, wird schleunigst weitersegeln. Erst waren wir tagelang im Tang gefangen, jetzt hält uns eine Insel fest. Wir haben hier allerdings größere Überlebenschancen, vorausgesetzt, daß es Trinkwasser gibt.“

Der Kutscher begab sich schweigend daran, dem Zackenbarsch eins mit Tuckers Axt vor den Schädel zu hauen und ihn auszunehmen.

Trinkwasser! Nahrungsmittel! Das waren jetzt die größten Probleme. Die Bucht schien fischreich zu sein, aber hoffentlich wuchs hier auch noch etwas anderes, denn jeden Tag Fisch würde auch dem Genügsamsten mit der Zeit zum Hals heraushängen.

„Wir werden die Insel jetzt erkunden“, sagte Hasard. „Dann haben wir Gewißheit, wir wissen ja nicht einmal wie groß sie ist. Wer will, kann mit an Land kommen. Zwei oder drei Mann bleiben an Bord zurück, zur Sicherheit, obwohl ich nicht glaube, daß hier etwas passieren kann oder ein Schiff die Bucht ansteuert.“

„Ich bleibe an Bord“, erbot sich der Kutscher freiwillig, „dann kann ich den Fisch in aller Ruhe auf einem Holzkohlenfeuer braten.“

„Aber ja nicht an Deck“, fauchte der Profos, „sonst brennt uns noch der Kahn ab, bis wir wieder zurück sind.“

„Ich denke, wir brauchen ihn nicht mehr“, stichelte der Kutscher.

Carberrys Rammkinn stach herausfordernd in die Luft. Er wollte gerade eine geharnischte Antwort geben, als der alte Donegal O’Flynn sich meldete.

„Ich bleibe auch an Bord“, sagte er. „Mit meinen Krücken kann ich schlecht laufen, und zwischen den Felsen herumsteigen, kann ich schon gar nicht.“

„Gut, wer noch?“

Smoky meldete sich. Er hatte genug von Abenteuern, Geistern und Seespuk. Ihm hatte es im Sargassomeer überreichlich gelangt. Er wollte sich mal gründlich auf die faule Haut legen, wie er versicherte.

Dann blieben noch achtzehn Männer übrig, die den Erkundungsgang vornehmen sollten.

Der Seewolf teilte sie in zwei Gruppen ein.

Eine Gruppe sollte in die linke Richtung gehen, die andere die rechte nehmen, um hinter dem Strand in die Felsen aufzusteigen. Danach würde man sich wieder treffen. Auf ein paar Stunden kam es nicht an. Sie hatten ja so unendlich viel Zeit, Zeit wie Sand, der am weißen Strand verlockend herüberleuchtete.

Ein weiteres Boot wurde abgefiert und bemannt.

„Der Drang der Entdecker“, sagte Hasard spöttisch zu Ben. „Sie haben alles andere vergessen, jetzt interessiert sie nur noch diese Insel.“

„Glaubst du, daß sie bewohnt ist?“

Der Seewolf hob die Schultern. Er sah, wie auch die anderen Männer in die Boote stiegen.

„Schlecht vorstellbar, dazu ist sie zu klein. Mich interessiert wesentlich mehr, ob wir hier Trinkwasser finden.“

„Hoffentlich“, erwiderte Ben seufzend. „Sonst müssen wir wirklich noch die Musketen laden.“

Die beiden Boote liefen auf den Strand zu, der blendend weiß war, wie sie es von Bord aus schon gesehen hatten. Knirschend lief das erste Boot auf den Sand.

Ein kleiner Vogel piepste schrill und trippelte um sein Gelege, das er sich aus dürren Blättern mitten im Sand gebaut hatte. Er flog nicht davon, als Hasard in den Sand sprang, dafür war er eifrig bemüht, sein Gelege zu schützen.

„Na, wenn das kein gutes Zeichen ist“, meinte der Seewolf. „Er hat keine Angst, folglich gibt es hier auch keine Menschen, oder er hat noch nie welche gesehen.“

„Eine Schildkröte“, rief Will Thorne. „Da, noch eine!“

Zwei mittelgroße Seeschildkröten krochen behäbig ins Wasser und tauchten weg. Eine dritte blieb blinzelnd sitzen und zog nur den eckigen Schädel etwas ein.

Hasard blieb am Strand stehen und genoß den Anblick, den diese herrliche Bucht bot. Aus dieser Perspektive sah alles ganz anders aus.

Drüben lag die „Isabella“ vor Anker. Ihr Hintergrund bestand aus einer steil aufragenden Felsformation und scharfen gezackten Klippen, gegen die sie sich wie ein Spielzeug ausnahm. Aus der Kombüse stieg hellgrauer Rauch in den jetzt wolkenlosen Himmel. Der Kutscher war dabei, den riesigen Zakkenbarsch zu verarbeiten.

Links und rechts hinter der ranken Galeone Felsen und im Wasser Felsen, wie Säulen, die ein Riese sorgfältig placiert hatte. Dann folgte auf der rechten Seite die Passage, und links endete der weiße, leuchtende Strand wieder an himmelhohen Klippen.

Es schien nichts anderes auf der ganzen Welt zu geben als diese friedliche Insel, ein Märchen aus Frieden, Freiheit und Behaglichkeit.

Die Seewölfe bemerkten Hasards verträumten Blick, wie er das herrliche Bild schweigend in sich aufnahm. Ja, hier herrschten eindrucksvoller Frieden und himmlische Ruhe, genauso mußte es im Paradies einmal ausgesehen haben. Hoch über den Klippen schraubte sich ein weißer Vogel in langen Spiralen in den Himmel, der immer weitere Kreise zog, bis er schließlich ihren Blicken entschwand.

Hasard hätte stundenlang hier stehen können, um jede Einzelheit in sich aufzunehmen, aber er riß sich gewaltsam zusammen. Schließlich hatten sie ein großes Problem, das der Lösung bedurfte.

Ob die anderen auch so empfanden? Er musterte sie unauffällig der Reihe nach. Die harten Kerle hatten fast weiche, verträumte Gesichter, in denen sich der Eindruck dieser malerischen Bucht widerspiegelte.

Langsam drehte er sich um. Vor ihnen, wo der weiße Sand sich bis zu dichtem Buschwerk hochstreckte, stand eine Gruppe von Palmen, an denen Bündel gelblicher Früchte hingen.

Bananen! Es gab Bananen hier. Dazwischen wucherten die Büsche der wilden Marau und in den Sträuchern wuchsen die roten Prachtblüten des Hibiskus.

Die Schildkröte saß noch im warmen Sand und döste vor sich hin.

Als Hasard noch unter Francis Drake gefahren war, hatte er diesen Lekkerbissen zum erstenmal in seinem Leben kennengelernt. Es war eine Abwechslung nach dem ewigen Einerlei an Bord gewesen, genau wie der riesige Zackenbarsch.

„Seht euch mal genau um, Männer“, sagte Hasard. „Bis jetzt haben wir festgestellt, daß die Bucht fischreich ist, daß es Schildkröten gibt, Bananen, wilde Marau und dort hinten Kokospalmen. Wenn wir jetzt noch Trinkwasser finden, wäre das schon fast zuviel verlangt. Trotzdem werden wir unser Glück noch einmal strapazieren. Die eine Gruppe marschiert jetzt nach links, die andere nach rechts. Lauft nicht zu weit in die Insel hinein, wir wissen nicht wie groß sie ist. Die Klippen die wir bei der Einfahrt gesehen haben, können sich meilenweit ins Hinterland ziehen.“

„Was ist das denn, dort drüben?“ fragte Dan, der die schärfsten Augen der Crew hatte, und der selbst dann noch etwas sah, wenn andere es nur vermuteten.

Hasard blickte in die angegebene Richtung. Dort vorn gab es etwas im hellen Sand – einen dunklen Fleck, der sich unscharf hervorhob.

Da niemand eine Erklärung hatte, gingen sie darauf zu.

Als Hasard die Stelle als erster erreicht hatte, blieb er wie vom Donner gerührt stehen. Die Seewölfe bildeten einen Halbkreis.

„Eine Feuerstelle“, raunte Tucker.

In den zwei Worten lag alles, was das ganze Paradies schlagartig zerstörte. Etliche Männer sahen sich sofort argwöhnisch um, spähten in das Dickicht hinter den Palmen, starrten durch Lianen und versuchten etwas zu erkennen.

Hasard ging in die Knie, untersuchte den fast runden schwarzen Fleck, der sie so erschreckt hatte.

Er fand unverbrannte Holzreste, nur angekohlt, Asche von dicken Zweigen und verkohlte kleine Holzstücke, wie der Kutscher sie in seiner Kombüse zum Kochen benutzte.

Als er sich wieder aufrichtete, war sein Gesicht ernst, der träumerische Ausdruck darin wie fortgewischt.

„Kannibalen?“ Es war eine zaghafte Frage, die lange in der Luft hing, und die Dan gestellt hatte.

„Da drüben ist noch eine Feuerstelle!“ hörten sie Carberry rufen, der sich etwas von der Gruppe entfernt hatte.

Ihnen allen erschien es, als sei der Himmel längst nicht mehr so blau, die Insel nicht mehr so freundlich, der Strand nicht mehr so einladend und hell.

Sie waren nicht mehr allein auf der Insel! Es gab irgendwelche geheimnisvollen Bewohner!